Wie lange "darf" man krank sein!?

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Rujo
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Wie lange "darf" man krank sein!?

Beitrag von Rujo »

Hallo,

was ist noch erlaubt: 4 Wochen klinik (ja, ich erwische mich auch dabei, diesen euphemismus oder die noch nicht so verpönte "psychosomatische Klinik" statt psychiatrie zu benutzen), 6, 10 oder 2 jahre ??? 25 stunden VT oder drei jahre?

zu mir sagte eine mitpatentin einmal, dass ich eine zumutung für die krankenkasse sei... na, danke!hätte ich mich aus kostengründen besser vor die bahn geworfen!?

wie geht es euch mit der dauer eurer krankheit? mir sitzt das - trotz allem, was ich darüber DENKE - wie ein stachel im fleisch. wenn mich jemand fragt, wie lange ich depressiv gewesen sei/bin - fühle ich mich meist wie eine versagerin. herrje, die kann sich halt nicht zusammenreißen etc.

was sage ich bei nächstem vorstellungsgespräch dazu? und warum gibt es auch hier immer wieder entsprechende meinungen. ist es ein wettlauf, bei dem gewinnt, wer schnellstens ohne psychiatrie, therapie oder ads auskommt?!

wie geht ihr damit um? mir geht gerade bei diesem thema jegliche contenance verloren...

wie auch immer ein paar tipps usw wären nett

LG Kardamohn
Salvatore
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Re: Wie lange "darf" man krank sein!?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Kardamohn,

wie du das meinst:
>was ist noch erlaubt: 4 Wochen klinik (ja, ich erwische mich auch dabei, diesen euphemismus oder die noch nicht so verpönte "psychosomatische Klinik" statt psychiatrie zu benutzen), 6, 10 oder 2 jahre ??? 25 stunden VT oder drei jahre?
weiß ich nicht, aber wenn es eine "Zumutung für die Krankenkasse" gibt, dann bin ich wohl eine. Und mit meinen 31 Jahren wohl auch eine Zumutung für die Deutsche Rentenversicherung.

Ich arbeite nun schon fast drei Jahre nicht mehr und bekomme für weitere zwei Jahre volle Erwerbsminderungsrente.
In der Zeit bis jetzt war ich zweimal in einer psychiatr. Tagesklinik (einmal 8, einmal 6 Wochen), 11 Wochen vollstationär in einer psychiatr. Klinik und 6 Wochen Psychosomatik.
Die Zeit dazwischen tiefenpsych. fund. Psychotherapie, die ich immer noch mache. Plus alle vier bis sechs Wochen Termin bei meiner Psychiaterin.

Wann das dann nun endlich mal ein Ende hat, diese Frage bekomme ich von meiner Familie in Abständen immer wieder gestellt, und wer kann es ihnen schon verübeln, ich frage es mich ja selbst.

Es dauert, so lange es dauert.

Was ich irgendwann einem potenziellen Arbeitgeber sage, tja, das ist so eine Sache, das weiß ich auch noch nicht. Bis dahin kriege ich die Tage rum, so gut es halt irgendwie geht, also mal besser, mal schlechter.
Mit dem Behörden-Hickhack bin ich Gott sei Dank durch. (Falls du Fragen hast... frag. ruhig.)

Lg, Salvatore
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BD
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Re: Wie lange "darf" man krank sein!?

Beitrag von BD »

Hallo kardamon,

ich bin dankbar in einem Sozialstaat zu leben, der Klinikaufenthalte und Rehas ermöglicht. Ich habe in den letzten 10 Jahren 3 Rehas gemacht und auch schon mal eine halbe Erbwerbsm.rente bezogen.

Ich erzähle da auch nicht gerne von, es kommt mir vor wie eine Krankenkarriere. Aber ich werde wohl damit leben müssen, dass die Depression immer wieder mal ausbricht und dann auch oft lange bleibt.

Das ist nicht leicht, aber es ist so. Den Spruch deiner Mitpatientin finde ich eine Zumutung.

Grüße
Waldsee
ghm
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Re: Wie lange "darf" man krank sein!?

Beitrag von ghm »

Hallo Ihr Lieben,

bitte hört mal auf den neolieberalen Quatsch und den Irrsinn des pseudobürgerlichen Wahnes nachzusingen.

Ich würde am liebsten nur schreiben Grundgesetz §14 Abs. 2

"Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen."


Wer also "habend" ist und nicht "teilen" will, möchte doch bitte seine deutsche Stattsbürgerschaft zurückgeben und in die Vereinigten Staaten von Nordamerika auswandern.

Mehr habe ich dazu nicht zu sagen und jetzt muss ich meine Wut loswerden.

All unsere Politiker haben es seit dem 23. Mai 1949, 24:00 Uhr (Inkrafttreten des Grundgesetzes) nicht geschafft, aus diesem Paragraphen unseres Grundgesetzes ein Durchführungsgesetz zu erlassen.

Schande über sie.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Henk
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Re: Wie lange "darf" man krank sein!?

Beitrag von Henk »

Hallo,
meist gibt es im privaten und beruflichen Umfeld nur wenige, die sich mit diesen Diagnosen auskennen. Und die anderen haben Verständnis oder nicht. Wenn ein Mediziner oder Psychiater dich für krank erklärt, dann ist nicht die Frage wie lange, sondern warum. Wem du deine Situation erklärst und wem nicht, entscheidest du.
Haferblues
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Re: Wie lange "darf" man krank sein!?

Beitrag von Haferblues »

Hallo Kardamohn,

bei dieser blöden Bemerkung deiner Mitpatientin geht mir der Hut hoch!!! Die hätte ich mal nach ihrer Diagnose gefragt und ihr eine Rechnung aufgestellt, die sich gewaschen hat. Da hätte ich mir schon was aus den Fingern gesogen. Depression ist eine relativ günstige Krankheit. Nix OP und so.

Aber zu deiner Frage: eine Krankheit dauert solang sie eben dauert. Ein Diabetiker braucht lebenslänglich Behandlung. Unsereiner möglicherweise auch. So ist das eben. Blöd fragende Verwandte/Bekannte kriegen von mir eine blöde Antwort.

In einem Vorstellungsgespräch würde ich gar nicht über Krankheiten sprechen. Die gehören da nicht hin. Da würde ich die Lücke irgendwie anders erklären. Hausfrau, Pflege eines Angehörigen oder sonstwas.

Viele Grüße
R.
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
Omnia
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Re: Wie lange "darf" man krank sein!?

Beitrag von Omnia »

>was sage ich bei nächstem vorstellungsgespräch dazu? und warum gibt es auch hier immer wieder entsprechende meinungen. ist es ein wettlauf, bei dem gewinnt, wer schnellstens ohne psychiatrie, therapie oder ads auskommt?!



Letztendlich leben wir nun mal in einer Gesellschaft, die sich der Leistung unterworfen hat.
"Je größer die Leistung, je größer der Wert"?

Paradoxerweise denke ich, dass gerade bestimmte Auswüchse dieser "Leistungsgesellschaft" die Anzahl der Menschen, die an psychischen Krankenheiten, wie zum Beispiel Depressionen leiden, erhöht.

Also diese Gesellschaftform begünstigt bestimmte Erkrankungen. Und im nächsten Schritt werden die Menschen, die dann unter diesen Krankheiten leiden "bestraft", weil sie dann nun mal davon betroffen sind.

Die Leistungsgesellschaft erhält sich ja durch ihre Mitglieder aufrecht und nicht durch einzelne Politiker. Denn wo keine Menschen sind die die sich beherrschen lassen wollen, da gibt es auch keine Herrschenden.

Und hier ein exemplarisches Beispiel:
>zu mir sagte eine mitpatentin einmal, dass ich eine zumutung für die krankenkasse sei...

Eine Sanktion, eine verbale Bestrafung bedingt durch die Verinnerlichung der Leistungsgesellschaft. So funktioniert deren Erhaltung.
Die Menschen, die sich diesem Prinzip nicht unterwerfen, fühlen sich schlecht und "wollen" sich diesem Prinzip unterwerfen, um sich wieder gut zu fühlen.

Wenn sich nichts ändert, prophezeie ich dass diese Gesellschaftform irgendwann explodiert oder implodiert in ca. 100 Jahren.

Hab gerade meinen gesellschaftskritischen Tag .
Haferblues
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Re: Wie lange "darf" man krank sein!?

Beitrag von Haferblues »

Nee Omnia, ich glaube nicht dass das 100 Jahre dauert. Wir sehen jetzt schon, dass einige gesellschaftlich abgehängt sind. Überall in der EU brodelt es. Hätten wir nicht das gelobte Hartz IV, würde das bei uns auch brodeln.

Was heißt „Leistung“??? Leisten unsere Einkommensmillionäre wirklich mehr als unsereiner???? Wer definiert denn Leistung???? Ist Fußballspielen bei Bayern München eine größere Leistung als das Pflegen alter Leute oder das Erziehen von Kindern???? Auf jeden Fall ist es viel besser bezahlt.

Die Frage ist nur: kann man aus diese Prinzip überhaupt aussteigen??? Irgendwie muss man ja leben.

Viele Grüße R.
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
Sprotte
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Re: Wie lange "darf" man krank sein!?

Beitrag von Sprotte »

Hallo zusammen,

einfach mal ein paar Gedanken, die ich so habe, wenn ich das hier lese...

Da ist der Kommentar mit der "Zumutung...". Mal abgesehen davon, dass er einfach nicht hilfreich ist...

- warum sticht das so? Auch mich. Weil insgeheim genau das eine Stimme in mir selbst sagt? Wie kann ich bei mir bleiben, was ist mein Anteil an der "Aufregung"?

- ich sehe die Definition über Leistung in unserer Gesellschaft auch kritisch. Keine Frage. Aber ich fand den Satz von Waldsee sehr schön: "ich bin dankbar in einem Sozialstaat zu leben".
Wir brauchen auch Menschen, die diesen ganz praktisch tragen, die morgens um 3 Uhr aufstehen und Brötchen backen...Das macht sie nicht mehr "wert" als Menschen. Aber ihre Leistung ist wichtig und sie verdienen dafür Anerkennung.
Dass ich mich wertloser fühle, dass ich verständlicherweise nicht gerne abhängig von ihnen sein möchte- das ist meine Baustelle. Opferrolle?
Auch, wenn ich mich damit jetzt unbeliebt mache. Ich lese hier: "ich fühle mich abgewertet, darum werte ich jetzt die anderen ab, damit ich dadurch wieder aufgewertet bin".
Wie anders? Den eigenen Schmerz zulassen und "dankbar" sein? Hilfe jetzt annehmen, ohne schlechtes Gewissen, aber mit dem Gedanken, dass das trotzdem etwas ist, wofür ich dankbar sein kann, was nicht selbstveständlich ist und was ich- hoffentlich- auch mal zurückgeben kann.

- Welche Unzufriedenheit und Unglück mit dem eignen Job, Leben muss dahinter stecken, wenn man neidisch auf das "krank sein" ist? Vielleicht auch das Bedürfnis gesehen zu werden? Vielleicht das Bedürfnis mal umsorgt zu werden? -das wiederum ist die Baustelle von xy. Diese Sicht macht die Aussage nicht angemessen, aber verständlicher- und weniger verletzlich, finde ich.

Grüße, Sprotte
Rujo
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Registriert: 29. Okt 2012, 18:40

Re: Wie lange "darf" man krank sein!?

Beitrag von Rujo »

Hallo zusammen,

erst mal danke für ihre anregenden gedanken. ich bin gerade zu müde, um näher drauf einzugehen (prüfung), aber es hat mich getröstet. vielleicht kann ich irgendwann akzeptieren, dass es eben so ist, wie es ist. (langzeitziel)

nur kommt die ausfallzeit eben irgendwann auf den tisch, sonst fragt mich jeder, wieso mein ref. so lange gedauert hat. spätestens bei begutachtung durch den amtsarzt zwecks einstellung...

drückt mir die daumen, am die. habe ich mein zweit gespräch bei einer meiner wunschschulen.

lg
karda
RoosaR
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Registriert: 28. Sep 2012, 21:21

Re: Wie lange "darf" man krank sein!?

Beitrag von RoosaR »

"zu mir sagte eine mitpatentin einmal, dass ich eine zumutung für die krankenkasse sei..."

Ich finde ja, dass die Krankenkassen eine Zumutung für uns Patienten sind...

Ist man einmal an einer Krankheit erkrankt, dann bekommt man für 1 1/2 Jahre Krankengeld...und anschließend ?

Anschließend bekommt man Arbeitslosengeld I, welches eigentlich für Arbeitsuchende bestimmt ist...Ist man als Erkrankter arbeitssuchend? Nein!

WAS passiert eigentlich mit Patienten, welche auch nach diesem Jahr Arbeitslosengeld I noch nicht gesund sind?

Genau- Sie werden ein Sozialfall!!! Und das ganze nennt sich dann SOZIALSTAAT- die Krankenkassen bauen sich weiter ihre Paläste...und der Arbeitnehmer, welcher- über Jahre- immer fleißig in die Krankenkasse eingezahlt hat...hat eben mal PECH gehabt...

Dies könnte ich noch weiter "verfeinern"... Ist ein ständiger Krankenkasseneinzahler an Depressionen erkrankt, dann wird er mit Medikamenten und Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen "behandelt"- Gespräche sind nicht möglich, mangels Ärzten...bzw Kassenzulassungen...

Um einen Therapieplatz muss sich der Patient selbst bemühen, obwohl er dazu gar nicht in der Lage ist... aufgrund seiner Erkrankung

Wenn DANN noch jemand behauptet, dass die Betroffenen eine Zumutung für die Kassen sind...DANN versteht er entweder dieses System nicht...oder war selbst noch nie betroffen...
lilhope
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Re: Wie lange "darf" man krank sein!?

Beitrag von lilhope »

Hallo Kardamohn,

Ich kann das Gefühl, das Sie haben, gut nachempfinden.
Ich fühle mich auch mehr oder weniger wie eine Versagerin,weil es mir einfach nicht besser gehen will. Das Gefühl es immer und immer wieder nicht zu schaffen ist schrecklich, ich weiß.Aber sehen Sie es doch einmal so..Sie kämpfen jeden einzelnen Tag mit sich.Sie tragen mehr Kämpfe aus,als die meisten Menschen es jemals tun müssen.
Ob das gut oder schlecht ist,entscheiden sie.Es liegt in Ihrer Hand,was sie daraus machen.Ich finde,Sie sollten stolz auf sich sein,immer wieder die Kraft zu finden,den Willen zu haben,aus der Krankheit rauszukommen,obwohl es Ihnen schlecht geht.Das ist mehr Willen und Kraft,als viele aufbringen könnten. Mich eingeschlossen. Sie gehen zum Psychater,Sie gehen in die Klinik DAMIT ES IHNEN BESSER GEHT. Ich rate Ihnen solche Sprüche niemals auch nur annähernd an sich heran zu lassen.
Für Sie sollte im Vordergrund stehen, gesund und sorgenfrei durchs Leben gehen zu können und eine derartige Bemerkung,sie würden der Kasse auf der Tasche liegen ist absolut deplatziert und unangebracht.
Lassen Sie sich von so etwas nicht verunsichern! Es geht um Ihre Gesundheit und diese sollte das Wichtigste für SIE sein!

Tipp: Beim Vorstellungsgespräch sollten Sie das Thema komplett auslassen.
Ich hab Erfahrung.Wurde 3mal nicht genommen,weil ich im Gespräch erwähnt hatte,depressiv ''gewesen zu sein''.

Lg lilhope ♥
Michael23
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Registriert: 7. Okt 2012, 14:39

Re: Wie lange "darf" man krank sein!?

Beitrag von Michael23 »

Hey,

möchte mich hier meinen Vorschreibern und Schreiberinnen anschließen. Du darfst solange krank sein, bist du wieder soweit genesen bist, das du deine täglichen Pflichten nachkommen kannst!!
Bei einem Bewerbungsgespräch würde ich auch jede Art von Krankheit verschweigen. Auch wenn Depressionen heutzutage in der Öffentlichkeit anderst wahrgenommen werden als früher, sind viele Personalchefs immer noch skeptisch.

Grüße

Michael
Soul_39
Beiträge: 29
Registriert: 6. Nov 2012, 13:13

Re: Wie lange "darf" man krank sein!?

Beitrag von Soul_39 »

Hallo,

zu meinen Anfangszeiten hätte mich so eine Aussage auch sehr gekränkt, weil ich eben selber nicht damit klar kam, dass ich Depressionen habe, doch heute kann ich nur noch müde über so viel Dummheit lächeln.

Wenn Du wieder eines Tages ins Berufsleben einsteigen möchtest, musst Du dem Arbeitgeber wirklich nicht auf die Nase binden, dass Du wegen Depressionen ohne Arbeit warst. Geht ihn überhaupt nichts an.

Wünsche Dir alles Gute.

Lieben Gruß
Soul
kaitain
Beiträge: 819
Registriert: 13. Jan 2007, 23:31

Re: Wie lange "darf" man krank sein!?

Beitrag von kaitain »

Rujo
Beiträge: 29
Registriert: 29. Okt 2012, 18:40

Re: Wie lange "darf" man krank sein!?

Beitrag von Rujo »

danke für eure anregenden anregungen!

ich weiß, dass ich solange krank sein darf, wie es eben dauert (bin übrigens seit über 1 jahr "halbwegs" "gesund" und gehe seither arbeiten)
alles andere ist auf der gefühlsebene. irgendwann kann ich hoffentlich auch so gelassen sein wie ihr. arbeite dran.

nur wenn mir hier im forum auch so -verzeihung - blöde bemerkungen unterkommen oder ich denke (!), dass alle mit drei-vier wochen psychosomatik-klinik zu rande kommen, fühle ich mich schlecht oder werde ärgerlich.

wie kann man für mehr akzeptanz von depressionen sein und gleichzeitig selbst den alten "klapse"-stempel weitertragen?!

was ich meinem potenziellen arbeitgeber sage, warte ich ab.

ich hab mit ehrlichkeit zwei erfahrungen gemacht: die erste ging völlig nach hinten los, allerdings habe ich auch erfahren, dass die betreffende dame fast jeden irgendwann diffamiert bzw. eine dienststelle höher ohne rücksprache anschwärzt.
die zweite war absolut positiv - und vor allem hatte ich nicht das paradoxe gefühl etwas verheimlichen zu müssen, was ich andererseits als teil von mir/meinem leben akzeptieren will.

uff - viele worte für heute.

@kaitain - lust auf einen kaffee in ffm mal wieder?

LG karda
aikido_1987
Beiträge: 1133
Registriert: 24. Jul 2011, 20:43

Re: Wie lange "darf" man krank sein!?

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo Kardamohn,
ich habe mir eben mal deinen Beitrag durch gelesen.

Ich denke alles was du brauchst ist erlaubt, egal wie viel Zeit du benötigst um wieder gesund zu werden. Leider muss die Krankenkasse alles bewilligen und davon hängt dann teilweise auch einiges ab, aber im Großen und Ganzen bist du wichtig und es geht um deine Gesundheit.

Ich habe seit mehreren Jahren schwere Depressionen, habe aber immer versucht zu funktionieren und bin bis zum Schluss arbeiten gegangen. Am 16.Januar 2012 war dann endlich Schluss. Mitlerweile bin ich bereits 11 Monate "offiziell" krank und frage mich auch oft, wie es weiter geht. Aber ich habe es nie bereut, von meiner Krankenkasse so viele Leistungen in Anspruch zu nehmen. Ganz im Gegenteil, ich bin froh das ich sie habe und das sie mich unterstützt, wenn ich in Not bin.

Als ich deinen Beitrag gelesen habe, habe ich spontan gedacht: 1 1/2 Jahre darf man krank sein, dann muss man Harz 4 beantragen, Rente ect. Ich habe auch Angst, dass mir die 1 1/2 Jahre nicht ausreichen, obwohl es eine lange Zeit ist.
Im Dorf weiß bis jetzt niemand von meiner Depression, Freunde und Bekannte wissen bescheid. Aber die Fragen werden kommen und ich möchte dann eigentlich nicht sagen, dass ich Depressionen habe, weil ich weiß die verstehen gar nicht, was das bedeutet und was das ist, aber das ich arbeiten gehe kann ich auch nicht sagen.

Es ist echt schwer, für mich aber kein Wettlauf. Ich bin schon lange krank und das hat seinen Grund und es ist keine Schande. Ich bin froh, dass ich Unterstützung habe und nicht allein bin.

Also mach dir keine Sorgen, du nimmst dir die Zeit, die du brauchst, egal was andere denken. Du bist Du und dir gehts erst gut, wenn du gesund bist.

Gute Besserung
aikido
CHF
Beiträge: 172
Registriert: 9. Feb 2012, 20:04

Re: Wie lange "darf" man krank sein!?

Beitrag von CHF »

Hallo Kardamon,

gerade bei dieser Krankheit gibt es kein "Wie lange dauert es".

Erstens ist der Umstand der zur Depression führte bei jedem anders. Ausserdem spielt ganz oft nicht nur ein Punkt eine Rolle, sondern es gibt oft mehrere Situationen in Leben eines jeden die dazu geführt haben, dass eine Depression ausgebrochen ist.

Dann hängt es natürlich auch vom Verhaltensmuster eines jeden ab, wie lange der Heilungsprozess dauert. Hat man die Depression schon Länger kam schleichend und man hat es nicht gemerkt, dauert der Heilungsprozess länger. Eine spontane Remission gibt es, in meinen Augen, bei dieser Krankheit sowieso nicht.

Kommen nun auch noch zu den aktuellen Problemen die man vielleicht hat und die zur Depression geführt haben, alte Geschehnisse dazu, die man nicht verarbeitet hat, dann dauert es noch länger.

Wie du siehst, es gibt keine Patentrezept wann eine Depression ein Ende hat.

Arzt, Therapeut, Medikamente können unterstützen, aber wann es dann endlich gut ist, das hängt von jedem einzelnen ab.

Meine Therapeutin hat mir mal den Satz mit auf den Weg gegeben: "Jeder spürt sein Leiden anders." Und somit ist auch die Dauer von jedem anders.

Egal wie lange du Zeit brauchst, mach es nicht abhängig von Leuten, die nicht wissen wie DU dich fühlst.

Liebe Grüsse
CHF
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