Ich bin neu im Forum

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insGelingenVerliebt
Beiträge: 10
Registriert: 18. Mär 2013, 13:47

Ich bin neu im Forum

Beitrag von insGelingenVerliebt »

Ihr Lieben,

ich bin in einer Zeit auf dieses Forum gestoßen, in der mein Leben auf dem Kopf steht. wobei mir nicht nach stehen zu Mute ist. eher nach sitzen. oder liegen.

in einem Monat werde ich 24 Jahre alt und leide akut seit drei Jahren an Depression. begonnen hat alles mit einer Panik-Angst-Störung, die nach Beendigung der Schule alles für mich verändert hat. dennoch habe ich es damals geschafft ein Studium zu beginnen und von zu Hause auszuziehen.

in dieser Zeit gab es Phasen, in der es mir gut ging und ich keine Einschränkungen im Alltag hatte. das änderte sich alles mit dem Wiederaufkommen sehr schlimmer Panikattacken. sie machten mir einen normalen Tagesablauf unmöglich und mein Zustand verschlechterte sich zunehmends. ich habe therapeutische Hilfe und als die Ärztin mir sagte dass ich Depression habe, wollte ich es nicht wahrhaben. es war für mich keine Krankheit die junge Frauen befällt die scheinbar gut im Leben stehen, schon gar nicht mich. ich wehrte mich gegen eine Medikation und wollte alles selbst mit Sport und guter Ernährung in den Griff bekommen.

der Weg zu erkennen dass das nichts hilft, dass Depression eine Krankheit ist gegen die man selbst nur bedingt ankommt und die einen genauso wie - z.B. ein gebrochenes Bein - im Alltag sehr einschränkt, fiel mir sehr schwer. darüber zu reden ist fast unmöglich. über Jahre hinweg dachte ich, dass es nur mir so geht, dass alle anderen Menschen glücklich, normal und zufrieden sind und niemand ähnliche Probleme hat.

mittlerweile musste ich meine eigene Wohnung aufgeben und wieder zu meiner Mutter zurück ziehen. auch dieser Prozess war sehr schmerzlich, weil ich mich unglaublich geschämt habe und das Gefühl des Scheiterns überwältigend war. zudem weiß mein Umfeld kaum Bescheid, lediglich meine Eltern wissen wie schlecht es mir geht. ich habe Angst vor Stigmatisierung und besonderer Behandlung.

momentan ist meine Mutter meine einzige Bezugsperson was die Krankheit angeht. natürlich weiß meine Therapeutin Bescheid, sie begleitet auch meine Medikation - die mir nur bedingt hilft. doch ich merke, dass meine Mutter an ihre Grenzen kommt da ich den Alltag kaum bewältigen kann.
ich kann nicht alleine sein, brauche ständig Begleitung und Gesellschaft - und das nur von ihr. habt ihr denn ähnliche Erfahrungen gemacht? dass ihr euch nur auf eine Person fixieren konntet?
sie ist berufstätig und jeder Tag ist ein einziges Stunden-Zählen für mich. teilweise musste ich mich in meinem Auto heimlich vor das Gebäude setzen in dem sie arbeitet, weil ich es zu Hause nicht mehr ausgehalten habe.

stundenlang habe ich schon in diesem Forum gelesen und eure Worte haben mir Mut und Kraft gegeben. und vor allem das Gefühl kein Freak zu sein. ich habe gesehen dass es möglich ist trotz Depression eine Familie zu haben und Arbeiten zu gehen. das hat mir ungemein geholfen.

ganz lieben Gruß, Edda
aikido_1987
Beiträge: 1133
Registriert: 24. Jul 2011, 20:43

Re: Ich bin neu im Forum

Beitrag von aikido_1987 »

Herzlich Willkommen im Forum Edda!

Schön das dir das Forum bereits Mut und Kraft gegeben hat.
Ich habe mich in den ersten Jahren auch nur sehr wenigen Leuten anvertraut. Dennoch hatte ich nicht das Gefühl auf eine Person besonders fixiert zu sein. Meine engen Bezugspersonen waren mein Partner und meine beste Freundinn. Mitlerweile bin ich so krank, dass ich mich auch allen anderen öffnen musste. (Arbeit, Familie, Freunde) Und jetzt fühl ich mich erleichtert.

Hast du niemanden außer deiner Mutter, dem du dich anvertrauen kannst? Eine beste Freundinn oder so?

Ich nehme mal an, du bist zurzeit krank geschrieben?

Liebe Grüße
aikido
insGelingenVerliebt
Beiträge: 10
Registriert: 18. Mär 2013, 13:47

Re: Ich bin neu im Forum

Beitrag von insGelingenVerliebt »

Hallo Aikido,

doch, ich habe das Glück eine beste Freundin zu haben mit der ich sehr ehrlich und vertrauensvoll reden kann. als ich immer weniger in die Uni gehen konnte und Freizeitaktivitäten wie z.B. abends weggehen, in der Stadt bummeln oder einfach nur zusammen Zeit verbringen nicht mehr möglich waren, habe ich ihr auch ein bisschen von meiner Lage erzählt.
dennoch habe ich große Hemmungen davor, ihr vom ganzen Ausmaß zu erzählen weil ich Angst davor habe dass sie sich zurück zieht, mir nichts mehr zumutet und mich immer weniger in ihr wichtige Dinge einbezieht.
hast du denn gute Erfahrungen gemacht als du ehrlich mit dir und deinem Umfeld umgegangen bist?

die Krux mit der Fixierung auf meine Mutter als Bezugsperson ist, dass ich mich nur ansatzweise entspannen kann wenn sie in der Nähe ist. auch dann fällt es mir schwer, doch wenn ich mit anderen Menschen zusammen bin, ist es gar nicht möglich. dann treten körperliche Symptome wie z.B. starker Schwindel auf.

ich bin phasenweise krank geschrieben, ja. momentan habe ich Semesterferien.

lieben Gruß, Edda
aikido_1987
Beiträge: 1133
Registriert: 24. Jul 2011, 20:43

Re: Ich bin neu im Forum

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo Edda,

ich finde es gut, dass du deiner Freundinn schonmal ein wenig erzählt hast, wie es dir geht. Wenn du möchtest, dass sie dich wirklich versteht, dann gib ihr eine Chance dazu und erzähle ihr, wie es momentan in dir aussieht. Gerade dafür sind Freunde auch da: Das man sich in schlechten Zeiten trägt! Natürlich gibt es keine Garantie dafür, wie sie das auffassen wird, was du ihr sagst und ob sie sich dann vielleicht zurück zieht, aber hellsehen tun wir depressiven gerne, können wir aber nicht. Du kannst nur wissen, wie sie reagiert, wenn du es ausprobierst!
Ich finde wenn sie dir nahe steht, dann sollte sie auch wissen, wie es dir geht. Versuch dich doch mal in ihre Situation reinzuversetzen, wie würdest du reagieren, wenn sie dir erzählt, dass sie Depressionen hat und das es ihr im Moment überhaupt nicht gut geht? Du wärst sicherlich auch für sie da.
Und wenn du Angst hast, dass sie dir weniger zumutet und dich nicht mehr in wichtige Dinge einbezieht, dann sprich genau das an. Sag ihr, dass du zwar krank bist, aber deine Grenzen kennst und weißt, wann etwas nicht mehr geht!

Von meiner Chefin war ich enttäuscht, als ich mich ihr geöffnet habe und gesagt habe, das ich Depressionen habe und ins Krankenhaus gehe, weil sie sich nicht an unsere Vereinbarung gehalten hat, dass das unter uns bleibt, sondern es sofort weiter erzählt hat. Sonst haben aber alle positiv reagiert. Viele waren besorgt, manche wussten gar nicht, wie sich mich unterstützen können, aber keiner hat es mir übel genommen, dass ich mich Monate bis teilweise hin zu über einem Jahr nicht mehr gemeldet habe. Sie hatten alle Verständnis. Das hat mich erleichtert, weil ich vorher ganz doll aufgepasst habe, dass ja keiner erfährt, dass ich krank bin. Im Grunde habe ich mir das Leben damit selber schwer gemacht.

Gut das du momentan Semesterferien hast und ein wenig durchatmen kannst!

Ich wünsch dir gute Besserung!
Liebe Grüße
aikido
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