Licht und Dunkelheit

anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
Mut,weil ich Hoffnung habe.

Ich werde mutiger,mit Rückschritten zwar,aber beständig.
Morgen besuche ich eine ganz liebe Seele,ich empfinde für sie,wie für einen Tochter.
Ihre Eltern sind schon sehr alt,können sie nicht mehr besuchen.
Sie ist seit über 20Jahren psychisch krank,sehr krank.
So brauche ich Mut,Hoffnung,dass es ihr besser geht,Mut,dass es für mich auch gut läuft.
Ich koche schon den ganzen Tag,bringe immer alles mit, für ein schönes Essen.Ihren Küchentisch hat sie selbst gezimmert,wir sitzen so gern dort zusammen.
Die Fahrt ist lang,also früh genug wieder aufbrechen,der Abschied ist schwer,wann treffe ich sie wieder,und wo,wieder Klinik?

Treue verbindet uns,wir bleiben immer im Kontakt,mit Einschränkungen,wenn ich mich zurücknehmen muss. Ich kann ihren Weg nur bewundern,sie steht immer wieder auf,sie findet immer wieder ein Ziel,sie klagt fast nie,erzählt,aber positiv.

Klinikzeiten kann ich schlecht aushalten,dann mischt sich meine Erinnerung,das ist nicht gut.Ich sehe viel zu viel,ich höre alle Zwischentöne,hart und unmenschlich.
Zurück in ihre Wohnung,das ist jedes mal ein Wagnis,aber auch ein kostbares Geschenk.

Psychische Erkrankungen machen einsam,Kontakte brechen schnell,Bekannte sind auf anderen Wegen,Familie weit weg,Seelenmenschen bleiben.

Seelenmenschen sind wie Mütter,sie lassen nie los,aber sie leiden auch wie Mütter.
Darum muss ich sehr auf mich aufpassen,ich brauche nach dem Besuch mehrere Tage Pause,wo ich mich wieder finden muss,in meinen Problemen,meinen Zuständigkeiten.

Viele Menschen hab ich wieder loslassen müssen,habe viele Seelenverwandte,erkenne sie sofort,sie sind ein Geschenk.
Sie bleiben nicht für immer,ich begleite ihren Weg,auch sehr mutig,bis uns das Leben wieder trennt.
Im Alter fällt es mir leichter,dieses Loslassen. Ich habe es lernen müssen,sonst wäre ich zerbrochen.
Eine ganz tiefe Begegnung war kurz vor meiner
zweiten Depression,ein Mädchen,ein Kind.
Als sie schon weit weg, in einem Kinderheim war,sie schickte mir einen Brief,ein Bild.
Das Bild war eingerahmt mit hundert Streichhölzern.
Ein Schatz,unendlich wichtig,wenn Tage,Wochen wieder eisig werden.Ich erfriere.

Solche Schätze verschenken Seelenmenschen,sie begegnen uns immer wieder,wir erkennen sie,Herzblut gehört dazu.

Nicht zu tief eintauchen,das übe ich noch,Gefühle sind auch gefährlich,ich darf nicht zerfließen,am Leid der anderen.

Besondere Menschen haben auch immer eigenes Leid erfahren,wir wachsen nicht an unseren schönen Tagen.
Wir wachsen im Leid,unserem,und dem Anteil, den wir von anderen mittragen.
Novembergedanken.
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr lieben
geschafft---gestern war ein schwieriger Tag.

Abends,bei der Rückfahrt,alles gut gelaufen,spinnt mein Navi,und es leitet mich auf eine falsche Autobahn.

Es geht nur vorwärts,obwohl ich "umdrehen" will,ich bin gezwungen,mich den Rasertempo an zu passen.
Irgendwann eine Raststätte,ja mein Ziel stimmt,aber wo bin ich?
Bin dann weitergefahren,irgendwann entdecke ich eine bekannte Ausfahrt,bloß weg hier.

Ich kann nicht rasen,kann mich nicht drängen lassen,will nicht den scheinbar "geraden" Weg.

Auf der Hinfahrt hab ich kleine Dörfer entdeckt,schiefe Obstbäume,heimelige Häuser.
Hab mein Ziel erreicht,entspannt,auch pünktlich.

Die Heimfahrt,hab wohl nur Heimatdresse eingegeben,dann das Chaos,alles fremd,bin überfordert,kriege Angst,wo führt mich das blöde Navi hin,bin hart an der Grenze.

Heute morgen hab ich wieder Abstand zu den panischen Momenten,die große Angst: gleich brech ich zusammen,verliere die Kontrolle,bin ausgeliefert.

Der Besuch war schön,ich hatte mir viel Mühe gegeben,alles vorbereitet,wir konnten in Ruhe reden,essen,draußen sein,wichtiges erledigen.

Wagen,es wieder wagen,sich verlassen können-auf sich selbst,das kenne ich noch nicht so lange.
Überfordert sein,das kenne ich gut,aufgeben wollen,---depressive Muster.

Die Ausfahrt gestern hat mich erlöst,was war so schlimm? Ich hatte die Übersicht verloren,fühlte mich ausgeliefert.
Daran kann ich arbeiten,vorbeugen,die Strecke noch besser planen.

Diese Autobahnen des Lebens sind mir so fremd,keiner kann nach dem Weg fragen,keiner kennt keinen,nur PS und ein Nummernschild,menschenleer diese Straßen.

Genau so habe ich die Internetautobahnen abgelehnt,ein ganz persönliches Ereignis hatte mich noch bestärkt.
Dann hab ich es zugelassen,wie Zeitung lesen,als Infoquelle,aber völlig ohne Seele.

Irgendwann dieses Forum gefunden,Gott sei dank.
Jetzt ist es eine warme Stube,Menschen treffen sich,wissen sich willkommen,können vertrauen auf Gastfreundschaft.

Wir sind hier Gäste,die nach dem Weg fragen,keiner kann die schnellste Strecke berechnen,es gibt keine Abkürzungen,eher Wiederholungen,noch ein Bergaufstieg.

Die Ziele liegen im Nebel,jeder geht allein,aber wir haben warme Stuben,wo wir rasten,wo wir einander erkennen,uns stützen,unseren Weg beschreiben.Hoffnung geben.
Jeder geht allein.
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
ich möchte euch von einem ganz besonderen Geschenk berichten.

Der Sonntag ist grau,Regen.
Irgendwann entschließe ich mich ,zu so einer Floristenadvents-Ausstellung zu fahren,nicht besonderes
,übliche Deko,alles teuer.
Im Garten noch einen kleine "Künstlerecke",da fallen mir die Leute auf,die in das andere Haus gehen.
Ich gehe rüber,entdecke einen kleinen Hinweiszettel auf eine Ausstellung.

Das Haus ist ein uraltes Bauernhäuschen,mit alten Kaminen,Holzbalken,schiefen Türen und Fenstern,sogar die Räume sind schief.
Drinnen Kerzenlicht überall,Menschen,die freundlich grüßen,sitzen um kleine Tische,Kaffee und Kuchen gibt es in der heimeligen Küche.
Völlig ungezwungen,warme Menschen,lachende Gesichter,staunende Blicke,alles zusammen,Künstler und Gäste. Dazwischen einfache Stricksachen,uralte Leinenw äsche,altes Geschirr zwischen neuer Kunst,Bilder und Töpferarbeiten.
Draußen ein Bauerngarten,so viel Heimeligkeit drinnen,willkommen sein,dabei sein dürfen,die herzliche Stimmung aufsaugen,ich war überwältigt.

Das Haus ist ein Wohnhaus,die Künstlerin hatte es geöffnet für Freunde und Gäste,kein Eintritt-einfach reingehen.

Ein Gästebuch gab mir die Möglichkeit,mich zu bedanken,ein Geschenk,einfach willkommen zu sein.
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
diese Woche will mich fordern,viele Termine.
Heute hab ich schwungvoll die Woche begonnen.
Einmal genug Kraft,Fenster offen,Bettwäsche raus.
Scheinbar aus dem Vollen schöpfen,einfach machen,laufen lassen,die Energie,den Tatendrang.
Nur scheinbar möglich,schon zeigt sich die Grenze,ich werde fahrig,Dinge gleiten mir aus der Hand,doch wohl nicht aus dem Vollen schöpfen.

Dieses begrenzt sein akzeptieren,nicht als Mangel empfinden---das ist schwer.
Die kürzeren Tage,die frühe Dunkelheit,ohne Tageslicht draußen, ist mir nichts wert.
Gut,der Hund treibt mich raus,aber wir gehen nur um ein paar Ecken.

Früher hab ich das Abendleben geliebt,eine andere Welt,Glanz und Licht.
Von dem falschen Glanz ist nichts geblieben.
Eine Freundin kam mir mit ihrem Abend-make-up in der Stadt entgegen.
Ich war erschrocken,sah blöd aus,sie sagte: in der Dunkelheit ist es top,da strahle ich.

Ich kann den falschen Glitter nicht mehr ertragen,auch keine Verkleidungen,keine Nachtmenschen,die sich wie auch immer-ausleben.

Harte Wirklichkeit,kein wundersames Rotlicht,keine Weichzeichner,kein Push-up.

Die Depression sei die Nulllinie der Realität,hab ich irgendwo gelesen,der Gesunde schwebe darüber,sorgloser,mutiger,träumend.

Keine Realität hab ich so schlimm erlebt,wie die Depression.
Die Hoffnung stirbt zuletzt,ein wunderbarer Satz für so viele Kranke,aber wir Depressiven,woran sollen wir glauben?

Das Maß der Dinge ist zerbrochen,Funkstille der Gefühle,zerschnitten ,das Band der Beziehungen.
Der Körper nur schwer und erfroren alle Gelenke. Die Haut schreit,die Seele flieht.

Ich steh dir bei,das war meine Reaktion,als eine ehemalige Mitpatientin wieder in der Klinik war.
Ich konnte sie nicht erreichen,sie war mir völlig fremd,gab sich höflich,aber ich war draußen.
Eine behinderte Frau im Rollstuhl begegnete mir in einem Wartezimmer. Sie hatte Texte auf dem Tablett vor ihr stehen.
Es waren Anweisungen,wie man mit ihr umgehen solle.
Klare Anweisungen,hilfreich,und verbindlich.
Darum hab ich sie beneidet,sich hatte einen Plan,konnte sich mitteilen,Unterstützung einfordern.
Wenige Menschen erkennen mich noch,wenn die Depression bei mir wieder ausbricht.
Die meisten ignorieren mich dann.
Sprachlos,oder zu fordernd bin ich dann,nicht berechenbar für mich-und die anderen.

So wollen sie mich nicht,dann kommt die Gefahr,es ambulant nicht zu schaffen.
Zu wenig Arzttermine,zu wenig Bedarfsmedikation,es scheitert an der Infrastruktur.
Das Tröstende was ich(auch nur gelesen) habe,war ein Weglaufhaus---ein Haus mit ambulanter Betreuung,Ärzte,Psychologen,Therapeuten,Lebenshilfe.
Der Patient blieb frei,konnte gehen.
So konnte er bleiben.
anna54



,
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
noch immer lese ich mit Freude in dem Buch von Ursula Nuber
Wer bin ich ohne dich
Warum Frauen doppelt so häufig depressiv werden als Männer.
Zunächst ist es mal eine Freude,wieder ein Buch von ihr zu lesen. Ich hab viel von ihr lernen dürfen.
Meine Konzentration ist besser,(Frau denke an ihre Schilddrüse! Immer wieder) so kann ich länger und vor allem inhaltlich lesen.

Was mich so fesselt,ist ihre klare Sprache,ich kenne die Gedanken,die Worte.

Bücher sind eine Leidenschaft,Büchereien ziehen mich magisch an.
Ich will so viel wissen,komme mir verhungert vor. Meine Leseecke stapelt Lesestoff,aber noch hab ich Angst mich zu verlieren.
Deshalb kann ich auch nicht ins Kino gehen,muss mich vor "Überschwemmungen" schützen.
Aber Bücher,kann man öffnen,weglegen,nur ansehen,sie versprechen und manchmal geben sie auch Antworten.
Ich konnte fast 5Jahre nicht mehr lesen,wie ich lesen kannte. Mein Gehirn weigerte sich,warf alles wieder raus,war überfordert.

Wie ein Schüler hab ich geübt,wichtiges unterstrichen,noch mal gelesen,irgendwann wurde es leichter.
Bei den Büchern von Frau Nuber werde ich auf keine falsche Fährte geschickt,da bin ich offen und neugierig.
Bei so vielen Ratgebern bin ich skeptisch,soll nur das Buch verkauft werden,ist das Thema gerade in den Medien, undurchsichtig.
Als junge Mutter(oh Gott) wurde ich überschwemmt mit Ratschlägen,irgendwann zweifelt man alles an,oder lässt sich nicht verunsichern,geht stur seinen Weg.

Eine erfahrene Mutter hat mir dann den besten Ratschlag gegeben.
Fühle nach,was macht es in deinem Bauch,wenn es dich packt,dann schaue es dir näher an.
Packt es dich nicht---wegwerfen.

Dieses Gefühl suche ich wieder,wo bin ich ICH?
Das Bauchwissen weiß alles,ich muss es nur ausgraben,weil ich es verschüttet habe.

Meine größten Aktionen hab ich immer aus dem Bauch gemacht. Das war ein riesiges Kapital.
In der Depression war der Zugang abgeschnitten,tot.

Ich grabe und grabe,viel Unrat kommt zu Tage-auch in den Träumen.
Aber mein Bauch kennt jeden Weg,jedes Wort,jeden Menschen---alle Auswege.

Das Licht des Lebens erlischt nicht,suchen,vertrauen,blind folgen,warten können.
Das Licht erlischt nicht,nie,die Depression ist die immer währende Dämmerung,sie ist schwarz und spricht in fremden Sprachen.

Zuhören können,warten,Übersetzer suchen,was ist die Botschaft.
Die Depression hat für mich eine Botschaft,Lebenswende.

Ich hab nicht hinhören wollen,nicht wahrhaben wollen,meine Muster wollte ich nicht aufgeben---ich kannte keine anderen.

Die Depression,eine bittere Lehrstunde?

Das Glück ist,nachlesen können,wo waren die Weichen falsch gestellt,wo bin ich in die Falle gelaufen,gerannt bin ich.

Wegweiser suche ich,Erfahrungen als Lichtblicke,Geschenke der Hoffnung.

Mut machen,kein Weg ist zu weit,ich fange an,jeden Tag,bin noch lange nicht angekommen---bei mir.
anna54
Kepi
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von Kepi »

Hallo anna54,

Du schreibst so schön. Ich lese immer Deine Beiträge und mir fällt gar nichts ein, was ich hinzufügen möchte oder könnte.

Aber vorgestern musste ich an Dich und das Thema Licht und Dunkelheit denken. Ich habe eine Enttäuschung erlebt, im meinem Job. Ich war niedergeschlagen. In der Mittagspause habe ich einen Spaziergang gemacht.

Es gibt nicht viel schönes in der Umgebung meines Büros, mitten in München. Viel Verkehr, alles grau.
Aber diesmal habe ich bewusst mal einen anderen Weg eingeschlagen, in eine Seitenstraße. Und dann war da plötzlich eine Kirche. Kirchen ziehen mich an, ich fühle mich wohl darin, geborgen. Ich habe die große schwere Tür aufgezogen und stand in dem großen dämmrigen Raum.

Vorne am Altar war in der Mitte ein Kreuz aufgestellt, in einer golden ausgemalten Nische mit einem Rundbogen drüber. Das würde entweder angestrahlt, oder vielleicht fiel das Licht von den Fenstern irgendwie günstig drauf... Jedenfalls leuchtete es soooo schön golden in der ansonsten düsteren, dunklen Kirche. Draußen war ja auch alles grau in grau.

Ich habe den Anblick ein paar Minuten genossen, bin ein bisschen umhergegangen und dann wieder zurück in mein Büro. Mir war, als hätte ich einen Schatz entdeckt. Ich werde sicher öfter mal dort hin gehen. Keiner meiner Kollegen würde drauf kommen, dass ich dort war. Das bleibt mein Geheimnis.

Liebe Grüße,
Nighty
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
liebe Nigthy
Wie schön,eine Seitenstraße führt dich einfach zu einem Licht.
Das ist ein Schatz,es ist wie ein kleiner Zufluchtsort. Eine Insel der Stille.

Wenn ich einen schwierigen Krankenbesuch machen muss,suche ich mir fast immer danach die Krankenhauskapelle. Man spürt irgendwie die Menschlichkeit dort.
Besonders gut,wenn dort noch ein Fürbittenbuch liegt,seine Angst,seine Sorgen,aber auch Dank aufschreiben,das hilft.

In unserem Ort gab es vor einigen Jahren einen Amoklauf,wir waren erschüttert,bis ins Mark verunsichert.
Jemand erzählte mir von der Kirche,wo die Schüler einen Platz eingerichtet hatten.

Ein Ort der Stille,der Kerzen,der Briefe,der Steine,der Herzensworte.die auf den Seelen lagen.
Dadurch wurde es auch ein Ort der Hoffnung,Bitten,Forderungen,ein Ort der Wahrheit.
Ich habe daran meinen Anteil genommen,wollte es bewahren,nein---ich habe an alle Türen geklopft,es wurde wieder "entsorgt".

Einen Ort der Stille,des Lichtes,der Wahrheit,der Hoffnung,den brauchen wir alle.
Das muss nicht eine Kirche sein,warm muss es sein,menschlich,kraftvoll,Energie lässt sich dort spüren,gute Energie.


Wer warme Menschen sucht,der gehe auf den Friedhof,dort sind die Herzen offen,die Trauer vereint,man begegnet sich mit einem tiefen Verstehen.
In Krankenhäusern und Altenheimen ist es manchmal auch warm,Kinder sind warm,weil ehrlich ,authentisch.
Es mag sein,je älter ich werde,andere Fragen stelle ich,meine Augen sehen anders,mein Blick hat eine andere Richtung.
Reicher,lebendiger sind die Kontakte. Durch die bewusst grauen Haare bin ich raus aus der Jugendfalle,abgeschminkt,genau anders, als das Modediktat.
Ich gehe andere Wege,ja Seitenstraßen,finde Gänseblümchen im letzten Winkel der Sonne. Danke,dass ich hier schreiben darf. anna54
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
möge es Dir gut gehen,
mögest Du gut behütet sein.

Die Worte hab ich gestern gefunden,es waren Texte aus den irischen Segenswünschen.
Diese habe ich entdeckt in einer Kapelle,seither sammle ich sie.
Sie tun gut,haben Worte,die direkt ins Herz gehen.

Einen erinnere ich immer,wenn ich bei meinen Eltern im ehemaligen Kuhstall stehe.
Ein Gruß beinhaltet die Worte: möge deine Kuh dir nicht den Milcheimer umstoßen.

Meine Mutter saß früh und spät zwischen den Kühen,kleiner Holzschemel,wir Kinder dahinter,der Geruch sitzt mir noch in der Nase.
Kuhställe stinken nicht,jedenfalls unserer nicht,frisches Stroh riecht gut.
Wenn eine Kuh den Milcheimer umwarf,war das schlimm,Milch war kostbar.
Milch wurde getauscht gegen andere Lebensmittel,Milch enthielt alles was der Mensch brauchte.
Butter, Rahm, das waren geschätzte Kostbarkeiten.
Auch die Pflichten für uns Kinder richteten sich nach dem Kreislauf des Melkens---von Hand.
Kühe holen,Stall ausmisten,wenn ich heute Bilder sehe von dreckigen Kühen,krieg ich zu
viel.
Die Kühe wurden geputzt und gepflegt,bekamen im Stall Musik. Jede hatte ihren Namen,ihre Eigenheiten.

Milch ist heute ein Massenprodukt,hat wenig Wert,wer hat noch eine Kuh gesehen?
Computergesteuert werden sie heute auf Hochleistung getrimmt,und auch gemolken.
Kein Mensch im Stall,nur am PC.

Wir Kinder fanden unsere Eltern bei der Arbeit,im Stall,auf dem Acker,in der Küche.
Wir durften die Regel des Lebens lernen und erfahren.
Achtung und Wertschätzung gegenüber allen Lebensmitteln.
Kein Brot ist hart
kein Brot, das ist hart.

Mit dem Backen des Brotes hab ich mich damals wieder gerettet.
Wenn der Tag nicht anfangen wollte,ich keinerlei Antrieb hatte,hab ich Brot gebacken.
Mit den Händen,Brotteig will beachtet sein,sonst gibt es harte Steine.
Die Fragen des Lebens konnte ich nicht lösen,aber Brot backen.
Der Duft des Brotes verwandelt meine Küche in einen lebendigen Ort.
Mit frischen Brot kann ich andere überraschen,ja Kontakte auffrischen.

Die einfachen Dinge des Lebens,wiederfinden,bewahren und weiter geben.
Da habe ich einen Zugang gefunden,zu alten Zeiten,zu Wurzeln,zur Zufriedenheit.

Die letzten Blüten des Lavendels blühen vor meinem Küchenfenster,ich rette sie rüber,sie haben einen guten Platz.
Sonne und Licht,den ganzen Morgen.
Achtsamkeit lehren sie mich,für mich,für die Kleinigkeiten am Wegesrand.

Wie diese Zeit,zwischen der Arbeit,am Küchentisch(wie immer),auf mein Herz hören,meinen Gedanken nachfühlen,die Worte fließen lassen,es ist immer ein Überraschung,was da kommt.
Irgendwann,wie jetzt,kitzelt mich ein Sonnenstrahl,gleich ist 12,da wird es Zeit.
Ich wünsche uns allen
Sonnenstrahlen
anna54
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben

gestern ist es mir gelungen,ein Probelauf so zu sagen.
Ich war in einer schwierigen Situation,Angst Panik machte sich breit,dann noch eine schlechte Nachricht,aus---die Sicherungen flogen.
Und doch habe ich mit Abstand reagieren können,bin nicht an den Rand des Abgrundes gegangen.
Denn Abgrund kenne ich gut,auch die Fallstricke,die mich hinführen. Zurücktreten und Atem holen,umkehren,Sicherheitsabstand einhalten.
Es hat mich völlig überrascht,es ging,kann mich nicht erinnern,wann ich das zuletzt konnte. Heute ist Ruhe,das schwierige Problem ist nicht gelöst,aber ich hab mich in Sicherheit gebracht.
Ich habe gehandelt,nicht mit mir machen lassen,das Opferprinzip gebrochen,ich bin froh.

Da ist noch etwas,ich kann umkehren,wenn der Abgrund sich auftut,wo ist mir diese Lebensklugheit abhanden gekommen,hab ich sie mir nehmen lassen,oder hab ich sie weg gegeben?
Hab ich meine Schätze verschenkt,wurden sie mir gestohlen,wichtige Frage?

Ich glaube,ich hab sie mir wegnehmen lassen,irgendwer hat mir bequatscht,oder hat er mich erpresst,ich weiß es nicht.
Jedenfalls war sie weg,die Lebensklugheit.

Früher hab ich gesagt: Kämpfe keinen Kampf,den du nicht gewinnen kannst.
Ich hab auch gesagt: Wenn ein Mann zurück weicht,weicht er zurück.
Wenn eine Frau zurück weicht,
nimmt sie neuen Anlauf!

Ich kannte in der Krankheit die Unterschiede nicht mehr,gesunde Aggressivität war plötzlich blinde Wut auf irgendwas.
Ich erkannte keinen Feind,aber überall waren sie,redeten mir seltsame Ratschläge ein.

Ich hatte mich verloren.

Jetzt,nach Jahren erkenne ich mich wieder,vieles hat sich geändert,sich ändern müssen.
Meinen Beruf,den ich so liebte, hab ich verloren---ganz,ganz bitter.
Zeit habe ich gewonnen,gelernt,sie zu nutzen.

Heute morgen ein Geschenk,ich muss früh aufstehen,mich kümmern,da fällt ein wunderbares Licht durchs Fenster.
Die blutrote Sonne des frostigen Morgens,kraftvoll,Energie.
Hier ist dein Tag-nutze ihn.

Die schlechten Träume abschütteln,notfalls hilft kaltes Wasser,den depressiven Gedanken keinen Raum geben,raus mit dem Gelumpe.

Die Lähmung ist vorbei,Tauwetter,Frühling im Winter.
Die Jahreszeiten wechseln, immer.

Ich wünsche uns allen
eine gute Zeit
anna54
morgain
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Registriert: 5. Nov 2012, 14:47

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von morgain »

Liebe Anna54,

habe mich anregen lassen und das erste Mal seit langer Zeit Brotteig mit der Hand geknetet. Da war Kraft, Rhythmus, rote Knöchel...ich konnte mich spüren. Dabei nachsinniert über die Sinnlichkeit. Die Sinnlichkeit im Alltag, die uns durch die vielen maschinellen Helfer ein Stück verloren gegangen ist. Habe sie eine Zeit lang intensiv und bewußt gesucht, Gartenarbeit, Ziegen melken per Hand, Heu pressen in kleinen Ballen mit der schweren körperlichen Arbeit, die dazu gehört. Und gleichzeitig die Sinn-losigkeit dieser Tätigkeiten, weil das ja alles mit den entsprechenden Maschinen viel schneller geht.
Bewußtes Erinnern, bewußtes Genießen, warme Hände beim Abwasch, Strahlungswärme am Ofen, gleich den Duft des Brotes...
CHF
Beiträge: 172
Registriert: 9. Feb 2012, 20:04

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von CHF »

Hallo an alle,

seit einem geraumen Zeitpunkt sage ich mir, dass die Depression mein Leben nicht bestimmen darf, wenn möglich nie mehr.

Ich suche jeden Tag die positiven Sachen, die passiert sind oder passieren werden.

Ein Lächeln von meinen Kindern, ein Witz von meinem Mann, Dummheiten unserer beiden Hunde, das Lob des Chefs, das aufmunternde Gesicht meines Chefs. Das Vertrauen, wenn meine Kinder mir was erzählen.

Sollte mal nix passieren oder ich drohe in die Dunkelheit abzugleiten, tue ich mir selbst Gutes. Da kommt es dann auch nicht selten vor, dass ich Haushalt Haushalt bleiben lasse. Diese Arbeit hat ja schliesslich kein "Verfallsdatum"

All diese kleinen Sachen schaffen zwar kein Licht was andere sehen, aber es erhellt mein Inneres, meine Seele.

Und wenn ich strahle, kann ich auch anderen helfen den Tag positiv zu begehen. Ich kann etwas von meinem schönsten Inneren freigeben.

Ich wünsche euch allen auch ein ein strahlendes Inneres.

CHF
CHF
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Guten Morgen ihr Lieben

duschöne,Ziegen von Hand melken,hört sich gut an,aber ich will nicht,sind die nicht zickig?
Wir betreiben ja auch eine Landwirtschaft,große Maschinen,alles schnell,schnell.

Aber das ist nicht meine Welt,nicht mehr.
Ich bin da raus,ganz bewusst.
Aber die Tiere,bei uns Pferde,machen alles wieder wett.
Das ist Handarbeit,sich kümmern,da sein dürfen.
So eine Stallgemeinschaft funktioniert nur im Geben und Nehmen. Oft schon haben wir neu anfangen müssen,wenn es nur noch krachte.

Ein Störer genügt,dann ist irgendwann das Gleichgewicht dahin.

Aber zurück in meine Küche.
Wo ich früher eher Langeweile vermutet hätte,ist heute mein Kraftort.
Gestaltet hab ich mir das,ja Brot backen,wohlige Gerüche,warme Suppe.
Altes Geschirr zusammengetragen,Gemütlichkeit gezaubert.
Die Flohmärkte sind meine Quelle.
Etwas finden,was anderen etwas bedeutet hat,ich geben diesen Dingen einen besonderen Wert.
Küche ist sonst auch trist,eine Ort nie endendes aufräumens,egal das nehme ich hin.

Der Unterschied zu früher ist mein Bild,das ich mir geschaffen habe.
Keine leeren Räume,Leben,Lebenszeichen,Wohlfühlschätze zusammen getragen.

Was nicht meins ist,kommt weg.
Über die Dinge,die ich wirklich mag,habe ich mehr gelernt über mich.
Abgeschaut hab ich einiges,nachgefühlt,was ist hier warm,was erreicht mein Herz.

Meine Augen müssen ruhen können,ankommen meine Gedanken,Gefühle.
Meine Kleidung muss mir gefallen,nicht anderen,ich bin ich.

Ich muss mich annehmen,meinen Körper,meine Krankheit,meine Zerrissenheit,mein Heil-werden-wollen.

Da sind einige Dinge,die es leichter machen,ich muss mir Bilder gestalten,damit ich das anfangen besser hinkriege.

Ein alter Spruch sagt einfach: Die Arbeit geht mir von der Hand.
Das ist so schön,wenn ich bei mir bin,die Dinge sich ergänzen,dieser Fluss von Energie und Ideen.

Ich kann nicht "kopieren",Anregungen ja,aber dann wird es so,wie es mir entspricht.

Mit alten Schürzen hat es angefangen,ich hab sie gefunden in einer Leinenausstellung.
Dann hab ich die Küchentücher gefunden mit den Sprüchen,alte Handarbeit.
Ich brauchte starke Reize,um die Lähmung zu überwinden.
Eine Rose hab ich gefunden,die so außergewöhnlich schön ist,irgendwann hab ich erfahren ihr Name ist Hoffnung.

Alles war am Anfang nur Stückwerk,ein kleines Teilchen eines neuen Ganzen. Ich habe irgendwann das neue Bild erkannt.

Wie ich alte Musik wieder erkenne,sie manchmal nachspüren kann,so brauchen meine Augen heile Bilder,um ruhig zu werden.

Ich bin aus der Klinik gegangen,ohne Heimat,ohne zuhause,ohne Ziel,ohne Plan.
Ich war heimatlos in meiner Seele.
Durch das heimelig machen,hab ich einen Zugang gefunden,zu alten Gefühlen,zu meinem neuen Ich.

Jetzt hab ich drei Jahre ohne Klinik geschafft,das ist sehr lang!
Ein Frühwarnsystem hab ich mir aufgebaut,das ist meine Lebensgarantie.
Meine Lebensenergie kann fließen,bloß nicht gegen Wände rennen,keine Schaukämpfe mehr,ich bin sehr leise geworden.
Mir reicht das Wissen,ich kann es,heute kann ich böse gucken---wer kennt das?

Meine Persönlichkeit fordert Respekt ein,ich weiche nicht aus,Ängste ja,aber auch aushalten,abwarten.

Wer bin ich-wo hab ich mich verloren-wo soll ich hin? Schrecklich,aber überwunden.
Heil werden.

Ja CHF,es erhellt mein Inneres,das ist die Kostbarkeit,das hellste,wärmste Licht,das meine Seele leuchten lässt.

Ich wünsche euch einen schönen Samstag,das Wetter ist trist,aber nicht anstecken lassen,Kerzen anzünden!!!
Alles Liebe
anna54
morgain
Beiträge: 29
Registriert: 5. Nov 2012, 14:47

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von morgain »

Hallo,

heute, am Ewigkeitssonntag, hat sie mich doch wieder überfallen, die Dunkelheit, die Trauer. Komme langsam zur Ruhe, spüre die Müdigkeit. Ein Auslöser, und der Schmerz, die Verletzlichkeit waren wieder da. Hätte ich mich besser vorbereiten können? Mich vorher ein-/abkapseln, um mich nicht hinterher zurückziehen zu müssen?
Die Tränen fließen, ich versuche, meine verletzte, verwirrte Seele wie ein Baby auf den Arm zu nehmen und sanft zu wiegen.
Durchatmen, loslassen.
Und da ist die Sehnsucht nach dem Licht, wie soll ich das beschreiben? Mir fehlen die Bilder, die Worte.
Und dennoch spüre ich, es ist inzwischen Vertrauen in mir, in einem Maß, das ich früher nicht hatte. War das von Ton,Steine,Scherben?: Wenn die Nacht am tiefsten, ist der Tag am nächsten.
Komme zur Ruhe, spüre mein Herz, erlaube mir, loszulassen. Die Bilder von heute erzeugen nur noch ein leises Echo.


Ach ja, die Ziegen.
Ich habe sie geliebt, diese eigenwilligen, starken, wehrhaften Tiere, es waren schöne weiße Ziegen, groß und schlank, natürlich mit Hörnern. Freiheitsliebend, sie fordern einen heraus. Aber ich habe schon länger keine mehr, es ist zuviel, ich habe die Kraft nicht mehr, es liegt sowieso schon so viel Verantwortung auf mir.



Die abendliche Ruhe tut mir gut. Heute bewußt kein Fernsehen zur Ablenkung, hatte das Gefühl, ich brauche die Zeit für mich, um wieder bei mir anzukommen, in mir Frieden zu finden.

Mein Blick fällt auf einen Strauß von Samenständen, heute gesammelt von meinem Sohn, sie sind hell und ganz weich und wunderschön. Auch ein kleiner Lichtblick. Licht sammeln vor dem Schlafengehen.

Euch allen wünsche ich viele Licht-Blicke
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
liebe duschöne,hoffentlich geht es dir inzwischen besser!
Licht sammeln vor dem Schlafen gehen.
Das klingt nach Hoffnung,nach Neuanfang für den nächsten Tag.
Der Gruß einer lieben Freundin war immer: ich wünsche dir den Frieden der Nacht.
Mit den Nächten muss ich noch hadern,sie schicken mich in ein schwarzes Traumland,ich mag den Tag lieber.
Die Tage geben mir eher Zuversicht und Licht,ich hab ein Stück mehr Kontrolle.
Die Träume der Nacht warnen mich noch,vor den Abgründen der Depression.
Die Medikamente schützen noch,Stückwerk des Heil werden?
Wird es wieder heil,die Scherben liegen noch umher,ich kann sie nicht kitten.
Ihren Preis hat sie schon, die Depression,zerschneidet Vertrauen.
Ich hab einige Jahre in der Depression zu viel getrunken,das lastet immer noch auf meiner Seele,das krieg ich nicht weg,das war zu bitter.
Einige Menschen betrachten mich mit Argwohn,warten auf Neuigkeiten.
Ich muss noch mehr Kreise ziehen,um mich,um meine Seele,bin noch viel zu klein.
Als sei ein Stück Vergangenheit verbrannt,ich tu mich schwer damit.
Scherben hat es gegeben,nicht nur bei mir.
Ich warte immer noch auf den Tag,an dem ich darüber reden kann.
Ich mach mich viel zu klein,
morgen versuch ich es mal mit hohen Absätzen.
Ungeordnete Nachtgedanken
anna54
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
muss ich eigentlich irgendwann einen Teil II anfangen?
Montag,wie gut!
Montage haben mich immer gerettet,immer.
Jahrelang hab ich von Donnerstag bis Sonntagabend nur irgendwie funktioniert.
Montag-Arbeitstag war immer gut.
Schlimm,aber wahr.
Freie Zeit ohne Rahmen warf mich um. Ich wusste nicht mal,dass das schon Anzeichen der Depression waren.
Ahnungen,irgendwann fällt alles in sich zusammen,es ist nur noch Fassade.

Heute lebe ich ohne Fassaden,ganz bewusst,zeige ich mich schwächer,verletzlicher und achtsamer mit mir.
Planung ist da ganz wichtig,noch immer erkenne ich die Überforderung nicht sofort. Mein Plan zeigt mir eher,wo es eng wird.
Dabei ist es eine Gradwanderung,zwischen "die braucht man erst gar nicht zu fragen" und ich mache,was ich kann.
Das klare Nein-sagen,keine langen Ausflüchte,kein langes wenn und aber.

Ich stehe für mein Nein. Ich will darin ernst genommen werden.Meine Sprache ist klar,die Körperhaltung auch.
Ein Gefühl von Ärger kriecht in mir hoch--- das kenne ich zu gut.
Gefühle erkennen,ihre Wurzel sehen,dann handeln,den Mut zur Lücke. (Danke FönX)

Vor Jahren hatte ich noch viel Angst,dass die Krankheit,die Medikamente einen anderen Menschen aus mir machen,den ich nicht kenne.
Die Angst ist jetzt weg,ich kann immer wieder anknüpfen an gesunde Zeiten.

Mein Verhalten hab ich geändert,ich bin nicht mehr endlos verfügbar,nicht nur freundlich,sehe meine Position klarer.

Der Satz eines Therapeuten hat mich einmal völlig ärgerlich gemacht.
Es gehören immer zwei dazu:
der,der es macht und der,der es mit sich machen lässt.
Ich wollte Verständnis für mich als armes Opfer,bekam aber eine "Teilschuld".
Heute versuche ich meinen Anteil zu sehen,gelingt nicht immer,aber ich lerne.

Ich verstricke mich noch zu schnell in Streit und alte Muster. Jetzt versuche ich erst mal Meter an Abstand zu gewinnen,Ruhe zu bewahren.
Einzig meine Körpersprache lasse ich deutlich,wie sie will.
Die Worte sind mir oft zu heftig,stellen mich ins Abseits,da habe ich Angst vor meiner Wut.
Wut in sinnvolle Aktion umzusetzen,das wäre mein Ziel,vorwärts kommen,statt Ohnmacht fühlen.
Ohnmacht ist schlimm,fördert blinde Aggression,ist wenig zielführend.

Zwei Notfall-Einweisungen auf Akutstationen haben mich schwer beschädigt.
Unklug-so lange zu warten,bis nur noch diese Möglichkeit blieb.
Einen Hilfeplan sollte ich schreiben,konnte ich aber nicht,ich war völlig planlos.

Jetzt mit dem Abstand von mehr als drei Jahren,hab ich einen Hilfeplan,jeden Tag,zum Gesundbleiben.

Ich kann nicht mehr zurück schauen,da ist nur Finsternis und Nebel,keine wahre Erinnerung,nur Nebel.
Vorn ist das Licht,Zukunft ist Licht,jeder Tag ist Licht.
Jede Kerze ist Licht,jedes Lächeln auch.
Lächeln verzaubert,scheucht den aufkommenden
Zweifel weg.
Mein Lächeln hab ich wiedergefunden,mein wahres Lächeln,nicht das fremde Gesicht im Spiegel.
Depression ist ein Weg,jeder Schritt zählt!
Alles Liebe
anna54
anna54
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Guten Morgen ihr Lieben
heute wieder ein Neuanfang.
Mutig eine Aufgabe gepackt,ein Ehrenamt im Krankenhaus.
Ich tu mich noch schwer,erkunde meine Belastbarkeit.
In der Einrichtung muss ich wieder viel lernen,das ganze Haus kennenlernen,eine Sozialarbeiterin arbeitet mich ein.
Mutig war ich immer für diese Neuanfänge,aber sie erfordern auch viel.
Schwellenangst,wie werde ich empfangen,bin ich erwünscht.
Fragen,viele Fragen.
Aber ohne diesen Sprung ins kalte Wasser geht es nicht,der erste Schritt ist der schwerste.
Ich hab einiges im Gepäck,eine lebenslange Erfahrung mit kranken Menschen,eine schnelle Auffassungsgabe,viel Empathie.
Aber trotzdem fühle ich mich wie eine Anfängerin,irgendwie bin ich draußen,ich habe einfach Angst.

Auf der anderen Seite hab ich schon ganz schwierigere Anfänge geschafft,noch in Lohn und Brot, in weniger freundliche Umgebung.
Aber dort bin ich auch gescheitert,hab mich klein machen lassen.Konnte nicht "gewinnen",in einer Position,die immer wieder neu besetzt wurde.
Das letzte Rad am Wagen,so war das damals.

Heute,also frisch voran,keine Müdigkeit,keine zu kleinen Schritte,ich bin da.
Wünsche euch heute Lichtblicke für die Seele.
anna54
morgain
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Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von morgain »

Hallo,
liebe Anna 54, Dir alles Gute, viel Kraft und Mut und einen langen Atem für Deinen Neuanfang!

Auch für mich wurde es heute wieder besser. Ich hatte in den vergangenen Tagen das Gefühl, es kommt was von ganz tief ans Bewußtsein. Ein Gefühl, oder die Erinnerung an ein Gefühl, kaum in Worte zu fassen. Es hatte zu tun mit Hoffnungslosigkeit, Verlassenheit; es brauchte seinen Raum. Habe wenig gemacht, viel geschlafen, Licht gesammelt; langsam kann ich wieder nach vorne gucken.

Ein Satz ist bei mir noch hängengeblieben, liebe Anna54, Du hast geschrieben, Du hättest Dein wahres Lächeln wiedergefunden. Das finde ich wunderschön, verstecke mich so oft hinter einem falschen Lächeln. Ich werde mich auf die Suche begeben.

Allen viel Licht!
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Liebe
liebe duschöne
das Lächeln,für mich die Tür zum Leben.
Lange Jahre hat man mir die Depression nicht angesehen,ich habe sie weg gelächelt.
Dann war das Lächeln weg,tiefe Furchen gruben sich ins Gesicht,die Augen waren abgeschaltet.

Da konnte ich in keinen Spiegel sehen,erkannte mich nicht. Bodenlos mein Erschrecken über die fremde Frau.
Es blieb,wurde zeitweise anders,aber das Fremde war jetzt ich.
Da habe ich mir das Lächeln abgewöhnt,es war ja auch nur eine Fratze.
Jahre sind vergangen.
Vor drei Jahren der letzte Klinikaufenthalt,danach lange Tagesklinik.
Dort habe ich mich dem Klinikhund angefreundet,wir gingen jeden Tag lange in den Wald.
Mit dem Hund konnte ich gut umgehen,war ich,er war sehr ängstlich,wir lernten beide.
Dann lange Schritte in meinen Alltag zurück.
Das Lächeln war weg,Angst stand in meinem Gesicht.
Viele kurze Einbrüche folgten,dann war die Depression mir ins Gesicht geschrieben.
Die Episoden waren kürzer,nicht so tief.

Irgendwann,waren Ansätze meines Lächelns wieder da,ich hab nur noch in den Spiegel gesehen,erkannte mich wieder.

Ich bin die "Alte" geblieben,meine Körpersprache ist zurück,mein Humor trifft wieder,das Lächeln öffnet alle Türen.

Gestern wurde ich in dem Krankenhaus vorgestellt,ab Januar ein ehrenamtlicher "Arbeitsplatz".
Keinen Tag früher hätte ich das geschafft.
Nichts erzwungen,alles Schritt für Schritt,immer nachfühlen,abwarten.

Schritte zurück,ausharren,Kraft suchen,verweilen---dann wieder anfangen.

Das Anfangen ist so schwer,die Zweifel fest gemauert.
Ich habe meine Aufgabe gefunden über die Seelsorgerin,sie hat eine solche einladende Art,so offen auch so ehrlich.

Als sie erzählte,dass sie fast ein Jahr gebraucht hat,um in dem Haus willkommen zu sein,da wusste ich,die lässt mich nicht im Regen stehen.
Jetzt sind die Türen offen,ehrenamtliche Arbeit wird geschätzt.
Ohne MEIN LÄCHELN könnte ich es nie,aber mit dem Lächeln ist jeder Weg offen.

Der Spiegel lügt nicht,wenn die Depression wieder kommt,sehe ich es sofort.
Dann handele ich,dann bin ich draußen,für einige Wochen.
Immer glaube ich dann,ich krieg es nie wieder zurück,aber es kommt, immer,wie auch jede Depression vorbei geht.Immer.

Durch die Erfahrung,ich bin die Änderung,ich bin die Kraft,ich schaffe meine Zukunft selbst,gehe ich vorwärts,jeden Tag,auch jeden verdammten Tag.
Heute Nebel,Novembernebel,ich gehe die Sonne suchen.
Immer trotzdem
anna54
nh
Beiträge: 21
Registriert: 27. Nov 2012, 13:50

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von nh »

Hallo ihr lieben Mitbetroffenen,

seit heute bin ich hier angemeldet und das Lesen der Threads tut mir richtig gut. Ich bin froh darüber, euch und das Forum entdeckt zu haben.
Ich habe es ebenfalls mit Depressionen zu tun (seit 2009)und bin erst 28. Meine große Hoffnung liegt darin, wenigstens einen 20-30 Stunden Job angehen zu können.
Ich war auch eine der "Tüchtigen" und zu früh auf mich alleine gestellt. Um mir meinen Bidlungsweg leisten zu können, habe ich viel nebenbei gearbeitet. Hinzu kam ein Job mit schlechten, überfordernden Arbeitsbedingungen und nun meine dritte Depression. Das ganze fühlt sich wie ein Schock an. Das kennt ihr vermutlich nur zu gut. Hoffentlich komme ich da wieder raus.

@Anna : Herzlichen Glückwunsch zu deiner neuen ehrenamtlichen Tätigkeit!

Liebe Grüße
Hope
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Liebe Hope
willkommen im Forum!
Die Falle der Tüchtigen,ja das ist ein schwieriges Thema.
Aber lies dich durch die Themen,fühl dich wohl bei uns.
Jede Depression geht vorbei!
Alles Liebe
anna54
nh
Beiträge: 21
Registriert: 27. Nov 2012, 13:50

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von nh »

Hallo Anna54,

liebsten Dank für deine aufmunternden Worte.
Ich kenne mich noch nicht gut genug aus mit Depressionen (jedenfalls nicht bewusst). Ich habe gehofft, dass es nicht mehr vorkommt. Von dem Märchen darf ich mich wohl verabschieden. Das werde ich jetzt alles lernen müssen und vor Allem, mit den Depressionen umzugehen.
Bitte teilt mir eure Erfahrungen mit - es ist für mich ein schwieriges Neuland.

Herzlichen Dank
Hope
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
noch mehr Licht.
Novemberlicht ist kostbar,nichts wird verschenkt,wer es finden will,muss sich aufmachen.
Ins triste Wetter,zwischen die Nebelschwaden,dicke Jacke,Stiefel.
Heute hab ich die Sonne nicht gefunden,aber ein Geschenk am Himmel.
Unzählige Wildgänseformationen trafen sich über den Feldern,zogen von allen Zeiten zusammen.
Das war ein wunderschönes Schauspiel.
Der Tag war ansonsten eher trist,ärgerliche Pannen,unzufriedene Gespräche---aber die Gänse haben mich gerettet. Meine Stimmung gerettet.

Das lerne ich langsam wieder,meine Stimmung,meine Gefühle retten---mich retten.
Ich kann die Regie übernehmen,was lasse ich zu,wo bin ich weg.
Nicht das Opfer werden,sich nicht zum Opfer machen lassen.
Heute morgen bin ich einfach gegangen,hab schnell bemerkt,ich werde hier benutzt,nein,nicht mehr mit mir.
Klare Entscheidung,ich gehe,ich will nicht falsche Erklärungen hören,mir nicht Verständnis "abzwingen" lassen.

Damit kann ich inzwischen gut umgehen,ich gehe auch,wenn ich zu unsicher werde,die Atmosphäre mir nicht gut tut.
Es mag nicht immer richtig sein,aber ich brauche dann Abstand.
Mit mir macht man das nicht---
hat früher immer eine Heilpraktikerin gesagt,wenn ich ihr von meinen "Kümmernissen"
(handfeste Probleme) erzählte.
Sie war sehr streng mit ihren "Lieben",der Hund kriegte auch seinen Teil ab.

Ich fand sie damals zu übertrieben,nicht "nett" genug.

Jetzt finde ich solchen Verhalten genau richtig,klare Ansagen,klare Reaktionen.
Ich übe-und übe---komme langsam weiter.

Ich verschenke jedes Lächeln,helfe wo ich kann,bin voller Verständnis und Liebe für Mensch und Tier. Aber--- ich bin nicht nur nett.
Nett sein,gemocht werden---kann eine Falle werden.
Die Falle kenne ich jetzt,es reicht nie,immer noch mehr fordert: nett -sein ein.
Undank ist der Welten Lohn---sagen die einen.

Wer nicht sagt,was er will---kriegt die Reste. sage ich.
Ich fordere ein,ich erhoffe nicht,ich erdulde nicht.
Das ist der Unterschied,den ich nach vielen Rückschlägen endlich begriffen habe.

Die Falle war auch, das genügsam werden,es sich nicht wert, zu sein.
Bittere Medizin,harte Schule,kein Weichspülgang,harte Wahrheit---mitten ins Gesicht.
Das war mein Lehrmeister- die Depression-sie war endlose Wüste,tosendes Meer,Orkan im Kopf.

Gnädig bin ich geworden,mit mir.
anna54
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Guten Morgen ihr Lieben
was wäre wenn

warum hänge ich immer in diesen Gedanken?
Ja,von Zeit zu Zeit,aber ständig?

Einfach anfangen wird dadurch erschwert,zu viele Hindernisse.
Einfach anfangen ist aber für mich die Lösung,den Dingen ihren Lauf lassen,Zeit eilt und heilt.
Meine Uhr braucht ihren Antrieb,keine fremde Nahrung,hemmt eher.
Viele Gedanken sind zuerst wie Schnellstraßen,sie haben eine ungeheure Sogwirkung und rasen. Irgendwann kann ich langsamer werden,Seitenstraßen,Sackgassen ohne Wenden-möglich.
Gedanken fließen beim Laufen,Aufräumen,Kochen,alltäglichen Arbeiten.
Sie machen ihr Ding,ich warte,bis dann der Moment der Ruhe kommt.dann kommt der eine,wichtige Gedanke,der Ausweg.
Kommt er nicht,war ich zu schnell.
Ich kann wieder darauf vertrauen,das Chaos wird sich auflösen.
Aber nicht untätig zuschauen,bei der Arbeit kommen die besten Impulse an die Oberfläche.
So geht Sortieren im Kopf und des Hauses Hand in Hand.
Gefangen sein,lässt sich auflösen,Sackgassen kann man umgehen.
In dem Moment,wo ich mich spüre,wie leise auch immer,da bin ich am Ziel. Da kann ich mir alle Zeit lassen,den Moment wie einen Schatz bewahren.
So wird aus allem Stückwerk,allen Scherben,allen Hindernissen ein Weg in die Freiheit.
Ich nehme mir meine Zeit.
Ich gestalte meinen Tag.
Ich geben den Dingen ihren Wert und Raum.
Ich bin zu hause, bei mir.
Ein ganz langer Weg,führt aus jeder Depression. Meine Weggefährten haben mich gerettet,bis ich mich wieder retten konnte.

Sackgassen waren zu lange Klinikzeiten,zu viel Medikation,Gespräche mit Schuldzuweisungen. Tödlich,alle Kritik an meinem Lebensweg.
Der Weg war nicht falsch,ich wusste nur nicht,dass ich mich aufgegeben,ja verloren hatte.
Weise Ratschläge hätte ich gebraucht.
Gar keine Ratschläge,wäre auch gut gewesen.
Ich hab meinen Weg selbst wieder gefunden.

Ich kann keine fremden Wege gehen,keine wagen Ziele anstreben,ich wollte zurück an den Anfang des Verlierens.
Da hab ich den Schlüssel verloren,an diesem Ort,hab ihn mir abnehmen lassen,vielleicht wurde er mir auch gestohlen.
Wo mir alles fremd ist,da finde ich keine Heimat.
Krach hab ich gehabt, mit ungeduldigen Ärzten und Therapeuten,sie haben mir jede "Weisheit" abgesprochen.
Jetzt bin ich gestärkt,jetzt kann ich sagen:gerade noch mal Glück gehabt.

So lese ich den Zeitartikel über den Beipackzettel der Psychotherapie gelassen.
Nebenwirkungen,auch gefährliche,ja das hat sie.
Ich hab es mir nicht abnehmen lassen,mein Paket,meine Vergangenheit,meine Geschichte.
Ich musste verweilen,zurückweichen,aushalten,Luft holen.
Ich bin meinen Weg gegangen,in meinem Tempo.

Zerbrochen bin ich nicht,in tausend Scherben meine Seele,das habe ich gefühlt. Aber ich bin heil geblieben, heil geworden.

Abschütteln muss ich immer wieder das Gelumpe der fiesen Gedanken,Erinnerungen.
die quälenden Sinnsuchen.
Hier und jetzt fange ich an,entrümpeln,jeden Tag.
Kostbare Schätze kriegen ihren Platz- mitten am Kühlschrank hängt die Werbung für den Tag:
ICH LEBE JETZT.
anna54
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Guten Morgen ihr Lieben
an Dezembertagen----

Dezembertage sind besonders,erwartungsvoll,heimelig,hell.
Ich habe ganz lange mit kranken Kindern gearbeitet,da war der Dezember unser hellster Monat.
Die Menschen gehen anders mit einander um.
Zum Teil ist es ein gemachtes Konsumgehabe,aber es ist mehr.
Geschriebene Zeilen mit einigen gebackenes Köstlichkeiten waren der absolute Höhepunkt.
Es war mehr als Danke sagen,es waren ganz persönliche Einblicke,man lernte Menschen neu kennen.

Viele dieser kostbaren Momente hab ich mir bewahren können. Es waren eh in den Jahren all die ganz leisen Begegnungen,die wie ein Schatz in meinem Herzen liegen.

Die Depression hat es mir genommen.diese Arbeitsstelle,diesen Platz,ganz nah bei den Menschen.
Aber ich hab es mir bewahrt,diese Nähe fühlen,in dem Moment auch mutig sein. Augen sprechen eine eigene Sprache,dieses tiefe Verstehen,oft im Leid.
Ich werde es suchen gehen,dieses kleine Büchlein von Andrea Schwarz,ihre Dezembertage.
Weinen konnte ich in der Depression nicht mehr,irgendwann eingestellt,weil die Tränen nur noch größere Verzweiflung brachten.

Geweint,ohne Ende,ohne Trost habe ich an dem Tag,als ich erfuhr,ich bin draußen,die zweite Episode forderte ihren Preis,Kündigung trotz Kündigungsschutz,trotz fester Absprache,trotz scheinbar allem Verständnis.


Ich habś mir aus dem Herz gerissen,kann nicht beschreiben,wie ich das überlebt habe.

Kinder verschenken Augenlichtblicke,lächeln im weinen,je kleiner je offener.
Das war meine Nahrung,über fast zwanzig Jahre,an einem Ort,den ich gefunden habe,als mir etwas anderes im Leben genommen wurde.

So habe ich im Abstand erkennen können,wir werden nichts ewig festhalten,jede Zeit hat ihre Wege,ihre Möglichkeiten.
Begegnungen öffnen Wege,Türe und Tore.
In der Begegnung erfahre ich Menschen,die auch auf der Suche sind,meinen Ort muss ich selber finden---
Ich muss mich überwinden,die Bedenken aushalten,keiner kommt und fragt,ich muss zu den Menschen gehen.
Das ist mein größtes Kapital,nicht auf zu geben,die Menschen erkennen,die Fassaden ertragen,die Ausweichmanöver zuordnen.

Jede Begegnung hat ihre Chance,kleine Kostbarkeiten,gestern hab ich mit Hund und kleinem Kind Tierlaute geübt,wir kannten uns nicht---aber lachen konnten wir miteinander.
Dezembertage überraschen.
anna54
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht und Dunkelheit

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben,
ganz fröhliche Adventsgrüsse.

Bei mir wird es ein stiller Sonntag,ganz angenehm.
Ich war schon früh unterwegs,musste Riesenumwege fahren,Großveranstaltung,und dann---mein Auto will nicht mehr.
Ich hab das Gefühl,ich bin ein Stück weiter, wo früher Panik,jetzt sachliche Feststellung,wie organisiere ich das?!.

Meine Leute sind unterwegs,da bleibt mir die Ruhe eines sonst hektischen 1.Advent.
Kein Weihnachtsmarkt,keine Ausstellung,kein Gedränge,keine Menschenmassen,-da verliere ich mich.
Ich muss bei mir bleiben,mich aushalten,aus mir aktiv werden,mein Maß finden.
Die Woche wird voll,
ich übernehme wieder mehr Pflichten (auch gern),da ist mir das zu hause sein,wichtig.

Abgeben, was schwierig ist,behalten,was wichtig ist,loslassen,was nicht mehr zu mir gehört.

Weihnachten ist schwer,Januar auch,Kräfte sammeln,Problemtage gut planen,Ausweichmöglichkeiten schaffen.

Ich nehme mich wichtig,weil ich es gut haben will,ich will kein Weihnachtsopfer sein,nein.

Aus der Klinikzeit habe ich noch die allgemeine Zuspitzung der Weihnachtsgefühle in schlechter Erinnerung.
Ich liebe die Nähe,die durch die wärmere Gesinnung entsteht,aber es ist ein "falsches Spiel",wenn die Lieder verklungen,ist die Einsamkeit noch tiefer.

Gern würde ich einfach zu den Menschen gehen,die allein sind,die krank sind,die sich über einen Besuch freuen.
Verordnete Familienweihnachtsbesuche haben zu schlimme Nebenwirkungen und Risiken.

Jahrelang habe ich Altenheimbesuche gemacht,dort fühlte ich mich willkommen,da war ich richtig,im Leid dort waren meine Gefühle auszuhalten.

Ich kann den Glanz nicht mehr ertragen,falscher Kitsch erschlägt mich.

Falsche Erwartungen sind gefährlich,ich brauche den realen Mittelweg.

Lichter zünde ich an,ganz viele,für mich allein.
Noch ist Zeit,Stille bei mir,das ist mein Dezemberwunsch.
anna54
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