bin ich faul?.....

[petra3741]

hallo in die runde,

ein thema, das mich schwer beschäftigt.
es wurde hier schon öfters diskutiert.
also ich mache keinen 8 stunden job. ich arbeite in meinem beruf nur so, ein telefonat pause, ein arbeitsvorgang pause.
dass ich vorwiegend in aktionsthreads unterwegs bin heißt nur, dass ich mich für arbeiten motivieren will.
routinearbeiten, wie toiletteputzen kosten mich so überwindung. sie erscheinen mir öde, immer das gleiche.
zu meiner arbeit muss ich mich auch so zwingen.
mein vater ist aus einer generation, der nennt solche leute, die nicht viel tun wollen taugenichtse...
zum glück kann ich das immer etwas tarnen mit meiner bu-rente und mit meiner selbstständigkeit.
ich kenn einfach nur leute, die machen so ihren 8 std job und ich hangele mich so durch den tag. mach ein paar tätigkeiten und bin unzufrieden mit mir. ich hab auch sowenig kraft, bin immer gleich geschafft.
ich hab einfach eine so große unlust für vieles.
ich weiß nicht, wie ich das ändern kann.
geht es wem ähnlich?
lg petra

[Aldones]

Ja, das Gefühl kenne ich sehr gut. Ein Stück weit ist das solange ich zurück denken kann so. Es fällt mir auch schwer, Aufgaben an einem Stück durchzuziehen. Und in letzter Zeit ist es noch deutlich schlimmer. Ich hoffe für uns beide, dass es auch wieder besser wird.
Wobei ich nicht mal möchte dass es ganz "normal" wird. Mich stundenlang auf nur eine Tätigkeit zu konzentrieren klingt irgendwie langweilig.

[petra3741]

hallo aldones,

danke für deine antwort. ja es ist sehr mühsam so zu leben. diese unlust, so mühsam.

[eike1]

Hallo Petra,

im Moment geht es mir ganz gut, aber ich hatte viele Phasen, in denen ich mir "faul" vorkam. Zumal ich mich natürlich nur mit Leuten verglichen habe, die mindestens acht Stunden am Tag arbeiten, dann noch Sport machen, ein Instrument üben, Familie haben etc. Es hat sehr lange gedauert, bis ich
1. mir eingestehen konnte, dass ich ein Mensch bin, der ganz gut ohne pausenlos Aktion klarkommt und
2. es gerade in der Depression Phasen gibt, da kann man einfach nicht, selbst, wenn man will.
Mein Glück ist, das ich mich häufig im Ausland aufhalte und da ist "faul" nicht so negativ besetzt wie bei uns. Wenn ich da erzähle, mein Plan ist: in der Sonne liegen, lesen, schwimmen gehen, nichts tun, in der Sonne liegen, lesen... bekomme ich mit strahlendem Gesicht zu hören: "Das hört sich nach einem tollen Plan an!". Hier klingt das eher nach: "Ist das nicht langweilig?! Nichts tun?! Man muss doch was machen?!" Ob das jetzt Arbeit oder Haus putzen oder Garten machen ist.
Und ich habe beschlossen: nein, muss man gar nicht.
Ich mache das, was ich muss, was ich will und was ich kann. Und wie viel das ist, entscheide ich. Manchmal habe ich den Eindruck, bei vielen Menschen steckt auch ein bisschen Unverständnis und auch Neid dahinter, weil sich nicht alle diesem Zwang, immer machen und schaffen zu müssen, beugen.
Mir reicht es mittlerweile, wenn ich die Ziele erreiche, die ich mir stecke.

In diesem Sinne: gönn Dir Deine Pausen und viel Spaß dabei!

VG

[Shay]

Eike, das ist eine tolle Antwort. Ich glaube, um soetwas sagen zu können, brauche ich noch viel Übung.

Petra: Kenne ich. Und wenn dann noch finanzielle Zwänge dazu kommen, weil Du Dir nicht leisten kannst, nichts zu tun, weil Du damit Deine Familie in den Ruin reißen würdest, wird es supereklig. Ich hätte nichts dagegen, mich mal völlig aus dem zwangsbehafteten Erwerbsleben zurückzuziehen, um mich richtig um mich selbst zu kümmern und die Chance zu bekommen, gesund zu werden - aber momentan stehen für mich noch zu viele Sachzwänge im Raum, die das verhindern.

[ksbn]

Ja, ganz sicher auch bei mir ein großes Thema. Irgendwo fühle ich mich trotz der ganzen "Gegenmeinungen" faul, weil ich denke, dass ich noch arbeiten könnte, wenn ich nur irgendwie... keine Ahnung. Es geht schon lange nicht mehr, immer wieder versuche ich es. Es ist auch nicht so, dass ich den ganzen Tag mit allen Vieren ausgestreckt auf der Couch oder dem Boden liege und nichts tue. Eigentlich mache ich immer irgendwas. Und das bringt mich auf den Gedanken, dass ich ja dann halt nur das "Richtige" machen müsste. Etwas tun geht also, warum dann nicht das Arbeiten?

Bin auch selbständig und weiß nicht genau, wie das mit der Versicherung läuft. Aus einem nicht logischen Grund meide ich das Thema beim Therapeuten, was BU angeht. Manchmal habe ich das Gefühl, dass er dann denken könnte, ich würde nur einfach krank spielen und mich auf Kosten anderer ausruhen wollen. Der finanzielle Druck steigt mächtig, meine Familie drängt mich, werde also doch mit ihm darüber sprechen müssen und wahrscheinlich entgegen aller Erwartungen nicht in den Boden versinken, mal sehen.

Und außerdem schaffen es die meisten mit dem Arbeiten, dann muss es doch auch irgendwo arbeitstechnisch gehen. Sehr ärgerlich, das Thema...

[SLSL]

Hallo Petra,

Deinen Beitrag könnte ich geschrieben haben.

Gerade an den Tagen, an den es mir nicht so schlecht geht, kommen diese Gedanken.

Eike scheint da ja schon ein gutes Stück weiter zu sein. Meine Therapeutin schiebt mich gedanklich ja auch mehr in diese Richtung, also auf das zu gucken, was man schafft und nicht darauf, was liegen bleibt.

Also immer weiter abmühen, auch wenn es oft so nervt!

Liebe Grüße
blauregen

[petra3741]

hallo eike,

danke für deinen beitrag.
du kannst das wohl gut akzeptieren, als "faul"
zu gelten. ich muss mir auch immer sagen, ich bin immer in einer mehr oder weniger depression. und ich kann halt, wie ich kann.

lg petra

[Köchlein]

Hallo,
ich kann euch super verstehen, ob wohl ich als Koch eine 48 Std woche. Habe es so eingerichtet das ich nach 4 std. 3 std pause habe und dann abends wieder los muß.
Die arbeit kostet mir soviel kraft das ich mich wundere es überhaupt zuschaffen.
Ich bin jetzt nur noch für mich alleine verantwortlich, muß nur den Unterhalt für meine Tochter zahlen. Aber ich komme nicht davon ab meiner Frau und ihrem Bruder sowie meiner Tochter zuhelfen.
Habe heute meinem Chef erklärt das ich nach Beendigung meines vertragen zu 31.10.13 nicht mehr zurvefügung stehe.
Werde dann versuchen in Unterfanken ein Leben zu leben,

Alles gute für euch

Wolfgang

[aikido_1987]

Hallo Petra,
das Thema hat mich auch mal beschäftigt.

Wenn du magst, schau mal hier:

http://www.diskussionsforum-depression. ... 1365533338

lg, aikido

[gost]

Hallo Zusammen,

ich dachte ich hätte damals auch was dazu geschrieben. Hatte ich aber nicht.
Also ich denke das „faul sein“ nur eine Bewertung ist.
Wer legt die Regeln, Maßstäbe usw. für Faulheit und Fleiß im privaten Bereich fest?
Jeder entscheidet doch selbst was gemacht werden muss.

Dafür habe ich mir die Prioritätenliste gemacht. Für alles einen Platz einräumen. Auch für die Pausen.

Und nicht so kritisch sein.

Anders ist es bei der Arbeit. Da gibt es Vorgaben, Stückzahlen usw.

In dieser einen Frage sehe ich so viele Themen, wie z.B. den Kritiker, Selbstwert.

Liebe Petra, ich glaube nicht das du faul bist. Denke das nicht von dir. Das macht dich nur selbst so klein.

Alles Liebe

[Rudi-Reiter]

Hallo Petra

Du tust was Du kannst, gibst ständig 100% und mehr!

Wer von den wilden Aktionisten kann das von sich behaupten?

Sobald Du in der Lage bist machst Du Sport, zur Not auch Indoor-Walking,
wuppst den Haushalt, obwohl Deine Kinder dir das nicht leicht machen,
bist anerkannt so Erwerbsunfähig, dass Du Rente bekommst und arbeitest
trotzdem immer noch, soviel Du kannst.

Nein, Du bist nicht faul!


Ich währe gerne mal faul. Aber Nichtstun kann ich nicht wirklich.
Schon bald kommen Unruhe und schlechtes Gewissen in mir auf und die
Ruhe ist vorbei.

Dasitzen und Grübeln tu ich oft, doch das ist wahrlich keine Faulheit!


Liebe Grüße
Rudi

[Shay]

In den Augen meines Vorgesetzten bin ich unstrukturiert und chaotisch. Das sieht nach außen hin faul aus. Neulich hat er mir mal an den Kopf geworfen, die Arbeit, die ich während meiner Arbeitszeit leiste, könne man durchaus in kürzerer Zeit vollbringen, er könne nicht verstehen, warum ich dafür so lange brauche.

[petra3741]

hallo rudi,

danke für deine nette worte.
sie haben mich aufgebaut.

lg petra

[Distelchen]

Liebe Petra,

ein kleiner Gruß von mir ... ich gehöre auch zu den "Faulen", Freiberuflerin, und seit 2007 mach ich fast gar nichts mehr in meinem eigentlichen Beruf. Zunächst, weil die Pflege und der Tod meines Mannes mich erschöpft haben. Inzwischen weiß ich aber auch, dass mir mein alter Job keine Freude mehr machen würde - und ich begeb mich auf die Suche, was jetzt besser passen würde.

Meine Schwester (u.a.) schimpft mich faul, in ihren Augen habe ich noch nie richtig gearbeitet, wohl weil ich nie früh aufgestanden und eben auch oft nach Schottland gereist bin (dass ich die Wochenenden und nachts und auch von Schottland aus gearbeitet habe - versteht sie nicht, dafür ist ihr Horizont zu beschränkt). Das ist für sie auch Grund genug, dass sie mir in meiner jetzigen Notlage nichts von einem kürzlich gemachten Millionenerbe (von meiner Patin...ein Schelm, wer Böses dabei denkt abgeben mag...
Ich bin ja selbst schuld...

Ach, genug, der Jammerei. Insgesamt kann ich allem beipflichten, was EIKE1 oben gesagt hat. Abgesehen davon: Wer sagt eigentlich, dass es gut ist, 5-6x/Woche von 9-17 Uhr zu arbeiten? Die wenigsten haben Freude an ihrer Tätigkeit, viele sind krank...

Ich hatte/habe zwar ziemlich Trauriges und Schweres zu bewältigen - aber ich habe ein freigewähltes und relativ selbstbestimmtes Leben! In depressiven Phasen muss ich mir das immer wieder klar machen. Eigentlich kann ich stolz darauf sein, für DIESES/MEIN Leben zu kämpfen - und nicht dem hinterherzuhecheln, was "jeder" für richtig hält.

Du bist auch eine ganz Tapfere, wie mir scheint!!!

Grüße aus Schottland vom
Distelchen

[petra3741]

hallo distelchen,

vielen dank für deine netten zeilen.
ja, diese 8 st jobs, wer sagt, dass es richtig ist? ich sag dazu oft moderne sklaverei.
darf ich fragen in welcher branche du freiberuflich bist?
liebe grüße nach schottland.

lg petra

[Distelchen]

Hi Petra,
grad bin ich gar nicht faul, wüte im Garten...ich kann, wenn ich will

Ich habe über 20 Jahre als Übersetzerin (von technischer Dokumentation) meine Brötchen verdient, die letzten 10 Jahre als Hauptverdienerin für den Schatz und mich (er war ein herausragender, aber leider brotloser Künstler - auch daran sah ich immer wieder, wie wenig Wert unsere Gesellschaft den wichtigen Dingen beimisst.

Ich mach noch a bissi weiter, so lange die Sonne noch scheint

Distelchen

[petra3741]

hi distelchen,

danke für die info.
na technische dokumentaion stell ich mir auch trocken vor.

lg petra

[Distelchen]

...trocken ist gar kein Ausdruck...
Aber die Bezahlung (ca 80-100/Std. hat mich lange Zeit darüber hinweggetröstet...jetzt geht das irgendwie nicht mehr...meine Kolleginnen können mich nicht verstehen, sie haben mich um meine frühere Position ziemlich beneidet..

Das einzig wirklich Gute daran war eben für mich., dass ich den Job von jedem Punkt der Welt aus machen konnte - so konnte ich auch meinen Mann auf Tourneen begleiten. Dass war schon schön. Welcher andere Job macht das möglich?

Distelchen

(Was machst Du denn so?)

[petra3741]

hallo distelchen,

ja der stundenlohn und von überall aus machen können sind schon tolle aspekte.
ich mach versicherungen, bausparverträge....
auch trocken. mit der zeit hab ich keine freude und keinen idealismus mehr:-(
das gute ist, ich kann es von zu hause aus machen. ich kann arbeiten, wenn ich gerade kann.
termine kann ich verschieben, wenn ich gar nicht gut drauf bin. ich hab keinen chef, der mich unter druck setzt.
und ich bekomm ja eine berufsunfähigkeitsrente, ohne die könnte ich das nicht so machen. also ich muss eh nur 3
stunden am tag arbeiten und die bekomm ich meist nicht hin.
oh gott, ich hatte wieder einen heultag heute.
da kommen mir laufend gedanken, wo ich nur losheulen könnte. bin laufend mich am zusammen nehmen, dass ich zwischendurch was hinkriege....
zum glück kann ich mich da meist verstecken.

bis dann

[Distelchen]

Ach Petra,
das tut mir so leid...wie kann frau Dich trösten?
Was belastet Dich denn grad so am meisten?


Distelchen

[petra3741]

ach distelchen, das ist nett von dir.
es sind einfach so einige gedanken über mein leben.
ich hab am samstag tanzen gehen mit einer freundin absagen müssen, weil ich es mir nicht mehr getraue hinzugehen.
mir ging es jetzt über den winter so schlecht.
es geht mir jetzt schon besser. und ich bin am überlegen, was ich vorbereiten kann, dass der nächste winter nicht wieder so schlimm wird.
das nur mal ein paar gedanken

bis dann

[Rudi-Reiter]

Hallo Petra

Ein ganz spontaner Einfall von mir:

Genieße erst mal den Sommer, so er den vorbeischaut
und mach Dir im Herbst Gedanken über den kommenden Winter.


LG Rudi

[gost]

Hallo zusammen,

Petra, ich fange im Herbst eine Lichttherapie an. Vielleicht hilft mir das gegen das Winterloch. Obwohl man ja auch jetzt schon mehr Licht gebrauchen könnte!
Wär das nicht was für Dich?
LG

[petra3741]

hallo gost,

ja ich habe auch so eine lichtlampe. ich glaube
oft nicht so dran, dass sie hilft.
aber es ist ja erwiesen, dass es ist hilft.
ich werde sie auch konsequent wieder einschalten.

danke, dass du mich erst nimmst mit dem winterproblem und die angst davor.
ich will weiter strategien sammeln bis dorthin.
lg petra