trauer + depri

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brrr
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Registriert: 3. Mär 2010, 13:31

trauer + depri

Beitrag von brrr »

hallo, alle miteinander

meine therapie habe ich vor 1 ¼ jahren abgebrochen, weil ich fand, dass es mir gut genug geht. die medis irgendwann danach dann auch ausgeschlichen.

vor einem jahr erfuhr ich, dass mein hund unheilbare wirbelsäulenprobleme hat. aber das war noch o.k.. im sommer hatte er dann ne schlimme leber- und bauchspeicheldrüsenerkrankung, wurde sehr schwach, musste an den tropf usw. danach ist er kräftemäßig nie mehr der alte geworden. am 15.10. erfuhr ich dann, dass die wirbelsäulen-erkrankung eigentlich ne rückenmarkserkrankung ist und er nur noch wenige monate hätte bis ich ihn einschläfern lassen müsste.

ich habe mein leben mehr oder weniger aufgegeben und ihn komplett verwöhnt. habe für mich immerhin johanniskraut genommen. seit weihnachten verschiebe ich das einschläfern immer wieder. am 3.4. habe ich ihn dann einschläfern lassen (bei mir auf dem schoß). am 5.4. ist er auf dem tierfriedhof mit viel achtsamkeit beerdigt worden. ich habe zum einschläfern schlimme, zur beerdigung gute gefühle

für die erste woche habe ich mir ständig irgendwas vorgenommen. ich bekam sie auch ganz gut rum. letzten samstag war ich nun auf einer beerdigung (= unwichtiger, entfernter bekannter) und habe während der trauerfeier fast nur an meinen kleinen gedacht. ja und seit der zeit ist es bei mir vorbei. ich weine wie irre und hänge nur rum.

einerseits ist es bei mir unordentlich und ganz, ganz dreckig (praktisch aus den letzten 1/4 bis ½ jahren). wirklich! pro tag schaffe ich nur wenig. habe noch nicht mal alle seine polster gewaschen..... usw. andererseits bin ich unendlich müde und kaputt und mir ist alles so sch...egal. da beißt sich die katze natürlich in den schwanz. so lange es bei mir soooo schlimm aussieht, habe ich keine lust (?) oder kraft (?) oder beides (?), irgendwas zu starten. aber ich kann mich auch nicht aufraffen. immer frage ich mich "wozu? lohnt sich doch nicht! warum also?"

ich könnte natürlich wieder in die therapie gehen. aber so großes vertrauen habe ich nicht. ich war mal in einer klinik und kam da baumstark wieder raus. aber deswegen gleich in ne klinik? die ambulante therapie dagegen.... na ja.... die war nicht so wirklich was

mit kleinen schritten in die hoffnung. wer hat denn wohl nen tipp?
danke und allen noch nen letzten schönen sommertag -- brrr

übrigens, habe unter "suchfunktion" geguckt, aber zu trauer und depri gibt es nix
Sieglinde1964
Beiträge: 1267
Registriert: 30. Dez 2006, 19:31

Re: trauer + depri

Beitrag von Sieglinde1964 »

Hallo brrr,

das mit deinem Hund tut mir echt leid. Ist so ein Tier docha auch ein Familienmitglied. Du warst sehr tapfer und hast ihn in seinen letzten Minuten seines Lebens noch auf deinem Schoß gehabt. Das rechne ich dir hoch an.
Letzten Samstag wurde die Patentante meines Sohnes zu Grabe getragen. Sie war gerade mal 38 Jahre alt und alles kam so plötzlich und unerwartet. Ich kann das immer noch nicht richtig fassen. Im Juni haben meine Zwillingsöhne Konfirmation und die Patentante wird uns fehlen. Es wird nochmals sehr schmerzlich sein, wenn sie nicht dabei ist.

Der Tod meiner Eltern traf mich auch in meiner Depressionszeit. Mein Vater starb 2007 und meine Mutter 2009. Das war für mich auch sehr schwer zu verkraften und damit habe ich heute immer noch mit zu tun. Ich bin schn seit 2006 in Therapie aber nur noch alles 6 Wochen, weil das meiste schon besprochen worden ist und ich soweit eigentlich stabil bin, aber immmer noch nicht so, dass ich ohne auskäme.

Ich wünsche dir viel Kraft.
medusa
Beiträge: 243
Registriert: 22. Mär 2013, 19:16

Re: trauer + depri

Beitrag von medusa »

liebe brrr,

an dieser stelle möchte ich dich einfach mal nur feste umarmen.

ich lasse das thema depressionen, mit allem was dazu gehört einfach mal beiseite und möchte mich nur deiner trauer widmen.

zu meinem leben haben immer hunde gehört.
als ich kind war, gab es daheim immer hunde und irgendwann habe ich meinen ersten eigenen hund gehabt - eine berner sennenhündin - mein traumhund. als sie 4 war, erkrankte sie - rückenmarkentzündung - habe alles versucht und musste ihr dann doch irgendwann - ich war der mensch, sie der hund - gnade zukommen lassen und so habe ich sie einschlafen lassen.

seit 2005 habe ich nun eine schwarze labbi - hündin. auch mit ihr habe ich schon diverse medizinische probleme bewältigen müssen.

ja, tiere schränken ein, kosten geld, machen dreck - und sind die besten freunde - treu, vertrauensvoll, dankbar.

und nur wer tiere hat, weiß, wie man leidet und trauert, wenn etwas geschieht.

natürlich muss man die kirche im dorf lassen - ein tier ist ein tier und eben kein mensch.

und doch sollten wir unseren tieren mit achtung und respekt begegnen - und wir haben die möglichkeit in uns gnädig zu sein, wenn wir unseren tieren nicht mehr helfen können.

all meine gedanken sind bei dir und ich weiß genau, wie es sich anfühlt.

lg
eiskristall
Kann_nicht
Beiträge: 93
Registriert: 10. Jan 2009, 10:43

Re: trauer + depri

Beitrag von Kann_nicht »

Auch von mir eine feste Umarmung.

Ich habe vor wenigen Monaten nach 14 Jahren meinen geliebten Hund gehen lassen müssen und es war unglaublich schwer über die ersten 3 Monate.

Inzwischen sind es 5 Monate, aber immer noch überkommen mich, grade jetzt im Frühling, ganz starke Trauergefühle, oft weine ich, weil meine geliebte Kleine diesen Frühling nicht mehr erleben darf.

ABER grade weil wir unsere Tiere so lieben, lassen wir sie gehen, wenn ihr Leben zu beschwerlich oder schmerzhaft wird.

Sie war auch in meinem Arm und ich sah, wie sanft sie eingeschlafen ist. Wir haben unseren Tieren den allergrössten Liebesbeweis gegeben, indem wir sie auch in diesem, für uns derart schmerzhaften, Moment nicht alleine gelassen haben.

Niemand würde erwarten, dass man in wenigen Wochen die Trauer über ein Familienmitglied überwindet.
Natürlich ist es ein Tier, aber diese wunderbaren Jahre zusammen sind unglaublich viel wert, für die Seele, fürs Herz, dass das nicht ohne schreckliche Trauer geht, kann ich sogar bei mir selber akzeptieren.

Ich habe inzwischen wieder einen Hund, ich bin glücklich darüber, es erleichtert tatsächlich die Zeit ohne meine kleine Maus.

Aber sie wird IMMER in meinem Herz wohnen, nun nehme ich sie überallhin mit, sie ist geborgen, nicht mehr krank. So tröste ich mich und es hilft tatsächlich, es wird keinen Abschied mehr von ihr geben, sie ist bei mir.

Das alles kann man in den ersten Monaten nicht denken, aber die ZEIT kommt, sie heilt tatsächlich die schärfsten Schmerzen, irgendwann konnte ich wieder lächeln, wenn ich über die Kleine geredet habe.

Vielleicht kannst du auch irgendwann einem Tier aus dem Tierheim eine neue Heimat geben, dann hat es wenigstens einen Sinn, dass dein geliebter Hund gegangen ist.

Ich habe nicht so lange gewartet, hatte anfangs eher ein schlechtes Gewissen, als würde ich nicht genügend um meine Maus trauern und wolle mich nur mit dem neuen Hund beschäftigen.

Das ist nicht so, aber NICHTS holt unsere Tiere zurück, WIR leben aber weiter und ich habe mir die Freude geschenkt, dieses Leben wieder mit einem Tier zu teilen.

Ich wünsche dir alles, alles Liebe, wein, wenn dir danach ist und erzähl nicht zuvielen Leuten, wie es dir geht, wenn du weisst, dass sie dir doch nur verletzend antworten.
Ich habs nur Tierbesitzern erzählt, wie es mir wirklich geht, denn die verstehen das alles nur zu gut,

herzliche Grüsse
Julia
Kann_nicht
Beiträge: 93
Registriert: 10. Jan 2009, 10:43

Re: trauer + depri

Beitrag von Kann_nicht »

Hier ist ein Thread, in dem es auch um Trauer um ein geliebtes Tier geht:

http://www.diskussionsforum-depression. ... 1360322032

Mich hat diese Geschichte sehr getröstet, dass meine kleine Maus ja DA ist, ich sehe sie nur nicht mehr,

nochmals ganz liebe Grüsse
Julia
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: trauer + depri

Beitrag von Zarra »

Hallo brrr,

vielleicht "willst Du zu schnell zu viel" - Trauer braucht ZEIT (und Raum für sich)!! Diesen Aspekt scheint es mir auf alle Fälle zu geben, wenn ich auf die Daten schaue (und Dein anderer Thread ist ja auch noch nicht so lange her meiner Erinnerung nach). Und leicht war dies alles ja keineswegs für Dich.

Für mich (!) sind Trauer und Depression erst einmal zwei verschiedene Dinge. So heftig der Trauer-Schmerz nach dem Tod meiner Mutter war (und so heftig er vermutlich immer wieder mal in Wellen sein wird), so hat sich dies für mich doch sehr anders angefühlt, auch "normaler" (auch wenn es für Menschen, die Trauer abwehren, keineswegs "normal" wirkt; aber es gibt glücklicherweise auch andere), als die spätere Verstärkung der Depression durch andere sich aus dem Tod ergebende Belastungen. - Doch das kann bei anderen auch anders sein ...

Darüber hinaus ... was ich so dem "Drumrum" entnahm ... hm, so ganz "gesundheitsförderlich" wirkt da manches nicht auf mich (... nicht nur Fürsorge für Deinen Hund, sondern schon auch ein wenig und mehr "Selbstaufgabe"?!?), doch klar gesteht man sich nicht gerne ein, daß da wieder Depression und anderes ist ...

Fürsorge für Dich selbst schiene mir auf alle Fälle auf dem Plan zu stehen. Vermutlich sehr schwer für Dich, oder?!? Und wie diese aussehen kann ... Ob mit oder ohne Therapie, ob mit oder ohne Medikamente, ob mit oder ohne konzentrierten Klinikaufenthalt, ... das hängt alles so vom Einzelfall ab, dazu könnte ich Dich viel zu wenig einschätzen, und letztendlich mußt ja auch Du Dich aufraffen und dahinter stehen.

LG, Zarra
brrr
Beiträge: 262
Registriert: 3. Mär 2010, 13:31

Re: trauer + depri

Beitrag von brrr »

hallo, miteinander
und ein dickes "danke" für eure postings!

@sieglinde, es ist wirklich die zeit, die alles heilt. meine eltern sind jetzt seit über 10 jahrten tot und ich habe heute meine frieden, d.h. ich denke mit wärme und ohne trauer an sie. wünsche dir für eure konfirmation gute gefühle

@eiskristall, meiner hatte auch myelopathie (= degeneratives rückenmark = die lähmung weitet sich von hinten langsam bis nach ganz vorne aus). es war mein erster hund und ich hatte ihn nur 4 1/4 jahre (scheidungsopfer aus dem tierheim). aber ich habe ihn sehr geliebt. und so bin ich sogar der überzeugung, dass tiere (= hunde) die besseren menschen sind, zumindest den besseren charakter haben.

@danke, julia! dein hundeengel hat mich glatt umgehauen. ich werde ihn mir ausdrucken. ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass er in anderer form noch bei mir ist, trotzdem ist es wahnsinnig tröstlich und hat mir glatt erst mal nen wein-anfall beschert. vielleicht habe ich mein quantum an tränen dann schneller "aus"geweint?
danke vor allem auch für die 3 monate. weiß ich doch, worauf ich mich zeitlich einstellen muß.

gestern bekam ich fotos aus seiner guten zeit von vor 2 1/2 jahren. das tat mir sehr gut, weil ich daran erinnert wurde, dass er mal ganz prima laufen konnte, dass er jung, fröhlich, lauffreudig war. das hilft mir, mein schlechtes gewissen wegen des einschläferns zu beruhigen. er konnte zum schluß seine hinterläufe nur noch nachziehen. die tierärztin kam extra zu mir nach hause. er hatte angst vor ihr. und so kuschelte er sich in mich hinein. und ich muß mich immer noch energisch gegen den gedanken wehren, dass ich sein vertrauen für die spritze ausgenutzt habe.

was mir auch hilft: hatte ihm mal nen langen stoff-dackel geschenkt (= eigentlich windstopper für den türschlitz unten) und diesen dann als nest-rand auf sein polster gelegt. den habe ich zwar gewaschen, aber der riecht immer noch nach ihm. na und den habe ich jetzt gewissermaßen als teddy für mich umfunktioniert und um meinen hals gelegt. an dem schnupper ich von zeit zu zeit. das tut gut.

ja, und ein anderer hund? hat mir gestern auch nen freund empfohlen. einerseits gerne, andererseits habe ich angst vor dem schmerz, wenn der auch wieder vor mir gehen sollte.

jetzt hoffe ich erst mal, dass alles milder wird und bedanke mich herzlich für eure liebe unterstützung!!!!
brrr
brrr
Beiträge: 262
Registriert: 3. Mär 2010, 13:31

Re: trauer + depri

Beitrag von brrr »

hallo, ich bins nochmal

zarra, du hast bestimmt recht mit <<<"willst Du zu schnell zu viel" - Trauer braucht ZEIT (und Raum für sich)>>>. aber es ist so schwer. ich versuche, den schmerz nicht fühlen zu müssen, geht am besten mit ablenkung, unternehmung, arbeit & co. bloß dazu brauche ich kraft, energie, antrieb. von allem habe ich derzeit nix. also muß ich den trauerschmerz aushalten, d.h. "müßte" ich.

auch was du von wegen "depri und trauerschmerz sind zwei stiefel" sagst, auch da gebe ich dir recht. die depri war bei mir noch nie mit traurigkeit gepaart, sondern immer nur mit leere, sinnlosigkeit, lebensmüdigkeit und nur 1 x zusätzlich mit angst. trauerschmerz hat damit nichts zu tun -auch bei mir nicht.

mein krux ist, dass es bei mir sehr bescheiden aussieht (= verdreckt + unordentlich) und damit nicht gerade sehr lebensfreude-förderlich oder auch bloß antriebs-steigernd. andererseits habe ich derzeit weder kraft noch lust noch sehe ich einen sinn darin, da irgendwas zu ändern. d.h. meine sowieso-vorhandene-antriebsarmut wird zusätzlich gestärkt.

aber es ist wohl wirklich die fehlende geduld: am 15.10. begann die sterbeangst, seit weihnachten lebe ich damit, dass er wohl nächsten montag reif sei und am 3.4. ist er eingeschläfert worden.

zumindest halte ich außenkontakt ein: z.b heute früh den schornsteinfeger, mittwochs sport oder am kommenden wochenende werde ich auf ein ehemaligentreffen von adulanern (meine psychosomatische klinik) fahren (zum 1. mal OHNE hund. wird auch schwer)

ach, ihr lieben, bedanke mich fürs hier-lassen und durchdenken dürfen und für die sicht für andere perspektiven
brrr
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: trauer + depri

Beitrag von Zarra »

Hallo brrr,

>ich versuche, den schmerz nicht fühlen zu müssen, geht am besten mit ablenkung, unternehmung, arbeit & co.
Ich denke, Du weißt, daß "nicht fühlen wollen" letztendlich nicht der Weg ist ...

Ablenkung ist nicht immer schlecht - aber in Maßen; eher in Richtung Struktur gut, weniger in Richtung Übertünchung.

Ich drück' Dir die Daumen! Und: Nimm die Trauer und den Schmerz wahr und nimm sie an, so schwer es ist - paradoxerweise wird es dadurch leichter, auch wenn es schwer bleibt.

Und P.S.: Vielleicht hilft es Dir, Dich nicht zu sehr unter Druck zu setzen: Du hast diese drei Außentermine - und vielleicht ist es einfach passend, es damit gut sein zu lassen. Vielleicht ist der Zustand Deiner Wohnung zumindest mal für die kommenden zwei Wochen irrelevant ( ... soweit das eben geht). Danach siehst Du weiter ...

Alles Gute!

Zarra
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