Schwanger und ohne Untersttzung des Partners

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Iris Konrad

Schwanger und ohne Untersttzung des Partners

Beitrag von Iris Konrad »

Hallo, mein Partner ist stark depressiv, deswegen auch seit Jahren in Behandlung, er bekommt Medikamente, aber irgendwie hilft das alles nicht. Nun ist es so, dass ich im 7.Monat schwanger bin und er sich immer mehr entzieht. Seine Depri-Phasen werden immer länger, er zieht sich immer mehr zurück und ist für mich nicht mehr 'erreichbar', er nimmt kaum teil an dieser doch sehr intensiven Zeit. Ich weiß nicht mehr was ich tun kann, denn ich fühl mich sehr allein gelassen von ihm, auch wenn ich weiß, dass er es nicht aus Gleichgültigkeit macht. Ich liebe ihn sehr, aber ich hab langsam keine Energie mehr und ich sehne mich auch nach Unterstützung von ihm in dieser auch für mich ungewohnten Situation. Was kann ich bloß tun?
Emily
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Schwanger und ohne Untersttzung des Partners

Beitrag von Emily »

Hallo, Iris. Schön, dass du hierher gefunden hast. Diese Situation ist natürlich extrem schwierig für dich, das versteht jeder. Ich glaube nicht, dass dein Partner der Schwangerschaft gleichgültig gegenübersteht. Das hast du schon sehr richtig erkannt. Ich könnte mir aus meiner mehrjährigen Erfahrung mit einer schweren Depression viel eher vorstellen, dass er sich wegen der schlimmen Krankheit der Aufgabe als werdender Vater einfach nicht gewachsen fühlt. Vermutlich drehen sich die Gedankenketten in seinem Kopf immer schön rundherum im Kreis herum, frei nach dem Motto: Wie schaffe ich das, wie komme ich mit dem Kind zurecht, wie wird das weitergehen mit mir und mit uns allen? Und weil ihm diese qualvolle Unsicherheit und die nagenden Fragen viel Angst machen, zieht er sich immer mehr zurück. Er will dich nicht verletzen, aber er hat wohl keine Kraft, dich zu stützen, dich zu ermutigen, weil er für sich selbst und seine eigene Situation keine Kraft hat. Wenn er schon seit Jahren in Behandlung ist, ohne dass es ihm hilft, wird er auch sehr viel mit Mutlosigkeit und Hoffnungslosigkeit zu kämpfen haben. In dieser Situation kann er dir einfach keinen Mut machen. So ähnlich habe ich es in anderen Situation selbst erlebt. Ich würde dir raten, dir ganz viel seelischen Beistand in deiner weiteren Familie (Eltern? Geschwister?) und im Freundeskreis oder in einer Mutter-Kind-Gruppe etc. zu holen. Ich fürchte, wenn du ihm klar zeigst, dass du von IHM diese Unterstützung erwartest, wird er sich evtl. unter Druck gesetzt fühlen. Bitte verstehe mich nicht falsch! Ich weiß, dass dir als schwangerer Frau viel Hilfe und Unterstützung und Anteilnahme zustehen (ich habe selbst 2 Kinder), aber ich glaube nicht, dass er dir diese Hilfe momentan so geben kann, wie du es dir wünschst, sonst würde er es tun. Dass er sich offensichtlich immer mehr zurückzieht, kann auch mit dem näherrückenden Geburtstermin zu tun haben und mit solchen Fragen, wie z.B.: Will er bei der Geburt dabeisein, und wenn ja, fühlt er sich dem gewachsen? Inwieweit soll er in die Pflege des Kindes nach der Geburt miteingebunden sein? Ich würde mir an deiner Stelle so viel Unterstützung von außerhalb holen, wie ich überhaupt nur bekommen könnte. Das steht dir zu! Viele Grüße von Emily.
susan
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Schwanger und ohne Untersttzung des Partners

Beitrag von susan »

Liebe Iris ich kann mir gut vorstellen, das es sehr weh tut, wenn dein Freund gerade jetzt nicht für dich da sein kann. Hast du sonst jemand, mit dem du über diese Gefühle reden kannst? Es ist so wichtig, das du jetzt an dich und das Baby denkst. Sein Verhalten muss nicht mit dir und der Schwangerschaft zu tun haben. Es wäre wichtig, wenn er sich an seinen Arzt wendet, doch das wird er nur tun, wenn er unter seinem Verhalten leidet. Macht er eine Therapie, hat er die Möglichkeit, mit jemand über seine Probleme zu sprechen? Es wäre zu viel, wenn du dich ausschließlich um ihn kümmerst, du kannst ihm nur sagen, wie sehr es dir weh tut und ihm helfen, einen Weg zu finden, wenn er es will. Wenn nicht, dann denke an dich und rede mit Freunden, Verwandten, vielleicht mit deinem Hausarzt. Such dir Hilfe, den Anfang hast du gemacht, indem du hier geschrieben hast. alles Gute, ich wünsche dir sehr, das ihr wieder zueinander findet... Lieber Gruß Susan


geborgenheit
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Schwanger und ohne Untersttzung des Partners

Beitrag von geborgenheit »

Liebe Iris ich kann Dir sehr gut nachfühlen, wie einsam Du mit all Deinen Fragen, Freuden, Ängsten, ja einfach Deinem Sein sein musst. Bei meinem Mann brach der erste gravierende Depressionsschub aus, als ich mit der mittleren Tochter in Erwartung war. So musste ich alles alleine tragen. Ich war so quasi Alleinerziehend während manchem Jahr. Für Deinen Mann kannst Du keine Verantwortung übernehmen. Du kannst ihn allenfalls begleiten. Aber nur so, wie Du in Dir spürst, dass es für Dich und das Kind stimmt. Also nur so viel Unterstützung, wie Du geben willst. Für Dich selber und Dein Baby kannst Du Verantwortung übernehmen. Versuche in Dir zu spüren, was Du brauchst. Es ist keine Schande, sich hier Hilfe zu holen. Das Schlimmste für mich waren die Schuldgefühle. Ich fühlte mich schuldig, wenn ich mich freute und mein Mann war in seinem Loch. Ich fühlte mich schuldig, wenn ich zu wenig Kraft hatte und nicht alles so erledigen konnte, dass es meinem Mann gut ging. Vom Kopf her wusste ich zwar, dass ich für mich Inseln schaffen muss. Aber dennoch kreisten ständig meine Gedanken um ihn. So sehr, dass ich manchmal den Eindruck hatte, es habe nichts anderes mehr Platz daneben. Heute gehe ich anders mit dieser Situation um. Und ich denke, dass es allen Beteiligten besser geht. Ich achte viel mehr auf mich und meine Gefühle und stelle die erst mal ins Zentrum. Wenn es mir gut geht, dann geht es auch den Kindern gut. Ich habe kein schlechtes Gewissen mehr, wenn es meinem Mann schlecht geht. Er ist für sich verantwortlich, ich bin für mich verantwortlich. Das heisst nicht, dass ich nicht für ihn da bin, wenn er auf mich zu kommt. Aber ich gehe nicht wie früher zu ihm hin und bohre, was er habe und warum es ihm schlecht gehe u.s.w. Leider muss ich oft die Verantwortung für die Kinder alleine tragen. Er ist oft emotional nicht in der Lage dafür. Aber er liebt seine Kinder über alles. Ich glaube nicht, dass seine Depressionen mit der Schwangerschaft oder den Kindern zu tun haben. Ich glaube, dass es der Verantwortungsdruck ist, den er sich selber auferlegt. Und für ihn ist klar, so lange er in der Depression steckt, dass er ein Versager ist. Wie soll ein Versager Kinder haben? Also zieht er sich zurück, unbewusst, um sich zu beweisen, dass er wirklich versagt. Nun, ich hoffe, dass Dich meine Gedanken nicht abschrecken. Ich weiss, dass es erst einnmal hart ist, wenn die Depressionen schwerer werden. Wenn es Dir zu viel wird, dann sage es Deinem Partner. Es ist seine Verantwortung, sich vermehrte Hilfe zu holen, wenn die bisherige Medikation u.s.w. nicht ausreicht. Er soll es wenigstens versuchen, Dir zu liebe, dem Baby zu liebe und auch sich selber zu liebe. Nun möchte ich Dir ganz einfach noch eine gute restliche Schwangerschaft wünschen. Hoffentlich gibt es Menschen in Deinem Umfeld, die Dich mittragen, sich mit Dir freuen und auch über Ängste mit Dir austauschen können. Alles Liebe Dir und Deinem ungeborenen Baby Geborgenheit
winnie
Beiträge: 1683
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Schwanger und ohne Untersttzung des Partners

Beitrag von winnie »

Liebe Iris, ich möchte Dir da auch Mut machen. Für die meisten Männer ist es schwierig, ihre Frau/Freundin plötzlich in der neuen Rolle der Mutter zu erleben. Ob es dann letztlich verborgene Eifersucht, ein Minderwertigkeitskomplex oder einfach die Erkenntnis, daß es von nun an nie mehr so sein wird wie früher, ist, ist wahrscheinlich egal. Und wenn Dein Freund ohnehin zu Depressionen neigt, kommt's bei ihm dann vermutlich noch sehr viel mehr verstärkt raus. Daß er sich dann zurückzieht und Dich allein mit allem läßt, ist zwar sehr hart für Dich (ich kenn das - mein Mann war zwar nicht depressiv, aber hatte mich in den Schwangerschaften auch komplett alleingelassen), aber er KANN wohl nicht anders. Fühlt sich unter Druck gesetzt, überfordert, als Versager. Wie Geborgenheit, Emily und Susan sagen - versuche, ob Du Dir die Unterstützung, die er Dir nicht geben kann, woanders holen kannst. Und vergiß nie, daß es nicht an Dir liegt, sondern an seiner Hilflosigkeit. @Geborgenheit: "Ich glaube, dass es der Verantwortungsdruck ist, den er sich selber auferlegt. Und für ihn ist klar, so lange er in der Depression steckt, dass er ein Versager ist. Wie soll ein Versager Kinder haben? Also zieht er sich zurück, unbewusst, um sich zu beweisen, dass er wirklich versagt." Wie wahr... Genauso gehts mir auch... Liebe Grüße von Winnie
geborgenheit
Beiträge: 178
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von geborgenheit »

Liebe Winnie ich fühle mit Dir... und hoffe, dass Du irgendwann wieder spürst, welch wertvoller Mensch Du bist! Liebe Grüsse Geborgenheit
xana P.

Schwanger und ohne Untersttzung des Partners

Beitrag von xana P. »

Hallo Ihr Lieben! Bin seit gestern neu hier und bin begeistert das es so was gibt! Da ich hier am lesen bin und gerade hier eine Situation aus meinem Leben wieder finde, muß i jetzt doch mal meinen Senf dazu geben. Iris, ich denke das ich Dich gut verstehen kann und die Sehnsucht nach deinem Partner. Denn ich mache gerade eine Schwangerschaft meiner Freundin mit der es genauso geht wie Dir.Ich kann Ihr irgendwie nicht das geben was sie braucht klar ich bin "nur ihre Freundin" und nicht ihr Partner. Das zerrt aber ganz schön an mir denn ich weiß nicht wie ich ihr denn genau helfen kann.Denn ihn kann ich nicht ändern und er merkt auch gar nix, wie sie leidet. Eigentlich war ich jetzt stabil und hatte keine Depressionen mehr aber irgendwie zieht es mich ganz schön runter und mein Vertrauen an die Männer geht wieder dahin.... das ist aber ein anderes Thema. Ich verstehe nicht warum Männer in der Schwangerschaft so reagieren und habe echt Angst das es mir auch mal so geht! Habe eigentlich einen großen Kinderwunsch aber die Angst mit der Partnerschaft ist größer, das sie nicht stand hält. Obwohl ich einen tollen Partner habe. Aber diese Situation mit meiner Freundin schreckt mich wieder total ab! Und das schlimme ist ich kann ihr nicht helfen!!! Oder doch? Wenn ja dann sgt mir bitte wie o.k.-Danke Liebe grüße xana
Moni
Beiträge: 117
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Schwanger und ohne Untersttzung des Partners

Beitrag von Moni »

Liebe Iris, ich kann mich meinen obigen "Vorrednerinnen" nur anschließen. Du mußt jetzt an DICH und Dein Baby denken und Dir alle Kraft von irgendwo anders holen. Gehst Du in eine Schwangerschaftsgymnastik ? Da lernt man oft nette Muttis kennen - kann dann später in eine Krabbelgruppe/Stillgruppe münden. Vielleicht ist da sogar auch eine junge Frau, die an ihrem Mann nicht gerade die tollste Stütze hat. Iris, das gibts leider mehr als anders herum. Mit und ohne Depri. Er muß sich jetzt selber helfen LASSEN von Profiseite, Du kannst nicht sein Therapeut sein und wenn Du ihn noch so liebst. War auch über lange Strecken alleinerziehend und weiß, wovon ich rede. Meinen Mann hats im Kreißsaal umgeschlagen, obwohl er unbedingt dabei sein wollte. Beinahe mußte sich der Dok um ihn mehr statt um mich bemühen. Wenn das Thema zur Sprache kommt, überleg Dir gut, ob Du ihn dabeihaben willst /kannst. Da braucht man nämlich echte Hilfe und ich glaube, die kann er Dir gerade nicht geben, auch wenn er nichts dafür kann. Ich würde ihm aber schon auch sagen, dass er sich bitte aufraffen soll und Profihilfe nochmal richtig suchen. Denn wenn Euer Baby da ist, hast Du sonst 2 Babies zu betreuen...... das ist kaum zu bewältigen. Für Dich und Euer Kind soll er es bitte tun. Hast Du evt. auch eine Schwiegermutter, die Dir da ein bißchen hilft. Depressive brauchen manchmal schon auch einen sanften oder auch stärkeren Schubs - zum eigenen Wohl. Ich meine es wirklich nicht böse, Dein Mann ist ja nicht böse sondern krank -aber hol Dir Deinen Austausch wo anders. Noch was an XANA: Du kannst Deiner Freundin sehr gut helfen - indem dass Du einfach DA BIST. Wenn sie das weiß, ist ihr sehr viel geholfen. Lass Dich aber nicht runterziehen, Deine evtl. Schwangerschaft kann total anders verlaufen mit Partner und so.Das Thema Männer und Schwangerschaft sowie auch Männer in der Partnerschaft kann man nur mit viel Humor betrachten, sonst verzweifelt man dran. Glaubt einer "alten Mutter", alten Ehefrau, vielfachen Tante und Kennerin vieler hunderter Männer (ist nicht übertrieben -ich arbeite bei der Bundeswehr!) Irgendwie können sie (die Männer) nicht wirklich was dafür, vielleicht eine Panne der Evolution. Aber wenn man einen Mann so betrachtet, ist vieles vieles leichter !!! Auch wenn alle Männer im Forum samt unserem betreuenden Dok aufschreien - ist eben reine Lebenserfahrung. Euch allen alles Liebe und Dir Iris, noch eine gesunde Rest-Schwangerschaft - Du schaffst das. Liebe Grüße von Moni
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