Ich hab es satt mich zu erklären...

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vogliadivivere
Beiträge: 82
Registriert: 4. Aug 2012, 17:19

Ich hab es satt mich zu erklären...

Beitrag von vogliadivivere »

Hallo ihr Lieben,

ich weiß nicht, was ich erwarte, wenn ich das, was ich erzählen möchte, jetzt hier runter schreibe. Ich weiß nur, dass ich es mir einfach von der Seele schreiben muss, weil ich sonst das Gefühl habe, wahnsinnig zu werden.

Ich wohne momentan bei meinen Eltern und werde Tag für Tag von meiner Mutter angeschrien und fertig gemacht, weil ich die einzige bin, die im Haushalt nicht mitanpackt. Meistens meide ich es, daheim zu sein, weil es mir dort im Moment am schlimmsten geht.
Zum einen, weil mich der Dauerstreit ankotzt und zum anderen, weil das der Ort ist, an dem ich am meisten grüble und wo die schmerzhaften Erinnerungen hochkommen.
Und auch das wird mir vorgeworfen. Dann heißt es "wer fit genung ist, aus dem Haus zu gehen, sollte auch fit genung sein, sein Studium zu meistern, arbeiten zu gehen und im Haushalt anzupacken"...

Aber es ist so, dass ich mich wirklich nicht konzentrieren kann. Körperliche Tätigkeiten fallen mir auch schwer.
Aber wenn ich bei einer Freundin zum Kaffee bin oder zum Essen oder ähnliches, dann bin ich für kurze Zeit von meinem Kummer abgelenkt oder habe jemanden zum reden, der mich versteht.

Ich weiß, dass ausziehen im Moment eine Lösung sein könnte, um wenigstens diesen Streitereien aus dem Weg zu gehen. Aber ich kann es mir im Moment absolut nicht leisten.

Ich weiß, dass es für Angehörige nicht leicht ist... aber ich will mich nicht zum zigsten Mal erklären und ebenso wünsche ich mir Verständnis.

Mich macht das alles so aggressiv... Dieses Gefühl nicht "richtig" zu sein....
nescius
Beiträge: 132
Registriert: 12. Jun 2012, 09:22

Re: Ich hab es satt mich zu erklären...

Beitrag von nescius »

Schwierige Situation.

Kannst du nicht für eine Weile bei einer Freundin unterkommen?
Die Verhältnisse bei dir zu hause scheinen nun wirklich alles andere als günstig für dich zu sein ...

Hat sich deine Familie mit dem Krankheitsbild auseinander gesetzt? Und vor allem es verstanden, grundlegend?
Vermutlich nicht, denn dann würden die Kommentare wohl nicht ganz so krass ausfallen ...

Ich kann dir gerade nur wenig helfen, weil ich das Problem Gott sei Dank nicht habe. Aber ich kann mir vorstellen, wie es dir geht, weil ich für mich die Rolle deiner Familie selbst übernommen habe und mich selbst fertig gemacht habe.


Sehe es so wie du ... eigentlich würde ich sagen, du müsstest da dringend mal raus, wie soll es dir denn mal besser gehen, wenn du die ganze Zeit Tritte ins Kreuz bekommst, weil du eben nicht 100% so funktionierst wie die anderen?
Anstatt dich zu motivieren, wenn etwas klappt, was bisher nicht ging?
Selbst das "einfache" rausgehen kann doch schon eine sehr gute und gewaltige Leistung sein.
Elbi
Beiträge: 205
Registriert: 31. Aug 2012, 21:04

Re: Ich hab es satt mich zu erklären...

Beitrag von Elbi »

Hallo Chiara,

puuh...bin ich froh, alleine zu leben. Was ich überhaupts nicht leiden kann, ist das Rumgeschreie. Brüllen, schreien geschieht meist aus Verzweiflung, weil der/diejenige kein anderes Mittel hat, um zu helfen. Bei mir brüllt mittlerweile nur noch eine, und das bin ich. Ich brülle die Sachen an, die mir aus der Hand fallen, ich schreie mich an, wenn ich etwas nicht schaffe z.B. schwere Sachen heben und ab und an müssen meine Tiere herhalten.

Mein Gefühl dabei ist Wut auf diese Krankheit und dieses ihr Ausgeliefertsein.

>Ich weiß jetzt nicht, wie alt Du bist, aber ich könnte mir vorstellen, dass Deine Mutter einfach nur verzweifelt ist und sich nichts sehnlicher wünscht, als eine glückliche Tochter zu haben. Und der Haushalt ist ein guter Grund, mal rumzuschreien. Vielleicht schaffst Du es, einen Part zu übernehmen? Mülleimer ausleeren, abspülen...was Du zeitlich und körperlich schaffst. Als Zeichen! Und vielleicht ist es auch möglich, Dich mal mit deiner Mam zusammen zu setzen und mit ihr zu sprechen. Versuch sie sich in deine Lage zu versetzen, indem Du es sie spüren lässt. zum Beispiel: Stell Dir vor Mama, Du hast ein gebrochenes Bein, keine Krücken, wohnst im 3. Stock. Stell Dir vor, Du hast Schmerzen, bist eingeschränkt und KANNST nicht anders, obwohl Du möchtest. Du schaffst es, ins Bad zu gehen, das Allernötigste zu machen, aber du kannst nichts Zusätzliches. Alles fällt schwer, aber du sollst die Treppen rauf und runter, putzen, Freundschaften pflegen und...und...und...

Vielleicht ist ein anderer Vergleich besser, Dir fällt das Passende schon ein. Wichtig wäre es, dass sie Deinen Zustand fühlt und nicht nur kopfmäßig erfasst.

Alles Gute und ich hoffe, dass es besser wird.
Amy1680
Beiträge: 75
Registriert: 1. Jan 2009, 02:08

Re: Ich hab es satt mich zu erklären...

Beitrag von Amy1680 »

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Zuletzt geändert von Amy1680 am 30. Mär 2016, 18:34, insgesamt 1-mal geändert.
Omnia
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Registriert: 5. Aug 2011, 13:14

Re: Ich hab es satt mich zu erklären...

Beitrag von Omnia »

>Ich weiß, dass ausziehen im Moment eine Lösung sein könnte, um wenigstens diesen Streitereien aus dem Weg zu gehen. Aber ich kann es mir im Moment absolut nicht leisten.

Wieso eigentlich?
Bist du unter 25 Jahre, sind deine Eltern für dich unterhaltspflichtig, ok, dann kann das wirklich zum Problem werden..., wenn sie nicht zahlen wollen/können.
Allerdings steht dir auch Bafög zu falls du gerade in einer Art "ersten Ausbildung" (Berufsausbildung, Studium...) bist, falls das Einkommen deiner Eltern nicht so hoch ist.

(Falls du über 25 Jahre alt bist und NICHT Bafög-berechtigt, steht dir andere staatliche Unterstützung zu (wohngeld usw.). So als Übergangslösung wäre das wahrscheinlich besser als die ständigen Streitereien mit deinen Eltern).

Ich würde echt alles versuchen um daraus zu kommen. Ich hatte auch jahrelang so ein schlechtes Verhältnis zu meinen Eltern. Es gab nur noch: rumbrüllen, schreien. Normale Art zu kommunizieren gab es nicht mehr.
Und wenn es in der Situation schon belastend ist. Es macht dann doch auch im Nachhinein betrachtet mehr in einem und an der Beziehung zu den Eltern kaputt, als man zunächst erkennt.
vogliadivivere
Beiträge: 82
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Re: Ich hab es satt mich zu erklären...

Beitrag von vogliadivivere »

Danke ihr Lieben,

also es ist so, dass ich 24 bin und meine Regelstudienzeit ausgeschöpft habe und somit auch mein Anspruch an Bafög. Nur bin ich aus den gesundheitlichen Gründen nicht rechtzeitig fertig geworden. Und meine Eltern können mich finanziell auch nicht unterstützen.

Bisher war es immer so, dass ich immer aber wirklich immer funktioniert habe. Ich arbeite seit dem ich 16 bin und habe neben Studium, Job und sämtliche kleinere Nebenjobs auch noch im Haushalt angepackt und meine Eltern unterstützt.
Bis ich letztes Jahr zusammenbrach und ich eine psychosomatische Klinik kam. Seit dem wird es bei mir immer schlimmer. Ich funktioniere nicht mehr so, wie man es von mir gewohnt war.
Aber meine Familie kennt meine Situation ganz genau. Oft genung habe ich ihnen erklärt, warum ich es im Moment nicht schaffe. Und ich helfe ja auch mit, soweit es mir möglich ist. Aber das genügt vor allem meiner Mutter nicht.

Aber ich muss hier raus. Es tut mir einfach nicht gut. Ich werde noch wahnsinnig...

@morning is the worst: Also ich empfinde es ja schon bei meinen Eltern als äußert unangenehm, wie sie mit mir umgehen...
Aber wenn ich mich in deine Situation versetze, kann ich nur Kopf schütteln... Wie kann man nur so sein?
Tut mir leid, wenn ich das so hart ausdrücke, aber es ist echt erschreckend wie unfair sie sind!
Amy1680
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Re: Ich hab es satt mich zu erklären...

Beitrag von Amy1680 »

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Zuletzt geändert von Amy1680 am 30. Mär 2016, 18:22, insgesamt 1-mal geändert.
Amy1680
Beiträge: 75
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Re: Ich hab es satt mich zu erklären...

Beitrag von Amy1680 »

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Zuletzt geändert von Amy1680 am 30. Mär 2016, 18:17, insgesamt 1-mal geändert.
vogliadivivere
Beiträge: 82
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Re: Ich hab es satt mich zu erklären...

Beitrag von vogliadivivere »

Das ist lieb
Schade, dass Eltern manchmal nicht sehen, was sie mit ihrem Verhalten anrichten.

Was das Studium angeht, kann ich natürlich noch ein paar Semester studieren. Nur Geld gibt es dann kein mehr. Einzige Möglichkeit wäre ein Kredit.

Aber eigentlich geht es mir nicht wirklich ums Studium. Das gelingt mir ja im Moment garnicht. Da würde ich lieber eine Pause einlegen.
Mir geht es hauptsächlich um eine eigene Wohnung bzw. ein WG-Zimmer.

Puuuhhhh... keine Ahnung... alles zum kotzen im Moment
ChristianeL.

Re: Ich hab es satt mich zu erklären...

Beitrag von ChristianeL. »

Chiara, ich habe es damals so gemacht, eine möblierte Einzimmerwohnung gesucht und Wohngeld beantragt, um aus der Situation erstmal raus zu kommen.
Es geht alles, nur Mut.
Christiane
Nalia
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Re: Ich hab es satt mich zu erklären...

Beitrag von Nalia »

Hallo Chiara,

ich kann Deine Situation sehr gut nachvollziehen weil ich sie mit meinen Eltern sehr ähnlich erlebt habe und deshalb kann ich Dir auch nur raten so schnell wie möglich auszuziehen.
Da Du schon lange nebenher gearbeitet hast ist die Frage ob Du nicht Anspruch auf Krankengeld/ALG hast, ich würde mich an Deiner Stelle mal danach erkundigen.

Ich wünsche Dir viel Kraft und Mut,

Gruß, Nalia




In der Mitte der Nacht beginnt der neue Tag.
Nachtflug
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Re: Ich hab es satt mich zu erklären...

Beitrag von Nachtflug »

Hallo Chiara,

Zu deinem Finanzierungsproblem: Falls Studiengebühren das Problem sind, gibt es Bildungskredite von der KfW - kenne Kommolitonen, die den Kredit aufgenommen haben, unter anderem wurde Bafög bei vielen aufgrund von "Überlastung der Verwaltung" fast ein Jahr (!) nicht gezahlt. Risiko ist relativ gering, da man ihn nur zurückzahlen muss, wenn man nachher genug verdient. Aber informiere dich am besten nochmal selbst.
Da fragt man sich echt, wie die glauben, dass Leute aus armen Verhältnissen da durchkommen sollen mit Miete, Studiengebühren und Lebenshaltungskosten bei den straffen Bachelorprogrammen? Sich neben dem Studium halb tot arbeiten und dann durch die GOP durchrasseln und das war's dann nach zwei Semestern?
Gebe es nicht die Möglichkeit die Übertretung deiner Regelstudienzeit zu begründen und einen Sonderanstrag zu stellen? Immerhin musstest du nebenbei arbeiten und bist schwer erkrankt, warst in einer Klinik etc. Hast du dich da schonmal schlau gemacht?

Und sonst, könnte es auch eine Möglichkeit sein, dein Studium mit "Krankheitssemestern" erstmal auf Eis zu legen, die zählen auch nicht rein. Eventuell ist das für das Semester wo du in der Klinik warst auch rückwirkend möglich?

Und sonst: Du bist krank, es ist unfair dir das vorzuhalten und derartige Leistungsansprüche an dich zu stellen. Frage deine Eltern doch mal, ob sie das auch sagen würden, wenn du körperlich schwer erkrankt wärst?
Es ist ein Unterschied aus dem Haus zu gehen um mit jemanden zu reden oder bei jemanden zu essen als zu arbeiten. Und um gesund zu werden, musst du auf dich und deine Bedürfnisse achten. Man kann das an dieser Stelle eben wiederum nicht mit einer körperlichen Krankheit vergleichen (Wenn du das kannst, kannst du auch das...).
Ich hoffe, du findest einen Weg, ob Auszug oder zu einem verständnisvollerem Miteinander. Mir hat mein Auszug sehr gut getan, aber meine Eltern haben mich nach anfänglichen Gemaule eben finanziell doch unterstützt. Und seit dem wir auf Abstand waren, verstehen wir uns wieder.

Meine Eltern haben eben auch Zeit gebraucht, um meine Krankheit zu akzeptieren. Gerade wenn man vorher so ein aktiver, "funktionierender" Mensch war (war ich auch) ist diese plötzliche Veränderung für Angehörige oft nicht leicht zu verstehen. Auch das psychische Erkankungen eben keine Willensschwäche sind, sondern der Betroffene darunter leidet zu "wollen aber nicht zu können".
Ich denke mal deine Eltern haben sich daran gewöhnt, dass ihnen geholfen wird. Jetzt bist du plötzlich wieder mehr auf sie angewiesen und sie kommen mit dieser Veränderung und eventuell auch Rollentausch nicht zu recht. War bei mir ähnlich, vor allem da ich gerade in schwierigen Zeiten bei der psychischen Erkrankung eines Elternteils der Helfer war. Und dann war es ungewohnt für denjenigen, dass er jetzt nicht nur alleine damit fertig werden muss, sondern ich jetzt sogar bedürftig bin.

Liebe Grüße,
Nachtflug
vogliadivivere
Beiträge: 82
Registriert: 4. Aug 2012, 17:19

Re: Ich hab es satt mich zu erklären...

Beitrag von vogliadivivere »

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