Angst

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Conny_23
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Angst

Beitrag von Conny_23 »

Hallo ihr Lieben,

werd mal versuchen, meine Angst genau zu beschreiben.
Ich lebe seit Jahren in einer relativ stabilen Beziehung, die aber natürlich auch unter meinen Krankenhausaufenthalten gelitten hat. Im Moment geht es mir gut, so dass auch ich mich auf die Beziehung einlassen kann und etwas dafür tun kann. Aber ich habe große Angst, das irgendwann wieder eine Phase kommt, in der ich diese Kraft nicht mehr habe und nicht mehr kämpfen kann...und das dies auf Dauer vielleicht das Ende der Beziehung irgendwann bedeutet
Diese Gedanken beschäftigen mich im Moment sehr und machen mir unheimlich Angst...
Tanzen ist Träumen mit den Beinen
ghm
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Re: Angst

Beitrag von ghm »

Hallo Conny,

das Thema Angst ist schon nicht so leicht zu beantworten.

Oft werde ich von meiner Angst (meinen Ängsten) angegraben.

Ob mich meine Liebste noch liebt? Ob ich unangenehm rieche? Ob mich meine Mitmenschen für doof halten? Ob ich bei meinen Kunden inkompetent erscheine und damit der Firma schade?

Manchmal auch nur Angst ohne eine "Erklärung", das kann soweit gehen, dass ich in Embryonalstellung auf dem Boden liege vor Angst.

Bei den großen Angstanfällen kann ich nur warten, bis ich mich wieder rühren kann, aber bei den kleinen Ängsten versuche ich mich nicht zu wehren, sie als existent wahrzunerhmen, aber ohne ihnen Gewicht in meinem Leben einzuräumen.

Das gelingt nicht immer, aber doch immer öfter.
Die Angst ist dann noch da, aber nur noch ein "Begleiter" kein "Schreckgespenst"


In irgendeiner Geschichte um Angst wird die Frage gestellt wann es sinnvoll sei, Angst zu haben, vor der Vergangenheit, in der Zukunft oder im Jetzt.

Die Antwort war (wenn ich mich recht erinnere)
Vor der Vergangenheit Angst zu haben ist Vergeudung, die ist geschehen und unveränderbar. Vor der Zukunft Angst zu haben ist Vergeudung, denn ich verwende schon Energie auf etwas, von dem ich gar nicht weiß ob es kommt. In der Gegenwart Angst zu haben kann sinnvoll sein, wenn es mich aufmerksam macht, sonst ist es nur eine Hinderung des Geistes.

Leider habe ich trotz diesen Wissens oft Angst
.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Conny_23
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Re: Angst

Beitrag von Conny_23 »

Hallo Gregor,

danke für deine Antwort. Ja leider kann ich diese Angst nicht abstellen, wie ich es gerne hätte. Dazu kommt die Angst vor der Angst...weil mit der Angst bei mir die Dissoziationen kommen, in denen ich meine Seele vom Körper spalte und so von außen nicht mehr erreichbar bin. Diese können bis zu mehreren Stunden anhalten und ich kann mich danach an nichts erinnern. Nennt man wohl Realitätsflucht...

Ich versuche schon, der Angst nicht zu viel Raum zu geben....aber manchmal überfährt sie mich einfach.

Gruß
Conny
Tanzen ist Träumen mit den Beinen
***
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Re: Angst

Beitrag von *** »

Hallo liebe Conny!

Woran ich hängen geblieben bin in Deinem Beitrag waren die Begriffe "Kraft" und "kämpfen". Vielleicht könntest Du da ansetzen, um ein wenig Deine Angst abzubauen. Vielleicht müsstest Du gar nicht so sehr (mit Dir / um Deine Beziehung?) "kämpfen" wie es Dir (im Augenblick?) erscheint.

Bestimmt ist es gut, wenn Du mit Deinem Freund über Deine Ängste sprichst, vielleicht kann auch das ein bisschen den Leistungsgedanken auflösen, der vielleicht mit zu den Gründen für Deine Ängste gehört.

liebe Grüße und setz Dich nicht zu sehr unter Druck!
***
Conny_23
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Re: Angst

Beitrag von Conny_23 »

Lieber ***,

danke für deinen Beitrag. Wahrscheinlich hast du Recht und ich reagiere momentan etwas über. Mit meinem Freund habe ich allerdings gesprochen, seit dem habe ich ja die Angst. Er hat gesagt, ich hätte im vergangenen Jahr sehr wenig für unsere Beziehung getan – was ja auch stimmt, ich hatte einfach nicht die Kraft dazu – und das wäre für ihn sehr schwer gewesen und er hat mir gegenüber nun geäußert, das er Angst hat, das unsere Beziehung diese Erkrankung nicht überlebt. Ich will ihn nicht verlieren und darum kämpfe ich nun. Aber ich habe Angst, das die Kraft irgendwann nachlässt und ich wieder nicht genug für die Beziehung tun kann...und sie daran zerbricht

Gruß
Conny
Tanzen ist Träumen mit den Beinen
***
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Re: Angst

Beitrag von *** »

Liebe Conny,

wenn sich Dein Freund mit Deinen Depressionen auseinandergesetzt hat, d.h. eine Vorstellung hat, was Depressionen bedeuten, dann finde ich die Formulierung, Du hättest

"im vergangenen Jahr sehr wenig für (Eure) Beziehung getan"

um ehrlich zu sein ein bisschen ignorant.
Das würde mich auch eher paralysieren als aktivieren.

Aber interessant ist ja, wenn Dein Freund selbst ebenfalls davon spricht, Angst zu haben. Aus meiner Angehörigensicht kann ich nur sagen, dass die depressiven Verhaltensweisen und Rückzüge wirklich sehr verunsichern können und vielleicht ist es ja auch das, was Dir Dein Freund mitteilen wollte. Vielleicht motivieren sich Eure Ängste wechselseitig.

Es ist übrigens ein sehr schönes Motto, das Tanzen als Träumen mit den Beinen!

Liebe Grüße und ich hoffe Ihr habt ein schönes Wochenende!
***
Conny_23
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Re: Angst

Beitrag von Conny_23 »

Hallo ***,

ja das kann ich mir schon vorstellen, das der Rückzug verunsichert...nur kann ich dem in diesen Zeiten kaum entgegenwirken, da es ja kein unbeträchtlicher Schutzmechanismus ist. Ich denke schon, das er sich mit der Krankheit auseinandersetzt - trotzdem oder vielleicht gerade deshalb hat mich diese Feststellung von ihm so tief verunsichert.

Was passiert in der nächsten schlechten Phase? Hält unsere Beziehung stand? Kann ich überhaupt offen mit meiner Erkrankung umgehen...oder ist es besser, diese in Zukunft so geheim wie möglich zu halten und zu versuchen, allein mit allem fertig zu werden? Ist das die Lösung...? Ich weiß nicht...momentan weiß ich gar nichts mehr

Gruß
Conny

PS: Schön das dir das Motto gefällt - Tanzen ist eine meiner größten Leidenschaften
Tanzen ist Träumen mit den Beinen
OMG
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Re: Angst

Beitrag von OMG »

Hallo Conny,

>Was passiert in der nächsten schlechten Phase? Hält unsere Beziehung stand? Kann ich überhaupt offen mit meiner Erkrankung umgehen...oder ist es besser, diese in Zukunft so geheim wie möglich zu halten und zu versuchen, allein mit allem fertig zu werden? Ist das die Lösung...? Ich weiß nicht...momentan weiß ich gar nichts mehr

Mein Freund ist ebenfalls deppressiv. Genau die Sachen, die du hier schilderst, sind denke ich in unser aller Köpfen - Tag für Tag. Genau diese Fragen sind natürlich berechtigt. Jedoch fragen wir uns als Partner ebenfalls Ähnliches. Daher finde ich es so wichtig, dass die Kommunikation aufrecht erhalten bleibt. All die Fragen, die du hier stellst, solltest du in der Lage sein auch deinen Freund zu fragen. Das nimmt ihm und dir vielleicht schon etwas die Unsicherheit, wenn er sieht und merkt, dass du dir Gedanken machst und andersherum. Ich fühle mich manchmal etwas im Stich gelassen von meinem Partner. Denn wenn ich nicht ankomme, er fängt selten das Gespräch an, eben weil er wie du diese Angst hat. Er sieht sich als zu unbedeutend für mich. Kann nicht verstehen, warum ich trotz allem zu ihm stehe und es weiter tun will. Versuch mal die Sache etwas aus seiner Sicht zu sehen. Ich glaube ihr missversteht euch etwas, kann das sein? Du machst dir vielleicht ein wenig zu viele Gedanken für dich - teile sie mit ihm und dann werden die Dinge vielleicht klarer. Wie lange seid ihr zusammen? Das Vertrauen sollte schon da sein, um sich ganz offen und ehrlich über seine Ängste zu unterhalten wie ich finde.

Herzlich
Ursula
----------------------------

"Wenn Euer Leben Euch wie ein mühseeliger Aufstieg vorkommt, dann denkt an die Aussicht, die Ihr von dort oben haben werdet!" Anonym
***
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Re: Angst

Beitrag von *** »

Liebe Conny,

ich möchte mich Ursula da ganz anschließen!

Sicher gibt es in einer Beziehung Etliches, was man vielleicht einfach mit sich ausmachen und für sich behalten will und lieber nicht zur Sprache bringt, aus unterschiedlichen Gründen. Aber das Schweigen kann jedenfalls AUCH in eine Art von Einsamkeit in der Beziehung führen, die man dann wie eine Gegnerschaft und eben als einen Kampf erlebt.

Oft ist es natürlich unglaublich schwierig zu sprechen, man hat so viel Angst etwas Falsches zu sagen, dass man denkt, es ist in jedem Fall sicherer zu schweigen. Aber dass Dir der Tanz so viel bedeutet, weist ja auch darauf hin, dass Du ein großes Ausdrucksbedürfnis hast! Da glaube ich, dass Du als Schweigende an Dir vorbeileben würdest ... auch wenn Worte ein anderes Medium sind als Schritte und Bewegungen!

liebe Grüße!
***
Conny_23
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Re: Angst

Beitrag von Conny_23 »

Hallo ihr beiden,

danke für eure Antworten. Bin mit meinem Freund schon lange zusammen und bisher habe ich ihm auch fast alles anvertraut. Seit er im letzten Gespräch allerdings gesagt hat, das er sich damit überfordert fühlt, ist dieses Vertrauen erschüttert worden. Denke, das mir dieses Vertrauen irgendwann zum Verhängnis wird. Auf der einen Seite will ich ihn teilhaben lassen – aber wenn die Folge ist, das ich ihn überfordere...dann schweige ich lieber, obwohl das ja auch nicht die Lösung sein kann...

Gruß
Conny
Tanzen ist Träumen mit den Beinen
OMG
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Re: Angst

Beitrag von OMG »

Hallo Conny,

natürlich ist er überfordert. Ich bin es auch! Aber es wäre doch schlimm, wenn er dies eben genau NICHT mitteilen würde weißt du? Versuch mal das als Positiv und nicht als Rückschlag zu sehen.
Ich bin jeden Tag mit den Herausforderungen mit meinem Partner am Rudern - die Überforderung ist immer dabei. Dennoch heißt es nicht, dass ich das nicht will. Mein Wille für die Beziehung ist weiter da. Ich weiß dein Freund sagte zwar, er weiß nicht wie lange er das noch kann. Das sage ich aber auch sehr oft. Und trotzdem mache ich weiter, aus Liebe.

Schau mal, du bist ja auch oft überfordert, wir als Angehörige sind auch sehr sensibel und wissen oft nicht die Lösung. Gib ihm die Zeit und biete ihm an mit ihm gemeinsam die Gedanken zu sortieren, dass er sich nicht mehr gar so überfordert fühlt. Was genau trägt denn seiner Meinung nach dazu bei? Gibt es denn kleine Sachen, die du für ihn tun könntest, dass er sich nicht mehr gar so überfordert fühlt?

Ich weiß es fällt sehr schwer, aber wenn ihr schon so lange zusammen seid, dann wisst ihr doch wofür ihr kämpft und das ist doch entscheidend!

Liebe Grüße
Ursula
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Conny_23
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Re: Angst

Beitrag von Conny_23 »

Hallo Ursula,

ich glaube mich macht einfach die Tatsache, das er mit mir überfordert ist total unsicher. In meinen schlechten Phasen habe ich sowieso das Gefühl, ihm und meinem ganzen Umfeld eine Last zu sein. Das habe ich nun sozusagen bestätigt bekommen...und damit umzugehen fällt mir schwer. Weil ich genau das nicht will...ich will keine Last sein und doch kann ich es aufgrund meiner psychischen und physischen Verfassung in diesem Moment nicht ändern.
Da ich inzwischen reichlich Erfahrung habe, weiß ich, wie diese Phasen ablaufen. Ich habe meinen Freund klipp und klar gefragt, was in der nächsten Phase passiert und er hat zu mir gesagt, er weiß es nicht. Aber er hat auch klar geäußert, das er glaubt, das wir es nicht schaffen...und das hat mich so extrem verunsichert und macht mir Angst. Die Phasen sind so schon schlimm genug...nun muss ich auch noch bangen, das ich nach dieser Phase nicht allein da stehe...

Sorry, klingt jetzt vielleicht bissl hart und ungerecht, aber momentan bin ich verzweifelt...

Gruß
Conny
Tanzen ist Träumen mit den Beinen
bodenlos
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Re: Angst

Beitrag von bodenlos »

Hallo Conny,

ich kann mir vorstellen, dass sich mit der Aussage deines Freundes, die ja nun alles andere als Positives prognostiziert, bei dir schlimme Gefühle einstellen.

Einerseits finde ich es gut, dass er dir gegenüber ehrlich ist, andererseits wrkt das Ganze ja bei dir kontraproduktiv und steigert deine Unsicherheit und Angst.

Machst du eigentlich eine Therapie?

Ich sage auch immer zu meinem Freund, dass ich nicht weiß, was kommen wird....wie lange wir das noch stemmen können....vor allem ich für meinen Teil. Für mich ist an der ganzen Sache jedoch so unbefriedigend, dass er sich keine Hilfe holt. Er weiß, dass er müsste, ist aber nicht handlungsfähig.

In erster Linie ist therapeutische Hilfe für ihn, aber in Folge auch für unsere Beziehung wichtig.

Alles Gute
Conny_23
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Re: Angst

Beitrag von Conny_23 »

Ich bin schon seit fünf Jahren regelmäßig in Therapie. Ich weiß, wie wichtig diese ist...das habe ich für mich bereits erkannt. Ich tue was in meiner Macht steht um gegen diese Krankheit zu kämpfen und für unsere Beziehung, weiß aber aus Erfahrung, das mir in schlechten Phasen die Hände gebunden sind.

Nehme auch Medikament - also Krankheitseinsicht ist durchaus vorhanden bei mir. Nur soweit, das ich sage - ich kämpfe für mich - bin ich noch nicht. Also kämpfe ich momentan für meine Beziehung. Wenn die wegbricht...hab ich nichts mehr wofür sich das Kämpfen lohnt...

Gruß
Conny
Tanzen ist Träumen mit den Beinen
***
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Re: Angst

Beitrag von *** »

Hallo liebe Conny,

sei nicht verzweifelt!

Als allererstes bist DU wichtig, für DICH musst Du kämpfen und das lohnt sich auch!

Ich habe den Eindruck, Deine Beziehung setzt Dich ganz wahnsinnig unter Druck! Und macht Dir übermäßige Angst.

Ich kann auf der einen Seite gut verstehen, dass Dein Freund überfordert ist und finde es auch gut, dass er Dir das sagt. Es wäre ja fast unmenschlich und würde von Gleichgültigkeit zeugen, wenn er NICHT überfordert wäre! Als Angehöriger ist man ja geradezu zwangsweise überfordert, wenn ein geliebter Mensch depressiv ist. Man ist ja ihm gegenüber fast ebenso hilflos wie er selbst es ist. Aber diese Überforderung ist dann das Gegenteil von Gleichgültigkeit, wäre einem die Beziehung nicht so wichtig, wäre man ja auch nicht so überfordert!

Was mir aber (von Außen und aus der Ferne betrachtet) problematisch erscheint, ist der Druck, den Dir Dein Freund macht, oder jedenfalls der immense Druck, den Du spürst. So wie Du seine Aussagen darstellst, klingen sie wirklich bedrohlich - kann er sie aber wirklich so meinen? Was erwartet er sich von Dir, von Deinem Verhalten? Kann er näher sagen, was ihm an Deinen depressiven Phasen Angst macht und wie sie für ihn besser erträglich wären? Vielleicht könntest Du das herausfinden. Denn vielleicht waren seine Sätze ja gar nicht als die diffuse Drohung gemeint, als die Du sie auffasst.

Wenn es sich WIRKLICH um den Vorwurf handeln sollte, dass Du einfach zu wenig für die Beziehung "leistest", dann ist das Problem vielleicht doch eher, dass Dich Deine Beziehung depressiv macht - und nicht, dass Du nicht leistungsfähig genug für sie bist!

Liebe Grüße
und stell DICH in den Vordergrund Deiner Kämpfe und lass Dir keine Angst machen!
***
Lerana
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Re: Angst

Beitrag von Lerana »

Hallo Conny,

>>In meinen schlechten Phasen habe ich sowieso das Gefühl, ihm und meinem ganzen Umfeld eine Last zu sein. Das habe ich nun sozusagen bestätigt bekommen<<
Meine Therapeutin hat mir mal sehr anschaulich erklärt, dass man in der Regel durch seine Muster genau die Dinge erhält, die man eigentlich vermeiden möchte. Das ganze ist in der Regel eine Art selbsterfüllende Prohezeiung.

Du hast Angst, deine Beziehung zu verleieren. Dadurch wirst du unsicher. Dadurch brauchst du noch mehr Versicherung, dass du geliebt wirst. Bleibst sie aus, hast du noch mehr Ansgt, du reagierst mir Flucht, dein Freund fühlt sich allein gelssen, das verunsichert dich ... (oder so ähnlich, wie genau da deine Mechnismen sind, kann ich nur raten, streich es, wenn es nicht passt!)

Versuche es doch mal so. Ich weiß, ich falle meinem Partner mit meiner Unsicherheit und meiner Erkrankung im Moment manchmal zur Last (mit einem gebrochenm Bein, täte ich das ja auch). Was ist eigentlich so schlimm daran? Habe ich nicht auch ein Recht, anderen Mal zu Last zu fallen? Ich habe die Chance festzustellen, dass mich die Menschen nicht gleich verlassen, wenn ich mal etwas komplizierter bin. Ich darf auch schwierig sein.

Als es mir schlecht ging, bin ich meinen Freunden auch zur Last gefallen. Das hat mich fertig gemacht, ich habe mich dafür geschämt. Als Hausaufgabe in der Therapie hatte ich dann, sie zu befragen, wie anstrengend sie mich im Moment finden. Viele haben mir gesagt, dass sie mich im Moment durchaus etwas anstrengend finden, dass sie das aber ok finden, denn sie merken, dass es mir schlecht geht und das ich Unterstützung brauche.

Zunächst war ich verzweifelt. Ich wollte unbedingt niemanden zur Last fallen. Das war ekelhaft, das stand mir nicht zu. Lästig sein, wie furchtbar!! Ich habe mich verachtete dafür und es hat einige Zeit gedauert, bis ich festgestellt habe, dass ich das nicht muss. Ja genau genommen, wirklich keiner meiner Freunde das von mir erwartet, dass ich mich zurücknehme.

Meine engsten und besten Freunde sind geblieben und meine Freundschaft zu ihnen ist noch fester geworden. Und heute kann ich dankbar sein, dass ich Freunde habe, die mich schätzen, auch wenn ich manchmal lästig bin. Wer ist es auch nicht? Meine Freunde sind mir auch manchmal lästig! Aber ich liebe sie trotzdem!!!!

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Conny_23
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Registriert: 3. Aug 2012, 09:38

Re: Angst

Beitrag von Conny_23 »

Hallo Lerana,

an vielem was du sagst ist etwas dran...nur ein Beinbruch - ich weiß, das war nur ein Beispiel - aber ein Beinruch geht wieder vorbei. So eine Depression kommt immer wieder und leider habe ich auch das Gefühl das sie mich jedes mal ein Stück verändert. Ich war früher ein komplett optimistischer und lebensfroher Mensch und jetzt...? Selbst in guten Phasen bin ich nur noch ein Schatten der Person, die ich mal war.

Als wir uns kenne lernten und beschlossen, ein Paar zu werden, war ich auch noch sehr viel lebhafter und humorvoller als jetzt. Und ich habe Angst, das mich die Krankheit soweit verändert, das ich irgendwann nicht mehr der Mensch ist, mit dem er sein Leben teilen mag...

Natürlich könnte ich mit ihm darüber reden, aber da steht mir wieder die Angst im Weg - die Angst, etwas zu hören, was mich verunsichert und runterreisst...

Gruß
Conny
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vogliadivivere
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Re: Angst

Beitrag von vogliadivivere »

Hallo Conny,

da ich noch relativ neu hier bin, traue ich noch nicht so recht, einen Beitrag zu leisten.
Aber da ich mich bei dem Thema angesprochen fühle möchte ich dir dennoch was mitteilen, in der Hoffnung dich nicht all zu sehr zu verunsichern.
Aber ich spreche aus eigener Erfahrung:
Ich war fast vier Jahre in einer Beziehung, von denen ich fast drei Jahre lang depressiv war. Am Anfang war auch ich lebensfroher, lustiger, gelassener...
Aber durch etwas, was in meiner Beziehung passiert ist (zu kompliziert, zu langwierig um es hier aufzuführen) hat sich alles auf einen Schlag geändert. Von heut auf morgen. Und damit konnte ich nicht umgehen.
Anfangs war es die Enttäuschung, die Trauer über den Partner, was sich aber mit der Zeit in eine Depression "verwandelt" hat.
Durch die Krankheit und die Enttäuschung habe ich mich immer mehr von meinem Freund zurückgezogen. Ich war wie in meinem "Schmerz" gefangen. Auch wenn er versucht hat, für mich da zu sein, habe ich ihn immer wieder zurückgewiesen. Wir haben beide angefangen uns von der Außenwelt zu isolieren. Die Umstände waren einfach zu kompliziert. Es wurde alles immer festgefahrener. Bis es letztendlich zu einer Trennung kam. Und als mir bewusst wurde, welchen Beitrag ich geleistet hatte zu dieser Entscheidung und endlich wusste, dass ich mein Glück nicht von ihm abhängig machen kann sondern an mir selbst arbeiten muss und ich mit diesem Mann zusammen sein möchte, war es zu spät. Ganz schnell hatte er erkannt wie unbeschwert das Leben sein kann, wenn man nicht mit einem depressiven Menschen zusammen ist, hat jetzt seinen Spaß am Leben und auch schon jemand Neues.

Was ich damit sagen möchte ist, dass du versuchen solltest die Beziehung zu genießen und die Zweifel ab und zu zurück zu stecken. Wenn du weißt, dass du mit dem Menschen an deiner Seite auch glücklich werden möchtest, dann musst du dich ihm öffnen. Es heißt nicht um sonst "in guten wie in schlechten Tagen". Und wenn dein Partner kein Verständnis für deinen Zustand hat, dann ist er nicht der richtige.
Da er aber trotz allem zu dir steht, solltest du das annehmen und froh darüber sein. Dass auch er seine Schwierigkeiten, Ängste und Zweifel hat, finde ich normal. So ein Umgang mit uns "Depris" ist ja auch nicht so einfach
Ich denke einfach, dass man sich manchmal selbst verbietet, glücklich zu sein. Ich zumindest glaube das getan zu haben. Und es gibt nichts schrecklicheres als dieses Schuldgefühl.

Also genieß soweit es dir deine Depression ermöglicht jeden schönen Moment mit deinem Partner!

Alles Liebe
Conny_23
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Registriert: 3. Aug 2012, 09:38

Re: Angst

Beitrag von Conny_23 »

Hallo Chiara,

danke für deinen Beitrag. Es stimmt - ich glaube wir machen es uns manchmal einfach selber schwer und haben das Gefühl, wir dürften nicht glücklich sein.

Ich versuche, so gut es geht, meine Zweifel zurückzustellen und das zu geniessen, was ich habe. Aber irgendwann überrennt mich die Angst dann wieder und ich brauche ein paar Tage um mich da wieder rauszukämpfen - wobei bei mir ja noch das Problem mit den Dissos dazukommt.

Wir haben auch viele schöne Stunden zusammen...aber ich frage mich dann immer - genügt ihm das? Er sagt ja, aber meine Zweifel kann ich dennoch nicht abstellen - ich habe den Schalter noch nicht gefunden.

Ich bin ein extrem kopflastiger Mensch, deshalb habe ich in allen Dingen, die mit Gefühlen zusammenhängen extrem große Probleme, weil ich viel zu sehr mit Denken beschäftigt bin um irgendetwas zu fühlen.

Gruß
Conny
Tanzen ist Träumen mit den Beinen
Conny_23
Beiträge: 23
Registriert: 3. Aug 2012, 09:38

Re: Angst

Beitrag von Conny_23 »

Hallo,

werd hier einfach mal weiterschreiben. Es ist mittlerweile 1:04 Uhr, aber meine Gedanken kommen nicht zur Ruhe...

Obwohl inzwischen alles ganz gut läuft und mein Freund das auch so zu mir gesagt hat, komme ich von dem Gefühl, auf einem Pulverfass zu sitzen, einfach nicht los.

Ich habe Angst, Angst das er feststellt, das ich ihm irgendwann doch nicht mehr genüge...und diese Angst lähmt mich. Ich will ihn danach fragen, aber die Worte bleiben mir im Hals stecken. Ich versuche, aktiv zu sein, Dinge zu regeln - unterwegs zu sein. Doch sobald die Gedanken wieder überhand nehmen, rauben sie mir jegliche Kraft und ich fühle mich wie gelähmt.

Jeden Tag denke ich, du musst mit ihm darüber reden, aber ich schaff es einfach nicht. Die Angst steht mir im Moment total im Weg und blockiert mich...

So viel Angst...Angst vor Überforderung, Angst davor, ihm nicht mehr zu genügen, Angst vor dem Alleinsein, Angst - weil es keine Angstlosigkeit mehr zu geben scheint...

Bin verzweifelt...
Conny
Tanzen ist Träumen mit den Beinen
***
Beiträge: 58
Registriert: 27. Mai 2012, 21:17

Re: Angst

Beitrag von *** »

Hallo Conny,

Angst ist ganz schlecht!

Da Dir Tanz so viel bedeutet:
Hast Du den Film für Pina Bausch gesehen?
http://www.youtube.com/watch?v=p8zkTclatRo

Ich finde, er ist eine ganz großartige Liebeserklärung an das Leben! Vielleicht könnt Ihr den mal zusammen sehen und auf die Weise auf Deine Fragen zu sprechen kommen - oder auch einfach nur den Film sehen.

Lieben Gruß!
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Angst

Beitrag von anna54 »

hallo ***
hab den Link gefunden,Danke für die Lebensfreude.
anna54
***
Beiträge: 58
Registriert: 27. Mai 2012, 21:17

Re: Angst

Beitrag von *** »

Hallo Anna,

ja, das ist ein großartiger Film finde ich, Pina Bausch muss eine sehr kluge Frau gewesen sein, mit einem Blick für das Menschliche.

Übrigens freut es mich, auf diese Weise einmal in Kontakt zu kommen mit Dir; ich habe schon ein paar Beiträge von Dir gelesen und erinnere mich daran, weil es sehr gute, eindringliche Formulierungen darin gab. Ich finde, Du kannst sehr gut schreiben.

Liebe Grüße!
Antworten