Erst Klinik, danach ambulante Therapie, aber es geht nicht weiter

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pekiti
Beiträge: 5
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Erst Klinik, danach ambulante Therapie, aber es geht nicht weiter

Beitrag von pekiti »

Hallo ihr da draußen, ich hoffe es gibt unter euch jemanden dem es ähnlich geht... Ich bin w,22 und vor sechs Jahren begann meine Geschichte mit der Depression. (Vorgeschichte kann auch jeder überspringen den es nicht intreressiert) Damals habe ich viel gekifft, hatte familiäre Probleme und vergessen das ich Freunde hatte. Ich war immer mit den gleichen Leuten zusammen, unsere Gespräche hatten irgentwann keinen Inhalt mehr, ein Suizidversuch folgte und die Depression stellte sich langsam aber sicher ein ein. Mit 17,18 habe ich versucht eine ambulante Therapie anzufangen, allerdings nach ca 1/2 Jahr wieder aufgegeben. Ich bin davon gelaufen vor mir selbst, und dachte wenn ich mir nur lange genug einrede alles wird gut, Sport treibe, mir in den arsch trete wird das schon wieder werden. Wurde es aber nicht. Es folgten 2 Jahre in denen ich kaum aus dem Haus gegangen bin. Leute zu treffen war der Horror, ich war so leer und ausgebrannt, was sollte ich schon erzählen. In der Schule hatte ich beinahe 50% Fehlzeiten, ich habe mich nicht mehr getraut im Unterricht etwas zusagen, ich hatte Angst vor den Menschen, später Hass auf sie, keine Freunde,keinen menschen zum reden oder etwas zu unternehmen, irgentwann bin ich nicht mal mehr zum einkaufen aus der wohnung gegangen, geschweige denn überhaupt aus dem Bett gekommen. Ab und zu habe ich mich mit meinem Freund auf Parties getraut, war dort sturzbetrunken oder schweigend in der Ecke und am nächsten Tag habe ich mich selbst noch mehr gehasst, weil ich nichts hin bekam. Ich war so einsam, habe viel alkohol getrunken um das alles zu ertragen. Durch Zufall habe ich über meinen Freund (mit dem es nebenbei auch scheiße lief) jemanden kennengelernt, einen sehr wertvollen Menschen der mir zugehört hat und mir neuen Lebensmut gegeben hat. Ich war damals immer noch in dem Glauben irgentwann schaffe ich es von alleine aus dem Loch rauszukommen. Es wurde aber immer schlechter, nie besser. Mein neuer Freund hat mich dann zu einem Therapeutin geschleppt, weil er die situation mit mir nicht mehr ertragen hat.der therapeut hat mir einen stationären Aufenthalt ans Herz gelegt hat, um erstmal wieder einen geregelten Tagesablauf zu bekommen. Mir war alles egal, eine Entscheidung zu treffen, war ich nicht im Stande, ich habe mich also nicht gewehrt. Erst nach 4 Monaten hatte ich einen Platz in einer psychiatrischen Fachklinik, offene Station. Dort hat sich mein Leben verändert. Ich habe Menschen kennengelernt, das hat mir so gut getan, es wird sich um dich gekümmert, ich hatte versch Therapien, es ging mit Riesenschritten aufwärts, ich mochte das Leben aufeinmal ein bißchen, ich war nicht mehr einsam. Ich habe mit MitPatienten viel unternommen, hatte Therapeutin die mich immer wieder rausgefordert hat. Sicher war es auch sehr schwer- ich habe geschrieren, geheult, wollte alles hin schmeißen, habe mich wieder besoffen, bin nicht zu Therapien erschienen etc. Aber alles in allem habe ich Lebenswillen entwickelt, gelernt nicht so hart zu mir selbst zu sein, weiß seit dem das ich nicht allein sein muß. Fast sieben Monate war ich dort, dann wollte ich es endlich auch draußen ausprobieren. Ich hatte viel Angst, habe aber mit Freunden aus der klinik, einer Sozialarbeiterin , meiner Therapeutin und Medikation den Einstieg auch genau durch geplant. Zuhause habe ich meiner Therapie ambulant fortgesetzt, aber natürlich war auf einmal alles anders: es waren nicht ständig Leute um mich rum, ich mußte alles allein schaffen, Therapeutenwechsel...Das ist jetzt genau ein Jahr her. Ich habe viel geschafft in diesem letzten Jahr: es gibt Kontakt zu ein paar wenigen Menschen in my home town, ich gehe arbeiten, erkenne meine denkschemata und versuche sie zu verändern. Ich traue mich wieder Kontakt zu haben , zu sprechen, fühle mich nicht andauernd wertlos. Aber es gibt auch schlimme Phasen, in denen alles wie vor der Klinik zu sein scheint, ich denke Sie reden schlecht über mich, mögen mich nicht, ich kann nicht aufstehen, nichts tun, meine ADs wirken nicht bla bla. Mein lieber Freund versucht alles um mir Antrieb zu geben. Fazit: ich hatte Riesenerfolge, aber jetzt trete ich auf der Stelle. Mir fehlt ein Ansatzpunkt, ich habe das Gefühl Therapie bringt momentan gar nichts. Besser als jetzt scheint es nie zu werden. Und wenn ich mich so mit Leuten z.B. aus dem Job oder so vergleiche sehe ich das ich noch immer vieles nicht oder nur mit großer Anstrengung kann, was für andere selbstverständlich ist. Meine Psychiater hat mir vorgeschlagen meine Medikation erneut zu erhöhen, ich weiß nicht ob das was bringt. Eigentlich weiß ich gerad mal wieder gar nichts. Bitte ihr da draußen, wenn ihr mich versteht , ähnliche oder vielleicht auch ganz andere ERfahrungen gemacht habt oder einfach auch nur jung und depressiv seid_ meldet euch doch Liebe Grüße
matthias
Beiträge: 27
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Erst Klinik, danach ambulante Therapie, aber es geht nicht weiter

Beitrag von matthias »

Ich hab selbst tierische Angst davor dass es sich nie bessern wird. Ist es bei dir so, daß die äusseren Umstände prinzipiell ok sind und es eigentlich keinen Grund gibt ewig niedergeschlagen zu sein und sich werttlos und so unwürdig zu fühlen? Warum gings bei dir los? Wie warst du davor, ein fröhlicher Mensch? Ciao, Matthias
Birgit
Beiträge: 8
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Erst Klinik, danach ambulante Therapie, aber es geht nicht weiter

Beitrag von Birgit »

Hallo Pekiti, mir ging es früher selber so. War jahrelang depressiv (ok, bin ich momentan wieder), längere Zeit vollstationär, dann in einer Tagesklinik in Behandlung..und ich hatte ewig das Gefühl, daß es irgendwie nicht weiter geht, bzw. ich immer in diesem für mich schlimmen Zustand bleiben werde. Aber erfahrungsgemäß ist es scheinbar so, daß man lange Zeit nicht das Gefühl hat, irgendwelche Fortschritte zu machen ... und dann auf einmal geht es doch in kleinen Schritten. Dieses erlebe ich bereits zum zweiten Mal und ich kann Dich nur ermutigen "Geduld" zu haben und glaube mir, ich weiß wie schwer es gerade in dieser Krankheit ist, Geduld zu haben. Versuch die Therapie durchzuziehen, wenn Du Dich bei Deinem/Deiner Therapeuten/-in gut aufgehoben fühlst. Ich wünsche Dir alles Liebe Birgit
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