Depressionen, Melancholie und anderes Gelumpe

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jonesy
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Depressionen, Melancholie und anderes Gelumpe

Beitrag von jonesy »

Hallo ihr Lieben.
Mir geistert momentan viel im Kopf herum.
Bin immer noch krank geschrieben und habe reichlich Zeit zum denken.
Depression... was ist das eigentlich?
Was ist der Unterschied zur Melancholie?
Wo fängt Depression an und hört normale Traurigkeit auf?
Und wer bestimmt eigentlich, wer normal ist und wer nicht?
Die Mehrheit verhält sich so und so und wenn du es anders machst hast du zwangsläufig einen an der Waffel?
In meinem inneren Wertesystem finde ich es eher bedenklich, wenn jemand bei Nachrichten über den Krieg sein Leberwurstbrot genießt.
Oder so tut als ginge ihn der Rest der Welt nichts an.
Es gibt so vieles in der Welt was mich traurig, wütend, hoffnungslos macht.
Sind dann die, die das nicht depressiv macht erstarrt? Ignorant? Kalt?
Hält sich das Negative mit dem Positivem die Waage?
Kann ich gerade nicht so empfinden. Alles was in der Welt geschieht, betrifft doch auch mich und meinen kleinen Kosmos.
Vielleicht ist Depression ja auch so eine Art Resignation, eine Ohnmacht der Welt gegenüber?
Ich kann doch nicht alles Negative an mir abperlen lassen, als trüge ich einen Regenmantel.
Ja sicher, ich kann dafür sorgen, dass es mich nicht mehr in meinem Herzen berührt.
Aber berührt mich dann das Schöne, das Göttliche in der Welt dann auch nicht mehr?
Ich möchte berührt werden, auf jede erdenkliche Weise und ich möchte die Reaktion zeigen, die ich als angemessen der Situation empfinde.
Wenn mich etwas traurig macht, möchte ich weinen dürfen, egal wo und wann.
Und wenn ich etwas komisch finde, möchte ich lachen dürfen.
Momentan empfinde ich Kinder als die angenehmste Gesellschaft. Die schnacken nicht lang rum, sondern machen einfach wie ihnen ist.
Hüpfen, springen, tanzen.
Gerade stelle ich mir vor, wie ich mit meinem Einkaufskorb durch den Supermarkt hüpfe, alles angrabbele und überall dran rieche.
Das würde einkaufen wieder zum Erlebniss machen und alle würden denken, ich bin verrückt.
Noch so ein Wort, dass ich nicht ausstehen kann.
Eben denke ich, als ich noch so mitten in der depressiven Tiefkrise steckte, hätte mich so ein thread maßlos überfordert. Da war ich froh, wenn ich mich überhaupt angezogen habe und aus dem Fenster geguckt hab.
Ist ja kein Philosophieforum hier.
Ist das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen, dass ich über solche Dinge nachdenke?
Vielleicht werde ich auch nur balla, weil ich schon fünf Wochen daheim bin, oder die kaputte Bandscheibe hat mein Hirn beschädigt.
Egal, ich wollte das jetzt grad mal schreiben und wissen, ob ihr auch schon mal so über Depressionen gedacht habt.
LG v. Pauline
OMG
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Re: Depressionen, Melancholie und anderes Gelumpe

Beitrag von OMG »

Hallo Pauline,

gerade deine Eingangsworte "denke" ich selbst sehr oft. Ich bin eigentlich nur Angehörige. Dennoch stehe ich oft am Abgrund und denke, bin ich jetzt schon selber krank? Wo beginnt die Krankheit und wo hört sie denn auf? Ab wann muss ich mir Gedanken machen, dass ich depressiv sein könnte... Weil ich Dinge liegen lasse, sie ewig vor mir herschiebe, oft allein sein möchte, mir oft Konzentration fehlt, ich antriebslos bin, oder, oder, oder?
Ich kann sehr gut nachvollziehen, was du dir da für Gedanken machst.

Eines kann ich dir nehmen:
>>Gerade stelle ich mir vor, wie ich mit meinem Einkaufskorb durch den Supermarkt hüpfe, alles angrabbele und überall dran rieche.Das würde einkaufen wieder zum Erlebniss machen und alle würden denken, ich bin verrückt. <<

Oh nein, auch dann wirst du sicherlich nicht für verrückt erklärt. Tu es einfach, wenn dir danach ist! Ich mache regelmäßig mit Freundinnen solche, wie du sagst "verrückten" Sachen. Sie befreien und lassen dich "frei sein". Auch wenn es nur für einen kurzen Moment ist. Es beflügelt und lässt dich herzlich lachen

Das mal als erste Gedanken dazu...

Liebe Grüße
Ursula
----------------------------

"Wenn Euer Leben Euch wie ein mühseeliger Aufstieg vorkommt, dann denkt an die Aussicht, die Ihr von dort oben haben werdet!" Anonym
Elbi
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Re: Depressionen, Melancholie und anderes Gelumpe

Beitrag von Elbi »

Hallo Pauline,

bei mir waren die Ärzte sich damals nicht einig, ob ich jetzt Depressionen habe oder einfach nur das ganze ein "<Zuviel" war. (12 Monate KH, dann bin ich zusammengebrochen). Aber mittlerweile habe ich auch diese Diagnose. Und ich selbst? Ich war doch früher auch mal traurig, mal antriebslos, verletzbar, unzufrieden...das ist doch eigentlich nichts Neues.

Der Unterschied ist, glaube ich, dass diese Gefühle einerseits viel tiefer gehen, schneller kommen, ich mich den ganzen Tag mies fühle, meine Gedanken nur noch ums Unwohlsein drehen, nicht schlafen kann usw. Du kennst das ja wahrscheinlich auch alles.

Doch auch ich lüge mich manchmal an und sage mir, dass ich doch gar keine Depressionen habe, das das nur eine Ausrede ist und ich total "normal" bin. (Was/wer ist normal????)

Wir fühlen intensiver und damit machen wir uns verletzbarer, angreifbarer und sind ängstlicher. So sehe ich es. Geholfen habe ich Dir jetzt wahrscheinlich nicht viel, weiß aber auch nicht, wo die Grenze genau verläuft.

Schönen Tag Dir und viel Kraft
FönX
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Re: Depressionen, Melancholie und anderes Gelumpe

Beitrag von FönX »

Moin Pauline,

> alle würden denken, ich bin verrückt. Noch so ein Wort, dass ich nicht ausstehen kann.
Was heißt denn "verrückt"? Da ist irgendwo eine fiktive Mitte, wo und wie groß die auch immer sein mag. Und wenn man aus dieser "Mitte" heraus-rückt, gilt man als ver-rückt. Rein subjektiv im Kopf und Auge des Betrachters, der für sich diese Mitte festgesetzt hat. Das hat doch erstmal nichts mit krank zu tun. Von daher bin ich gern ein bisschen verrückt. I.S.v. "immer für eine Überraschung gut". Das wäre zumindest eine Semantik, mit der du vielleicht leben kannst.

Liebe Grüße
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Salvatore
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Re: Depressionen, Melancholie und anderes Gelumpe

Beitrag von Salvatore »

Hallo Pauline,

ich finde es beneidenswert, dass du das alles so fühlen kannst. Ich bin selbst sehr rational, regele alles im Kopf. Kriegsnachrichten machen mich kognitiv betroffen, Fühlen kann ich kaum etwas.

Zur Unterscheidung von Melancholie, Depression und Traurigkeit wünscht du dir wahrscheinlich etwas philosophischeres, aber auch das kann ich nur "faktisch" erklären:

Melancholie kommt von griechisch „melancholia“ = Schwarzgalligkeit; Heute wird mit dem Begriff Melancholie die Depression assoziiert und teilweise auch synonym verwendet. Er geht zurück auf die „Viersäftelehre“ der Antike, die jede Krankheit auf eine unausgewogenes und daher krankmachendes Verhältnis der Körpersäfte zurückführt - in diesem Fall auf die Galle; eine Überschwemmung des Körpers mit schwarzer Galle führte also zur Melancholie.
Freud sah im Zusammenhang mit der Melancholie (im Gegensatz zur Trauer) die massiven Selbstzerstörungskräfte, die oftmals auch der Grund für die erhöhte Suizidalität ist.
Ich persönlich finde ja, dass der Melancholie ein gewisser Charme zugehörig ist - Künstler sind melancholisch, "wir" sind "nur" depressiv. But that's just me.

Traurigkeit ist dann "normal", wenn sie sich auf Umstände oder Ereignisse bezieht und nach einer gewissen Zeit von selbst wieder weniger wird. So ist es z.B. "normal", wenn man nach dem Verlust seines Partners ein, zwei oder drei Jahre trauert und auch darüber hinaus noch phasenweise traurig sind.
Nicht normal ist es, wenn sie gar nicht mehr in der Lage sind, ihren Alltag zu bewältigen - dann geht es in Richtung Depression.

Was nun "normal" ist und was nicht, darüber streiten sich die Geister seit Jahrhunderten. Für unser Gesundheitssystem gibt es deshalb bestimmte Kriterien, die über die "Abwesenheit von Gesundheit" hinaus zutreffen.
So wird z.b. Anders Breivik von Gutachtern als "psychisch gesund" eingestuft, aber ist er deswegen "normal"? Das wäre wohl zynisch zu behaupten. Eine Lektüre zu diesem Thema: "Irre! Wir behandeln die Falschen, das Problem sind die Normalen", stellt genau diese Frage.
Viele finden normal, was die meisten machen. Normal ist der Durchschnitt in bestimmten Toleranzgrenzen. Wer zu stark in die eine oder andere Richtung ausschlägt, wird kritisch beäugt.

Ich mache soziale Hypes nicht mit, habe kein Smartphone und bin nicht bei Fatzebook etc. Zum Glück habe ich Freunde, denen dieses globale Zugehörigkeitsgefühl auch nichts bedeutet. Und ICH finde DAS normal.
Unmöglich zu sagen, wer recht hat.

Lg, Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Sprotte
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Registriert: 6. Sep 2011, 23:00

Re: Depressionen, Melancholie und anderes Gelumpe

Beitrag von Sprotte »

Morgen Pauline,

also für mich ist es so:

Traurigkeit ist etwas, das mit Beziehung zu tun hat. Zu einer Person oder Sache oder zu mir, die jetzt fehlt o.ä. Wenn ich traurig bin, bin ich ganz nah bei mir.

Wenn ich in ein depressives Loch falle, bin ich das nicht. Bei mir. Und auch bei sonst nichts. Ich verliere den Bezug zu den Dingen, alles wird "egal". Sogar das Gefühl traurig zu sein kann verschwinden.
Da gibt es doch auch so eine schöne Geschichte mit der Traurigkeit und der HOffnung.
Wenn ich traurig bin, ist die Hoffnung da. Wenn ich depressiv bin ist sie weg. Ungreifbar, unfühlbar. Das vielleicht elementarste Gefühl, die Hoffnung ist weg.

Da liegt für mich der Unterschied.
Ich verstehe dich, deine Gedanken zur Welt und ich finde es auch unglaublich wie ignorant so viele Menschen sind. Oder andersherum: Wir haben auch super Stärken! Dass wir uns berühren lassen können. Aber:
>Ich möchte berührt werden, auf jede erdenkliche Weise und ich möchte die Reaktion zeigen
dabei möchte ich, dass die Reaktion nicht völlig "abdriftet", dass sie mich regiert. Das Starke zu bewahren, damit mich das "Göttliche" berührt, aber für mich verträgliche und nichtschädigende Reaktionsmöglichkeiten zu finden, das wäre gut.

Abgesehen davon können Nachrichten etc. für mich tatsächlich kein Auslöser sein ins depressive zu kippen. (oder mach ich sie vorher immer aus ?) Vielleicht ist das auch dann eher das, was ich unter melancholisch verstehe. Der Melancholische ist traurig, etwas niedergeschlagen, weil er das Schlimme sieht. Aber als Vergängliches. Er sieht oder hat zuvor das Schöne gesehen. Er ist verzweifelt angesichts des Kriegs- aber er sieht den Frieden. Er schreibt Gedichte über die Blume, die verwelkt ist- und vorher so wunderschön geblüht hat.

Depressiv sein, bedeutet für mich keinen Zugang mehr zum Blühen zu haben. Und während ich mich ins Melancholische "begeben" und wieder "hinausbegeben" kann, geht das beim depressiv sein nicht so einfach. Ich glaube aber auch, dass die Grenzen fließend sind. Und dass ich außerhalb meiner depressiven Phasen auch viel traurig und melancholisch bin. Vielleicht auch gerade deswegen. Weil man in die Hölle geguckt hat und jetzt die Sonne wieder strahlen sieht.

Eigentlich finde ich es sogar sehr wichtig zu unterscheiden. Denn genau das ist ja so oft das Problem: Das Außenstehende denken: Der ist ja nur traurig oder eben etwas stärker traurig.
Trotzdem- "das Problem sind die NOrmalen" - jaaaa

Verrückte Grüße!!
Sprotte
hope1962
Beiträge: 231
Registriert: 4. Jul 2012, 13:32

Re: Depressionen, Melancholie und anderes Gelumpe

Beitrag von hope1962 »

Liebe Pauline,

interessant: ich wollte gestern einen neuen thread eröffnen mit dem Betreff: "Woran erkennt ihr, dass ihr depressiv seid?", wo es um genau das gehen sollte, was du mit deinem thread ansprichst.

C.G.Jung sprach doch vom "kollektiven Bewußtsein". Dies scheint wohl gerade vor zu liegen. Ich habe den thread nicht eröffnet, aber du sprichst das Gleiche an.

Der Grund für meinen Gedankensturm war, wenn ich es festmachen kann, woran ich merke, dass ich gerade in einer depressiven Phase bin, kann ich, auf Grund der Erkenntnis, etwas ändern.
Am Besten, bevor sich die Türen der geschlossenen Psychiatrie hinter mir schließen!!!!

Ich persönlich erkenne meine Krankheitsschübe daran, dass ich nicht mehr im "Erwachsenen-Modus" bin, sondern aus meinem kindlichen Ich heraus agiere, indem ich mich verletzt zurück ziehe, das Telefon ausstöpsel und mich ins warme Bettchen verkrieche.

Wenn ich das bemerke, kann ich mittlerweile, nach langem Üben, Üben, Üben, meinen Selbstfürsorge-Modus aktivieren und als erwachsene Bleu mein inneres Kind versorgen.

Depressionen sind bei mir die Zustände, wo es aufhört kontrollierbar zu sein.
Wo es wirklich schmerzhaft wird und Lähmungserscheinungen eintreten.

Melancholie hat doch etwas sehr poetisches.

Wenn mich die Schrecklichkeiten dieser Welt noch berühren und aufregen, bin ich empathisch.
und werde im besten Fall zur politischen oder sozialen Aktivistin.

Aber Depression? Das ist eine anerkannte Krankheit. Ein Störung, die uns behindert das Leben "einfach nur zu leben"!

Liebe Grüße
Bleu
jonesy
Beiträge: 546
Registriert: 25. Feb 2011, 17:42

Re: Depressionen, Melancholie und anderes Gelumpe

Beitrag von jonesy »

Find ich fein, dass ihr auch schon mal darüber nachgedacht habt und eure Gedanken dazu sind meinen ähnlich.
Was immer wieder heraus sticht ist der" Normale Alltag" und wie wichtig es scheint, diesen bewältigt zu bekommen.
Das hört sich extrem nach schwerer Arbeit und Mühseeligkeit an. Nach Funktion, nach Anpassung, nach Leistung.
Ist das das Leben, was ich mir wünsche?
Also ist es so, dass wenn wir nicht mehr leisten, zwangläufig krank sind?
Es hat mich erschüttert, dass es mir während der ganz tiefen Phase der Depression nicht mal mehr gelang, einen Brief zum Briefkasten
zu bringen.
Das mein Fühlen und Denken mich derart lahmlegen kann, dass mir das, was sonst für mich ein Klacks ist, auf einmal nicht mehr machbar scheint.
Wenn man dann mal überlegt, wieviel Macht im Denken und Fühlen steckt, wäre es ja logisch im Umkehrschluß sich zu überlegen, ich muss nur positiv fühlen und denken, und schon ginge es mir deutlich besser.
Aber das funktioniert in der Depression( wie wir alle wissen) ja nicht wirklich.
So, als gäbe es da bei uns eine Art Sperre, eine Blockade, die jeden schönen Gedanken und jedes Gefühl, dass gut ist, von vornherein ausfiltern.
Was geht da vor ins uns?
Wollen wir tief in uns, dass es uns schlecht geht?
Wollen wir diesen phasenweisen Rückzug von der Welt, weil wir uns überfordert fühlen?
Wollen wir diese Eigenverantwortung nicht mehr tragen?
Ich kann es eigentlich immer schon im Vorraus fühlen, wenn wieder eine depressive Zeit im Anmarsch ist, manchmal kann ich sogar den Auslöser benennen.
Dennoch scheint es mir so, als würde ich machtlos in etwas hinein gezogen und kann nur in die Schwärze eintauchen um beizeiten wieder auf zu tauchen.
Täte ich es nicht, würde es irgend wann über mich herein brechen und mich völlig lahm legen.
Da kann ich auch noch so sehr auf mich achten, schöne Dinge tun, nett zu mir sein, es kommt wieder.
Ich stelle es mir als etwas zu meiner Persönlichkeit zugehöriges vor und ich glaube, es war schon immer da.
oft wünschte ich mir, ich wäre innerlich leichter, vergnügt und zuversichtlicher.
Wie einfach wäre dann das Leben.
Gab es einen Punkt im Leben, wo sich die Waage von Melancholie und Traurigkeit in Richtung Depression verschoben hat?
Kann ich klar mit " Ja" beantworten.
Ihr auch?
Vielleicht ist es müßig, sich mit diesem Thema zu befassen. Sie ist nun mal da, ob ich will oder nicht.
Aber wenn sie schon da ist, dann will ich wenigstens wissen, wie woher und warum.
Habt ihr auch manchmal Angst um und vor euch?
Wenn ich Bilder betrachte, die ich in der schwarzen Zeit gemalt habe, haut es mich jedes Mal wieder um.
Sie sind unglaublich faszinierend, stark und voller Aussage, aber sie müssen mit dem Gesicht zur Wand stehen, weil ich sie nicht ertragen kann.
Nichts, was sie je jemand an die Wand hängen würde.
Dann wieder solche, wie das, was ich jetzt male. Zarte, schimmernde Blüten, fast durchsichtig, so als würden sie schweben.
Alles ich und dennoch hat die Depression so viel Raum in meinem Leben.
Das hätte ich gern anders.
Lieber mehr lachen als weinen, lieber mehr leicht als schwer.
Scheint mir ein unerfüllbarer Wunsch zu sein.
LG Pauline
ndskp01
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Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Depressionen, Melancholie und anderes Gelumpe

Beitrag von ndskp01 »

@elbi

was ist KH?
Lerana
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Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: Depressionen, Melancholie und anderes Gelumpe

Beitrag von Lerana »

Liebe Pauline,

>>Ich stelle es mir als etwas zu meiner Persönlichkeit zugehöriges vor und ich glaube, es war schon immer da<<
Das ist auch meine Herangehensweise und manchmal, wenn es mir gerade gut geht, denke ich sogar, wie viel intensiver ich gute Momente erleben kann als früher, als sie so selbstverständlich waren.

Um depressiv zu werden, muss man bestimmte Qualitäten haben . Das macht die Krankheit zu was Edlem und das ist natürlich totaler Quatsch, aber was ich meine ist Folgendes: Es gibt, so glaube ich, wenig depressive Menschen, die nicht emphatisch sind, nicht mitfühlend, nicht hilfsbereit etc.

Und es ist auch eine Frage der eigenen Entscheidung. Ich möchte zu einem gewissen Teil so bleiben, denn so stelle ich mir eine Gesellschaft vor, in der man aufeinander achtet, in der es nicht nur um Leistung geht, in der es Hilfsbereitschaft gibt. Nur kaputt gehen an dem Jetzt, nein, der Preis ist mir zu Hoch!!

Der Unterschied zu früher ist: Ich wähle, wie ich sein will und wieweit ich mich belasten möchte! Früher (Muster sei Dank!) konnte ich nicht anders!

Auch ich weiß oft, wann die Phasen kommen. Gerade jetzt habe ich es gewusst. Ich übernehme mich! Ich wollte nicht aufhören, denn es hat sich so gut angefühlt. Quittung kommt --> Mein Kritiker kräht vor sich hin, ich bin müde, müde, müde! Aber ich weiß, es wird wieder besser und wenn es besser ist, dann ist ein goldener Herbsttag sooo schön, dass ich weinen könnte!

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Smaragd71
Beiträge: 469
Registriert: 25. Aug 2012, 17:40

Re: Depressionen, Melancholie und anderes Gelumpe

Beitrag von Smaragd71 »

@ PUK: KH=Krankenhaus...


Das Glück beruht oft nur auf dem Beschluss, glücklich zu sein.

Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: Depressionen, Melancholie und anderes Gelumpe

Beitrag von Lerana »

Liebe Pauline,

als ich heute die Psychologie Heute von Oktober kaufte (immer der Zeit voraus ), musste ich an dich denken. Der Titel "Gute Zeiten, schlechte Zeiten, Glück und die Erlaubnis zur Melancholie".

Ich finde es sehr spannend und es wird ein Buch in einem Interview erwähnt, das heißt: Unglücklichsein, eine Ermunterung von Wilhelm Schmid.

Das Interview mit ihm ist schon super. Ich werde das Buch lesen. Ich sage dir dann wie es war!

Vielleicht wäre das ja auch was für dich in deiner Frage, wo die Grenze zwischen Depression, Melancholie, Traurigkeit, Normalität oder Erkrankung ist.

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
jonesy
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Registriert: 25. Feb 2011, 17:42

Re: Depressionen, Melancholie und anderes Gelumpe

Beitrag von jonesy »

Ja, erzähl mal wie es war und ob es sich gelohnt hat.
Als etwas Edles betrachte ich die Depression eher nicht so und denke auch nicht, dass Depressive die besseren Menschen sind.
Ein anderer Menschenschlag sind wir ganz sicher.
Irgend wo hab ich mal so eine Art Erklärung gelesen, die mir einleuchtend schien.
Alle Menschen würden so eine Art Schutzhülle
tragen und bei den meisten wäre sie nur von innen zu öffnen und die Menschen entscheiden selbst, was sie an sich heran lassen.
Bei uns ist diese Schutzhülle aber ganz leicht von außen zu öffnen, so dass uns viel mehr verletzt und berührt.
Aber bei mir hab ich den Reißverschluß noch nicht gefunden<g>.
Bin jetzt schon die sechste Woche zuhause und habe reichlich Zeit zum denken.
Zwischendurch habe ich dann immer so Phasen, wo ich denke, dass wird nie besser und falle ins Loch.
Aber erstaunlicherweise kann ich mich doch relativ schnell aus dieser Abwärtsgedankenspirale wieder befreien.
Hab gerade so einen Internetartikel über Bandscheibe und Psyche gelesen, schon fühl ich mich wieder schuldig.
Auch so ein Muster, was keiner braucht.
LG v. Pauline
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Depressionen, Melancholie und anderes Gelumpe

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
jeden Tag,wenn ich hier lese,lache ich über den Ausdruck " anderes Gelumpe".
Das schafft bei mir so Gedanken wie,das werd ich doch vertreiben können,dieses Gelumpe.
Mein Hund wird mir helfen,beim Vertreiben.
anna54
ChristianeL.

Re: Depressionen, Melancholie und anderes Gelumpe

Beitrag von ChristianeL. »

Hallo Pauline,
wir wissen, dass Depression eine Krankheit ist, die unseren Hirnstoffwechsel betrifft.
Ich denke manchmal auch, bin ich jetzt nur traurig und melancholisch, weil ich Schmerz und Sehnsucht fühle und meine Vergänglichkeit wahrnehme und die anderen vielen Gefühle ?
Sobald ich aus dieser Situation herausgerissen werde durch z.B. einen Anruf, bin ich wieder in der Realität angekommen.
Bei einer Depression passiert dies nicht, es bleibt so.
Da spüre ich den deutlichen Unterschied zwischen diesen Zuständen.
Das ist so mein eigener "Marker", gehts wieder los oder bin ich gerade in einer dunklen Stimmung, weil mich etwas bedrückt oder ängstigt.
Macht überhaupt noch etwas Freude oder ist mir alles egal ?
Ich passe auch sehr auf und beobachte das, das ist anstrengend, und ich mache keine Kompromisse mehr. Das Leiden der Depression hat mich vorsichtig gemacht,aber die Melancholie möchte ich nicht missen.

Liebe Grüsse
Christiane
jonesy
Beiträge: 546
Registriert: 25. Feb 2011, 17:42

Re: Depressionen, Melancholie und anderes Gelumpe

Beitrag von jonesy »

Hallo Anna,
schön, wenn du wenigstens irgend was zum lachen hast.
Ich schreib oft wie mir der Schnabel gewachsen ist und irgend wie ist es ja auch alles altes Gelumpe, was kein Mensch braucht.
Tiere helfen ungemein, stelle ich auch immer wieder fest.

Hallo Christiane,
ja, ist einleuchtend, dein Marker.
Eigentlich hasse ich dieses " Sich selbst beobachten", aber nur so ist es möglich beizeiten die Gegenrichtung einzuschlagen.
Bei mir stelle ich immer wieder fest, dass ich etwas mit dem Kopf begreifen will, was eigentlich nur durch das Gefühl zu erfassen ist.
LG an euch beide von
Pauline
Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: Depressionen, Melancholie und anderes Gelumpe

Beitrag von Lerana »

Liebe Pauline,

>>und denke auch nicht, dass Depressive die besseren Menschen sind.<<
Ich auch nicht und wenn ich dann dächte, dass ich ein besserer Mensch wäre, wäre ich nicht depressiv!

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
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