Der Magen

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Wolke84
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Der Magen

Beitrag von Wolke84 »

Hallo zusammen,

denke schon länger darüber nach, Euch mal diese Frage zu stellen:

Habt Ihr durch die Depression auch Magenprobleme? Ich merke gerade heute wieder, dass immer, wenn ich in eine depressive Phase falle, ziemliche Probleme mit dem Magen habe. Mir ist sooo übel, egal ob ich esse oder eben auch nicht. Es ist wirklich zum weglaufen...

Vielleicht hat es mit der Stimmung nichts zu tun, aber mein Neurologe meinte letztens, dass es nicht ungewöhnlich ist...

Kennt das jemand von Euch?
Salvatore
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Re: Der Magen

Beitrag von Salvatore »

Hallo Wolke,

ich war, bevor die Depression bei mir diagnostiziert wurde, einige Male beim Internisten, weil ich alle Symptome einer Magenschleimhautentzündung hatte. Bei einer Magenspiegelung konnte aber nichts festgestellt werden und irgendwann hat der Arzt mir unmissverständlich klar gemacht, dass er nichts für mich tun könne.
Will heißen: oh ja, ich kenne das sehr gut. Ca ein halbes Jahr lang musste ich mich jeden Morgen übergeben (und ich war nicht schwanger ) und hatte arg Schwierigkeiten, mein Gewicht zu halten. Appetitlosigkeit hat mich bis dahin schon lange begleitet.

Als dann diverse Belastungen von mir abfielen, war es damit schlagartig vorbei. Ich habe/hatte auch noch andere psychosomatische Beschwerden, z.B. Kopfschmerzen und heftige Migräneanfälle, Neurodermitis, Durchfall, Übelkeit...

Ich hätte niemals geglaubt, dass die Psyche einen so starken Einfluss auf meinen Körper haben könnte - ich habe mich jahrelang gequält und mich schon wie ein Hypochonder gefühlt, weil nie einer was finden konnte. Natürlich sind die Symptome nicht für immer und ganz verschwunden, aber seit ich in Therapie bin, geht es mir körperlich wesentlich besser.

Ich glaube, die wenigsten mit psychischen Problemen haben überhaupt keine psychosomatischen Beschwerden. Ist also alles andere als unnormal.

Lg, Salvatore
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Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Wolke84
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Re: Der Magen

Beitrag von Wolke84 »

Hallo Salvatore,

ich danke Dir für Deine Antwort, das beruhigt mich!!!

Mir geht es genauso! Erst einmal hab ich wirklich kaum Hunger bzw. Appetit. Zum Teil traue ich mich schon gar nicht mehr zu essen, weil mir danach wirklich speiübel ist Und oft bleibt das Essen auch nicht drin...

Ich habe lange nicht darauf geachtet, ob das mit meiner Stimmung zu tun hat, aber diesmal fällt es mir doch auf. Ich versorge mich im Moment mit MCP, Pantopracol und nem Magentee und hoffe, dass es bis zu den Feiertagen besser ist, das Essen möchte ich doch dann ungern unangetastet lassen...

Ansonsten stimme ich mit dir überein, was Migräne angeht...Das hab ich aber - zum Glück - eher seltener...Und meine Haut sieht unmöglich aus in Zeiten wie der jetzigen

Ich denke mir auch ganz oft, dass es fast unglaublich ist, was die Psyche für eine Wirkung hat!!

Viele liebe Grüße an dich!
BunteWolke
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Re: Der Magen

Beitrag von BunteWolke »

Ich bin ein Beispiel für Magenschmerzen und Übelkeit als Symtome... Ein Jahr dauerte es, bis ich die Diagnose Psychosomatisch akzeptiert habe. Hätte ich es früher getan, hätte ich mir einiges erspart! Ich habe zwei Magenspiegelungen, etliche Blutabnahmen, Ultraschall eine Schilddrüsen-OP und 9 kg Gewichtsverlust hinter mir, bis gar nichts mehr ging und ich fast 3 Monate in einer psychosomatischen Klinik war. Nach und nach kamen noch andere Beschwerden hinzu. Aber angefangen hat es so und sich wie ein roter Faden durch die Monate gezogen.

Heute ist der Magen für mich mein Warnsignal. Wenn es ziept, das Essen schwer fällt, dann merke ich, dass etwas nicht stimmt. Er ist nicht mehr mein "Feind". Dann denke ich nach, überlege, was läuft gerade nicht gut, stelle ich mal wieder die Anforderungen an mich zu hoch, welche Ängste und negativen Gedanken schlummern in meinem Unterbewusstsein.

Die Angst, dass es so schlimm wird, dass ich wieder überhaupt nichts essen kann, ist nach wie vor sehr groß. Aber gerade das ist der Grund, dass ich höllisch auspasse, nicht wieder in diesen Funktionieren-Modus zu verfallen und gut für mich zu sorgen.

Alles Gute!
~ Wer heute den Kopf in den Sand steckt, wird morgen mit den Zähnen knirschen ~
Wolke84
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Registriert: 20. Nov 2012, 18:46

Re: Der Magen

Beitrag von Wolke84 »

Hallo BunteWolke,

Danke auch an Dich für Deine Antwort!

Ich habe bis jetzt nur die Blutentnahme hinter mir, weil ich vor der Magenspiegelung totale Panik habe und ich auch einfach nicht daran glaube, dass da wirklich etwas "kaputt" ist.

Zur Gewichtsabnahme kann ich Folgendes sagen: Ich habe in den letzten Monaten 13 Kilo verloren. Was stressbedingt passiert ist, zudem habe ich meine Tabletten abgesetzt und ja, ich esse halt nicht mehr viel, aus Angst vor der Übelkeit uns Sonstigem...

Ich finde das sehr passend, was Du sagst...Warnsignal...Die letzten Tage habe ich mir eigentlich zu viel zugemutet, war total gereizt, gestresst...Für "gesunde" Menschen wäre das nicht viel, für mich schon. Und jetzt habe ich die Quittung bekommen...Im Moment versuche ich jedem Stress aus dem Weg zu gehen, weil ich weiß, es wird nicht besser, wenn ich mich noch mehr Stress aussetze!

Ich hoffe, dass es bei Dir weiterhin gut läuft und Du Dir frühzeitig Ruhe gönnst, bevor der Magen wieder Probleme bereitet.

Viele liebe Grüße auch an Dich!
ghm
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Re: Der Magen

Beitrag von ghm »

Hallo Wolke,

der Magen ist ein Spiegel des Seele heißt es.

Mein Magen lässt sich oft, wenn ich mich allein / verlassen fühle, nicht füllen.

Das ging schon so weit, dass ich immer weiter essen musste, obwohl ich schon bei jedem Schlucken Schmerzen hatte weil der Magen übervoll war, aber meine Gefühle immer noch "leer" "schrieen".

Könnten wir nicht mal "Magengefühle" tauschen? Eine Zeitlang zu "kleinen" Magen könnte ich gut brauchen.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Wolke84
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Re: Der Magen

Beitrag von Wolke84 »

Hallo Gregor,

ich musste grad ein wenig schmunzeln, wegen "Magen-Tausch" Das wäre wirklich eine tolle Sache

Aber das was Du beschreibst ist natürlich auch total "unschön" Das kenn ich so nicht... Aber mit dem Gefühl von allein sein und sich leer fühlen doch in Verbindung zu bringen...

Ich sitze jetzt hier nicht mit nem leckeren Kaffee, sondern mit nem Tee und werde todesmutig gleich mal versuchen ein Brot zu essen...Wobei ich schon jetzt ein wenig Angst habe, gleich wieder mit Übelkeit auf meiner Couch zu liegen. Ich werde vorher meine Tabletten und Tropfen nehmen, vielleicht hilft das...

Viele liebe Grüße!
Haferblues
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Re: Der Magen

Beitrag von Haferblues »

Hallo Magenkranke,

früher hatte ich auch mal solche Symptome. Richtige Magenkrämpfe. Zum Glück derzeit nicht. Dafür habe ich dauernd Appetit, was der Linie nicht so gut tut.

Was mir bei Magenkrämpfen und Übelkeit immer geholfen hat (wenigstens kurzfristig), ist ein altes Hausmittel von meiner Oma:

eine Tasse heißes Wasser, so heiß wie möglich in gaaaaanz kleinen Schlucken getrunken.

Das löst die Verkrampfung. Kann oft wiederholt werden, da keine Nebenwirkung. Mir hilft das besser als Medikamente.

viele Grüße und gute Besserung
R.
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
BunteWolke
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Re: Der Magen

Beitrag von BunteWolke »

Hallo Wolke,

Danke für die lieben Wünsche!
Ergänzend möchte ich dir noch ein bisschen erklären, was ich in der Therapie herausgearbeitet habe, was mir auf den Magen geschlagen hat. Gleich zu Beginn in der Klinik sagte die Therapeutin zu mir: Irgendetwas in ihrem Leben ist Ihnen auf den Magen geschlagen und das gilt es herauszufinden.
Ich habe sehr viel herausgefunden! Bei mir war es Verlustangst, die Suche nach Anerkennung, meinen Drang nach dem Perfektionismus. All diese Punkte gehen in die Kindheit zurück. Erlebnisse und Erziehung meiner Mutter. Ich dachte viele Jahre, ich bin nur etwas wert, wenn ich viel leiste. Ich habe praktisch außer in den Schlafenszeiten nur gewerkelt, hatte einen wahnsinnigen Stress ohne Freizeit und Unternehmungen nur für mich.
In der Klinik hatte ich dann keinen körperlichen Stress, aber sehr viel psychischen. Sich mit sich selbst beschäftigen, alles aufarbeiten, jeden Stein umdrehen, sehr traurige Erkenntnisse. Da kamen in der 7. Woche die Magenprobleme in einer sehr schlimmen Form zurück, bis es aufwärts ging. Zudem war ich so leer, ich habe keine Gefühle mehr verspürt. Mir hat ein Gefühlsprotokoll sehr geholfen. Was ist passiert, wie habe ich mich dabei gefühlt, welche Beschwerden hatte ich dabei, wie bin ich damit umgegangen.

Die Angst vor dem Essen kenne ich so gut! Oft danach schreckliche Magenschmerzen. Aber ich hatte auch Zeiten, da schmerzte der Magen, wenn ich nichts gegessen habe. Übrigens habe ich alle Medikamente ausprobiert, die es gibt. Bedingt geholfen hatte ein Magensäurehemmer. Am Anfang 20 mg, zum Ende 40 mg. Sobald ich das Medikament absetzte, kamen die Schmerzen zurück. Der extreme Gewichtsverlust kostete mich viel Kraft. Am Ende hatte ich noch 51 kg bei 1,68 m Körpergröße. Als ich in der Klinik ankam, dachten viele, ich sei wegen Essstörungen dort, dabei esse ich gerne, wenn ich kann.

Besser ging es mir, als ich die Magenschmerzen angenommen habe. Mir gesagt habe, ob ich jetzt verzweifelt darüber bin, oder nicht, sie sind da. Ich habe keinen Einfluss darauf. Bei der Übelkeit war das schwieriger. Die hat mir das Lächeln wirklich schwer gemacht.

Letztendlich wurde es erst besser, als ich meine Geschichte erkannt habe, nicht mehr die Vergangenheit traurig betrachtete und für mein heutiges Leben verantwortlich gemacht habe. Nach vorne geschaut habe. Mir gesagt habe, was war, kann ich nicht ändern, aber was kommt, kann ich beeinflussen. Ich versuche die kleinen Dinge zu sehen, die mich glücklich machen. Und die Ereignisse, die mich nach unten ziehen, zu reduzieren. Den Menschen um mich herum deutlich machen, das will ich und das nicht. Ob euch das jetzt passt, oder nicht. Ich bin wichtig!

Ich wünsche dir beschwerdefreie Feiertage!
~ Wer heute den Kopf in den Sand steckt, wird morgen mit den Zähnen knirschen ~
lae
Beiträge: 188
Registriert: 14. Feb 2012, 12:37

Re: Der Magen

Beitrag von lae »

Hallo wolke,
auch ich bin eine von jenen,die wegen der Depression große Schwierigkeiten mit Magen und Verdauung haben. Vor fast 20 Jahren habe ich durch Selbstversuch mit trial und error herausgefunden was mir bekommt und was nicht. Diese "Diät wende ich seitdem an. Einige Jahre später las ich zufällig einen Artikel mit Ernährungsipps für Patienten, denen aus medizinischer Indikation der ganze Magen oder ein Teil davon entfernt werden musste. Die Überraschung: die Tipps stimmten mit meiner "Diät" vollkommen überein.

Neben Medikamenten, dem umsichtigen Umgang mit körperlichen und psychischen Belastungen und einem stabilen sozialen Umfeld ist meine "Diät" der vierte Stabilisator für einen guten Umgang mit der Krankheit.

Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch!
laetitia
MP
Beiträge: 24
Registriert: 9. Mär 2004, 07:07

Re: Der Magen

Beitrag von MP »

Liebe Laetitia,

hättest Du Lust und Zeit, Deine "Diät" kurz zu beschreiben?
Ich bin die tägliche Einnahme der Magensäurehemmer nach
vielen Jahren langsam "satt" und würde mich über einen
Ernährungstip sehr freuen.

Vielen Dank!

Paul
lae
Beiträge: 188
Registriert: 14. Feb 2012, 12:37

Re: Der Magen

Beitrag von lae »

Hallo Paul,
aus "Ernährung für Menschen ohne Magen" von Dr. Karin Uphoff (ca. 1999)

1. Viele kleine Mahlzeiten; nicht hungern
2. Relativ energie-, eiweiß- und ballaststoffreiche Kost.
3. Wenig einfache Kohlenhydrate (Zucker) oder Zuckeraustauschstoffe
4.Das Trinken gut verteilen; nicht zum Essen trinken
5. Wenig Alkohol und stark kohlensäurehaltige Getränke
6. Milchprodukte nur in kleinen Mengen
7. Keine blähenden Speisen
8. Alle Extreme meiden (fett, süß, stark gewürzt, kalt, heiß)
9. Wenn möglich: nach dem Essen liegen

Die Verträglichkeit muss individuell getestet werden."

10. Von mir: wenig Kaffee und Tee; keine Bonbons oder Kaugummi

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen.

LG laetitia
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