Vershnung mit den Eltern

Angelika

Vershnung mit den Eltern

Beitrag von Angelika »

Lieber Nikolai. Nun ich dachte auch: Nur weg aus dem elternhaus. Es hat recht wenig gebracht. Erst die innere Einstellung: Mama hat ihr Leben, Ihre Verantwortung und ich meine. Punkt fertig. Ich laß mir von meiner Mutter nicht mehr einreden, daß sie Hilfe von mir braucht. Halte Abstand. Auch wenn andere sagen: Aber das ist doch Deine Mutter! Egal. Ich wünsch Dir viel Kraft und noch mehr positive Gedanken. Gruß von einer Münchnerin. ciao
I.M.
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Beitrag von I.M. »

hi bolek- wahrscheinlich und hoffentlich gibts den ollen 000alkibolek nach dem entzug nicht mehr. das ist ja das ziel. aber dann kann der andere bolek sich mal raustrauen. packs an, inka
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Lieber Niko, freut mich, dass ich dir einen entlastenden Gedanken "spendieren" durfte. Das brauchst du nämlich ganz dringend, habe ich das Gefühl. Man hat dich ja richtig am Leben gehindert! Du scheinst schwerstens involviert zu sein in diese Krankheitsgeschichte, auch heute noch. Wenn Eltern so übergriffig werden, dass sie ihre Kinder in das eigene Leben verheddern, ist das für die Kinder immer eine schwere Belastung. Deine Mutter hatte es gewiss furchtbar schwer, aber du warst eben nicht derjenige, den sie hätte belasten dürfen denn es war ihr Partner und sie hatte das Schicksal, das durchzustehen. Zu deinem Schicksal darf es jedenfalls nicht werden. Na, ich wünsche dir, dass du dich bald mit Schwung deinem eigenen Leben zuwenden kannst! Vielleicht ist das mit dem Ausland nicht schlecht wenn du das Gefühl hast, die räumliche Distanz schafft auch innere Distanz. Wirst du es können, ohne täglich zum Hörer zu greifen und dir dein schlechtes Gefühl bei deiner Mutter abzuholen? ;-) Es fällt doch sehr auf, dass deine depr. Episoden jeweils durch Trennungsversuche ausgelöst wurden. Du musst ein furchtbar schlechtes Gewissen haben, dein Leben zu leben! Wie ich gehört habe, nimmt der liebe Gott keine Klienten mehr an, die sich nicht vorher nach Kräften bemüht haben, mit irdischen Mitteln auszukommen ;-) Ich grüße dich! Thomas
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Oh ja, Schnabel. Auch diese Variante hat es in sich! Ein Vater, der sich nicht abgrenzt, sich aufopfert und keine Stärke ausstrahlt, enttäuscht kleine Jungen eben. Die wollen das nun mal nicht, deswegen spielen sie ja so gerne Cowboy bzw. Hulk-Man oder wie die Burschen heutzutage heißen. Thomas
susan
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Beitrag von susan »

"Nichts ist leichter, als die Kinder dazu zu erziehen, dass sie gehorchen, gefallen, aufwarten und alles tun, was Eltern und andere Erwachsene begehren. Freilich sind dann die Kinder nichts, nicht mehr als ihre Eltern. Aber schwerer ist es, Gehorsam und Freiheit zu vereinigen, die Kraft loszulassen und doch zu lenken und sich selber einen Gegner der besten Art zu erziehen." Lieber Gruß an alle Susan


Nikolai
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Beitrag von Nikolai »

liebe leute, das mit dem ausland und dem lieben gott war eher ironisch gemeint. auch wenn ich den gedanken, räumliche distanz aufzubauen, oft durchgespielt habe. aber natürlich weiß ich, pascale, daß räumliche trennung (auch wenn sie ein nützlicher katalysator ist) nicht die lösung der probleme sein kann, die tief in einem drin sitzen. setze also alles dran, die dinge für mich im jetzt und hier zurechtzurücken... machts gut und bis bald niko
winnie
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Beitrag von winnie »

Bolek, in Dir stecken so viele Erinnerungen, eine schlimmer als die andere - kein Wunder, daß es Dich hin und her reißt. Sag mal, wär das mal ne Idee, wenn Du das alles mal aufschreibst? Ich glaub, es wurde hier schon öfter über Dein Talent, mit Worten umzugehen, geschrieben - deshalb mein ich das jetzt ganz ernst, Bolek. Ich glaub, das würde Dir auch sehr helfen, damit endlich mal fertigzuwerden. Denn dann könntest Du vielleicht mal anfangen, all das zu ordnen, was in Dir tobt. Erinnerungen sind das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann - sie sind aber auch die einzige Hölle, aus der es kein Entrinnen gibt... Alles Liebe, Winnie P.S.: Meine Oma ist während der Revolution mit ihrer Familie von Russland nach Riga geflüchtet - im Krieg mußte sie mit meiner Mutter dann von dort weg und floh über Polen nach Ostdeutschland.
I.M.
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Beitrag von I.M. »

hey bolek- jetzt nicht von einem extrem ins andere fallen. keine schuldzuweisungen. die bringen nichts. fang doch mal an zu trauern darüber was passiert ist, was alles war. wenn du dich jetzt niedermachst ändert das rein gar nichts. komm raus aus diesem teufelskreis bolek! inka
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Klar, Bolek, hat deine Mutter auch jede Menge geleistet und hat jede Menge einstecken müssen. Das war bei meiner auch so. Hat als junges Mädchen bei den Russen auf dem Tisch tanzen müssen, furchtbar! Und sie hatte es schwer, mich durchzubringen. Deshalb durftest du aber trotzdem fühlen, was du nun mal gefühlt hast. Du warst ein Kind und durftest fühlen, ganz einfach. Das ist eben ambivalent, auch heute noch. Du liebst sie auf der einen Seite und bewunderst sie für ihre Stärke, die sie aufbrachte für dich und verstehst sie besser, als du dich verstehst. Aber das löscht deine Wut nicht aus, es macht alles noch viel komplizierter. Wenn das wirklich nur diese Rabenmütter wären, dann wäre es einfacher. Meine war eine intelligente, musikalische, sehr freundliche Frau, die jeder bewundert hat. Wie konnte ich ihr je böse sein? Es muss einfach an mir gelegen haben, dachte ich. Das, genau das, unsere heimliche Liebe, hält uns fest und verbietet uns unsere zornigen Gefühle - klassische Patt-Situation. Ob dein Problem mit ihr "wirklich" ein Problem war, ist nicht objektiv zu entscheiden. Du hattest es und das reicht, um es als Problem zu betrachten. Und deine Verantwortung für dein Leben erfordert es nun mal, dass du dich drum kümmerst, dass du dich um dich kümmerst. Und wenn du dabei deine Mutter zu Ehren kommen lassen kannst, ist das klasse! Thomas
sewi
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Beitrag von sewi »

hallo leute, noch immer nicht fertig mit den kindheitserinnerungen? dann möcht ich auch mal meine kindheit in kurzform beisteuern. aaalso....gleich nach der geburt bekam ich erstmal eine vollnarkose und vollständig fremdes blut, weil ich ein rhesuskind war. aufgewachsen bin ich in einer randsiedlung im sozialbau. ich habe zwei brüder, einer älter einer jünger. in meiner kindheit war ich oft krank. als baby musste ich wegen eines unfähigen arztes in ein streckbett und habe eine woche lang tag und nacht geschriehn und meine mutter war nicht bei mir. später bekam ich asthma und neurodermitis. ich war ein besonders freundliches baby und habe immer gelacht wenn jemand an mein bett kam. mein vater hat uns öfters gefilmt wenn wir ausflüge machten. meine mutter hat oft geweint wegen meines vaters, dann habe ich versucht sie zu trösten. mein vater hat nicht mit mir geschmust und mir nichts nettes gesagt, außer wenn ich in der schule und beim klavierspielen gut war. sonst hat er immer nur etwas auszusetzen gehabt. mein aussehen, meine kleidung, mein verhalten mochte er nicht, für meine freundinnen und deren eltern hat er sich nicht interessiert bzw. sie waren ihm nicht gut genug. auch später, als junge frau hat er mich nicht angenommen, wollte er es nicht wenn ich mich modisch anziehe und schminke. gesagt hat er nichts sondern nur immer ein griesgrämiges gesicht gemacht. ich habe ihm ständig schlechte laune gemacht, einfach nur dadurch, daß ich da war. damit musste ich leben, es war normal für mich. meine eltern hatten keine freunde, so gut wie nie besuch oder kontakt zu anderen familien. andere familien wurden vor uns kindern bemängelt und schlecht gemacht, selbst wenn es unsere pflegefamilien waren. ich hatte als kind nur eine feste freundin, zu deren eltern hatten meine eltern auch keinen kontakt. mit ihnen durfte ich manchmal aufs land rausfahren, dort verbrachten meine freundin und ich den tag am bauernhof. dort hatte ich eine freiheit, die ich zuvor nie gekannt habe. meine jugend habe ich damit zugebracht, mich durch die schule zu kämpfen, mit dem einzigen ziel, wegzukommen von zu hause. andere ziele hatte ich nicht. bevor ich 18 war haben meine eltern mir, was ausgang und männer betrifft, unter androhung von fürsorge, polizei und internat alles untersagt was ihnen nur möglich war. meine freund/innen wurden aus der wohnung geworfen, und abends hat mein vater an der tür gewartet ob ich auch rechtzeitig (um 9) heimkam. dann ist er dagestanden, mit verzogenem gesicht und rot vor zorn. wo ich gewesen war und was ich gemacht hatte hat ihn weniger interessiert, sondern er hatte einfach keine freude daran, wenn ich spaß hatte. ich wollte keinen abend mehr nach hause, einfach nur weil ich angst hatte vor seinem gesicht und mir graute. aber als ich einmal gemeinsam mit meinen brüdern weggeblieben bin haben sie uns ausgeforscht und mitten in der nacht abgeholt. mein vater hat uns auch als jugendliche niemals in der wohnung alleine gelassen, weil er kein vertrauen hatte. meine eltern haben mir keinen mut gemacht sondern immer gesagt, daß später, wenn ich erwachsen wäre, alles noch viel schlimmer und schwerer würde. ich durfte meine musik nicht so laut spielen wie er mein vater. umgekehrt hat er uns seine (klassische) musik eingehämmert. ich musste nachts, wenn ich unbedingt tagebuch schreiben wollte, das licht abdrehen, da mein vater mir gedroht hat den strom abzudrehen. er hat das kontrolliert, manchmal habe ich im finstern weitergeschrieben. ich habe sehr viel geschrieben, meine eltern sie meinten nur dann würde ich vielleicht einmal schriftstellerin. wenn mein vater sich geärgert hat hat er geschrien und manchmal auch zugeschlagen. wenn ich mich gekränkt habe, als ich klein war, musste ich in mein zimmer gehen und darüber nachdenken. in meinem zimmer habe ich geweint und manchmal pflanzen ausgerissen und meinen vogel gequält. ich war für den vogel selbst verantwortlich. wenn ich vergessen habe ihn zu füttern ist er nicht gefüttert worden. einer ist gestorben, als ich mit ihm spielte, einer verhungert. oft sind meine brüder und ich zusammen im zimmer gelegen und haben musik gehört. meine brüder hatten immer ein offenes ohr für mich. einmal bin ich als kind auf meinen vater physisch losgegangen, als er meinen kleinen bruder geschlagen hat, und er hat darüber gelacht und sich lustig gemacht, weil ich zu klein und schwach war um ihm mit meinen fäusten weh zu tun. später habe ich oft probleme über unser zusammenleben und ihr hoffnungsloses eheleben mit meinen eltern endlos diskutiert, und bin bis zur erschöpfung auf sie eingegangen. dann hat mein vater zuerst einsehen gezeigt, doch dann war alles wieder wie vorher. heute glaube ich er hat mir nur gern zu gehört weil ich mich gut ausdrücken konnte und war dann stolz auf mich. verändert hat sich nicht das geringste. nebenbei habe ich gelernt so gut es ging. allein in meinem zimmer. meine brüder und meine eltern konnten mir beim lernstoff nicht helfen, weil sie nicht gebildet genug waren. es hieß immer, wenn ich unabhängigkeit wollte, müsste ich zuerst etwas leisten. und selbst dann bekäme ich die freiheit auch nur mit volljährigkeit. bis dahin sollte ich tun was sie sagen und mein zimmer zusammenräumen. und es wurde dankbarkeit verlangt. ich begann mich für drogen zu interessieren. anstatt mit mir darüber zu reden wurde mein tagebuch zur polizei getragen. meine eltern hatten für mein einziges ziel (wegzudürfen) kein verständnis und haben mir meine freiheit nicht gegönnt und auch meinen ersten festen freund, der lieb war und sich geduldig um mich gekümmert hat, haben sie mir nicht gegönnt. nach einer diskussion bekam er hausverbot, aber da ich nicht von meinen eltern verfolgt werden wollte, habe ich erst ab 18 ab und zu auswärts geschlafen, denn da konnten sie nichts dagegen unternehmen. bei den eltern meines freundes, die von meinen eltern ebenfalls schlecht gemacht wurden, konnte ich in ruhe und ohne stress für die schule lernen. mit 18 bin ich ausgezogen,zu meinem freund, der sich nur wegen der ganzen misere noch zu seiner lehrzeit eine wohnung besorgt hatte. da konnte ich so leben wie ich wollte. ich habe gekocht und selber für den haushalt gesorgt, neue leute getroffen, in frieden und ohne stress gelebt und die schule außer haus fertiggemacht. für meine eltern und ihre probleme war ich weiterhin am wochenende da, da sie ihre kinder sehen wollten. ich hatte später noch 2 andere beziehungen über mehrere jahre. beide männer haben mich geschlagen, trotzdem bin ich immer wieder zu ihnen zurückgekehrt. mittlerweile bin ich 12 x umgezogen. ich hoffe ich hab nix vergessen. sewi
sewi
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Beitrag von sewi »

naaaaaaa....? war das jetzt genug peinliches outing für euch um nicht gelöscht zu werden? ;) achso ja, ich hab den sex vergessen, drum darf ich wohl stehen bleiben...? mal abwarten. sewi
cool
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Beitrag von cool »

Liebe Sewi, ich habe alles gelesen. Es ist so viel schweres in deinem Leben passiert, dass ich gar nicht weiss, wo ich anfangen soll, was dazu zu sagen. Ich bin froh das du auf meine Weihnachtsengel-Hilfskraft Geschichte eingegangen bist. Da habe ich schon gemerkt, wie liebevoll und fürsorglich du sein kannst. Meine kleine Nichte hat schwere Neurodermitis und war schon auf Kur. Aber es hat nicht wirklich geholfen. Hast du da einen Rat ? *Sewiumärmel* Cool
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Danke, sewi! Da hast du wahrhaftig nicht den Hauptgewinn gezogen mit dieser Kindheit, das riecht alles nach jeder Menge Gewalt. Ich wünsche dir, dass du das mal hinter dir lassen kannst. Thomas
jackie
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Beitrag von jackie »

Liebe sewi, Deine Geschichte berührt mich sehr. Und ich glaube nicht, daß sie hier gelöscht werden wird, warum auch. Ich finde es sehr mutig von Dir, über Dich und Deine Kindheit zu erzählen und bewundere Dich für all Deine Kraft, die Du hast aufbringen müssen, um Dich nicht unterkriegen zu lassen. Wenn wir Dir hier irgendwie helfen können, laß es uns bitte wissen. Zunächst schicke ich Dir eine große Tüte Zuversicht und Kraft, die Du auspacken kannst, wann immer Du sie brauchst. Liebe Grüße Jackie
sewi
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Beitrag von sewi »

@ thomas. hab ich längst. aber einige andere hier scheinbar nicht, sonst würden sie nicht ständig über etwas herumpalavern, was sowieso nur sie selbst am besten verstehen. sewi
sewi
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Beitrag von sewi »

@ jackie. jaja, kraft und sonnenschein für uns alle. kenn ma ja schon.
sewi
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Beitrag von sewi »

@ cool. bevor mich wer umärmelt schau ich ihn mir lieber genau an. für deine nichte: sie sollte mal diäten, bestrahlungen und kur probieren, wie ich, und wenns ganz schlimm ist soll sie sich ins spital legen und sich wie ein michelin-männchen einwickeln lassen, aber sie soll aufpassen, daß noch ne stelle freibleibt für die infusion. gegen den haarausfall kann man leider nichts tun. wenn sie trotzdem arbeiten gehen will kann sie sich die hände einwickeln, ich kenn da ne gute verbandstechnik so daß man trotzdem tippen kann. im übrigen kann ich deiner nichte nur wünschen, daß sie jemanden findet, der meint daß sie ok ist, denn dann geht alles von selbst vorbei und dann braucht sie auch keine behandlung mehr..ist zumindest meine erfahrung, bin seit 4 jahren beschwerde frei.
Gretchen
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Beitrag von Gretchen »

Jetzt kommt meine Geschichte. Wir haben in einem großen Haus mit großem Garten gewohnt, ich hatte ein eigenes Zimmer und meine Eltern haben sich sehr geliebt (das tun sie noch heute). Ich habe immer mit den Nachbarskindern gespielt oder in dem riesen Sandkasten den mein Vater gebaut hatte, oder auf der Schaukel geschaukelt. Meine Mama hat Puupen für mich genäht. Dann kam die Schule. Auch da lief alles bestens, ich war eine der besten Schülerinnen ohne zu lernen, ich war immer Klassensprecherin und so. Ich habe im Unterricht gestört und musste immer vor die Tür gehen. Ich habe mich gelangweilt. Die Lehrer haben gesagt ich würde zu viel fragen, meine Mitschüler würden hinter meinen Gedankengängen nicht hinterher kommen. Ich dachte etwas stimmt nicht mit mir. Und dann, mit 12, ich wollte mich wehren, denn meine "perfekte Welt" gab mir nichts, außer das Gefühl, dass ich anders sei. Es wurde normal -eine Nase Koks vor der Schule- um die Wut zu unterdrücken. Undankbar war ich, undakbar und verletzt. Ich hatte niemand mit dem ich reden konnte, weil keiner einem Kind zuhört. Mit wem soll ein 13 jähriges Kind reden wenn es versucht die Schriften von Platon zu verstehen. Meine Eltern hielten das für Scheiße. Die wussten nicht was Philosophie ist und wie man so vernarrt in dieses komisches Zeug sein kann. Und deshalb war ich Außenseiterin. Ich kann es nicht beschreiben. Ich habe es gehasst zu denken, weil es mir nur Ärger brachte. Aber es ging nicht anders. Ich hab Drogen genommen und manchmal habe ich dann nichts mehr gedacht. Dann war ich ein Haufen Körper. Und dann hab ich mit Männern geschlafen weil die meinen Körper wollten und weil ich dachte, dass sie sich nicht für meine Gedanken interessierten. Die waren viel zu alt für mich. Weil ich erst 14 war. Aber ich war klüger als sie, ich konnte vor ihnen Schiller zitieren. Das hat alle beeindruckt. Aber keiner durfte mich lieben. Ich wollte, dass sie mich hassen. Ich wollte diesen scheiß Respekt eines alten Mannes nicht haben, ich wollte einfach akzeptiert sein als ein verkorkstes, 14 jähriges Mädchen in einer komischen Welt. Mit 16 sah mein Knöchel aus, als wäre eine Nähmaschine darüber gerattert. Ich war klein und dünn, sah aus als wäre ich erst 12 Jahre. Eine kleine drogenabhängige scheiß Lolita. Meine Freunde haben es gewusst. Meine Eltern haben es nicht geglaubt, weil ich ja noch zu Schule ging und da noch immer gut war. Ich war ausgezogen, zu einer Freundnin, meine Eltern kannten mich auch kaum noch. Ich habe immer Erzählungen geschrieben. Ein 360 Seiten Manuskript ist an eine Agentin gegangen. Sie fanden es toll. Besonders weil ich jung und drogenabhängig war. Sie haben mich in einen Entzug gesteckt. Meine Freunde, nicht die Agentur. Und ich wollte auch leben. Es ging schnell, ich kann mich kaum noch dran erinnern. Ich war die Jüngste. Alle haben gesagt "o mein Gott, die Kleine... und schon so kapputt". Ich war aber nicht kapputt. Ich hab es geschafft. Keiner hatte mir noch eine Chance gegeben. Ich bin dann nach Krotaien gegangen. Und da war ein Mann der war anders als alle Mneschen auf der Welt. Ich liebe ihn. Er war 26 Jahre alt, arbeitete als Fischer auf einer ganz kleinen Insel bei Zadar. Er hat mich verstanden, immer. Wir waren verlobt. Wir waren glücklich. Und dann war ich plötzlich wieder in Deutschland. Wegen Abi und so. Und dann war er viel zu weit weg. Ich hab Abi gemacht und begonnen Philosophie zu studieren. Mein Leben ist Chaos und so seltsam, es hört sich an wie eine komische Geschichte, weil ich erst 20 bin. Was ist, wenn ich 40 bin? Ich bin und war schon immer ein kleines, dummes, naives Gretchen, viel zu nah am Wahnsinn. Wenn der Goethe Recht hatte, wird er sogar noch kommen. Der Wahnsinn. Oder er ist schon da.
Muriel
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Beitrag von Muriel »

Liebes Gretchen, weisst du, was mein erster Gedanke war, als ich dein Posting las .... mein Gott, sie ist ein hochbegabtes Kind gewesen und keiner hat es erkannt. Wobei hochbegabt so ein dummes Wort ist .... für eine an sich wunderbare Gabe. *lächel* Keiner ist so verrückt, daß er nicht einen noch Verrückteren findet, der ihn versteht. (F. Nietzsche) Meine Kindheit hörte schlagartig auf, als ich 5 Jahre alt war, da liess sich meine Mutter das erste Mal scheiden und ich war "ihre Grosse". Das gross sein bedeutete in diesem Fall, Verantwortung tragen zu müssen die ein Kind nicht tragen kann. Meine Droge wurde das Essen .... Alkohol verabscheute ich .... mein Vater ist Alkoholiker gewesen und auch meine Mutter trank abends immer ihren Wein, sonst konnte sie nicht "abschalten" und ich lernte früh, wie diese Droge Menschen verändert. Vor anderen Drogen hatte ich einfach eine Heidenangst .... also Essen her, das half immerhin kurze Zeit gegen den Schmerz, der mich innerlich fast zerriss. Zu deiner Frage, was mit 40 sein wird, fällt mir ein Gedicht ein .... Türen ins Leben Was jetzt nicht geht, könnte in einer Stunde gelingen. Und was in einer Stunde vielleicht nicht mehr möglich ist, könnte sich jetzt ereignen. Manche Türen ins Leben stehen nur kurze Zeit offen. Sie ähneln den kleinen Zielscheiben der Schießbuden auf dem Jahrmarkt, die sich dem Schützen nur einige Sekunden zeigen und dann in der Versenkung verschwinden. Schießt er nicht rechtzeitig, hat er das Nachsehen. Versäumen wir den richtigen Augenblick, haben wir eine Chance verpaßt, die vielleicht nie wiederkommt. Doch wenn wir ihr nachtrauern, sehen wir nicht die nächste, die sich uns bietet. (Hans Kruppa) Und zum Thema Wahnsinn .... ich lese deine Postings unheimlich gerne und auf mich machst du keinen kleinen, dummen, naiven Eindruck .... wobei naiv für mich kein negativ geprägtes Wort ist .... Kinder sind naiv und sich diese Eigenschaft zu erhalten finde ich persönlich wundervoll .... und vom Wahnsinn bist du in meinen Augen meilenweit entfernt. (c: Liebes Gretchen, die Zwiespältigkeit ist das, was mir selbst manchmal heftig zu schaffen macht .... ach was, ich mache dir jetzt einfach ganz frech mal ein .... Kompliment Du bist nicht perfekt, aber du bist perfekt du selbst. Das macht dich so liebenswert und wertvoll für mich. (Kristiane Allert-Wybranietz) Einen dicken lieben Gruss Muriel
Wer zugleich seinen Schatten und sein Licht wahrnimmt,

sieht sich von zwei Seiten,

und steht somit in der Mitte.
Gretchen
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Beitrag von Gretchen »

Muriel, ich hab Dich sehr gern! Gretchen
sewi
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Beitrag von sewi »

@ bolek. ich habe sowas auch gemacht im badezimmer. an der stelle, wo sich meine mama mit mir eingeschlossen und sich bei mir ausgeweint hat.
winnie
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Beitrag von winnie »

Bolek, sowas in der Art hab ich auch erlebt. Ich war sechs Jahre alt, es war nachts und ich schrie vor Bauchschmerzen. Ich weiß noch genau, wie schlimm die Schmerzen waren - so schlimm, daß ich sie nicht stumm aushalten konnte, sondern nach meiner Mutter rief, obwohl ich wußte, daß sie böse werden würde... Meine Eltern haben mich angeschissen, daß ich mich nicht so anstellen sollte. Daß sie keinen Bock auf das Theater hätten. Daß ich schlafen statt heulen sollte. Aber es hat doch so weh getan! Ja, und dann standen sie im Flur und haben sich gestritten, ob sie den Arzt rufen sollten, und wer es tun sollte. "Wie komm ich denn dazu...!" Sie taten es dann doch, der Arzt kam und hat mich augenblicklich in eine Decke gepackt und in seinem Privatwagen ins Krankenhaus gefahren. Blinddarmdurchbruch. Eine Viertelstunde später wär ich tot gewesen. Ich weiß noch, wie ich dann im OP lag - alles hell, alles rannte um mich rum. Gesichter, Hektik, Narkosemaske. Aber mein Bauch tat nicht mehr weh, und ich hatte keine Angst mehr. Winnie
I.M.
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Beitrag von I.M. »

ich auch. war aber n wespenstich. ich hab ne wespengiftallergie wie sich herausstellte. habs überlebt irgendwie. der kampf hat ein paar tage und noch mehr nächte gedauert. davon hab ich nur die hälfte mitbekommen weil ich meistens ohnmächtig im fieber lag. ohne arzt. natürlich. irgendwie hab ichs überlebt.ich war 4.
I.M.
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Beitrag von I.M. »

bolek, ich freu ich über deine erkenntnis im anderen thread. nicht die, dass du vielelicht der einzige bist sondern die andere... kennst du das buch: "versöhnung mit den eltern. frei werden für das eigene leben." könnte vielleicht hilfreich für dich sein. gruß, inka
sewi
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Beitrag von sewi »

an inka. jeder muss seinen eigenen weg finden um sich von der vergangenheit zu lösen, und ich glaube nicht, daß boleks weg ist, bücher zu lesen, sewi
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