lähmende entscheidung

Antworten
brrr
Beiträge: 262
Registriert: 3. Mär 2010, 13:31

lähmende entscheidung

Beitrag von brrr »

hallo miteinander,

vielleicht kann mir jemand ja ne andere perspektive geben, denn ich bin fix und alle, bin andererseits nicht bereit meine entscheidung zu ändern. vielleicht aber auch nur wegen meines privaten denk-karussels?

erst mal vorweg:
meine therapie habe ich vor einem guten jahr beendet. zum einen fand ich, dass es mir gut genug geht und zum anderen ist mir der sinn der therapie verloren gegangen. aber ich gehe (bis vor ca. 5 monaten) regelmäßig zu 12-schritte-gruppen und kann dort ehrlich und ausführlich von mir reden. die medis habe ich vor einem knappen jahr ausgeschlichen.

und noch was vorweg:
bin alleinstehend, war früher sehr aktiv, seit rentenbeginn am durchhängen – bis hin zur depri, außerdem alkoholikerin (seit einigen jahren trocken, dafür heute schokoladensüchtig).

und die situation:
habe mir vor gut 4 jahren einen 7-jährigen hund geholt. ursprünglich nur für ne tagesstruktur und zum spazieren gehen = gesundbleiben. der hund ist ganz schnell zum lebenspartner avanciert. meine diversen freunde/geliebten habe ich immer nur mit gebremstem schaum geliebt (immer auf der hut vor verletzungen & co). diesen hund liebe ich ohne vorbehalte, lasse nähe zu usw.

so und nun zu meinem problem:
seit letztem herbst weiß ich, dass der hund an einer unheilbaren krankheit leidet (lähmung die sich im laufe der zeit von hinten nach vorne vor „arbeitet“) es liegt nun an MIR, ihn für die regenbogenbrücke freizugeben.

auf der einen seite rutsche ich wieder tiefer in die depri. der hund kostet mich unheimlich viel zeit sowie körperliche und seelische kraft.
* da er so schlecht läuft (keine treppen, keine glatten flächen) und keine kontrolle mehr über seinen after hat, da habe ich mich total zurückgezogen. das macht mich einsam und stärkt folglich die depri.
* da er kotet und schlecht läuft (torkelt, kippt um, kommt nicht hoch, schleift die hinterläufe über den boden) und ich wohl co-abhängig bin, da reibe ich mich für ihn auf (seine polster waschen, extra-futter kochen, fressen „ans bett“, schuhe reparieren, pfoten waschen usw usf.). das alles erschöpft mich und stärkt die depri, zumal für mich und den haushalt dann keine kraft mehr bleibt.
* seit weihnachten nehme ich wöchentlich abschied (weil ich denke „jetzt ist es so weit“). das stärkt auch nicht gerade meine lebensfreude.

auf der anderen seite kann ich ihn doch nicht einschläfern lassen, so lange er noch freude am leben hat!! heute morgen z.b. versuchte er einen hermelin zu jagen (das hat ihn glücklich gemacht). wenn er seinen freund trifft, dann ist er selig. oder wenn ich ihm leckerlis in einem großen tuch verstecke und er suchen kann, dann hat er einfach strahlende augen. und ganz wichtig: er hat KEINE schmerzen (bestätigt mir jeder arzt).

und nun zu mir:
ich fühle mich immer leerer und erschöpfter. ich würde so gerne alles hinter mir haben. aber ich kann ihn nicht über den regenbogen schicken so lange er noch spaß am leben hat. sonst würde ich mir bis zum lebensende vorwürfe machen, dass ich ihm lebensfreude geklaut habe.

also bleibt mir nur das warten. warten bis der glanz aus seinen augen verschwindet und ich ihn (mit gutem gewissen) hinüber schicken kann. ja und bis dahin sterbe ich selbst immer ein bisschen mehr (jedenfalls habe ich das gefühl). denn ich sitze nur hier, sehe fern, spiele am pc, fress mich voll schokolade oder kümmer mich um SEINE bedürfnisse. für meine habe ich keine kraft mehr. und so versinkt in der zwischenzeit alles um mich (haus, haushalt, gewicht, soziale bindungen, lebensfreude und eigentlich alles) im dreck

ja, und um es auf den punkt zu bringen: entweder ich bringe ihn (vorzeitig) um (bzw lasse ihn umbringen) und muß mich dann mit meinem gewissen rumschlagen oder ich rutsche total in die depri zurück. oder habe ich was übersehen????????????

ach so, noch eins: die grenze, ab wann sein leben nicht mehr lebensfreudig genug ist, die verschiebe ich schon seit weihnachten immer wieder neu. denn trotz aller behinderung hat er auch schöne erlebnis

danke für neued perspektiven
brrr
FrauRossi
Beiträge: 3165
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

Re: lähmende entscheidung

Beitrag von FrauRossi »

Hallo brrr,

du bereitest dich auf den Abschied von deinem geliebten Hund vor. Ist doch klar dass da kaum Kraft für was anderes bleibt.

Ich kann dich gut verstehen, meine Katzen sind auch mein ein und alles.

Aber ich glaube die Zeit für deinen Hund ist gekommen und insgeheim weist du das auch. Du versuchst jetzt seit Monaten es ihm schön zu machen und das ist auch ganz wundervoll. Aber wie du schreibst geht es ihm nicht wirklich gut und es wird schlimmer werden.

Ich kann verstehen dass der Abschied dir unendlich schwer fällt.

Dennoch wird es für deinen Hund besser sein wenn sein Leiden endet.

Alles was du jetzt noch tun kannst, ist ihn über die Regenbogenbrücke gehen zu lassen.

Du sagst du hast ein schlechtes Gewissen. Ist es wirklich ein schlechtes Gewissen weil du ihn einschläfern lassen musst.

Oder ist es ein schlechtes Gewissen weil du an ihm festhälst, weil du Angst vor Abschied und Einsamkeit hast? und doch weist dass es anders für ihn besser wäre?

Ich wünsche dir ganz viel Kraft, für alles was vor dir liegt.

LG FrauRossi
sb71
Beiträge: 154
Registriert: 1. Jan 2013, 22:45

Re: lähmende entscheidung

Beitrag von sb71 »

Hallo brrr,

Ich war gerade am Überlegen,wie ich es am Besten formuliere,da ist mir FrauRossi schon zuvorgekommen.

Und nach dem,was Du über Deinen Hund berichtest,denke ich auch,daß seine Zeit für den Gang über die Regenbogenbrücke schon länger da ist. Du schreibst selber,daß Du seit Weihnachten immer wieder "schiebst",und ich denke,im Grunde weißt Du auch,daß Du ihn gehen lassen müßtest,aber es ist so schwer und man möchte es einfach nicht wahr haben.

Von "umbringen" kann in solch einem erbarmungswürdigen Zustand doch wirklich keine Rede sein,es ist für ihn bestimmt eine Erlösung.Er merkt doch auch,daß er kaum noch laufen kann,keine Kontrolle mehr hat,wenn auch ohne Schmerzen,dann doch fürchterlich einschränkend.

Ich habe selber seit über 15 Jahren Meerschweinchen,unter denen auch viele kleine "Pflegefälle" waren,die ich geliebt u. gehegt habe,bis es nicht mehr ging.Ich weiß also auch,wie schwer dieser letzte Gang zum Arzt ist.Wenn man sein Tier so liebe- und aufopferungsvoll wie Du gepflegt hat,muß man kein schlechtes Gewissen haben,wenn man es von seinen Qualen erlöst!
Bei meiner Tierärztin gibt es für diese schweren Momente ein extra Zimmer,in das man sich dann zurückziehen kann,um seinen Liebling ungestört hinüberzugeleiten.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft
Insa40
Beiträge: 1189
Registriert: 25. Mär 2011, 20:44

Re: lähmende entscheidung

Beitrag von Insa40 »

Hallo liebe brrr,

vorhin las ich Deinen Thread und ich habe zwei Mal meine Sätze verworfen.
Es ist so schwer, die richtigen Worte zu finden.

Ich bin auch Hundebesitzerin und es ist ein Ringen, für sich selbst die richtige Grenze, den richtigen Zeitpunkt zu finden, wo man vor sich selber verantworten kann, dass man sein Tier gehen lässt, ja gehen lassen muss.

Ihr beide hattet eine schöne gemeinsame Zeit und so, wie Du es beschreibst, musst Du Dir keine Vorwürfe machen, wenn Du ihn einschlafen lässt.

Er hat Dir viel gegeben, Du ihm ebenfalls, das kann Euch niemand mehr nehmen.

In dieser Zeit ist er jetzt auf Dich angewiesen, dass Du ihm hilfst, zu gehen und zwar würdig zu gehen und nicht als absolutes Häuflein Elend.
Das hat er ja nicht verdient.

Als wir unseren letzten Hund einschläfern lassen haben, kam die Tierärztin zu uns nach Hause.
In der Praxis riecht es eben immer nach Angst und Krankheit.
Wir wollten, dass er in seiner gewohnten Umgebung, in seinem Korb im Wohnzimmer einschlafen kann.
Vielleicht sprichst Du mal mit Deinem Tierarzt.Wenn er gut ist, wird er Dir da unterstützend zur Seite stehen.

Fühl Dich mal gedrückt, wenn Du magst und herzliche Grüße,
Insa
brrr
Beiträge: 262
Registriert: 3. Mär 2010, 13:31

Re: lähmende entscheidung

Beitrag von brrr »

danke frau rossi und meerimaus für euer mitgefühl. aber ich habe mich wohl nicht richtig ausgedrückt. ihm geht es vergleichsweise noch gut. so lange er noch richtig freudige situationen und erlebnisse pro tag hat, so lange kann ich ihn einfach nicht "seinetwegen" einschläfern lassen. so lange er spaß an seinem leben hat, könnte ich ihn nur "meinetwegen" einschläfern lassen, weil ich zu kaputt bin.

wenn er schmerzen hätte oder sicht-, spür- oder erkennbar leiden würden, dann wäre es für mich einfach ihn "zu erlösen" bzw. ihn loszulassen.

übrigens, insa, danke für den tipp. ich habe goittseidank auch ne ganz tolle tierärztin. sie kommt auch zu mir nach hause. auch wegen der angstgerüche in der praxis und das tier soll sich doch auf seinem letzten gang auch geborgen fühlen. sie hat mir schon 2 x gesagt, dass sie ihn noch leben lassen würde, wenn es ihrer wäre.

wir waren vorhin spazieren und das tut ihm UND MIR gut. d.h. mir gehts es gerade mal wieder besser. schwankt leider
danke für eure anteilnahme. tut auch gut!
brrr
Haferblues
Beiträge: 1004
Registriert: 21. Okt 2012, 12:50

Re: lähmende entscheidung

Beitrag von Haferblues »

Hallo Brrrrr,

ich kann deine Situation sehr gut nachfühlen. Ich habe auch immer gehadert in solchen Situationen. Ich musste schon 4 Hunde und 3 Katzen gehen lassen. Immer war ich im Zweifel ob ich zu früh aufgebe oder mein Tier zu lange leiden lasse. Meine Tiere sind glücklicherweise fast alle ziemlich alt geworden.

Du hast eine gute Tierärztin, zu der du Vertrauen haben kannst. Höre auf sie und auf dein Herz. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Tier es einem zeigt, wenn es nicht mehr will bzw. kann.

Natürlich leidet man immer. Mir hat immer die Vorstellung von meinem Rudel im Hundehimmel geholfen. Da kommen auch Katzen hin, die Hunde mögen. Jedes Mal hab ich geschworen: das tu ich mir NIE MEHR an. Und doch hab ich immer wieder ein neues altes Tier aus dem Tierheim genommen. In meinem Herzen wird immer wieder ein neues Zimmerchen angebaut.

Ich wünsche dir und deinem Hund viel Kraft und die Fähigkeit, den richtigen Augenblick zu finden.

Gruß Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
DYS-
Beiträge: 1838
Registriert: 19. Mär 2003, 17:28
Kontaktdaten:

Re: lähmende entscheidung

Beitrag von DYS- »

Hallo brrr

Das ist eine ganz schwere Entscheidung. So eine Entscheidung hatte ich vor ein paar Jahren auch treffen müssen. Es ging da um eine Katze. Sie war uralt und völlig abgemagert. Außerdem war sie seit zwei Jahren inkontinent. Zu der Zeit war dann auch noch mein Enkel als Krabbelkind viel bei uns. Schweren Herzens habe ich sie einschlafen lassen. Für mich war die Entscheidung richtig. Ich habe den Karter vermisst, diesen Schritt aber nie bereut.

Das heißt aber nicht, dass ich bei meinem Hund genauso reagieren würde.

Es ist immer wieder eine ganz individuelle Entscheidung. Natürlich ist es einfacher wenn man merkt, dass das Tier leidet.

Ich wünsche Dir, dass Du für DICH die richtige Entscheidung triffst. Wie die aussieht kannst aber nur Du entscheiden.

Viel Kraft wünscht
dys
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

dass nicht alle auf unserer Seite stehen.
FrauRossi
Beiträge: 3165
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

Re: lähmende entscheidung

Beitrag von FrauRossi »

Hallo brrr,

ich habe deinen Konflikt wohl tatsächlich falsch verstanden.

Es geht dir mehr darum dass du depressionsbedingt einfach nicht mehr kannst? Die Tierärztin rät ihn noch nicht einzuschläfern. Du aber mit dem kranken Hund an manchen Tageb total überfordert bist?

Ist es so richtig verstanden?

Du denkst manchmal daran ihn einzuschläfern, einfach weil du nicht mehr kannst mit Depression und Kranken Hund?

Auch diese Gedanken sind nachvollziehbar. Wenn es einem selbst total schlecht geht und dann muss man auch noch wischen weil der Hund wieder in die Wohnung gemacht hat. Sehr schwer, kann ich gut verstehen.

Aber du bist deswegen kein schlechter Mensch nur weil du überfordert bist.

Jetzt wo es dir grad besser geht, kannst du vielleicht Vorkehrungen treffen?

-Muss der Hund wirklich bekocht werden?
-Tut es nicht auch ein gutes Fertigfutter?
Damit könntest du Zeit und Energie sparen.
- wenn es wegen der Erkrankung wirklich das Selbstgekochte sein muss.
- kannst du in einer guten Phase vielleicht vorkochen und einfrieren?

- Ansich würde ich ja sagen uns Depris tut es gut zum Rausgehen gezwungen zu werden.
- aber für Tage wo es absolut nicht geht:
- kennst du vielleicht andere Hundebesitzer von Spaziergängen? Die du fragen kannst ob sie deinen Hund manchmal zu Spaziergang abholen können?
- oder du suchst einen Spaziergeh-Paten mit Zetteln im Supermarkt oder so?
- Oder du sprichst mal mit dem Pastor? Vertraust ihm deine Situation an, vielleicht gibt es eine Möglichkeit im Rahmen von kirchlicher Nachbarschaftshilfe?
- Jemand der vorbeikommt wenn es dir schlech geht? Den Hubd versorgt, dir im Haushalt hilft? Ein bischen Reden?

LG FrauRossi
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: lähmende entscheidung

Beitrag von bigappel »

Hallo,

eine weitere Möglichkeit wäre, mit einem zuverlässigen, professionellem Tierschutzverein Kontakt aufzunehmen, dort offen Eure (Deine und die des Hundes) Situation zu schildern und für ihn eine gute, passende Pflegestelle zu suchen.... gegen Kostenübernahme (wenn ich es richtig verstanden habe, ist das nicht das Problem).

Das würde Trennung bedeuten, aber auch Entlastung für Dich und momentanes Weiterleben für den Hund (da könntest Du Bestimmungen bzw. Rückspracheklauseln vereinbaren).

Auch Besuche Deinerseits ließen sich bestimmt regeln.

Alles Liebe - für Euch Beide! -
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
LaH
Beiträge: 19
Registriert: 17. Feb 2013, 23:30

Re: lähmende entscheidung

Beitrag von LaH »

Hallo brrr,

Aus eigener Erfahrung weiss ich, wie Du dich fuehlst.
Ich habe selbst meinen kranken Hund bis zu seinem Tod gepflegt. Ich hab das aber hauptsaechlich fuer meine Kinder getan, die ihn nicht einschlaefern lassen wollten.

Ich haette oft heulen koennen, hatte Rueckenschmerzen, weil ich ihn taeglich in die Wanne heben musste, um ihn zu baden, wenn er sich mal wieder vollgemacht hatte. Er ging gar nicht mehr raus, hat nur in die Wohnung gemacht.

Wir haben ihn erst einschlaefern lassen, als er nicht mehr stehen konnte und nicht mehr gefressen und getrunken hat. Der Tierarzt hat gesagt, es waere genau der richtige Moment gewesen, denn er haette das Wochenende nicht ueberlebt.

Obwohl unser Hund frueher panische Angst vorm Tierarzt hatte, war da keine Regung mehr. Er ist einfach so hinueber gedaemmert.

Im Nachhinein bin ich natuerlich froh, so lange durchgehalten zu haben, aber wenn man gerade drinsteckt, ist das halt wahnsinnig schwer.

Vielleicht hilft es Dir, wenn Du dir sagst, dass das ja nicht mehr ewig dauert...


Lieben Gruss,
Lara
brrr
Beiträge: 262
Registriert: 3. Mär 2010, 13:31

Re: lähmende entscheidung

Beitrag von brrr »

ein herzliches danke an alle rückmeldungen! es tut gut, daran erinnert zu werden, dass mein problem nicht einzig ist, sondern dass viele andere das gleiche durchgemacht haben

ich werde mal versuchen, eure anregungen zu beantworten

@ rifka, <<< Immer war ich im Zweifel ob ich zu früh aufgebe oder mein Tier zu lange leiden lasse>>> genau das ist der erste teil meines problems. ich habe einfach angst, dass ich den zeitpunkt nicht erkenne, wann die lebenslust in lebensleid bei meinem hund umkippt, dass ich ihn also leiden lasse oder ihm lebensfreude klaue.
meine tierärztin meinte übrigens, dass man den punktgenauen zeitpunkt sowieso nie findet. den hätte sie nicht mal beim eigenen gefunden


@ ja, frau rossi, ich habe auch schon viel darüber nachgedacht, welche arbeiten ich für den hund einschränken kann (z.b. fertigfutter, weniger spazieren gehen usw), aber ich kann es nicht. er freut sich doch so über die leckerlis, da kann ich sie ihm doch nicht wegnehmen. er hat doch nur noch 2 uneingeschränkte freuden: schnüffeln und fressen.

und das mit dem spazieren gehen, das kann ich niemandem zumuten: die 100 m bis zur wiese fahre ich mit dem auto, damit er ja nicht auf teer oder pflaster laufen muß (da reißt er sich die pfoten auf) und auf der wiese gehen = im schlamm gehen = dreck, dreck, dreck.

<<< Jemand der vorbeikommt wenn es dir schlech geht? Den Hubd versorgt, dir im Haushalt hilft? Ein bischen Reden?>>> ich habe gemerkt, dass mir schon das schreiben und eure-antworten-lesen gut tut. mir geht es wirklich viel besser als noch gestern mittag


@pia, über deinen vorschlag „tierschutzverein und pflegestelle“ bin ich gestolpert, denn an so etwas habe ich noch nie gedacht. dabei habe ich den hund ja aus dem tierheim geholt. es wäre wahrscheinlich ein guter weg gewesen, wenn wir jetzt dezember hätten. aber jetzt, da handelt es sich wohl nur noch um sterbebegleitung und nicht mehr pflege. und ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemanden gäbe, der so hilft. die tierheime finden ja noch nicht mal für alte hunde plätze, geschweige denn für kranke und bald sterbende. trotzdem werde ich beim nächsten tierheimbesuch mal nachfragen. außerdem würde er vermutlich ebenfalls leiden


@ lara, danke für den satz
<<< Im Nachhinein bin ich natuerlich froh, so lange durchgehalten zu haben, aber wenn man gerade drinsteckt, ist das halt wahnsinnig schwer. Vielleicht hilft es Dir, wenn Du dir sagst, dass das ja nicht mehr ewig dauert...>>>
genau das sage ich mir auch schon die ganze zeit. bloß manchmal ist es halt besonders schwer. und ich weiß ja nicht WIE lange es noch dauert.


ich möchte ihn nicht weggeben, auch nicht zur pflege. denn er liebt mich ja auch. kommt immer und überall hinterher. wenn ich ihn jetzt, an seinem ende, weggeben würde, dann wäre das –auch für ihn-- vermutlich schlimmer als das einschläfern

das problem ist einfach, dass ich kein licht am ende des tunnels sehe. und das ist hetzt der 2. teil meines problems. nämlich dass mir gleichzeitig (oder „dadurch“?) alles egal ist. ich fühle mich verdreckt – aber was soll’s! meine wohnung ist dreckig – ist doch egal! das grundstück ist ein sauhaufen – ist doch wurscht. meine freunde habe ich schon ewig nimmer gesehen -- was soll's! später, wenn er tot ist, dann......

bloß hoffentlich kriege ich anschließend die kurve. im moment bin ich mir deswegen nicht sicher. ich hänge halt total antriebslos durch – was einen antrieb für MICH betrifft. aber auch ich möchte später sagen können „Im Nachhinein bin ich natuerlich froh, so lange durchgehalten zu haben“

ich danke euch für euer mutmachen und wünsche allen einen guten tag

brrr
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: lähmende entscheidung

Beitrag von bigappel »

Hallo brrr,

das ist absolut o.k., wenn Du Dich anders entscheidest.

Allerdings muss ich Dir teilweise widersprechen, wass die Pflegemöglichkeit angeht .

Richtig, bei Tierheimen kann es schwieriger werden.

Aber gute Tierschutzvereine (das ein oder andere Tierheim auch) arbeiten mit Pflegestellen und glaub mir, da ich eine davon bin (für Katzen) kann ich Dir versichern, dass wir überwiegend nur Tiere bekommen, die weder vermittelbar sind und oft im Sterbeprozess.

Trotzdem findet sich immer wieder eine verantwortungsbewusste Pflegestelle, die ggf. das Tier würdevoll in den Tod begleitet
bzw. eben pflegt, aufpäppelt, versorgt.

Ich schreibe Dir das einfach als "bitte im Hinterkopf" behalten...... kennt man Möglichkeiten sich helfen zu lassen, finde ich das viel besser, als zu denken "ich muss", es gibt keinen anderen Weg.



Alles Liebe!

Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Insa40
Beiträge: 1189
Registriert: 25. Mär 2011, 20:44

Re: lähmende entscheidung

Beitrag von Insa40 »

Hallo brr,

jetzt muß ich Dir doch nochmal schreiben

Ich dachte auch zuerst, ich hätte das falsch verstanden, als Du schriebst, es ist ja noch nicht so weit, dass die Frage, ob heute einschläfern oder nicht gestellt werden muss.

Wahrscheinlich ist es so, dass sein Befinden, genau wie bei Menschen schwankt.
Mal gehts gar nicht, so dass man denkt "ich kann jetzt einfach nicht mehr" oder "er schafft es nicht mehr, ich ruf jetzt beim Tierarzt an".
Dann wieder denkt man "hey, er hat ja heute doch wieder Freude und es scheint ihm besser zu gehen"

Ich kann mir vorstellen, dass Du selber evtl. heimliche Gedanken hast wie "das muss doch jetzt mal aufhören" und Dich gleich darauf dafür schämst, weil man sowas nicht denken darf.
Doch, man darf. Deswegen hast Du ihn ja nicht weniger lieb.

Du schreibst, Du hast Deine Freunde schon lange nicht gesehen.
Gibts da evtl. jemanden drunter, der/die Dir etwas mit dem Hund helfen kann?
Ich hab mal für eine Nachbarin ihren alten Yorkie, der kaum mehr laufen konnte, immer zweimal pro Tag in den Garten getragen, damit er etwas schnüffeln, in der Sonne liegen und sein Geschäft verrichten konnte, während sie in der Arbeit war und nicht frei bekam.
Da bildete sich dann durch "Unterhalten mit anderen nachbarn überm gartenzaun" noch zusätzliche Hilfe, denn plötzlich stand eine andere nachbarin vor der Tür und sagte: Du, ich hab Zeit, ich helf Dir!

Das fiel mir noch so ein. Manche solcher Leute können auch durch den örtlichen Tierschutzverein "vermittelt" werden.

Viele Grüße, Insa
brrr
Beiträge: 262
Registriert: 3. Mär 2010, 13:31

Re: lähmende entscheidung

Beitrag von brrr »

hi, ihr lieben,

danke für die neuerlichen rückmeldungen!!
zuerst mag ich mal erzählen, dass mir das teilen hier gut tut. gestern abend habe ich sogar angefangen abzuwaschen...... und war richtig stolz auf mich. ne, nicht stolz, ich war dankbar. war ein antrieb!!! und das war toll.

und sonst:

@pia, stimmt, ich habe tierheim und tierschutzverein gedankenlos in die gleiche schublade gepackt. habe schon mal nachgeguckt. bei uns gibt es sogar im nachbardorf ne tsv-kontaktstelle. und ich werde diesen tipp ganz bestimmt zukünftig im hinterkopf behalten. danke!

übrigens, ich habe dabei gemerkt, dass ich einfach riesengroße schwierigkeiten habe, jemanden um hilfe zu bitten. ich habe vermutlich auch nen schlechtes menschenbild, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand so hilft, wie du es tust.

@insa, ja, sein befinden schwankt stark. ich spreche deshalb auch nicht mehr von seiner tages- sondern von seiner stundenform. letzten sonntag waren wir bei einem osteopathen, der nach der behandlung meinte, dass er zuerst schlechter (wegen muskelkater) aber nach 3-5 tagen besser laufen würde. tatsache war: die ersten 2 tage lief er phantastisch, heute war es wieder ganz schlimm. die prognose stimmte also hinten und vorne nicht.

ja und ich habe heute tatsächlich bei der tä angerufen, ob sie (bei bedarf) auch in ihren nächsten 2 urlaubswochen kommen würde (sie will kommen)

ja und ich habe schon öfter gedacht <<<..."ich kann jetzt einfach nicht mehr".... "das muss doch jetzt mal aufhören">>> und dann geht’s halt doch weiter. ich möchte einfach, dass seine letzten tage schön sind. und komischerweise bin ich mir nicht so wichtig wie er mir ist.

über eines muß ich aber noch genau nachdenken, nämlich über das „sich-helfen-lassen“. doch nun „muß“ ich erst mal mir ihm spazieren fahren.

auf jeden fall ein dickes danke an alle eure rückmeldungen
brrr
brrr
Beiträge: 262
Registriert: 3. Mär 2010, 13:31

Re: lähmende entscheidung

Beitrag von brrr »

ich wollte nur mal berichten:
um 10.30 ist mein hund in meinem schoß eingeschlafen. morgen um 17.30 wird er begraben. jetzt liegt er friedlich und ruhig in einem korb bei mir im wohnzimmer.

ich dachte ja schon länger daran, ihn einschläfern zu lassen. die entscheidung war ja so schwer, weil er in der vorderen hälfte topfit ist und nur hinten, da hat er überhaupt keine kontrolle weder über die läufe noch über den after (gottseidank aber über das pieseln).

eigentlich wollte die tä erst am Nachmittag vorbei kommen, kam dann aber schon nach 10 uhr. ja und um 10.30 ist er dann eingeschlafen. die tä und ihre assistentin haben gleich mitgeheult.

sie wunderte sich, dass ich ihn erst morgen begraben lasse. aber das weiß ich noch von meinem vater. als der starb war ich mit ihm auch allein. die leiche konnte erst 24 stunden später abgeholt werden und ich war froh über diesen zufall. denn ich habe diese zeit mit meinem toten vater sehr genossen. ja und aus dem grund möchte ich den hund auch erst morgen beerdigen lassen.

ich glaube, dies ist eine richtige entscheidung, auch wenn aus den 24 stunden (toter hund im haus) nun über 30 werden. aber er liegt so friedlich als wenn er schläft. irgendwie ist er halt doch noch da. ich kann ihn ab + zu streicheln. rieche wie die gase entweichen und grinse mir eins, denn er hat früher auch oft nen pups gelassen. spüre wie er immer steifer wird. bilde mir ein, dass sich sein brustkorb manchmal hebt und senkt. und darf ihm jetzt endlich auch mal danken, dass er mir die schönste beziehung meines lebens geschenkt hat (bisher habe ich immer nur gehadert, dass er mir so früh genommen wird). und ich kann immer wieder auf ihn gucken, mit ihm reden und ihn anlächeln

in den ersten 2 stunden hatte ich ganz lautstarke heulanfälle. wenn ich im tv südländische trauerzüge gesehen habe, dann habe ich mich immer aufgeregt, wenn die leute soooo super lautstark weinten. ja und nun habe ich zum 1. mal selbst nicht geweint, sondern gebrüllt. und es tat gut. in der zwischenzeit bin ich ruhiger geworden. kann hier ja sogar schreiben.

ansonsten sieht es bei mir (ordnungsmäßig) aus wie bei hempels unterm sofa und (sauberkeitsmäßig) wie im schweinestall. ich habe ja sowieso einen schwachen antrieb und seit ich weiß, dass er sterben wird, da habe ich gar keinen mehr. bis morgen abend, also einschließlich, da lasse ich meiner trauer freien lauf. ab freitag werde ich versuchen, die kurve zu bekommen. vielleicht gelingt es mir.

ich danke euch fürs lesen. das schreiben tut mir gut. danke!

brrr
sb71
Beiträge: 154
Registriert: 1. Jan 2013, 22:45

Re: lähmende entscheidung

Beitrag von sb71 »

Lieb brrr,
es tut mir so leid für Dich! Ich weine gleich mal ne Runde mit,weil ich aus eigener Erfahrung weiß,wie schwer das für Dich sein muß! Aber Du hast es geschafft,es Euch so angenehm wie möglich zu machen und bist diesen Weg bis zum Ende mit ihm gegangen,und das ist gut! Ich finde auch nichts dabei,daß er noch bei Dir ist,so kannst Du Dich in aller Ruhe von ihm verabschieden.Ich habe das auch immer so gemacht und fand es sehr hilfreich!
So kannst Du wahrscheinlich bei der Beerdigng leichter loslassen und besser damit umgehen.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft!
Antworten