Zugfahren - Lärmempfindlichkeit

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Amy_h_S_
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Registriert: 18. Okt 2012, 14:17

Zugfahren - Lärmempfindlichkeit

Beitrag von Amy_h_S_ »

Hallo liebe Foris,

ich suche nach Tipps zu einem eher praktischen Problem. Anfang des Jahres bin ich umgezogen und wohne jetzt ca. 40km von meiner Wunsch- und Arbeitsstadt weg.

In meiner neuen Wohnung fühle ich mich jedoch um Welten wohler, weil ich nun alleine wohnend mich nicht länger als schlechteste Mitbewohnerin der Welt betrachte, mehr Platz, Licht, Ruhe und Grün (und vernünftige Isolierung) habe und ein Teil meines Freundeskreises ist nun besser erreichbar. (Finanziell wäre es auch mehr als schwierig mit dem Halbtagsjob alleine eine schöne Wohnung in meiner Lieblingsstadt zu stemmen.)


Aber ich muss nun eine halbe Std. pro Arbeitsweg Zugfahren – ebenso zur Therapie, einigen Ärzten, zur Uni und auch zum kulturellen und Kneipenangebot etc, das ich gerne wieder mehr besuchen möchte. Und das macht mich oft völlig fertig – ganz besonders die Rückwege, wenn ich mich von der Arbeit habe stehend K.O. schlagen lassen. Es ist laut und eng und die Sitze sind mir zu unbequem, um wegdösen zu können.

Die Leute knistern, rascheln, schmatzen und poltern, die Türen schließen (je nach Zugtyp) mit großem Getöse oder grellem Dauerpiepen, Handys klingeln oder gehaltvolle Gespräche mit bahnbrechendem Informationswert a la „Wo bist du?“ „Ich sitze gerade im Zug.“ werden in die Geräte gequäkt, Kopfhörer sind so aufgedreht, dass sie als Lautsprecher fungieren und dazwischen die Quietsch-gedröhnte Ansage des Zugbegleiters vor quergerauschtem Hintergrund, auf welcher Seite der nächste Ausstieg ist…. usw…


An schlechten Tagen – insbesondere mit PMS im Gepäck – nehme ich alle diese Geräusche völlig übersteigert wahr. Jedes einzelne von ihnen bekommt eine schrill-schmerzende Nervqualität, die ungefähr im Bereich von Kreissägen oder Fingernägeln auf der Tafel liegen. Ich will dann nur noch weg und schlafen, Ruhe, Stille, nie wieder Menschen hören. Die halben Stunden zerdehnen sich zu unerträglichen Ewigkeiten. Gleichzeitig mag ich mich so nicht und finde mich unsozial, übertrieben empfindlich, schreckschraubenbitter, sich an Kleinigkeiten hochziehend….


Ausprobiert habe ich Ohropax (schon Ok, aber viele Geräusche dringen trotzdem durch), selber Musik hören (kann es u.U. verschlimmern), zu lesen versuchen (katastrophal), Meditations- und Atemübungen (da fehlt wohl noch die Übung / Gewöhnung? Genau die dafür nötige Art der inneren Konzentration fehlt in diesen Momenten),… am besten hilft noch aktiv hinzuhören und sich extra auf die Geräusche zu fokussieren – so für max. 5 Minuten und dann geht es von vorne los mit meinen blanken Nerven…
Wenn ich dann am Zielbahnhof bin, weiß ich vor Erschöpfung manchmal kaum noch wie ich aussteigen soll…


Kennt das noch jemand? Ist das überhaupt ein typisches Depressions-Symptom? Früher sind mir viele Dinge auch gar nicht so aufgefallen (z.B. dass mein Chef beim Joghurt-Essen den Löffel gegen die Zähne schlägt, oder dass einige Rasenflächen so lange gemäht werden, bis man mit dem Mäher eigentlich schon Tunnel gegraben haben müsste… grrrr)

Und wieso macht mich das überhaupt so sauer? Sind doch ganz normale Alltagsgeräusche und die Leute können doch nichts dafür, also jedenfalls für das meiste nichts, sondern ich selbst bin so verquer?!

Auch toll, dass ich mich damit sonntags beschäftige, wo ich doch heute die Stille genießen könnte.

Wäre sehr dankbar für eure Anregungen!
Lg Amy
Omnia
Beiträge: 230
Registriert: 5. Aug 2011, 13:14

Re: Zugfahren - Lärmempfindlichkeit

Beitrag von Omnia »

Hi!

>Kennt das noch jemand? Ist das überhaupt ein typisches Depressions-Symptom?

Ob das jetzt ein typisches Depressions-Symptom ist, weiß ich nicht. Aber ich kenne das zumindest ziemlich gut. Ich kann sogar nur mit Ohropax schlafen . Mach ich schon jahrelang, obwohl es in meiner Wohnung eigentlich ziemlich ruhig ist. Aber ich brauch absolute Stille . Also ich finde es liegt irgendwie daran, dass man innerlich so überdreht ist, quasi ständig in Alarmbereitschaft, so wie auf der Flucht. Und dann hört man automatisch mehr, könnte ja was gefährliches sein. So fühlt es sich zumindest an.
Und das mit den Alltagsgeräuschen kenn ich auch. Manchmal ist es schlimmer und manchmal besser, je nach Stresslevel.

>Ausprobiert habe ich Ohropax (schon Ok, aber viele Geräusche dringen trotzdem durch), selber Musik hören (kann es u.U. verschlimmern), zu lesen versuchen (katastrophal), Meditations- und Atemübungen (da fehlt wohl noch die Übung / Gewöhnung?

Du hast ja wirklich schon viel probiert. Das einzige, was ich noch mache ist auf meinem Netbook Filme gucken, halt mit Kopfhörern.
Oder lesen und Musikhören zusammen. Also falls lesen gerade geht.
Oder rausfinden, welche Musik gut ist und welche nicht?

Oder manchmal hilft mir zumindest auch auf absichtlich alle Geräusche zu hören. Also mich richtig darauf stark zu konzentrieren. Muss man allerding lange Zeit durchhalten. Dann schweifen die Gedanken manchmal ab und man hört sie nicht mehr so bewusst.
Dazu sollte man sich dann irgendwie nicht gerade in negative Gedanken dazu reinsteigern, sondern bewusst irgendwas postives dazu denken. Weil man das sonst nicht lange durchhält.

Oder: Ich beobachte Menschen und denke mir Geschichten zu ihnen aus. Was sie für eine Persönlichkeit haben, wie ihr Leben so aussieht, versuche mir zum Beispiel die Gesprächspartner am Handy vorzustellen, warum sie anrufen, in welcher Beziehung ise zueinander stehen, wo sie arbeiten, ob sie überhaupt arbeiten, ob sie irgendwelche Probleme haben usw. usw.
Das ist aber schon ein bisschen strange. Aber es lenkt ab.
Phosphor
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Registriert: 5. Dez 2010, 14:19

Re: Zugfahren - Lärmempfindlichkeit

Beitrag von Phosphor »

Diese Lärmempfindlichkeit in der Bahn kenne ich auch ganz gut und schließe mich dem vorhergehenden Tipp an: Musik kann helfen und es lohnt sich, verschiedene Stile auszuprobieren. Ich habe mit dem Radioprogramm WDR 3 gute Erfahrungen gemacht, die bringen viel "Klassik" (meine Lieblinge im sinfonischen Bereich kommen aus dem 20. Jh, darum die Anführungszeichen), abends auch Jazz, dazwischen längere Wortbeiträge.

Leider sind mir auch Gedanken vertraut wie Du sie oben so formulierst:
"gehaltvolle Gespräche mit bahnbrechendem Informationswert a la „Wo bist du?“ „Ich sitze gerade im Zug.“ werden in die Geräte gequäkt"
Diese Gedanken versuche ich mir weitgehend abzugewöhnen. In dieser Ironie steckt - zumindest nach meiner Erfahrung - der Versuch einer aggressiven Abwertung, die mein Wohlbefinden letztlich mehr beeinträchtigt als der eigentliche Lärmpegel.
aikido_1987
Beiträge: 1133
Registriert: 24. Jul 2011, 20:43

Re: Zugfahren - Lärmempfindlichkeit

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo Amy,

meine letzte Zugfahr ist noch nicht lange her. Ich habe mich in deinem Beitrag gut wieder gefunden.

Im IC fand ich die Zuggeräusche erträglich, aber im RE überhaupt nicht. Der Zug hatte laute Fahrgeräusche und alle 2 sec. liefen die Leute durch mein Abteil zur Toilette und die Türen knallten oder die Leute ließen sie offen stehen, so dass die Zugfahrgeräusche noch lauter zu hören waren, bis ich die Tür wieder schloss.
Ich denke die Geräuschempfindlichkeit ist ein Symptom was bei Depressionen mit auftreten kann. Früher war ich nicht so geräuschempfindlich, wie jetzt in der Depression und viele Patienten aus der Klinik beschrieben selbiges.

Nun zu deiner Frage, warum es dich so besonders belastet:
In einer Depression ist Gereiztheit auch ein häufiges Symptom. Du bist nervlich schon angeschlagen, gereizt und nicht so groß belastbar und dann kommen noch so viele zusätzliche äußere Einflüsse auf dich zu.
Leider bist du durch deinen Umzug auf die Zugfahrten angewiesen und es gibt wenig Möglichkeiten, die Geräusche geräuscharmer zu machen, außer den Vordermann mal zu fragen, ob er seine Musik ein wenig leiser drehen kann. Ich hoffe auch immer auf den Verstand der Leute, der ihnen eines Tages hoffentlich signalisiert, dass laute Gespräche, Handys und Musik im Zug besser unterbunden werden sollten.

Mir hat es leider auch nur geholfen, die Geräusche anzuhören bzw. mich vorher schon drauf einzustellen, dass es gleich wieder kommt. Am besten wäre eine große Grübelschleife die von allem ablenkt. Aber das ist ja auch nicht der Sinn der Sache.
Vielleicht könnte dir PMR (progressive Muskelrelaxation) helfen?! Hast du mal heiße Milch mit Honig probiert, das berugigt auch. Oder Baldriandragees.

Ich hoffe du findest einen Weg, die Situation zu entpannen.
liebe Grüße
aikido
Blümli
Beiträge: 782
Registriert: 18. Jan 2011, 18:41

Re: Zugfahren - Lärmempfindlichkeit

Beitrag von Blümli »

Hallo Amy,

ich lese grad ein Buch das über Hochsensibilität geht.
Es gibt Menschen, die Geräusche besonders intensiv wahrnehmen und für die das "Dem-Ausgesetzt-Sein" Stress bedeuten kann.

Das Buch heißt " Zart besaitet - Selbstverständnis, Selbstachtung und Selbsthilfe für hochsensible Menschen" von Georg Parlow

Lieben Gruß

vom Blümli
^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
Michael23
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Registriert: 7. Okt 2012, 14:39

Re: Zugfahren - Lärmempfindlichkeit

Beitrag von Michael23 »

Hallo,

ich muss zum Glück nicht mit dem Zug fahren, kenne das Problem aber ebenfalls.
Bei mir ist es zur schlimmsten Zeit meiner Depression sogar so gewesen, das ich nicht mal den Fernseher hören wollte. Hab da immer den Ton aus und den Untertitel eingeschaltet.
Womit ich heute noch Probleme habe sind größere Menschenansammlungen und das damit verbundene Lärmpegel.
Ich würde an deiner Stelle mal versuchen ein Hörbuch, oder soetwas wie Meeresrauschen über den MP3 Player zu hören.

Grüße
Michael
Amy_h_S_
Beiträge: 299
Registriert: 18. Okt 2012, 14:17

Re: Zugfahren - Lärmempfindlichkeit

Beitrag von Amy_h_S_ »

Wow, ihr seid toll, danke für die schnellen Antworten! Ich versuche mal auf einiges zu antworten.

@omnia:
danke dir, mit deiner Erklärung der ständigen Alarmbereitschaft und dem Fluchtmodus kann ich viel anfangen! Dazu passt auch meine Schreckhaftigkeit.
Den Gedanken, sich Geschichten zu den Menschen vorzustellen, mag ich auch. Passiert mir auch manchmal ohne große Absicht, wenn ich mich auf die Geräuschkulisse konzentriere quasi einlasse. Das werde ich mal bewusster ausprobieren, glaube ich
so gesehen, könnte die Situation im besten Falle geradezu spannend werden.


@phosphor: der Versuch einer aggressiven Abwertung, die mein Wohlbefinden letztlich mehr beeinträchtigt als der eigentliche Lärmpegel.
Fühle mich grad ertappt. Autsch! Ja, da ist wohl leider was dran nachdem ich eher vergeblich versuche, die Sprechenden abzuwerten, lande ich bei Selbstvorwürfen und damit geht’s mir dann nochmals schlechter…
Wenn ich so übermüdet bin, tappe ich umso schneller in solche Denkfallen…
Aber ich arbeite daran!

Musikhören hat je nach Tagesform sehr unterschiedliche Auswirkungen. Ich mag viele verschiedene Stile und habe auf meinem MP3-Player immer alles querbeet gemischt – an der Auswahl dürfte es also eigentlich nicht scheitern. Manchmal kann ich aber auch nichtmalmehr schöne, sonst angenehme Klänge hören, sondern empfinde noch den wohltönensten leisen Ton als Schmerz. Hm womöglich fehlt es im Moment aber doch an neuen Musikproben – etwas zum Sich-Hineinfallen-Lassen vielleicht! Werde mich mal auf die Suche machen, danke!


@ aikido: Gereiztheit – ja das passt! Gereizt und überreizt und mit den vielen äußeren Einflüssen dennoch umgehen müssen. Es gibt mittlerweile schon Hinweisschilder mit dem Spruch „Sorry das nervt!“ und Bildern von Füßen auf den Polstern, Noten aus Kopfhörern oder Handys und Müllverbreitung in den Nahverkehrszügen. (Für mich sind das schlichte Selbstverständlichkeiten.) Ob das wirklich die Vernunft anregt – es sind ja oft nur einzelne „Störer“, die sich nicht dran halten und damit große Amy-zermürbende Wirkung erzielen!?
Baldrian müsste ich noch im Haus haben… darf man das eigentlich mit ADs kombinieren? Und heiße Milch trinke ich selten, aber gerne Tee mit Milch. Habe sogar einen entsprechenden Thermosbecher. Lässt sich direkt morgen umsetzen THX!



Was wirklich bescheuert ist: andererseits ist es dann wieder so, dass ich häufig – sobald ich zu Hause bin – gerne sofort CD, Radio, TV oder sonstiges anstelle, um nur ja nicht die Einsamkeit hören und spüren zu müssen…

Ach ich bin heute komisch drauf – gegenüber meiner Thera nenne ich das nur noch das „Sonntagsgefühl“
Lg Amy
Amy_h_S_
Beiträge: 299
Registriert: 18. Okt 2012, 14:17

Re: Zugfahren - Lärmempfindlichkeit

Beitrag von Amy_h_S_ »

@Blümli: Da sprichst du jetzt etwas an, das ich einige Zeit übergangen habe. Eine Heilpraktikerin hat mich nach ihrer Augendiagnose als verantwortungsbewusst und sehr sehr sensibel eingestuft. Sie meinte, ich könne es z.B. schon schwer ertragen, wenn im Park ein Vater sein Kind anbrülle.

Ich war nur auf dringende Empfehlung einer Freundin zu ihr gegangen und wollte mich damit nicht gerne weiter auseinandersetzen… sollte ich vielleicht doch mal tun!? In meinem Umfeld haben die Wörter „sensibel“ und „zart besaitet“ leider einen negativen Beiklang, den ich nur schwer von mir weisen kann. Es gilt nicht nur das Lob der Fleißigen, sondern auch der Tapferen, zäh-den-Gewalten-Trotzenden… (wobei sich das ja mit Sensibilität nichtmal ausschließen muss, merke ich gerade.)

Das Buch gibt es in meiner Stadtbücherei! Ist grad entliehen, aber ich werde mir das vormerken. Danke für den Tipp!


@Michael: Ich bin ein absoluter Hörbuch-Fan und finde deine Idee daher sofort richtig gut. Zu Hause haben mir Hörbücher schon oft über die sumpfigsten, düstersten Tiefpunkte hinweggeholfen. Im Zug werde ich z.T. noch gereizter, wenn ich wegen des Lärms immer wieder Teile der Geschichte verpasse – aber das ließe sich bestimmt noch verbessern – je nach Art der Geschichte oder ich könnte es ja auch mal mit Lyrik versuchen… Meeresrauschen habe ich noch nicht ausprobiert. Vielleicht finde ich noch eine Meditations-CD hier, wo so etwas drauf ist. Danke auch dir!
aikido_1987
Beiträge: 1133
Registriert: 24. Jul 2011, 20:43

Re: Zugfahren - Lärmempfindlichkeit

Beitrag von aikido_1987 »

@Amy

Baldrian ist rein pflanzlich, also denke ich spricht nichts dagegen es mit Antidepressiva zu kombinieren, aber du kannst ja zur Sicherheit auch nochmal dein Arzt fragen.

liebe Grüße
aikido
Ellimac
Beiträge: 4
Registriert: 3. Okt 2012, 13:20

Re: Zugfahren - Lärmempfindlichkeit

Beitrag von Ellimac »

Hallo Amy

ich kenne das auch. Ich habe mir Antischall- Kopfhörer die Aussengeräusche dämmen bzw. "ausschalten" schenken lassen. Die helfen mir sehr gut.

viele Grüsse
CHF
Beiträge: 172
Registriert: 9. Feb 2012, 20:04

Re: Zugfahren - Lärmempfindlichkeit

Beitrag von CHF »

Hallo amy,

ich kenne das auch sehr gut.

Die Geräusche die einem auf die Nerven gehen. Sosehr, dass es sich schon fast schmerzlich anfühlt.

Ich kann einfach nicht Zug fahren. Die Geräusche von unterschwelliger Musik von irgendwelchen Kopfhörern. Das Flüstern der Gespräche die üner Handy geführt werden. Die Gespräche und diese kleinen Lachattacken von den anderen. Leute die aufstehen und sich wieder hinsetzten. Mäntel und Jacken die rascheln. Mein Gegenüber das raschelnd die Zeitung von einer auf die nächste Seite überschlägt. Der Schaffner der vorbei geht und ich dann weswegen auch immer Herzklopfen kriege. Die Durchsagen....

Fährst du immer alleine mit dem Zug?

Mir hilft meist, wenn ich denn mit dem Zug fahre, wenn ich jemanden dabei habe dem ich vertraue und der mich immer und immer wieder mittels Gespräch von den Geräuschen ablenkt. Und ich versuche nicht mit aller Kraft gegen das "Hören" der Geräusche anzugehen. Das klingt zwar komisch, aber je mehr man sich gegen etwas wehrt (also in deinem Fall die Geräusche nicht zu hören) um so schlimmer wird es eigentlich.

Auch wenn ich Bus fahre, habe ich meist jemand dabei.

Vielleicht kannst du ja in deiner neuen Umgebung schnell jemanden finden, der dich begleitet.

Wünsche dir, dass der Geräuschpegel für dich in Zukunft erträglicher wird.
Liebe Grüsse
CHF
CHF
Amy_h_S_
Beiträge: 299
Registriert: 18. Okt 2012, 14:17

Re: Zugfahren - Lärmempfindlichkeit

Beitrag von Amy_h_S_ »

Hallo zusammen!

Es tut mir gut zu merken, dass ich mit diesem Problem nicht alleine bin und nicht die einzige, die sich nach leiseren Zugfahrten sehnt.

Ich habe darüber heute weiter nachgedacht. Es hat ja auch seine entschieden schönen Seiten, besonders im Gegensatz zum Autofahren, finde ich: ein schnelles Dahinrauschen durch herrliche Landschaften, bei dem der Weg so charmant unkompliziert vorgebahnt ist und ich ihn mir nicht – wie überall anders – mühsam durchs Depri-Gestrüpp suchen muss (+ bei schlechter Sicht plötzlich schon wieder im Kreis gelaufen bin und vor dem ewiggleichen Abgrund stehe…). Im Zug werde ich getragen und bewege mich schwebend vorwärts, auch wenn ich innerlich gerade mal wieder den totalen Stillstand fühle.

@Linajarot: Diese Kopfhörer kannte ich noch nicht und habe erst google fragen müssen! Also, das begeistert mich! Geniale Technik und genau das, was ich beim Musikhören möchte: Nicht selbst so laut stellen müssen bis die Außengeräusche übertönt werden, sondern bei normaler Lautstärke trotzdem den Rest ausblenden können! Hast du In-Ear-Kopfhörer oder solche, die übers ganze Ohr gehen?


@CHF: Ja, genauso wie du es beschreibst – es ist einfach auch eine ganze Fülle von unterschiedlichen Geräuschen, die da zusammentreffen.
Wenn ich früher aufstehen und nicht die Gleitzeit bis zur letzten Minute ausnutzen würde, könnte ich wahrscheinlich (entferntere, bisher halbbekannte) Arbeitskollegen/innen antreffen – naja oder (weil das morgentief-technisch so schwierig ist) zumindest auf dem Rückweg aktiver auf sie zugehen. Ich musste gerade schmunzeln bei dem Gedanken, wie luftsprung-begeistert meine Therapeutin wäre, wenn ich es schaffte, dieses „Verhaltensexperiment“ umzusetzen…

Denn du hast wirklich Recht, gemeinsam unterwegs sein lenkt wohltuend von den Störgeräuschen ab!

Das klingt zwar komisch, aber je mehr man sich gegen etwas wehrt (also in deinem Fall die Geräusche nicht zu hören) um so schlimmer wird es eigentlich.
Oh ja, das stimmt und das habe ich auch schon oft an mir beobachtet. Trotzdem ist es nicht ganz einfach, das „Sich-Wehren-Wollen“ abzustellen. Vielleicht schließt sich da der Kreis zu aikidos Idee, die Geräusche anzuhören, statt wegzuhören bzw. Omnias Vorschlag, sich über die Menschen Gedanken und Vorstellungen zu machen, die gerade lärmen!?
Also im Sinne von hinwenden im Gegensatz zu wegdrücken wollen.


Vielen lieben schon ein wenig erleichterten Dank @all! Ich glaube, ich werde mit euren vielseitigen Anregungen ab jetzt mal ein wenig herumprobieren und weiterlesen/ bzw. besorgen und für meine verschiedenen Gemütsverfassungen daraus Passendes zu basteln versuchen.

Außerdem möchte ich gerne versuchen, mich nicht noch zusätzlich für mein Genervtsein zu verurteilen, denn dadurch wird es nur noch schlimmer. Ich habe hier schon öfter gelesen, dass es hilft, negativen Gefühlen ein wenig Raum zu geben und sie quasi einzuladen, Platz zu nehmen (nö Sorry, der Platz neben mir ist nicht mehr frei, da sitzt schon meine Gereiztheit )… annehmen, akzeptieren, dass ich nunmal (im Moment?) so drauf bin, wie ich es bin…

Herzliche Grüße
Amy
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