Depressive Phase

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Ciuca
Beiträge: 4
Registriert: 20. Jul 2012, 19:03

Depressive Phase

Beitrag von Ciuca »

Hallo Forum!

Ich hab mich hier angemeldet, weil es mir (mal wieder) nicht so besonders gut geht. Den mir nahestehenden Menschen möchte ich lieber nicht so viel von mir erzählen, da ich entweder: Angst, Schrecken, Hilflosigkeit, Aggression oder sonstige negative Emotion verursache. Zumindest auf lange Sicht betrachtet. Meistens stoße ich irgendwann auf Unverständnis in irgendeiner Form, wenn es mir längere Zeit nicht gut geht.

Ich habe schon seit über zehn Jahre immer wieder depressive Phasen. Dazwischen geht es mir auch manchmal richtig gut und ich bin glücklich. Nur leider sind diese Phasen die kürzesten. Meistens dümpele ich irgendwo um den Nullpunkt herum um dann wieder abzustürzen. Allerdings sind diese Abstütze in letzter Zeit nicht mehr so krass und mit solchen Konsquenzen wie in früheren Jahren verbunden.

Aber gerade habe ich wieder einen Absturz, deren Hauptmerkmale sind: Ich geh nicht mehr raus, ich esse kaum was, es wird mir so langsam alles egal.
Naja, ich hoffe einfach, dass es ein kleiner Absturz bleibt und dass es mir bald wieder besser geht. Da ich die letzten 3 Tage überhaupt nicht aus der Wohung gegangen bin und im Grunde wirklich nichts gemacht habe, geht es mir gerade auch nicht besonders gut. Zumindest habe ich jetzt beschlossen, dass es so nicht mehr weiter gehen kann. Und ich irgendwas machen muss, mal rausgehen oder so. Hab ich mir zumindest jetzt für Wochenende vorgenommen. Das ja nun auch schon wieder fast bis zur Hälfte vorbei ist. Naja, wenn ich mir was vornehme, heißt das noch lange nicht, dass ich es dann auch umsetze...

Ich fühle dann immer so einen psychischen Schmerz, wenn es mir schlecht geht. Also so ein extremes Traurigkeitsgefühl ohne weinen zu können. Manchmal werde ich unterschwellig auf mich selbst wütend, weil ich so schwach bin. Aber die Wut kommt irgendwie nicht so richtig zum Vorschein. Außerdem fühlt es sich so an, also ob ich in mir selbst gefangen wäre, weil ich mir die ganze Zeit um mich und mein Leben Gedanken machen und ich dadurch nicht mehr am wirklichen Leben teilnehme. Ich kann 16 Stunden damit verbringen über mich nachzudenken und meine Gedanken zu googeln oder sonst wie im Internet nachzuvollziehen. Irgendwie habe ich mich wirklich erschrocken, als ich gemerkt habe, dass ich mehrere Tage nichts anderes gemacht habe als das!

Was macht ihr denn, wenn ihr so extrem antriebslos seid und genau wisst, dass das sich in der Wohung verkriechen nicht gut ist?

Was empfindet ihr denn, wenn es euch nicht so besonders gut geht?
Würde mich wirklich interessieren, vielleicht schreibt ja jemand.

Bin ich ein Extremfall, weil ich 16 Stunden am Tag nichts anderes gemacht habe als Nachdenken+Internet? Kennt jemand so etwas ähnliches. Ich fühle mich wirklich ein bisschen wie ein "Freak".

Würde mich über Antworten freuen.

Liebe Grüße
Ciuca
Ghislaine
Beiträge: 52
Registriert: 5. Sep 2010, 02:16

Re: Depressive Phase

Beitrag von Ghislaine »

Hallo liebe Ciuca,

deine Zeilen könnten von mir stammen.....

Ich kenne diese Abstürze, diese Zeiten, in denen gar nichts mehr geht, in denen ich stumpf vor mich hingrüble und endlose Zeit im Netz surfe, nur allzu gut....
Von daher: du bist kein Freak!

Leider muss ich bei mir feststellen, dass mit zunehmendem Alter meine Abstürze in kürzeren Abständen wiederkehren und langanhaltender sind. Das macht mir Angst, weil ich diese Phasen auch immer sehr kräftezehrend empfinde und sie mir einfach jegliche Lebensqualität nehmen.

Was macht ihr denn, wenn ihr so extrem antriebslos seid und genau wisst, dass das sich in der Wohung verkriechen nicht gut ist?

Was empfindet ihr denn, wenn es euch nicht so besonders gut geht?

Ich habe leider immer noch keine wirkliche Strategie gefunden, wie damit umgehen. Das Schwierige ist für mich, wenn ich in einer absolut antriebslosen Phase bin, dass dann auch so gar nichts an mich rankommt. Es berührt mich nichts, es ist mir alles einfach total egal; ich fühle mich dann oft wie unter einer Glasglocke oder wie versteinert. Ich ziehe mich vor meinen Freunden zurück, aus ähnlichen Gründen wie du. Aber diese selbstgewählte Isolation läßt meine Depri eigentlich nur noch ärger werden und zur Antriebslosigkeit gesellt sich dann noch Selbstmitleid.
Letztendlich ist es stets ein Teufelskreis:
je matter und antriebsloser ich bin, desto weniger aktiv bin ich und ich ziehe mich dann zurück. Durch den Rückzug lasse ich meine sozialen Kontakte schleifen, bin nur am Grübeln und Hadern und je mehr ich grüble und je weniger ich mache, desto schlechter geht es mir. Ich wünsche mir oft, ich könnte in meinem Gehirn einfach einen Schalter umlegen und hätte dann mehr Energie und positive, lebensbejahende Gedanken und Gefühle.

Ich weiß, dass diese Phasen irgendwie vorübergehen und ich versuche sie auszuhalten und mir immer wieder zu sagen, dass es auch wieder anders werden wird.
Mir hilft es auch, dass ich wochentags arbeite und somit ein bisschen Struktur habe und gezwungenermaßen morgens aufstehen und das Haus verlassen muss.
Und so schwer es auch ist, versuche ich, mich wegen meines Abhängens nicht noch selbst zu beschimpfen oder zu verurteilen, sondern es mir zu erlauben.

Liebe Grüße
Ghislaine
FönX
Beiträge: 3370
Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: Depressive Phase

Beitrag von FönX »

Hallo Ciuca,

> Was empfindet ihr denn, wenn es euch nicht so besonders gut geht?
Gefühle: Wenig bis gar nichts. Alles doof, alles egal. u.ä.

Gedanken: "Warum brüllen die Vögel so laut? Können die nicht ihren Schnabel halten?", "Warum scheint die Sonne so blöd?" u.ä.

Liebe Grüße
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Josilos
Beiträge: 18
Registriert: 9. Jun 2012, 17:54

Re: Depressive Phase

Beitrag von Josilos »

Grüß´ Dich Ciuca

Nein, ein Freak bist Du sicher nicht. Mir geht es in der dunklen Zeit genauso; ich vergrabe mich in der Wohnung und das Gedankenkarusell beginnt sich selbständig zu machen.

So gut wie keine Gefühle und wenn dann negative.

Soziale Kontakte die mich vielleicht etwas auffangen könnten habe ich nicht, da bleibt nur alles mit sich selbst ausmachen.

Manchmal hilft mir dann das spazieren gehen. Die Gedanken gehen zwar mit, aber sie haben mehr Platz, sind vielleicht nicht mehr so vordergründig. Auch das hören von Hörbüchern hilft mir manchmal mich abzulenken.
Unter der Woche ist mir die Arbeit eine große Stütze, sie gibt mir "Halt" und dem Tag Struktur - auch wenn ich es manchmal nur im Automatikmodus schaffe.

Schönen Abend noch

Schildkröte
szegfue75
Beiträge: 494
Registriert: 17. Mai 2006, 22:17

Re: Depressive Phase

Beitrag von szegfue75 »

Hey Ciuca,

du sprichst ir gerade aus der Seele.. Mir geht es ganz genauso. Das ganze Wochenende habe ich zu Hause verbracht. Morgen will ich wieder zur Arbeit gehen. Dabei hätte ich mich mit 2 Leute verabreden können. Aber es ging nicht. Gleich kamen mir negative Gedanken, was passieren könnte, wenn ich das tue. Anstatt dann aber etwas sinnvolles in der Wohnung zu machen, schaue ich den ganzen Tag fern oder schlafe oder surfe im Internet. Dabei mache ich eine Therapie und nehme Antidepressiva. Wieso schlägt die denn nicht an? Wieso passiert es mir so oft, dass ich an den Wochenenden nur rumliege? Wo bleibt die Lebenslust? Mir bleibt im Moment nichts anderes zu hoffen, dass ich morgen gut zur Arbeit komme und das nächste Wochenende besser mit meiner Lethargie zurecht komme.
Ich wünsche dir das auch. Sei gut zu dir und nimm dir lieber weniger vor als zuviel.
Grüße,
Szegfue
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
Ciuca
Beiträge: 4
Registriert: 20. Jul 2012, 19:03

Re: Depressive Phase

Beitrag von Ciuca »

Danke für eure Beiträge.

>>Manchmal hilft mir dann das spazieren gehen.

Ja, ich war heute auch draußen. Dadurch ging es mir heute im Grunde auch etwas besser als die letzte Tage. Auch wenn mir Regen sehr, sehr viel lieber gewesen wäre als Sonne ...
Ich find irgendwie den Kontrast immer so schlimm, die ganzen fröhlichen Menschen, die Sonne und dann dazwischen: Ich.

>>Dabei mache ich eine Therapie und nehme Antidepressiva.
Ich hab auch mal ADs genommen. Die haben schon irgendwie dazu geführt, dass es mir besser ging. Allerdings war ich sozusagen vorher stimmungsmäßig eher so im Minusbereich und mit den ADs dümpelte ich dann Ewigkeiten so im Nullpunktbereich um. So richtige Ausschläge nach oben gabs nicht. Fühlte mich auch trotzdem irgendwie betäubt bzw. gefühlsarm. Aber es machte die ganze Sache doch irgendwie etwas erträglicher. Vielleicht mal ein anderes AD ausprobieren?

Wobei ich mich gerade frage, ob einem ein Psychiater auch etwas anderes verschreiben würde.
Die ADs muss man ja schon einen relativ langen Zeitraum nehmen, wenn sie einen Effekt haben sollen.
Ich würde allerdings lieber irgendwas für den Notfall haben. Was ich wahrscheinlich eh nie nehmen würde. Aber es würde mich irgendwie beruhigen, wenn ich es einfach Zuhause hätte. Also irgendwas womit ich mich mal kuzrfristig aus der Depri-Welt katapulitieren könnten. Naja, Nachteil von sowas wäre vielleicht Suchtpotenzial oder so was und deshalb macht das ein Arzt nicht?

Und ist es irgendwie dreist, wenn man zum Arzt geht und schon genau weiß, was man möchte und was nicht? Vielleicht fühlt er sich dann in seiner Kompetenz herab gesetzt und wird komisch ... Mmh.

Und was mir aufgefallen ist, die meisten hier haben geschrieben, dass sie gar keine Emotionen mehr haben, wenn es ihnen schlecht geht.
Bei mir ist es zwar auch so, dass keine Emotionen mehr von außen hervorgerufen werden können. Also ich meine andere Menschen, Situationen, Dinge usw.
Aber das ich dann trotzdem, wenn es mir schlecht geht teilweise ziemlich starke, extrem negative Emotionen habe, die aber auf nichts Äußeres bezogen sind. Diese Emotionen (hab ich ja schon im Eingangspost geschrieben) hängen dann meistens noch mit einer inneren Anspannung zusammen. Keine Ahnung, ich finde diesen Zustand irgendwie am schwersten auszuhalten und irgendwie ist mir unheimlich bzw. ich finde ihn "gefährlich", was aber vermutlich auch auf den Erfahrungen in der Vergangenheit beruht, die ich jetzt hier besser nicht näher ausführe. Aber ich bin ja auch älter geworden und habe dazu gelernt usw..
Der Zustand ist eher aktiv (innerlich, wegen der Unruhe) und in manchen Zeiten, wo ich dann wieder nichts spüre, ist es eher passiv. Naja, ich kann das auch immer schlecht beschreiben, versteht vermutlich jetzt kein Mensch .
Aber irgendwie frage ich mich, ob diese "Zustände" jetzt überhaupt zu einer "klassischen Depression" gehören oder was das ist, wenn das hier keiner kennt ...?
Ciuca
Beiträge: 4
Registriert: 20. Jul 2012, 19:03

Re: Depressive Phase

Beitrag von Ciuca »

Ich krieg es einfach nicht auf die Reihe.
Gestern ging es mir einigermaßen gut und heute mache ich schon wieder einfach überhaupt nichts.

Ich fühle mich faul und einfach vollkommen fehl am Platz.
Ich sitze den ganzen Tag hier drin und bin im Internet auf 100en von verschiedenen Seiten.
Und einzig und allein aus dem Grund um mich vor mir selbst abzulenken und vor mir selbst zu flüchten.
Wieso durchschaut man rational alles und wüsste was gut für einen wäre und macht dann aber genau das Gegenteil?

Wieso mache ich immer Dinge, die schlecht für mich sind?
Zum Beispiel fällt mir gerade ein, dass ich etwas trinken sollte, weil ich den ganzen Tag nichts getrunken habe.
Wenigstens trinken, wenn schon nichts essen.

Sorry, hat auch irgendwie überhaupt keinen Sinn ein Forum mit meinem ganzen Müll hier zuzuspammen.
Salvatore
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Re: Depressive Phase

Beitrag von Salvatore »

Hallo Ciuca,

doch, ich kenne das auch:
>Der Zustand ist eher aktiv (innerlich, wegen der Unruhe) und in manchen Zeiten, wo ich dann wieder nichts spüre, ist es eher passiv.

Wenn es mir sehr schlecht geht, dann sind alle Emotionen weg, auch die "schlechten" (unangenehmen). Dann ist die Passivität total, ich stehe höchstens aus dem Bett auf um mich auf die Couch zu legen und selbst einfache Dinge kann ich nicht mehr erledigen (z.B. einen Kakao machen).
Wenn es mir ein klein wenig besser geht, kommen die unangenehmen Gefühle wieder. Auch ich finde diesen Zustand nicht ungefährlich, da ein winziges bisschen Antrieb da ist. Die Unruhe spüre ich auch und sie ist so schwer auszuhalten, weil es für Sport meist nicht reicht.

Naja, das wollte ich dir nur sagen, damit du dich nicht so allein fühlst.

Lg, Salvatore
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Salvatore
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Re: Depressive Phase

Beitrag von Salvatore »

Ah, wollte dir noch was schreiben bzgl. Psychiater und AD.
Darf ich fragen, was du zur Zeit nimmst? Es gibt ja welche, die eher den Antrieb steigern (die man eher morgens nimmt) und solche, die eher beruhigend wirken (die man eher am Abend nimmt).
Ja, AD muss man schon eine Weile nehmen, das stimmt.

>Ich würde allerdings lieber irgendwas für den Notfall haben.
>Naja, Nachteil von sowas wäre vielleicht Suchtpotenzial oder so was und deshalb macht das ein Arzt nicht?

Es kommt darauf an, was es ist. Typische Beruhigungsmittel, also Benzodiazepine, und Schlafmittel machen in hohem Maße und recht schnell abhängig.
Es gibt aber noch andere Möglichkeiten, bei denen diese Gefahr nicht besteht. Trotzdem sind das immer noch Medikamente, die auch Nebenwirkungen haben können, aber eine Möglichkeit zur Beruhigung wäre z.B. Atosil (ein Neuroleptikum). Das gibt es auch als Tropfen und lässt sich so individuell dosieren. Sprich deinen Psychiater mal darauf an.

>Und ist es irgendwie dreist, wenn man zum Arzt geht und schon genau weiß, was man möchte und was nicht?
Nein, überhaupt nicht! Der Ton macht die Musik und wenn man seine Wünsche höflich äußerst (und nicht gerade Befehle erteilt), dann sollte das kein Problem sein.
Kann natürlich passieren, dass der Arzt aus fachlicher Sicht anderer Meinung ist.
(Oder wenn es nicht so wirklich eine Indikatin gibt, mir wurde schon mehrmals die Bitte nach Massagen abgeschlagen, naja gut.)
Mir persönlich ist es z.B. wichtig, selbst informiert zu sein, d.h. ich lasse mir vieles erklären und forsche auch selbst nach. Nichts gegen die Kompetenz meiner Ärzte, die ich hoch schätze und denen ich vertrauen - aber auch sie können unmöglich alles wissen!
Ich finde es auch wichtig, dass man Experte in eigener Sache ist, denn letztlich musst du ja mit dir leben und nicht der Psychiater.
Ich sage auch alle viertel Jahr, dass ich gerne meine Blutwerte kontrolliert hätte. Und wenn ich versuchen möchte, ein Medi auszuschleichen, dann sage ich das auch. Hatte noch nie Probleme deswegen.

>Vielleicht fühlt er sich dann in seiner Kompetenz herab gesetzt und wird komisch...
Na, dieses Selbstbewusstsein sollte er schon haben, um damit umgehen zu können.
Wie gesagt kommt es auch darauf an, wie man damit ankommt. Aber wenn er keine selbstbestimmten Patienten will, wäre das kein Arzt für mich und ich würde mir überlegen zu wechseln.
Respekt - ja. Blindes gehorsam - nein. Man darf ja auch sagen, wenn man etwas NICHT möchte, natürlich darf man auch sagen wenn man etwas möche.

Lg, Salvatore
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Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
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