Verdrängte, schmerzhafte Anteile integrieren - aber wie?

Zarra
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Re: Verdrängte, schmerzhafte Anteile integrieren - aber wie?

Beitrag von Zarra »

Liebe DarkRaven,

ob das Körperliche bei Dir hilft bzw. hilfreich ist und dann weiteres geschehen kann, weiß ich nicht.

Wie Nini geschrieben hat, ist "Erstarrung" jedoch sicher die "unangemessene Lösung" - vielleicht die, die Du von früher kennst, vielleicht die, die sich mit der Depression für Dich erfunden hat, - keine lebenswerte und erstrebenswerte für Dich allemal.

>Hinter der Wut steckt viel Schmerz, der sich entladen will, schätze ich mal. Das drückt aber alles mit solch einer Wucht nach oben, alles auf einmal... wie soll man das zulassen können, ohne verrückt zu werden?
Neben der passenden Beschreibung vermute ich da auch Angst. - Das läuft ja alles nicht bewußt ab, diese ganzen psychosomatischen Symptome und "Lösungsversuche". Könnte "DAHINTERSTEHEN": Ich hab' Angst vor der Heftigkeit dieser Emotion, wer weiß, was die alles Verrücktes mit mir macht, dann lieber ... Wohlgemerkt: nicht bewußt!


Von daher ganz anders gefragt: Wie sieht es denn bei Dir aus mit dem Umgang mit Ärger (so als harmloserem Abkömmling von Wut)? Kannst Du das - möglichst angemessen - formulieren, Dir - in angemessener Weise - "Luft verschaffen" und zumindest teilweise Deine Ziele erreichen? ... oder wäre das ein Therapieziel? - "Aggression" - in angemessenen Formen - gehört zum Leben dazu.

Daß Du den Brief mit den Wut-Emotionen hast, ist doch schon mal gut. (Das war einer der Gründe, weshalb ich früher teilweise Tagebuch geschrieben hatte. Weil ich wußte, daß ich das Gefühlsmäßige später nicht "reproduzieren" hätte können.) Und ausfallen lassen wirst Du die Stunde nicht, egal was passiert. Soll ich jetzt sagen: Ich appelliere an Deine längerfristige Selbstfürsorge?

Alles Liebe, Zarra

... falls einfach daneben, bitte ignorieren. Ich kenne Dich ja schließlich nicht.
Clown
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Re: Verdrängte, schmerzhafte Anteile integrieren - aber wie?

Beitrag von Clown »

Liebe DarkRaven,

ich habe die Vorstellung, dass deine Erstarrung eine Überlastungs-Schutzvorrichtung sein könnte. Also bevor die Drähte (die Wut) zu heiß werden und irgendetwas durchbrennt, schaltet die Sicherung ab und nimmt erst einmal den Druck wieder weg.

Wie fühlt sich dieser Gedanke an, könnte das stimmen? Dann ist es bestimmt etwas Sinnvolles und du könntest deinem Zustand vertrauen, meine ich.

Kannst du dich ein bisschen verwöhnen? Ein heißes Bad mit Lavendelzusatz z.B. oder ähnliches?

LG, Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
jonesy
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Re: Verdrängte, schmerzhafte Anteile integrieren - aber wie?

Beitrag von jonesy »

Ich denke mir mal, dass du jetzt einfach mal erschöpft bist und vielleicht erschrocken darüber, was so in dir steckt.
Dann schnell zurück in das Vertraute.
All das spielt sich auf einer Ebene ab, wo wir nicht zwangsläufig immer Zugriff zu haben.
Also einfach mal geschehen lassen.
Am Anfang der Therapie(1 Jahr) dachte ich immer, oh Mist, jetzt ist mein Fühlen wieder weg und kommt nicht wieder.
Doch , kam es.
Es pendelt sich ein, dosiert sich irgend wann von selbst.
Ich habe heute noch Tage, an denen ich erstarrt bin, weil irgend was in mir meint, dieser Schutzmechanismus ist jetzt richtig.
Aber es macht mir keine Angst mehr, weil ich weiß, ich tauche immer wieder daraus auf.
DR, ich kann immer nur von meinen ganz ureigenen Erfahrungen berichten. Aber das weißt du ja eigentlich auch und wenn du dir da was raus ziehen kannst, um so besser.
Nini,
ich habe den Boxsack bei e-bay Kleinanzeigen geschossen. Ganz günstig und die Frau hat ihn mir auch noch gebracht, weil ich kein Auto habe.
LG v. Pauline
DarkRaven
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Re: Verdrängte, schmerzhafte Anteile integrieren - aber wie?

Beitrag von DarkRaven »

Hey Ihrs,

Die Wahrheit ist - ich hätte heute beinah gekniffen, weil die Anspannung und Angst einfach zu groß war.

Die Woche war eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Von Wut, von der ich hier bereits berichtet habe, über Trauer, Verzweiflung bis hin zur Angstgefühlen und Nichts-fühlen.
Am Mittwoch war ich dermaßen neben der Spur und überfordert mit dem ganzen Gefühlskram, dass ich einfach nur aus der Sache mit der Therapie raus wollte. Nach Rücksprache mit der Thera habe ich den heutigen Termin dann doch wahrgenommen, auch wenn ich regelrecht Panik davor hatte. Die Nacht war der blanke Horror, weil ich einfach nicht schlafen konnte. Wenn´s hochkommt, hab ich vielleicht knapp eine Stunde geschlafen. (Hey, aber besser wie gar keine, oder )

Komischerweise wird die Stunde immer ganz gut, wenn sich alles in mir sperrt hinzugehen.
Jetzt bin ich erschöpft, von der Therapiestunde, vom wenigen Schlaf und trotzdem bin ich irgendwie froh, dass ich doch hingegangen bin.

Ich habe heute ein für mich sehr schwieriges Thema angesprochen: die therapeutische Beziehung und meine Probleme damit. Den ständigen Kampf zwischen Kopf und Gefühl. Mein Hin- und Hergerissensein etc… Irgendwie war ich froh, dass das Thema mal auf dem Tisch war und auf der anderen Seite, werde ich innerlich total unruhig, wenn ich auch nur wieder daran denken.

Ich werde jetzt ins Bett gehen und ganz bestimmt, aufgrund des gestrigen Schlafmangels, schlafen wie ein Stein.

Eigentlich wollte ich euch auch nur wissen lassen, das es sich manchmal lohnt, trotz Angst vor der Therapiestunde, trotzdem hinzugehen und vielleicht auch mit meinem “Bericht” etwas Mut machen, auch schwierige Themen in der Therapie anzusprechen. Also immer dahingehen, wo die Angst ist (hat mal jemand kluges aus dem Forum gesagt)

Lg, DarkRaven
Clown
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Re: Verdrängte, schmerzhafte Anteile integrieren - aber wie?

Beitrag von Clown »

Hallo DR, ich freue mich über dich und danke für deinen Bericht!



Clown
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Eckhart Tolle
tomroerich
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Re: Verdrängte, schmerzhafte Anteile integrieren - aber wie?

Beitrag von tomroerich »

Warum ist ein Anteil schmerzhaft?
Nicht, weil er tatsächlich Schmerz bedeutet, sondern weil ich mich dagegen wehre.
Nichts kann schmerzen, gegen das ich mich nicht wehre.
Integration bedeutet, Gegenwehr aufzugeben.
Aber nicht Gegenwehr gegen das Äußere aufzugeben, sondern gegen das Innere.
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
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