Was diskriminiert?

jep

Was diskriminiert?

Beitrag von jep »

Hallo,

Mich beschäftigt gerade ein Thema: ich habe oft das Gefühl, das Depression eine Krankheit ist, bei der öfter mal diskriminierende Reaktionen kommen- weshalb ich inzwischen nicht mehr so offen damit umgehe, wie ich das eigentlich wollte.

Es würde mich interessieren, welche Reaktionen eurer Umgebung (Familie, Freunde Bekannte, Kollegen)auf euer Krankheitbild "Depression" ihr als besonders diskriminierend empfindet.

Ich mache mal den Anfang:

" Jetzt reiß dich halt mal zusammen, anderen geht es WIRKLICH schlecht!"

???

annette fee
DYS-
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Re: Was diskriminiert?

Beitrag von DYS- »

Für mich ist das Schlimmste einfach ignoriert zu werden. Keine Informationen mehr zu bekommen.

Behandelt zu werden als sei man geistig behindert.

Aber was soll man denn auch anderes erwarten wenn man leistungsunfähig ist? Da ist man in unserer Gesellschaft nichts mehr wert. So ist es halt und damit versuche ich mich abzufinden.

Das sind MEINE Gefühle und ICH muss lernen damit umzugehen. Das machen die Menschenja nicht um mich zu ärgern.

Gute Nacht dys
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

dass nicht alle auf unserer Seite stehen.
Meggi

Re: Was diskriminiert?

Beitrag von Meggi »

@Dys,
>Für mich ist das Schlimmste einfach ignoriert zu werden. Keine Informationen mehr zu bekommen.<

dies, so meine Erfahrung, kann auch die Folge davon sein, dass wenn man mit einen Erkrankten redet, er nicht wirklich zuhört weil er in seinen "Dauer-Gedankenkreisel" für anderes nicht mehr aufnahmefähig ist bzw.
die "Antenne" abgeschaltet hat.
Was bleibt da dann noch ausser ignorieren, wenn man quasi gegen die Wand redet ?

Grüße
Meggi
jep

Re: Was diskriminiert?

Beitrag von jep »

@meggi:
Ich glaube schon, das das auch frustrierend für Angehörige sein kann, aber:

Interessieren würde mich hier wirklich, was Betroffene als diskriminierend empfinden, Erklärungen dazu sind doch meist komplexer. Und eine Depressive Symptomatik, wie du sie beschreibst, besteht meist nicht auf Dauer, dann könnte das Ignorieren auch mal wieder aufhören...

@dys: ich versuche, mich nicht damit abzufinden, das Leistungsschwächere in unserer Gesellschaft wenig anerkannt werden, auch wenn es leider so ist. Viele kämpfen aktiv dagegen, wie z.B immer mehr "Harz-4-ler". Aber in einer Depression hat keiner Kraft zum kämpfen.

Und ignoriert zu werden, keine Informationen zu bekommen, das ist hart....
wäre für mich ein Thema, um es sofort meiner Therapeutin zu präsentieren.
FrauRossi
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Re: Was diskriminiert?

Beitrag von FrauRossi »

Hallo,

ich weis nicht genau ob das Diskriminierung ist, aber mich stört am meisten dieses:

"ach, was hast du denn schon wieder?"
"wie? Schon wieder krank?"
"du hast ja auch dauern was"

Sätze dieser Art stören mich am meisten und bringen mich bisweilen auch echt runter. Das "dazwischen" sieht kaum jemand.

LG FrauRossi
jep

Re: Was diskriminiert?

Beitrag von jep »

@frau Rossi:

das kommt darauf an, wie eng man den Begriff diskriminierung fasst, für mich sind es genau solche verletzenden gedankenlosigkeiten im Umgang mit anderen, wie du sie beschreibst- da braucht es keine "böse Absicht". Und es heist auch nicht, das wir selbst davon frei sind, aber darüber nachdenken lohnt sich.
Rudi-Reiter
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Re: Was diskriminiert?

Beitrag von Rudi-Reiter »

Als sehr verletzend empfand ich den Ausspruch eines ehemals guten
Bekannten:

Höre auf mit der Psychotherapie. Da wirst Du doch erst recht verrückt
gemacht, die Psychologen haben doch alle selbst einen Knall.


Nun, ich habe mich durch die Therapie natürlich sehr verändert und kam
bald mit meinem alten Freundeskreis nicht mehr so zurecht, besser sie
hatten mit meiner Veränderung ein Problem.

Ich war nicht mehr der liebe gutherzige Trottel bei dem sich jeder
ausweinen konnte, seinen Seelenmüll abladen und befreit wieder gehen
konnte. Ich hatte plötzlich selbst Probleme, davon wollte aber niemand
etwas wissen.

Na ja, ich hab gewaltig ausgesiebt, viele Freunde sind nicht übrig
geblieben.


Was mir so weh getan hat ist dieses diskriminierende Vorurteil gegen die
Therapeuten und ihre Patienten von Menschen, die ihre eigenen Probleme
nicht wahrhaben wollen und deshalb mit dem Mut des 3. Bieres über
Andere herziehen müssen.

Doch mittlerweile stört mich auch die Gewissheit nicht mehr, dass sie sich
jetzt über mich den Mund fusselig reden. Ich bin ein Anderer geworden,
sie interessieren mich kaum mehr.




LG Rudi




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Die Welt und das Leben können schön sein,

wenn ich es wirklich will!
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Was diskriminiert?

Beitrag von otterchen »

Hallo Rudi,

ja, das find ich auch schlimm!

Man merkt es immer dann, wenn es darum geht, dass andere entsprechende Probleme haben... und wenn man denen dann vorsichtig "Therapie" vorschlägt, kommen Reaktionen in der Art wie
"ich bin doch nicht verrückt" -
und das von Menschen, die wissen, dass man selbst in Therapie ist und die angeblich deine Freunde sind.

Ich fürchte, es gibt immer noch viel zu viele Menschen, die eine Psychotherapie mit "Behandlung gegen Geisteskrankheit" gleichsetzen, mit "verrückt sein" und dergleichen.

Menno, es geht um meine PSYCHE, nicht um meinen GEIST.
DENKEN kann ich noch, und zwar sehr gut! Sonst würde ich keine KOGNITIVE Verhaltenstherapie machen können!
(Versalien nicht für Euch Depris in Behandlung, sondern für die, die es immer noch nicht kapieren )

Auch Winston Churchill war depressiv; würde jemand über ihn sagen, er sei verrückt gewesen??
http://tinyurl.com/as5kh76
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Was diskriminiert?

Beitrag von ndskp01 »

Ein wohlmeinender Satz, der mich irritiert hat, war:

"Therapie? Das brauchen Sie doch nicht."


puk
luzy
Beiträge: 50
Registriert: 23. Jul 2012, 17:02

Re: Was diskriminiert?

Beitrag von luzy »

Der Chefarzt einer Psychoklinik in der ich war, sagte in der Gruppentherapie bei einem Vortrag folgendes zu uns:
" Sie haben sich ihre Erkrankung alle selbst ausgesucht, sie müssen nicht depressiv sein! Ändern sie ihre Gedanken, dann geht`s ihnen wieder gut! Die Macht der Gedanken, das ist alles! Denken sie positiv und alles wird gut! Es gibt Menschen, die haben keine Beine mehr und sind sooo viel schlimmer dran!!! Es gibt Menschen, die können nicht sprechen...und und und....! "
Ja so ein Witzbold aber auch. Und genau das hab ich ihm auch gesagt! Wenn das nämlich so einfach wäre mit den positiven Gedanken, dann wären alle Psychokliniken leer und die Therapeuten könnten ihre Praxen schließen....mei, da gäb`s aber viele Arbeitslose auf einen Schlag......
Ganz ehrlich, i hab mich derart über diesen Typen geärgert und finde sein Geplänkel einfach nur lächerlich und diskriminierend!
Auch solche Sätze wie " reiß dich mal zusammen " find ich einfach herablassend und endwürdigend und sowas kann wirklich nur jemand sagen, der nicht weiß, wie es sich anfühlt in einer Depression zu stecken!
Luzy
Merida
Beiträge: 345
Registriert: 2. Sep 2012, 18:43

Re: Was diskriminiert?

Beitrag von Merida »

Ich glaube ich diskriminier mich selbst, ich denke so oft, das ich mich einfach nur zusammen reißen müsste, damit es mir besser geht und ich werde auch sauer auf mich, wenn das nicht funktioniert.

Liebe Grüße
Merida
Winterkind
Beiträge: 27
Registriert: 14. Sep 2010, 10:43

Re: Was diskriminiert?

Beitrag von Winterkind »

Sehr verletzt hat mich die Äußerung einer Freundin, die sagte, dass sie keinen Respekt vor Menschen mit niedrigem Selbstwertgefühl habe. Und genau das Selbstwertgefühl geht mir ja u. a. in der Depression verloren. Da habe ich mich dann gefragt, was sie wohl wirklich über mich denkt und von mir hält.

Eine Äußerung aus dem Familienkreis, die ich als diskriminierend empfunden habe, war, dass ich nicht so in Selbstmitleid versinken solle, dass es Menschen gebe, die noch viel Schlimmeres durchgemacht haben, dass ich die Dinge nicht überdramatisieren solle.

Das Diskriminierendste, was ich je erlebt habe, war die Äußerung des stellvertretenden Chefarztes einer psychosomatischen Klinik, der mich allen Ernstes fragte, ob ich wüsste, was meine bisherige Behandlung bereits gekostet habe. Dass es mir nicht mehr möglich sei, diese Kosten Zeit meines Lebens wieder einzuzahlen. Und wie ich mich dabei fühlen würde. Da war ich sprachlos.

LG Winterkind
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- Was ich bin, wäre unerträglich, könnte ich mich nicht erinnern, was ich war. - (Fernando Pessoa)
lucya
Beiträge: 1536
Registriert: 4. Aug 2010, 11:39

Re: Was diskriminiert?

Beitrag von lucya »

Hallo!
Am schlimmsten fand ich folgendes!

Ich ging mit Notweisung in die Klinik und die aufnehmende Ärztin sagte zu mir ich soll vielleicht wieder nach Hause fahren, weil am WE wirklich kranke Menschen kämen!

Ich war schon Monate angemeldet und war echt am Ende, zeig das eben nach aussen nicht So...keine tränen und so?..


Ich habe mich nicht abwimmeln lassen und war 11 Wochen dort. Ärzte undPsychologin sagten beim nächsten Mal soll ich früher kommen....

Das war echt eine blöde Kuh!
Die lucya

_________________________________________

Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es schwierig!
blueray

Re: Was diskriminiert?

Beitrag von blueray »

Diskriminierend finde ich das Gerede einer Kollegin wenn sie "drauf" ist, sie "bellt" dann immer in die Runde "Ich mache jetzt auch mal einen auf Psycho und lasse mich wochenlang krank schreiben und drücke mich so um alles."
Da bekomme ich schon eine innere Wut, obwohl sie mich nicht meint.
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: Was diskriminiert?

Beitrag von timmie2002 »

eine geistreiche aussage, die mir mal an den kopf geknallt wurde:

depression ist keine krankheit.

und von wem bekam ich diesen Spruch?

von der sekretärin meiner zukünftigen therapeutin, die mit mir das "aufnahmegespräch" führte.

ich glaube, das erste, was ich mit meiner neuen therapeutin besprechen werde, ist das tiefgreifende wissen ihrer sekretärin über psychische erkrankung.
29100
Beiträge: 27
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Re: Was diskriminiert?

Beitrag von 29100 »

@ reiterluu
Ich könnte Deinen Beitrag nun kopieren und unter meinem Namen schreiben...passt zu 100%

Aber es hat auch einen Vorteil...erst jetzt weiß man, wer Freunde sind - und wer nur flüchtige Bekannte.

Meine schlimmste Erfahrung war meine Familie und es hatte was von Diskriminierung und nicht ernst genommen zu werden.....die Reaktion auf die Therapie und Klinik:
"Wir drehen dich wieder um..wenn Du damit fertig bist"
"Wir werden mit dir nicht darüber reden..weil wir es nicht können"

Seit dem habe ich die Frage: "Wie geht es Dir" nicht mehr gehört.


Ich kenne aber auch die andere Seite.
Mein Bruder war vor 1 Jahr in einer depressiven Phase (die heute vorüber ist). Meine Familie hat bei ihm genauso reagiert. Ich war für ihn da - aber ich habe auch gemerkt, wie anstrengend eine Depression für "gesunde" ist.
Mich hat es wieder runtergezogen.

All das prägt - man zieht sich zurück und lässt niemanden mehr an sich ran. Heute schweige ich lieber - anstatt zu reden und mache vieles mit mir selbst aus.

Gruß
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Wer anfängt, mich als Selbstverständlich zu betrachten,sollte aufpassen, dass er den Zeitpunkt nicht verpasst, wo er anfängt mir egal zu werden.....
bibo
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Re: Was diskriminiert?

Beitrag von bibo »

Hallo Ihr Lieben,

so oder so ähnlich habe ich mir auch schon viele Kommentare anhören müssen.

Wahrscheinlich nicht böse gemeint, aber wohl hilflos.
" Sag mal warum hast Du denn schon wieder eine depressive Phase?" oder

"Mensch du bist doch verheiratet und hast finanzell nichts auszustehen"

"Es muss doch einen trifftigen Grund für deine Depression geben, sonst würdest du dich wohl zusammenreißen können"

Ein Arzt meinte vor Jahren, da saß ich völlig verheult vor ihm: "Machen Sie sich doch nicht fertig mit dem Geheule".

"Aus der Depression sollst Du wohl etwas lernen, nichts kommt ohne Grund"

"Ja, du bist halt total labil." Na toll hört sich für mich dann immer an wie "Du bist total debil" OK, vielleicht bin ich da ein wenig übersensibel!

usw.....

LG bibo
29100
Beiträge: 27
Registriert: 13. Okt 2012, 19:30

Re: Was diskriminiert?

Beitrag von 29100 »

Mir hat ein Satz geholfen, mit den schlauen Sätzen besser umzugehen.

Mein Bruder sagte mir.."Jetzt verstehe ich dich".

Irgendwo hat er damit recht - denn nur wer eine Depression mal "gefühlt" hat, weiß was es bedeutet.

Es entschuldigt es nicht - aber es nimmt vielen Sätzen die Verletzbarkeit.
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maribo
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Registriert: 10. Nov 2010, 00:24

Re: Was diskriminiert?

Beitrag von maribo »


Hallo an alle,

was mich schockiert, sind unsensible, rüde Aussagen von Ärzten,
von denen ich eigentlich mehr Kompetenz/Wissen/Empathie erwarte.

Bemerkung vom Begutachter beim ÄD zum Thema Tagesstruktur:
"Na, wenn sie frühstücken usw. dann haben sie doch eine Struktur…."

Das der Tag aber durch das oft unendlich scheinende Morgentief,
manchmal erst am Mittag oder später beginnt, und für andere Aktivitäten der Antrieb fehlt,
oder diese sich in die Abend- und Nachtstunden verlagern, hat für ihn keine Bedeutung."

Zum Thema Hobbys:
"Wenn sie es schaffen, zwei Stunden ein Bild zu malen, dann könnten sie doch bestimmt noch 3 Stunden täglich arbeiten!?"

Für mich sorgen und achtsam sein… im Zweifel warten, bis ich mich wieder sicherer und stärker fühle…
___ das sind Grundsätze, die ich lernen durfte/musste.

Doch was nützt es, wenn "selbst Ärzte" das nicht so sehen,und ich mich immer wieder erklären muss?!
(und das nach nun schon mehr als vier Jahren Krankschreibung, VT inklusive)
Liebe Grüße __ maribo
______________________________
*ICH MUSS NICHT - ABER - ICH KANN*
BunteWolke
Beiträge: 217
Registriert: 6. Nov 2012, 16:52

Re: Was diskriminiert?

Beitrag von BunteWolke »

Meine Mutter sagte zu meiner Schwester: "Ich verstehe gar nicht, dass S. in der Klapse ist, der geht es doch eigentlich gut - sie muss nur Teilzeit arbeiten, die Jungs machen keine Probleme und T. ist ein toller Ehemann, der sie unterstützt. Wenn einer einen Anspruch auf Erholung hätte, dann doch du, wo du so viel arbeiten musst, deine Jungs immer noch nicht mit dem Studium fertig sind und R. hilft dir ja null im Haushalt"

Hätte irgendjemand diesen Satz gesagt, ich hätte gedacht: Dummes Geschwätz. Dass meine eigene Mutter das gesagt hat, hat mich sehr tief verletzt, aber auch darin bestärkt, dass ich aufhöre, um die Liebe meine Mutter zu kämpfen.
~ Wer heute den Kopf in den Sand steckt, wird morgen mit den Zähnen knirschen ~
Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: Was diskriminiert?

Beitrag von Lerana »

Ein Kollege sagte zu mir:

Ach Lerana, das sind aber doch eher keine Depressionen, oder? Du hast halt viel um die Ohren.

Gedacht habe ich: Ja richtig, aber nicht alle wollen sterben, wenn sie viel um die Ohren haben!

Es war bestimmt gut gemeint. Er wollte mir bestimmt zu verstehen geben, dass ich echten Stress habe und nicht so ne merkwürdige Psychosache. Angekommen ist: Du machst aus ner Fliege einen Elefanten. Du hast Stress. Wer nicht?

Die Frage ist nur: Wer hat mich da diskrimminiert: Er oder ich?

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: Was diskriminiert?

Beitrag von timmie2002 »

einen schönen sonntagmorgen wünsche ich allen.

Ich finde, dass ziemlich viel zum thema schon geschrieben wurde und deutlich wird, auf wieviel unterschiedliche weise uns diskriminierung begegnet.

entsprechend des großen themas dieses forums, würde ich die fragestellung gerne weiterführen:

wie gehen wir mit diskriminierung um?

@annette: ich hoffe, du hast nix dagegen. ich fände es nicht sinnvoll, für meine fragestellung einen neuen thread zu eröffnen.
lucya
Beiträge: 1536
Registriert: 4. Aug 2010, 11:39

Re: Was diskriminiert?

Beitrag von lucya »

Irgendwie habe ich glaube ich großes Glück was Diskriminierung angeht. Offene habe ich nur in der Klinik erlebt.

Vielleicht liegt es daran, dass ich so wenig negative Erfahfungen machen musste, dass ich oft den Mut habe recht offen mit der Depression umzugehen. Das ist auch etwas gegen Diskriminierung. Natürlich gelingt mir das nicht immer, aber ich finde es wichtig das auch zu tun, wenn man es kann!
Die lucya

_________________________________________

Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es schwierig!
ChristianeL.

Re: Was diskriminiert?

Beitrag von ChristianeL. »

Lange Zeit hielt ich mich für eine Flasche und diskriminierte mich selbst.
Seit das aufgehört hat weht der Wind von aussen wieder etwas schärfer.
Dann besteht die Ausgrenzung manchmal in der Abgrenzung von mir, weil ich mich nicht mehr verrenke, um geliebt und gemocht zu werden.
Am meisten verletzt mich eigentlich der Neid auf meine Frührente, somit spreche ich nicht mehr darüber, und falls jemand fragt, weshalb ich frühberentet bin, gebe ich keine Auskunft. Aus Krankheitsgründen reicht völlig, ansonsten öffnet man Tür und Tor für dumme Sprüche.

Allen einen schönen Adventssonntag

Christiane
FSKF
Beiträge: 87
Registriert: 14. Feb 2011, 15:16

Re: Was diskriminiert?

Beitrag von FSKF »

Ein sehr spannendes Thema!

Die einzigen Leute, von denen ich mich diskriminiert fühle sind die sogenannten "professionellen Helfer", indem diese mir immer wieder suggeriert haben, dass ich zu nichts mehr in der Lage bin. Ich fühle mich diskriminiert, weil ich in eine Schublade gesteckt worden bin, ohne dass jemand guckt wer ich bin, was ich kann, was ich bislang erfolgreich geschafft habe und was ich mir wünsche.

Eine Sozialarbeiterin, die mich nicht kannte und nichts von mir wusste außer dass ich z. Zt. krank geschrieben bin (das hatte ich ihr in einer Mail geschrieben) begrüßte mich mit den Worten: "Sie müssen erst einmal lernen ihre Woche zu strukturieren, ehe sie arbeiten gehen können". DAS ist für mich diskriminierend. Die gute Frau hatte keine Ahnung, was ich mache und wie ich lebe, hat mich aber vorurteilsmäßig schnell in eine Schublade gesteckt. Ich als Individuum zähle nicht mehr.

Ich gehe relativ offen mit meiner Krankheit um und habe im privaten Umfeld bislang keine negativen Reaktionen bekommen.

Von den "professionellen Helfern", seien es Ärzte, Psychotherapeuten, Sozialarbeiter vom Ifd oder andere bin ich enttäuscht, nachdem ich festgestellt habe, dass diese mich und mein Leben auf die Depression reduziert haben und ich als Individuum nicht ernst genommen werde.

Meiner Erfahrung nach gibt es im Psychiatriesystem jede Menge Hilfe dabei, aufbewahrt zu werden, aber keine Ermutigung, wieder aktiv zu werden.

lg
Abendstern
Antworten