Habe das Gefühl neben mir zu stehen

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lucya
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Habe das Gefühl neben mir zu stehen

Beitrag von lucya »

Hallo!
Eigentlich habe ich dieses Gefühl schon seit ganz langer Zeit, eigentlich seit die Depression angefangen hat, aber ich habe das nie thematisiert und nicht So ernst genommen. Ich denke nicht, dass es etwas mit den Medis zu tun hat, da ich ja immer wieder andere hatte und jetzt ja nur wenige nehme.

Kennt das jemand? Manchmal habe ich das Gefühl, dass mein Äusseres und Inneres einfach nicht zusammenpasst. Und daran arbeite ich halt jetzt. Und jetzt stört mich dieses komische Koerpergefuehl. Es tut auch weh, weil ich nicht ich selbst bin. Das war mir gar nicht So klar. Und nun scheine ich an einer Stelle in der Therapie zu sein, an der ich mich damit auseinandersetzen kann.

Vielleicht hat das ja auch damit zu tun, dass ich endlich wieder beginne Gefühle zu spüren. Ich bin traurig und darüber dankbar... kann das jemand verstehen?

Mir geht es gut und nicht So gut... bin paradox...
Die lucya

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Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es schwierig!
lucya
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Re: Habe das Gefühl neben mir zu stehen

Beitrag von lucya »

Kennt das echt niemand auch nur in Ansätzen? Das macht mir Angst.
Die lucya

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Lerana
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Re: Habe das Gefühl neben mir zu stehen

Beitrag von Lerana »

Hallo Lucya,

ich kenne das auch! Ich habe da erst in der letzten Therapiestunde mit meiner Therapeutin drüber gesprochen. Also keine Angst, du bist bestimmt nicht allein.

Ich möchte nur nicht so gerne drüber schreiben. Ist mir alles noch zu nah dran!

Also, auch ich laufe vor mir weg, indem ich quasi nicht in mir bin. Ich fliehe in den Kopf, als wäre ich selber Protagonist meiner Geschichte, die ich wie in ein Diktiergerät formuliere, statt sie zu erleben.

Mehr will ich erstmal nicht schreiben. Ist mir irgendiwe peinlich. Weiß auch nicht warum. Wollte dich nur beruhigen!

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Rudi-Reiter
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Re: Habe das Gefühl neben mir zu stehen

Beitrag von Rudi-Reiter »

Hallo Lucya

Als ich begann mein AD ausschleichend Abzusetzen wurde nach einigen
Tagen in mir so ein Schalter umgelegt und irgendwie alle Gefühle mit
einem Schlag von der Leine gelassen, heftiger als ich sie je zuvor hatte.

Meine Psychiaterin schien das zu kennen, schrieb mich auch ohne langes
Nachfragen arbeitsunfähig.

Ich war ausgefüllt von oft ambivalenten Gefühlen, fast unfähig zu
vernünftigen Denken und Handeln.

Mit Hilfe meines Therapeuten konnte ich den Gefühlsknoten aber bald
aufdröseln und wieder halbwegs handlungsfähig werden.

Der Thera war übrigens froh, das mein Fühlen zum Vorschein kamen und
wir daran arbeiten konnten.

Dieses Gefühl neben mir zu stehen und wie von mir selbst entkoppelt zu
beobachten, was ich da gerade tue oder denke, hab ich schon viele Jahre
immer wieder mal. Ist vermutlich ein Schutzmechanismus.



LG Rudi
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Die Welt und das Leben können schön sein,

wenn ich es wirklich will!
lucya
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Re: Habe das Gefühl neben mir zu stehen

Beitrag von lucya »

Danke für Eure Antworten. Es beruhigt mich doch ungemein immer wieder lesen zu können, dass es anderen ähnlich geht.

Ich hatte mich wohl schon So daran gewöhnt, dass ich es gar nicht mehr in Frage gestellt habe. Und nun komme ich an meine Gefühle, wofür ich enorm dankbar bin, obwohl es sehr hart ist, da wird mir mein Koerpergefuehl auch wieder deutlich. Habe heute ein Einzel bei meiner ErgoTherapeuten und werde das wohl mal ansprechen.

Mir ist auch unlängst erst aufgefallen, dass ich Probleme mit dem Zulassen von Koerperkontakt habe. Eben zur Begrüßung umarmen geht, aber nicht zum Trost in den Arm nehmen. Das kann ich nur von einer Einzigen Person, die ich aus dem professionellen Kontakt kenne zulassen. Das war mir früher echt nicht bewusst. Ich denke, es hat mir einfach nicht gefehlt. Die Person, die mich umarmen und drücken darf hat gesagt, dass ich emotional nachreifen muss... tja, das habe ich ja schon geahnt und könnte es So lange verdrängen, wie ich keine Gefühle gespürt habe...

So meine Theorie....


ICH SPÜRE ALSO LEBE ICH!!

Schonen Tag...
Die lucya

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lucya
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Registriert: 4. Aug 2010, 11:39

Re: Habe das Gefühl neben mir zu stehen

Beitrag von lucya »

Habe meine Ergo. Gefragt wie sie das sieht, ob sie eine Idee hat. Sie meint es könnte ein Zeichen von Dissoziation sein. Das hat sie mir auch kurz erklärt und ich habe natürlich nachgelesen. Ich habe auch in Erinnerung, dass ich dass auch in meiner Kindheit hatte. Es haben eben häufig Menschen mit Traumaerfahrungen. Ich finde ich habe kein Trauma erlebt, aber sie sagt manche Menschen sind halt sehr sensibel. Es ist auch nicht So, dass alle Merkmale der Dissoziation auf mich zutreffen, aber ein paar eben schon. Mich beruhigt das. Es erscheint mir aufgrund meiner Lebenserfahrung auch logisch. Ich halte es nicht für pathologisch bei mir. Aber auf einer Seite habe ich eben schon gelesen, dass Depression und Dissoziation zusammen auftreten können. Ich hoffe ich habe das So richtig beschrieben, Liebe Moderation....

Habe das nur noch mal aufgeschrieben, für den Fall dass sich jemand wiedererkennt und denkt er spinnt.

Gruss...

Lucya

Ach ja, sie hat gesagt an Ammoniak riechen hilft, wenn es schlimm ist. Das hilft mir auch bei starker Anspannung.

Ja, es ist wohl ein Schutzmechanismus, vor allem bei ganz schlimmen Erfahrungen, die ich So nicht habe, aber natürlich habe ich schon mein Päckchen zu tragen, wie wir wohl alle.
Die lucya

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corvusalbus
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Re: Habe das Gefühl neben mir zu stehen

Beitrag von corvusalbus »

Liebe lucya,

ich habe mich gerade erst hier angemeldet, möchte aber trotzdem auf Deinen Beitrag antworten, weil ich das Gefühl, was Du beschreibst, sehr gut kenne - oder zu kennen meine.

Nur kurz zur Info: Ich habe schon ein paar Mal in meinem Leben eine leichte depressive Episode gehabt, und immer stand dieses komische Gefühl im Zusammenhang damit.

Dissoziation ist schon der richtige Ausdruck ... wobei das "neben sich stehen" eher was mit Derealisation oder auch Depersonalisation zu tun hat.

Bitte nicht erschrecken! Beides sind Phänomene, die auch jeder nicht depressive, "gesunde" Mensch kennt - nur gehen sie da sehr schnell vorbei.

Du hast es ganz gut erfasst, ich glaube auch, dass es dazu dient, einen vor unerträglichen (?) Gefühlen zu schützen. Wie gesagt, inzwischen weiss ich, dass es nichts schlimmes ist. Bei mir vergeht es auch mit der Depression. Aber früher hat es mir große Angst gemacht, deswegen wollte ich Dir antworten und Dich ein bisschen beruhigen.

Ich hoffe ich hab jetzt nichts falsches geschrieben und dadurch das Gegenteil erreicht ...

LG, corvusalbus
lucya
Beiträge: 1536
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Re: Habe das Gefühl neben mir zu stehen

Beitrag von lucya »

Erst einmal möchte ich dich begrüßen. Und auch für Deine Antwort danken. Mir wird gerade in den letzten Wochen So einiges klar, als würde sich das Knauel in meinem Kopf langsam lösen. Ich habe seit drei Jahren immer wieder schwere Phasen, kann sie gar nicht voneinander abgrenzen. Am Anfang waren mir bestimmte Dinge gar nicht klar, So langsam gibt meine Seele immer mehr frei, das ist schwer, aber der einzige Weg.

Meine Probleme sind nicht unlösbar. Ich komme endlich an meine Gefühle und habe da wohl auch mein merkwürdiges
Körperempfinden wahrgenommen.

Kennst Du das auch mit den Problemen im Koerperkontakt? Ich wünsche es mir ja und bin da sehr zurückhaltend. Ich habe eben das Gefühl, dass ich mich nicht noch verletzbarer machen will. Meine Freunde kennen auch nicht das ganze Ausmaß meiner Probleme. Also kann ich mich auch nicht So fallen lassen. Zumindest reden kann ich im therapeutischen Setting mittlerweile ganz gut.

Sorry, bin ins Plaudern geraten... und das nach Deinem ersten Beitrag. Ich bin hier immer So froh, weil ich mich verstanden fühle...


Jetzt hoffe ich, dass ich Dich nicht überfordert habe.


Die lucya

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corvusalbus
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Re: Habe das Gefühl neben mir zu stehen

Beitrag von corvusalbus »

Hmm, mit Körperkontakt tue ich mich nur bei Personen schwer, die mir nicht sehr nahe stehen ... da mag ich das nicht, z.B. wenn mich jemand zur Begrüßung umarmt, den ich nicht gut kenne (oder nicht mag).

Aber das ist ja bei jedem unterschiedlich ... so wie Du es schilderst, hast Du ja eine große Baustelle zu bearbeiten ... da würde ich mich nicht wundern, wenn die Dissoziation und die Schwierigkeiten mit dem Körperkontakt zu dieser Baustelle gehören. Alles ganz normal, finde ich ...

Von meinen Freunden wissen auch nur ganz wenige von meinen Depri-Problemen. Und das sind zum großen Teil Leute, die selbst mit ähnlichen Sachen zu kämpfen haben. Da fällt es dann leichter, offen zu sprechen.
lucya
Beiträge: 1536
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Re: Habe das Gefühl neben mir zu stehen

Beitrag von lucya »

Ich kann schon Koerperkontakt von Leuten, die ich kenne zulassen, also Freunde, oder auch gestern eine ganz alte Bekannte, das war auch kein Problem. Es ist eher das Trösten wollen von meinen Freunden oder auch das Kuesschen geben. Manchmal stört es mich, wenn Passanten mich aus Versehen berühren. Aber das liegt wohl eher an meiner Schreckhaftigkeit. Einer hat mich mal richtig abgemacht weil ich So zusammengezuckt bin.

Es ist eine Baustelle für mich, weil ich spüre, dass mir Trost gut tun würde und ich den Leuten vor den Kopf stoße. Ich bin nicht missbraucht worden, es war wohl eher, dass mein Vater mich einfach nicht geknuddelt hat , nach etwas komplizierter ist es schon, aber davon möchte ich hier nicht schreiben.

Ich habe noch mehr über Dissoziationen gelesen und ich denke, dass ist nicht wirklich mein Ding. Ja oft stehe ich neben mir, betrachte mich wie von aussen. Manchmal vergesse ich Dinge innerhalb von Sekunden, weiss nicht ob ich sie getan habe, weiss auch nicht wie ich strecken von A nach B zurück gelegt habe. Ich starre auch öfter mal ins Leere, aber die anderen Dinge sind mir total fremd. Deshalb denke ich das ist jetzt einfach So und es fällt mir inzwischen dieser Phase meines Lebens So auf, weil ich an meiner Kindheit arbeite. Denke nicht, dass es pathologisch ist.

Am Anfang habe ich wenig mit anderen über meiner D. Gesprochen. Dass halte ich inzwischen ganz anders. Ich denke für mich ist das der richtige Weg. Ich binde es nicht jedem auf die Nase, aber ich halte es auch nicht geheim. Ich denke es ist gut darüber zu sprechen, für sich selbst und auch für andere. Die Krankheit gehört ins Bewusstsein der Menschen.

Über die Gründe wissen aber nur die Therapeuten bescheid. Das ist meine Baustelle. Nur nicht den anderen belasten.

Adventliche Grüße...
Die lucya

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timmie2002
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Re: Habe das Gefühl neben mir zu stehen

Beitrag von timmie2002 »

ich beschäftige mich auch gerade mit dissoziation, konkret der strukturellen dissoziation. ursache ist vor allem traumatisierung in der kindheit.

frühkindliche vernachlässigung, also im ersten lebensjahr, hat andere folgen. so habe ich das gelesen.
lucya
Beiträge: 1536
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Re: Habe das Gefühl neben mir zu stehen

Beitrag von lucya »

Hallo!
Ich bin im ersten Lebenshalbjahr nicht vernachlässigt worden. Bei mir fing das alles später an und ich denke nach wie vor, dass es auch alles nicht So schlimm war. Jemand anderes hätte es vielleicht unbeschadet überstanden. Ausserdem kann ich nicht alles auf meine
Kindheit schieben. Es ist wie es ist und damit haben wir alle zu kämpfen.

Ich kann langsam traurig sein über das was ich nicht hatte, denn bei mir ist es eher ein zu wenig als ein zu viel. Vielleicht habe ich auch Glück und mein Inneres nähert sich endlich meinem Äusseren und ich bin wieder eins. Mein einziges Gefühl was ich noch hatte, war die Wut und die richtete sich nur nach Innen. Nach Aussen war ich die Art Frau, die nie schreit, nie weint und so. Aber es ändert sich gerade ganz viel und ich hoffe So sehr, dass dies mir endlich hilft. In der Tagesklinik sagten sie mir ich stünde an einer Weiche und ich hätte es in der Hand... mal sehen...
Die lucya

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