Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

just
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Registriert: 21. Mär 2008, 18:59

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von just »

ich werde wohl besser - wenn überhaupt - im Angehörigenforum mehr schreiben. Obwohl selbst absolut Betroffene.
Ich habe da Ereignisse erlebt, die mir zwecks Notfall (mein Sohn) wohl kaum jemand glauben würde. Längst erwachsen, aber über mich (noch)
privat versichert wurde er mehrfach (Notfall)
in eine völlig chaotische Psychiatrie verfrachtet, da für unseren 'Einzugsbereich' zuständig. Damals hatte ich noch die Nerven, die mir auf Dauer abhanden gekommen sind, diese Strecken zu fahren.
Nur ein Beispiel: ein 2-Bett (mini) Zimmer wurde völlig unkoordiniert zum 5-Bett.
Die Rechnungen gingen in's überdimensionale,
da privatvers.
Das wiederholte sich und die ehrlichen unter den 'Angestellten' haben mir so manches 'gesteckt'.
Totale Überlastung, von null Bock bis engagiert, trotzdem hilflos.
Selbst wenn ich mal wieder -aus welchen Gründen auch immer- in eine Klinik muss/müsste würde im Notfall immer die nächstgelegene Klinik/Krankenhaus angesteuert und das ist für mich nicht mehr vorstellbar.
Meinem Sohn ist 'dort' der Lebenswille geraubt worden. Von sog. -vorsichtig ausgedrückt- Hochbegabung ab in andere Hemisphären.

.....und mit mir nicht mehr.....
Selbst die super-Klinik in XYZ reizt mich nicht.
unvollständig gesendet und sicher in absehbarer Zeit gelöscht.
Mein Fehler: Ich denke zu viel nach und vor.
Das Heute ist im Gegensatz zu 'Früher'
nur noch: "und ewig grüßt das Murmeltier"...
wen interessiert noch meine supi-Leistungen
aus meinem Leben vor der Depression?
Kein Schwein.....(gegen die ich als Tiere nichts habe).

So, nun gehen diese unkoordinierten und noch nicht mal halbgegarten Aussagen/Gedanken ungelesen ab.
RS-Fehler könnt ihr behalten. Muss ich nicht mehr korrigieren.....
Das musste einfach raus.
jhl
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Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von jhl »

ups, hallo delta,

du hast ja ganz schön dampf abgelassen,

hast bestimmt schon viele erfahrungen gesammelt bezüglich klinik, und auch sonst.

von meiner seite wäre auf jedenfall interesse da dich näher kennenzulernen.

hoffe mal wieder von dir zu hören,
aber erst mal ganz ruhig, ganz easy,

liebe grüße jusi
anna54
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Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von anna54 »

Liebe Flocke
Akutstationen sind nicht vergleichbar mit Intensivstationen.
Akutstationen müssen alles aufnehmen,da mischt sich dann das pralle Leben.
Behandlungsverträge sollen jetzt vorgeschrieben sein,wie möchte ich,dass man mit mir umgeht---.
Alles Wunschdenken,mir tut jeder Patient dort leid,aber auch jeder Pfleger.
Wenn eine stationäre Behandlung vorgesehen ist,dann zeige das Haus doch seine vielen Therapiestationen,sage aber auch bitte dazu,dass die immer überfüllt sind.
Die größte Gefahr auf einer Akutstation ist nicht die Überfüllung und Überforderung,es gibt ständig Grenzsituationen.
Wer da als Patient die Nerven verliert und gehen will,der sieht sehr schnell ein Papier,dass ihn dann amtlich dort "genesen lässt".
Ich warne vor Akutstationen,bestehen wir auf eine gezielte Einweisung auf eine Fachstation,und immer jemanden mitnehmen,der sich überzeugt.
Psychosen,Drogenentzüge,Depressive,Gewalttäter,die Mischung ist völlig falsch.
Ein Pfleger hat Nachtdienst,manchmal auf zwei Stationen,Arzt vom Dienst fährt mit Fahrrad die Häuser ab. Unhaltbare Zustände.
Eine Depressionstation ist wunderbar,ich habe oft dort Patienten besucht.
Ich bin seit über 15Jahren krank,ich habe noch nie einen Platz dort bekommen,manchmal bekam ich nach 4-5Monaten, einen Anruf,mein Platzt wäre jetzt frei,ob ich denn jetzt kommen wolle,so in zwei,drei Wochen.

Ich habe gute Erfahrungen mit Klinikambulanzen gemacht,Tageskliniken sind für mich die beste Lösung,Wartezeit 7-8Monate.
Sehen wir den Dingen ins Auge,zu viel Patienten,viel zu wenig Therapieplätze.
Es gibt längst viel bessere Lösungen,Norwegen,Schweden machen es mal wieder vor. Vor 4Jahren habe ich die Fachtagung verfolgen können,erstmalig waren Patienten zugelassen.
Wer etwas wissen will,der frage einen der es erlebt hat.
Die Kompetenz der Psychiatrieerfahrenen,denen eine dreijährige Ausbildung zugestanden, und dann ein professionelles Team aus Ärzten;Therapeuten,Psychologen,Sozialarbeitern kommt zum Patienten,regelt alles vor Ort,Hilfe rund um die Uhr,24Stundenerreichbarkeit.
Die Erfolge zwingen die deutschen Kliniken zum Handeln,die Erfolgszahlen sind umwerfend,auch bei schwersten Fällen.
Wir fangen gleich an,hat er gesagt,der Leiter "unserer Klinik",hat auch in allen Zeitungen gestanden.
Ich suche morgen mal die genauen Namen der Projekte raus.
anna54
jhl
Beiträge: 794
Registriert: 11. Aug 2012, 22:04

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von jhl »

liebe anna,
bist du auch noch wach?

also ich gehe jetzt schlafen, ich wünsche dir eine gute erholsame nacht.

bis morgen
jusi
Meggi

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von Meggi »

Hi,
habe auch reichlich Klinikerfahrung, allerdings nicht mit psychiatrischen, sondern schmerztherapeutischen.
Im großen und ganzen geht es da nicht besser zu als hier berichtet wird, je öfter man in einer solchen war, festigt sich die Erkenntnis: "Man will dem Patienten nur sein Bestes, sein bzw. seiner KK Geld"
Über die "Psychobuden" berichtet bzw. erleidete mein Mann dasselbe wie: lutetia1959, nojono und ganz speziell das wie es "Omnia" berichtet.

@Omnia,
>Seit meinem Aufenthalt in der Psychiatrie kann ich keinen Ärzten mehr vertrauen, früher habe ich blind vertraut, dass Ärzte schon das tun, was gut und richtig für mich ist. Dieses Vertrauen ist vollkommen verschwunden.<

Meinen Mann geht es genauso, seine Erfahrungen mit Psychiatern + Psychotherapeuten, haben nicht nur dazu geführt dass er in diese absolut kein Vertrauen mehr hat, sondern in alle medzinischen Behandeler, gleichgültig welcher Coleur sie sind.

Es sagt nur noch, dass er von seiner Depression nicht unbedingt geheilt sei, jedoch von dessen Behandelern zu 100%

Grüße
Meggi
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von anna54 »

Guten Morgen ihr Lieben
ich bin froh,hier kein Schloss zu sehen,Danke!!!
Liebe Flocke,ich antworte dir später,ich muss jetzt zum Krankenhaus,meinem Sohn geht es besser.
Liebe Grüsse an alle
anna54
Tonja
Beiträge: 214
Registriert: 15. Apr 2008, 08:57

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von Tonja »

ich bin auch froh hier kein schloss zu sehen. in den einen tread von vor einigen jahren den anna ansprach habe ich auch geschrieben und dann war der tread weg, gelöscht.ob es noch erklärende worte vor der löschung gab weis ich nicht.

es schreibt ja niemand reisserisch,sondern es sind berichte die so erfolgt sind und offenbar nicht mehr einzelfälle.das sowas in der psychatrie passiert ist ja bekannt,es gibt ja seit jahren oder jahrzehnten die aktionsgruppe der in der psychatrie geschädigten patienten.

sicher darf man nicht alles über ein haufen scheren und gerne dürfen user auch schreiben wenn ihnen klinik geholfen hat.

bei mir damals (ist jahre her) waren auch patienten mit allen möglichen störungen da.auch straftäter die auf ein platz in der forensik warteten und dort untergebracht waren.dann ganz viele mit psychosen und wahnvorstellungen.depressionen waren eher in der minderheit soweit ich das erkennen konnte.und ich hatte keine medis genommen,habe mich geweigert und somit alles bei vollem bewustsein erlebt.für mich war es eine grausame erfahrung.das möchte ich sagen dürfen und ohne generell die psychatrie oder akutkliniken zu verteufeln. nur für mich wird es nie mehr ein klinikaufenthalt geben egal in welchem stadium der suizidalität ich schon war und sein werde.

für andere ist es anders,manche gehen ja immer wieder in die klinik,manche schon wenn sie sich 1, 2 tage schlechter fühlen (ich meine niemand bestimmten).

vg tonja
lucya
Beiträge: 1536
Registriert: 4. Aug 2010, 11:39

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von lucya »

Hallo!
Ich war schon dreimal auf zwei verschiedenen Akutstationen der gleichen Klinik. Aber nicht auf der geschlossenen.

Übebelegt waren sie die ganze Zeit, Süchtige wurden dort nicht behandelt, Menschen mit Psychosen schon. Solche mit Schizophrenie sehr selten.

Viele andere Patienten haben gemeckert über die Zustände. Es war alles sehr alt und auch nicht immer sauber, was aber meist an den Patienten lag. Die Pfleger und Schwestern waren sehr bemüht und machten die Toiletten, wenn es nötig war auch selbst sauber. Man musste es ihnen nur sagen und nicht eine Woche später meckern.

Ich weiss um die Zustände, die Personalschluessel und das ist alles andere als lustig!

Aber ich habe mit sämtlichen Personal gute Erfahrungen gemacht!

Aber auch da meckern viele, wenn sie z.B. auf ein Gespräch mal ne halbe Stunde warten mussten, was die Ausnahme war!

Ich bin ein positiver Mensch, eigentlichund sehe den Anderen eben auch erstmal positiv. Damit fahre ich oft ganz gut.

Aber in dieser großen Klinik gibt es such ganz andere Stationen.... das weiß ich genau....
Die lucya

_________________________________________

Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es schwierig!
lutetia1959
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Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von lutetia1959 »

Hallo an alle,

dass sich so viele melden, hatte ich nicht erwartet - und dass es hier auch Maulkörbe geben kann . auweia.
Ich wollte nicht alle Kliniken und deren Personal über einen Kamm scheren, das habt Ihr auch so verstanden -
in meiner zweiten auf der Akutstation
war es schon viel viel besser und danach
bin ich im gleichen Haus die psychotherapeutische Station mit umfassender Therapie gekommen.

Nur im Moment - obwohl ich mich seit Wochen, gar Monaten wieder richtig mies fühle,
kann ich mir jetzt einen Klinikaufenthalt auch nicht vorstellen - ich würde mich irgendwie nur eingesperrt fühlen.
Für meine Kinder wäre es sicher eine große Erleichterung, bin ich doch kaum noch zu ertragen.
Doch so gut mancher Arzt, manche Ärztin, manche/r Therapeut(in) auch sein mögen - ich frage mich, ob sie wirklich nachempfinden können,
wenn da im Hirn plötzlich ein Schalter umgelegt wird und plötzlich bzw. so schleichend nichts mehr geht.

Extrem schlechte Zustände mag es auch in anderen Klinikbereichen geben, nur in meiner ersten Akutklinik fühlte ich mich
wie als Mensch zweiter Klasse, weil psychisch labil und depressiv.
Mein jetziger ambulanter Therapeut (tiefenpsychologische Therapie) hat mir nun auch zu verstehen gegeben, dass er
mit mir nicht mehr klar kommt.
Ich war bzw. bin durch den (vereinfacht ausgedrückt) extremen Liebeskummer und Trennungsschmerz gar nicht therapierbar -
nur hätter er mir da nicht auch den Vorschlag machen können, zu pausieren.
Ich hatte mir das nicht getraut, obwohl die Sitzungen die reine Quälerei waren und er gesehen hat, dass ich nur heule.

Einen schönen Tag noch Euch allen.
Lutetia
* * * * * * *

"In der Sphäre des physischen Leidens wenigstens haben wir unseren Schmerz nicht selber auszuwählen.

Die Krankheit bestimmt ihn und zwingt ihn uns auf.



Marcel Proust
Salvatore
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Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von Salvatore »

Hallo ihr Lieben,

ich habe in der Akutpsychiatrie überwiegend gute Erfahrungen gemacht und würde in der Krise auch wieder in die selbe Klinik gehen - auch wenn ich mir das alles andere als wünsche, denn wirklich "schön" ist es dort trotz allem nicht.

Ich bin in eine Klinik gegangen, die für meinen Wohnort nicht zuständig ist und wurde sofort aufgenommen.
Auf der Akutstation waren alle möglichen Diagnosen zusammengewürfelt, es gab überwiegend Zweibettzimmer. Für die Frauen auch nur zwei Duschen auf der Station, aber immer wenn ich duschen wollte, war sie frei.
Die Klinik ist schon etwas älter und vom Ambiente eher "altbacken", aber wen kümmert das schon, wenn er in der Krise hängt. An der Sauberkeit hatte ich nichts auszusetzen, auch das Essen ist dort für Krankenhausmaßstäbe gut (man konnte wählen, die Bestellung wurde jeweils für den nächsten Tag aufgenommen).

Mit den Mitpatienten kam ich soweit gut klar, natürlich kann man die einen besser leiden als die anderen und manchmal ist das Elend der anderen schwer auszuhalten, aber es ging.
Ich denke, ich bin dadurch ein bisschen ein besserer Mensch geworden, denn ich hatte am Anfang Angst z.B. vor den Psychotikern, nach einiger Zeit hat mich das aber nicht mehr erschreckt, auch mit einigen andere, die ich anfangs eher abstoßend fand, habe ich später gute Gespräche geführt.

Beschäftigung gabs auf der Akutstation wenig, das Angebot beschränkte sich auf Frühsport und zweimal am Tag Ergotherapie. Das fand ich anfangs zu wenig, später war ich doch froh, dass ich nicht mit mehr behelligt wurde.
Einmal in der Woche gab es eine offene "Fragestunde" mit einem Therapeuten und einem Sozialarbeiter, in der man sich nach allem möglichen erkundigen konnte, was einem grade am Herzen lag.
Ich hätte gerne dort schon regelmäßig Gespräche gehabt und hatte Schwierigkeiten mit der Lautstärke bei den Essenszeiten. Aber obwohl Einzelgespräche dort nicht vorgesehen waren, hat eine Psychologische Psychotherapeutin sich Zeit für mich genommen.

Die Schwestern und Pfleger waren im großen und ganzen super motiviert und völlig entspannt im Umgang mit uns, hatten immer ein offenes Ohr und ein freundliches Wort.

Als mir etwas besser bin, bin ich auf die Depressionsstation gewechselt, die weniger den Alltag eines Krankenhauses hatte. Dort gab es vier Gruppen á 8 Personen, die eine Wohngruppe belegten. Es gab Zwei- und Einbettzimmer, letztere in der Regel (nicht nur) für die Privatpatienten.
Außerdem gab es eine Art Wohnzimmer mit Sofa und Fernseher und es gab eine Küchenzeile, wo auch Ergo Backen stattfand.
Auch hier die Einrichtung schon etwas betagt und im Stil von "Eiche radikal", nicht mein Geschmack, aber gestört hats mich auch nicht.

Meine Gruppe und meine Bettnachbarin waren anfangs der absolute Horror, soviel Kindergarten versammelt habe ich wirklich noch nichtmal unter Dreijährigen gesehen, es gab laufend Zoff und Zank, ich habe mich da rausgehalten und bin damit ganz gut gefahren.
Ich habe mich damit arrangiert. Weil es z.B. meist bereits am Frühstückstisch Streit gab, bin ich erste zur Morgenrunde aufgestanden und habe danach allein gefrühstückt, wenn die anderen zum Frühsport sind.

Die Schwestern und Pfleger haben ihr bestes getan, um für Frieden zu sorgen, aber wo Dummheit auf Aggressivität trifft, da ist eben manchmal Hopfen und Malz verloren. Zum Glück ging es nicht allzu lange, der eine Streithahn wurde entlassen und plötzlich waren die anderen Streithähne auch friedlicher.
Meine Bettnachbarin hat gewechselt und mit den Nachfolgerinnen kam ich immer bestens zurecht. Auch mit der Gruppe, wie sie ab da war.

Das Therapieangebot war abwechslungsreich, den Therpieplan durfte man zusammen mit der Ärztin und Therapeutin erstellen, auf individuelle Wünsche wurde eingegangen. Viele haben sich darüber beschwert, dass zwischendurch so viel Leerlauf war, mir war das aber sehr recht. Abhilfe konnte da schaffen, einfach an mehr Therapien teilzunehmen.

Blöd war, dass es für manche Therapien Wartezeiten gab, so dass einige Patienten, die z.B. wegen einer Angststörung da waren, gar nicht an der "Angstgruppe" teilnehmen konnten, weil sie schon wieder entlassen wurden, ehe ein Platz frei wurde.
Ich musste selbst auch auf einiges warten, war aber insgesamt für 11 Wochen da, so dass ich alles machen konnte.

Meine Bezugstherapeutin war eine Katastrophe und zum ersten Mal habe ich es nach einer Zeit des aufrichtigen Versuchens abgelehnt, weitere Gespräche zu führen. Sie hat auch die Gruppentherapie geleitet, zu der ich dann auch nicht mehr gegangen bin - diese Frau war so einfühlsam wie eine Schrotflinte.
Ich denke aber, solche Fälle gibt es überall und es wäre wohl zuviel verlangt, immer mit allen Therapeuten gleich gut klarzukommen. Ich habe mich halt danach auf die andere Therapien konzentriert und das war für mich so in Ordnung.

An den Wochenende konnte man für eine Nacht zum Belastungsurlaub nach Hause - wenn man wollte. Auch Besuche konnten jederzeit empfangen werden, wenn es nicht mit dem Therapieplan kollidiert.
Da es eine offene Station war, durften die Patienten auch Dinge außerhalb unternehmen, z.B. in die Stadt fahren.

Es hat ganz sicher keinen "Spaß" gemacht, dort zu sein und ich werde mein Möglichstes tun, um nicht wieder hinfahren zu müssen. Es war auch längst nicht alles gut, der Streit in der Gruppe und die Unstimmigkeiten mit der Bezugstherapeutin waren schon aufreibend.
Ich hätte auch lieber ein Einzelzimmer gehabt, in das ich mich hätte zurückziehen können.
Als ich da war, fand ich es einfach nur schrecklich und wäre gern wieder nach Hause gefahren. Gerade am Anfang auf der Depressionsstation war es der Horror, was aber wie gesagt nicht primär an der Klinik lag.
Auf jeden Fall war die Klink gut geeignet, um "runterzukommen"

Sämtliches Personal ist mir und den Mitpatienten gegenüber aber immer freundlich und respektvoll gewesen. Ich bin auch jemand, der sehr viel fragt und alles genau wissen will. Die Ärzte haben mir aber geduldig alles erklärt. (Der erste Arzt, auf den ich in der Klinik getroffen bin, hatte bei meiner Aufnahme gerade seinen ersten Tag als "vollständiger" Arzt - nach Uni, Praktikum und Prüfungen - und war mit mir glaube ich leicht überfordert.)

So, das ist jetzt zwar ein bisschen viel geworden, aber vielleicht kann jemand damit was anfangen.
Als Mensch zweiter Klasse habe ich mich jedenfalls zu keinem Zeitpunkt gefühlt. Aber man hört immer mal wieder von "Horrorhäusern", in so einem bin ich zum Glück nicht gelandet.

Lg, Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
flocke
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Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von flocke »

Salvatore ich mag dir jetzt gern einfach danke sagen für deinen Bericht.
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
FSKF
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Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von FSKF »

Mir hat die Psychiatrie bislang auch mehr geschadet als genutzt und ich werde mir dort freiwillig keine Hilfe mehr suchen.

Auf einer Akutstation war ich 10 Tage zur Krisenintervention. In dieser Zeit bin ich nicht ein einziges Mal gefragt worden wie es mir geht. Es hab kein Therapieangebot, ich lag 10 Tage in meinem Bett und nur nachts wurde ich ab und zu in einen Abstellraum verlegt, weil meine Zimmernachbarin duchgedreht ist und fixiert werden musste. Nach diesen 10 Tagen (ich wurde kommentarlos entlassen) fühlte ich mich komplett wertlos und tat, was durch den Klinikaufentahlt eigentlich verhindert werden sollte.

Auf einer speziellen Depressionstation wurde mir von den Therapeuten nur suggeriert, dass ich zu gar nichts mehr imstande sei und alleine nicht mehr klar kommen würde. Ich war ein halbes Jahr da und auch wenn es mir bei der Einweisung nicht gut ging, habe ich die Psychiatrie in einem weit schlechteren Zustand verlassen, weil ich mich nun wie der letzte Versager gefühlt habe, nachdem mir jegliche Kompetenzen abgesprochen worden waren.

lg
Abendstern
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von anna54 »

Hallo liebe Flocke
ich muss mich entschuldigen,ich habe gestern völlig falsch reagiert,und du hast es abgekriegt,tut mir leid.

Ich hatte Angst,dass uns der Thread geschlossen wird,mir erschien deine Reaktion zu heftig.
Aber es lag an mir,ich war gestern einfach fix und alle,ich hätte mich raushalten sollen.
Auch ich finde den Beitrag von salvatore sehr gut.
Liebe Tonja,ich erinnere mich noch genau,ich konnte damals nicht damit umgehen,dass der Thread geschlossen wurde,allerdings hab ich auch dann um die Löschung meines Beitrages gebeten.
Ich war noch neu im Forum,kannte nicht alle Regeln.
Auch jetzt lese ich wieder,dass das für dich damals eine Traumatisierung war und ist.
Kannst du dir ambulante therapeutische Hilfe vorstellen?
Ich bin noch immer auf der Suche,würde mir so sehr eine Form von Austausch in diesem Forum wünschen,weil es so gut ist!!!

Die Psychiatrie vermischt viel zu viel.
Keine Station kann das leisten.

Immer wieder stelle ich Fragen,bin aber damit unbeliebt,wie kann es sein,dass Akutstationen Strafgefangene beherbergen,die auf einen Forensikplatz warten.
Ich habe das erlebt,die Station wurde ein Hochsicherheitstrakt,aber nur "theoretisch",
praktisch wurden gerade wir Frauen völlig schutzlos den Übergriffen ausgeliefert.
Ich bin nachts im Bett überfallen worden.

Das hatte keine Konsequenzen,ich solle bitte Verständnis für diesen Kranken haben.
Ich habe keine Nacht mehr geschlafen,konnte aber auch nicht verlegt werden.

Wenn das jetzt zu schwierig ist,bitte ich um Rückmeldung,dann kann es gelöscht werden.
anna54
flocke
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von flocke »

Hallo Anna,

dann bin ich ja beruhigt, dachte schon ich hätte was nicht bemerkt was ich leichtfertig geschrieben habe.

Im Feedbackteil hatte ich ja im Grunde sogar Partei für diejenigen ergriffen die schlechte Erfahrungen gemacht haben.

Mir ist einfach wichtig, dass Mehrbettzimmer, oder altes Interieur eben nicht menschenunwürdig sind und schon garkein Indikator dafür wie gut, oder schlecht eine Klinik ist.

Deine wirklich sehr schlechten Erfahrungen möchte ich dir nicht nehmen oder sie irgendwie klein reden. Sie brauchen ihren Platz.

Liebe Grüße,
Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
lucya
Beiträge: 1536
Registriert: 4. Aug 2010, 11:39

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von lucya »

Hallo,
Es ist wirklich schlimm, was alles geschehen kann und ich bin so froh, dass ich diese Erfahrungen nicht machen musste. Einmal hat meine Bezugsschwester mich gefragt, ob ich nicht auf der geschlossenen Station besser untergebracht wäre, eine super Schwester. Ich habe ihr dann ganz doll versprochen keinen Unsinn zu machen. Und ich bin heilfroh, dass sie mir geglaubt hat! Sie hat das andere Personal unterrichtet und die haben sehr liebevoll verstärkt nach mir geschaut!
Die lucya

_________________________________________

Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es schwierig!
Anne Blume
Moderator
Beiträge: 1698
Registriert: 7. Dez 2006, 13:25

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von Anne Blume »

liebe Forianer,
ein Schloss gibt es zwar nicht, gemischte Gefühle hab ich trotzdem. Ich finde den Thread schwierig, weil es ein Sammelsurium aus Krankengeschichten verschiedener Diagnosen, Klinikberichten und Schilderungen, die am besten in die Abteilung Qualitätsmanagement einer Klinik aufgehoben sind. Schwierig finde ich auch die Vermischung von Berichten von Akutstationen und Therapien.
Vielleicht halten sich ja positive und negative Berichte die Waage...
Es klang ja zwischendurch immer mal schon an, wenn es um eine akute Krise geht, ist 5* Hotelstandard im Krankenzimmer nicht erstrangig.
Ich möchte Sie bitten, bei Ihren Berichten sachlich zu bleiben und neu erkrankte Patienten nicht zu verunsichern.

Viele Grüße
Anne Blume
Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von Lerana »

Hallo Ihr! Liebe Anna,

ich möchte noch einmal betonen, dass ich wirklich nicht finde, dass der Thread ein Schloss bekommen sollte und auch haben alle, die schlimme Erfahrungen in der Psychiatrie gemacht haben, ein Recht darauf, über diese zu sprechen und mein Mitgefühl!! Insebesondere nachdem ich gerade deinen Bericht gelesen habe Anna!

Mir ging es darum noch einmal jusis Idee zu unterstützen, postive Beispiele zu posten, um anderen keine Angst zu machen.

Eigentlich muss ich mich hier raushalten und werde das ab jetzt auch unbedingt tun, denn ich habe schlicht keine Ahnung und keine Klinikerfahrung! Jedoch gerade ich als Unerfahrene wollte betonen, dass diese Berichte sehr abschreckend wirken.
In diesem Zusammenhang: Danke Salvatore!

Übrigens finde ich super, wenn du (Anna) dich bei der Klinik etc. beschwert hast, denn natürlich finde ich, dass Übergriffe, wie auch immer eine Station ausgelegt etc. ist, nicht vorkommen dürfen!

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von triste »

Liebe Frau Blume,

falls mein Beitrag zu Ihren "gemischten Gefühlen" geführt hat, dann möchte ich noch etwas dazu sagen.
Alles, was ich geschildert habe, hat sich so zugetragen. Ich empfand die Station, auf der ich wegen Suizidalität wegen einer unipolaren Depression gelandet bin, als völlig ungeeignet, um einen Menschen, der nicht mehr leben will, aufzufangen.

Aber es war nunmal so und ich habe dort ein Vierteljahr zugebracht und es hat mir trotz allem geholfen. Das System, das einen solchen Ort für verwirrte und aus dem Leben Geschleuderte zulässt, das kritisiere ich allerdings!

Ich fände es sehr schade, wenn man in diesem Forum Missstände nicht mehr offen aussprechen könnte. Es ist eine Sache, Berichte über Selbstverletzung zu sperren - eine andere, Kritik an Psychiatrien oder Medikamenten zu verbieten. Ich habe einiges an Wissen und Erfahrungen über die Depression gesammelt und auch viele Gespräche mit Betroffenen geführt, unter anderem auch über die Qualität von Behandlungen in Psychiatrien. Ich glaube, Sie wissen, dass es auch dort - natürlich- schwarze Schafe gibt, so wie überall. Ich habe leider ein besonders schwarzes getroffen - in Form der Klinik, in der ich war.
Und doch bin ich eine unbedingte Verfechterin dessen, dass ein Depressiver, der nicht mehr weiter weiß, unbedingt eine Klinik aufsuchen soll. Auch ich täte es, würde ich erneut an diesen Punkt kommen.

Ein guter Ratschlag wäre vielleicht, sich in "guten Zeiten" zu erkundigen, welche Klinik gut ist und welche weniger gut, um dann in Notsituationen gerüstet zu sein.

Abschliessend etwas zu denen, die sich hier mal wieder über negative Schilderungen mokieren:
Es gibt nunmal beschissene Situationen und suboptimale Behandlungen und schmutzige Klos und psychotische Mitpatientinnen. So ist das Leben und wenn es einem dreckig geht, ist man trotzdem froh, dass sich jemand um einen kümmert, auch wenn es kein Einbettzimmer mit empathischen Ärzten und fürsorglichen Schwestern ist.
Man kann nicht alle schlechten Erfahrungen schönreden oder verschweigen - sie sind so gemacht worden, nicht nur von mir, und ebenso wie gute Erfahrungen gibt es sie nunmal.
Übrigens habe ich mir den link aus dem ersten Posting dieses threads einmal angesehen und festgestellt, dass das Gemecker über Stationen fachgebietsübergreifend ist.

Man kann als Patient -leider auch in einer lebensbedrohlichen Situation- nicht einfach darauf vertrauen, dass man in jeder Klinik gut aufgehoben ist. Man muss sich selbst kümmern, so wie man sich einen guten Arzt und einen guten Therapeuten suchen muss.

Leider ist das, wenn man wie ich damals wegen Suizidalität über die Notaufnahme in die Psychiatrie kommt, nicht möglich.
Heute bin ich schlauer, aber die Frage, warum lebensmüde Menschen überhaupt mit akut psychotischen und völlig durchgeknallten Patienten zusammengelegt werden, in einem reichen Land wie dem unseren, die muss doch erlaubt sein?
Last but not least: so eine Klinik, wie ich sie erlebt habe, gibt es heute ganz sicher nicht mehr...

Beste Grüße -
und nochmals an alle Zauderer: recherchiert, welche Klinik gut bewertet wird und macht Euch ansonsten nicht so viele Sorgen!
Virginia
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von anna54 »

Danke Frau Blume,für ihre klaren Worte.
Ich habe auch Bauchschmerzen,dass wir zu viel hier durcheinander werfen.
Aber bitte,an wen solchen sich Patienten wenden,ich habe keine passende Stelle gefunden.
Ich kenne von ganz wenigen Berichten,dass Patienten in einem Nachgespräch Probleme offen ansprechen dürfen.
Alle Maßnahmen haben ihren Ursprung und auch vielleicht eine therapeutische Notwendigkeit.
Aber warum spricht man das nicht offen an,zu einem Zeitpunkt,wo es für beide Seiten gut möglich ist.
Ich bin aus allen Wolken gefallen ,als man mich nach Jahren ,so nebenbei in der Ambulanz, nach meinem Behandlungsvertrag gefragt hat.
Ich hatte keinen,hätte aber längst einen haben müssen!!!
Wir sollten hier nicht nur Schreckensberichte sammeln,aber bitte,wo ist eine ehrliche Augenhöhe,ich würde meine schlechten Erfahrungen lieber anderswo anbringen,aber wo ist die richtige Stelle?

Nochmal ganz deutlich,wir schreiben hier über Akutstationen.Jede Aufnahme auf eine andere Fachstation betrifft das nicht.
Daher ist es so wichtig,früh genug den Weg in die Klinik zu gehen,dann werde ich die Wartezeit auf einen freien Platz,besser ertragen können.
Und ich finde ganz wichtig auch anzusprechen,welche Bedenken und Vorbehalte man hat,so lange der aufnehmende Arzt verbindliche Absprachen trifft,wird das auch eingehalten.
Ich habe auch Ärzte getroffen,die kritische Patienten sehr schätzten.
Danke,liebe Frau Blume,für ihre Geduld mit uns!
anna54

,
Meggi

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von Meggi »

@ann54,
>Nochmal ganz deutlich,wir schreiben hier über Akutstationen.Jede Aufnahme auf eine andere Fachstation betrifft das nicht.<

mag sein das es auf Akutstationen krasser ist, mein Mann jedoch war reichliche Wochen auf Normalstation und anschließend Tagesklinik und berichtete mir fast "eins zu eins" dasselbe wie es im Eingangspost von "lutetia1959" und den Berichten aus/über "Erlabrunn" dargestellt wird.

Die Arroganz der Ärztin seiner Tagesklink und des Pflegepersonal´s durfte ich bei einen Angehörigen-Gespräch auch kennenlernen, weil man ganz offensichtlich sich nicht wirklich für das Zusammenspiel Erkrankter/Angehöriger/Behandler interresiert.

Schließlich wurde "Mein" Patient nach seiner fast ein halbes Jahr dauerende Odysee durch diese Einrichtungen genauso krank um nicht zu sagen kränker entlassen, als er aufgenommen wurde.

Grüße
Meggi
flocke
Beiträge: 3603
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von flocke »

Meggi, normalerweise ist "Normalstation" und Akutstation das gleiche. Oder war er auf einer Station speziell für Menschen mit Depressionen?

In der Klinik in der ich war, war es damals so: Es gab eine geschlossene, eine gerontopsychiatrische, drei Akutstationen und eine "Psychotherapiestation"

Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
no name
Beiträge: 425
Registriert: 29. Okt 2008, 11:09

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von no name »

Hallo zusammen,

ich muss Frau Blume in einem wesentlichen Punkt „dem sachlich bleiben“ recht geben.
Zu differenzieren zwischen den Krankheitsbildern und vor allen Dingen zwischen den einzelnen Stationen, bzw. Richtung der Kliniken.
Auch finde ich es mehr als notwendig sich wegen Mißständen, so wie sie hier berichtet werden und sicher auch erlebt wurden, an das Quaitätsmanagement der jeweiligen Klinik zu wenden. Je mehr Betroffene dies tun, um so eher die Aussicht auf Verbesserung.
Zu bedenken finde ich aber auch, dass solche Schritte in der Regel erst dann möglich sind, wenn man sich stabil genug dafür fühlt, d. h. so wie ich es erlebt habe, können Wochen und Monate vergehen, bis man dazu in der Lage ist.
Ich für meinen Teil habe sowohl Positives, als auch Negatives erlebt, egal, ob es sich um eine psychiatrische oder psychosomatische Klinik oder um eine andere Fachklinik handelt.

Vieles hat mich z. B. auf der geschützen Station sehr erschreckt, geekelt und habe ich als sehr belastend empfunden.
Aber zu diesem Zeitpunkt hat diese Station mir den Schutzraum geboten, den ich in dieser Phase gebraucht habe, den Schutz vor mir selbst und für mein Leben!
Was aber nicht bedeuten soll, dass ich alles für Gut heiße und das nicht das eine oder andere wesentlich verbesserungswürdig ist und ja, manche Dinge einfach nicht passieren dürfen.

Ich halte es trotzdem für einen wesentlichen Fehler und für gefährlich zu sagen, „jetzt habe ich das ganze Gott sei Dank hinter mir, in diese Klinik gehe ich nicht mehr, bzw. lehne ich generell jede psychiatrische oder auch andere Klinik ab“.

Besser wäre es wie gesagt, sich für positive Veränderungen zu engagieren und stark zu machen (Qualitätsmanagement, beschweren, Öffentlichkeit etc.).
Und schließlich finde ich gilt dies für viele Bereiche im Leben.
Zu sagen, wenn mir etwas nicht passt „ach, da kann ich ja eh nichts dran ändern“ oder sich darauf zu verlassen, dass sich sicher andere engagieren, dann wird sich wirklich nie was ändern.
Denn wenn ich gar nichts tue, dann ist die Chance gleich null, dass sich etwas in die richtige Richtung bewegt, bzw. überhaupt bewegt!

So, nun wünsche ich euch und vielleicht ist dieses sich stark machen und engagieren im Leben ja für jeden einzelnen unter uns und für viele andere mal nachdenkenswert und das nicht nur zum Jahreswechsel!

Viele Grüße

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anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von anna54 »

Guten Morgen ihr Lieben
Der Zugang zur richtigen Station einer Klinik ist das Problem.
Ich habe nach besseren,verlässlicheren Wegen jahrelang gesucht.
Eine neue Klinik in meiner Nähe habe ich mir angesehen,ein Arztgespräch geführt,ordentlich mit Anmeldung.
Das war in einer Zeit,als es mir gut ging,ich war mutig genug,das zu tun. Eher ist es bei mir so,dass ich dann nichts davon hören und sehen will.
Dann hatte ich auch noch Glück,diese kleine feine Klinik macht "Kunstausstellungen",so hatte ich noch die Möglichkeit eine sehr nette Mitarbeiterin zu treffen,die mir viel Mut gemacht hat.

Sicher würde ich im Notfall diese Klinik ansteuern,aber das lässt sich nicht planen.
Ein Notfall ist unplanmäßig.
Die drei Stationen waren offen und doch geschlossen,jeder Patient hatte seine Freiheiten.
Im Ganzen kam mir die Klinik sehr wie ein Schonraum vor,wie eine kleine Rehaklinik.
Daher werden sie keine schweren Fälle behandeln,sie werden keine "Problemfälle" aufnehmen.
Daher waren die Patienten,die ich dort auch besucht habe,sehr zufrieden.
Nach so vielen "Fehlschlägen" habe ich bei mir die ambulante Behandlung ausgebaut.
Das kann gut gehen,aber trägt wieder das Risiko der Notfalleinweisung.
Im Notfall brauche ich erst mal "verordnete" Ruhe,schlafen,mein Bett,mein Zimmer. Tür zu.
Ich schlafe,bis es nicht mehr geht,dann mühevoll krieche ich wieder ins Leben.
Das ist allein sehr schwer,aber mein Weg.

Meine Familie muss mich dann in Ruhe lassen,ich bin dann völlig schutzlos,ein schräges Wort bricht alles auseinander.
Und da hinein kann ich mich dann steigern,das ist der Notfall,der Handlungsbedarf,das Wegbrechen aller Notfallpläne.
Das alles kann ich nur in guten Zeiten besprechen,daher stelle ich mich immer bei den Ärzten vor,bevor wieder ein Einbruch kommt.
Dann werde ich immer falsch eingeschätzt,ich wirke selbstsicher,kompetent und sehr handlungsfähig.
Zwei Jahre hat mich eine neue Ärztin behandelt,bis sie mich "krank",sah,da war sie über alle Maßen erschrocken,wir haben trotzdem die ambulante Behandlung doch zusammen geschafft.

Ein Regeltermin im Monat,mehr schafft die Praxis nicht,im Notfall kurze Gespräche,auch per Telefon,aber---mit unendlicher Wartezeit,die kann ich dann nicht aushalten,so dreht sich das Rad wieder,ein Teufelskreis.
Ich bin für Hausbesuche.
Was schreibe ich da???
Es kommt jemand zu mir,der sich auskennt,der mich wahrnimmt,der sich überzeugt,was läuft bei mir ab.
Der mich fragt,hast du deine Medikamente,hat du Wasser,kannst du noch essen,braucht du Hilfe,kannst du schon wieder duschen.
Hast du passende Kleidung,soll ich für dich einkaufen,jemanden anrufen,vermitteln,wichtige Dinge regeln.
Eine Nummer,die ich immer anrufen kann.
Ein Weglaufhaus,wenn meine Angehörigen mich nicht mehr ertragen.
Ich stehe wieder auf,immer,wirklich immer,bin erschrocken,wie schnell ich tausend Meter gefallen bin. Sekunden entscheiden.
Bei uns werden gerade sieben Kirchen zusammengelegt,alles in einem "Vorstand".
Ich habe mir das angetan,den Hochglanzflyer ernst genommen,Seelsorge,offene Türen.

Ich muss erst tot sein,dann greift das System. Vorher soll ich zu Caritas gehen,zu wem? Nicht mal das wissen sie.
Kein Ansprechpartner, kein Notfallseelsorger,bitte erst im Todesfall.

Das ist jetzt ganz bitter,aber es war die Antwort.
Ich werde das hinterfragen,ich werde sie in Frage stellen,an diesem Tag,an dem sie Sonne scheint,ich lebe,einfach leben.
Ich bin gut im Fragen stellen,sie erkennen mich nicht,so gut tarnt graues Haar.
Ich möchte heute auch einfach Danke sagen,ich sitze wieder in meiner Küche,alle sind im Stall,meine Suppe braucht noch Zeit.
Alle guten Wünsche
anna54
flocke
Beiträge: 3603
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von flocke »

Hallo Anna, das was du dir wünscht gibt es in anderen Ländern wirklich. Bisher habe ich da aber mehr oder weniger nur bei der Behandlung von Psychosen etwas gefunden. Sehr interessant und es scheint sehr erfolgreich zu funktionieren.

Schau mal unter den Begriffen "Need adapted Treatment" oder auch "Home Treatment"

Letzteres gibt es vereinzelt auch in Deutschland...

Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Meggi

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von Meggi »

@no name,
>Auch finde ich es mehr als notwendig sich wegen Mißständen, so wie sie hier berichtet werden und sicher auch erlebt wurden, an das Quaitätsmanagement der jeweiligen Klinik zu wenden.<

sofern die Klinik überhaupt ein solches hat, läuft der Beschwerdeführer Gefahr, genauso von oben herab behandelt zu werden wie er zuvor als Patient behandelt wurde.
Das dies sich ein Mensch der ohnehin am seidenen Faden hängt nicht antut, ist durchweg verständlich.
Mein Mann und ich haben demendsprechne Beschwerdebriefe an die Klinik, Krankenkasse und auch an einen Behandler geschieben, teils wurde deren Eingang bestätigt, jedoch "alle" blieben unbeantwortet und folglich ohne Konsequenz.

Grüße
Meggi
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