Umgang mit Stress

Antworten
dprssn
Beiträge: 27
Registriert: 1. Nov 2012, 20:54

Umgang mit Stress

Beitrag von dprssn »

Hallo zusammen,
ich wende mich als Angehörige an Euch Betroffene.
Ich habe folgende Frage:
Wie wirkt sich Stress auf eine Depression aus. Ich denke man kann sicher sagen, Stress verschlimmert.
Aber wenn ein zu Depressionen neigender Mensch zwar gerade eine gute Phase hat (sei es mit Medis oder ohne), wie wirkt Stress?
Ich meine den Alltagsstress: früh raus, Arbeit, Kinder, Kindererziehung, Haushalt, mit Geld wirtschaften, Termine, Freizeitstress.
Ich frage jetzt nicht nach den verschiedenen Entspannungsübungen oder Entrümpelungstipps, sondern nach dem Gefühl.
Nach den Auswirkungen auf die Seele und auf die Depression.
Ich danke Euch für alle Antworten, ich will einfach versuchen zu verstehen und lernen.
Merida
Beiträge: 345
Registriert: 2. Sep 2012, 18:43

Re: Umgang mit Stress

Beitrag von Merida »

Hallo LeniB

Wenn bei mir der Stress zu groß wird, dann mache ich mir Druck und wenn der Druck zu groß wird, dann geht die Stimmung runter und irgendwann bin ich wieder im Keller. Ich lerne gerade, wie ich mir nicht mehr so viel Druck mache, doch das ist sehr langwierig denn heute kommt nur ein bisschen Stress auf mich zu und ich mache mir sofort wieder Druck, ich hoffe ich bekomme das wieder in den Griff.

Liebe Grüße
Merida
dprssn
Beiträge: 27
Registriert: 1. Nov 2012, 20:54

Re: Umgang mit Stress

Beitrag von dprssn »

Was heisst das, DU machst Dir Druck? Wie fühlt sich das an?
Weißt Du ich bin nicht depressiv Stress bleibt bei mir Stress. Ich werde vielleicht mal gereizt, fühle mich abends müde, bekomme vielleicht mal Migräne, und hoffe auf ruhigere Zeiten. Aber ich weiß, es geht vorüber und ich schaffe das irgendwie.
Wie ist das bei Dir?
OMG
Beiträge: 224
Registriert: 18. Jul 2012, 14:02

Re: Umgang mit Stress

Beitrag von OMG »

Hallo Leni,

bei mir ist es so, dass sich das meist in einem völlig lähmenden Erschöpfungszustand zeigt. Ich fühle mich nach einer stressigen Woche so leer und bin regelrecht in mir selbst gefesselt. Meist ist diese interne Krise mit mir selbst, so wie ich sie nenne an einem Samstag/ Sonntag. Dann bin ich richtig down, sehe mich auf dem Sofa hängend und in eine regelrechte Starre fallend.
Ich bin dann auch so weit weg von allem, dass ich nach 3-5 Stunden (in denen nichts passiert ist und ich mich genau so wie vor den 3-5 Stunden auffinde) feststelle, dass es ja schon dunkel ist. Dadurch bin ich dann auch wieder so erschöpft, dass ich dann meist einschlafe. Das ist dann der Tag und meine eigene Reaktion auf zu viel Stress. Ich reagiere dann auch von mir zu nahe stehenden Familienmitgliedern/ Freunden auf keine Anrufe, Kontaktversuche dergleichen, weil ich gar nicht in der Lage bin zuzuhören.
Wenn ich mir allerdings diesen Tag und diesen Zustand zugestehe, dann kann ich es an einem Montag wenigstens wieder irgendwie schaffen zur Arbeit zu gehen. Dann beginnt der Kreislauf meist von vorn...

Heute zum Bsp. war es ganz schlimm und ich wäre beinahe zu Hause geblieben. Dann brauche ich morgens in meinem Tief auch dementsprechend viel Zeit um auf Arbeit zu kommen (ca. 2 Stunden).

Liebe Grüße von
Ursula
----------------------------

"Wenn Euer Leben Euch wie ein mühseeliger Aufstieg vorkommt, dann denkt an die Aussicht, die Ihr von dort oben haben werdet!" Anonym
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: Umgang mit Stress

Beitrag von timmie2002 »

hallo leni,

wenn ich dich richtig verstehe, möchtest du wissen, was der unterschied bei depressiven zu gesunden ist, wenn sie stress erleben.

es ist schwer zu beschreiben und auch bei jedem etwas anders.

bei depression ist eigentlich das schlimmste, dass der kranke schon bei kleinigkeiten stress erlebt, aber so als würde eine große lawine auf ihn zukommen.

es treten ängste, panikattacken auf. das ist wieder bei jedem anders: ich habe eine starke innere unruhe und druck auf der brust. andere bekommen starkes herzrasen. es entsteht ein regelrechter leidensdruck. der depressive reagiert dann mit rückzug, teils aggressiv, muss weinen etc. es ist durchaus eine überreaktion,aber eine krankheitsbedingte, die der depressive nicht steuern kann. er fühlt sich wieder schuldig, unfähig, unnütz, wertlos und kann auch wieder ganz schnell in die depressive spirale geraten.

wenn angehörige die situation nicht verstehen und falsch reagieren, verschlimmert das die situation.

seitens des angehörigen braucht es sehr viel geduld und verständnis. auch diese können an die grenze ihres leistungsvermögens geraten. der depressive, der sich nicht mehr verstanden fühlt, versteht aber auch die angehörigen nicht. wenn er in einer solchen phase drin steckt, ist er nur noch egoist. er kann nicht anders.
Shivonne
Beiträge: 13
Registriert: 14. Nov 2012, 19:57

Re: Umgang mit Stress

Beitrag von Shivonne »

Ich kann unterstreichen, was die beiden vor mir gesagt haben. Muss ich unter Stress (zeitlichem oder psychischem!)funktionieren ist das sehr erschöpfen und ich fühle mich, als ob an meinem Körper Gewichte hänge, die mich zu Boden drücken. Kann ich dem nicht nachgeben und rechtzeitig Ruhe finden, werde ich extremst dünnhäutig - dann reicht unter Umständen schon ein etwas trauriger Akkord in einem Lied und ich muss heulen. Außerdem verstärkt Stress bei mir meine latente Tendenz zu Ängsten. Nach unserem Umzug, den ich fast vollständig alleine gestemmt habe, konnte ich vier Tage das Sofa kaum noch verlassen, weil ich Angst hatte, zu sterben. Das war die extremste Stress-Reaktion, die ich bisher hatte. Hat sich aber auch nach ein paar Tagen dann wieder normalisiert.

Auch denke ich, wie finalfreak schon geschrieben hat, dass während einer Depression die Grenze zum Stress sehr viel schneller überschritten wird.

Als Beispiel: Ich hab heute morgen zwei Fahrkarten-Reservierungen über das Internet machen müssen, an und für sich echt kein besonderer Act und an einem guten Tag hätte ich hinterher den Punkt auf der Liste gestrichen und mich auf den Urlaub gefreut. Heut war ich hinterher so erledigt - es hat mich so gestresst - dass ich mich hinlegen musste. Das anstrengende war a) nicht aus mangelnder Konzentration womöglich noch die falschen Züge zu buchen und b) online mit Kreditkarte zu bezahlen, was ich noch nicht so oft gemacht hab.
Auch das schmutzige Geschirr in der Küche empfinde ich konstant als einen Stressfaktor. Nicht lästig oder nervig, nein, der Gedanke oder Anblick löst körperliche Stressreaktionen aus.

Ich würde jetzt gerne schreiben: Auf der anderen Seite kann der "ganz normale Wahnsinn" auch helfen, sich nicht zu tief in sich selbst zurückzuziehen - aber ob das so stimmt, weiß ich nicht. Ich hab keine Kinder, im Moment keine Arbeit, kaum Verpflichtungen. Dazu muss vielleicht dann jemand anders was sagen...
dprssn
Beiträge: 27
Registriert: 1. Nov 2012, 20:54

Re: Umgang mit Stress

Beitrag von dprssn »

Hallo Shivonne, hallo finalfreak,
das was Ihr schildert deckt sich ungefähr mit dem was ich bei meinem Partner erlebe. Ich danke Euch, dass Ihr das so offen beschrieben habt.
Über seine Gefühle spricht mein Partner nicht so offen, ich bekomme halt die schlechte Laune ab.
Könnt Ihr mir Tipps geben, wie ich mich richtig verhalte, um nicht Öl ins Feuer zu giessen?
Und von Angehörige zu Betroffenen: habt Nachsicht mit denen, die damit nicht so gut umgehen können. Vor allem, wenn Sie nichts von Eurer Depression wissen. Manche Menschen können das instinktiv, andere schütteln nur den Kopf.
Deswegen ja meine Frage um falsche Vorstellungen in meinem Kopf abzubauen.
Leni
Shivonne
Beiträge: 13
Registriert: 14. Nov 2012, 19:57

Re: Umgang mit Stress

Beitrag von Shivonne »

> Könnt Ihr mir Tipps geben, wie ich mich richtig verhalte, um nicht Öl ins Feuer zu giessen?

Aus meiner subjektiven Sicht ehrlich gesagt: nein. Erstens ist das sicher sehr individuell, der eine braucht dann absolute Ruhe, der andere findet seinen Ausgleich beim Sport und der dritte braucht Streicheleinheiten. Und zweitens ist es zumindest bei mir so, dass ich in so einer Situation selbst oft nicht weiß, was ich will - ob ich lieber in Ruhe gelassen oder abgelenkt werden will, lieber bedauert oder gefordert. Und das kann mein Partner dann natürlich auch nicht hellsehen. Und manchmal kann man es schlicht und ergreifend nicht richtig machen.

Das einzige, was man denke ich, generell raten kann: Wenn es irgendwie machbar ist, sollte man dem Betroffenen die notwendigen Erholungspausen ermöglichen, damit sich der Stresspegel eben nicht so hochschaukelt.
dprssn
Beiträge: 27
Registriert: 1. Nov 2012, 20:54

Re: Umgang mit Stress

Beitrag von dprssn »

Wie kommst Du damit zurecht, dass Du so reagierst. Kannst Du das als Deinen Teil Deiner individuellen Persönlichkeit akzeptieren, das Du viele Dinge depressionsbedingt anders siehst und angehst. Oder bedrückt Dich das mehr?

Da entsteht bei mir die Frage: wie stelle ich mir das Selbstbewußtsein eines Depressiven vor?
Kann es sowas wie Selbstbewußtsein krankheitsbedingt gar nicht geben?
Oder gibt es manchmal das Gefühl:"ey Leute, ich bin depressiv das darf so sein, so bin ich!" ?
Shivonne
Beiträge: 13
Registriert: 14. Nov 2012, 19:57

Re: Umgang mit Stress

Beitrag von Shivonne »

> Wie kommst Du damit zurecht, das Du so reagierst. Kannst Du das als Deinen Teil Deiner individuellen Persönlichkeit akzeptieren, das Du viele Dinge depressionsbedingt anders siehst und angehst. Oder bedrückt Dich das mehr?

Diese Art des Verhaltens ist bei mir sehr stark mit Schuldgefühlen verbunden. Ich will es allen Recht machen, will, dass alle um mich herum glücklich sind und ich ja niemandem zur Last falle (und gleichzeitig will ich mich aber eben auch nicht dafür verantwortlich fühlen, aber das ist eine andere Geschichte)und wenn ich dann trotzdem unfreundlich, zickig oder wütend reagiere, zerreist mich die Diskrepanz zwischen Anspruch und Realität fast. Ich denke, ich hätte damit meinem Gegenüber unerträgliches Leid zugefügt - weil ich in meiner Depression in meinen Gefühlen kaum noch Maß halten kann und alles übersteigert und verzerrt wahrnehme. Und das führt natürlich dazu, dass ich mich noch mehr zurück ziehe, noch verzweifelter werde.

Was ich mir erlaube, ist Tätigkeiten nicht durchzuführen. Zum Beispiel hab ich seit 2 Tagen den Abwasch nicht gemacht. Das kann ich vor mir rechtfertigen.



> Da entsteht bei mir die Frage: wie stelle ich mir das Selbstbewußtsein eines Depressiven vor? Kann es sowas wie Selbstbewußtsein krankheitsbedingt gar nicht geben?

Ich denke, du meinst Selbstbewusstsein im Sinn von Sicherheit im Auftreten, seine Position behaupten.
Für mich gibt es da zwei wichtige Unterscheidungen.

Die erste ist die zwischen Selbstbewusstsein im Sinne von "mir meiner selbst bewusst sein" und Selbstbewusstsein in (vermute ich) deinem Sinn, also meinen Wert anzuerkennen, meine Meinung für wichtig zu halten. Im ersten Sinne habe ich sehr viel Selbstbewusstsein, dh ich beobachte mich, ich kann meine Reaktionen analysieren usw. Mit dem Selbstwert sieht es dagegen ausgesprochen mau aus. Ich denke, das geht vielen so, weil Gedanken wie "ich mache alles falsch, ich bin ein totaler Versager" oder auch "Niemand sieht oder hört mich, scheinbar bin ich für die Welt völlig unsichtbar" typisch sind für Depressionen.

Die zweite Unterscheidung ist die zwischen meinem Schutzraum, also meiner Wohnung in räumlicher und meinem Mann in persönlicher Hinsicht, und dem Außen.Jeder, der schon mit zusammengearbeitet hat, wird mich als ausgesprochen professionell, belastbar und zuverlässig beschreiben. Die meisten, die mir oberflächlich begegnen halten mich für herzlich und humorvoll. Würde man meinen Mann fragen, kämen da (auch) ganz andere Sachen zum Vorschein.
dprssn
Beiträge: 27
Registriert: 1. Nov 2012, 20:54

Re: Umgang mit Stress

Beitrag von dprssn »

Danke Shivonne,
eine tolle Antwort, Du hast das sehr anschaulich beschrieben.
Vieles kann ich an meinem Partner wieder erkennen.

Es ist aber auch für mich interessant. Denn wie gesagt, auch nicht depressive haben natürlich Stress und entsprechende Symptome (Kopfschmerz, Verspannung, Magen...). Auch ich fühle mich oft von den vielen Anforderung zu sehr vereinnahmt, so daß ich nicht mehr weiss, wo ich eigentlich in meinem Leben eine Rolle spiele. Dann bin ich hektisch, gereizt, müde, aber ich bin nicht depressiv. Es ist schon erstaunlich, ich frage mich wirklich wie das funktioniert.
Manchmal habe ich das Gefühl die Chemie in unserem Körper macht mit uns was sie will. Beim einen so beim andern eben anders.
Dann denke ich: könnte ich einem Depressiven nicht erklären, dass er nicht "unnormal" ist, sondern nur seine eigenen persönlichen oder chemischen Weg hat mit seinem Leben umzugehen. Vielleicht könnte er sich eher akzeptieren.

Und während ich das schreibe, denke ich: du lachst mich gerade aus, weil ich so naiv bin.
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: Umgang mit Stress

Beitrag von timmie2002 »

guten morgen leni,

ich muss dir heute erstmal sagen, dass ich ganz toll finde, wie du dich mit der krankheit depression auseinandersetzt und um verstehen ringst. das schafft nicht jeder.

ich denke, dass du deinem partner eine wichtige stütze sein wirst. es spielt dabei keine rolle, wenn du manchmal selber hilflos bist. das ist normal. du darfst dich auch selber nicht überfordern. es ist gar nicht möglich, mit einem depressiven IMMER richtig umzugehen. wichtig ist dein wille dazu.


Ja, bei depressiven stimmt die chemie im körper nicht. dein partner wird wohl noch einen langen weg der therapie gehen müssen, um dies selber zu verstehen und seine krankheit anzunehmen. wenn du das aber schon verstanden hast, ist das eine hilfreiche stütze für ihn.


deine bitte kommt auch an. ich hbae mir das selber klar gemacht, dass nichtbetroffene gar nicht immer richtig reagieren können und akzeptiere dies, solange ich erkenne, dass ich wegen meiner krankheit nicht abgestempelt werde und mein gegenüber bereit ist, die erkrankung ernst zu nehmen.


selbstwert und selbstbewusstsein ist für depressive, so erkenne ich es an mir und vielen anderen, ein schwieriges thema. das kann man in wenigen zeilen auch nicht erklären.
dein partner muss das irgendwann mit seinem therapeuten aufarbeiten. wieviel zeit er dazu braucht, auch um überhaupt einen anfang zu machen, wird die zukunft zeigen. es ist ein prozess, der sehr lange dauern kann. du wirst aber wohl oder übel deinem partner überlassen müssen, wann er sich damit auseinandersetzen will. durch positive bestärkung kannst du ihn aber wieder stützen, selbst wenn er es nicht anehmen kann, führe ihm immer wieder vor augen, was du an ihm schätzt. irgendwann bricht da meist etwas auf.

lg
dprssn
Beiträge: 27
Registriert: 1. Nov 2012, 20:54

Re: Umgang mit Stress

Beitrag von dprssn »

Hallo finalfreak,
vielen Dank für Dein Lob, hat mich den ganzen Tag gefreut.

Ich finde dieser Diskussion wird von Personen geführt, die sich mit der Krankheit im positiven und negativen auseinander gesetzt haben.
Alle die hier schreiben wissen schon, was ihnen schadet, wie sie reagieren.
Wenn ich mir alles so durchlese denke ich, ihr seid Euch wirklich Euer "selbst bewußt". Ich kann daran nichts schlimmes finden, deswegen kann ich vielleicht relativ gut mir der Krankheit meines Partners umgehen.

Ich habe nur Schwierigkeiten, wenn er in seinen Aussagen mir gegenüber ungerecht wird.
Aber dann denke ich an den Satz aus dem Buch: "Es ist die Depression die da kläfft, nicht ihr Partner"
Das ist wie ein Mantra für mich und hilft, sich wegzudrehen und ruhig zu bleiben
Shivonne
Beiträge: 13
Registriert: 14. Nov 2012, 19:57

Re: Umgang mit Stress

Beitrag von Shivonne »

Hi Leni,

es freut mich, wenn ich dir mit meinen Beiträgen ein bisschen helfen konnte. Und nein, ich lache dich ganz bestimmt nicht aus, denn wie Finalfreak schon bemerkt hat: Es ist toll, wie positiv du dich mit der Krankheit deines Partners auseinander setzt. Du scheinst da mit sehr viel Stärke und Zuversicht ranzugehen und kannst ihm so sicher eine wertvolle Stütze sein.

Ich fände es auch interessant, zu wissen, wie sich die gleiche Situation für Depressive und Nicht-Depressive anfühlt. Habe mich auch schon oft gefragt, wo denn wohl der Unterschied liegt.
Vielleicht liegt er darin, dass ein Depressiver (oder auch nur ein Mensch, der depressionsgefährdet ist) schneller über die Kante in den Abgrund fällt. Ich habe den Eindruck, dass sich die psychisch stabilen Menschen um mich herum sehr viel länger in belastenden Situationen aufrecht halten können, als mir das möglich ist. Die marschieren quasi immer weiter am Abgrund entlang und ich schaffe es eben schon nach kürzerer Zeit nicht mehr, das Gleichgewicht zu halten und stürze ab.

Hm, ist verständlich, was ich sagen will?
dprssn
Beiträge: 27
Registriert: 1. Nov 2012, 20:54

Re: Umgang mit Stress

Beitrag von dprssn »

Hallo Shivonne,
ich finde wir haben da ein interessantes Thema.
Ich habe schon einiges beschrieben, wie ich auf Stress reagiere, was den Unterschied macht, manchmal glaube ich wirklich es ist die Chemie.
Ich bin z.B. im Moment echt unglücklich. Mein Mann ist von der Therapie zuhause und es scheint sich nichts geändert zu haben. Ausserdem ist mein Vater sehr krank. Ich habe genau genommen gar keine Zeit traurig zu sein.
Ich bin bis auf die Knochen erschöpft und habe nahe am Wasser gebaut. Aber ich bin irgendwie nicht depressiv, weil ich immer weiter funktioniere.
Und ich habe das Glück, dass ich mich an kleinen Dingen freuen kann, z.B. über meine kleine Tochter die ein absoluter Sonnenschein ist.
Diese Woche hat mir eine alte Freundinn die ich seit 20 Jahren kenne zum ersten Mal erzählt, dass sich ihr Vater wegen Depression umgebracht hat als sie 16 war. Damals kannte ich sie noch nicht.
Sie ist der fröhlichste Mensch den ich kenne. Dagegen bin ich ein Trauerkloß. Sie hat gesagt, sie hat ihre Lehre gezogen, sich nie von irgendwas runterziehen zu lassen. Wieso kann sie das?
Wir Angehörigen versuchen Euch zu verstehen, damit wir zusammen leben können. Ihr Betroffenen beobachtet die Fröhlichen und versucht Euch anstecken zu lassen.

Gestern abend bin ich vom Sport gekommen,was mich immer total entspannt, und mein Mann war glücklich, weil er sich mit seinem Freund ausgesprochen hat. So, eigentlich beide happy. Aber ich habe so manches Problem mit diesem Freund (schwieriges Thema!!!). Das habe ich gesagt, weil ich das nicht mehr so mittragen kann wie es einmal war, weil ich da auf der Strecke geblieben bin. Und weil ich ehrlich sein will. Ich wollte gleich klarstellen,dass es nicht mehr so geht, dass der Freund alles ist und ich nichts. Aber als es meinem Mann schlecht ging war weit und breit kein Freund und ich war plötzlich gut genug.

Es gab einen riesigen Streit. Ich wäre furchtbar, seine Stimmung war so gut, bis ich gekommen bin. Die Krönung war, dass ich der Auslöser für die Depression sei.

Ich habe ihn gestresst. Total. Er war so glücklich über die Versöhnung und ich bin ihm da gegen den Karren gefahren. Was meinst Du?
Hätte ich den Mund halten sollen, damit er nicht dem Stress mit meinem Problem konfrontiert ist?

Wie sehr muss ein Angehöriger zurückstellen, auch wenn sein Anliegen berechtigt ist?

Muss noch ergänzen, dass wir uns noch versöhnt haben, obwohl wir beide echt krätzig waren.
Antworten