Vershnung mit den Eltern

Angelika

Vershnung mit den Eltern

Beitrag von Angelika »

Hallo Thomas :-) Ja das mit den Scheuklappen is echt zum verzweifeln. Nein hier habe ich nur mal kurz über meinen Vater geredet. Habe mich schon oft gefragt ob nur ich das so sehe und darauf so sensibel reagiere, denn meine Schwester hat das recht locker alles gepackt. (nach außen hin, wie sie wirklich fühlt und denkt,läßt sie nicht raus). Sie ist das genaue Gegenteil von mir, aber wir verstehn uns sehr gut, nur so ein Thema ist ein Tabu. Momentan habe ich nicht die Kraft mich mit meiner Mutter nochmal in Kontakt zu bringen. Ich weiß nur, daß sehr viele Leute wegen ihr leiden und ich hab keine Lust mehr zu heucheln oder falsch zu tun nach dem Motto "aber es ist doch meine Mutter" - das is mir gleich. Bereust Du es, daß Du nicht eher zu Deiner Mom gegangen bist? Hättest Du gerne nochmal ein Gespräch geführt bevor sie starb? Was fühlt man denn dann bei ner Beerdigung? Liebste Grüße...
Nikolai
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Vershnung mit den Eltern

Beitrag von Nikolai »

hallo thomas, angelika, silke versöhnug mt den eltern, geht das überhaupt? habe eure konversation gerade gelesen und ich fand es spannend, da ich im moment auch sehr mit mir ringe, was das aussprechen meiner mutter gegenüber angeht. meine depressionen spielen sich in meinem leben ohne die eltern ab (ich student, vater vor kurzem verstorben, mutter in anderer stadt) aber je mehr ich grabe desto mehr habe ich den eindruck, daß es die mangelnde emotionale wärme/beziehung von seiten der eltern war (und davon sprecht ihr beiden ja indirekt auch),die das loch in mir aufgerissen hat und mich jetzt an so vielen kleineren problemen des lebens scheitern läßt. wenn man diese unfähigkeit der eltern, auf das kind richtig einzugehen erkannt hat, kommt in der tat die frage, wie damit umgehen soll, auch im gespräch mit den eltern... angelika, du bist sauer und willst dich abgrenzen. thomas plädiert eher für nachsicht und selbstverantwortung. ich möchte auch mal gerne wissen, was der richtige weg ist. wenn ich meine mutter anrufe und ihr sage, daß ich ihre emotionale nähe immer vermißt und nie bekommen habe und deswegen so schwach im leben bin, wird sie beteuern, daß sie für mich da sein will, weil sie sich sorgt, und mir helfen will, aber wirklich auf mich und meine probleme eingehen wird ihr nach wie vor schwerfallen, denn sie ist eben so wie sie ist. ich möchte dann am liebsten garnicht mit ihr reden, mich abgrenzen, womit der vorwurf und das bedürfnis wieder unausgesprochen bleiben. auch wenn mein posting vielleicht etwas wirr ist, wie brecht ihr die kruste was eure eltern angeht? habt ihr erfahrungen mit solchen gesprächen?
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Hallo Nikolai, erst einmal muss ich dir sagen, wie toll ich es finde, dass du als Mann so auf den Spuren deiner Geschichte und deiner Gefühle wandelst, das hat Seltenheitswert! Also ich glaube, Eltern haben meist einen ganz bstimmten Grund, sich mit der "Aufdeckung" ihrer Beziehung zu den eigenen Kindern so schwer zu tun: Sie kommen dann mit ihrer eigenen Kindheitsgeschichte in Berührung, die sie oft an ihren Kindern ungewollt wiederholen. Unsere Eltern sind nicht so aufgewachsen, dass Emotionen und Beziehungen hinterfragt und tabulos angeschaut werden konnten. Da wurde gehorcht, sich untergeordnet, getan, was man ihnen sagte. Konfrontiert man sie mit ihren Versäumnissen, werden sie sich meist sehr schlecht fühlen und je nachdem wie bei Angelika weinerlich und depressiv reagieren oder wütend und aggressiv. Du sagst, ich plädiere für Nachsicht. Das tue ich auch, aber nur in letzter Instanz, als das Loslassen dieser Problematik um dann wirklich sagen zu können: Jetzt ist es gut und ich muss nicht mehr länger der Vergangenheit nachtrauern. Denn wie du es auch drehst und wendest- die Dinge sind so geschehen und man kann nicht nachholen, was da schiefging. Bevor man aber soweit ist, muss man die Wut, die Enttäuschung, die Trauer, was auch immer, sehr ernst nehmen weil dich diese Gefühle mit der Vergangenheit verbinden. Um also deine Frage zu beantworten: Ich habe das hinter mir (ich gehe auf die 50 zu) und kann nach der Überwindung meiner Verletztheit innerlich wieder zu meinen Eltern stehen und nachsichtig sein. Angelika und du, ihr habt es noch vor euch und euer Anspruch auf Aufklärung, Erklärung ist legitim, mit allen Gefühlen, die ihr dabei habt. Sprich trotzdem mit deiner Mutter, auch wenn du vielleicht nicht gleich bekommst, was du dir erhoffst. Ein mögliches Ergebnis kann sein, dass du erkennst, dass nicht DU gemeint warst bei dieser emotionalen Kälte, denn so ist das ja ganz oft. Und das ist als Ergebnis sehr viel. Und wenn es auch immer heißt: "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr", das stimmt so nicht. Man kann sehr wohl zu einem guten Verhältnis zu sich selbst finden und liebesfähig sein und lebenstüchtig, auch wenn man einen schlechten Start hatte. Man muss zuerst durch einige Täler gehen, aber dafür weiß man dann auch, worum es geht und was man vermisst hat. Menschen, die nie etwas vermissen mussten, wissen das oft nicht und können es aus diesem Grund nicht weitergeben. Gute Nacht! Thomas
Angelika

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Beitrag von Angelika »

Hallo Nikolai. Schön, daß du Dich dazu geschalten hast. Ich fand den Beitrag keineswegs wirr :-) Ich kenn die Gedankensprünge. Solche Art von Gesprächen mit den Eltern kenne ich sehr wohl, mit meinem Vater sehr oft, aber mit viel menschlicher Wärme und Vertrautheit, bei meiner Mutter versteht keiner so recht den anderen. Ich gab sogar meiner Mutter mal das Buch: Erwachsene Scheidungskinder. Indem genau meine Gefühle/Situation beschrieben waren, das Buch half mir sehr viel. Aber ich habe gemerkt, daß sie es nie gelesen hat. Wenn wir auf einen grünen Zweig kommen wollen, muß sie auch einiges dafür tun, sich mal mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzten. Hallo Thomas, gut das Du schon soweit bist, ich kann mir das bei mir gar nicht anders vorstelllen, das das Verhältnis oder die Einstellungen sich mal ändert. Hast Du eigene Kinder? Ok ich bin erst 22, und mal sehn wie sich mein Weg gestaltet. Schönen Sonntag allen. Von Seila, die sich heute nachmittag mal in den Schnee wagt.
Nikolai
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Beitrag von Nikolai »

hallo seila, viel spass im schnee, habe mich gestern trotz bedenken auch dorthin gewagt, und es war gut. aus deiner nachricht entnehme ich, daß deine probleme mit der scheidung deiner eltern zusammenhängen? leidest du auch unter depressionen und wie werden die bei dir ausgelöst? wenn du lust hast, erzähl doch mal ein bißchen von dir!
Angelika

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Beitrag von Angelika »

Hallo Nikolai. Ja ich denke, daß das der entscheidene Punkt bei mir ist, wodurch das Ganze ins rollen kam. Ich war davor als Kind auch nd grad die labilste und dann kam alles zusammen: Pubertät,Schulwechsel, neuer Papa,Trennung von meinem Dad,Mutter die nie Zeit hatte und meine Schwester immer außer Haus,da sie schon eine Lehre anfing. Ich hatte nun ein Jahr Ruhe, war mit mir und der Welt so einigermaßen zufrieden, bis es im Okt. letzten Jahres wieder krachte und ich nen Ausraster hatte. Warum und wieso...ist mir selber noch schleierhaft. Vor 4 J. fing ich eine Therapie an, beendete diese nach 2j. im Glauben ich wüßte nun alles und kann mir selber helfen. Dem ist nicht so :-/. Tja nun fang ich wieder klein an. Montag zum Neurologen, Hausarzt hat mich mit Novoprotect versorgt, auf die ich 12Std ohne Probleme durchpennen kann und mich nicht mehr an die meist grausamen Träume erinnern kann. So, nun Schnee aber ohne Ski. Sondern mit Auto. Gruß Geli
Nikolai
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Beitrag von Nikolai »

hallo thomas, danke für dein lob, kannst du dir wohl auch selbst zuschreiben, es sei denn du hast nur ein männliches pseudonym... dein posting klingt sehr ermutigend, viele von diesen gedanken kenne ich aus der zeit als ich aus der depression vor eineinhalb jahren herausgeklettert bin. jetzt, da meine stimmung leider wieder schlechter ist, kann ich das alles nur nicht mehr so nachfühlen...das ist ja das problem der depressionen. aber danke für die klarsichtigkeit in deiner mail, das motiviert schon... du hörst dich an wie jemand, der seine schlimme zeit recht gut überwunden hat, und seine positiven erfahrungen auch gerne weitergibt. gibt es bei dir immer noch tiefs, und wenn ja, wie gehst du damit um? gruß nikolai
Nikolai
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Beitrag von Nikolai »

seila, kannst du das novoprotect weiterempfehlen? der doc hat mir wegen meiner massiven schlafprobleme remergil verschrieben, aber ich hab es bis jetzt noch nicht genommen... lieber gruß nikolai
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Liebe Angelika, ja, das bereue ich heute sehr. Dieser Punkt wird immer ein wenig weh tun, denn da habe ich einfach eine Chance vertan, auch wenn ich mir sagen kann, dass mir der Tod dazwischen kam. Denn meine Mutter hatte in ihrem späteren Leben durchaus erkannt, dass da einiges nicht in Ordnung war an dem, wie sie sich verhalten hatte. Sie hatte mir das wiederholt geschrieben und mich sogar gebeten, ihr das zu verzeihen. Bloß ich habe nicht reagiert. Diese Briefe tauchten lange nach ihrem Tod und mitten in meiner Analyse im hintersten Winkel meiner Nachttischschublade auf, wo sie seit mehr als 10 Jahren gelegen hatten. Geöffnet waren sie aber ich konnte mich nicht daran erinnern, sie je gelesen zu haben. Sie gehören heute zu meinem wertvollsten Besitz weil sie mich so entlasten. Wie ich schon beschrieben habe, hat mich der Zweifel über Jahre hinweg gequält, ob ich meinen Erinnerungen überhaupt trauen darf und dadurch blieb die Last der Schuld bei mir hängen. Dass sie sie übernahm, ist Gold wert und eine enorme Entlastung für mich. Wenn du das erreichen könntest mit deiner Mutter, wäre es sehr viel wert, auch für deine Mutter. Und der Tod ist, wenn die Geschichte noch nicht zu Ende geschrieben wurde, eine gewaltsame Beendigung der Geschichte, deren Ende nun offen bleibt. So habe ich auch damals gefühlt und die Beerdigung selber habe ich erlebt wie einen Traum. Etwas anderes: Ich habe das Gefühl, dass du daran zu knabbern hast, dass deine Schwester so ganz anders reagiert hat auf die scheinbar gleichen Verhältnisse. Man sagt sich wohl sehr leicht: "Wenn die damit zurecht kam, warum nicht ich? Es liegt wohl doch an mir". Aber du bist ja kein Räderwerk und brachtest deine Veranlagungen mit auf die Welt und deine Schwester eben eine andere. Um ein profanes Beispiel zu wählen: es ist ja auch nicht jeder gleich empfänglich für Grippeviren. Und dazu kommt noch, dass deine Schwester eine ganz andere Rolle gespielt haben kann als du, sie ist die Ältere, oder? Versuche doch, mit ihr darüber ins Gespräch zu kommen. Ich finde es sehr sehr wichtig, die eigenen Wahrnehmungen bestätigt oder vielleicht auch korrigiert zu bekommen. Was für Schnee eigentlich? Hier ist alles grau :-(( Lieber Gruß von Thomas
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Darauf musst du auch nicht hereinfallen, Bolek. Sie schuldet dir eine Erklärung, will aber jetzt, wo es ihr schlecht geht, deine Zuneigung. Daher der Hundeblick. Kein gutes Geschäft für dich, sondern nur Verantwortung. Das würde ich auch ablehnen. Wenn sie nicht sehen will, was da schiefgelaufen ist, gibts auch keine Annäherung. Meint Thomas
Angelika

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Beitrag von Angelika »

Hallo Nikolai. Nun ich nehme es erst seit ner Woche, habe aber sehr bald gemerkt, daß ich wieder durchschlafen kann, und keine üblen Träume mehr habe. Bind a recht vorsichtig im empfehlen, jeder reagiert anders. Wieso hast Du noch nix genommen? Angst? Hallo Thomas. Nein ich denke mir schon, daß meine Schwester einfach ein anderer Typ ist. Und sie durfte auch im ersten Jahr nach der Scheidung noch bei meinem Dad bleiben (zwecks 1Jahr Schule) und ich nur am Wochenende, sie hat mir in der Zeit sehr sehr gefehlt. Ich wünsche mir, daß meine Mutter mal einen Schritt auf mich zukommt. Heute rief sie an, ich nahm aber ned ab, sondern hörte nebenan mit... Tja morgen wird einiges auf mich zukommen und allein der Gedanke jagt meinen Puls in die Höhe. Ok der Schnee war auch schnell wieder weg. Ciao
Anna24

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Beitrag von Anna24 »

Hi Bolek, ich seh das ähnlich wie Thom... Heikles Thema hier, irgendwie. Gibt ja genug depressive Mütter hier. Meine ist es auch, immer gewesen, immer noch, und wenn ich was kenne, dann diesen erpresserischen Alle-anderen-haben-mich-lieb-außer-Dir-Blick. Manchmal habe ich den Verdacht, dass die Depression auch (!!!) ein Mittel ist, um an Zuwendung zu kommen, um sich Liebe zu erpressen, von der man meint, sie selbst nicht geben zu können. Es geht so schnell, dass andere schuld sind an diesem Zustand. Weil sie nicht genug lieben, nicht jede Trägheit als Krankheit postulieren können. Und in der Tat, manchmal mache ich meiner Mutter Vorwürfe deswegen, auch wenn sie irgendwo nichts dafür kann. Dass sie von mir die Zuneigung erpresst hat, die sie eigentlich mir hätte geben müssen. Und dass sie mir das Glück nicht gegönnt hat und bis heute nicht gönnt. Solang es ihr schlecht geht, darf es mir nicht gut gehen. Aber letztlich: Es geht um mein Leben. Und das gestalte ich - mehr oder weniger bewußt. Es ist meine Entscheidung, was ich aus dem mache, was hinter mir liegt. Ich will eben nicht mehr erpressen, manipulieren, mich hinter der Störung verstecken. Ich will keine Borderline-Atteste mehr. Eben weil ich all das von meiner Mutter kenne. Gruß, Anna.
Angelika

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Beitrag von Angelika »

Hallo Anna. Ja das ist allerdings wahr. Den Blick kenn ich auch zur Genüge. Und wenn es mir mal schlecht ging, jammerte meine Mutter so lange, bis ICH Ihr half...zumindest dachte ich das, ich muß das nun tun ..wiesoll eine 8-jährige die Situation einschätzen...das waren die ersten Schuldgefühle die hochkamen... Räumlich habe ich mich schon lange von ihr getrennt, nur anscheined reicht das nicht. Nun denn... Liebe Grüße ,Seila
Nikolai
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Beitrag von Nikolai »

da es hier gerade wieder um mütter geht: meine mutter war nie manifest depressiv, allerdings ist sie der typ, der sich für andere aufopfert. früher für meine immernoch schwer magersüchtige ältere schwester, später dann für meinen kranken vater. klingt auf den ersten blick vielleicht harmlos. ihr verhalten hat aber, wie ich dann festgestellt habe, 2 dinge in mir bewirkt: ich habe von ihr abgeschaut, daß man anerkennung bekommt, wenn man seine eigenen bedürfnisse unterdrückt, und sich aufopfert. zweitens hat sich meine mutter durch die aufopfernde pflege meines vaters, und ihre damit verbundenen gesundheitlichen probleme selbst in die opferrolle hineinmanövriert, so daß ich als der gute sohn, der ich stets sein wollte, nun alles darauf verwand habe, um ihr und meinem vater zu helfen, anstatt mein eigenes leben zu leben. irgendwie eine natürliche reaktion, aber es kommt mir so vor als holt es mich jetzt doppelt ein: nach acht jahren schwerer krankheit ist mein vater verstorben, meine mutter quasi erlöst worden. erst da habe ich gemerkt, daß es auch für mich eine art lebensmechanismus geworden ist, mich problemen zuzuwenden, zu unterstützen und dafür (von meiner mutter) anerkannt zu werden. ein mechanismus, der einen irgendwann im leben nicht mehr weiterbringt... hallo seila: vor eineinhalb jahren habe ich eine zeitlang trivilor gegen meine angstattacken und depressionen genommen. ich vertrete die ansicht, daß medis wirklich nur so was wie eine gehhilfe sind, lösen kann man die probleme, die einen depressiv werden lassen, oder Ängste oder andere symptome aus-knocken eher durch das erkennen der konflikte, in denen man sich befindet und die daraus folgende verhaltensänderung. klingt alles wie aus einem psychotherapie-lehrbuch. ich glaube schon dran, auch wenn dir dein therapie scheinbar nichts gebracht hat. allerdings kenne ich auch die momente, in denen man sich einfach nur die pile oder am besten die operation wünscht, die einen von der qual erlösen kann lieber gruß von nikolai
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Mit diesen Blicken bin ich aufgewachsen, Anna und sie hielten mich viel besser in Schach als ins Badezimmer gesperrt zu werden. Ein mit weinerlicher Stimme Gesprochenes "Nun mach mir doch nicht so viel Kummer" (ich hatte meine Hose zerrissen, nicht etwas den Hund des Nachbarn vergiftet) machte mich jederzeit gefügig und überzeugte mich völlig davon, bei wem hier die Schuld lag. Diese weinerlich Tour ist die reine Erpressung, denn Mütter wissen ganz genau, dass ihre Kinder selbst als Erwachsene es nicht ertragen können, wenn Mama traurig ist. Gruß Thomas
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Hallo Nikolai, du hast die Vaterrolle übernommen, wenn ich das richtig sehe. Gegen ein so gravierendes Problem wie den kranken Vater kamst du nicht an mit deinen eigenen, oder? Wie oft hast du dir denn so anhören müssen, dass dies und das nicht geht wegen des Vaters? "Du weißt doch, Papa ist doch so krank!", das war doch der Satz, mit dem man dir austreib, dich selbst anzumelden, oder irre ich mich? Bei mir war es mein Stiefvater, sehr hoffnungsvoller junger Künstler (18 Jahre, als meine Mutter (33) ihn verführte), der zum Lebensmittelpunkt wurde. Der durfte toben, stänkern, schlagen nur weil er Künstler ist. Künstler sind eben so, meinte meine Mutter. Und dagegen kam ich nicht an, sein Werk spielte eine ähnliche Rolle wie die Krankheit deines Dads: Es ließ keinen Raum für Kinder. Gruß an dich! Thomas
Nikolai
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Beitrag von Nikolai »

hallo thomas, das mit der vaterrolle stimmt sicher. vaterrolle heißt in diesem fall natürlich auch partnerrolle, weswegen ich mir wirklich manchmal im nachhinein die augen auskratzen will, ödipus läßt grüßen. aber gegen den Satz: du darfst dies und jenes nicht, weil papa so krank ist, hätte ich mich aufbäumen können... aber was willst du machen, wenn deine mutter mit geschwollenen gelenken, verweinten augen únd zitternder stimme sagt: "ich schaff die pflege schon alleine, leb du dein eigenes Leben "(gleichzeitig hat sie sich dagegen gewehrt, mehr geld für professionelle pfleger auszugeben) sie tat mir dann unendlich leid, und vielmehr noch hatte ich angst, irgendwann beide zu verlieren bzw. pflegen zu müssen. also bin ich nicht zum studium in eine andere stadt gezogen, sondern geblieben, um immer da zu sein, wenn sie es nicht mehr schafft... aber letztendlich war es auch meine entscheidung(stichwort selbstverantwortung) sei zurückgegrüßt! niko
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Hallo Niko, ich krieg nicht ganz klar, in welchem Lebensalter sich das alles abgespielt hat. Wann wurde dein Vater denn krank? Ich weiß nicht, Niko, ob du da wirklich Entscheidungsfreiheit hattest. Hättest du denn dein schlechtes Gewissen und deine Angst aushalten können, wenn du getan hättest, was dir gut tut? Gruß von Thomas
000
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Beitrag von 000 »

ja anna, heikles thema, viele deprimütter hier, und alle unsicher, was sie falschmachen könnten. ich sollte das maul halten. aber dieser drachen hat alle manipuliert, alle. sie hat in ihrem leben alles bekommen was sie wollte, nötigenfalls mit gewalt. ich hatte jahrelang eine heidenangst vor dieser person. sie wollte mich nachts mit nem hammer erschlagen, nur weil in irak krieg ausgebrochen ist und ich zu der zeit beim bund war. es waren nur worte, aber es hat sich ernst angehört. und sie war die einzige bezugsperson. ich muss mir das alles für die thera aufsparen. ist schon klar, irgendwie. ich merke schon lange, jedes mal wenn ich hier was loslasse gehts mir arg beschissen. denn danach starre ich in die decke und habe scheisse angst. niemand kann mir hier bei mir zu hause helfen. es ist eine gefahr glaube ich, wenn man sich hier aufschneiden oder bemuttern lässt und dann zu hause in der einsamkeit fast krepiert. grüsse bolek
000
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Beitrag von 000 »

ja thomas, auch du hast recht, mir gings jedesmal urbeschissen, wenn sie nach hause kam. anfing rum zu heulen und mir alle geschichten ihrer vergangenheit ausbreitete. ich bringe mich um, das war ihr lieblingssatz, oder meine kinder bringen mich um. dieses mistück hst mir nichts über das leben beigrebracht, über die kraft die man dazu braucht und wo man es sich holen könnte. ich hörte nur wie schlecht alle sind und vor allem zu ihr. und ihr lieblingssatz als ich ganz klein war, war mama liebt dich nicht mehr. ich weiss nicht wie oft mir das eis oder das sahnetörtchen aus der hand gefallen ist damals. ziemlich oft. und es waren ziemlich harte zeiten damals. ein eis gabs einmal im halben jahr, wenns hoch kam. alles trivial, ich weiss. kindisch völlig daneben. mann ich bin erwachsen. ach mist. ich koch schon wieder und wieso, ist doch nichts passiert grüsse bolek
I.M.
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Beitrag von I.M. »

hi bolek- mal im ernst. hast du ne therapie beantragt? kommt irgendwas in die gänge? denn du hast recht, immer neue dinge hier im heimeligen forum anzuschneiden und sie dann alleine in der stube nicht zu verarbeiten ist ne gefahr. also, butter bei die fische, wie siehts aus? therapie? wohnung? arbeit? suff? inka
Nikolai
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Beitrag von Nikolai »

hallo bolek, das was du von deiner mutter und dir erzählst klingt echt hart. ich glaube dir, daß du dich im entsprechenden moment beschissen fühlst. finde es schrecklich und faszinierend zugleich, wie sehr frühe beziehungserfahrungen so machtvoll nachwirken, und fühlen und verhalten so dauerhaft beeinflussen können... mich hat es in meiner kindheit wahrscheinlich nicht so hart getroffen wie dich, was das verhalten meiner mutter angeht. Aber die ängste, die ich manchmal unter aufwendung aller kraft durchstehe, kommen garantiert aus derselben ecke! gruß n
Nikolai
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Beitrag von Nikolai »

mensch thomas, du kannst einen ja echt entlasten! klar, entscheidungsfreiheit hatte ich nur theoretisch, ich könnte mir diesen gedanken ruhig öfter zugestehen (was ich jetzt auch probieren werde) zur chronologie: mein dad wurde pflegefall (im prinzip schwer demenzkrank, aber entzündlich bedingt, mit totaler abhängigkeit) als ich 18 war. (also vor gut 9 jahren) bin nach dem abi deswegen, wie gesagt, nicht in die weite welt gezogen, wie ursprünglich herbeigesehnt... 4 jahre später, nach dem grundstudium dann doch umzug in die nächstgelegenere Unistadt. habe schon gespürt, dass ich mich irgendwie lösen muß, wollte aber mit aller macht am wochenende und im notfall verfügbar sein... nach dem umzug fing es mit den panickattacken an, beginn meiner ersten tharapie, aber recht halbherzig, da ich nicht sehr einsichtig war, und im nachhinein betrachtet, die sorge um die eltern nicht aufgeben wollte.... weitere 3 jahre später, also vor eineinhalb jahren, umzug nach münchen, um wirklich räumlich getrennt zu sein und endlich mal mein studium zu ende zu bringen. erste depressive episode, zweite therapie begonnen, nun ernsthafter. im november ist mein dad gestorben, somit hat meine zweite deprssive episode, die vor weihnachten angefangen hat, sicher einen legitimen auslöser... mache mir trotzdem gedanken wies weitergenhen soll. (zum job umzug ins ausland um alle negative erinnerung hinter mir zu lassen, erster suizid und dritte therapie, beim lieben gott??? :-)) ) hoffe. das alles noch ein gutes ende nimmt, mit ohne ohne depressionen. gruß niko
schnabel
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Beitrag von schnabel »

Hmmm, Leute... andersrum geht´s auch: Bei mir war der Vater der Aufopfernde, und das macht´s ebenfalls nicht einfach. Zu seinem 65. Geburtstag sollte es ein gemeinsames Geschenk von uns vier Kindern geben, und wisst Ihr, was er sich gewünscht hat? Eine Torte. Damit alle was davon haben auf dem Fest. Auf dem Fest, auf dem er gefeiert werden sollte. Und ehrlich: Das macht fei schon auch was mit deinem Männer- mithin Selbstbild, wennst so was vorgezittert bekommst dein ganzes Leben lang. Als eben projiziertes Manns-Bild zum einen. Als abgelehntes Modell zum anderen, das Du in Dir selbst bekämpfen und/oder dann mal akzeptieren musst. Ja mei, jetzt ist er tot, und auch vorher war´s schon nicht mehr zu ändern. Ödipus, komm zurück! Dir ist alles verziehen! Deine Mutter Nur über meine Leiche. Dein Vater
pascale
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Beitrag von pascale »

hallo, niko, was deine überlegungen ins ausland zu gehen anbelangt: mag sein, daß du die negativen erinnerungen hinter dir läßt und mit der zeit nicht mehr daran denkst. der haken ist nur: die daraus resultierenden probleme wirst du mit ins ausland nehmen und sie werden auch weiterhin bestehen, solltest du sie nicht bewußt in angriff nehmen. hinzu kommt dann noch, daß du dich erst einmal an dieses neue leben wirst gewöhnen müssen und ziemlich allein da stehst. im nachhinein betrachtet kann ich von mir nur sagen: der auslandsaufenthalt hat mir sehr gut getan. ich gewann abstand, da ich so ziemlich meine ruhe hatte. pesch war nur: meine probleme waren damit nicht gelöst. ich sah ein, daß ich sie überall mit hinnehmen würde. überleg dir, ob du sie nicht vielleicht zuerst in angriff nimmst und danach ins ausland gehst? könnte ja auch ein ziel sein meint pascale
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