Suche Hilfe- keiner hilft

Fueldi
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Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von Fueldi »

Seit Oktober versuche ich mir helfen zu lassen. Der Hausarzt verschreibt Tabletten und sagt, ich soll ambulante Thera machen. Die Suche eines Therapeuten gestaltet sich als schwierig, da keiner freie Plätze hat. Dann, endlich ein Lichtblick, wurde ich auf eine Warteliste gesetzt. Nach 8 Wo frage ich nach und bekomme ein Erstgespräch. Die halbe Stunde, in der ich dazwischengeschoben wurde, endet damit, dass ich 2 Formulare ausfüllen soll und den Antrag der Thera dem Hausarzt geben soll.
Dann wieder beim Therapeuten, der die Test ausgewertet hat, sagt, das ich einen BDI-Wert hätte von 24. Keine Ahnung was das heissen soll, er sagt, ich sollte zuerst eine stationäre Therapie machen. Super!
Und jetzt? Ich weiß nicht mehr weiter, ich fühle mich so allein, bin traurig und verzweifelt.

Fandrea
aikido_1987
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Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo Fandrea,

was du beschreibst können hier leider viele nachvollziehen: Kein Psychotherapeut hat freie Therapieplätze und die Wartezeiten sind lang. Mir geht es genauso. BDI steht übringens für "Beck Depressions Inventar" und ist ein Test, mit dem man herraus finden kann, ob und wie schwer jemand an Depressionen leidet. Umso weniger Punkte man hat, umso besser. Es gibt 0-63 Punkte.
Ich kann gut verstehen, dass du dich allein gelassen fühlst, wenn der Therapeut zu dir sagt, dass du erstmal eine stationäre Therapie machen sollst, bevor er mit dir Therapie macht. Hat er das sinnvoll begründet? Das "Warum?" würde mich mal interessieren.

Ich bin kein Therapeut und kenne dich nicht. Ich kann also kurz gesagt keine fachlich korrekte Aussage treffen, aber wenn die Punktzahl bis 63 geht und du 24 Punkte hast, finde ich, dass er mit dir Therapie machen könnte. Zumal man immer Therapie machen kann/ muss, egal wie schwer die Depression ist. Gesprächstherapie reicht ja auch nicht alleine aus, um die Erkrankung zu bewältigen.

Aber mal so rein theoretisch: was spricht aus deiner Sicht gegen einen stationären Aufenthalt? Kann ja sein, er tut dir gut.

liebe Grüße
aikido
Fueldi
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Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von Fueldi »

danke für deine Antwort.

Der Therapeut sagte, ich wäre nicht stabil genug, die Thera auszuhalten.

Mein Hausarzt sagt etwas anderes.
Erst ca. ein halbes Jahr thera dann sehen wir weiter. Habe versucht mit der KK zu telefonieren, da geht nur ein Band an und keiner ruft zurück. Mittlerweile habe ich keine Kraft mehr, irgendwas zu tun.

Ich würde ja stationär weg wollen, wenn man mich ließe.


> Fandrea
aikido_1987
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Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von aikido_1987 »

Halle Fandrea,

hast du versucht deinem Therapeuten zu erklären, dass du dich stabil genug fühlst und es gerne probieren möchtest, weil du nicht findest, dass du stationär musst?
Stehst du noch bei anderen Therapeuten auf Wartelisten? Vielleicht ist er auch nicht der richtige Therapeut und ein anderer wäre geeigneter. Manchmal ist es auch gut, eine Zweit oder Dritt- Meinung einzuholen. Nicht der erste Therapeut der sich meldet, ist gleich der richtige.

Was hast du denn für eine Krankenkasse, dass da nur ein Band ran geht, also ich meine es hat doch jede Krankenkasse eine Telefonnummer, wo man anrufen kann und sich Auskunft holen kann?!? Hast du mal probiert eine Email an die KK zu schreiben? Gibt es eine Filiale vor Ort, wo du hin gehen kannst?

Was heißt folgendes:
"Ich würde ja stationär weg wollen, wenn man mich ließe." ?

liebe Grüße
aikido
Salvatore
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Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von Salvatore »

Hallo FAndrea,

>Ich würde ja stationär weg wollen, wenn man mich ließe.

Du kannst jederzeit (auch am Wochenende oder nachts!) in einem psychiatrischen Krankenhaus aufgenommen werden, du musst nur hinfahren. Googel mal, welches die nächste Klinik für dich ist. Wenn du akut aufgenommen wirst, brauchst du nicht einmal eine Einweisung.
Du kannst dich aber auch von deinem Hausarzt einweisen lassen und mit der Klinik einen Aufnahmetermin vereinbaren (oder dein HA macht das in deinem Beisein für dich).

Eine andere Möglichkeit wäre die Aufnahme in einer psychosomatischen Klinik, da gibt es allerdings oft Wartezeiten.

Als drittes gibt es noch psychiatrische Tageskliniken: da bist du dann tagsüber, die Abende, Wochenenden und Feiertage verbringst du zu Hause. Auch hier gibt es meist Wartezeiten.

Wenn du eine ambulante Behandlung vorziehst, dann such dir als allererstes mal einen Psychiater, Hausärzte sind mit Psychopharmaka häufig überfordert und kennen sich nicht genau aus. Da muss ein Facharzt ran. Versuche, es bei der Terminvereinbarung dringend zu machen, damit du nicht erst in ein paar Monaten einen Termin bekommst.

Der Therapeut hat dich wahrscheinlich mit einem Formular für den Konsiliarbericht zum HA geschickt, das ist immer so - es muss ein Arzt bescheinigen, dass für die Probleme keine körperlichen Ursachen vorliegen (z.B. eine Schilddrüsenerkrankung).
Wenn der Therapeut die Therapie nicht mit dir machen möchte, musst du weitersuchen. Ambulant ist es leider immer schwierig, weil die meisten Psychotherapeuten ihre Auftragsbücher voll haben, Wartezeiten von sechs Monaten oder länger sind leider üblich. Lass dich auf so viele Wartelisten wie möglich setzen! Manchmal hat man Glück und kann in eine Lücke rutschen, dann geht es schneller.

Für alles gibt es hier auch schon ausführliche Threads, wenn dich was davon interessiert, kannst du es mal über die Suchfunktion probieren.

Alles Gute,
Salvatore

PS: Auf meiner Homepage (s. Signatur) gibt es ein Glossar, da kannst du alles auch nachschlagen.
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Fueldi
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Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von Fueldi »

War heute beim Hausarzt. Der sagt, ich soll loslassen und mir helfen lassen. Das bedeutet, dass ich mich meiner Angst stellen soll. Und genau das ist das was ich nicht machen werde. Ich werde alles zurückschrauben und mein gewohntes, sicheres Leben weiterführen. So geht das nicht. Ich werde die Kontrolle nicht aufgeben. Ich habe schon meinen Job an meinen Mann verloren, das nicht auch noch.

So und jetzt gehe ich wieder zur Tagesordnung über. Mund abwischen und weiter gehts.
aikido_1987
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Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo Fandrea!

Du willst aber auch keine Unterstützung so groß annehmen. Wie soll sich denn was ändern bzw. es dir besser gehen, wenn du weiter machst wie bisher?
Du hast selber geschrieben, du weißt nicht mehr weiter, fühlst dich allein und traurig.

Ich weiß ja nicht, was das für Ängste sind, denen du dich stellen sollst, aber grundsätzlich kann ich dir sagen, dass man Ängste nur überwinden kann, wenn man bewusst angstauslösende Situationen aufsucht. Wenn du z.b. Angst davor hast, in die Eisdiele zu gehen, wirst du dein Problem nicht lösen können, wenn du nicht hingehst. Natürlich wählt man den einfacheren Weg, wenn man die Wahl hat, aber wenn man gesund werden möchte, muss man auch schwierige Wege gehen.

Warum willst du dir nicht helfen lassen und weiter machen wie bisher? Was muss noch passieren, dass du dich krank genug fühlst, um Hilfe anzunehmen? Wenn du wüsstest, wie du dir selber helfen kannst, dann hättest du nicht hier ins Forum geschrieben. Weißt du, mir ist es damals auch sehr schwer gefallen, unter meinem täglichen Leben einen Strich zu ziehen, alles liegen zu lassen und ins Krankenhaus zu gehen. Das schwerste war für mich, meiner Chefin zu erzählen, dass ich Depressionen habe und demnächst ins Krankenhaus gehe.
Aber als ich dann im Krankenhaus war, war ich nach einer gewissen Eingewöhnungszeit erleichtert, dass ich Hilfe angenommen habe und nicht einfach mehr arbeiten gegangen bin und weiter funktioniert habe. Weil es ging nicht mehr. Nun bin ich seit 1 1/4 Jahr krank geschrieben, weil ich viele Jahre gewartet habe, bis ich mir Hilfe gesucht habe, habe 3 stationäre Aufenthalte hinter mir und kann abschließend sagen: es wär alles nicht so schlimm geworden, wenn ich mir früher Hilfe geholt hätte. Aber manchmal muss man auch erst ganz tief unten sein, bis man sich eingesteht, Hilfe zu brauchen.

Wovor hast du Angst?

liebe Grüße
aikido
Fueldi
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Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von Fueldi »

Ich habe Angst davor, meinen Sohn alleine ziehen zu lassen. Ich habe 21 Jahre alles so organisiert, dass er niemals ohne uns etwas unternimmt. Natürlich habe ein bei ein paar Dingen locker gelassen. Aber ich habe noch 1 Jahr vor mir, dann ist er fertig mit der Ausbildung und muss nicht mehr mit dem Zug zur Berufsschule. Ich mache mir etwas vor, das weiß ich, aber ich habe etliche Versuche gestartet, ich fühle mich , wenn ich loslasse, echt besch....ich vermeide es daher. Es ist falsch aber wie gesagt noch 1 Jahr. Was dann kommt, weiß ich nicht....
Ich lasse mir die Kontrolle nicht nehmen. Und zwingen kann mich keiner. Ok, ich bin traurig aber nicht allein deswegen. Eins führt zum anderen, das ist wohl mein Schicksal.
aikido_1987
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Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo Fandrea!

Ja das wird nochmal ein schwieriger Schritt, deinen Sohn "ziehen zu lassen". Aber denkst du nicht, dass es dir in einem Jahr genauso schwer fällt, wie jetzt? Hast du mit ihm mal über das Thema gesprochen? Ist er froh, noch ein Jahr daheim sein zu können? Ich bin mit 18 wegen der Ausbildung von Zuhause ausgezogen und ja es war schwer, plötzlich in der Fremde ohne Eltern, aber ich habe meine Erfahrungen gesammelt und bin meinen Weg gegangen.
Aber da kann dir keiner sagen, wie du es zu machen hast, da musst du selber deine Erfahrungen sammeln. Aber ich denke du weißt, dass dein Sohn mit 21 schon gut auch mal alleine zurecht kommen kann.

Liebe Grüße
aikido
Lerana
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Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von Lerana »

Hallo FAndrea,

Ich kann verstehen, dass du Angst hast und dass es ganz ganz besch... ist, keine Hilfe zu bekommen.

Und dennoch muss ich jetzt mal ganz deutlich werden. Du benutzt dein Kind für deine Zwecke. Das Leben eines Kindes so zu organisieren, dass es mit 21 noch nie etwas alleine unternehmen durfte, ist massiv übergriffig und schadet deinem Kind.

Es ist aller höchste Eisenbahn die Notbremse zu ziehen, um ihn nicht ernsthaft und dauerhaft zu schaden.

Ich weiß, du willst ihn schützen und ich bin mir sicher, er hat dir viel zu verdanken, doch im Moment schützt du vor allem dich.

Du brauchst Hilfe auch um deines Sohnes willen und deshalb bitte ich dich eindringlich, dir diesr zu suchen, damit DU und DEIN SOHN eine chance auf ein selbstbestimmtes Leben haben.

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
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Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von Lerana »

Dass mein Helfen übergriffog ist und anderen schadet war mit Sicherheit auch die bitterste Pille meiner Therapie. Aber se lohnt sich sie zu schlucken.

Sorry für die deutlichen Worte.

Verständnisvoll und doch wachrufende
Grüße
Lerana
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Lerana
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Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von Lerana »

Sorry, doppelt!
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Fueldi
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Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von Fueldi »

Ich weiß, ich bin egoistisch aber ich kann nicht anders. Wie ein Zwang.
Ich mußte als Kind alles alleine machen, mir ist das sehr schwer gefallen. Ich hatte Angst alleine unterwegs zu sein, daher wahrscheinlich auch diese übermäßige Angst. Sogar mit meinen 2 Jahren bin ich allein zum Kiga gegangen, unglaublich. Das vergesse ich nie! Auch wurde ich in den Ferien für 4 Wochen alleine zur Erholung weggeschickt, grausam diese Zeit. Ich wollte es besser machen und doch habe ich alles falsch gemacht. Einen Mittelweg habe ich nicht gefunden.
Lerana
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Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von Lerana »

Liebe FAnadrea,

das ist js schrecklich, was du aus deiner Kindheit erzählst. Das tut mir sehr leid für dich. Ich finde es großartig, dass du das deinem Sohn erspart hast und ich bin mir wirklich sicher, dass er sehr froh ist, eine Mutter zu haben, die verlässlich für ihn da ist und auf die er sich verlassen kann.

Mit Egoismus hat das alles nichts zu tun. Angst ist nicht egoistisch. Sie ist schrecklich.

Natürlich kannst du dich jetzt in Selbstvorwürfen zerfleichen, aber das führt zu nichts. Zumal du keine Schuld hast. Du bist nicht Schuld an dieser Angst.

Was du jetzt aber tun kannst, ist dir Hilfe zu suchen. Natürlich kannst du nicht alleine von heute auf morgen diese Angst runterschlucken und einfach loslassen. Dazu brauchst du dringend Hilfe.

Was ist jedoch denke ist, dass du fahrlässig deinem Sohn gegenüber handelst, dir diese Hilfe nicht weiter zu suchen. Gegen alle Widerstände und gegen alle Schwierigekieten. Und auch da hast du mein vollstes Mitgefühl, dass dies nicht so leicht gelingt. Doch für deinen Sohn musst du das meiner Meinung nach ganz dringend in Angriff nehmen.

Keiner erwartete, dass du das alleine schaffst. Aber das Ziel sollte klar sein. Denn da stehst du dann doch in der Verantwortung. Ich bin übrigens fest der Überzeugung, dass jemand mit einem dermaßen großen Mutterherz, jemand der scheinbar alles für sein Kind tut, es beschützt etc. auch zu einem solchen Schritt bereit ist. Hör nicht auf, dich um DICH und DEINE Angst zu kümmern. Denn dann profitiert ihr beide davon.

Herzliche Grüße
Lerana
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Fueldi
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Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von Fueldi »

Danke, für deine ehrlichen Worte. Es tut gut, das jemand etwas davon versteht, wie ich mich fühle.

Ich soll laut meinem HA nächste Woche meinen Sohn mit dem Zug fahren lassen. Ich bin dazu aber nicht bereit. Ich habe es letztes Jahr versucht - aber diese Zeit in der er unterwegs ist - ist grausam für mich. Da ist wieder der Egoismus.Ich verhindere das, in dem ich mich gut fühle. Das ist falsch, ich weiß.
Aber, wenn ich das alles ab sofort machen würde, bräuchte ich auch keine Therapie. Denn das ist ja der Weg, den ich gehen sollte. Aber ich kann das nicht.
Damit enttäusche ich auch meine Schwester, die nur mein Gutes will.
Das ist aber der Knackpunkt an dem ich nicht vorbei komme. Und solange ich das kann, die Kontrolle zu haben, mache ich das.
Das widerspricht sich, ich weiß.
Ich werde bald 50 Jahre, und mein ganzes Leben mußte ich - so denke ich - immer perfekt sein. Keine Fehler machen , nur nicht auffallen. Das habe ich mit Müh und Not geschafft. Aber ich weiß auch, dass ich ein seelisches Wrack bin. Und wenn ich zurück blicke, war das ein Sch... Leben. Klar ist das jetzt jammern auf hohem Niveau. Uns geht es gut, haben alles und doch ist dieser Makel....

So einfach wie die sich das vorstellen (HA und meine Schwester) geht das nicht.
Es geht nur so wie ich es zulasse. Also gar nicht. Einen anderen Weg weiß ich nicht.
Lerana
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Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von Lerana »

Liebe FAndrea,

für meinen Geschmack solltest du das Wort Egoismus mal aus deinem Wortschatz streichen. Es ist ein Bewahrer, aber wir, wir brauchen Veränderer!

Also, ich denke, du hast völlig Recht, es geht nicht einfach. Du wirst nicht einfach aufwachen und denken, jetzt kann ich loslassen. Das von dir zu erwarten, ist eine totale Überforderung.

Deshalb finde ich es total sinnvoll, sich das große Ganze in kleine Schritte zu zerlegen und ein erstes Ziel könnte doch sein, deinen Sohn mit dem Zug fahren zu lassen.

Du sagst, dass du das nicht kannst und ich glaube dir aufs Wort, deshalb möchte ich dich ganr nicht drängen, sondern dich lediglich fragen, ob du bereit wärst, einen Weg zu gehen, an dessen ENDE, dein Sohn ohne dich in den Zug steigt. Und bist du???

Es gibt Möglichkeiten, sich dieser Angst zu stellen, sie durch Trainings zu kontollieren. Kennst du das Buch: Ängste verstehen und überwinden?

http://www.amazon.de/%C3%84ngste-verste ... Cberwinden

Es beschreibt wunderbar, wie man auch kognitiv im Vorfeld üben kann, dass solche Ängste einen nicht mehr beherrschen. Ich denke schon, dass die Motivation, selber angtsfreier zu werden und zusätzlich deinem Sohn ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, doch bei dir sehr groß ist, sonst würdest du nicht nach Hilfe suchen. Diese Motivatin kann Antreib sein, sich in den Kamof gegen deine Angst zu begeben. Wenn du dabei die Unterstützung durch eine Therapie hast - umso besser.

Aber selbst wenn nicht, lohnt es sich doch, dieses Ziel mal weiter vor Augen zu behalten und das Buch zu lesen.
Vielleicht kannst du damit für dich ein Trainigsprogramm erstellen und vielleicht kann dein Sohn ja auch einfach nur erstmal (nachdem du dich daruaf vorbereitet hast und das steht da gut beschrieben) mit dem zug für eine halbe Stunde hin und her fahren.

Wenn du deiner Schwerste, deinem HA, deinem Sohn und dir selber zeigen könntest, dass du ernsthaft anfängst daran zu arbeiten, werden dich bestimmt alle applaudierend unterstützen. Und wenn nicht schick zu mir, dann haue ich denen auf die Nase!

Natürlich kannst du das NOCH nicht. Aber du kannst es lernen, wenn du es willst. Vermeiden verschlimmert es. Und du und dein Sohn wachsen durch ein "gemeinsames Stück für Stück Loslassen" mit Sicherheit an einer tragfähingen, zukunftsfähigen Bindung!

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Fueldi
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Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von Fueldi »

danke für den Tipp mit dem Buch.

Es ist aber nicht nur damit getan meinen Sohn loszulassen. Mein Verhalten oder meine Denkweise wird dadurch nicht geändert. Dazu müßte ich mein Leben noch führen können, von klein auf. Andere Eltern, anderes Aufwachsen. Denn das ist meine Prägung die ich mit bekommen habe. Das kann man nicht ändern und vergessen. Ich habe es akzeptiert, wie es war, wollte es besser machen. Das war auch falsch.

Ich habe es versucht ihn allein fahren zu lassen. Mind. ein halbes Jahr. Es war für mich die Hölle. Es wurde nicht besser, eher immer schlimmer.
Ich habe mich beschäftigt, war arbeiten. Aber in der Zeit wo er unterwegs war, konnte ich mich nicht konzentrieren, habe Fehler gemacht. War launisch und wollte mich nur verkriechen. Ich will das nicht.

Ich muss noch 1 Jahr durchhalten, dann sehen wir wie es weiter geht.

Und eine Therapie werde ich so nicht bekommen. Der HA will das so durchziehen , ich mach da nicht mit, also muss ich sehen wo ich bleine. Die Tabletten wird er mir wahrscheinlich auch nicht mehr verschreiben und daher muss ich sie ausschleichen lassen.
ndskp01
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Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von ndskp01 »

Liebe Andrea,

als ich dein letztes Post gelesen habe, bin ich fast ein bisschen zornig geworden. Zornig auf diese miesen depressiven Gedanken, die einem ein "das geht doch sowieso nicht" einflüstern, das "alles oder nichts", das verhindert, dass man sich überhaupt nach Wegen erkundigt. Und die Selbstbestrafung: "Ich muss eben selbst sehen, wie ich damit fertig werde." Furchtbar.

Kannst du nicht mit dem Kopf wenigstens dem Arzt glauben, der dir nach einer speziellen Untersuchung gesagt hat, dass die Klinik für dich das richtige wäre? Dort würdest du wohl auch lernen, mit deinem Klammern besser zurecht zu kommen. Es ist ein Problem, mit dem du dem Kind schadest, das inzwischen eigentlich längst erwachsen sein müsste. Aber es ist eben auch und in erster Linie d e i n e Krankheit, der du auch um deiner selbst willen zuleibe rücken könntest.

Ich wünsche dir alles Gute.

Das Leben wartet nicht auf uns. Wir werden trotz der Krankheit älter.

puk

ps: wie kommst du auf die Idee, dass der Hausarzt dir die Tabletten streicht, wenn du nicht auf seinen weiteren Rat hörst? Das wird er ganz gewiss nicht tun. Aber du musst die weiterhin von ihm erbitten.
Tabarka1
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Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von Tabarka1 »

Guten Morgen Andrea,
Zunächst mein Mitgefühl für die Sackgasse, die Du empfindest.
Ich verstehe nur nicht, wie es sein kann, dass der Therapeut eine stationäre Therapie vorschlägt und Dein Arzt darauf nicht eingeht. Oder haben die beiden sich nicht unterhalten? Oder einen Arztbrief geschrieben? Der Facharzt ist doch hier der Therapeut. Sonst lass Dir das von dem schriftlich geben und geh zu einem Psychiater oder anderen Hausarzt.
Oder willst Du die Therapie doch nicht?
Viele Grüße
Tabarka
Wann, wenn nicht heute... ?
medusa
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Registriert: 22. Mär 2013, 19:16

Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von medusa »

liebe andrea,

an dieser stelle nun auch ein paar gedanken von mir.

und willkommen hier bei uns.
der austausch hier hilft - manchmal mehr, manchmal nicht so gut.

ich bin sehr betroffen über deine geschichte und die umstände, die dich nun so leben lassen, wie du lebst.

>>Das kann man nicht ändern und vergessen

schreibst du!

du hast recht - das mit dem vergessen ist mächtig schwierig - und mir stellt sich manchmal die frage, ob das vergessen nötig ist oder ob wir überhaupt vergessen sollten?

ÄNDERN hingegen - ändern kann man es!

und ändern kann man nur sich selbst - nicht den partner, nicht die kinder, nicht das umfeld - nur an sich kann man arbeiten und dadurch etwas ändern.

bitte glaube mir - ich habe die weisheit nicht mit löffeln gefressen und habe selbst massive probleme - als angehörige eines sehr kranken mannes und auch als selbst kranke.

habe eine sehr anstrengende kindheit gehabt, mit einer mutter, die mich behütet hat, überbehütet sogar, die mich kleingehalten hat, mir die luft zum atmen genommen, mich mit ihrer "liebe" und kontrolle erdrückt hat und dennoch nur "lieb" zu mir war, wenn ich so war, wie sie mich haben und sehen wollte.

dann bekam ich selbst kinder - zwei habe ich - der sohn ist 21, die tochter 18 - und wusste ganz tief innen drin, dass ich es entweder so machen kann wie meine mutter oder eben ganz anders.

habe mich für den anderen weg entschieden - was teilweise die absolute hölle für mich war, weil beide kinder nicht "normal gesund" sind und es dann oft noch schwerer fällt, sie zu lassen, ihnen freiraum zu geben, sie ins leben zu entlassen.

ich schließe mich lerana an - du musst für dich hilfe finden, damit du deinen sohn aus der verantwortung entlassen kannst, für dich und dein glück und dein wohlbefinden zuständig zu sein.

das ist er nicht!
kein kind sollte für das glück und das wohlbefinden seiner eltern verantwortlich sein müssen.

sie haben nicht darum gebeten geboren zu werden. das war unsere entscheidung - dennoch sind sie in unser leben getreten, um ein eigenständiges und frei bestimmtes leben führen zu können. dieses handwerkzeug müssen wir ihnen an die hand geben.

ich musste mir auch hilfe holen, bin immer noch in therapie - deswegen und wegen anderer dinge, die eben jetzt ganz akut sind.

als mein mann erkrankte, gab es ähnliche hindernisse - endlose wartezeiten, keine plätze, keine hilfe in sicht.

bis sich sein zustand so sehr verschlechterte, dass er als akutfall ins krankenhaus musste. dort ist er jetzt seit 5 wochen - ein endlos langer weg liegt vor ihm und auch vor mir.

ich muss noch so viel lernen, bin oft verzweifelt und werde hier gut aufgefangen.
dafür bin ich sehr dankbar.

jeder weg beginnt mit einem ersten schritt - ich wünsche dir, dass du ganz kleine schritte machen kannst.
manchmal geht man drei vor und zwei zurück - doch die hauptsache ist, dass man geht - im eigenen tempo - aber gehen.

gib dir und vor allem deinen sohn diese möglichkeit.

du bist so voller liebe und verantwortung für dein kind, warst immer da.
du kannst nicht wollen, dass dein sohn sich nicht frei entfalten kann.

und glaub' mir - in einem jahr wird es nicht leichter werden.

alle meine guten gedanken sind bei dir!
eiskristall
Fueldi
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Registriert: 6. Apr 2013, 18:03

Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von Fueldi »

Liebe dan k an alle die mir geschrieben haben.

Es ist damit nicht getan, meinen Sohn mit dem Zug fahren zu lassen , neuin. Da ist der tägliche Weg zur Arbeit , Freizeit usw..... Da habe ich schon etwas locker gelassen. Komisch, das macht mir gar nichts mehr aus. Klar schaue ich auf die Uhr .

Der Therapeut soll dem HA das in schriftl. Form geben. Habe ich bei ihm per E-Mail beantragt. Das dauert. Einen Psychiater Termin habe ich im Juni, nur weiß ich die Uhrzeit nicht mehr, da ich den Zettel weggeschmissen habe. Egal.

Das mit meinem Sohn ist eine Sache.
Da ist noch etwas anderes. Ich habe mit meinem Mann ein Geschäft. Da er seit letztes mit voll eingestiegen ist, kommen wir uns täglich in die Haare. Mir gefällt seine Arbeitsweise nicht obwohl ich ihn gebeten habe, das so oder so zu machen, ändert er nichts. Auch hat er mich mehr und mehr aus dem Geschäft gedrängt. Ich habe ihm gegenüber keinen Respekt mehr, da er mich oft belogen hat. Vor 4 Wo ist es dann eskaliert, ich wurde sehr agressiv ihm gegenüber, dass ich mich völlig vergessen habe und auf ihn eingeprügelt habe.

Ich mache das kaufmännische vom Geschäft, bedeutet es kann kein anderer machen, falls ich weg wäre.

Es sollte mir eigentlich egal sein, ist es aber nicht.

Meine Schwester sagt, ich hätte mir ein Konstrukt erschaffen, das irgendwann zusammenbricht. Wenn ich so weitermache wie bisher, dann bestimmt nicht. Noch geht es.

Ich bin unzufrieden mit meinem Leben, ändern muss ich es .
Aber ich weiß nicht wie. Ich fühle mich alleine, kann nicht loslassen. Ob jetzt meinen Sohn oder das Geschäft.
Warum ist mir das nicht egal? Keine Ahnung.
Ich bin selbst enttäuscht von mir, dass ich nicht stärker sein sein. Die Kraft zu haben und einfach nur zu gehen.
jep

Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von jep »

Hallo Fandrea,

Dein Verhalten gegen über deinem Sohn und deinem Mann zeugt von ganz viel innerer Not-wie hilflos musst du sein, wenn du andere erwachsene Menschen derart beherrschen musst?

Dein Sohn ist JETZT erwachsen!nicht erst in einem Jahr, sondern seit 3 Jahren- ob du es willst oder nicht!

Du sagst, das du dich dahingehend nicht ändern willst oder kannst, das du die Kontrolle nicht aufgeben willst.

Und ich vermute mal, das du deshalb auch nicht in die Klinik willst- dann könnten dein Mann und dein Sohn merken, das sie ohne dich gut klarkommen?

Sie werden es sicher auch so irgendwann merken, und wenn du deinen Sohn nicht loslässt, wird er sich vielleicht irgendwann von dir lossagen. Es bleibt zu hoffen, das er trotzdem ein lebenstüchtiger Mensch ist.

Hat er eine Freundin? Es wird für ihn sicher schwer sein,eine normale altersgemäße Beziehung zu führen, wenn Mama ihm im Nacken sitzt...

Nach dem was ich gelesen habe, fürchte ich, das deine Schwester recht haben könnte- du willst nichts ändern, und machst so lange weiter, bis dein Konstrukt zusammenbricht.

Ich wünsche dir die Stärke, Hilfe anzunehmen- das ist viel schwerer als alles andere!

Liebe Grüße
annette fee
Fueldi
Beiträge: 50
Registriert: 6. Apr 2013, 18:03

Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von Fueldi »

Ja mein Sohn hat eine Freundin.

Ja, ich muss etwas ändern.

Ja, ich schaffe es alleine nicht.

Aber: was bleibt mir, wenn ich loslasse?

Meine Ehe ist kaputt, das Geschäft bin ich los.

Ich finde den Schalter nicht, zum umdenken. Loslassen.....
daniegentz
Beiträge: 18
Registriert: 10. Mär 2013, 01:15

Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von daniegentz »

Liebe FAndrea,
Ich bin "nur" Angehörige, die hier mitliest, um ein besseres Bild über die Krankheit zu bekommen. Aber auch, um selber Hilfe zu erhalten! Denn auch "nur" die Angehörigen leiden unter der Krankheit!

Deine Geschichte rührt mich sehr und ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen: DU brauchst Hilfe und die schnell! DU versuchst ja auch bereits welche zu erhalten, hast aber noch nicht das richtige gefunden.

Falls du es noch nicht versucht hast:
Den Sozialpsychiatrischen Dienst gibt es in jeder grösseren Stadt und auch gemeinnützige Stellen helfen! Dort erhältst du schnell Termine!! Sie helfen dir auch dabei einen Therapeuten in deiner Nähe zu finden und überbrücken Wartezeiten!

Wenn du dir nicht für dich selber Hilfe holst, dann tu es für deinen Sohn und deinen Mann!!! Vielleicht wäre es auch eine Möglichkeit für dich zusammen mit deinem Sohn und/oder Mann zu dem Termin zu gehen, denn auch das ist möglich!

Bitte warte nicht, bis du zusammen brichst!

Dizzy
jep

Re: Suche Hilfe- keiner hilft

Beitrag von jep »

Hallo FAndrea,

was du findest, wenn du alles loslässt, kann dir niemand sagen.

Es ist ein Aufbruch ins Ungewisse. Vielleicht hältst du an deinem bisherigen Weg nur fest, weil du keinen anderen kennst?

Aber du wirst es nur wissen, wenn du es probierst. Vielleicht findest du Freiheit? Dich selbst? Eine neue Aufgabe?

Es kann für dich eigentlich nur besser werden! Alles immer unter Kontrolle haben zu müssen,ist sicher wahnsinnig anstrengend. Dieser Energie, die du dafür aufwendest, was könntest du damit alles machen!?!

Ich persönlich bin jetzt, nachdem ich Hilfe gesucht, und zum Glück auch gefunden habe, viel sicherer in dem was ich bin und will. Ich bin selbstsicherer- meiner selbst sicher.

Was in der Kindheit war kann ich nicht ändern. Ich kann meine Eltern und andere Menschen nicht ändern, nur mich selbst. Und dadurch verändern sich auch Beziehungen, manche funktionieren nicht mehr, manche aber auch besser und ehrlicher.

Das Leben ist ein Abenteuer, und wir können uns darauf einlassen, wenn wir wollen. Gib nicht auf bei deiner Suche nach Hilfe!

Den ersten Schritt hast du ja schon getan, du bist bereit dir Hilfe zu suchen. Und das ist sicher schon ein großer Schritt für dich.

Liebe Grüße
annette fee
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