Mein alter "Freund" Depri ist wieder da

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John4155
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Mein alter "Freund" Depri ist wieder da

Beitrag von John4155 »

Nachdem ich ein paar Jahre beschwerdefrei war, hat sich mein Freund wieder gemeldet. Ich hatte zu spät die Reissleine im Job gezogen. Zu lange, zu viel Stress mit meinem Job, und zu viele Schikanen von meinem Chef. Leider hatte ich zu wenig auf mich selbst geachtet, und dann kam mein "Kumpel" vorbei, um mich auszubremsen und daran zu erinnern auf mich zu achten.

Wie es jetzt weitergehen soll weis ich nicht. Beruflich mache ich mir Sorgen.
Viele Grüße

John
qwertzuiop

Re: Mein alter "Freund" Depri ist wieder da

Beitrag von qwertzuiop »

wenn der Job dir nicht gut tut warum machst du dir deswegen Sorgen? Ist der für dein Wohlbefinden wichtig?

Zu tun ist wohl das, was dir schon einmal geholfen hat.
Gerbera
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Re: Mein alter "Freund" Depri ist wieder da

Beitrag von Gerbera »

Hallo John,

bist Du im Moment krankgeschrieben, arbeitsunfähig? Glaubst Du, Dein Chef wird Dir kündigen? Ober gibt es andere Ursachen für Deine beruflichen Sorgen?

Woher weißt Du denn, dass die Depression zurückgekehrt ist? Wurde sie diagnostiziert? Hast Du therapeutische Unterstützung?

Welche Unterstützung durch die Forengemeinde erwartest Du Dir? Mitgefühl, Tipps zur Jobsuche, Ratschläge zur Depressionsbewältigung?

Viele Fragen - sorry, aber Dein Posting ist wenig aussagekräftig für mich. Um Dir irgendwie weiterhelfen zu können, fehlt es an Informationen.

Viele liebe Grüße
Gerbera
John4155
Beiträge: 395
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Re: Mein alter "Freund" Depri ist wieder da

Beitrag von John4155 »

Hallo Gerbera,

ich bin derzeit krank geschrieben. Hauptursache dafür das ich wieder Besuch von der Depri bekommen habe sind zuviel Arbeit und die Schikanen von meinem Chef. Ich muss davon ausgehen das er mich los werden will .

Da ich die Situation alleine nicht bewältigen konnte, ging ich zur psychiatrischen Notambulanz. Dort werde ich jetzt betreut. Die Symptome von Depressionen sind mir gut vertraut, da ich deswegen schon in Behandlung war.

Da ich schon älter bin, habe ich Angst davor wieder arbeitslos zu sein.

Ich denke ich habe hier Mitgefühl gesucht.

Herzliche Grüße

John
Viele Grüße

John
Paola
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Re: Mein alter "Freund" Depri ist wieder da

Beitrag von Paola »

Guten Morgen, lieber John,

da du schon einmal von anderen Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, an deinem vorherigen, hier mit Kollegen, wenn ich mich recht erinnere, gesprochen hast, interessiert mich, wie die "Schikanen des Chefs" sich zeigen.

- Wirst du auch hier gleichzeitig von deinen Mitarbeitern gemobbt und wenn ja, wie?

- Wodurch entstand dein Eindruck, damals von deinen Kollegen gemobbt zu werden? Und wie fing das an?
- Hast du dich dagegen versucht zu wehren?
- Hast du dir Hilfe im Betrieb geholt, und bekamst du welche?

Ich wurde noch nie gemobbt, kenne aber Menschen, enge Freunde, auch Kinder, denen dies zu gestoßen ist.
Es muss die Hölle sein!

- Bist du dagegen arbeitsgerichtlich vorgegangen?

Außerdem ist dir die Arbeit offensichtlich zu viel.

Fragen hierzu

- Magst / machst du deine Arbeit an sich gern (unter besseren Umständen, versteht sich)?

- Was machst du beruflich? Wenn du deine Arbeit nicht gern magst, was würdest du beruflich tun, wenn dir alle Möglichkeiten der Welt zur Verfügung stünden?

Schließe die Augen und träume von deinem Wunschberuf ...

Einen guten Tag wünscht dir

Paola,
die es so genau wie möglich (nur, wie du es zulässt, versteht sich), wissen "muss", um deine Situation so gut wie möglich einschätzen zu können, um dir vielleicht Tipps geben zu können - auf dich bezogen.

Bei uns scheint wieder die Sonne, freu, wie geht es dir heute?
John4155
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Re: Mein alter "Freund" Depri ist wieder da

Beitrag von John4155 »

Hallo Paola,

die Schikanen gingen hauptsächlich von meinem Chef aus. Anbei ein paar Beispiele:

Kritik am Privatleben
Ich habe ein Buch bestellt. Mein Chef lehnte das grundlos ab.
Chef sagte mir das ich mir Gedanken darüber machen soll das es in meinem ALter schwer ist einen neuen Job zu finden.
Chef fährt mir über den Mund, und unterbricht mich beim Reden.
Er reagiert genervt wenn ich etwas sage.
Ich bekomme nur niedere Aufgaben.
Er verweigert mir eine Rollen-Aufgabenbeschreibung. Unklare Entscheidungskompetenz.
Wenn ich Fragen und Bedenken zum Projekt hatte, bekam ich keine Antwort.
Er legte mir Nahe zum Psychologen zu gehen, angeblich aus Fürsorgegründen.
Als ich mein Stressproblem vehement schilderte, warf er mir vor auf hohem Niveau zu jammern. Ich sollte mir außerdem Gedanken darüber machen ob ich hier passend für den Job bin, bzw. in die Firma reinpasse.
Meine eigene Meinung ist unerwünscht.
Ich bekomme ständig widersprüchliche und wechselnde Arbeitsanweisungen.
Er entwertete meine Mitarbeit.
Er machte mein Stressproblem, das ich ihm im Vertrauen schilderte, öffentlich. Indem er gegenüber jemanden anderen, in meinem Beisein, äußerte das ich ja schon wegen dem Projekt ins Schwitzen käme, und das es ja bei mir schon ins Psychosomatische gehen würde.
Ich bekam ständig neue Aufgaben.
Er hatte mir wichtige Infos vorenthalten.
Beim Projekt wurde ich auch von den Kollegen angetrieben.
Einerseits sagte er mir wenn ich Probleme habe soll ich ihn anrufen, andererseits war er dann oft nicht erreichbar.
Letztes Jahr habe ich eine zeit lang wöchentlich Rügen erhalten.
Er gibt mir im Detail vor wie ich was zu tun habe.
Meine Vorschläge werden grundlos abgeschmettert.
Er, und meine Kollegen , machen mir öfters klar das ich nicht wirklich dazu gehöre.
Ich soll einerseits Leute führen, bekomme aber keine Kompetenz oder Infos. Als ich diese einforderte, bekam ich keine.

Ich hatte zuletzt 8 Tage lang durchgearbeitet, also ca. 12 Stunden täglich. Danach versagte mein Körper und ich musste mich krank melden. Ich war beim Arzt. Kaum 6 Stunden war ich zu Hause, als die Personalsachbearbeiterin und ein Kollege vor meiner Tür standen und Sturm klingelten. Um zu sehen ob ich wirklich zu Hause bin. Davor war ich dieses Jahr nur einen Tag krank, und letztes Jahr 13 Tage krank.

Ich habe seit 10 Monaten versucht das Stressproblem mit meinem Chef anzusprechen und eine Lösung zu finden. Es führte nur zu marginalen Verbesserungen. Da ja das Problem nur bei mir liegt, wie er mich öfters deutlich wissen ließ.

Bei uns gibt es keinen Betriebsrat. Also habe ich keine Möglichkeit mich zu wehren. Arbeitsgerichtlich ist nichts zu machen. Was ich jetzt beruflich tun werde, weis ich nicht. Ich muss erst einmal gesund werden.

Viele Grüße

John
Viele Grüße

John
Paola
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Re: Mein alter "Freund" Depri ist wieder da

Beitrag von Paola »

Lieber John,

ich antworte dir später.

Lg, Paola
Paola
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Re: Mein alter "Freund" Depri ist wieder da

Beitrag von Paola »

Lieber John,

was du da berichtest, macht mich echt traurig, dieser Mensch / Mann / Chef hat ein durch und durch inkompetentes FührungsVerhalten  und scheint auch menschlich nicht zum Vorbild zu gereichen -  dir zum Trost: So eine(r) ist - leider - nicht einmalig! Ein paar Beispiele:  Mein jüngerer Sohn leidet auch unter seinem Chef und dessen chaotischem Leitungsstil, obwohl er NICHT gemobbt wird. Aber die Arbeit, die ihm anfangs Freude gemacht hat, belastet ihn nun. Auch die hinreißende und hochbegabte Freundin unseres Sohnes leidet unter dem hier autoritären und anmaßenden Führungsstil ihrer Chefin. Beide sind engagiert und fleißig, mitdenkend wie du etc. Natürlich geht das Beiden mittlerweile auch auf die Psyche, sie leiden nicht an einer Depression, haben aber zugenommen: irgendwo schlagt sich DauerFrust halt nieder, und man kann ja nicht immer den Mund aufmachen, also "fressen" sie ihre Sehnsucht nach Verbesserung der Situation und das Unausgesprochene "in sich hinein".

Wir fahren gemeinsam in Urlaub nächste Woche, und mlb Mann wird sie in Bezug auf Wechsel des Arbeitsplatzes beraten.

Extremes, aber wahres Beispiel:
Ich musste drei Jahre lang unter einem Psychopathen als Chef leiden:

Da ich seine (s.o.) üblen Machenschaften bereits in der Referendarzeit erlebt und bekämpft hatte -    leider nicht zum Seminarleiter gegangen bin, weil ich dachte, der würde mir das nicht glauben, und die anderen aus dem Sprecherrat waren zu feige, mich zu unterstützen, weil sie nur ihre Noten und die zukünftige Stelle im Kopf hatten, seufz: ich bin ein wenig zu hart in der Kritik, fürchte ich, manche hatten schon Familie, ich aber auch: 2 Kinder, na ja! -  wehrte ich mich sofort, als er sich bei mir anzubiedern versuchte!

Schließlich hatte ich erlebt, wie er  ReferendarInnen mobbte, von denen er über eine Spitzelin, die er zu seiner Geliebten gemacht hatte (unfassbar, aber wahr, sie bekam übrigens eine Spitzenstelle und eine Spitzennote, denn er gehörte zu ihren Ausbildern!), so  wusste ich, was auf uns zukam (ich war fürs Gymnasium ausgebildet, arbeitete aber an einer Institution der Uni, das war so zwischen Schule und Uni, aber mit einem Kollegium wie an einem Gymnasium, wichtig hier, denn an der Uni ist man freier!). Und so war es auch! Schließlich war er krank und deshalb zum Direktor hochbefördert worden, weil ihn sein vorheriger Direktor und das Kollegium loswerden wollten. So etwas ist bei Beamten gar nicht so un-häufig. Nun: Innerhalb von nur 2 Monaten verwandelte er ein Kollegium, das bis dahin wunderbar zusammengearbeitet und sich relativ gut vertragen hatte, in einen "Stasiladen" **

Wenn du an Einzelheiten interessiert bist, erzähle ich dir das gerne, ich habe seit langem nicht mehr an die Story gedacht, aber du hast mich erinnert. Ich bin immer noch verwundert darüber, wie wir ihn schließlich losbekamen. Es ist wirklich eine tolle Geschichte, die aber zeigt, dass, wenn man sich einsetzt und sich (schließlich !  ) zusammentut, dabei nicht kopflos handelt und nicht aufgibt, man sogar einen ungeeigneten Chef loswerden kann. Menschlich tat er mir leid, aber es wäre SEINE Aufgabe gewesen, sich in eine Therapie zu begeben. Er war hochintelligent und sehr gebildet, hatte die Zeichen erkennen müssen: Es machte ihm Angst, wenn er zwei oder drei Schüler, Studenten, Referendare, Kollegen etc. zusammen stehen sah, weil er meinte, sie redeten über ihn!!! Und - wie in einem diktatorischen Staat, trieb er sie auseinander - auf den bloßen Verdacht hin verfolgte er sie mit seinem Hass! Wahrend er seine eigentliche Arbeit vernachlässigte. Da er mit Menschen zu tun hatte und manche psychisch zerstörte, bzw. seine Macht dahingehend ausnutzte ihnen bei der Beförderung im Weg zu stehen, ihnen Angst einjagte usw., hielt sich mein Mitleid in Grenzen.

Ein Beispiel, was er mit mir trieb, weil ich es wagte, ihm öffentlich zu widersprechen:

In jener Zeit starb meine kleines Kind. Da dies morgens in der Früh geschah, teilte ich der Sekretärin vor meinem Arbeitsbeginn mit, dass ich wegen ..... an jenem Tag nicht kommen könne. Daraufhin rief er zurück und sagte: "Für Tod eines nahen Verwandten gibt es zwei Tage frei, wenn Sie am Freitag nicht pünktlich zur Arbeit erscheinen, teile ich dies der Bezirksregierung  mit."

Kein Gruß, kein Wort des "Bedauerns", nur das! Die Sekretärin hatte ihn informiert und ihm den Grund für mein Nichtkommen mitgeteilt. Sie war natürlich verstört und meinte so etwas wie "Ist das nicht furchtbar...! Woraufhin er zu ihr und vor einem meiner Kollegen unwirsch meinte: "Ach was! Tot ist tot!"

Ich habe nichts erfunden und nichts hinzugefügt. Wer sich so als Menschliches Wesen und als Mensch in Leitungsposition verhält, der übrigens sogar eine gewisse Fürsorgepflicht (Anforderungsmerkmal) für seine "Untergebenen" hat, ist sichtlich krank - nur:

Warum lässt man solche Menschen in solche Positionen (aufsteigen), wenn sie doch offensichtlich keine Eignung dafür haben. Dieses Problem ist seit langem bekannt, kostet Steuerzahler, Firmen, Krankenkassen etc. viel Geld - uns alle also! Schadet Menschen psychisch erheblich, aber immer noch werden Menschen auf solche Positionen nicht oder nicht genügend vorbereitet.

Sorry werde immer wieder abgelenkt, habe auch wenig Zeit, muss nun zum Arzt. Schicke das jetzt so ab, in voller Solidarität und Empathie mit dir.

Ich hatte dir noch andere Fragen gestellt, kannst du mal schauen?
Ich melde mich spätestens am Abend wieder.

Alles Gute für den Tag wünscht dir
Paola

**Nicht so ganz treffend, vielleicht gibst du mir einen passenderen Begriff, ich stehe um die Uhrzeit stark unter den Nebenwirkungen von Medikamenten, da fallen mir Konzentration und Formulieren schwer. Sei deshalb bitte nachsichtig. Auch wird es mal wieder lang, seufz, was soll ich machen? Ich hab nunmal viel erlebt und habe die Hoffnung, dass dies dem einen oder anderen ein wenig helfen kann, sich nicht so allein mit seinem Problem zu fühlen und vor allem möchte ich vermitteln, dass man fast alles im eigenen Leben anpacken und lösen kann - mal mit, mal ohne Hilfe. Ich zumindest fühle mich so zufrieden und glücklich wie nie in meinem Leben, singe schon morgens, wenn ich zum Beispiel in unseren kleinen Garten schaue oder freue mich an anderen Winzigkeiten, z.B. die drei Kröten in unserem Mini-Teich. Und ich habe viel gelitten und tue das auch heute noch, wenn etwas mit meinem Mann, den Kindern, dem 1. Enkelkind (9 Wochen), den Freunden ist .... Aber mir geht es gut, obwohl ich physisch "arm dran bin", schnief, und die Prognose ein einziges Desaster ist. Ich lebe im Heute. Hugh, Paola hat gesprochen. Das sieht geschrieben so kitschig aus, ich lösche erst später, verzeih(t) mir! Gut nur, dass du krank geschrieben bist, sonst würde ich dir noch mehr Zeit stehlen, lieber John!
Gerbera
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Re: Mein alter "Freund" Depri ist wieder da

Beitrag von Gerbera »

Hallo John,

was Du da geschildert hast, ist ja furchtbar! Kein Wunder, dass Du krank geworden bist. Dein Chef, aber auch Deine Kollegen, haben Dir ja echt übel mitgespielt! Hast Du irgendeine Vorstellung, warum Dein Chef Dich loswerden will? Bist Du der Einzige Ältere im Team?

Das mit dem "Krankenbesuch" finde ich nur noch unmöglich. Was genau wäre eigentlich passiert, wenn Du nicht zu Hause gewesen wärst? Du bist nicht verpflichtet, 24 Stunden am Tag das Haus zu hüten, wenn Du krankgeschrieben bist. Das richtige Wort lautet: ARBEITSunfähig, nicht unfähig, das Haus zu verlassen. Du kannst alles tun, was Deine Genesung nicht gefährdet und der Wiederherstellung Deiner Arbeitsfähigkeit dient: Arztbesuch, Gang zur Apotheke, zu irgendwelchen Therapien (z.B. Physiotherapie), Du kannst spazierengehen, wenn es Deiner Gesundung dient usw. usw.

Denkst Du, dass Du tatsächlich aus Altersgründen keine Chance hast, eine andere Arbeitsstelle zu finden? Gerade in Führungspositionen ist doch (Lebens-)Erfahrung gefragt. Darf man fragen, wie alt Du bist? Mein Mann hat mit 50 gewechselt, ein Kollege von ihm mit 55, weil die Firma insolvent war.

Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du eine Lösung für Dein Problem findest und wieder gesund wirst. Wenn Du im Betrieb keine Unterstützung findest, kannst Du sie vielleicht außerhalb finden: Beratungsstelle, Rechtsanwalt, Arzt, Psychologe... Sie alle können Dir helfen, Strategien zu entwickeln, um dem Ganzen eventuell eine positive Wende zu geben.

Liebe Grüße
Gerbera
Paola
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Re: Mein alter "Freund" Depri ist wieder da

Beitrag von Paola »

Lieber John,

wie geht es dir?

Magst du dich mal melden?

Lg
Paola
John4155
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Re: Mein alter "Freund" Depri ist wieder da

Beitrag von John4155 »

Hallo Paola,

danke für Deine ausführliche Antwort!

Auf manche Fragen habe ich nicht geantwortet, um mich zu schützen. Ich weis nicht ob mein Arbeitgeber im Internet recherchiert.

Was Du mir von Deinem Leben schreibst macht mich fassungslos. Es tut mir leid, das auch Du in menschliche Abgründe sehen musstest.

Leider wird auch in unserer Firma fleissig spioniert und denunziert.

Ich wünsche Dir viel Kraft und einen schönen Urlaub.

Liebe Grüße

John
Viele Grüße

John
John4155
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Re: Mein alter "Freund" Depri ist wieder da

Beitrag von John4155 »

Hallo Paola,

mir geht es ein wenig besser.
Ich suche gerade einen Therapieplatz. Weis noch nicht ob ich wieder Medis nehmen muss.

Liebe Grüße

John
Viele Grüße

John
John4155
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Re: Mein alter "Freund" Depri ist wieder da

Beitrag von John4155 »

Hallo Gerbera,

eigentlich weis ich nicht warum mein Chef so unangenehm ist. Ich bin mit der Älteste im Team.

Ich habe zusätzlich zum "Krankenbesuch" einen Kontrollanruf erhalten. Ausserdem muss ich mich jetzt ab dem ersten Krankheitstag krank schreiben lassen, und den gelben Schein am Folgetag vorlegen. Was nur mit Kurier machbar ist. Letztes Jahr war ich 2 Wochen krank, und dieses Jahr 2 Tage, bevor ich jetzt erkrankt bin. Die Firma macht gerade so, als ob ich dauernd krank war. Auch das zeigt mir das sie jetzt einen Grund suchen um mich feuern zu können. Denn wenn der gelbe Schein nicht rechtzeitig vorliegt, ist das ein Kündigungsgrund.

Da ich bereits öfters arbeitslos war, weis ich das man mit 50 fast keine Chancen hat einen festen Job zu bekommen. Ich hatte zwar leitende Positionen inne, jetzt wollen die AG aber junge, unverbrauchte und akademische Führungskräfte.

Danke für die guten Wünsche. Ich habe mir bereits professionelle Hilfe geholt, und entwickle mit denen eine Strategie zur Gesundung, und beruflichen Vorgehensweise.

Liebe Grüße

John
Viele Grüße

John
Paola
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Re: Mein alter "Freund" Depri ist wieder da

Beitrag von Paola »

Lieber John,
ich danke dir für dein Mitgefühl - meine eigene(n) Geschichte(n) hat (haben) mich zum Glück noch weicher gemacht, nicht hart gegenüber dem Leiden anderer.

Aber das bedeutet nicht, dass sie mich abgehärtet hat: Es gibt keine Hornhaut, die sich auf der Seele und der Fähigkeit zu leiden bildet. Ich kann sehr leiden, aber auch sehr glücklich sein (nein, bin nicht bipolar). Aber ich akzeptiere das eine, weil ich sonst nicht das andere hätte. Außerdem habe ich da auch keine Wahl! Weil eine Zeitlang Schlag auf Schlag folgte, litt ich unter starken Verlustängsten. Dagegen habe ich Rituale entwickelt, die für andere vielleicht belächelnswert sind, mir aber helfen und auch niemandem wehtun und von meiner Familie und meinen Freunden akzeptiert werden.

Dass ich, das, was ich erlebt habe, ins Forum stelle, geschieht weiß Gott nicht aus dem Grund mich interessant zu machen: Ich sehe einen Thread wie den deinen - schaue wie jeder andere nur in solche, die etwas mit meinem Leben, mit mir zu tun haben und schreibe um Mut zu machen.

Zum Beispiel dir. Ich will dir 1. sagen, dass ich mit dir solidarisch bin und Empathie, nicht Mitleid, mit dir fühle - mich - erstaunlich heftig und genau an meine damalige, ähnliche, nicht gleiche Situation erinnernd: kein Fall ist wie der andere, 2. schreiben, was du vielleicht machen könntest. Dazu muss ich Fragen stellen, die du beantwortest oder nicht - je genauer ich weiß, desto besser kann ich "raten". Ich akzeptiere auch ohne Grund, wenn meine Fragen nicht beantwortet werden, deinen ganz besonders, denn Chefs treiben sich im Internet herum. Und bevor du nicht eine neue Stelle hast oder haben willst, wäre ich an deiner Stelle auch vorsichtig! - Das hat nichts mit Phobie zu tun! Ich war übrigens damals nicht allein mit meiner Situation. Bist du allein damit? Ich weiß nicht, was geworden wäre, wenn mein Mann mich nicht unterstützt hätte. Übrigens hat er den größten Anteil daran, dass dieser kranke Chef nicht weiter auf Menschen herumtreten konnte. 3. Möchte ich dir Mut machen, dass man auch so eine schwierge Siuation bewältigen, sogar gestärkt daraus hervorgehen kann. Das erste ist darüber zu reden oder zu schreiben, damit man sich bewusst wird: Das ist mir passiert. Ich will da raus. Oft denkt man, man sei selbst schuld, irgendetwas stimme nicht mit einem. Wenn du aber liest, dass das nicht nur dir passiert, verlierst du ein Stück deiner Selbstzweifel, die dir im Weg stehen deine Situation zu bewältigen.

In unserem Kolegium war ich längere Zeit die einzige, die wusste: Dieser Mann ist nicht richtig hier. Er war geschickt, hat sich ein paar Kollegen herausgepickt, denen er die tollsten Stellen versprochen hatte und die die Aufgabe bekamen uns andere auszuspionieren, was wir natürlich erst später erfahren haben. Übrigens können auch Kollegen feige sein. Dass die meisten gegen dich zu sein scheinen, heißt nicht, dass du falsch liegst. Bei uns wurde es immer klarer, dass der Chef krank war, trotzdem hatten einige Kollegen große Angst sich offen gegen ihn zu stellen. Am Ende hat es jeder sofort gewusst, die Menschen sind eben nicht alle lernfähig. Hast du unter deinen Kollegen jemanden, mit dem du offen sprechen kannst?

An deiner Stelle würde ich mir eine Selbsthilfegruppe suchen oder selbst eine ins Leben rufen, in der du dich einmal in der der du dich einmal pro Woche über deine Probleme von Selbstzweifeln aussprechen kannst. Ich empfinde deine Situation als demütigend und respktlos, einen Menschen, der sich in der Arbeitswelt bewährt hat wie ein kleines unmündiges Kind zu behandeln, wie einen wochenlangen Schulschwänzer zu behandeln. Ich weis gar nicht, ob solche Methoden zulässig sind, aber Im-Recht-zu-sein würde dir nichts nützen, dann wird eine neue Schikane gesucht. Beschämend dür jemanden in leitender Position! Kannst du nicht doch noch einmal das Gespräch suchen?

Einen schönen guten Morgen wünscht dir
Paola
John4155
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Re: Mein alter "Freund" Depri ist wieder da

Beitrag von John4155 »

Hallo Paola,

auch ich dachte das es irgend einmal weniger weh tun wird wenn ich wieder einen Nackenschlag von meinen Mitmenschen bekommen werde. Ist leider nicht so. Es tut weiterhin genauso weh. Nur kann ich jetzt bewusster und besser damit umgehen. Ausserdem suche ich nicht mehr die „Schuld“ nur bei mir. Bisher fühlte ich mich immer schuldig, und minderwertig.

Herzlichen Dank für Dein Mitgefühl!!!

Ich muss mit meiner Situation nicht ganz alleine umgehen. Ich habe eine beste Freundin, und die Unterstützung einer Krisenambulanz.

Auch mein Chef ist sehr geschickt darin Menschen zu benutzen und zu manipulieren. Meine Kollegen sind ihm fast alle hörig, und haben mich auch Mal verpfiffen. Nur ein Kollege, in einer anderen Stadt, versucht sich zu wehren. Das Problem ist, das unser Chef in der Hierarchie sehr hoch ist. Es gibt Leute, aus anderen Abteilungen, die meinen Chef als psychisch krank berachten.

Ich suche gerade eine Selbsthilfegruppe zum Thema Depressionen. Rechtlich kann ich wenig machen. Meine Probleme hatte ich schon öfters bei meinem Chef angesprochen, ohne auf Depressionen einzugehen. Er hat dieses Wissen genutzt um mich weiter zu demütigen.

Liebe Grüße

John
Viele Grüße

John
Paola
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Re: Mein alter "Freund" Depri ist wieder da

Beitrag von Paola »

Lieber John,

weniger weh tuts mir auch nicht, aber ich fange mich schneller. Und ich bin zum Glück nicht alleine, freue mich, dass du es auch nicht bist

Muss mich um den Urlaub kümmern, freute mich und hatte Angst: je näher der Tag rückt, umso mehr, war jetzt auch ein paar Tage allein. Da die Hinfahrt sehr sehr belastend sein wird - wie geht das auch anders, wenn schon 3-Min Sitzen eine Qual ist !!!??? und ich auch deshalb selten das Haus mit all dem gewohnten "Komfort" verlassen kann, das dann natürlich zum schützenden Nest geworden ist! Das macht Angst, logisch!

Ich weiß aber, dass es besser sein wird (das mit dem Nest-Verlassen ), wenn wir ca 100 km weit weg davon sind und auch nicht mehr umkehren können, wenn ich plötzlich denke: Hast du das Gas abgestellt? (unheilbare körperliche Erkrankungen hinterlassen auch dann ihre psychischen Folgen, wenn sie rein somatischen Ursprungs sind). Ich habe mich anfangs eher hier im Forum aufgehalten, um meine eigenen Ängste vor der Reise zu verdrängen, die ich doch unter größten Schwierigkeiten geplant und und mit viel Vorfreude durchgesetzt habe ...

Möchte dir sagen, dass wir dort Velan haben und ich weiter in deinen Thread schauen werde. Wenn ich etwas anfange ... Außerdem habe ich zu deinem Thema ja auch etwas zu sagen.

Bleib stark und versuch dir Hilfe zu suchen, sobald du merkst, dass du es allein nicht schaffst.

Was Kollegen anbetrifft, habe ich dir das ja schon geschrieben: Ich war sehr verwundert darùber, wie meine Kollegen sich damals verhalten haben: feige und den von diesem kranken bösen Chef verfolgten Kollegen, zu denen ich übrigens nicht gehörte, illoyal und insgesamt feige. Da dachte ich immer: Wie würden die sich wohl in einer Diktatur verhalten haben? Und bei uns hatte niemand etwas zu verlieren! Niemand konnte seinen Arbeitsplatz verlieren und mache waren an ihrem akarriereende angekommen.. Aber als später alles klar war und dieser Mann gehen musste (bei vollem Gehalt und dann vollen Pensionsbezügen übrigens!), da brüsteten die anfangs Feigsten und Illoyalsten sich damit, die Mutigsten gewesen zu sein. Das Vergessen geht auch schnell! Jedenfalls habe ich damals gelernt, wie Menschen sein können und wie kostbar Freundschaft ist.

Alles Gute fùr dich
Paola
Nicky76
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Re: Mein alter "Freund" Depri ist wieder da

Beitrag von Nicky76 »

Hallo

ich kenne das das ist bei mir das gleiche, ich hatte zwei Jahre nix mehr und nun bin ich total in die Depri Phase gerutscht, so langsam geht´s wieder aber keiner beachtet mich keiner ist für mich da keiner der sieht das es mir schlecht geht und keiner der mich auffängt. Heute Morgen hätte ich mich beinahe verraten. Ich hab meine Hand selbst verletzt und bis heute hat es keiner bemerkt und heute Morgen hat man mich um 5:30 Uhr aus Bett geholt weil´s Probleme gab, ich schnell hin, vergessen meine Jacke drüber zu ziehen und dann am PC alles eingestellt, dann nochmal raus und dann sag ich noch zu dem einen das ich erstmal wach werden muss. und dann sah ich meine Hand und bin schnell zurück meine Jacke anziehen. Es hat keiner gemerkt so passen alle auf. vor 2 tagen ging es hier plötzlich jemanden schlecht, er hatte Blutdruck abfall und war völlig neben sich, ich wollte Blutdruck messen aber er wollte nicht er ist raus gegangen die Autos umparken ich musste auch noch raus mein Auto sauber machen er parkte um und war plötzlich weg schlüssel steckte Fenster auf Radio an und er war nicht zu sehen, ich war zwar auch grad am gleichen Auto aber er war weg ich also wieder rein aber er war auch dort nicht zu sehen hab dann den anderen bescheid gesagt und wo war er er stand im laden und hatte sich etwas zu essen bestellt hab ihn dann vor allen etwas angeschimpft das er so etwas nicht machen kann erst geht´s ihm schlecht und plötzlich ist er weg, hab dann gesagt, das ich auf so etwas achte. Auf mich würde keiner achten, wenn ich plötzlich weg wäre, würde es keiner merken, man sieht ja es sieht ja noch nicht mal jemand das es mir nicht gut geht, aber langsam habe ich nicht mehr so große Suizid gedanken. Ich weiß das ich mir nicht das leben nehmen werde und der rest wird sich auch wieder einpendeln.
Was für mich nur noch schwerer war war das ich mails an eine Psychaterin aus einer Klinik geschrieben habe und sie hat es nicht mal für nötig gehalten zu antworten und wenn sie nur geschrieben hätte das ich in die Klinik kommen soll, wäre es ja schonmal etwas gewesen aber gar nicht zu antworten na toll das sagt mir das ich noch unwichtiger bin als ich eigentlich gedacht hatte bin halt nur mal wieder jemand der am Rad dreht und is doch egal, was sie macht. Aber naja

LG Ich
John4155
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Re: Mein alter "Freund" Depri ist wieder da

Beitrag von John4155 »

Hallo Paola,

ich wünsche Dir erst einmal einen erholsamen Urlaub, und ewas Abstand zu Deinem Leid.

Mit den Kollegen ist das so eine Sache. Vor einigen Jahren wollten Kollegen und ich mit einem Boss reden. Weil wir Probleme mit seinem Arbeits-und Führungsstil hatten. Ich war der Erste der ein Mitarbeitergespräch mit ihm hatte. In diesem Gespräch machte er mich rund. Meine Kollegen hielten ihren Mund, und ich war der Idiot der dann von allen gemobbt wurde.

Ich habe mir ein Netzwerk von Institutionen und Menschen aufgebaut die mich notfalls unterstützen.

Liebe Grüße

John
Viele Grüße

John
John4155
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Re: Mein alter "Freund" Depri ist wieder da

Beitrag von John4155 »

Hallo Nicky76,

das Gefühl unbeachtet zu sein kann ich gut nachvollziehen. Mir hat das wehgetan das Gefühl zu haben das es den Anderen egal ist wie es mir geht oder ob ich lebe oder nicht. Teils hatte ich auch das Gefühl bei meinen Therapien das es denen egal ist ob ich oder jemand anderes vor denen sitzt. Da ich mich selbst aufgegeben hatte, mich selbst gehasst hatte und darauf hoffte von anderen meinen Wert bestätigt zu bekommen, ging es mir schlecht. Mir ging es erst besser, als ich nicht mehr nach der ANerkennung der anderen lechzte, und mir nicht merh so oft aufdrücken liess das ich nicht okay bin. Jetzt sage ich mir öfters das ich okay bin, wie ich bin. Ich habe meinen Selbsthass weitestgehend abgelegt. Ich denke das viele die an Depressionen leiden, sehr empfindsame Menschen sind, die sich mit der grobschlächtigen Umwelt schwer tun, und daran erkranken.

Liebe Grüße

John
Viele Grüße

John
Shay
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Registriert: 5. Jan 2007, 14:06

Re: Mein alter "Freund" Depri ist wieder da

Beitrag von Shay »

Lieber John,
als ich Deine Zeilen las, habe ich mich sofort darin wiedergefunden.
Bei mir stellt sich die Situation so dar, dass meine Firma seit anderthalb Jahren versucht, mich loszuwerden. Die Argumente dafür sind variabel, je nach Notwendigkeit: Erst sagt mir mein Vorgesetzter, er sei mit meiner Arbeit unzufrieden. Im selben Gespräch führte er dann schon an, man wolle meine Stelle einsparen, da der Firmenbereich, für den ich (ursprünglich befristet, nach kurzer Zeit fest) eingestellt worden sei, nicht genug Reingewinn generiere. Dann wieder bemängelte er einen eklatanten Mangel an Sorgfalt (den er dann auch mit einer entsprechenden Abmahnung zementierte, weil ich vor einem einwöchigen (!) Urlaub nicht schriftlich fixiert hatte, dass eine Deadline nicht einzuhalten sei (was sich aber schon die Wochen davo abgezeichnet hatte und worüber er informiert war). Um dann die nächste Stufe der Rakete zu zünden, fordert er jetzt verbindliche Deadlines bei Projekten, die von der Zuliefrung anderer abhängen, ignoriert meinen Urlaubsantrag, verbummelt Korrekturen, die dann Monate später wie aus dem Himmel gefallen auf meinem Schreibtisch landen und zelebriert eine eklatante Ungleichbehandlung von meinem Kollegen und mir. Er steckt die Zeitrahmen für meine Projekte so eng wie möglich, so dass sie fast nicht zu schaffen sind - und kommt dann mit irgendwelchem Kokolores, der mich unnötig aufhält, aber soooo wichtig ist...

Einmal pro Woche bin ich dafür zuständig, dass meine Kinder auf den Schulweg kommen. An diesem tag komme ich seit vier Jahren - nach Absprache mit meinem Arbeitgeber - eine Stunde später zur Arbeit, eine Stunde, die ich am Nachmittag hinten dran hänge.
Jetzt haben meine Frau und ich uns zum Jahresanfang getrennt, ich lebe jetzt alleine, jedoch besteht diese Regelung weiter. Schließlich muss - Trennung hin oder her - meine Frau an diesem Tag zum Frühdienst. Als mein Vorgesetzter Wind davon bekam, dass wir uns getrennt hatten, meinte er "Ich will diese Sonderregelung nicht mehr. ich will, dass Sie wie alle anderen Mitarbeiter auch jeden Tag pünktlich zur Arbeit erscheinen. Jetzt, wo sie von Ihrer Frau getrennt sind, brauchen Sie das ja auch nicht mehr." Als ich ihm darauf erklärte, dass sich ja erst mal nur die Wohnsituation geändert hat, meinte er: "Ich will das trotzdem nicht. Dann muss sich Ihre Frau eben was einfallen lassen". Nebenbei bemerkt: Mein Kollege kommt JEDEN Tag ca eine Stunde später. Dazu gibt es keinen Kommentar.

Seit ich weiß, dass mich die Firma nicht mehr haben will, suche ich erfolglos nach einer neuen Stelle. Es scheint aber so zu sein, dass ich den meisten Unternehmen mit meinen 43 Jahren für den Beruf des Mediengestalters zu alt und zu teuer erscheine. Es sind mehr als genug junge, ledige, ungebundene und "flexible" Kräfte auf dem Markt, die sich auch mit der Hälfte meines Verdienstes zufrieden geben. Dass da die Wahl letztlich leicht fällt, ist nachvollziehbar.

Am vergangenen Wochenende bin ich mit einer akuten Divertikulitis im Krankenhaus gelandet. Da ist mein Darm endgültig in den Streik getreten, weil er all diesen Mist nicht mehr verdauen konnte. Die Entzündungen waren so heftig, dass ich seitdem dreimal täglich gewaltige Mengen an Antibiotika und ein Mittel gegen Bakterien in mich reinstopfen darf.

Vorgestern war ich dann bei meinem Hausarzt. Weil der mich - abgesehen der Untersuchung vor meinem Krankenhausaufenthalt - seit längerem nicht mehr gesehen hatte, befragte er mich dann sehr gründlich nach meiner Gesamtsituation. Tja, als ich ihm dann die ganzen Zusammenhänge schilderte, merkte ich plötzlich, dass ich am Ende des Gleises angekommen war. Ich konnte einfach nicht mehr. Meine Stimme entgleiste und ich konnte die Tränen nicht mehr halten.
Seine Diagnose: Reaktive Depression. Seine Antwort darauf: Citalopram und die Vorstellung beim Psychotherapeuten.

Mann... und ich dachte, ich hätte den Mist überwunden. Aber irgendwann sind die Kräfte, die man braucht, diesen ganzen Trouble zu verarbeiten, aufgebraucht. Dann geht nichts mehr. Das ist jetzt der Fall.
Gruß: Martin





„A ship is safe in harbour - but this is not what a ship is made for."
John4155
Beiträge: 395
Registriert: 23. Mai 2011, 18:41

Re: Mein alter "Freund" Depri ist wieder da

Beitrag von John4155 »

Hallo Martin,

obwohl ich selbst schon vieles erlebt habe, wundere ich mich immer wieder auf Neues wie niederträchtig Menschen sein können. Es macht mich traurig das auch Du das erleben musstest.

Wenn Firmen/ Chefs einen loswerden wollen, werden sie gnadenlos. Meine Erfahrung ist, das man dem letztendlich ausgeliefert ist. Man hat dann nur die Wahl zu gehen, oder zu warten bis man gefeuert wird. Da es den Firmen besser ansteht wenn der Mitarbeiter von selbst geht, wird er dann mürbe gemacht und schikaniert. Es stellt sich dann die Frage ob es besser ist den Job zu behalten, und krank zu werden, oder zu gehen. WIe groß ist den die Chance das Dein Chef geht? Wie gehen die Kollegen mit Dir um?

Das mit der Josuche kann ich bestätigen. Ab einem gewissen ALter wird es schwer was zu finden. Ich habe mich dann so durchgeschlagen, das ich auch Jobs in anderen Branchen und mit anderen Tätigkeiten angenommen habe. Ich habe eine Zeit lang nur 400 Jobs gehabt, oder über Zeitarbeit gearbeitet. Ich kenne einige Mediengestalter die als Freelancer arbeiten. Wäre das was für Dich?

Du hast geschrieben das Du am Gleisende angekommen bist. Kann ich gut verstehen, weil ich das aus meinem Leben auch kenne. Nachdem ich meine Wunden geleckt hatte, war das allerdings auch die Chance etwas Neues zu machen und ein besseres Leben zu führen. Ich finde das Deine Gesundung jetzt allerhöchste Priorität hat! Die Kombination von Antidepressiva und Therapie ist die derzeit empfohlene Vorgehensweise. Welche Art von Therapie willst Du machen?

Liebe Grüße
Viele Grüße

John
Shay
Beiträge: 357
Registriert: 5. Jan 2007, 14:06

Re: Mein alter "Freund" Depri ist wieder da

Beitrag von Shay »

Hallo John,

ich hab den ganzen Mist mal in einem neuen Thread untergebracht, weil ich mit meiner Story nicht Deinen Thread kapern möchte:
http://www.deutsche-depressionshilfe.de ... 1371461296
Gruß: Martin





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