Trichotillomanie-"Haare ziehen"

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Kitty79
Beiträge: 4
Registriert: 26. Nov 2012, 10:49

Trichotillomanie-"Haare ziehen"

Beitrag von Kitty79 »

hallo zusammen,
ich bin neu hier und versuche meine lage kurz zu erläutern: meine diagnose lautet depressives verhalten aufgrund kaputter kindheit und somit entwicklung zum weiblichen narzissmus. ich leide auch unter dem ständigen haare-zieh syndrom: trichotillomanie. es befreit mich wenn ich mir ein einzelnes haar ausreisse und es auch noch ein sehr dickes haar mit haarwurzel ist. es ist toll, es wirkt wie ein ventil. meine bitte ist: wer leidet auch darunter und wie geht ihr damit um? ich habe zwar nur kleine kahle stellen die ich noch gut verstecken kann, aber zur zeit wirds wieder schlimmer. seit einem jahr gehe ich in eine psychotherapie, die langzeit therapie wurde genehmigt. danke an alle !!!
Das Leben ist schön.
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Trichotillomanie-"Haare ziehen"

Beitrag von Zarra »

Hallo Julesse,

soweit ich weiß, ist Trichotillomanie doch ein eher seltenes Phänomen und auch nicht direkt mit Depression korreliert.

Falls Du folgende Seiten noch nicht kennst, kannst Du da sicher eher Austausch und Infos finden:
http://www.forum.trichotillomanie.de/
http://www.trichotillomanie.de/

"Toll" ist es übrigens sicher nicht - es hat ja eben auch unliebsame Konsequenzen. Und wahrscheinlich mußt Du schon bereit sein, alternative Verhaltensweisen zu finden. War das in der Therapie schon Thema? Ggf. kannst Du Dich ja auch erst mal selbst über vermutlich eher verhaltenstherapeutische Maßnahmen informieren und schauen, ob Du Dir das vorstellen kannst.

LG, Zarra
jonojo

Re: Trichotillomanie-"Haare ziehen"

Beitrag von jonojo »

Hi Julesse,

ich hatte mir vor vielen Jahren in einer extremen Drucksituation einige Wochen lang Haare ausgerissen und eine ganz kleine kahle Stelle.
Das Haareausreisen hörte ich von alleine auf als es mir wieder besser ging.

Klar, wenn´s zu schlimm wird solltest du etwas unternehmen. Das kannst nur du entscheiden.

Erstmal ist es aber "nur" ein Symptom und kann bei Verbesserung der Lebenssituation einfach verschwinden.
Vieleicht ist es gut sich nicht weiter reinzusteigern.

LG,
Norbert

P.S.:
Ich hatte mit 30 eine kleine Stelle kreisrunden Haarausfall und mir deswegen tierisch Stress gemacht.
Ein Bekannter sagte mir humorvoll, er kenne viele Männer in meinem Alter die sehr viel grössere "kreisrunde kahle Stellen" am Kopf haben.
Das hat mir den Druck genommen. Die Haare sind nach einiger Zeit wieder gewachsen.
Rudi-Reiter
Beiträge: 448
Registriert: 5. Jul 2009, 00:18

Re: Trichotillomanie-"Haare ziehen"

Beitrag von Rudi-Reiter »

Hallo Julesse

Mal eine ganz unbedarfte Frage:

Was passiert, wenn Du Dur die Haare ganz kurz schneiden lässt, so dass
Du sie nicht mehr ausreißen kannst?

Glaubst Du, es kommt dann ersatzweise zu anderen unguten Verhalten?

Ich habe eine Frau getroffen, die auch unter Trichotillomanie leidet und
mit ihrer Kurzhaarfrisur anscheinend ganz gut zurecht kommt.


LG Rudi
_______________________________________

Die Welt und das Leben können schön sein,

wenn ich es wirklich will!
kaitain
Beiträge: 819
Registriert: 13. Jan 2007, 23:31

Re: Trichotillomanie-"Haare ziehen"

Beitrag von kaitain »

Gabriele
Beiträge: 663
Registriert: 11. Jul 2007, 22:18

Re: Trichotillomanie-"Haare ziehen"

Beitrag von Gabriele »

... viel Spaß Euch in München.
Ich wäre auch gern dabei.

Lieben Gruß
Rudi-Reiter
Beiträge: 448
Registriert: 5. Jul 2009, 00:18

Re: Trichotillomanie-"Haare ziehen"

Beitrag von Rudi-Reiter »

@ Kaitain

Hallo Du Liebe, so Klasse, dass Du kommst, ich freu mich auf Dich!!!

Ich muss dir aber in einem Punkt widersprechen: Sie sieht nicht nur
wegen der Frisur gut aus, sondern ist einfach ein schöner Mensch,
innerlich wie äußerlich, unabhängig von der Haarlänge!



@ Gitte

Danke Dir! Währe so schön, wenn Du auch vorbeikommen würdest!
Alles Gute für Dich!



@ Julesse

Ich bin jetzt leider von Deinem Thema abgekommen,
entschuldige bitte.




Ganz liebe Grüße
Rudi
_______________________________________

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kiwilana
Beiträge: 1622
Registriert: 14. Nov 2010, 14:10

Re: Trichotillomanie-"Haare ziehen"

Beitrag von kiwilana »

ich hab sie zwar nicht ausgerissen, sondern gezwirbelt, bis ich kopfweh hatte. nur abschneiden half mir. alles gute!
Kitty79
Beiträge: 4
Registriert: 26. Nov 2012, 10:49

Re: Trichotillomanie-"Haare ziehen"

Beitrag von Kitty79 »

danke für eure kommentare

ich reisse meist wenn ich druck oder stress habe. als jugendlicher habe ich mir vor klassenarbeiten immer die haare am strinansatz gerissen, es ist eben wie ein ventil, dann hatte ich fast keine haare mehr (also da wo normal der pony ist) ich habe dann immer ein breites haarband getragen. dann vor meinem examen fing es auch wieder an, als ich anfing zu arbeiten, musste ich auch wieder mit bändern und spangen schummeln. was mir aufgefallen ist, wenn ich einen grashalm raus-ziehe, so dass er mit der "wurzel" rauskommt, befriedigt mich ähnlich. ich habs schon mit vielem probiert: stressbälle knautschen, handschuhe oder mütze an, usw. ist halt blöd wenn ich stress habe, das kommt eben mal vor, dann kann ichs gar nicht kontrollieren. haare kurz schneiden ginge für mich gar nicht
in der therapie wird alles von hinten (kindheit) aufgearbeitet, das wird ne weile dauern, solange bin ich für tipps sehr bereit.
Das Leben ist schön.
Mione
Beiträge: 284
Registriert: 17. Okt 2010, 16:41

Re: Trichotillomanie-"Haare ziehen"

Beitrag von Mione »

Hallo Julesse,

ich hatte in meiner Teenagerzeit ziemlich Probleme mit Trichotillomanie.
In der schlimmsten Phase war es so, dass ich irgendwann fast ohne Wimpern und Augenbrauen herumlief, was natürlich irgenwann zu Fragen von Mitschülern und Eltern führte. Das war mir so unangenehm.
Ähnlich wie du schon gesagt hast, war das Haarerausziehen für mich ein Ventil. Immer dann, wenn ich mich überfordert gefühlt habe oder Kummer hatte, den ich nicht aussprechen konnte/wollte. Ich denke heute, verschiedene Faktoren haben sich damals vermischt, sodass ich mich oft überfordert gefühlt habe (die Probleme rund um die Scheidung meiner Eltern, mein eigener Anspruch an mich, immer nur sehr gut zu sein, dass ich damals sehr introvertiert war und schwer über Probleme reden konnte). Trichotillomanie war dann mein Stressventil für all das Ungesagte, was mich belastet hat. Danach ging es mir eine zeitlang besser, als hätte sich der Druck abgebaut. Aber nur bis "zum nächsten Mal" :/

Heute habe ich damit im Vergleich zu vorher selten Probleme (immer dann, wenn ich das Gefühl habe, der Druck wird zu groß). Ich fühle mich inzwischen viel gefestiger und ruhe mehr in mir, bin viel selbstsicherer geworden als damals.

Geholfen haben mir die Gespräche bei meinem Arzt, der mit mir Strategien gegen Zwangsgedanken & - handlungen erklärt hat (die ich zusätzlich hatte und heute noch abgeschwächt habe)und die Tipps in verschiedenen Büchern zum Thema Zwänge.
Von der Trichotillomanie hatte ich damals nichts erzählt, ich weiß gar nicht mehr wieso, ich glaube, es war mir peinlich.
Die Strategien gegen die Zwänge, die ich gelernt habe, habe ich dann irgendwann einfach auch automatisch auf mein "Haar-Problem" übertragen.

Mir hat sehr geholfen zu überlegen, in welchen Situationen das Haareziehen auftritt, ob es einen bestimmten Auslöser gab. Bei mir sind das immer die Momente, wenn ich mich stark unter Druck gesetzt fühle oder selbst setze.
Dann habe ich mir überlegt, wie ich mit diesem Druck auf eine gesündere Art umgehen könnte.

Ich versuche jetzt in so einem Panikmoment erstmal tief durchzuatmen und dann möglichst sachlich zu überlegen, ob die Verzweiflung, die ich gerade empfinde, der Situation wirklich angemessen ist. Ergebnis war/ist eigenlich immer, dass sie es nicht ist - ich neige eher zur Schwarzmalerei und dazu, mir zu wenig zuzutrauen. Das zu erkennen, beruhigt mich schon mal
Dann überlege ich, wie meinen Stress, die Sorgen und Ängste anders ausdrücken und abbauen kann. Mit jemanden, dem ich vertraue, darüber reden; alles aufschreiben; einen Spaziergang machen oder ein schönes heißes Bad zur Entspannung; überlegen, wie ich das Problem, um das es gerade geht (z.B. ein Streit mit einer Freundin, Angst vor einer wichtigen Prüfung), konkret lösen könnte.

Das klappt leider nicht immer. Aber es hilft mir insgesamt doch ziemlich und ich hoffe, dass es in Zukunft noch besser wird und ich irgendwann ganz "frei" bin.

Viele liebe Grüße und alles Gute!
Mione
Kitty79
Beiträge: 4
Registriert: 26. Nov 2012, 10:49

Re: Trichotillomanie-"Haare ziehen"

Beitrag von Kitty79 »

@ Mione: danke für die tolle antwort, sie tat mir sehr gut.

ansonsten finde ich haare abschneiden nicht die lösung des problems....
ich werde auf jeden fall nun mehr in der therapie darauf eingehen. zudem werde ich das mit dem "bis 3 zählen und durchatmen" trainieren. es hilft wirklich. ich habe eh schon so dünnes haar, und das reissen führt auch nicht gerade zu einer verbesserung der haarstruktur. wenn es mir gut geht, und ich auch keine langweile haben, sprich ich muss mich nicht mit mir selberbeschäftigen, gehts mir gut. wenn ich alleine in einem raum sitze, muss ich mich ablenken; die angst über sachen nach zu denken, diese zu verarbeiten, usw., ist dann einfach zu groß, dann fange ich an zu zupfen
Das Leben ist schön.
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