Liebeskummer oder Depression?

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corvusalbus
Beiträge: 12
Registriert: 26. Okt 2012, 18:22

Liebeskummer oder Depression?

Beitrag von corvusalbus »

Hallo liebes Forum,

ich bin neu hier und will mich deswegen ganz kurz vorstellen. Ich bin w, 39 Jahre alt und habe seit dem 25. Lebensjahr insgesamt 3 leichte bis mittelschwere depressive Episoden gehabt. Mithilfe von ADs (trizyklisch, geringe Dosierung) und Verhaltenstherapie konnte ich diese innerhalb von 3-4 Monaten überwinden. Ich habe eine Arbeit, die mich ausfüllt, einen kleinen, aber guten Freundeskreis und ein gutes Verhältnis zu meiner Familie (Eltern). Klingt nicht dramatisch, oder? Ist es eigentlich auch nicht.

Zu meiner Frage, die schon in der Überschrift enthalten ist: Vor etwa 6 Wochen musste ich die plötzliche Trennung von meinem Freund verkraften, mit dem ich etwa ein Jahr zusammen war. Ich möchte jetzt nicht ins Detail gehen, aber es war sehr unschön. Eigentlich unverzeihlich.

Seitdem geht es mir (natürlich) sehr schlecht, das wundert mich auch nicht. Ich weiss manchmal aber nicht, ob es "nur" Liebeskummer ist oder doch eine Depression. Ich hatte vorher schon ein paar ebenfalls ziemlich unerfreuliche Trennungen hinter mir, aber das hat mich nicht so mitgenommen. Es war auch schlimm, hat aber nicht alles so in Frage gestellt wie jetzt.

Ich empfinde oft alles als so sinnlos, wie ich es nur aus den depressiven Phasen kenne. Dinge, die mir eigentlich Freude bereiten, mache ich als Beschäftigungstherapie, fühle aber nichts dabei. Meine Gedanken werden von der Frage "warum" (hat mein Freund sich so verhalten) bestimmt. Und zwar 24/7.

Ich habe die AD-Dosis etwas erhöht, aber nicht wesentlich. Weil ich nicht weiss ob es was bringt. Meine Ärztin meinte, sie würde mir das überlassen, ich wäre ja in der Medikation kompetenter als sie. (Nettes Kompliment, das brachte mich aber auch nicht weiter.) Ich bin in Therapie, deshalb komme ich einigermaßen klar.

Habt Ihr mit solchen Situationen Erfahrung? Ich wäre dankbar für einen Austausch.

Liebe Grüße,
corvusalbus
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Liebeskummer oder Depression?

Beitrag von ndskp01 »

Hallo Corva Alba (du bist doch weiblich, oder? weiß gar nicht wie die Frau vom Raben lat. genannt wird),

die Mischung aus Liebeskummer und meiner andauernden Depression hatte ich vor drei Jahren. Der Typ war ein Egomane, ist es auch immer noch, ich war schwer verletzt und wollte an nichts anderes als an die nicht zustande gekommene Liebesbeziehung denken - zu einer Partnerschaft hat er es nicht kommen lassen, aber ich glaube, das Gefühl ist ähnlich. Die gute Nachricht: nach einem Jahr war es vorbei und ich wieder frei für neue Fehler.

Aber zu deiner Frage: Warum willst du das überhaupt auseinanderhalten? Was für einen Unterschied würde es machen, wenn es "nur" ein Liebeskummer und kein Teil der Depression wäre? Soweit ich weiß hat die Depression ziemlich viel zu tun mit jeder Art menschlicher Gefühle, man nimmt sie nicht wahr, vielleicht weil sie zu stark wären, vielleicht weil man sie sich nicht zugesteht. Jetzt sagst du, du weißt, dein Kummer, dein Weinen ist eine Folge der Trennung und der Umstände, des Betrugs vermutlich. Jeder würde da traurig sein. Und das ist gut, dass du es merkst, vielleicht eine Folge der Therapie, aber auf jeden Fall besser als grundloses Weinen. Gleichzeitig wird dein Seelenzustand schlechter und es verschlechtert sich deine Stimmung. Ich würde stark vermuten, gegen dein Grübeln, den Kummer helfen dieselben Dinge, die auch sonst gegen Depression helfen: Sich Gutes tun, Körperpflege, Raus gehen, Begegnungen, Musik und und und. Du brauchst nicht herauszufinden, ob es noch Liebeskummer oder schon wieder die Depression ist, oder?

liebe Grüße, puk
Merida
Beiträge: 345
Registriert: 2. Sep 2012, 18:43

Re: Liebeskummer oder Depression?

Beitrag von Merida »

Hallo corvusalbus,

was sagt denn deine Ärztin dazu? oder deine Therapeutin?

Bei mir ist es im Moment so, das ich zwar Stimmungsmäßig relativ gut drauf bin, aber immer noch alle Symptome einer schweren Depression aufweise. Ich glaube nach 2 1/2 Jahren Dauerdepression, muss sich der Körper und die Seele erstmal an die neue Situation gewöhnen.

Ich habe auf jeden Fall die Hoffnung, das es jetzt Bergauf geht, obwohl es erst 1 1/2 Wochen sind und ich früher auch schon mal 2-4 Wochen hatte die gut waren.

Ich bin etwas abgeschweift...

Ich glaube, das Depression und Liebeskummer sich ähnlich anfühlt, finde es erstaunlich, das deine Ärztin dir die Dosierung der Medikamente selbst überlässt.

Wünsche Dir viel Kraft die Trennung bald zu überstehen.

Liebe Grüße
Merida
chrigu
Beiträge: 2081
Registriert: 20. Mär 2006, 12:20

Re: Liebeskummer oder Depression?

Beitrag von chrigu »

Hallo Corvusalbus,

ich glaube, die Zeit zeigt den Unterschied. Sechs Wochen scheint mir ziemlich kurz, um entscheiden zu können, ob das noch Liebeskummer oder schon Depression ist. Je nach Heftigkeit der Trennung kann es ja auch dauern, bis man da wieder ein wenig Licht am Ende des Tunnels sieht.

Frag doch mal Deine Therapeutin, vielleicht wäre es ja auch ein Ansatz, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Liebeskummer und Depression herauszuarbeiten und zu fühlen und zu schauen, was von dem bei Dir wirkt. Spontan fiele mir ein, dass Liebeskummer von außen ausgelöst wird, innen aber ähnlich wirken kann wie eine Depression, weil eine Trennung den Selbstwert und die eigene Person ziemlich ankratzen kann.

Viele Grüße
Chrigu
OMG
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Registriert: 18. Jul 2012, 14:02

Re: Liebeskummer oder Depression?

Beitrag von OMG »

Hallo,

ich war in einer ähnlichen Lage wie du.

Selbst herbeigeführte Trennung von einem Maniker und bewusstes Erleben der Folgen - anfangs war es für mich auch ganz klarer Liebeskummer.

Das ist 4 Monate her!

Heute weiß ich, dass ich schon während ich noch mit ihm "zusammen" war, depressive Züge hätte spüren müssen. Ich war oft sehr erkältet. Das war so ein Anzeichen bei mir.

Hast du körperliche Beschwerden?

Seither bin ich in einer depressiven Episode, die ambulant und bald auch stationär behandelt wird.

Ich wünsche dir alles Gute!

Liebe Grüße von
Ursula.
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"Wenn Euer Leben Euch wie ein mühseeliger Aufstieg vorkommt, dann denkt an die Aussicht, die Ihr von dort oben haben werdet!" Anonym
corvusalbus
Beiträge: 12
Registriert: 26. Okt 2012, 18:22

Re: Liebeskummer oder Depression?

Beitrag von corvusalbus »

Hallo,

erst mal vielen Dank für die Antworten.

Hmm, ich konnte bis jetzt immer ziemlich klar zwischen Liebeskummer und Depression unterscheiden. Bei Liebeskummer bin ich wirklich traurig und weiss auch warum. In einer Depression bin ich wie abgeschnitten von meinen Gefühlen und finde alles sinnlos. Ich kann dann auch nicht weinen. Das, was ich jetzt habe, ist eher eine Mischung aus beiden Symptomen.

Aber vielleicht ist der Liebeskummer einfach nur schlimmer als sonst? Das wäre ja auch eine Möglichkeit.
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