Erhöhte Reizbarkeit

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lucya
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Erhöhte Reizbarkeit

Beitrag von lucya »

Hallo...
Vor ein paar Wochen habe ich Lithium und Nortrilen abgesetzt, weil wir glaubten, dass mir beides nicht hilft. Lithium ist für mich durch, ich habe es eigentlich gar nicht vertragen. Nun bin ich seit einiger Zeit extrem reizbar und stehe sehr unter Spannung. Dafür kann ich zweimal am Tag 50 mg Seroquel nehmen, das ich mittags und abends regulär nehme. Da 50 und 100 mg. Ich habe das Gefühl, es hilft mir wenig.

Kann die Reizbarkeit mit dem fehlenden AD zu tun haben? Ich denke Lithium könnte mir auch fehlen...

Ich will keins mehr nehmen. 6 verschiedene haben nix gebracht...
Die lucya

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Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es schwierig!
*Metta*
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Registriert: 10. Apr 2011, 14:02

Re: Erhöhte Reizbarkeit

Beitrag von *Metta* »

Hallo lucya,

Reizbarkeit kenne ich als Absetzerscheinung beim Absetzen von ADs. Also nicht in dem Sinne, dass jetzt die Depression wieder kommt, weil das AD weg ist, sondern als Ungleichgewicht im Gehirnstoffwechel, weil sich zuvor alles aufs AD eingespielt hat, das nun fehlt.

Hab ich als sehr unangenehm in Erinnerung. Hat sich nach einigen Wochen aber gelegt.

Metta
29100
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Re: Erhöhte Reizbarkeit

Beitrag von 29100 »

Hallo Lucya,

hast du es schon mal mit der progressiven Muskelentspannung nach Jakobson versucht?

Mir hilft es, aber man muss sich darauf einlassen können. Das muss man üben.
Während meines Klinikaufenthaltes war dies ein fester Bestandteil und nach ca. 8 Wochen war ich bereit dazu und ich möchte es nicht mehr missen.

Ich wende es an, wenn ich nervös, unruhig, agressiv/gereizt bin.
Es hilft mir, wenn es mir schlecht geht oder nicht schlafen kann.

Es fährt mich total runter.
Es ist die einzige Möglichkeit/alternative für mich mir selbst zu helfen. Ich nehme keine Medikamente mehr und werde auch keine mehr nehmen. Ich habe sie von heute auf morgen abgesetzt (unvernünftig-ich weiß).

Man kann sich mittlerweile im i-net verschiedene Versionen der Muskelentspannung kostenlos runterladen.
Wichtig für mich war - das der Anfang nicht zu kurz ist, um besser "reinzukommen".

Gruß
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Wer anfängt, mich als Selbstverständlich zu betrachten,sollte aufpassen, dass er den Zeitpunkt nicht verpasst, wo er anfängt mir egal zu werden.....
lucya
Beiträge: 1536
Registriert: 4. Aug 2010, 11:39

Re: Erhöhte Reizbarkeit

Beitrag von lucya »

Danke für Deine Antwort.

Ich kenne die Progressive Muskelentspannung auch von meinen Klinikaufenthalten und ich habe die gleichen Erfahrungen gemacht wie Du. Was ich weniger kann ist das ganze alleine anzuwenden....
Die lucya

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ndskp01
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Re: Erhöhte Reizbarkeit

Beitrag von ndskp01 »

Lieber David Sebastian,

verrätst du uns, welches AD du nimmst? Es gibt hier im Forum sicherlich einige Personen, die mit dem Absetzen Erfahrungen haben, aber es hängt eben auch viel von dem Mittel und deiner Dosis ab. Besser wäres natürlich, du würdest deinen Arzt dazu befragen. Machst du auch eine Therapie?

liebe Grüße, puk
29100
Beiträge: 27
Registriert: 13. Okt 2012, 19:30

Re: Erhöhte Reizbarkeit

Beitrag von 29100 »

Hallo David Sebastian,

natürlich darfst du fragen.

Ganz am Anfang, bevor ich zum Therpeuten gegangen bin, habe ich von meinem Hausarzt Mirtazapin (weiß nicht ob es so richtig geschrieben ist) bekommen. Es hat mich innerlich ruhiger gemacht, aber nicht wirklich geholfen.

Mein Therapeut hat es dann sofort ausgetauscht gegen Edronax und als Nofallmedikation habe ich Pimpaperon bekommen.

Nach ca. 2,5 Jahren habe ich es abgesetzt. Ich war über das überraschende Therapieende sauer, enttäuscht und in einem tiefen Loch und wollte einfach nichts mehr einnehmen.

Ich weiß nicht genau, seit wann ich gar nichts mehr nehme - es müssten jetzt aber ca. 2 Jahre sein.

Da ich zu diesem Zeitpunkt eh "ganz unten" war und es mir richtig schlecht ging - weiß ich nicht, ob es auch mit dem absetzen zusammenhängt.

Dann hatte ich nur zwei Möglichkeiten.
Entweder ich fange an alleine zu kämpfen oder ich verkrieche mich.
Da ich zwei Kinder habe, musste ich kämpfen.
Ganz langsam habe ich mich berappelt - zusammengerissen - gegen mein Gefühl gehandelt und mich so wieder auf die Beine gebracht.

Meine Arbeit half mir dabei.

Allerdings muss ich auch davor warnen. Ich habe die Depressionen zwar soweit im Griff, das ich über Tag funktioniere und meine schlechten Gefühle überspielen kann, aber abends oder an den Wochenenden wo ich alleine bin, stürze ich ab.

Ich verdränge - anstatt zu verarbeiten.
Die Stimmungsschwankungen sind extrem.

Mit Medikamente wäre es vielleicht einfacher, aber ich kann und will nicht mehr.

Ich brauche keine Pillen - sondern jemanden zum reden.

Ich hoffe, deine Frage beantwortet zu haben?
Nur eine Bitte von mir - setze nichts ohne Rücksprache mit Deinem Arzt ab. Denn es hätte bei mir auch anders ausgehen können.

Liebe Grüße
Anke
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29100
Beiträge: 27
Registriert: 13. Okt 2012, 19:30

Re: Erhöhte Reizbarkeit

Beitrag von 29100 »

Hallo,

wenn deine Ärztin bescheid weiß, wird sie dich ja auch über die Risiken aufgeklärt haben.

Die Erfahrung ohne Therapie und Medikamente klar zu kommen waren anfangs sehr schwer - aber wenn ich zurück blicke...mir geht es heute schon wesentlich besser.
Mein Weg ist allerdings der falsche - denn mit Vermeidung, Verdrängen und schweigen komme ich nicht wirklich weiter.

Agression, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen und dieses tiefe Loch können auch sehr anstrengend sein.
Aber im Moment gibt es für mich keine andere Möglichkeit.

Und die Muskelentspannung nach Jakobson ist mein Notfall"medikament"...

Ich drücke dir die Daumen, das du deinen Weg findest - ob mit oder ohne Medikamente.

Danke für Deinen Beitrag in meinem Thread.

Viele Grüße
Anke
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Athanasius
Beiträge: 9
Registriert: 17. Dez 2012, 20:39

Re: Erhöhte Reizbarkeit

Beitrag von Athanasius »

hallo anke,

PMR ist für mich auch nicht mehr weg zu denken.

wie lange hast du denn deine ADs denn genommen und was und wie viel ?

ich nehme erst seit drei wochen amitriptylin 25mg eine am abend. weniger geht wahrscheinlich gar nicht. aber eine wirkung merk ich halt auch noch keine. nur ohne weiß ich nicht ob ich aus meinem loch jemals raus komme.

gruss, M.
29100
Beiträge: 27
Registriert: 13. Okt 2012, 19:30

Re: Erhöhte Reizbarkeit

Beitrag von 29100 »

Hallo Martin,

Pipamperon war sehr oft mein "Retter". Abends war es immer am schlimmsten und wenn es zu schlimm wurde, habe ich es genommen und konnte schlafen.
Heute habe ich Schlaftabletten - wenn es nicht mehr geht.

Ich habe ca. 2 Jahre Edronax genommen. Die Dosierung war unterschiedlich. In schlimmen Phasen wurde es erhöht. Die Dosierung weiß ich nicht mehr, da ich mich damit nicht wirklich beschäftigt habe. Meine Ärztin sagte wieviele Tabletten ich nehmen soll - das habe ich gemacht. Die mg waren mir immer egal.

Es ist antriebsfördernt und ich denke, das ich dadurch wieder auf die Füße kam. Nach einiger Zeit konnte ich wieder meinen geregelten Aufgaben als Mutter nachkommen - Wäsche machen, kochen, büglen usw.

Heute zwinge ich mich dazu - das mein Tag geregelt abläuft. Solange ich im gleichen Tagesrhytmus bleibe, habe ich auch kein Problem. Ohne meine Arbeit inkl. den ganzen Stress würde ich nicht klar kommen. Sobald die Tagesstruktur abweicht wird es schwierig. An den Wochenenden stürze ich regelmäßig ab.

Ich weiß heute nur eins - nochmal würde ich so eine schlimme Zeit nicht schaffen. Ich tue alles dafür, die Depression, Flashbacks und Erinnerungen im Griff zu halten. Und das funktioniert nur durch Arbeit, Stress und nicht zur ruhe kommen.

Wenn Du Deine AD erst seit kurzem nimmst, können sie noch nicht richtig wirken. Man sagt - es dauert 4-8 Wochen, bis sie wirklich anschlagen.


lg
Anke
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Athanasius
Beiträge: 9
Registriert: 17. Dez 2012, 20:39

Re: Erhöhte Reizbarkeit

Beitrag von Athanasius »

hallo anke, danke für deine antwort.

meine ADs nehm ich jetzt seit knapp 4 wochen. was ich ziemlich gleich gemerkt hab waren ein paar nebenwirkung, die aber zu tolerieren sind. eine erwünschte wirkung ist wie das umlegen eines schalters von einem moment auf den anderen gekommen.

mit arbeit und stress gegen trübe gedanken und das berühmte gedankenkreisen mach ich es auch so. wenn überstunden gemacht werden müssen bin ich der erste der hier ruft. das sollte ich aber bleiben lassen. meine depression ist auf einem burnout gewachsen.

klare strukturen brauch ich auch damit der stress nicht zu viel wird. was mir aber sehr schwer fällt ist teamwork. ich bin ein einzelgänger, der am liebsten alles selbst und allein machen würde, damit mir keiner meine klaren strukturen durchkreuzt.

und was meinem perfektionismus in die quere kommt macht mich agressiv und intolerant.

die ADs haben mir schon ein ganzes stück geholfen, aber hausaufgaben hab ich och jede menge zu erledigen.

gruss, m.
29100
Beiträge: 27
Registriert: 13. Okt 2012, 19:30

Re: Erhöhte Reizbarkeit

Beitrag von 29100 »

Irgendwie hat das alles was von "die Kontrolle nicht verlieren" - egal in welchem Bereich.

Und wenn man merkt, man verliert diese - kommen ganz schnell schlechte Gefühle jeglicher Form.

Anderen zu vertrauen - loslassen können...schwierige Aufgaben.

Lg
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