Gerade aus der Klinik und schon wieder in einem Loch

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Shauny77
Beiträge: 6
Registriert: 10. Nov 2012, 20:53

Gerade aus der Klinik und schon wieder in einem Loch

Beitrag von Shauny77 »

Hallo, ich bin vor kurzem entlassen worden (stationärer Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik). Kaum war ich zu Hause, bin ich wieder zusammen gebrochen. Nichts von der Stärke, die ich in der Klinik da, ist übrig geblieben. So erscheint es mir.
Ich falle in mein altes Muster zurück und liege wieder nur noch im Bett und gehe nicht raus.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen und Tipps?
Rujo
Beiträge: 29
Registriert: 29. Okt 2012, 18:40

Re: Gerade aus der Klinik und schon wieder in einem Loch

Beitrag von Rujo »

Hallo Shauny,

lass dir einfach Zeit und setze dich nicht unter Druck! Es dauert, bis man die Umstellung "verkraftet". Jedenfalls war es bei mir so. Und all das auch anzuwenden, was man in der Klinik gelernt hat und was gut tut - trotz Alltag - das ist Schwerstarbeit.

Manchmal helfe ich mir mit kleinen Belohnungen. Wenn ich das getan habe, trinke ich einen Cappuccino o.ä.

LG Karadmohn
BunteWolke
Beiträge: 217
Registriert: 6. Nov 2012, 16:52

Re: Gerade aus der Klinik und schon wieder in einem Loch

Beitrag von BunteWolke »

Hallo Shauny,

ich bin auch noch ganz "frisch" Zuhause angekommen, wurde am 1.11. aus einer psychosomatischen Klinik entlassen worden.
Die ersten Tage waren gut, seit fünf Tagen kippt ständig meine Stimmung und ich habe negative Gedanken.
Allerdings kenne ich das nicht mit dem "Nichtaufstehen", hatte ich nie, da bei mir eine agitierte Depression diagnostiziert wurde - ich komme nicht zur Ruhe.
Trotzdem ist es bei mir so, dass ich nach einer kleinen Aufgabe, die ich mir vornehme, sofort erschöpft bin. Und dann bin ich mit mir unzufrieden und hadere mit mir und wie es weitergehen soll. Dabei setze ich mich dann unter Druck, obwohl es genau das ist, was mir nicht gut tut.

Wie ist das bei dir, wenn du nicht aufstehen magst - was fühlst und denkst du dann?

Würde mich über einen Austausch mit dir freuen, wenn du magst.
LG
~ Wer heute den Kopf in den Sand steckt, wird morgen mit den Zähnen knirschen ~
Shauny77
Beiträge: 6
Registriert: 10. Nov 2012, 20:53

Re: Gerade aus der Klinik und schon wieder in einem Loch

Beitrag von Shauny77 »

Vielen Dank für Euer Feedback.
Ja, vielleicht ist es das...sich selbst zu viel Druck machen.
Ich hätte aber nie gedacht, dass ich so schnell wieder in ein Loch falle. Ich habe meine Wohnung betreten und schon bin ich in Tränen ausgebrochen. Das hält jetzt seit 2 Wochen an.

Wie ist das, wenn ich nicht aufstehen kann?
Es ist so, dass ich aufwache und meistens sofort anfange zu weinen. Sofort tauchen negative Gedanken auf: Ängste. Angst vor der Zukunft, Angst nicht mehr gesund zu werden, Angst für immer allein bleiben zu müssen. Das schaukelt sich dann hoch. Ich schaffe es dann noch vom Bett auf die Couch ins Wohnzimmer, wo ich den Fernseher einschalte und dann nichts anderes tue, als bunte Bilder schauen.
An Rausgehen ist gar nicht zu denken. An solchen Tagen machen mir Menschen Angst. Ich verkrieche mich unter die Decke und will niemanden sehen und hören.

Das war in der Klinik überhaupt nicht so. Ich war 7 Wochen dort und in den 7 Wochen gab es keinen Tag, an dem ich nicht aufgestanden bin. Mir ging es richtig gut.

Es fühlt sich jetzt nicht schön an. Ich bin enttäuscht von mir selbst, dass ich dieses Erfolgserlebnis nicht im Alltag fortsetzen kann.
FönX
Beiträge: 3370
Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: Gerade aus der Klinik und schon wieder in einem Loch

Beitrag von FönX »

Hallo Shauny,

etwas tröstliches kann ich nicht schreiben. Das heulende Zusammenklappen hatte ich am Anfang der stationären Behandlung, aber nicht, als ich nach Hause kam.

Aber eine Frage habe ich: Wird eigentlich in den Kliniken das Thema "Rückfall", "Was ist, wenn ich nach Hause komme?" oder ähnlich behandelt? Als ich 2008 in Bad Bramstedt war, haben solche Themen ein gutes Viertel bis Drittel der Zeit gefunden, die in den Indikationsgruppen verbracht wurden. Wie war das bei dir? Wurde das auch behandelt? Wie gehst du mit den Tipps und deinen eigenen Zielen um?

Oder wurde das schlicht und einfach "vergessen"?

Liebe Grüße
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Merida
Beiträge: 345
Registriert: 2. Sep 2012, 18:43

Re: Gerade aus der Klinik und schon wieder in einem Loch

Beitrag von Merida »

Hallo Shauny,

auch ich bin nach der Klinik in ein Loch gefallen, bin am 31.10. nach 8 Wochen entlassen worden und mir ging es in der Klinik die letzten 2 Wochen einigermaßen gut.

Kaum war ich zu Hause, habe ich nichts mehr geschafft, lag nur noch vor dem Fernseher und habe mir selbst viel Druck gemacht, ich glaube auch das der Druck der Schlüssel ist, nur weiß ich nicht wie ich ihn abstellen kann/soll.

Seit heute morgen geht es mir einigermaßen besser, ich habe zwar bis 10 Uhr geschlafen und bis 12 Uhr fernsehn geguckt, bin dann aber raus gegangen um für Mittag einzukaufen und bin jetzt am kochen, es gibt Grünkohl. Das Fleisch und der Kohl ist schon am schmoren, jetzt muss ich nur noch die Kartoffeln schälen. So viel Energie kenne ich gar nicht von mir, ich bin ein bisschen stolz auf mich.

http://www.diskussionsforum-depression. ... 1352047325

Liebe Grüße
Merida
Lotta-B.
Beiträge: 83
Registriert: 15. Sep 2011, 18:36

Re: Gerade aus der Klinik und schon wieder in einem Loch

Beitrag von Lotta-B. »

Hallo.
Ich kann mich in Deine Situation sehr gut einfühlen. In diesem Jahr war ich auch 8 Wochen in einer psychosomatischen Klinik. Einen Vorteil gegenüber Dir hatte ich jedoch: Mir ging es am Therapieende bereits sehr schlecht, habe aber trotzdem, vor allem aus persönlichen Gründen, auf eine Entlassung gedrängt. Zu Hause bin ich dann erst mal richtig tief gefallen. Mein Bett und meine Zudecke waren mein bester Freund. Und ich war natürlich sehr enttäuscht von mir - ich wollte ja endlich, dass es mir besser geht. Aber - ich war sehr geduldig mit mir, meiner Familie, meinem Haushalt. Nach ca. 4 Wochen zu Hause ging es mir für meine Verhältnisse etwas besser - kleine Rückschläge gibt es natürlich immer und auch weiterhin. Hast Du nicht nahe Angehörige, Familie, Freunde, ein Haustier? Denk an Deine Klinikzeit zurück - was hat Dir geholfen, Dich abgelenkt, Dir einfach nur gut getan? Hast Du einen Platz für eine ambulante Psychotherapie?
In der Klinik hatte ich auch fast schon manische Phasen - aber das ist ja leider oder zum Glück nicht das richtige Leben.
Ich wünsche Dir alles Gute! Insbesondere, dass Du in dem realen Alltagsleben ankommst
und Dich so zurechtfindest, dass es für Dich und nur für Dich passt!

Viele Grüße
Lotta
Rujo
Beiträge: 29
Registriert: 29. Okt 2012, 18:40

Re: Gerade aus der Klinik und schon wieder in einem Loch

Beitrag von Rujo »

Liebe Shauny,

ja, versuche ein paar Dinge zu machen, die dir gut tun. Auch wenn es nur "Kleingikeiten" sind.

Was mir noch geholfen hat: Immer wieder daran denken, dass es eine Krankheit ist - keine eigene Schuld, kein Unvermögen! Und dass ich jederzeit wieder in die Klinik gehen konnte/könnte, falls es gar nicht geht.
Psychotherapie u. Psychiatrische Ambulanz waren auch wichtig. Hast du niemand?

Manchmal hat auch die telefon. Sozial-Psychlog. Beratung geholfen, einfach mal jammern dürfen und ein bisschen getröstet werden. Vielleicht gibt es das bei dir auch. Oder die Telefonseelsorge anrufen. Reden hat mir oft geholfen.

LG Kardamohn
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