Licht und Dunkelheit Teil II

anna54
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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr lieben Sonnenanbeter

jetzt ist sie da,
die Sonnen schafft heute mehr als 8Stunden.
Gleich heute morgen schaute mich meine Küche aus einem anderen Licht an.

Wie sagt man:
Die Sonne bringt es an den Tag,
den Staub des Winters,der trüben Tage,jetzt sieht es nach Frühjahrsputz aus.

Ich lasse mir Zeit,eins nach dem anderen,erst mal wieder das Rad rausholen.
Die Wege mit dem Rad sind ein Gewinn,der Hund wird bewegt und ich spare Benzin.

Mein Auto wird die zweite Wahl,Fahrrad ist Freiheit,Radfahren ist Wind um die Nase.

Wenn ich bei meinen Besuchen alte Leute frage: was sie am meisten vermissen,ist das das Radfahren.

Gestern war ich im Altenheim,das war schwer,die Stimmung war schwierig,wenig Personal,schimpfende alte Menschen,Resignation lag in der Luft.
Bloß nicht anstecken lassen,meinen Besuch machen,dann aber auch gehen können.

Es ist ein Liebesdienst an meiner sehr alten Tante,die uns als Familie immer unterstützt hat. Ich mache es gern,aber ihre eigen Familiensituation ist schlimm.

Einen Moment zusammen erinnern,lachen,auch weinen,einfach da sein.
Heute fahre ich wieder meine Mutter,komme mir vor wie in einem Seniorendienst.

Aber das kann ich halt gut,freiwillig und selbstbestimmt,muss es halt sein.
Wenn ich komme,hab ich das gehen fest im Auge.
Meine Zeit für mich muss stimmen,sonst komme ich sofort in eine Defizit.

Guthaben sammeln,wie Sonnenstrahlen,wie liebe Erinnerungen,alles was der Seele gut tut will gelebt werden.
Immer noch bleibt ein Gefühl,bin ich mir das auch wert?
Sich selbst eine gute Mutter sein---
hab ich gestern gelesen.
Eine starke Frau beschrieb ihr Leben,wie sie alles schafft,was ihr Kraft gibt.

Ich gewinne Lebensfreude,wenn ich sie teile,am besten mit Menschen,denen das auch wichtig ist.
Heute wird gelobt,die Sonne,der März,der Frühling,jedes Grün,jede Blüte---alles Sinne offen---
Danke,liebe Sonne
anna54
krimi56
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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von krimi56 »

Liebe anna,

ich habe etwas Zeit und schreibe ein wenig.
Anna, nein, ich bin nicht in einer Klinik. Ich war bis Freitag zur Hochdosis-Radiojod-Therapie. An diesem Freitagvormittag habe ich auf die Schnelle eine Anschlussheilbehandlung beantragt, bewilligt und auch gleich einen Platz in einer onkologischen Klinik erhalten. Donnerstag fahre ich da hin und warte jetzt darauf, dass mein Koffer abgeholt wird. Die Fahrkarten sind heute mit der Post gekommen, sowie der Zugfahrplan.

Heute Morgen habe ich schon eine Runde durch den Frühling gedreht. Und geschaut, ob an einigen Sträuchern sich vielleicht schon Knospen bilden, an den Weiden z.B.
Die Sonne tut so gut. Und ich freue mich auf eine Insel fahren zu dürfen.
Dort werde ich außer Fitness auch Angebote zur Psychotherapie oder psychologische Beratung annehmen.

Du sagst es anna, die Sonne bringt es an den Tag. Wenn ich es schaffe, werde ich die Fenster noch vom Winter reinigen.
Auch so kommt mir noch so viel Arbeit in den Sinn. Will ich die noch alle erledigen? Ich glaube nicht.

Nachfolgend, als gesonderten Beitrag schreibe ich noch meine Gedanken, die mir im Krankenhaus gekommen sind. Wundert euch nicht über die Schreibform. Der Beitrag ist schon länger fertig.

Genießt den Frühling! Er ist das Beste was uns passieren kann.

krimi
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
krimi56
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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von krimi56 »

Freitag schrieb ich jemanden, die ich sehr schätze folgende Gedanken:

Für den jetzigen Krankenhausaufenthalt hatte ich mir einen Film, nur Aufgrund eines kurzen Trailers den ich im Internet gesehen habe, gekauft und diesen Film habe ich mir gestern Abend angesehen. In aller Ruhe in meinem Zimmer, auf meinem Laptop. Niemand störte zwischendurch, kein Telefon, keine anderen störenden Geräusche.

In einer Filmszene, die ich wiederholte, wurde folgender Satz gesagt: „Manchen Menschen geht man aus dem Weg und für andere nimmt man jeden Umweg in Kauf, um ihnen zufällig zu begegnen“. Über diesen Satz muss ich immer wieder nachdenken.

Was macht besondere Menschen aus? Bin ich solchen Menschen über den Weg gelaufen?
Nach entdecken des Hirntumors habe ich solch besondere Menschen kennengelernt und viel von ihnen gelernt.

Seit Beginn meiner Tumorkarriere 2004, haben sich leider auch Menschen die für mich, die Jahrzehnte lange Freundschaft zu ihnen etwas Besonderes war, zurückgezogen, verabschiedet.
Es gibt manchmal Menschen die mit ihrem Erscheinen Raum füllend sind. Nur sind es meist Personen denen man nicht nachtrauert, wenn sie den Raum wieder verlassen.
Heute bin ich wohl sehr sentimental.

Daraufhin erhielt ich folgende Antwort von ihr:

Du magst gerade sensibel gewesen sein, aber Gedanken über das Leben an sich und das Leben mit Anderen macht sich jeder mal, insbesondere in Zeiten der Veränderung oder anstehender Veränderungen, oder weil man Zeit in außergewöhnlichen Situationen hat. Ist auch gut so.


Das mit dem besonderen Menschen, für den man sogar Umwege macht, um ihm zufällig zu begegnen, beschreibt eigentlich - so sehe ich es - eine heimliche Liebe, eine Hingezogenheit zu einem Menschen, der einem gut tut, der einem etwas geben kann und der einem das Gefühl vermittelt, dass man ihm etwas geben kann und dass man geachtet wird, als ganzer Mensch.


Sicher gibt es viele Freunde, die einem gut tun, ich habe auch viele Menschen, die ich gern sehe, mit ihnen gern rede, mich bei ihnen und mit ihnen wohlfühle. Aber Umwege machen, um ihnen zufällig zu begegnen, das tue ich nicht. Ihnen begegne ich einfach oder gehe gezielt, mitunter angekündigt, zu ihnen oder lade sie ein.


Insofern glaube ich, dass es nur sehr wenige Menschen im Leben gibt, zu denen man sich so hingezogen fühlt und die gleichzeitig so unerreichbar sind, dass man die Umwege für die zufällige Begegnung gern auf sich nimmt.


Ich glaube, dass es solche Menschen zeitweise in bestimmten Lebensphasen geben kann, die irgendwann in ihrer Bedeutung für einen nachlassen, aber als dauerhafte sehr schöne Erinnerung bleiben.


Es sind nicht die Verwandten und auch nicht die Freunde.


Es sind Menschen, die einem durch ihr Dasein bereits etwas geben. Man stellt sich ihre Gedanken vor, wenn einen selbst Probleme plagen. Fallen einem Scherze ein, spürt man nach, wie sie darauf reagieren. Ihre Worte prägen sich mehr ein als die Anderer und können Teile des Lebensweges mit bestimmen.


Ich glaube, diese Menschen, denen man zufällig begegnen möchte, wissen in der Regel nichts davon, in welchem Maße sie auf einen wirken. Würden sie es erfahren - vielleicht verflöge diese Besonderheit.



Ich danke Dir sehr für diese zitierten Worte, sie haben mir Erkenntnisse gebracht, die ich gern mit Dir teile.

Bei dieser Antwort, diesen Worten fühlte ich mich sonderbar. Fühle ich mich verstanden mit dem was ich sagen wollte? oder Fühle ich mich so, als ob etwas hineingelesen wird, was ich gar nicht sagen wollte? Oder finden sie in dem was ich schrieb, Gedanken, Gefühle von denen ich selbst nichts weiß? Nein, da ist nichts.

Diese Worte, diese Erklärung zu meinen Gedanken würden meine Psychotherapeutin erfreuen.

Meine eigenen Gedanken machen mir Angst. Angst davor mich zu viel zu öffnen, so leicht anderen gegenüber zu öffnen, interpretiert zu werden, um dann irgendwann enttäuscht zu werden.


Jetzt werde ich eine Nacht darüber schlafen, ob ich das ganze poste oder für mich behalte. Wenn ich es poste, in welchem Thread?

Ich denke in „Licht und Schatten“ fügt es sich gut ein. Ist nicht mein Thread, aber ich fühle mich gerade so.

Anna, erlaubst du es? Ich nehme es auch sonst wieder heraus.

Und ich überlege, ob ich meine Antwort, die ich schon aufgeschrieben habe wirklich zurück schreibe.
Ich habe sie zurück geschrieben.

krimi
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anna54
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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von anna54 »

Liebe krimi
danke für deinen Beitrag,ich habe ihn mit Begeisterung gelesen.
Meine Gedanken und Gefühle haben sich nicht geirrt,plötzlich wusste ich wieder,dass du mit einer schweren Krankheit kämpfst.

Ist es nicht unser aller Wunsch,Menschen zu begegnen,für die wir jeden Umweg,jedes Hindernis, in Kauf nehmen würden.
Es gibt Menschen,die haben eine Botschaft,und die tragen sie mit sich,ohne es zu wissen,mache nennen es Berufung.

Ich habe dazu eine kleine wahre Geschichte.
Meine alte Mutter verliert ihr Augenlicht,so fahre ich sie seit Monaten zu einer Behandlung,dort arbeitet eine wunderbare Mitarbeiterin,die mit ihrer Herzlichkeit und Fürsorge meiner Mutter viel Kraft gibt.

Aus Dankbarkeit hatte ich vor einer Woche ein Geschenk mitgebracht,eine Frühlingsblume,ein altes Bild und ein passender Engel.
Da niemand in der Anmeldung war,hab ich das Geschenk einfach da gelassen.

Heute kommen wir wieder,und noch immer großes Raten,woher kommt der Engel.
Der Doktor sagt: uns ist ein Engel zugeflogen.

Alle lachen,spekulieren,ich lache mit.
Diese Mitarbeiterin ist eine Frau mit schwerer eigener Geschichte,sie hat die Fähigkeit Zuversicht und Hoffnung auszustrahlen,das ist einmalig.
Ich lege unsere Termine so,dass wir sie treffen,für meine Mutter ist sie ein Engel.

Fügung,sagen die gläubigen Menschen auch.
Ich glaube an Fügungen,an Menschen,denen ich begegne,wenn ich sie brauche.

Dafür bin ich sehr dankbar,manchmal erkenne ich diese Menschen,manchmal entdecke ich:ich bin gerade eine Fügung.
Da wo wir uns in Liebe begegnen,da gedeihen Fügungen.

Heute ein Sonnentag,wie er lange erwartet wurde.
Mein Vater (fast 90) sitzt im Garten in der Sonne,zwischendurch gräbt er die Beete um,immer eine Reihe,dann macht er wieder Pause.
Welch ein Geschenk,unser Garten,sein Garten.

Wer wissen will,was ein Garten wert ist,der frage alte Menschen,die jeden Sonnenstrahl erwarten,um wieder anzufangen,mit dem Kreislauf der Natur.
Die tiefste Zufriedenheit vieler Menschen sind die Früchte ihrer Hände Arbeit.

Nichts ist nur schön,auch dieser Tag nicht,ich komme Heim und Alarm im Stall,eine Stute muss sofort in die Klinik,meine Tochter fährt,ich soll Kerzen anzünden.

Jetzt warten wir auf den Rückruf,wenn Maja die Nacht schafft,haben wir Glück,sonst müssen wir sie einschläfern lassen.
Keine Bauernhofromantik,was so leicht scheint:bittere Stunden,bittere Nächte,Sorgen.

und genau da,da sind dann Begegnungen,die man sich nicht erklären kann.
Wenn ich jetzt durch den Stall gehe,kein Tier schläft,alle wachen,alle spüren die Spannung,eine ungeheure Energie.
Morgen wissen wir mehr
anna54
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
wir haben erst mal gute Nachrichten aus der Klinik,aber die Kerze brennt noch.

Heute bin ich platt,habe auch meinen Termin verschoben,viel zu wenig geschlafen.

Heute rettet mich wieder die Sonne,ein Buch abholen,Blumen suchen,eine Zeitung.

Das Aufwachen in diesem Gefühl von Angst und Sorge,das war schlimm,nicht auf die Beine kommen,was kann ich,was muss ich.
Die Anfänge der Depression waren so,schlaflos,am Morgen gefesselt,körperlich wie psychisch--- und keine Gnade mit mir.

Jetzt bin ich gnädig mit mir,erst wenn die Füße tragen,steh ich auf.
Wie hab ich nur früher den Weg zur Arbeit geschafft,wie hab ich das ausgehalten?!!!

Gestern Abend war ich so fertig,hätte ich nachts in die Tierklinik fahren müssen,kein Gedanke.
Das ist die andere Seite des Bauernhofes,knallharte Realitäten,keine Gnadenfrist,Leben oder Sterben.
So eine Pferdeoperation kostet mal schnell einen Kleinwagen,ohne Garantie.

Hoffen dürfen,die Kraft der guten Gedanken,alle zittern mit,Stallgemeinschaft.

Ich bin dann erschlagen,wenn mir die Sorgen zu viel werden,meine Grenzen schwimmen mir fort.Notprogramm,keine weiteren Lasten,abladen---aber wo?
Immer wieder aushalten,diese schwere Zeiten,sie gehören zu jedem Leben,ist meine Freundin schon Oma?
Heute eine gute Nachricht suchen,ja suchen und hoffen.
anna54
krimi56
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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von krimi56 »

Hallo anna,

die guten Nachrichten aus der Tierklinik, sind erst einmal Nachrichten die motivieren. Ja, sie lassen den sonnigen Tag noch heller erscheinen. Aber wenn man wie du, in der Nacht kaum geschlafen hat, ist für den Start in den Tag trotzdem zu wenig Schwung da.

Heute habe ich mir meinen Wecker mehrmals zum Aufstehen gestellt. Ich darf da auch noch nicht an den Rehaaufenthalt denken, wo alles seinen festgelegten Termin, eine festgelegte Uhrzeit hat.

Mittlerweile macht sich bei mir Unbehagen breit. War es richtig eine Klinik zu wählen, die einen weiten Anfahrtsweg hat? Schon so kurz nach der Therapie die AHB zu beginnen? Mir schmerzt noch alles und ich habe Angst davor, unterwegs einen epilept. Anfall zu bekommen. Nehme ich mein Notfallmedikament prophylaktisch schon vorher ein?

Ich war vorhin einkaufen und bin jetzt so müde. Dabei habe ich doch noch so viel zu tun und zu bedenken. Mein Gehirn ist lahm. Selbst das muntere Zwitschern der Vögel draußen steckt mich nicht an, auch munter zu werden.

Ich wünsche dir einen schönen Frühlingsnachmittag.

krimi
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anna54
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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe krimi
die Kraft wird kommen,die Zuversicht auch.
Aushalten ist schwer,aushalten was ist,warten auf Besserung.
Ich kann deine Sorgen gut verstehen,immer hinterfragen wir auch gute Entscheidungen.
Kannst du dich absichern,oder hast du Begleitung für die Fahrt?
Sind die epileptischen Anfälle Folge der Operation?

Uns allen schicke ich noch Sonnenbilder:
Fenster offen,Türen auch,Leben hören,Kraniche ziehen ihre Kreise,immer wieder.
Das Fahrrad wartet schon,der Hund auch,los geht es mit Schwung,wacker um die Ecken,an jeder zweiten Ecke muss ich halten---Schnüffelpause.

Der Weg am Mühlenbach bis in die Stadt,Kinder,Mütter,Sonnenanbeter,nur ein Penner,die Bierflaschen stehen in der Sonne.

Alle grüßen freundlich,mein Buch,die Zeitung,ein Brot und wieder zurück.

Ganz im letzten Moment entdecke ich Schachbrettblumen,weiße mit großen Glocken,das wird ein Fest,gleich wird gepflanzt.
Den besten Sonnenplatz kriegen sie,Türen und Fenster offen,der Hund ist selig.
anna54
krimi56
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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von krimi56 »

Hallo ihr Lieben,
hi anna,

nachdem ich gestern Mittag geschrieben hatte und so müde war, habe ich mir eine Liege in die Sonne gestellt, eine Decke darauf, habe mir meine Jacke angezogen und mich dann zu einem Schläfchen hingelegt.

Das hat so gut getan!

Das Schlafen auch. Aber eher das Gefühl – wieder draußen zu liegen, die Wärme spüren, das Zwitschern der Vögel hören.
Ich fühlte mich – geborgen.

Das schöne Gefühl, dass sich die Dunkelheit des Winters nun verzieht. Die Terrassentür wieder für längere Zeit offenstehen kann.

Es tanzten ganze Wolken von Eintagsfliegen in der Sonne. Wo die auf einmal herkamen?

Dieses Gefühl war so unbeschreiblich schön!

Danach konnte ich auch wieder gut einiges tun. Ich habe Blumen aus dem Winterquartier nach draußen gestellt. Im Keller nisteten sich schon Schädlinge ein. Also gehen sie draußen evtl. durch einen nochmaligen Kälteeinbruch ein oder im Keller später durch die Schädlinge. Welche Entscheidung ist die Richtige? Vielleicht überleben sie auch.

Spätestens nach der Reha werde ich sehen, was überlebt hat.

Die Fahrt zur Reha – ich habe mich durch einen SOS-Anstecker und eine sichtbare SOS-Kapsel abgesichert. Darin steht was ich habe und was im Notfall gemacht werden soll.
Nach Absprache mit meinem Neurologen, darf ich auch als Prophylaxe mein Notfallmedikament vor Fahrtantritt nehmen.

Die Epilepsie ist eine Folge meines Gehirntumors. Der Tumor hatte ein bestimmtes Areal im Gehirn gereizt und Anfälle entstanden. Jetzt ist der Tumor weg, die Anfälle sind geblieben.

Anna, du scheinst sehr schön zu wohnen. Dorfcharakter?
Einerseits ist es sehr schön, andererseits ist man bekannt. Und Veränderungen machen auch schnell die Runde.

Ich wohne in einem kleinen Ortsteil unserer Stadt. Dieser Ortsteil hat Dorfcharakter, jeder kennt jeden. Es hat auch seinen Vorteil. Im Lebensmittelgeschäft, im Zeitschriftenladen, in der Apotheke, im Teegeschäft, eben in allen Geschäften die ich bevorzugt aufsuche – meine gesundheitlichen Probleme sind bekannt und ich fühle mich sicher.

Das sind für mich die Seiten des Lichts im Schatten der Krankheit.

Aber wie das im wirklichen Leben so ist – meine Depression ist für mich kein Thema für die Öffentlichkeit.

Ich wünsche dir und allen anderen heute einen weiteren sonnigen Tag.

krimi
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anna54
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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe krimi
der Schreck sitzt mir noch in den Knochen,ich bin lahm,langsam und erschöpft.
Längere Nachlaufzeit irgendwie---

Mit jedem Erfolg,der mir gut tut,wie das Ehrenamt,kommen aber auch wieder Grenzen.
Alles zerrt an der letzten Kraft,jetzt hab ich mich verweigert,nein diese Woche nicht,überhaupt nicht.

Da tu ich mich so schwer,die Absagen kommen mir wie "Rückfälle" vor,aber das ist nur das alte Erleben,alte Scham,alte Muster.

Stimmig muss es sein,danke Carla,wenn ich gebe,dann muss ich auch haben,nicht aus dem Defizit leben.
In der Depression bin ich im Land des Nichts,kein Guthaben,nirgendwo.
Jetzt sammle ich Schätze,die geben mir Kraft und Zuversicht,aber ich muss sie noch hüten,noch verbrauchen sie sich schnell.

Morgen hab ich den Kaffeeklatsch meiner Mutter übernommen,sie kann durch die Sehbehinderung es nicht mehr allein,so sehe ich alte Nachbarn wieder,habe meine Zeit begrenzt,Kuchen backe ich mit links.

Aus dem Gefühl des Versagens mache ich eine Verwandlung,ich gebe weniger,an anderer Stelle,da ,wo es jetzt passt.
Das Korsett des strengen Arbeitgebers erdrückt mich immer noch,Versagensängste beherschen meine Träume,auch jetzt noch.

In dem Maß wie ich meine Position stärke,mich "unantastbar" mache,wird es leichter.
Ich will keine "Ausreden" mehr,ich will mein Nein selbstbewußt sagen,keine falschen Zwischentöne,ich will mich nicht rechtfertigen müssen,da verstricke ich mich nur.

Es ist und bleibt ein schwieriges Lernfeld,da wo ich früher wegen der absoluten Verlässlichkeit und "Opferbereitschaft" gelobt wurde (ich wurde nie gelobt,es wurde einfach genommen),da bin ich heute ein anderer Mensch,das muss ich mir nur noch mehr verinnerlichen,damit das schale Gefühl des "Nichtkönnens" verschwindet.

Geholfen hat auch eine andere Körpersprache, ich habe einiges verändert,meine Hände sind nicht immer offen,meine Füße stehen anders,ich kann mein Lächeln auch zurücknehmen,kein angepasstes Frauchen,strenger Blick,wenn es notwendig ist.

Untertäniges Lächeln,den Kopf ein wenig seitlich, läd ein.
All das kann ich wegwerfen,wenn ich mit Menschen zusammen bin,wo ich nur Wohlfühlen spüre,das sind Kraftmomente.

Eben ruft die Tierklinik an,wir haben Glück gehabt,die Stute hat es geschafft.
Sonne überall
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
guten Morgen liebe krimi

gestern hatte ich Glück,zuerst bin ich mit dem Rad gefahren,und ich hab meine "Schutzengel" gefunden.
In der Sonne,auf einem Winteracker standen 9 Rehe,nahe am Bach,wo unser Hof liegt.

Kein Autofahrer sieht sie,die Straße ist eine Grenze,aber in unserem letzten Naturparadies sind sie geblieben.

Jedes Jahr bange ich,das Industriegebiet und der Autoverkehr wachsen bedrohlich nah.
Unser Glück ist der Bach,wir können bleiben,die anderen Höfe wurden umgesiedelt.

So suche ich bei Sonnenschein meine Rehe,ich kenne ihre Plätze,bleibe auf Abstand,den Hund angeleint. Sie geben ein Bild von Unverletzlichkeit,sie überleben,ziehen sich zurück,an einen Platz,der bleibt.

In den letzten Sonnenstrahlen bin ich zum Bach gegangen,dort hab ich an der letzten Eiche eine Bank,direkt am Wasser,wo der kleine Bach in den großen mündet.

Der Platz ist wunderbar,ich sehe zwar den Hochsitz des Jägers,soll der wagen mir ein Reh zu schießen,dann mache ich eine Sitzblockade.
Irgendwie sind es alles Männer,die dieses letzte Stück Natur gefährden,mit dem Auto bis zum Hochsitz,ungeheuer.

Meine Tochter wird nach dem Studium den Hof weiterführen,da sind andere Töne angesagt,auch dafür schätze ich ihr Studium.

Als Baby hab ich sie auf dem Arm getragen,vorher gestillt,mitten im Ratssaal.
Es ging wieder um ein Industriegebiet,ich habe das Wort ergriffen,gegen alle Männer geredet,gemahnt und hinterfragt.

Sie hat es schon mit der Muttermilch gelernt,wir wollen nicht noch größer,noch höher,wir haben nur noch einen Rest,von Natur,Wildschweine gehen auch in die Stadt,Rehe nicht,sie werden eher überfahren auf den Schnellstraßen,rund um den Hof.

Jetzt jeden Tag das Fahrrad raus,ich puste den Wetterbericht zur Seite (erneuter Wintereinbruch),Schlagzeilenanbeter.

Wieder sehen können,wieder hören können,meine Pferde begrüssen,den Weg langsam angehen,der Fischreiher erhebt sich,ich gehe auf leisen Sohlen,nehme euch alle mit.
anna54
krimi56
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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von krimi56 »

Liebe anna,
hallo ihr Lieben,

ich wohne zwar in einem Reihenhaus, aber auch ländlich. Nicht ganz 50 Meter von uns beginnt ein kleines Wäldchen mit einem kleinen Fluss. Und an diesem Fluss entlang führt meine Walking-Strecke.

Und ist der Waldweg zu nass und ich nehme die asphaltierten schmalen Straßen, früher landwirtschaftliche Wege, begegnen mir auch Rehe. Ich hatte noch vor einigen Wochen, noch vor meinem Fahrverbot, dass mir spät abends ein Reh vor mir über die Straße lief.

Und wenn ich bei meiner Bekannten bin, können wir von ihrer Küche aus bei einem Tee oder Kaffee Rehe beobachten. Es sind so schöne, zurückhaltende Tiere.

Als unsere Kinder klein waren, fuhren wir mit ihnen mit dem Fahrrad zu den für die Rehe bei uns beliebtesten Plätzen. Den Kindern diese schönen Tiere in freier Natur zu zeigen und ihnen beizubringen, wie man sich ihnen gegenüber respektvoll verhält.

Meinen Tag vor der Abreise habe ich noch etwas genossen, indem ich am Mittwoche wieder ein Mittagsschläfchen im Garten gehalten habe. Das war für mich das Highlight des Tages. Wärmende Sonnenstrahlen, frech piepsende Spatzen in der Hecke und sonst kein Lärm. Das tat sooo guuut!

Gestern Abend habe ich in der ARD den Film „Schenk mir dein Herz“ gesehen. Schnulze mag vielleicht jemand denken. Nicht so ganz. Ein Schlagerstar hat durch einen Herzinfarkt vieles der letzten 10 Jahre vergessen. Er muss in eine Rehaklinik und sagt beim Ankommen, als er all die Leute sieht: „Hier trete ich nicht auf“. Ein alter Mann, gespielt von Paul Kuhn nimmt sich seiner an und sie machen gemeinsam Musik. Eine ungewöhnliche Freundschaft und Band entsteht daraus. Hat der besagte Schlagerstar Schnulzen gesungen die gewöhnlich im Hausfrauensender gespielt werden, offenbart sich jetzt seine Neigung zu Jazz.

Das hat mich sehr berührt. Vor allem, weil ich nach meiner HT-OP feststellen musste, dass bei mir vieles aus meinem Gedächtnis gestrichen war. Und auch heute noch leide ich darunter.

Ich konnte mich so gut in die Lage dieses Mannes versetzen. Eben noch Gehörtes oder Gewusstes, im nächsten Moment ist es weg. Ein Leben mit Block und Bleistift beginnt.

Das war für mich so grausam. Auch teilweise heute noch.

Nun habe ich heute in einer Rehaklinik eingecheckt. Der Anfahrtsweg war sehr lang und ich habe ihn gemeistert, indem ich mein Notfallmedi „Tavor“ genommen habe. Ich war von heute Morgen, Abfahrt 10.38 Uhr endlich um ca. 18.30 Uhr in der Klinik.

Jetzt bin ich so müde und sage gute Nacht. Ab morgen lasse ich mich nach den ärztlichen Untersuchen überraschen, was es so für mich an Therapien gibt. Aber auch was es hier für mich alles zu entdecken gibt. Auf der Fahrt mit dem Bus zur Klinik, habe ich schon eine kleine Galerie gesehen. Mal sehen, ob ich diese wiederfinde.

Schlaft alle gut.

krimi
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anna54
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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe krimi

wie gut,du bist angekommen,ein Riesenschritt geschafft.Ich habe den Film leider nicht gesehen,aber gelesen,wie gut er war.

Die Zeit,die man Leben nennt--- war ein Film den ich sehr gemocht habe.
Menschen,die aus dem Leben gerissen werden,dann mit dem Rest klar kommen müssen.

Meine Tante im Altenheim sagte: dann macht das Leben einen Strich darunter,und dann mußt du das annehmen.

Wo sich eine Tür schließt,öffnet sich ein Fenster.

Ich habe gestern viel Zeit mit meinen Eltern verbracht,alle Nachbarn waren eingeladen,Kaffee und Kuchen,Schnittchen und viel erzählen.
Das hat aufgewühlt,alte Geschichten,alte Gefühle.

Heute Nacht wache ich wieder auf,aus diesem ewigen Traum,der mich kämpfen lässt um meinen Lebensarbeitsplatz.
Intrigen und Mobbing,ich hab es nicht wahrhaben wollen,wir waren mehr als Freunde.

Jetzt habe ich eine Stunde gebraucht,um das schlimme Gefühl los zu werden: Untergang.

Wo stehe ich jetzt,liebe krimi,wir sind auf dem Weg,auch mit Stift und Zettel.
Deine Geschichte berührt mich sehr,vor allem ist eine Epilepsie gemein,sie kann einen Menschen überfallen.
Allein,den Führerschein verlieren ist unendlich schwer.Ich fühle mit dir!

Ich wohne ländlich,Bauernschaft,aber umzingelt von Industrie,LKW-Verkehr und schnelle Straßen.
Inseln finden ist wichtig,unser Hof ist so eine Insel.Der Bach liegt ganz tief,obwohl ich die Autos hören kann,ich sehe sie nicht,dann kommt der Wald,der schluckt die Geräusche.

Ganz oben sind die Wiesen,rund umher noch Wallhecken,das ist Schutz,gerade auch für die Rehe.
Sie gehen,wenn der Mensch ihnen zu nahe kommt,den Abstand nicht einhält.
Achtung vor der Natur:
jeder Reiter will bei uns nebenbei seine Hunde laufen lassen,immer gibt das Ärger,weil sie meine Worte übergehen,schier aus "Zeitmangel" werden sie sich selbst überlassen.

Heute keine Sonne,Regen,grau und kalt.
Die andere Seite des Frühlings,noch nichts ist beständig,alles nur kleine Anzeichen.

Aber Frühling bedeutet Aufbruch,aus dem kalten Tod der Natur,immer---immer.

Mein Vater hat seinen Garten umgegraben,trotz allen körperlichen Widrigkeiten. Jetzt wird geplant,wann Erbsen,Zwiebeln,Möhren,Porree und wann welche Pflanzen gesetzt werden.

Alle Gespräche gestern drehten sich um den Anfang im Garten,keine Beschwerden über das Alter (alle sind sehr alt),nein der Garten ruft-anfangen, immer wieder.
Ich habe Respekt gelernt vor dem Leben,den Leben ist ein Geschenk,jeder Tag ist ein Geschenk.

Die Depression ist grausam,sie nimmt jeden Glauben,jede Hoffnung,dreht alle Gefühle gegen das Leben.

Alle Gefühle müssen wieder genährt werden,jeder macht das auf seine Art.
Was erreicht mein Herz,welche Blume duftet,welche Farbe ist meine,wie klein müssen meine Schritte sein.

Und immer wieder dieses Gelumpe im Kopf,Träume,alte Verletzungen,Wunden bluten,Narben reißen auf,der Blick verhangen.

Jede Depression vergeht,wie auch jeder Winter vergeht.
Menschen,die die Hoffnung in sich tragen sind ganz besonders,es gibt das schöne Wort:
Hoffnungsträger.
Ich schicke euch allen Hoffnungsträger,jedem den,der seine Last der Bürde erträgt.

anna54
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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe krimi
der Winter will siegen,scheinbar,es kommt wieder Frost und Schnee.
Das erinnert mich an Einbrüche,die ich auch habe,ich bin nicht mehr depressiv,dennoch kann mich plötzlich ein Einbruch lahmlegen.

Die Gewissheit,es dauert nur kurz,rettet mich.
Es ist März,wir stehen nicht vor dem langen Winter,nein ein paar kalte Tage,Sonne jederzeit möglich.

Das Wochenende hat begonnen,viele Aktivitäten möglich,da kann ich nicht mitmachen,Menschenmassen erschlagen mich. So hab ich mir eine Nische gesucht,kleine Veranstaltungen,frühzeitig in der Zeitung gesucht.
Ich kann mitmachen,aber zu meinen Bedingungen,es muss mein Ding sein.
Flohmärkte sind eine Fundgrube,auch was Gespräche und nette Menschen angeht.

Die lauten Geschäfte umgehe ich,die Stadt ist mir zu voll,mal schauen ist gut,aber das ist nicht meine Heimat.

Sich zu Hause wohl fühlen,das hab ich wieder gelernt,Außenaktivitäten geben Abwechselung um wieder heim zu kommen.
Die Psychiatrie hat mir "eingeredet" ich hätte kein Heim mehr.
Irgendwann war ich heimatlos,viel zu lange in der Klinik,alles zu Hause sein-war fremd.

Eine Hand hätte ich gebraucht in dieser Zeit,die mir Mut gibt,die an mich glaubt.
Meine Familie war viel zu verunsichert,das konnte nicht gut gehen.
Gerade viele Frauen scheitern bei den "Probewochenenden",weil sie sich messen,an dem,was sie wieder für die Familie tun können.
Männer werden umsorgt,Frauen sorgen.

Den Übergang von der Klinik,da gehören Psychiatrieerfahrene hin,als Puffer,als Mutmacher,als Nothelfer,als Hoffnungsträger.
Ich stehe dir bei---
wer kennt das noch?

Frauen stehen sich bei---ich kenne das aus der Generation meiner Eltern,ich habe das nicht mehr erfahren.
Heute gehen Frauen shoppen,da stehen sie sich bei,oder sind sie nicht doch eher Konkurrenz.

Abgeschminkt,ohne Tam-Tam,mit bewußt grauen Haaren gehe ich andere Wege,meine Wege.
Herzblut brauche ich,meine Gefühle müssen stimmig sein.
Wo treffe ich stimmige Menschen,wo ist es warm im Miteinander,wo bin ich einfach willkommen?
Das ist mein Weg,ich muss noch eine Hochzeitseinladung "absagen",ich kann die großen Gefühle auf Bestellung nicht ertragen.

Ich habe sie früher auch gesehen,die,die irgendwann einfach gehen,die die beiseite stehen,da hatte ich keine Ahnung,was mir noch alles bevorsteht.

Nach jeder Feier war ich leer,beängstigend leer,kam in krisenähnlichen Zustände,Rückzug,---aber ich habe es nicht verstanden.
Jetzt erkenne ich unstimmige Menschen,Tiere haben mir geholfen,sie reagieren dann anders.

An der Kasse, und überall wünscht man immer: einen schönen Tag noch.
Das will ich nicht. Ich will auch keine Punkte und Karten,ich will gesehen werden,und nicht mein Einkauf.

Ich werde nie vergessen,ich war mit meiner Schwester in einer schönen Stadt zu bummeln.
Wir gehen über den Markt,in schöne Geschäfte,in ein tolles Cafe,dann noch eine Buchhandlung.
Irgendwann entdecke ich ein Schaufenster mit wunderschönen Stricksachen,da durften wir nur ansehen,nichts anfassen,wir erschienen wohl nicht zahlungsfähig.

Das hat uns verärgert,wir gehen noch in einen Kirche, da steht ein Schild:
Sprechen Sie mich an

Eine alte Nonne saß in der Kirchbank,ich war so dankbar,ich hab mich so gefreut,über ein Gespräch,über willkommen sein.
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
der Winter kann mich mal,wir haben einen schlimmen Rohrbruch,die Tiere sind ohne Wasser.
Letzten Montag Tierklinik,jetzt Ausfall der Wasserversorgung,Leitungen geplatzt,das ist genug.
Genug ist es irgendwie immer,Sorge und Aufregung bestimmen die Woche.
Lasse ich mich bestimmen,geh ich meinen Weg?

Ich kann nur für mich planen,bin letztlich allein.
Wenn ich das akzeptiere,kann ich zufrieden leben.Bloß keine Erwartungshaltung an die Familie,besser Töpfe auf dem Herd.

Jeder rennt um seine Zeit,ich habe meine Zeit.
Ich lebe wie ein Exot unter Eilenden.

Manchmal erlebe ich bei anderen eine ungeheure Langsamkeit,wenn sie mit den Händen etwas machen,da spüre ich dann Ungeduld,mich juckt es in den Fingern.

Schnell bin ich immer noch,es ist nicht die Langsamkeit,es ist das Leben mit Pausen,mit Ritualen,mit Zufriedenheit.
Schwung brauche ich,sonst fehlt mir der Antrieb,ich nehme Anlauf.

Ich treibe mich an,ich muss das Rad in mir
spüren,es läuft nicht aus dem Nichts.
Belastet bin ich,noch immer trage ich zu viel Lasten.

Meine Träume sind voller Überforderungen,ich leide an, und in meinen Träumen.
Nichts mache ich wie automatisch,meine Uhr ist auseinandergefallen.

Das mach ich doch mit links,kenn ich nicht mehr.Wenige Dinge vertreiben denn Druck,ganz selten bin ich nur im Jetzt.

Gestern im Tierheim,auf dem Flohmarkt,einfach schauen,in meiner Zeit---einen Schatz finden.Kein Gedanke an mein festgefahrenes Auto---(wir helfen nachher schieben).
Im Jetzt den Moment genießen,Freude sehen bei anderen,es mir gut gehen lassen.

Eine wunderschöne,kleine Teekanne hab ich gefunden,nicht für mich,aber ich freu mich schon über die Freude des Beschenkten.

Das kann ich fühlen,wenn ich genau weiß,wer sich über was freut. Wen überrasche ich,mit einem Geschenk. Der Geldwert ist egal.

Ich habe an dich gedacht---und mich gefreut.
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
welches Gefühl hat mich umschlichen,wie ein Raubtier auf Beutefang?

Die Ohnmacht war da,zuerst habe ich eine Zurückweisung erlebt,eine alberne Szene,jemand meinte mich zurück pfeifen zu können.
Plump,einfache Sache,ich hätte das gleich klären können.Konnte ich aber nicht.

Dann kam die Verunsicherung,ich habe mich mühsam gefangen,meine Arbeit weiter erledigt,dann hatte ich Glück,traf auf zwei redselige Damen,ich konnte ausatmen,den Rest erledigen.

Den ganzen Tag habe ich irgendwie verunsichert "über mich ergehen lassen".
Bein Einkauf schaut mich jemand an der Kasse
"von oben herunter" an,sofort verliere ich meine Sicherheit,jetzt aber Schluß,bloß weg hier.

Heute morgen bin ich wieder ins Bett gekrochen,jetzt kann ich endlich klar denken.

Die Auflösung der Situation ist jetzt klar:
Ich werde das klären,ich werde mir Rückendeckung holen,dann habe ich Sicherheit.

Damit erlebe ich eine Befreiung,die niederdrückenden Gefühle gehen,es macht sich Freiheit breit---ich komme auf die Handlungsebene.
Alte Gefühle waren das gestern,Ohnmacht.

Heute scheint mir die Sonne ins Gesicht,ich kann den Tag gestalten,lasse mir noch Zeit,aber die Ohnmacht ist weg.

Und wenn ich es schaffe,gehe ich noch zu der alten Dame,die im Sterben liegt,allein,Tür offen,und irgendeine Stationshilfe schaut rein,um dann zu entscheiden: Da gehen Sie nicht rein.
Ich habe eine Hospizausbildung gemacht,vor der Depression,drei Jahre investiert,und dann kommt da so ein Satz,wie vor zwanzig Jahren:der Sterbende liegt allein,Tür offen,jemand schaut nur durch die Tür: damit die Uhrzeit festgehalten wird,die ist wichtig---- für den Totenschein.

Gott sei Dank hat das Haus eine Seelsorgerin,die war es auch,die mich für diese ehrenamtliche Aufgabe geworben hat.
Ich werde das klären können---Gott sei Dank.
anna54
krimi56
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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von krimi56 »

Hallo Ihr Lieben,

ich habe die erste Woche in der Reha fast geschafft. Es ließ sich gut an. Das Gespräch zur Aufnahme mit der Ärztin verlief gut.

Die Anwendungen die ich auf meinem Plan finde, zielen auf meine Wünsche und Bedürfnisse ab. Es soll mir gut gehen.

Sogar das Wetter hier auf der Insel ist nicht so schlecht wie auf dem Festland. Wir haben trotz Kälte und auch Schnee sehr viel Sonne. Dienstag war es den ganzen Tag sonnig und mit 0 Grad relativ angenehm.

Auch gestern wachte ich mit Sonnenschein auf.

Meine Erinnerung an die Nacht davor war grausam. Ich konnte kaum schlafen. Mein Herz klopfte als wenn ich in Panik oder eine Treppe zu schnell hoch gelaufen wäre. Tagsüber beobachte ich mich und es geht mir gut. Beim Nordic Walking am Montag und Dienstag konnte ich gut, ohne Beschwerden mitmachen.

Der Mittwoch, da brachte mich bei der Progressiven Muskelentspannung eine Aura aus dem Tritt. Das Nordic Walking sagte ich daraufhin ab und ging in mein Zimmer, um mich auszuruhen. Nachmittags war ich mit einer Mitpatientin den Strand entlang in die City gelaufen. Wir waren über 2 Stunden unterwegs und ich habe keine Probleme.

Beim Abendbrot haben wir an unserem Tisch viel Spaß. Der weitere Verlauf des Abends auf meinem Zimmer ist entspannt.

Ich mache mich fertig fürs Bett und wieder beginnt es wie am Abend zuvor. Ich habe wieder solches Herzklopfen. Ich kann nicht schlafen und öffne das Fenster. Draußen höre ich immer wieder wie eine Möwe laut schreiend durch die Nacht fliegt. Ich schließe das Fenster, trinke etwas und sitze jetzt im Bett und schreibe, weil ich mich nicht traue mich hinzulegen. Mein Herz klopft immer noch heftig und ich habe Angst.

Donnerstag, also heute, ist mittags freie Sprechstunde bei der Ärztin. Ich werde hingehen und ihr von meinen letzten Nächten erzählen.

Was ist das? Bekommt mir hier das Reizklima nicht? Oder hängt das mit dem Magnesium zusammen, dass ich von Freitag bis Montag nehmen musste? Es ist ein beängstigendes Gefühl.

Ich habe mir schon das Kopfteil von meinem Bett höher gestellt und trotzdem komme ich nicht zur Ruhe. Im Sitzen schlafen geht auch nicht. Ich werde wohl den Fernseher anmachen und mich ablenken. Vielleicht döse ich dann etwas ein.

Ich hoffe, ihr alle könnt besser schlafen.

Viele Grüße

krimi

Ich musste das heute, zu Nacht schlafener Zeit einfach aufschreiben.
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe krimi

bin voll neidisch,du bist auf der Insel!
Aber das hat ja auch eine Geschichte.
Wühlt dich das Meer auf?
Was kommt da hoch,Sturm,was sorgt dein Herz?

Ich liebe das Meer,es ist wahrhaftig,am Meer bin ich wahrhaftig.

Heute haben wir Sonne und tanzende Schneeflocken,ein schönes Bild.
Der Ostwind hat mir in den letzten Tagen arg zugesetzt,ich konnte nicht draußen sein.
Mein Gefühl sagt mir,raus,auf das Fahrrad und Wind um die Nase.

Aber es ist zu kalt,da hilft auch keine dicke Jacke.

Gestern war ich bei einer tollen Frau,sie macht aus gespendeten Sachen eine tolle Veranstaltung für einen guten Zweck.

Es war sehr voll,trotzdem nahm sie sich die Zeit,"meine Sachen" raus zu suchen.Ich hab einen tollen Mantel mit einer Jacke aus Wildseide gefunden.
Dann noch zwei Taschen.

Es war aber diese Frau,die mich so begeistert hat,sie steht da jede Woche und macht aus der guten Sache ein Freudenfest.

Ähnlich erlebe ich den Tierheimflohmarkt,aus vollem Herzen für den Tierschutz,Überzeugungen gegen Gleichgültigkeit.

Menschen begeistern,das ist wie Balsam für die Seele.Hundebesitzer können sich begeistern,bei Katzen geht das auch.

Aber wie ist das bei Menschen,eigentlich bin ich von Menschen begeistert,wenn sie ihren Weg gehen,wenn sie authentisch sind,wenn sie Kraft und Hoffnung ausstrahlen.

Bei Nonnen hab ich das erlebt,die tragen das Licht in sich,es gibt auch andere,aber ich meine die Quellen,die den Glauben leben können.
Auch die Gesichter der Menschen vor dem Petersdom gestern,gelebte Freude,gelebter Glaube.

Was bringt der neue Papst,ich bin da noch weit weg.
Ich selbst hab meinen Glauben immer noch verloren,aber sehe wieder gläubige Menschen,erkenne,wie sie sich getragen fühlen.

Depression ist die Nulllinie,die bitterste Wahrheit,kein Fünkchen Illusion,nackte Tatsachen.
Trotzdem bin ich Optimist,gerade deshalb,weil es so schwer ist. Die guten Gedanken werden siegen,ich werfe alles Gelumpe raus.

Fühlen,wo hat sich Ungemach eingeschlichen,woher kam die Verunsicherung,ein offenes Fenster,noch schlimmer---eine offene Tür.

Eisiger Wind,ich erstarre,bitterkalt,eingefroren,viel zu spät, finde ich den Grund.
Achtsamkeit,manchmal kann ich mir nicht mal einen Tee kochen,bin ohnmächtig in der Hilflosigkeit.

Mein Kopf weiß die Lösung,mein Körper will Hilfe---ich stehe mir selbst im Weg.
anna54
ksbn
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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von ksbn »

"Bei Nonnen hab ich das erlebt,die tragen das Licht in sich,es gibt auch andere,aber ich meine die Quellen,die den Glauben leben können.
Auch die Gesichter der Menschen vor dem Petersdom gestern,gelebte Freude,gelebter Glaube.

Was bringt der neue Papst,ich bin da noch weit weg.
Ich selbst hab meinen Glauben immer noch verloren,aber sehe wieder gläubige Menschen,erkenne,wie sie sich getragen fühlen."


Nonnen haben mich geprägt, genau wie die Kirche. Da war sie, in Zeiten, wo es schlecht ging und unerträglich wurde. Aber nicht für mich. Immer nur stur und konservativ gerade aus. Meine Erfahrung: Die seelsorgerische Arbeit bleibt liegen bei denen, die hadern. Mit ja und Amen kommt man weiter. Und keinen interessiert der Abfall vom Glauben. Schade. Dunkles Thema und für mich nicht unerheblich krankheitsfördernd. Will man da im Glauben zurück?
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von anna54 »

Liebe 008
ich bin auch gespalten,ich kenne auch schlimme Geschichten---um die Bräute Christi.

Der Bericht über Heimerziehung, im ZDF ,hat einen Paukenschlag gesetzt.

Trotzdem habe ich von einigen Nonnen einen einmaligen glücklichen Glauben erfahren.
Eine Stärke,die ich fast neidisch betrachte.
Liebe Grüsse
anna54
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
gestern bin ich einer Spur gefolgt.
Ich war in der Therapiestunde irgendwie aufgedreht,es lief nicht rund.

Statt Heimfahrt bin ich in den Sonnenuntergang gefahren,weite Strecke über Land.Das Gefühl war Freiheit,mal eine winzige Ahnung von Freiheit.
Auch mal einen Schritt weg von Pflichten,von sich kümmern.

Gefangen war ich viele Jahre,in der Depression,ja auch in der Klinik.
Jetzt erscheint mir Freiheit wie ein Geschenk,ein Ausflug in fremdes Land.
Noch immer trage ich alte Lasten mit mir herum,wie lästiges Gepäck.
Das wird man nicht einfach los,das hat Furchen in die Seele gerissen.

Ich verblute,ich sterbe noch immer kleine Tode,allein an dem Ohnmachtsgefühl.

Ich verkleide mich,ich gehe auf hohen Absätzen,gestern mutig,trotz Ohnmacht.

Kann ich diesen Schmerz auch mal wieder loslassen? Verliert er seinen Schrecken?
Ganz selten kann ich etwas anderes fühlen,so wie gestern: einfach fahren,in die letzten Sonnenstrahlen.

An einigen Tagen ist im Kopf Chaos,dann kommt manchmal der eine, wichtige Gedanke,dann ist es gut,dann ist wieder Stille.
Was will ich nicht mehr,was lasse ich mir nicht mehr gefallen,wo bleibe ich meinem neuen Ich treu.
Ich sage meine Meinung,ich bin unbestechlich hart,oft auch im Angriff.
Wieder ein Fleischskandal,da lasse ich mir nicht den Mund verbieten.
Sind wir zu blöd,für gutes Geld einwandfreie Ware zu verlangen.

Dieses Gefühl,da kann man eh nichts machen,das lasse ich nicht mehr zu. Das ist nie gut für mich,meine Augen sehen,meine Stimme will nicht schweigen.
Nicht im Altenheim,nicht im Krankenhaus,auch nicht im Kaufhaus.

Mit mir nicht---das ist ein Motor,der mich oft gerettet hat.
Unbequem bin ich,eine Frau---ein Wort.

Da lauert schon das Frühmeldesystem der Therapeuten und Ärzte---ist das Manie?

Nein,es ist mein Ärger,meine Meinung,mein Trotz,mein Mut.
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
heute morgen Totalausfall vom Laptop.

So musste ich meine Pläne ändern,meinen Sohn motivieren,ein Ersatzteil zu besorgen.
Das macht Stress,er ist anstrengend,leider.

Aber das liegt an mir, er weckt Erinnerungen,die schwer waren.Oft bin ich noch gefangen in Erinnerungen,manchmal auch Träumen.
Ich machte das Beste draus,die Dosis macht es.Ich gehe,wenn es Zeit ist,wenn der Impuls spürbar ist.

Spüren ist wichtig,nachfühlen,wo kommt was her---was schafft Energie,was raubt sie.

Auswege finden,aus kritischen Situationen,bei mir selbst bleiben.
Kraftorte muss ich wieder suchen,der Frühling ist nah.
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
was die Technik so alles schafft,ist gleich ein ganzer Beitrag verschwunden.

Aber auf ein Neues,heute verhangene Sonne,noch immer wird es nicht wärmer.Morgen soll Frühlingsanfang sein.

Ich fühle nur Kälte,trotze dem Wetter und fahre Fahrrad.Die Menschen sind bei Kälte so "verhuscht",schnell weg,keiner draußen,auch kein Nachbar.
Ich würde so gern schon Blumen pflanzen,ich warte auf Leben und Wachsen im Garten.

Öde ist ein Wintergarten,der Schnee ist verschwunden,jetzt zeigen sich die dunklen Ecken,da muss Leben hin.
Letztes Jahr hab ich begonnen,Glasflaschen und Glastöpfe
aufzustellen und zu hängen, Farbiges Glas,dass in der Sonne blitzt.

Irgendwie kann ich nicht mehr schreiben,habe meine Quelle verloren.
Vertrauen ist verloren.
Mal sehen,was wird?
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
so jetzt hängt das Schloß dran,Ende Gelände.

Wie geht es weiter?
Mutig weiter?
Eine Pause wäre gut,oder auch nicht?
Ich weiß es nicht mehr.

Wir hängen fast alle durch,es ist ein unerfreulicher Frühlingsanfang,es fehlt die Aufbruchstimmung,wir brauchen dringend Sonne und Wärme.
Meine Hornveilchen hängen trist in den Körben,erstaunlich wie schnell sie sich erholen,kommt auch nur einen Tag Wärme.

Sonne und Wärme ist für mich auch da,wo Menschen achtsam miteinander umgehen.
Gestern war ich in vielen Gesprächen im Krankenhaus,es war gut,sehr nah,sehr warm.

Der Klinikalltag hat seine Gesetze,da wird gestorben,auch beim Bettnachbarn.
Hoffnung ist eine starke Kraft,sie zu bestärken,ist meine Aufgabe.

Leise sind meine Wege,leise meine Worte,leise meine Anteilnahme.

Ich darf geben und wieder gehen,eine Nische,die ich mir sorgfältig erarbeitet habe.
Einen Tag brauche ich,für den Abstand,dann kann ich wieder durchatmen,es ist auch ein Wagnis,wir besprechen es in der Therapie.

In der langen Zeit,wo ich jetzt wieder lerne,mit meinem Leben gut aus zu kommen,war diese Entscheidung für diese Nische wichtig.

Jeder Mensch trägt einen Schatz in sich,der wird ihm geschenkt,das ist auch ein Talent.

Jedem wünsche ich,diesen Zugang zu haben,zu seinem Schatz,seiner Quelle,dann wird es stimmig,dann wird es warm und heilsam.

Sich aufreiben müssen,in einem Beruf,der keine Zeit lässt für Menschlichkeit,alle helfenden Berufe,zerreißen das Band zur Quelle,wenn ich gegen meine Uhr,gegen meine Überzeugung "Dienstleister" bin.

Ich bin diesen herben Weg gegangen,bin aus dem Berufsleben gefallen,tief gefallen,keine Frage.
Immer wenn ich wieder auf den Beinen war,hab ich eine bessere Lösung gefunden.
So war das Fallen letztlich notwendig.Ich wäre nicht freiwillig gegangen,den Mut hatte ich nicht.

Die Depression hat eine unbarmherzige Sprache,sie ist grausam,kann töten.
Wieder aufstehen ist das Geheimnis,jeden Tag üben,die Zahnbürste stemmen,das Gelumpe rauswerfen,Fenster auf,Luft rein,auch kalte.

Gestern hab ich mich aufs Fahrrad geschwungen,es war zu kalt,aber den Hund hat sich so gefreut,wir sind mit großer Geschwindigkeit um die Ecken gesaust,er will rennen,ich will einen zufriedenen Hund.

Also hat alles zwei Seiten,ein unzufriedener Hund nervt ungemein,ein Verkriechen vor dem verstecktem Frühlingsanfang ist doppelte Strafe.
Also macht euch auf!
anna54
2770
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Registriert: 11. Mär 2013, 08:53

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von 2770 »

Hallo Anna

Deine Briefe (wenn man es so nennen darf) ,bzw.Gedanken lesen sich wunderschön. Sie gehen mir ins Herz und in die Seele. Auch wenn ich dabei mit der ein oder anderen Träne kämpfen musste.

Ich finde es bewundernswert Gedanken so formulieren zu können.

Lg
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe Kurze,willkommen im Forum,bleib bei uns!

Der Tag,den ich nicht beginnen kann?
Inzwischen hab ich gelernt,so lange zu schlafen,bis die Müdigkeit weg ist.
Ich will das Durcheinander der morgendlichen Lähmung auflösen.

Die Träume loslassen,den Körper wahrnehmen,Frühstück und Küche und Zeitung.

Ich brauche Input,das ist die Zeitung,sie ist der Motor an schlechten Tagen,notfalls am Nachmittag noch eine.
Seit die Konzentration besser ist,lese ich ohne Ende,als wolle ich ein Loch füllen,oder einfach üben.
Gedanken fließen,wenn ich hier schreibe,ich bin ich.
Später am Tag hat sich schon wieder zu viel "Müll" angesammelt,dann bin ich zu beladen.

Jeder Tag hat seine Last,mehr kann er nicht tragen,im hier und jetzt bleiben,nicht nach morgen und übermorgen schlielen.
Und wenn doch,dann einen Plan machen,aufschreiben und Buch zu!

Mir hilft das sehr,war ein wichtiger Baustein für einen tragfähigen Boden.Ich laufe immer noch barfuß,um Bodenkontakt zu fühlen.

Wenn mir der Boden wegsackt,dann kämpfe ich nicht,erst ausruhen,ganz viel schlafen,auch mit Medikation,dann kommt irgendwann der Moment,wo ich wieder aufstehen kann,der Boden trägt mich wieder.Kämpfen und fallen geht nicht mehr zusammen.

Gegen das Fallen kann ich nicht kämpfen,das sind ungeheure Kräfte,aber ich kann kämpfen, wieder auf die Beine zu kommen.
Ich kann gegen das Liegen-bleiben kämpfen.

Ich kann gegen die anderen Meinungen kämpfen,gegen falsche Ratschläge,einfach auch sagen: lasst mich in Ruhe.

Mit mir bin ich allein geblieben,ich bin ich,jeder ist allein.
Das hab ich gelernt,jetzt muss ich nicht auf andere warten,ich lebe,ich entscheide,ich habe mich.
So ging auch alles "neu-lernen" auch nur über die Stimmigkeit,ist es für mich richtig.

Ich habe äußere Zeichen gebraucht,zum einen hab ich entschieden: meine Haare bleiben grau,meine Haare wachsen,so lange,bis ich entscheide,welche Frisur ich mag---für graue Haare.

Das Überreden beim Frisör,wer kennt das nicht,dann viel Geld bezahlt und zu Hause erkennt man sich nicht im Spiegel.

Ich liebe bunte Kleidung,ich liebe weiße duftige Kleider,ich suche meine Sachen,gehe nicht ins Kaufhaus,gehe zum Second-hand.

Alles hab ich geübt,an Tagen,wo ich mir Nahrung suchte,kleine Schritte,große Wirkung.

Gerümpel ertrage ich nicht,trotzdem ist der Raum voller Dinge,meine Dinge.
So hab ich dem Fühlen nachgefühlt,ist die Schale meine---wo ist der Impuls,wo kommt er her.

Aus Verlegenheit reagiere ich nicht mehr,bleibe stumm,warte ab,gehe wieder.

Wie schwer das ist,merke ich später,aber ich erkenne meine Sachen,weil ich meine Bedürfnisse wieder spüre.

Die Dinge haben den Wert,den ich ihnen gebe.
So gehe ich wieder in eine Leinenausstellung,weil ich alte Stoffe liebe,die Sorgfalt,mit denen sie hergestellt wurden.
Ich suche mir eine Schürze,ich koche viel und gern,dabei gibt mir die Schürze das Gefühl von Wertigkeit.

Schätzen lernen,Wertschätzen lernen,den Moment auskosten: fremdes Land---alles wieder entdecken müssen.

Quellen finden,im trostlosem Winteralltag,den Frühling erkennen,den letzten Schneeflocken trotzen,Sommerkleider anziehen.

Ich gebe nicht auf,hier stehe ich,hier bleibe ich.
anna54
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