Depression eine Stresskrankheit?

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Salomon
Beiträge: 49
Registriert: 17. Apr 2013, 09:21

Depression eine Stresskrankheit?

Beitrag von Salomon »

Hallo liebe Mitglieder des Forums,

ich bin ganz neu in diesem Forum und habe hohen Respekt vor allen, die mit dem Leid der Krankheit kämpfen. Ich möchte allen Mut machen, diese Krankheit auszuhalten, ich habe mehrere Episoden überlebt und es hat sich gelohnt.

Ich habe die Krankheit als stressverursachte Krankheit erlebt. Es waren immer längere Phasen beruflicher und privater Dauerbelastung, die dann in eine plötzliche totale körperliche Erschöpfung mit Schlaflosigkeit geführt haben. Nach ca. 4 Wochen war ich dann nicht mehr in der Lage, das Sofa zu verlassen oder irgendetwas zu tun was nur die geringste Konzentration erfordert hätte (z.B. Überweisungbeleg ausfüllen).

Wie ging es euch? Habt ihr auch die Erfahrung gemacht, dass Stress zum Ausbruch der Erkrankung geführt hat?

Ich bin neugierig auf eure Beträge.

Mutmachende Grüße
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Depression eine Stresskrankheit?

Beitrag von otterchen »

Hallo Salomon,

nein, bei mir liegen die Gründe in der prägenden Kinderzeit bzw. im Elternhaus:
ein liebloses Aufwachsen -
vom Guten fast nichts,
vom Schlechten viel zu viel

So konnte ich über viele Jahre funktionieren, aber nichts für mich tun:
dass ich einen Wert habe, für mich einstehen kann, dass ich mich selbst und meine Welt beeinflussen kann, dass ich ein Recht darauf habe, dass es mir gut geht, dass ich nicht alles schlucken muss, was mir aufgetischt wird...
das habe ich erst in der Therapie gelernt.



.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Depression eine Stresskrankheit?

Beitrag von ndskp01 »

Liebe Eva (so hast du doch in einem anderen Beitrag unterschrieben, oder?),

das was du als Stress bezeichnest, als Überlastung, ist ein typisches Symptom bei Depressionen. Die Ursachen dafür sind aber nicht nur äußerlich, sondern auch in dir selbst zu suchen. D u bist diejenige, die dir keine Pausen erlaubt. D u möchtest alles richtig und hundertprozentig gut erledigen. D u übernimmst mehr Aufgaben als du erfüllen kannst. D u bist diejenige, die bei jeder Anfrage sagt: Ja klar, kein Problem, das kann ich auch noch mal eben mitmachen.

Ein Ziel der Therapie sollte daher sein, rechtzeitig die Bremse zu ziehen, auf die eigenen Bedürfnisse und den eigenen Körper zu hören und sein Verhalten daran anzupassen.

Liebe Grüße und einen angenehmen stressfreien Sonntag wünscht dir puk
Nachtflug
Beiträge: 253
Registriert: 3. Apr 2012, 23:15

Re: Depression eine Stresskrankheit?

Beitrag von Nachtflug »

Hallo,

Ich denke Stress kann denn Ausbruch von allen Krankheiten - nicht nur psychischen - begünstigen, auch positiver Stress. Bei mir ist meine Erkrankung nach einem eigentlich sehr positiven Erlebnis und dem Anbruch einer neuen Lebensphase plötzlich ausgebrochen.
Ich muss aber auch deutlich sagen, dass ich damals zwar mehrere Stressfaktoren hatte, die ungünstig miteinwirkten, ich aber auch nicht sehr klug mit meinen emotionalen und körperlichen Kräften gehaushaltet habe. Ich sehe sowohl äußere als auch innere Umstände als Ursache an, ich hätte mir selbst nämlich deutlich weniger Stress machen können.

Und es gibt nunmal Unterschiede in der Stressresistenz - der eine braucht mehr Pausen und Ruhe als der andere. Und gerade für Menschen, die vielleicht schneller erschöpft sind, kann es schwieriger sein, sich ein mehr an Auszeiten zuzugestehen. Die anderen schaffen es ja mit weniger Pausen oder generell mehr...
Aber im Endeffekt ist es wohl am gesündesten sich nicht zu sehr zu vergleichen und sein Leben bestmöglichst nach seiner Konstitution auszurichten. Das ist aber nicht immer so einfach.

Bei mir ist es so: Wenn ich achtsamer und netter mit mir umgehe, fallen mir meine Verpflichtungen leichter, weil ich entspannter bin und nicht so verkrampft an die Sachen herangehe. Die freie Zeiteinteilung im Studium ist aber sehr gut für mich. Wenn ich an einem Tag mal platt bin, kann ich mir 'ne Pause gönnen und dafür am nächsten wieder was tun. Ich werde wohl versuchen mir später einen Beruf zu suchen, in dem ich so eine Freiheit habe. Aber so eine Freiheit ist wohl auch immer "Luxus", die nicht jeder haben kann und die auch nicht so leicht zu bekommen ist, leider.


Alles Gute,
Nachtflug
Stepha
Beiträge: 47
Registriert: 14. Mär 2013, 20:33

Re: Depression eine Stresskrankheit?

Beitrag von Stepha »

Hallo,

leider kann auch ich meine Krankheit nicht auf den Stress schieben. Aber: Stress begünstigt sie. Ich kann das gerade wieder sehr gut an mir beobachten: im Moment habe ich ein paar Aufgaben, die mir Stress bereiten, nicht wegen ihrer Menge, sondern wegen ihrer Größe, ich setze mich deshalb unter Druck und…falle wieder häufiger in schwarze Löcher, die inhaltlich damit nichts zu tun haben.

Auch der Diagnose vor einem Jahr ist eine große Stressphase voraus gegangen. Ich glaube aber, dass ich mir diesen Stress gemacht habe, weil ich die Depression schon hatte, sie als solche nicht erkannt habe und mit viel Arbeit den „merkwürdigen“ Gefühlen entkommen wollte.

Die eigentlichen Ursachen suche ich noch mit Hilfe meiner Therapeutin und solange muss ich viel vorsichtiger mit mir sein.

Gruß
Stepha
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Hinfallen, aufstehen, Krone zurecht rücken, weitergehen.
Filou808
Beiträge: 3
Registriert: 5. Apr 2013, 11:22

Re: Depression eine Stresskrankheit?

Beitrag von Filou808 »

Ich sehe auch Stress als Ursache für die Depressionen bei mir und das wenn schon in der Kindheit keiner auf einen Rücksicht nimmt, man auch für später nicht lernt auf sich selbst Rücksicht zu nehmen.

Vernachlässigungen in der Kindheit erzeugen Stress durch Überforderung. Ich musste schon als Kind mich wie ein Erwachsener verhalten und das hat Stress verursacht.

Heute fühle ich mich kaum noch belastbar, weil ich immer schon viel Stress bekommen habe. Ich wurde immer überbelastet und habe mich überlastet. Das Leben, die Umstände haben mich nie in Ruhe gelassen:

In der Kindheit, groß geworden mit viel zu jungen, überforderten Eltern, mit vielen Schlägen, mit einem schwerstbehinderten jüngeren Bruder, für den man sich auch noch verantwortlich fühlen musste. - Dann noch als Zeuge beim langsamen Erstickungstod meines Bruders daneben gestanden und keiner hat einen gefragt ob das einen vielleicht überlasten könnte, wenn man selbst gerade erst 16 geworden ist.

Später dann noch den falschen Partner gesucht. Ein Pferd übernommen, das einem plötzlich gestohlen wird und das man nur im Gerichtsstreit ganz retten kann. Eine Scheidung mit endlosem Gerichtsstreit, weil mein Ex-Mann mir aus Rache am liebsten alles nehmen wollte.

Nur Stress!! Nie Ruhe!! Und jetzt? Dauerhaft krank, der ganze Körper stets unter Strom, verkrampft, Schmerzen ohne Ende. Ein Partner der das nicht mehr ertragen kann und will und einen loswerden möchte, weil er sich selbser schützen muss. Kein Geld um sich selbst und Pferd noch zu erhalten. Nur Sorgen, nur Stress!

Ich habe mir das alles nicht ausgesucht und immer versucht durchzuhalten aber es geht nicht mehr. Dauerhafter Stress hat mich krank gemacht. Medikamente wirken kaum. Eine Psychotherapeutin, die echt klug war, sagte mir mal, das Medikamente bei mir nicht wirken, weil meine Krankheit, meine Depressionen, meine posttraumatischen Belastungsstörungen in meiner Biographie begründet liegen.

Nach dem ganzen Stress folgte vor 4 Jahren noch eine OP, wo man das Schmerz- und das Narkosemittel nicht stark genug dosiert hatte. Ich wurde wach und musste einen Schnitt komplett life und voller Schmerzen miterleben und konnte mich nicht mitteilen, bis mir die Tränen in die Augen schossen und man das sah und nachdosierte.

Was bleibt ist eine große Angst und kein Vertrauen in die Zukunft, weil ich nur auf Stress und Dramen zurückblicke. Ich will einfach nur meine Ruhe haben und ein normales Leben ohne solche starken Belastungen ohne Dinge, die anderen geballt so nicht passieren. Ausserdem will ich meinen Körper, ohne Schmerzen zurück und die ständige Unruhe loswerden. Das alles ist durch Stress entstanden, den mein Körper und meine Psyche jetzt nicht mehr verarbeitet bekommt.

Bislang hilft mir auch keine Psychotherapie. Ich kann über alles reden aber die Gefühle dazu, die habe ich verdrängt. Ich wirke auf alle gesund und bin innerlich vollkommen auf und erschöpft und voller Schmerzen. Was hilft da reden?
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