eigene Akzeptanz der Krankheit?!

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Schnecke1210
Beiträge: 15
Registriert: 5. Okt 2012, 10:51

eigene Akzeptanz der Krankheit?!

Beitrag von Schnecke1210 »

Hallo Ihr Lieben!

Wie schaut es bei Euch aus?
Habt Ihr Eure Depression als Krankheit für Euch akzeptiert? Wie geht Ihr damit um?

Mir persönlich fällt sehr schwer. Es ist nicht richtig "greifbar" für mich.
Ich komme drauf, da ich mich gerade in einer Tagesklinik befinde und mich ehrlich gesagt sehr schwer tue, mich dort als Patient zu akzeptieren... fühle mich noch ein wenig als "Besucher"... auch fällt es mir schwer Gefühle zu äußern bzw. zu fühlen.

Bin gespannt auf Eure Antworten!

LG
Schnecke
lucya
Beiträge: 1536
Registriert: 4. Aug 2010, 11:39

Re: eigene Akzeptanz der Krankheit?!

Beitrag von lucya »

Ja, das kenne ich gut, aber es hat sich im Laufe der Zeit geändert. Ich war in der Klinik und habe mich völlig fehl am Platz gefuehlt. Aber je mehr Gespräche ich geführt habe, desto mehr habe ich mich im Anderen wiedererkannt. Ich denk es hat oft damit zu tun, dass in der eigenen Sozialisation psychische Erkrankung als Möglichkeit nicht denkbar ist. Bei mir ist es mittlerweile so dass ich mich bei anderen Betroffenen viel wohler fühle. Ich sehe in Ihnen das Gleiche, das Verstehen.

Akzeptiert habe ich die D. Meist nur wenn es mir ganz gut geht. Da bin ich noch nicht So weit...
Die lucya

_________________________________________

Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es schwierig!
Merida
Beiträge: 345
Registriert: 2. Sep 2012, 18:43

Re: eigene Akzeptanz der Krankheit?!

Beitrag von Merida »

Ich kann meine Depression schwer als Krankheit akzeptieren, obwohl ich schon seit 2 1/2 Jahren damit zu tun habe und mich fast ununterbrochen in einem Loch befinde. Ich war schon 8x in Kliniken und 1x in der Tagesklinik, dort konnte ich meine Krankeheit irgendwie akzeptieren, vielleicht weil ich, ach ich weiß auch nicht warum. Vielleicht weil es mir in dieser Zeit besonders schlecht ging, na ja, mir geht es auch ohne Klinik manchmal besonders schlecht und ich akzeptiere es nicht so richtig.

Ich bin froh das es mir im Moment einigermaßen gut geht, doch akzeptieren fällt mir sehr schwer.

Liebe Grüße
Merida
nh
Beiträge: 21
Registriert: 27. Nov 2012, 13:50

Re: eigene Akzeptanz der Krankheit?!

Beitrag von nh »

Ich komme damit auch nicht zurecht. Ich wünsche es mir, doch derzeitig bin ich völlig überfordert damit.
Schnecke1210
Beiträge: 15
Registriert: 5. Okt 2012, 10:51

Re: eigene Akzeptanz der Krankheit?!

Beitrag von Schnecke1210 »

Vielen Dank für Eure Antworten!
Ich erkenne mich in jeder wieder...

Ist schon alles merkwürdig, dass es nicht in unseren Kopf will! Wahrscheinlich liegt es daran, dass man die Depression nicht sieht und sie irgendwie "unberechenbar" ist?
Eine Grippe, ein Beinbruch etc. kann man da schon besser akzeptieren. Von aussen und für die Umwelt ist es sichtbar.

Ach ich weiss auch nicht

LG
Schnecke
Omnia
Beiträge: 230
Registriert: 5. Aug 2011, 13:14

Re: eigene Akzeptanz der Krankheit?!

Beitrag von Omnia »

>Eine Grippe, ein Beinbruch etc. kann man da schon besser akzeptieren. Von aussen und für die Umwelt ist es sichtbar.

Ja und die Depression ist ja auch zeitweise ein Teil von einem selbst. Also das ist meine - bestimmt etwas ungünstige - Perspektive :

Also jeder Mensch ist mal traurig, fühlt sich mal überfordert, ist mal antriebslos. Jeder hat vielleicht auch mal weniger Emotionen wenn er sehr gestresst und sehr müde ist usw. usw.
Und das alles macht die Psyche aus, dass alles bildet das Ich.

Und diese Aspekte, die auch "natürlichweise" in der menschlichen Psyche vorhanden sind, finden sich in der "Depression" wieder. Also Depression ist ja per Defintion eine eindimensionale Verdichtung und Verstärkung bestimmter Emotionen oder Nicht-Emotionen und meistens fehlt ein wirklich greifbarer Grund für diese psychischen Regungen.

Aber die Emotionen oder Nicht-Emotionen gehören zu jedem Menschen im Grunde. Zwar in einer etwas anderen oder abgeschwächten Form, aber sie gehören zum Menschsein, also auch zu einem gesunden Menschen.

Demgegenüber kann man jedoch eindeutig sagen, dass der Bruch an sich (eines Beines) eindeutig nicht zu einem gesunden Menschen gehört.
Aber Traurigkeit usw. schon.

Das ist zumindest der Grund bei mir, warum ich es nicht akzeptieren kann, denke ich.
Es gibt ja nur eine relativ willkürliche Grenze zwischen dem, wann eine Emotion krankhaft und wann sie gesund ist. Also die Grenze gibt es natürlich, sie wird durch Diagnosekriterien festgelegt. Aber in mir gibt es diese von Außen festgelegt Grenze ja nicht, das verschwimmt eher alles. Da gibt es einfach nur Emotionen, Nicht-Emotionen, Gedanken usw.
Meine Psyche wird quasi künstlich aufgeteilt in gesund und krank. Ich jedoch kann meine Psyche nur als Ganzes erkennen und nicht zerstückelt in Einzelteile.
Meine Psyche hängt ja mit meiner Identität zusammen und ist deshalb nur als Ganzes für mich erfassbar. Klar kann ich das rationalisieren und sagen XYZ ist jetzt aus ABC-Gründen nach Diagnoseschema F eine krankhafte Emotionen. Aber deren Ursprung bleibt ja trotzdem die gesunde Emotion, die zu mir und meiner gesamten Persönlichkeit gehört. Es fühlt sich deshalb nicht krank an.

Bei körperlichen Krankenheiten ist es ja anders: Ich erfasse den Körper nicht mit meinem Körper und ich "bin" nicht mein Körper. Den kann ich gut aufteilen in Herz, Lunge, Leber, Niere, Zellen usw., da ich ihn von außen mit meinem Ich erfasse.

Aber bei der Psyche wird das Ich gleichzeitig vom Ich erfasst und das Ich strebt gleichzeitig danach ein einheitliches Ich zu bilden. Das wiedersetzt sich aufteilen zu lassen in verschiedene Anteile, weil ungesund wäre: Ein zersplittertes Ich.


Äh naja, so ungefähr irgendwie, denke ich mir das ....



Irgendwie frage ich mich auch, warum es sich krank anfühlen sollte. Warum sollte man es akzeptieren bzw ist das besser? Fühlt man sich jetzt unbedingt besser, wenn man zum Beispiel sagt, ja ich akzeptiere, dass ich krank bin, weil ich einen Beinbruch habe.

Ich wäre eher im Normal eher so, dass ich sagen würde "Scheiß Beinbruch!" und dann würde ich versuchen so schnell wie möglich wieder auf die Beine zu kommen, eben gerade weil ich es nicht akzeptiere, dass ich krank bin.
Also mir nimmt dieser Perspektive:
"Ja, ich bin krank, es ist deshalb schon alles ok so, auch wenn ich XYZ nicht auf die Reihe kriege" eher Energie.

Obwohl ich auch manchmal den Nachteil sehe, dass ich mich dann unnötigerweise selbst beschimpfe und fertig mache, weil ich es eben nicht akzeptiere. Aber dieser Nachteil ist eher von geringerer Bedeutung habe ich das Gefühl.

Ich hatte immer das Gefühl, wenn ich es für mich NICHT akzeptiere, komme ich da auch schneller wieder raus.
Aber dafür habe ich keine Beweise.
Klingt vielleicht auch ein bisschen esoterisch.
Aber ich glaube daran
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: eigene Akzeptanz der Krankheit?!

Beitrag von ghm »

Hallo Schnecke,

was erwartest Du von Dir, wenn Du deine Depression akzepkiertest?

Ich habe meine Depression als wahren Freund kennen gelernt, der mir unmissverständlich mitteilt, wenn ich wieder beginne Andere(s) wichtiger zu nehmen als mich.

Aber dass heisst auch, dass ich immer mehr lerne, Verantwortung für mich übernehmen zu wollen.

Hinter der Depression (die macht mit mir ..) verstecken will ich mich nicht.

Ich mache, ich entscheide, ich (versuche) mein Leben selbst zu bestimmen.
Und die Depression erinnert mich an und ab, wenn ich mich nicht wichtig (genug) nehme.

(aber bitte nicht missverstehen, es geht um echten Egoismus (ich nehme mich wichtig und wünsche mir, dass jeder sich selbst wichtig nimmt, nicht um Egomanie (ich will Alles der Rest geht mich nichts an))
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Schnecke1210
Beiträge: 15
Registriert: 5. Okt 2012, 10:51

Re: eigene Akzeptanz der Krankheit?!

Beitrag von Schnecke1210 »

Hallo Omnia, hallo Gregor!

Vielen Dank für Eure Antworten!

Ich denke, wenn ich die Depression als Krankheit annehmen kann, kann ich gesund werden, bzw. mir helfen lassen.
Ich denke auch, dass jede Krankheit dem Menschen etwas mitteilen möchte. Nach diesem Sinn der Depression suche ich gerade für mich.

@Omnia: ich finde nicht, dass sich Deine Antwort esoterisch anhört! Irgendwie kommt man bei solchen Überlegungen ja leicht ins Philosopische oder auch Esoterische.

Bei mir ist es sogar so, dass ich gar nicht mehr richtig weiss, wer "ICH" bin... ist die Jahre des Funktionierens irgendwie auf der Stecke geblieben... Kennt Ihr das auch??

Ich hoffe ganz stark, dass ich viel über mich lernen kann bzw. mich richtig kennen lernen kann! Was ich persönlich innerlich fühle ist, dass ich beruflich bei mir einen Cut machen muss. Es geht so nicht weiter ich muss dort was ändern. Davor habe ich Angst, da ich noch keine Alternativen sehe. Bisher dachte ich immer, wenn ich eine berufliche Alternative für mich sehe, dann bin ich gesund. Mittlerweile denke ich, dass es sich nur um eine von vielen Blockaden bei mir handelt.
Deswegen war halt eine Überlegung von mir, wenn ich mich als krank akzeptiere, dann ist ein großer Schritt Richtung Gesundheit getan und ich kann mich auf die Therapien in der Tagesklinik besser einlassen.

Puhhh, ist leider alles nicht so einfach... das dumme ist ja, dass jeder seinen eigenen persönlichen Weg aus seinem Labyrinth finden muss.

LG
Schnecke
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: eigene Akzeptanz der Krankheit?!

Beitrag von anna54 »

Hallo Omnia
4ich bin total begeistert,wie toll du beschreiben kannst,danke!
anna5
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: eigene Akzeptanz der Krankheit?!

Beitrag von timmie2002 »

Gott, gib mir die Gelassenheit zur Annahme der Dinge, die ich nicht ändern kann,
den Mut zur Veränderung dessen, was in meiner Macht steht,
und die Weisheit den Unterschied zu erkennen.


lg
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: eigene Akzeptanz der Krankheit?!

Beitrag von timmie2002 »

Das annehmen der krankheit ist äußerst schwer.

wenn du interesse hast, lies mal im thread "gelassenheit des annehmens". da haben mehrere ihre erfahrungen geäußert.
lucya
Beiträge: 1536
Registriert: 4. Aug 2010, 11:39

Re: eigene Akzeptanz der Krankheit?!

Beitrag von lucya »

Diese verdammte Depression soll mich mal langsam akzeptieren und aufhören mich so fertig zu machen, immer und immer wieder!!

Schrieb ja, dass ich leicht reizbar bin gerade....


Nee, im Ernst, im Moment fällt es mir wieder schwer sie zu akzeptieren. Zu akzeptieren, dass sie mir die Kraft raubt meine Küche aufzurauemen oder die Wäsche abzunehmen oder jemanden anzurufen und zu reden (das tue ich nie).

Bin froh morgen zu meiner Therapeuten zu gehen und heute Abend habe ich mein Trommeln.

Ich wünsche uns einen schönen Tag...
Die lucya

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Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es schwierig!
lae
Beiträge: 188
Registriert: 14. Feb 2012, 12:37

Re: eigene Akzeptanz der Krankheit?!

Beitrag von lae »

Hallo,
bin 56 Jahre alt und so lange ich denken kann depressiv; hab' 39 Jahre unbewusst und über drei Jahre bewusst gegen die Krankheit gekämpft - ohne Erfolg.Vor 17 Jahren habe ich die Krankheit akzeptiert und führe seitdem ein lebenswertes Leben. Für mich und für viele Andere, die ich in dieser Zeit kennen gelernt habe,war/ist Akzeptanz der richtige Weg.
Ich wünsche dir, dass du einen guten Weg für dich findest

laetitia
BD
Beiträge: 1136
Registriert: 24. Feb 2007, 10:55

Re: eigene Akzeptanz der Krankheit?!

Beitrag von BD »

Hallo,

also ich finde es auch unendlich schwer zu akzeptieren, dass ich Depressionen habe. Eben gerade diesen Aspekt der kraftlosigkeit. Heute war ich schon nach 1/2 h Schneespaziergang ganz k.o.. Das kann ich dann nicht toll finden, ich wäre am liebsten noch viel weiter gelaufen.

Doch oft habe ich auch das Gefühl je mehr ich mich gegen die Krankheit wehre, desto unruhiger werde ich.

vielleicht ist das auch so ein Prozess und klappt mal gut und mal weniger gut. Wenn ich eine chronische körperliche krankheit hätte, wäre ich wahrscheinlich auch mal genervt und mal könnte ich es annehmen.

Grüße
Waldsee
morgain
Beiträge: 29
Registriert: 5. Nov 2012, 14:47

Re: eigene Akzeptanz der Krankheit?!

Beitrag von morgain »

Hallo zusammen,

mich hat diese Frage nach der eigenen Akzeptanz der Krankzeit auch immer wieder beschäftigt. Ich habe mich gefühlmäßig immer dagegen gewehrt, krank zu sein. Durch das Lesen hier im Forum hat sich bei mir etwas verändert, ich kann (für mich, nicht nach außen) sagen, o.k., ich habe Depressionen, und es erleichtert mich auch, weil ich dann weniger Schuldgefühle habe, wenn ich mal wieder so wenig gemacht und geschafft habe.
Trotzdem ist es für mich ein Unterschied zu sagen: "ich bin krank" oder "ich habe Depressionen". Es ist für mich die Frage, wie ich mich selber sehe. Definiere ich mich über Depressionen oder sehe ich mich in erster Linie als Menschen, als Persönlichkeit, der eine Krankheit hat? Zwar können Depressionen das Leben manchmal sehr bestimmen und einschränken, dennoch sind sie nicht ICH.
Ich finde den Beitrag von Omnia sehr schön. Ich kann meine Psyche nicht in einen kranken und gesunden Teil spalten, es gehört alles zu mir. Und ein Teil davon passt in eine Schublade, auf der "Depression" steht. Depression auch als eine Kategorie von außen, aus der Wissenschaft, die mir hilft, zu verstehen, die ich mir aber nicht 100% zu eigen machen muß.
Ich hatte lange das Gefühl, wenn ich mich als krank, als depressiv, akzeptiere, nimmt mir das auch meine Würde. Ich werde degradiert, bin Patientin, ein "Fall". Dagegen wehre ich mich mit aller Vehemenz. Natürlich, auch ich habe professionelle Hilfe gebraucht, und es ist gut, dass es sie gibt. Dennoch: in der Therapie werde ich mehr über die Krankheit definiert, als ich das für mich tun möchte. Wenn ich sage: Ich bin krank, fühlt es sich so an, als wenn ich nur diese Krankheit bin. Bin ich aber nicht. Ich bin unendlich viel reicher, als eine Diagnose das beschreiben kann. Die Krankheit zwingt mich dazu, für mich neue Wege zu suchen, anders zu leben, ein Leben, das mir angemessener ist.
Mein heutiger Stand also: akzeptieren ja, aber auch eingrenzen und nicht zu wichtig nehmen. Und ich bin durchaus dankbar, dass ich das nach vielen Jahren Kampf gegen das Kranksein so für mich sehen kann.

Hoffentlich war das jetzt nicht zu abgehoben und einigermaßen verständlich.
Kodiak
Beiträge: 428
Registriert: 3. Okt 2010, 16:55

Re: eigene Akzeptanz der Krankheit?!

Beitrag von Kodiak »

Hallo Schnecke,

die Depression als Krankheit, als einen Teil von mir zu akzeptieren, habe ich durch mehrere Therapien gelernt.

Vorher habe ich mich dagegen gewehrt, mir immer wieder selber in den Hintern getreten und absolut mit mir gehadert, wenn ich einfach nicht mehr konnte. Das durfte irgendwie nicht sein und so bin ich von einer in die andere Falle getappt. Vermeintliche Lösungen waren eigentlich auch irgendwie krank, haben nie die Depression kompensieren können. Es war nur ein Austausch zwischen mehreren Übeln.
Manchmal waren es Dinge, die ganz bewusst Schmerzen bereiten würden. Nach dem Motto, jetzt erst recht.

Von außen betrachtet optimal, um die Krankheit zu vertuschen. Auf der Arbeit zum Beispiel immer ganz vorne mit dabei und den Status eines Einzelkämpfers bei schwierigen Aufgaben, die sonst keiner machen wollte, aufbauend. Verbissen durchziehend, ohne Rücksicht auf eigene Verluste. Das ich mir dafür schon morgens Tavor einwarf, hat natürlich keiner gesehen. Ich habe mich damit verletzt, ohne zu bluten.

Warum tut man sich das an? Ich bin depressiv, es ist einfach nur meine Art. Ein Melancholiker eben, nichts besonderes. Die Todessehnsucht immer da.

Mittlerweile kann ich nicht mehr arbeiten. Ohne Medikamente geht gar nichts und selbst damit lassen sich nur die Spitzen depressiver Phasen kappen.
Für mich kann ich akzeptieren, dass ich krank bin. Nur wenn andere fragen, tu ich mich schwer damit zu sagen, ich habe Depressionen. Das gibt nicht wieder, wie ich mich fühle, wie mein Befinden ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der damit sonst nichts zu tun hat, wirklich verstehen kann. Und selbst diejenigen, die beruflich damit zu tun haben, können es manchmal nicht. Dann fällt es auch mir schwer, mich mit der Krankheit zu akzeptieren. Weil ich die Zweifel für mich potenziere. Manchmal ist das eben so. Wenn man das in der Therapie thematisieren kann, ist es noch erträglich. Allein baut sich die Depression fast übermächtig auf, kennt scheinbar keine Grenzen.

So kommt es, dass ich mich zurückziehe, zumindest Kontakte meide, die Erklärungen von mir erwarten. Das ist nicht gut, ich weiß, aber im Moment geht das nicht anders. Die Depression selbst soll dabei nicht als Entschuldigung dienen, aber für mich ist dadurch manches mehr erklärbarer, als früher. Ich akzeptiere sie als Teil meiner Persönlichkeit, ohne sie als Freundin zu sehen, die mich auf etwas hinweist. Denn das macht sie oft ihrer selbst willen. Das macht keine wirkliche Freundin.

Die Depression ist nicht immer nur ein Zeichen unzweckmäßigen Verhaltens. Manchmal lässt sie sich nicht erklären. Das ist zu akzeptieren, jedenfalls für mich.

viele Grüße,
Dietmar
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