Krankenauseinweisung bekommen - wie geht es weiter?

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Mione
Beiträge: 284
Registriert: 17. Okt 2010, 16:41

Krankenauseinweisung bekommen - wie geht es weiter?

Beitrag von Mione »

Hallo,

die letzten Wochen über ging es mir seelisch ziemlich schlecht. Ich war bei meiner Psychiaterin, die mir riet das AD zu erhöhen und mich dann wieder nach Hause schickte. Es wurde etwas besser, aber nicht ich hatte immer noch das Gefühl, nicht mehr zu können, am Ende meiner Kräfte zu sein.
Nach langem Zögern war ich dann heute bei meinem Hausarzt, weil es mir leichter fiel ihm alles zu erklären als meiner Psychiaterin. Er sagte, ich hätte eine schwere depressive Episode und sollte unbedingt ins Krankenhaus, weil es von allein nicht besser werden würde. Dafür hat er mir eine Einweisung als Notfall ausgestellt.
Jetzt sitze ich hier hadere total mit mir.

Einerseits fühle ich mich so sehr erleichtert, dass jetzt Hilfe in Aussicht ist, andererseits habe ich auch große Angst, da ich bisher noch nie stationär in einem KH war.
Ich frage mich, was dann aus meinem Job wird, meinem Studium, was Familie und Freunde dann über mich denken und wie ich schnell eine Betreuung für meine Tiere finden kann, wie ich das alles organisieren soll.
Ich habe ein schlechtes Gewissen, Zweifel, und so viele Fragen ...

Seit gestern Abend fühle ich mich im Vergleich zu den letzten Tagen seltsamerweise gut - das Gefühl ist so ungewohnt. Muss ich dann wirklich in die Klinik? Bin ich überhaupt krank genug dazu, wenn meine Psychiaterin meinte, es geht auch ambulant?
Ich frage mich, ob ich vielleicht einfach noch abwarten soll, ob das AD weiter anschlägt (die Erhöhung ist 2 Wochen her.
Aber andererseits habe ich so Angst, dass das "Gut gehen" jetzt nur eine Phase ist und das große depressive Loch wiederkommt. Kann es jemandem, der vor zwei Tagen total am Ende war, jetzt wieder gut gehen?

In meinem Kopf herrscht so ein Chaos, wenn es um das Entscheiden geht!
Kennt ihr diese Gefühle und Gedanken auch? Wie habt ihr die für euch richtige Entscheidung gefunden?
Clairedelalune
Beiträge: 181
Registriert: 28. Jul 2011, 13:11

Re: Krankenauseinweisung bekommen - wie geht es weiter?

Beitrag von Clairedelalune »

Hallo Mione,

ich kann dir aus meiner Erfahrung so viel sagen ... - du umschreibst immer mit KH, aber letztendlich meinst du doch Psychiatrie? ...
um das Kind beim Namen zu nennen, eigentlich müsste dein Hausarzt dich ganz gut kennen, von dem her würde ich seiner Empflehlung schon folgen,

aber jetzt zu meinen Erfahrungen, damit du "Input" hast, was dich in etwa erwartet:
es hat Vor-und Nachteile...

einerseits ist man aus der belastenden Situation ersmal raus, hat Tag und Nacht Pflegepersonal um sich, die auch immer Gesprächsbereit sind,
in dem Psychiatrischen Zentrum, in dem ich zuletzt war, war es immer ein/e Bezugspfleger/in, an die ich mich wenden konnte.

Es gibt Einzelgespräche mit Fachärzten, Ergotherapie, ...

und Mitpatienten
mit allen Vor-und Nachteilen, manchmal entwickeln sich gute Gespräche, manchmal belastet einen das Leid der Mitpatienten auch, aber da schreiten meistens die Pflegekräfte ein, wenn Gespräch ausufern.

Sportangebote, Freizeitaktivitäten lassen einen manchmal vergessen, dass man in der Klinik ist.

Im Eingangstext zu diesem Forum, hast du bestimmt gelesen, dass das Thema Siuzid hier gemieden werden soll, ich will auch nur in soweit darauf eingehen, als dass ich dir sagen will, sollte auch nur der leiseste Gedanke in die Richtung gehen, dann geh auf jeden Fall in die Klinik.

Kann sein, dass die erhöhte Aufmerksamkeit, das ernst genommen werden durch den Arzt auch zu deiner momentanen Besserung beigetragen hat.

Frag ruhig auch detallierter nach, ich muss nochmal kurz raus, eventuell auch länger, weil ich einen Zahnarzttermin habe.

Die klassische pro und contra Liste ist auch immer eine Entscheidungshilfe.

Hör in dich hinein, und vergleich vielleicht auch ein paar Kliniken, da gibt es zimliche Unterschiede.

bis später
LG
Claire
lucya
Beiträge: 1536
Registriert: 4. Aug 2010, 11:39

Re: Krankenauseinweisung bekommen - wie geht es weiter?

Beitrag von lucya »

Liebe Mione,
Wie gut ich Deine Gedanken kenne! Ich sage es jetzt knallhart: Ich denke Du solltest in die Klinik gehen! Du laborierst nun schon einige Zeit mit der Depression herum und es ist nicht wirklich besser geworden! Und es wird von allein auch nicht dauerhaft besser. Sorry, wenn ich das so hart sage, Du würdest vielleicht gern etwas anderes hören. Aber Claire hat recht, Dein Hausarzt kennt Dich!

Es ist völlig egal was Dein Umfeld denkt, wenn Du in die Psychiatrie gehst. Ich habe in der Klinik so viele wertvolle und sensible Menschen kennengelernt. Keiner von ihnen hat den Schritt in die Psychiatrie zu gehen bereut!

Die Klinik ist ein Schutzraum, der Dir wirklich hilft wieder zu Dir zu finden. Claire hat schon beschrieben, was es alles gibt. Die verschiedenen Therapien und Gespräche tun gut. Sie helfen Dir klarer zu sehen und wieder zu Dir zu finden!

Ich war jetzt schon viermal in der Klinik. Jeder Aufenthalt hat mir geholfen und ich wäre nicht da wo ich jetzt bin, wäre ich nicht in die Klinik gegangen. Beim ersten Mal war es mein Hausarzt, der mich überzeugt hat.

Ich hatte und habe immernoch ein schlechtes Gewissen und es war immer wieder eine Wahnsinnsbelastung für meine Familie! Ich habe drei Kinder und einen Hund!!

Ich habe meinem Mann fast unmenschliches abverlangt! Aber ich habe das nicht gemacht, weil es mir so einen Spaß gemacht hat, sondern weil ich KRANK war, bin!

Ich möchte nicht wissen, was mit mir ohne Klinik passiert wäre!

Also, unbedingtes JA zur Klinik!

Alles Gute...
Die lucya

_________________________________________

Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es schwierig!
Merida
Beiträge: 345
Registriert: 2. Sep 2012, 18:43

Re: Krankenauseinweisung bekommen - wie geht es weiter?

Beitrag von Merida »

Hallo,

auch ich stehe immer wieder vor dem Problem Klinik ja oder nein?! Ich war jetzt 11 x in verschiedenen Kliniken, 1x in einer Tagesklinik, 1x in einer Psychosomatischen Klinik zur Reha und 9x in der Psychiatrie.

Es hat mir mehrmals das Leben gerettet, doch die Entscheidung es immer weiter vor sich her zu schieben hat mich fast das Leben gekostet.

Überlege gut, ich kenne das Gefühl auch, wenn ich mich entschieden habe in die Klinik zu gehen, dann geht es auf einmal irgendwie besser, doch das ist ein Trugbild.

Geh ruhig ohne Angst dorthin, die meisten sind einfach nur nett. Ich habe jetzt festgestellt, wenn ich sehr rechtzeitig rein gehe, dann komme ich sehr schnell auch wieder raus. Beim letzten Mal war ich gerade mal 2 1/2 Wochen in der Psychiatrie trotz Suizidgedanken. Du siehst es kann auch mal schnell gehen. Ich war schon 2 Wochen bis 12 Wochen drin, doch die Zeit läuft darin etwas anders.

Ich hoffe Du kannst dich für die Klinik entscheiden, es wird dir gut tun.

Liebe Grüße
Merida
Mione
Beiträge: 284
Registriert: 17. Okt 2010, 16:41

Re: Krankenauseinweisung bekommen - wie geht es weiter?

Beitrag von Mione »

Ich möchte mich erst einmal herzlich entschuldigen, dass ich so spät erst antworte und mich für eure Beiträge bedanken!
Ich hatte eure Antworten gleich gelesen und mich sehr gefreut über die Denkanstöße und guten Wünsche, war aber innerlich die letzte Zeit so durcheinander und aufgewühlt, dass ich keine gescheite Antwort zustande bekommen habe.

Nach langem hin und her habe ich mich dagegen entschieden, direkt ins KH zu gehen. Ich weiß gar nicht genau wieso bzw. kann es schwer erklären ... Ein großer Teil war sicher Angst vor dem Unbekannten. Ich bin ein Mensch, der viel Sicherheit braucht, um sich wohl zu fühlen und Zeit braucht sich neuen Leuten wie Ärzten oder Mitpatienten gegenüber zu öffnen.
Ich bin ziemlich allein hier in der Stadt, Familie und Freunde wohnen alle weiter. Meine Wohnung ist quasi mein Wohlfühl - und Zufluchtsort hier. Den dann zu verlassen und ins KH zu gehen, also ins Unbekannte zu all den "Fremden", hat mich in dem Moment überfordert. Ich hatte Angst, dass es mir dadurch noch schlechter geht.

Ich möchte jetzt mit meiner Psychiaterin noch mal über alles sprechen. Ich würde gerne eine Therapie in einer Klinik in der nähe meiner Familie und Freunde machen,so dass mich auch mal jemand besuchen kommen kann. Dann hätte ich auch Zeit, mich innerlich auf den Klinikaufenthalt vorzubereiten und meine Ängste abzubauen ...

Ich hoffe, es wird sich als gute Entscheidung herausstellen.

Alles Liebe,
Mione
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