Emotionaler Missbrauch

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Schwedenrätsel
Beiträge: 1
Registriert: 8. Nov 2011, 13:46

Emotionaler Missbrauch

Beitrag von Schwedenrätsel »

Hallo!

Erstmal Danke an alle, die hier regelmäßig posten, lese sporadisch mit und habe schon einige Tipps mitnehmen können!

Nun hoffe ich, von euch Rückmeldung zu meiner Situation gerade zu bekommen, da mir momentan leider die passenden Bezugspersonen fehlen.

Ich leide seit 5-6 Jahren unter Depressionen. Irgendwann wurde es so schlimm, dass ich wieder bei meinen Eltern einziehen musste (ich bin 21). Niemand meiner Freunde wohnt mehr in der Gegend, es gibt sehr sehr wenige Freizeitangebote und ich schaffe es selten, mich zu eigener kreativer Initiative etc. aufzuraffen. Das einzige hilfreiche sind die monatlichen Termine in einer ambulanten Einrichtung, die natürlich nicht ausreichen.

Das Problem ist vor allem: Mir ist in Verbindung mit der sporadischen Gesprächstherapie bewusst geworden, dass ich quasi Angst davor habe, mich ausgeglichen und gut zu fühlen, erfolgreich zu sein, mich zu freuen, ja, gesund zu werden. Und dieses Gefühl wird hauptsächlich von meiner Mutter verursacht, die mich in meiner Kindheit emotional missbraucht hat, irgendwie war ich nie eine eigene Persönlichkeit, und wenn es doch mal Anflüge der Eigenständigkeit und des Glücks gab, folgten schlimme Schuldgefühle und damit auch wieder die Depression. Meine eigenen Gefühle sind mir fremd, da ich sie nie erleben durfte, so wie sie waren.

Daher ist es natürlich sehr belastend, zwangsweise wieder bei meinen Eltern wohnen zu müssen. Ja, durch die Depression schaffe ich nicht alles alleine und brauche eine gewisse Hilfe. Das ist für meine Mutter natürlich wie ein gefundenes Fressen. Es ist so unglaublich schwer, Hilfe abzulehnen, obwohl man sie eigentlich braucht.

Daher habe ich bereits einen Minijob angefangen, um mir ein bisschen Geld ansparen zu können, und ich denke, dass ich das schaffen kann. Dennoch brauche ich dringend therapeutische Unterstützung.

Sollte ich sie hier in meinem Heimatort suchen, auch wenn das bedeutet, dass ich im schlimmsten Fall noch über ein Jahr bei meinen Eltern wohnen muss?

Am liebsten würde ich in eine angenehme, etwas größere Stadt gehen, einen kleineren Job beginnen, der mir das Überleben sichert, eine Therapie machen, und sobald ich wieder genug Kraft habe wieder studieren. Allerdings ist es in meinem desolaten, antriebslosen und leider hilfsbedürftigen Zustand kaum möglich. Auch fehlen mir die finanziellen Mittel, meine Mutter will mich selstverständlich nicht finanziell unterstützen, obwohl es ihr in einem gewissen Rahmen möglich wäre.

Weiß einfach nicht weiter. Über Ratschläge würde ich mich sehr freuen, anonsten bedanke ich mich fürs Lesen, das Schreiben hat schonmal sehr gut getan.
FSKF
Beiträge: 87
Registriert: 14. Feb 2011, 15:16

Re: Emotionaler Missbrauch

Beitrag von FSKF »

Liebes Schwedenrätsel,

ich habe auch sehr schlimmen emotionalen Missbrauch vor allem von meiner Mutetr erfahren. Für mich war es das Beste, dort auszuziehen!

Zum einen weil alte Muster oder Gedanken in dem alten Umfeld immer wieder neu aktiviert werden, zum anderen weil ein Gefühl der Abhängigkeit gegenüber den Eltern entsteht.

Ich kann verstehen, dass es im depressiven Zustand kaum möglich erscheint, alleine einen so großen Schritt zu gehen, aber vielleicht findest du woanders Hilfe, um dich so von deinen Eltern distanzieren zu können?

Ich selber habe gute Erfahrungen mit ambulanter Eingliederungshilfe gemacht - das sind regelmäßige Kontakte mit beispielsweise Sozialarbeitern, die einen bei praktischen Dingen wie Wohnungssuche, Behördengängen usw. unterstützen, dir quasi dabei helfen "wieder in Gang" zu kommen.

Ich hoffe ich konnte dir vielleicht eine Anregung geben

Liebe Grüße
Abendstern
Mooseba
Beiträge: 385
Registriert: 17. Dez 2010, 14:12

Re: Emotionaler Missbrauch

Beitrag von Mooseba »

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Zuletzt geändert von Mooseba am 18. Sep 2020, 17:18, insgesamt 1-mal geändert.
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"Wenn man aus einem protestantischen Land kommt, ist man immer etwas beschämt, wenn man bei der Arbeit nicht gelitten hat."

(Lars von Trier)
Braunelle
Beiträge: 4
Registriert: 2. Apr 2013, 19:18

Re: Emotionaler Missbrauch

Beitrag von Braunelle »

Hallo Schwedenrätsel,

ich habe ähnliches wie Du durchgemacht, mußte auch mit Anfang 20 wieder zurückziehen. Irgendwann haben mich meine Eltern, besonders meine Mutter, derart in die Enge getrieben, daß ich den Tablettenschrank leergefuttert habe und dann natürlich dort heraus und in die Psych kam.
Gebessert hat sich mein Zustand erst wieder, als ich in ein Zentrum für Arbeitstraining und Therapie kam, dort wurden berufliche Perspektiven entwickelt. Ich blieb dann in der neuen Stadt.
Mein Studium konnte ich wg. der Depressionen nicht vollenden, leider.
Vor kurzem hatte ich Besuch von meiner Mutter, wir haben uns etwas gestritten, ich habe mich entschuldigt, weil ich weiß, wie sie mich ignoriert, wenn ich mal etwas gegen sie äußere....sie hat sich dann gar nicht mehr gemeldet und das hat mir total den Boden unter den Füßen weggezogen, nach so langer Zeit, wo es gut ging mit meiner Depri. Jetzt jedenfalls behauptet sie, ich hätte mich nicht entschuldigt.
Du wirst das kennen.
Evtl. findest Du Dich in meiner Schilderung wieder. Ich kann Dir nur raten, Dein Elternhaus so schnell wie möglich zu verlassen, wenn Du es schaffst zu arbeiten, schaffst Du es auch, wegzugehen, zumal ja keine Freunde mehr an Deinem Wohnort sind.

Alles Liebe und viel Kraft wünscht Dir

Braunelle
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