Vorstellen - aus der Deckung auftauchen...

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Amy_h_S_
Beiträge: 299
Registriert: 18. Okt 2012, 14:17

Vorstellen - aus der Deckung auftauchen...

Beitrag von Amy_h_S_ »

Hallo zusammen,

nachdem ich nun schon eine Weile still mitgelesen habe und mir eure Beiträge so manches Mal weitergeholfen haben, habe ich mich entschieden mich doch anzumelden.

Meine bisherige überdenkenswerte Überzeugung war: Ich habe ohnehin nichts Relevantes beizutragen und sollte hier bloß nicht nerven!
Das sollte ich vielleicht mal überprüfen;-)

Kurz zu mir: Ich bin 31, (immer schon) Single, arbeite - mit Mühe - halbtags, bin seit einer Ewigkeit jeweils kurz davor, mein Studium abzubrechen und bin bereits seit knapp einem Jahr in Behandlung wegen Depression und sozialer Phobie. Verhaltenstherapie seit einem 3/4 Jahr. Bis ich es allerdings geschafft hatte, die nötigen Schritte und Telefonanrufe anzugehen, um diese Hilfen bekommen zu können, hat es einige Jahre gedauert...

Am meisten beschäftigt mich zurzeit das ewige Auf- und vorallem das Ab, für das ich einfach keine Geduld mehr aufbringen kann/mag. An guten Tagen kann ich durchaus Fortschritte sehen, dann weiß ich am nächsten Tag plötzlich kaum mehr, wie ich es von der Arbeit nach Hause schaffen soll und würde lieber direkt auf dem Bürgersteig einschlafen...
Achso dazu habe ich vergessen, dass ich zusätzlich eine Hormonstörung habe, die zu üblen PMS-Wochen führt, wo ich regelmäßig wieder hinter all das zurückfalle, was ich mir vorher mühsam an Lebensqualität zurückerkämpft hatte.
Meine Thera hat mir schon hundertfach geduldig erklärt, das das nur Schritt für Schritt und mit laaangem Atem besser wird, aber ich will einfach nicht mehr so platt und allumfassend vernichtend-negativ sein!

Habt ihr Ideen für ein besseres Annehmen der Situation und wie ich geduldiger damit umgehen könnte?
Freue mich auf einen regen Austausch hier!

lg Amy

PS: Puh ist das schwer das abzuschicken!!! Anonymität hin- oder her... aber ich tu's jetzt!
FrauRossi
Beiträge: 3165
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

Re: Vorstellen - aus der Deckung auftauchen...

Beitrag von FrauRossi »

Hallo Amy,

herzlich Willkommen hier im Forum. Austausch wirst du sicher finden.

Zum PMS kann ich nur sagen, früher hatte ich damit keine Probleme, ist über die Jahre und mit der Depression aber schlimmer bis drastisch geworden und ich habe keine Hormonstörung. Was bei mir dahingehend eine starke Verbesserung gebracht hat: Ich habe die Pille abgesetzt.

Vielleicht falls du sie nimmst kann das auch ein Gedanke für dich sein?

Zur Akzeptanz der Krankheit? Tja mein Therapeut hat mal gesagt ich soll die schlechten Gefühle nicht wegwünschen und wegschieben wollen, sondern wenn sie kommen, sie laut ansprechen und mit ihnen reden. So nach dem Motto: Na da bist du ja, na gut, dann lade ich dich ein dich neben mich auf die Couch zu setzen, sei eine Weile da.

Ich habe das so gemacht ich kann nicht sagen dass es eine herrausragende Wirkung hatte softor und gleich. Aber es war schon ein Schritt in die Richtung Akzeptanz.

LG FrauRossi
Amy_h_S_
Beiträge: 299
Registriert: 18. Okt 2012, 14:17

Re: Vorstellen - aus der Deckung auftauchen...

Beitrag von Amy_h_S_ »

Hallo Frau Rossi und danke für das Willkommenheißen:)

oh ja, das mit dem Absetzen der Pille war bei mir genauso, allerdings habe ich es quasi umgekehrt festgestellt. Bei den vielen Frauenärztinnen, die ich verschlissen habe, konnte ich mir jahrelang mehr oder weniger unverhohlen anhören, ich solle mich nicht so anstellen, mal diese und danach jene Pille ausprobieren und PMS hätten nunmal viele Frauen. Naja mit jeder Pille wurden die Schmerzen schlimmer und dauerhafter bis ich sie wieder abgesetzt hatte und zum Normalschlecht-Zustand zurückgekehrt bin. Als ich's dann endlich geschafft hatte, mir Gehör zu verschaffen (nicht so leicht sich durchzusetzen mit dieser blöden Sozialangst) und die richtige Ärztin gefunden habe, hat sie ein erstmal ein MRT angeordnet und ein Mikroprolaktinom festgestellt.
Trotz nun richtiger Medikation bleibt mir leider immer noch ein Rest-PMS-Problem, wenn auch zum Glück (!!!) nicht mehr ganz so mega-unerträglich.

Dass du schreibst, es sei bei dir mit der Depression schlimmer geworden, macht mich nachdenklich... ob das (bei mir) wohl inzwischen einen großen psychosomatischen Anteil hat?

Die schlechten Gefühle nicht wegwünschen? Ojee das finde ich meistens superschwierig - aber mit ihnen quasi zu reden, das könnte ich mir schon eher vorstellen. Ein bisschen funktioniert auch die ABCD-Methode (kennt das noch einer?) meiner Thera so: Zuerst die automatischen schlechten Gedanken und dazugehörigen Gefühle aufschreiben, also wahrnehmen und hinhören und dann realistischere Alternativen, Gegenargumente etc. suchen.
Klappt bei mir mal besser mal weniger gut, scheint wohl Übungssache zu sein!?

Und am liebsten will ich dann oft doch wieder die "herausragende Wirkung jetzt und gleich",
Geduld, Geduld, Geduld... habe ich gerade wenn ich besonders mies drauf bin ganz wenig in Reserve.

Ich versuche es zzt. mit ACEM-Meditation, das ist eine großartige Sache und auch da brauche ich vermutlich noch viel Zeit bis es zu sowas wie Routine wird.

lg Amy

Ist die PMS-Geschichte zu ausufernd (ist ja eigentlich kein Depri-Thema in engeren Sinne)? Wenn ja, nehme ich's wieder raus.
Amy_h_S_
Beiträge: 299
Registriert: 18. Okt 2012, 14:17

Re: Vorstellen - aus der Deckung auftauchen...

Beitrag von Amy_h_S_ »

So, jetzt habe ich den Nick doch wieder geändert, das TornApart... war mir dann doch zu lang.

Und ich muss mal eben testen, ob ich das mit den Smilies jetzt geschnallt habe:
Marissa
Beiträge: 13
Registriert: 30. Sep 2012, 17:27

Re: Vorstellen - aus der Deckung auftauchen...

Beitrag von Marissa »

".. und würde lieber direkt auf dem Bürgersteig einschlafen..."

Das kommt mir sehr bekannt vor. Und deine Wortwahl gefällt mir. Nimmst du denn derzeit Medikamente gegen die Depressionen? Ich hatte mal Trevilor ausprobiert, das hat die Müdikeit und das "unterwegs-einschlaf-Potential" sehr erhöht.

Falls ja, solltest du vielleicht das Medikament ändern. Es ist schön, dass man sich hier austauschen kann und Parallelen findet und wenn man merkt, dass man nicht alleine ist mit seiner Kopf-Kirmes-Krankheit

Viele Grüße und einen schönen Samstag wünsch ich dir.
Marissa
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Vorstellen - aus der Deckung auftauchen...

Beitrag von ndskp01 »

Hallo Amy,

herzlich willkommen! Ich bin ein bisschen neidisch, dass du offenbar nur 10, nicht 20 Jahre gebraucht hast, bis du deine Angst überwunden und einen Psychiater aufgesucht hast

Gegen PMS und andere Menstruationsbeschwerden hat mir das pflanzliche Mittel Agnucaston (Keuschlamm) geholfen, und ich weiß, dass es auch anderen damit viel besser geht. Ich nehme es zusätzlich zu einem Serotoninwiederaufnahmehemmer (Fluoxetin). Agnucaston kriegst du rezeptfrei in der Apotheke, musst es allerdings regelmäßig nehmen, damit es auch wirkt. Nicht nachlassen, wenn es kurzzeitig besser geworden ist mit der PMS.

Nebenwirkungen hat es soweit ich weiß keine.

herzliche Grüße, Puk
Amy_h_S_
Beiträge: 299
Registriert: 18. Okt 2012, 14:17

Re: Vorstellen - aus der Deckung auftauchen...

Beitrag von Amy_h_S_ »

Hallo Marissa,

ja,mein Psychiater hat mir nach längerem Rumprobieren jetzt eine Kombi aus morgens Cipralex und abends Valdoxan verschrieben. Ich habe nächste Woche einen Kontrolltermin bei ihm, da werde ich das vielleicht nochmal ansprechen!? Ich habe den Eindruck die ADs wirken besser gegen die Ängste als gegen die Depression.
Beim letzten Mal meinte er, es gebe auch soetwas wie "Fluchtschlafen" und in der Beschreibung habe ich mich schon wohl teilweise wiedergefunden... allerdings wüsste ich nicht, wieso sich mein Körper ausgerechnet den Bürgersteig für solche Fluchten aussuchen will

Vielen Dank für dein schönes, seeehr passendes Kirmesbild... ich stelle mir gerade vor, dass uns die Krankheit Achterbahn ohne Schutzbügel fahren lässt und immer wieder dieselben Kurven und Lupings fährt bis uns schlecht wird, dann werden wir im "Affenkäfig" nach außen an die Wände gedrückt, so dass wir uns nicht mehr bewegen können und die Gesichtsmuskeln erstarren ... im Autoscooter lassen wir uns so lange mit Anlauf anrammen bis wir überall blaue Flecken haben und finden das Gaspedal nicht und dazu dröhnen, quietschen, schreien viel zu laut, viel zu grell, viel zu spaßlustig die Menschenmassen um uns herum. Warum in aller Welt sind die so fröhlich und schnell? Da flüchten wir lieber und landen aus Versehen im ewigen unheimlichen Dunkel der Geisterbahn...
(ich sollte vielleicht dazu sagen, dass ich kein sooo großer Kirmes-Fan bin

Ich finde es auch toll sich hier austauschen zu können und freue mich gerade unheimlich, dass du offensichtlich einen ähnlichen Sinn für verspielte, leicht überdrehte Sprachkombis hast wie ich !?
Seit der Depression habe ich leider einiges vom Spaß und der Leichtigkeit verloren, die das mal für mich bedeutet haben. Stattdessen chaotisches und trotzdem irgendwie ewiggleiches Wirrwarr im Kopf...wähhhh!

ganz liebe Grüße zurück
Amy
Amy_h_S_
Beiträge: 299
Registriert: 18. Okt 2012, 14:17

Re: Vorstellen - aus der Deckung auftauchen...

Beitrag von Amy_h_S_ »

Hallo Puk,

dankeschön. Naja, ich hatte viel Glück mit meinem Weg bis zum Psychiater.
In meiner Stadt gab es eine Studie zu einer neuen Behandlungsmethode gegen Sozialphobien. Ich habe eine Anzeige dazu entdeckt und fand die Idee toll, einfach nur zu Hause, alleine vor dem PC meine Wahrnehmung umtrainieren zu müssen. Keine Konfrontation, keine echte Auseinandersetzung...eine paradisische Idee, so hatte ich mir das schöngemalt. Und dann konnte ich mich auch noch per Email anmelden!

Das dazu nötige Vorgespräch mit der Psychologin habe ich mir so gerade noch zugetraut. Ich war allerdings als Teilnehmerin nicht geeignet, da bereits viel zu depressiv und so hat sie mir Adressen von Psychotherapeuten/innen mitgegeben und mir dringend geraten, eine Therapie anzufangen.
Dann habe ich monatelang meinen Telefonhörer argwöhnisch umkreist, in die Hand genommen, gehasst und wieder weggelegt, was hier wohl viele so kennen und nach den leidigen Anrufen, Wartezeiten etc. hat es meine jetzige Thera direkt beim Erstgespräch geschafft, das ich am gleichen Tag (!) auch einen Psychiatertermin vereinbart habe. Da wusste ich, das ist meine Therapeutin! Ich weiß bis heute nicht, wie sie das angestellt hat, noch dazu ohne mich zu drängen. NOrmalerweise wäre ich wieder monatelang vor der Aufgabe ausgewichen.

Agnucaston habe ich tatsächlich noch nicht ausprobiert. (Meine Gyn hat mir Bonasanit mitgegeben, das ist OK, aber auch nicht hurrah-gut.)
Vielen lieben Dank für den Tipp!!! Werde mir das gleich morgen besorgen.

glg Amy
Marissa
Beiträge: 13
Registriert: 30. Sep 2012, 17:27

Re: Vorstellen - aus der Deckung auftauchen...

Beitrag von Marissa »

Wir verstehn uns Das Autoscooter-Modell gefällt auch Hab grad nicht viel Zeit für eine Antwort und bin auch eh mehr im wortkargen Modus.. Wünsch dir noch einen wunderbaren Sonntag.
Marissa
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