Mit Liebe wird alles gut?

Ulysses
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Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von Ulysses »

Hallo Ihr,

wie immer stecken für mich gerade in den "schnellen" Diskussionen so viele Dinge. Und ich danke euch auch hier für die vielen Posts und die Rückmeldungen.

Für mich und mein Leben sind Verallgemeinerungen jeder Art kontraproduktiv, egal wo und in welcher Form. Schriftlich und anonym, wie hier, passieren Verallgemeinerungen und Vorurteile noch schneller als im realen Leben, wo man den Menschen dazu vor sich sieht.

Bianca, in der Diskussion "drüben" sind auch Beteiligte, mit denen einige User, u.a. auch ich, schon mehrfach (für mein Empfinden vergebliche) Diskussionen mit harten Bandagen ausgefochten haben. Rund um das Thema "Verallgemeinerung der Krankheit und Gleichmachen aller Betroffenen" usw. Wundere Dich also nicht, wenn einige Dinge unkommentiert dort stehen bleiben, für die Du eventuell einen Aufschrei erwarten würdest.

Wer mich schon länger liest, für den ist es eine alte Geschichte, aber ich habe hier für mich immer wieder mein "U-Bahn-Bild":
Wenn ich in einer Großstadt zur Rush-Hour die U-Bahn betrete, dann würde ich nicht im Traum auf die Idee kommen, die vielen unterschiedlichen Menschen um mich herum alle sympathisch zu finden, mich mit allen zu verstehen, ähnliche Erfahrungen zu teilen und in Gesprächen auf einen Nenner zu kommen. Egal, welches Alter, Geschlecht, Stil oder Ausstrahlung.

Hier fällt das durch die schriftliche Form nicht so auf, aber es sind mindestens genauso unterschiedliche Menschen unterwegs. Mal völlig abgesehen vom Thema Depression.

Für mich habe ich auch als Betroffene das Recht, meinen individuellen Weg zu finden. Mit den Menschen, die ich in meinem Leben haben möchte (oder eben ohne die, die ich nicht drin haben möchte). Ich muss nicht "den einen Weg der Gesundung gehen", um wieder zu funktionieren. Das wäre für mich eher altes Depressionsmuster von "Funktionieren".

Und die Fähigkeit, andere Meinungen notfalls "zum einen Ohr rein und zum anderen Ohr wieder raus" gehen zu lassen, finde ich absolut lebensnotwendig.

Vielleicht bin ich mit dem Thema auch mittlerweile gelassener, weil ich die Jahre des "wilden Schmerzes" wegen der vielen Veränderungen einfach schon weit hinter mir habe. Die Jahre, in denen ich im Krankenhausbett lag, meine Mutter weinend vor mir, weil ich ihr ja so weh tue, weil es mir so schlecht geht. Und ich nur dachte, ich will doch selber anders, DU kannst rausgehen und Dinge erleben, ICH nicht.
Oder ähnlich auch mit ehemaligen Freunden.

Bianca, Du hast es mit einem Satz perfekt auf den Punkt gebracht, wie ich mich gefühlt habe:

Ich will meinen Tagen mehr Leben geben und krieg das nicht hin - weil ich eben nicht viel Freude empfinden kann.

Ich wollte nicht depressiv sein, nicht alleine, nicht isoliert. Aber alle anderen Alternativen haben noch mehr weh getan.

Dann habe ich gemerkt, dass ich mir von meinen Angehörigen gewünscht habe, dass sie mir den Schmerz, das Alleinesein, den besonderen Schutzraum, die Empfindsamkeit, die Überforderung lassen, mir gönnen, ja mehr noch: Dass sie MIR sagen, dass ich darauf das Recht habe, dass es mir zusteht. Weil ich es mir selber nicht zugestehen konnte.

Dass ich sozusagen die Verantwortung für meine Bedürfnisse und Gefühle (oder Nicht-Gefühle) gern an die anderen abgeben wollte. Was logischerweise zu allem möglichen geführt hat, aber niemals zu Frieden und Verständnis.

Erst als ich selber dafür eingestanden bin, als ich angefangen habe, meine Art zu leben zu entdecken, als ich gesagt habe "Und wenn es so bleibt, wie es jetzt ist, dann ist es eben so und es bleibt trotzdem mein Leben", erst dann hat sich die Akzeptanz aus dem Umfeld verändert. Und zwar deutlich.

Ich meine nicht, dass das für jeden so sein muss. Aber bei mir war es so. Und einige Deiner Sätze, Bianca, lesen sich so, als ob Du ähnliche Gefühle und Gedanken teils.

Egal wie, ich wünsche Dir den Mut, Deinen Weg zu gehen und zu vertreten. Das zu tun, was Du wirklich willst oder unter den gegebenen Umständen eben als Leben für Dich akzeptieren und einrichten willst.

Herzliche Grüße an alle hier,

Ulysses
Sommerland
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Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von Sommerland »

Ulysses,

Selbstannahme - ja darin übe ich mich! Das geht bestimmt Vielen so - auch vielen Gesunden. Danke für deine Aufmunterung, es zu versuchen!

Das Thema Verallgemeinerung können wir ad acta legen! Wir sind ja alle schon groß...

Auch wenn mir hier einige eine Forumspause empfehlen, bleibe ich am Ball. Denn gerade dieser Austausch bringt etwas in mir in Bewegung. Ich fange wieder an, mich zu bewegen! Hab einen Termin bei einer ambulanten Hilfsstelle hier in meinem Wohnort vereinbart. Hoffe auf Kontakte vielleicht in einer Gruppe. Ich orientiere mich jetzt mehr an den Erkrankten. Gestehe mir ein, krank zu sein und dauerhaft nicht allein sein zu können. Ich suche mir Rat und Hilfe von Profis und Betroffenen in meinem Wohnort. Bisher hatte ich Angst davor - mich zu outen...

Wie auch immer - der Austausch hier ist kontrovers und manchmal schmerzhaft aber er führt mich zum Denken und bringt (neue) Erkenntnis und ist deshalb gut für mich...

Bianca
Irgendwas is ja immer...
Sommerland
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Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von Sommerland »

Hallo Wolfgang,

für Dich ist es auch schwer, offen mit der Erkrankung umzugehen und über Deine Gefühle zu sprechen. Toll, dass Du Dich hier zu Wort meldest!!!
Was würdest Du einem nahestehenden Menschen gern über die Depression sagen? Wie ist Dein Erleben in der Krankheit?

Liebe Grüße
Bianca
Irgendwas is ja immer...
Sommerland
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Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von Sommerland »

Kobold,

für mich wiegen Worte viel.

Sie können verletzen.

Und es ist eine Sache, ob ich einem Erkrankten sage, dass ich auch unter seiner Krankheit leide und mich hilflos fühle. Oder ob ich ihm sage, dass ich seinen Gesichtsausdruck, seine schlechte Laune, seine verzerrte Wahrnehmung etc. kaum noch ertragen kann...

Ehrlichkeit ist ja schön und gut - aber in gewissen Momenten sollte man erstmal ein "geeignetes" Ventil öffnen, um Druck abzulassen...


Bianca
Irgendwas is ja immer...
sunshine45
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Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von sunshine45 »

Liebe Bianca,
das habe ich ja auch nicht zu Dir gesagt!

Sondern ich habe aus meinem eigenen Leben berichtet.
Schade, dass es so bei Dir rüberkommt.

Ich habe in 7 Jahren soviel "geeignete Ventile" geöffnet bis es keins mehr gab. Aber das gehört hier alles nicht hin.
Mir wurde übrigens irgendwann von professioneller Seite geraten mal Klartext zu reden, damit mein Gegenüber seine Grenzen erkennt. Aber das betrifft Dich und alle anderen hier nicht, das war meine eigene Situation!

Mehr kann und möchte ich dazu auch nicht mehr sagen.

Liebe und zugleich sehr traurige Grüße
die Koboldin
Love it, leave it or change it!
bigappel
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Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von bigappel »

Wenn ich innerhalb der eigenen Familie, Partnerschaft nicht sein kann, wie ich bin,
auch als Angehöriger, dann muß auch ich dieses Verhältnis überdenken.

Ehrlichkeit und angenommen werden für
den Betroffenen

aber auch für den Angehörigen.

Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Köchlein
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Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von Köchlein »

Hallo Biancas,

war überrascht das mich jemand anspricht.
Freue mich das du meine Meinung lesen möchtest.
Was ich meiner Frau in den letzten jahren versucht habe zu erklären ist, das wir zusammen lernen sollten zuleben, zureden, und vieleicht zulieben. Wenn wir es schaffen über unsere gefühle zusprechen.
Da ich zur zeit keine Emotinen spüre ist es leicht "" andere in meinen zustand ein zubeziehen.
Fragt mich jemand wie es geht, sage ich schlecht wenn es so ist.
Spreche mit manchen Menschen eigentlich offen das ich probleme habe.
Ich finde das es mehr menschen mit Problemen Pychischer art gibt als """ Gesunde.
Deine Überschrift sagt alles die liebe ist auch für mich deer Schlüssel, aber zuerst die Liebe zu einem selbst,Hat mann das gelernt , meist als Kind und Jugendlicher, fühlt der mensch sich stark hat selbstverteauen, kann fehler machen. Strahlt Energie aus und kann dan auch offen in das Leben gehen.
Eigentlich möchte ich hinausschreien, warum lebt ihr nicht alle zusammen, Warum ist euch das Geld und die Macht so wichtig.
Weiß nicht wie ich ausdrücken soll.
Beim Hochwasser war immer von die hilfe der Menschen zu Menschen die rede, sie kann doch auch jetzt dasein oder ??
Ich finde auch das das Leben zuschnell für uns Menschen ist zuviel Werbung und Konsum der auf uns einbricht.
Als Beispiel sind die neuen Kinofilme bin sehr oft ins Kino gegangen, aber die Filme jetzt sind im Bildwechsel so schenll das ich nicht mehr folgen.
Hoffe du verstehst mich, wenn du fragen hast frage gerne möchte ich mehr mit euch austauschen.
Wolfgang
Tabarka1
Beiträge: 267
Registriert: 10. Feb 2013, 13:34

Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von Tabarka1 »

Hi an alle,

Ich liebe es darum zu ringen, sich gegenseitig zu verstehen und das ist auch mein Anliegen hier im Forum dabei zu sein. Mit jedem Verstehen eines Anderen verstehe ich auch ein Stück von mir.

Und wir alle tragen unsere Geschichte mit uns herum. Und ich bin erst hier gelandet, als ich meinen Anteil an der Depression meines Mannes genommen habe. Jahre vorher hätte ich jammern können ohne Ende, ohne wirklich weiter zu kommen. Ich selbst musste erst in eine Tiefe Lebenskrise, um Entwicklung zuzulassen. Insofern kann ich die Wut auf die Krankheit und den Wunsch sie einfach weg haben zu wollen, gut verstehen.

Ich hatte und habe aber auch die ganz besondere Chance mit meinem Mann in der Entwicklung weiter zu gehen und Gesundung bei ihm und bei mir zu erleben. Ich weiß nicht wohin es uns tragen wird, aber ich weiß es ist für uns beide Neuland und wir haben beide Angst davor. Und manchmal fühlt es sich so an, dass ich den Berg erst auf der Landkarte gesehen habe, den ich erklimmen muss. Und die eigentliche Arbeit noch vor mir liegt.

Und insofern schaue ich darüber hinaus, also auf ein Leben mit einem Menschen, der lernen muss seine Grenzen zu akzeptieren und zu leben und auf mich für die es gilt seine Krankheit nicht zu meiner zu machen. Also ein Blick auf Gesundheit bei uns beiden.

Und ich bin oft verzweifelt und falle in meine Muster von kümmern und er in sein Muster nicht zu merken, wenn er zu weit geht. Ich habe die Idee, dass es genau darum gehen könnte die eigenen blinden Flecken immer wieder ganz aktiv zu suchen und sich Ihnen zu stellen - FÜR BEIDE!

Und deshalb gebe ich Dir recht Bianca, Veränderung ist wichtig und muss von beiden gewollt und akzeptiert werden. Und wahrscheinlich passieren genau da Trennungen, wo das nicht gelingt.

Euch allen einen guten Abend
Tabarka
Wann, wenn nicht heute... ?
Shay
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Registriert: 5. Jan 2007, 14:06

Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von Shay »

Ich denke gerade schwer darüber nach - ja, da ist tatsächlich bei vielen die Haltung da: "Der (oder die) wird irgendwann wieder gesund, und dann wird er (oder sie) wieder so wie früher.

Aber wenn ich mir das genau überlege - seit über zwanzig Jahren kennen mich die Menschen nur als latent depressiven Menschen, der ab und zu seine Schübe hat - udd as soll der Zustand sein, in den man mich nach meiner "Genesung" wieder zurückwünscht? Und dann ist man enttäuscht, wenn das tatsächlich irgendwann gar nicht stattfindet und ich als ein ganz anderer aus der Geschichte rausgehe?

Mal ehrlich - herzlichen Dank, da lege ich aber gar keinen Wert drauf. Ich will gesund werden, ich will mein Leben genießen können, die Hälfte davon habe ich schon hinter mir, und davon wiederum die Hälfte mit dieser Krankheit! Nein, ich habe den Wunsch, ein unbeschwertes Leben zu führen und glücklich zu sein, nicht mehr und nicht weniger! Wer damit nicht klarkommt, kann mir gestohlen bleiben! Sicher - bislang war ich in den Augen vieler Mitmenschen ein empathischer, ruhiger, reflektierter Zuhörer, ein Ratgeber in der Not und ein spontaner Helfer für alles und jeden - und ich vermute, solche Kerneigenschaften werden wohl auch bleiben (hoffe ich jedenfalls). Aber ich kann mir vorstellen, dass ich auch ein wenig egoistischer werden könnte, weil ich hoffentlich endlich lerne, auf mich zu hören, auf meinen Instinkt und meine innere Stimme, weil ich auf mich selbst Acht gebe und zusehe, dass ich mich nie wieder so sträflich vernachlässige, wie ich es bisher getan habe. ich hoffe, dass ich lerne, "Nein" zu sagen, wenn es nötig ist - und dass damit der eine oder andere nicht klarkommt, verstehe ich dann auch.
Gruß: Martin





„A ship is safe in harbour - but this is not what a ship is made for."
Sommerland
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Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von Sommerland »

Hallo Wolfgang,

ich finde auch, dass wir in einer total verrückten, hektischen Welt leben. Höher, schneller, weiter - wer nicht mithalten kann, hat verloren...

Wie wichtig ist es da, innere Stärke zu haben. Und - einen Menschen, der da ist. In guten und in schlechten Zeiten. Der einen sein lässt wie man ist. Und für den auch das Eine das Wichtigste ist: bedingungslose Liebe.

Wollen wir alle nicht nur das Eine: Lieben und geliebt werden - ohne Vorbedingung.

Seit meinen Aufenthalten in Kliniken für psychische Erkrankungen fällt mir das Leben hier "draußen" deutlich schwerer. Mir fehlt der geschützte Raum, das Verständnis und die Entschleunigung. "Nichts muss - alles kann" ist so ein Satz aus dem Klinikalltag und das Wissen um die Verletzlichkeit des Gegenübers, die immer zur vorsichtigen, respektvollen Annäherung führt.

Hier draußen ist Lärm, Hektik, Wettbewerb und Egoismus Alltag. Ob an der Kasse oder im Straßenverkehr - mir fällt der Alltag zunehmend schwerer!

Auch ich wünsch mir jemanden, mit dem man eine ehrliche Beziehung aufbauen kann. Bei dem ich mich öffnen könnte. Gar nicht so leicht - grad mit der Erkrankung!

Hälst Du es für möglich, trotz Depression eine Beziehung aufzubauen?

Liebe Grüße
Bianca
Irgendwas is ja immer...
Cloud59
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Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von Cloud59 »

Hallo biancas,

darf ich auch meine meinung zu deiner frage an wolfgang äussern?

Überlies es, wenn nicht.

Eine beziehung aufbauen geht meiner meinung nach. Arbeiten an einer beziehung muss man immer , ob mit oder ohne depression. Menschen ändern sich und entwickeln sich weiter. Je nach innerem muster gerät man an einen partner, mit dem man sich zusammenrauft oder auseinanderlebt und sich trennt. Die ideale beziehung gibt es nicht. Ausser in der phase der verliebtheit mit dem blick durch die rosarote brille. Depressive sind nicht beziehungsunfähig. welchen partner sie sich vorstellen oder möchten, ist individuell. Möglich, dass sie mehr die seelische übereinstimmung suchen, einen ruhigeren lebensstil. Es kommt auf die bereitschaft jeder seite an, sich immer wieder aufs neue anzugleichen. Eine lange beziehung ohne probleme ist utopie, egal ob depri oder nicht. Alte ehepaare berühren mich oft tief. Oft habe ich mich mit ihnen gesprochen. Ob mit oder ohne depri, ohne innere bereitschaft, eigene ansprüche mal zurückstellen usw. geht es nicht.

jetzt hab ich das so “allgemein„ gehalten. Hoffe, es ist trotzdem o.k.

Lg cloud
Zauberland

Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von Zauberland »

Hallo!

Also möchte ich mich kurz äußern zu dem Satz, der glaube ich von mir aus dem Angehörigen Forum zitiert wurde oder auch nicht, weil ich den so nicht geschrieben habe.

Nochmal.
Ich habe geschrieben "Depressionen machen noch keinen besseren Menschen"

das war gemünzt auf die Aussage warum man in Beziehungen (zu Depressiven) nicht mehr die Werte hat wie früher (Alte Schule).

Ich meine mit dem Satz, dass es unabhängig von der Erkrankung ist, ob ein Mensch diese Werte hat oder eben andere.

Und auf Clouds Aussage gemünzt, war meine Antwort : Ja, ich hatte alte Werte; bin damit aber auf die Nase gefallen.

Denn auch ein Mensch mit Depressionen muss kein Mensch sein mit altruistischen Werten.

Genauso gut, auch kein Angehöriger.

Es tut mir leid, wenn das als Verallgemeinerung und Absolutheit rüberkam.
Manchmal ist das geschriebene Wort eben auch missverständlich.

Ich hatte nicht die Absicht jemanden zu verletzten, hab nur meine Gefühlen anscheinend missverständlich Ausdruck verliehen.

Und bitte spricht nicht von irgendwelchen Leuten, die sich komisch äußern, sprecht "die Leute" doch direkt an.
Es geht doch auch um Lernen oder?


Danke
F.
Sommerland
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Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von Sommerland »

Hallo Cloud,

du hast wohl recht. Was mich bisher daran gehindert hat, wieder in Beziehung zu treten (Freundschaftlich & Partnerschaftlich), ist die Angst.
Die Angst wieder zur Belastung für andere zu werden...

Ich denke, erst wenn ich mich für stabil halte - auf welchem Level auch immer - kann ich kontinuierlichen Kontakt zulassen. Ich bin noch nicht soweit. Aber Ziele zu haben, Wünsche an die Zukunft zu formulieren, das ist ja auch schon wieder ein Fortschritt!

Liebe Grüße und Danke für Deine Hoffnung machenden Gedanken
Bianca
Irgendwas is ja immer...
Cloud59
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Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von Cloud59 »

Das ist sehr gut, bianca. Ziele zu haben ist spitze.

Lg cloud
Cloud59
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Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von Cloud59 »

Hey bianca!

Zu deiner angst “klotz am bein":

Die depression wirkt sich ja auch dahingehend aus, dass man sehr feinfühlig ist. Nicht gerade der freund von einer angespannten atmosphäre ist und aggressionsgeladenen situationen aus dem weg geht wenn möglich. als “klotz“ fühlt man sich, weil man es nicht glauben kann, dass man liebenswert ist. man muss es verinnerlichen, dass man liebenswert ist, dann kann man zu sich selbst stehen und sagen, ja o.k. ich habe depressionen, na und? Ich arbeite täglich an meiner einstellung. Wenn es mir besser geht, fällt es leichter. Und ich übe so lange, bis diese einstellung auch während einer schlechteren phase wirkung zeigt und irgendwie eine schutzfunktion für meine seele ist.
Bei einem tk-aufenthalt haben alle depri oder etwas anderes. Man ist kein aussenseiter mit einer schwäche (das sag ich lieber als krankheit), die man selber nicht erklären kann, sondern mitten drinn unter mitbetroffenen. Hier traut man sich zu sagen, dass man depressionen hat. Hier ist es kein problem, depri zu haben, man kommt sich nicht wie ein “klotz ...“ vor. Dieser selbstverständliche umgang soll auch im alltag, zumindest bei nahestehenden menschen möglich sein.

Lg cloud
Köchlein
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Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von Köchlein »

Hallo Bianca
ich hoffe für mich das ich noch mal die chance bekomme eine Beziehung zu führen.
Habe mir vorgenommen die Saison als Koch in Büsum noch zubeenden.
Habe vor im Novemper eine Kur zu machen und dann wieder nach Unterfranken zuziehen.
Wo ich mir Therapeutische hilfe suchen werden.
Lebe in einer Ferienwohnung habe mir absicht auf ein Auto verzichtet um mich auf mich zukonzentrieren.
Leiter habe ich nur einen freien Tag in der woche, den ich manchmal mit meiner Tochter verbringe.
Ansonsten habe ich das verlangen etwas mit meinen Händen zu schaffen das bleibt.
Darum Male ich und habe mir einen neuen Camera gekauft, was schon vor 20 jahren mein hoppy war.
Habe durch lesen und euch auch durch überlegen viel erkannt warum es mir schlecht geht.
War auch schon mal in einer Tagesklink für 6 wochen.
Da wollte ich eigentlich nicht raus weil ich so schön behütet war und ich jemanden fand zum reden,habe aber versucht mich durch lesen zurück zuziehen.
Da ich mit meinen 51 jr. nicht viel über das leben weiß ist es für mich schwer zu unterscheiten was richtig oder falsch für mich ist.
Darum lebete ich in einer tagtraum Welt, die fantasien sind zusammen mit den gefühlen verloren gegangen.
Hoffe das ich dich damit nicht herunter ziehe.
Wünsche dir alles gute
Wolfgang
P.S. es tut gut dir zu schreiben
Gerbera
Beiträge: 619
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Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von Gerbera »

Hallo Bianca,

Deine Diskussion hat sich ja auch hier ganz hübsch entwickelt .

Um weiteren Missverständnissen vorzubeugen: ich wünsche Dir (und mir selbst) von Herzen, gesund zu werden im Sinne von: ohne die Symptome einer Depression.

Krank/depressiv zu sein bedeutet für mich nicht, ein schlechter Mensch zu sein, aber es bringt Einschränkungen mit sich, die ich gerne endgültig wieder loshaben möchte. Ich möchte wieder unbelastet auf andere Menschen zugehen können, nicht mehr alles und jedes auf mich persönlich beziehen (müssen), mir keine Gedanken mehr machen müssen, wo hört die Depression auf/wo fängt der Mensch an; Schluss mit den sich ständig wiederholenden Gedankenkarussellen, den bohrenden Fragen "wer bin ich", der Angst vor dem "morgen", der extremen Empfindlichkeit, der Kraft- und Hoffnungslosigkeit usw. usw. Willst Du das nicht?

Dass ich (wie vermutlich die meisten Menschen, die eine schwere Depression durchlebt haben) nie wieder der Mensch sein werde, der ich einmal war, ist mir auch klar. Und der will ich auch gar nicht mehr sein, sonst wären fast zwei Jahre Therapie völlig in den Sand gesetzt.

Ich hoffe doch sehr, dass ich gelernt habe, dauerhaft besser auf mich und meine Bedürfnisse zu achten - was nicht heißt, dass ich nicht auch auf Andere Rücksicht nehmen werde, so gut ich kann. Es bedeutet auch nicht, dass keiner mehr mit seinen Sorgen und Nöten zu mir kommen kann, aber es heißt sehr wohl, dass ich Grenzen setzen werde, wenn es mir zu viel wird.

Genau wie Du bin ich nicht mehr so belastbar wie früher. Und so, wie es aussieht, wird das auch so bleiben. Aber damit kann ich gut leben, und meine Umwelt bisher auch .

Mit Liebe wird alles gut? Ja, aus meiner Sicht schon. Meine Ehe ist nicht an der Depression zerbrochen sondern unsere Beziehung intensiver geworden, weil mein Mann mir in all der schwierigen Zeit seine Liebe auf vielerlei Weise gezeigt hat, mich mit meiner Krankheit und allen daraus resultierenden Einschränkungen akzeptiert hat, sehr viel eher als ich selbst, obwohl er in keinster Weise nachvollziehen kann, was in einem Depressiven vorgeht. Ich hatte absolut Glück im Unglück und bin ihm sehr dankbar.

@ Reinhart: Ich unterschreibe so ziemlich alles, was Du geschrieben hast!

Viele Grüße
Gerbera
Sommerland
Beiträge: 216
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Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von Sommerland »

Moin Wolfgang!

Ich freu mich über Deine Antwort!

Da bist Du im schönen Büsum (gar nicht weit von mir entfernt) und hast nur einen Tag in der Woche für Dich! Dabei kann man doch grad am Wasser so wunderbar zu sich und zur Ruhe kommen - wenn man nicht so einen Stressjob hätte - wie Du ihn wohl hast als Koch.

Mit 51 Lenzen hast Du doch bestimmt schon einiges er-lebt! Kann mir gar nicht erklären, wieso du der Meinung bist, nicht viel vom Leben zu kennen! Aber man ist auch nie zu alt, um noch dazuzulernen! Und 50 ist heute eh kein Alter mehr! Ich bin mit 45 ja auch nicht mehr taufrisch! Aber die Depression hat mich auch geerdet. Ich konzentrier mich mehr auf mich. Brauche heute Vieles nicht mehr, was früher "normal" war. Ich schminke mich z.B. nicht mehr. Früher war es für mich undenkbar, ohne "schützenden Panzer" und "Maskerade" aus dem Haus zu gehen.

Was ist richtig - was falsch für mich? Auch ich bin mir da oft nicht so sicher. Dann mach ich lieber nix aus Angst, es könnte doch wieder falsch laufen. Aber so gehts ja irgendwie auch nicht weiter. Ich hab jetzt beschlossen, irgendwie aktiv zu werden um eine Verbesserung herbeizuführen. Vielleicht schaffe ich es ja, auch Niederlagen besser wegzustecken. Shit happens...

Heute denke ich beim Anblich "aufgetakelter" Frauen oft: Warum tun die sich das an, mögen die sich denn nicht so, wie sie sind? Dabei war ich früher genauso (oberflächlich?)

Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wirst auch Du sicher wieder eine Partnerin finden. Man kann das eh nicht beeinflussen - man darf es aber zulassen, wenn es soweit ist. Ich frag mich nur, wann und wie sage ich jemandem, der sich vielleicht für mich interessiert, dass ich krank bin. Man siehts mir ja nicht an. Kann man sowas schon beim Flirten einfließen lassen? Wohl kaum - oder???


Bianca
Irgendwas is ja immer...
Sommerland
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Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von Sommerland »

Hallo Gerbera,

die Einschränkungen von denen Du schreibst, die nerven mich auch! Manchmal frag ich mich, ob sie nicht sogar schon immer da waren und sich durch die Depression nur verstärkt haben. Irgendwie hat die Krankheit alles Negative in meinem Leben fett hervorgehoben. So als müßte ich mir das jetzt echt mal anschauen mit dem mit dem nicht unbelastet auf andere Menschen zugehen können, alles und jedes auf mich persönlich beziehen (müssen, mir keine Gedanken mehr machen müssen, sich ständig wiederholende Gedankenkarusselle, den bohrenden Fragen "wer bin ich", der Angst vor dem "morgen", dem Weglaufen vor mir selber und dem Ignorieren meiner Bewdürfnisse.

Deshalb ist die Depression auch ein Teil von mir, weil alles schon da war - nur nicht so heftig. Tja und weil das alles immer schon da war, fällt es auch schwer, neu zu agieren. Anders zu sein.

Auch ich arbeite an mir, versuche meine Einstellungen zu ändern. Aber alte Muster beherrschen mich dann manchmal eben doch wieder. Schön, wenn man einen Partner hat, der einen dann aufmerken läßt. Der einem ehrlich sagt: Hey - Du wolltest doch in solchen Momenten "neue Wege" beschreiten...
Der einem "spiegelt", was man grad "aussendet". Dazu gehört viel Vertrauen, Ehrlichkeit und Verantwortung. Sowohl von Seiten des Kranken wie auch des Gesunden! Wenn das gelingt, ist Wachstum auch in einer Beziehung möglich.

Allein merkt man manchmal einfach nicht, was grad abläuft, verrennt sich wieder auf alten Pfaden. Ich freu mich für Dich, dass Dein Partner geblieben ist. Bestimmt ist jede Prüfung hinterher auch etwas, dass zwei Menschen ermöglicht sich und den anderen noch besser zu kennen und im besten Fall noch mehr zu schätzen.

Liebe Grüße
Bianca
Irgendwas is ja immer...
Minja
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Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von Minja »

Liebe Bianca,

soeben habe ich ein Mutmach-Posting geschrieben und als ich nun diesen Beitrag von Dir hier las, war ich erst mal verunsichert, ob das gut war. Denn es mag nach Heilung klingen, die jeder erreichen kann, wenn er nur dran bleibt.

Dem ist aber nicht so. Auch wenn ich mich jetzt nach 3 Jahren (und dies war meine 2. schwere Episode)wieder fast gesund fühle, so bin ich doch nicht mehr so belastbar wie früher. Ich gehe nur noch die Hälfte der Stunden arbeiten, ich mach bei vielem nicht mehr mit etc. Und dennoch sehe ich mich auf dem Weg der Heilung. Denn - so sagt mein Psychologe immer - wenn ich so werden würde wie vorher, würde ja wieder die Gefahr bestehen, eine Depression zu bekommen. Die Depression sagt einem ja erst, dass früher was falsch gelaufen ist und man was ändern muss, damit es nicht wieder dazu kommt.

Und für mich ist diese Änderung - die für Außenstehende als Leistungsabfall erkennbar sein mag - der Weg gesund zu werden und zu bleiben.

Deine Angehörigen wollen die "alte" Bianca zurück? Dann müssten sie auch bald wieder mit einer schwerst kranken Bianca vorlieb nehmen. Besser wäre es also, sie verstehen, dass die "alte" Bianca nicht "funktionieren" konnte, weil sie zugelassen hat, überlastet zu werden. Nur eine "neue" Bianca hat die Chance eine gesunde Bianca zu werden.

Ich wünsch Dir viel Kraft und Mut diesbezüglich über den Dingen zu stehen! Nicht leicht, ich weiß!


LG Minja
Cloud59
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Registriert: 17. Mai 2013, 21:43

Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von Cloud59 »

Einen wunderschönen guten tag



bianca, ich lebe auch alleine. seit dem tod meiner mutter vor 3 jahren und dem schon ein paar jahre zurückliegendem flügge werden meiner beiden söhne bin ich in meiner heimatstadt ganz alleine. Da dient mir mein umfeld als unterstützung. Sei es das personal in dem geschäft, in dem ich hauptsächllich rinkaufe, seien es die arbeitskollegen, seien es fremde menschen, die mir auf der strasse begegnen und mit manchen davon ein gespräch führe. Und vor allem mein jüngster sohn, der oft am wochenende mal bei mir vorbeischaut.

In 20 jahren depri, mit einer gut 5 jahre dauernden “guten“ phase dazwischen, erlebt man sehr unterschiedliche empfindungen. auch was die einstellung zur kosmetik betrifft. Meine haut zugekleistert hab ich noch nie und mache es auch heute nicht. Nur gab es bei mir mal eine phase, da fand ich soetwas sogar als abstossend. was ich benutze ist wimperntusche. Ab und zu lippenstift um frischer auszusehen und auf meine augenbrauen und die haare achte ich. “kleister“ gab es bei mir noch nie.
In meiner tiefen phase der depression ist mir das alles sowieso egal. Da geht nichts mehr. Und da geh ich auch nicht aus der wohnung. Aber halt nur deshalb, weil ich es nicht kann. Ich finde, es hat nichts mit mangelnder selbstliebe zu tun, wenn ich auf mein äusseres achte, im gegenteil. Ich bin es mir wert, mich darum zu bemühen, keine mitleidigen blicke bei meinen mitmenschen hervorzurufen. Und vor allem möchte ich nicht den schmerzhaften ausdruck im gesicht meines sohnes sehen, wenn es mir schlecht geht. Ich möchte mich in meinem umfeld wohl fühlen und in der nähe meines sohnes. Wir sind nun mal nicht allein auf dieser welt und deshalb sind wir auch nicht nur allein für uns da. Diese zurückgezogenheit in sich selbst ist bei mir fepribehafteten natürlich ein punkt, den ich beachten muss. Wo ist es noch gesund und wo übertrieben.
Dass man mir die depri ansieht, kann ich nicht ganz vermeiden. Meine augen sprechen bände. An ihnen ist mein zustand sofort abzulesen, ob ich will oder nicht. Aber ich kann deshalb trotzdem etwas für meine pflege tun und dagegen ankämpfen, mich hägen zu lassen. Eine gefahr bei mir als alleinstehende und verstärkt durch die depri. Sich selbst zu lieben bedeutet in meinen augen auch zu akzeptieren, dass ich mich nicht wohl fühle, wenn ich bei meinen mitmenschen mitleid hervorrufe oder gar schmerz, weil sie darunter leiden, wenn es mir nicht gut geht. Und dann kann ich wenigstens etwas für mich tun, wenn ich schon nicht meinen seelischen zustand ganz verbergen kann.

ich hatte eine depressive mutter. Und ich denke oft an die dinge, die mich an ihrer depression gestört haben. Jetzt habe ich die unwillkommene depri, jetztit kann ich mich über mein eigenes depressives verhalten aufregen .

Manchmal würde ich am liebsten vor mir selbst davonlaufen. Aber ich bin sehr sehr anhänglich, ich bring mich nicht los . Ich bin ausserdem co-abhängig von mir selbst. Ich tu mir nicht gut mit meiner depri. Ich bin faul, sauge mich aus, mache mir auf meine kosten einen schönen lenz, lass die ganze hausarbeit liegen, rede nicht mit mir sondern denke nur im zwiegespräch mit meinen gedanken, fühle mich von mir missverstanden oder überhaupt nicht verstanden, kümmere mich nicht um meine finanzen. Bringe es zeitweilig fertig, so eine wut auf mich zu haben, dass ich mir am liebsten selbst in den hintern treten würde . Und “TROTZDEM LIEBE ICH MICH“ .

Da ich keine medis nehme, muss ich mich, zusammen mit meiner therapeutin, selbst heilen. Das versuche ich gerade mit etwas humor und gelassenheit und viel viel selbstliebe. Ich lasse mich nicht im stich, egal wax kommt. Ich akzeptiere mich und weiss, bei mir kommt auch wieder eine phase, wo es mir gut geht. Und dann kann ich mich mit mir selbst von mir erholen. Dann habe ich wieder mehr zeit für meine mitmenschen.


An meine eingangstüre muss ich mal das schild hängen: “falls ihr mich besuchen wollt, ich bin gerade nicht zu hause. Ich bin auf der suche nach mir selbst!“

Allen einen schönen tag mit vieel liebe (egal ob selbstliebe oder nächstenliebe)

Lg cloud
Sommerland
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Registriert: 9. Aug 2012, 08:21

Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von Sommerland »

Hallo Cloud,

mir ist der Aspekt der Selbst-Pflege auch wichtig geworden. Ich achte jetzt mehr auf Körperpflege als früher! Vielleicht auch deswegen, weil ich mich in der Depression laaange vernachlässigt hatte. 3 Wochen ohne zu duschen - haare wachsen lassen an Stellen, an denen Frauen heute keine mehr zu haben haben, Maniküre- wozu? Für wen? Irgendwann konnte ich mich selbst nicht mehr riechen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Das ist jetzt so 2 Jahre her - ich will nie wieder so verlottern! Heute lege ich viel Wert auf Hautpflege, einen guten Haarschnitt und hab jede Menge schöner Klamotten, die ich viel zu selten anziehe, weil mir Gelegenheiten fehlen. Das alles tu ich für mich - in erster Linie! Aber natürlich ist es so auch angenehmer, einkaufen zu gehen oder nur mal mit dem Hund raus - ich fühl mich dadurch besser - wohler in meiner Haut. Auch ohne Make-up. Und das strahlt man dann sicher auch aus.

Allerdings fällt mir an so einem Tag wie heute auf, dass mein einziger zwischenmenschlicher Kontakt oft darin besteht, der Kassierein bei Edeka "Hallo" und "Tschüss" gesagt zu haben. Eigentlich traurig. Allerdings hab ich mir schon seit einer ganzen Weile angewöhnt, z.B. eine Kassiererin auch in die Augen zu schauen und nicht - wie viele Kunden es tun - nur hektisch meine Ware einzupacken und ihre Person zu ignorieren. Oft bekomme ich ein sehr aufmerksames Lächeln zurück - so wie heute.

Mein Hund sorgt als natürliche Kontaktbörse auch immer wieder für kurze Begegnungen - mal schaun, ob wir heute den einen oder anderen Menschen treffen. Wir gehn jetzt mal vor die Tür...

Liebe Grüße
Bianca
Irgendwas is ja immer...
Sommerland
Beiträge: 216
Registriert: 9. Aug 2012, 08:21

Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von Sommerland »

Minja,

ich frag mich öfter, welchen Zustand ich als stabil erachten möchte. Wie möchte ich in Zukunft "drauf" sein um sagen zu können: Ist nicht so wie früher - aber es darf so sein und sollte so bleiben...

Ich hab eben nicht mehr die alte Kraft - also sollte ich das mir verbliebene Potential bestens für mich nutzen! Aber die Grenze ist immer noch nicht klar für mich. Oft merk ich erst hinterher, welche Belastung zu viel war und was mir gut tut. Ich lerne mich neu kennen.

Und manchmal wundere ich mich über mich selbst! Eigentlich ein spannendes Thema: Wie möchte ich in einem Jahr sein / ticken / leben?
Was ist aus heutiger Sicht ein realistisches Ziel?
Und was muss sich ändern, um dahin zu kommen?

Ich werde bei meiner Hunde-runde jetzt gleich mal drüber nachdenken................

Wo und wie wärest Du gern in einem Jahr, wenn Du die Wahl hättest?

Bianca
Irgendwas is ja immer...
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von Gerbera »

Hallo Bianca,

aus meiner Sicht hat die Krankheit nicht alles Negative fett hervorgehoben, aber alles Positive vollständig verschwinden lassen. Dadurch hat sich meine Sicht der Dinge und meine Interpretation dessen, wie sich Andere mir gegenüber benommen haben, sehr verändert, negativ versteht sich. Das ist einfach typisch Depression. Leider kann man das einem Nicht-Depressiven nicht begreiflich machen.

Ich glaube nicht, dass "das alles immer schon da war", wie Du das beschrieben hast, und wenn dann nur sehr abgeschwächt. Mir geht's im Moment ziemlich gut, und ich habe keines der Probleme, die ich in der Akutphase der Depression hatte. Ich weiß wieder, wer ich bin, habe keine Zukunftsängste, kann auf Menschen zugehen etc. Stellt sich die Frage: bleibt das nun so, dauerhaft???

Die Aussage meiner Therapeutin, dass die Rückfallquote bei 80 % während der nächsten 15 Jahre (!) liegt, nimmt zwar keinen riesengroßen Raum mehr ein in meinen Gedanken, aber dass da dieses Damoklesschwert hängt, ist mir durchaus bewusst. Manchmal hilft es mir dabei, in bestimmten Situationen anders zu reagieren als früher, mich besser zu schützen, denn dahin, wo ich war, will ich nie mehr!!!

Ich wünsche Dir viele gute Gedanken, schöne Erlebnisse, und weiterhin einen regen Austausch mit anderen Betroffenen. Mir hat es sehr geholfen, zu lesen, welche Überlegungen Andere so anstellen, zu welchen Schlüssen sie gekommen sind und welche Erfahrungen sie gemacht haben.

Genieße den schönen Sommertag, so gut es Dir möglich ist, und viel Spaß beim Spaziergang mit dem Hund - eine "sie" oder ein "er"?

Liebe Grüße
Gerbera
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Mit Liebe wird alles gut?

Beitrag von anna54 »

Hallo Bianca

ich bin Betroffene,lese hier und da im Angehörigenteil mit.
Eigentlich nur,wenn es mir gut geht,sonst würde ich es nicht können.

In der Krise,in einer depressiven Episode kann ich mit meiner Familie nicht umgehen.
Das ist so,das wird auch bleiben.

Ich ziehe mich mit Bedarfsmedikation zurück,bis ich wieder auf eigenen Beinen stehen kann.
Hilfe erreicht mich nicht.
Es gibt nur Streit,da ich alles missverstehe und meine Familie mich nicht versteht,es nicht mehr aushält,dass diese Phasen immer wieder kommen.

Nach der Krise,ca 3Wochen,kann ich wieder ein fast normales Leben führen,in kleinen Schritten,aber beständig aufwärts.

Depressionen gehen vorüber,das Leben muss sich ändern,auch die Bedingungen,um möglichst wenig Rückfälle zu haben.

Vorsorge muss ich treffen,ich habe dafür die Verantwortung. Eine Therapie hilft mir dabei.

Immer,wenn die Krise wahrhaftig zuschlägt,wünscht sich meine Tochter,wir hätten doch eine Familientherapie gemacht.

Irgendwie muss jeder seinen Scherbenhaufen allein bewältigen.
Eine Familientherapie wäre gut,aber wer will das leisten.

Je mehr ich versinke in der Depression,um so mehr "fordere" ich Hilfe ein,aber gleichzeitig bin ich unerreichbar.

Für keinen leicht.
Ob Trennungen der bessere Weg ist,das wage ich zu bezweifeln.
Ich sehe hier gerade die Familie,die mehrfach mit der Tochter durch die Leukämie gegangen ist.
Jetzt haben sie doch verloren,die Tochter ist gestorben.

Die Depression vernichtet auch einiges,Angehörige brauchen noch viel mehr Unterstützung,sie tragen ungeheuer viel.

Aber der Kranke kann nicht dafür sorgen,ich sehe dass viele Kliniken Angehörigengruppen haben,auch gibt es unzählige Selbsthilfegruppen.

Wenn ich mein anstrengendes Kind nicht mehr ertrage,es nicht mehr aushalte,dann darf ich das sagen,aber lieben tu ich es trotzdem.

Mein schwieriger Sohn hat das Letzte von mir gefordert,ich konnte nur helfen,ihm zur Seite stehen.

Jetzt sehe ich meine Familie als schwer angeschlagen,aber die Wogen glätten sich,Alltag klebt wieder zusammen.

Zu keiner Zeit hätte ich das alles aussprechen können,aushalten ja.
anna54
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