Freunde

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depripseudo
Beiträge: 3
Registriert: 2. Jul 2012, 22:48

Freunde

Beitrag von depripseudo »

Guten Morgen,

Meine Gedanken kreisen meist immer um das Thema warum sich niemand bei mir meldet und ich keine Freunde mehr habe. Damit kommen ich nicht klar. Ich bin immer derjenige, der die Initiative ergreift und anruft oder schreibt aber von selbst meldet sich keiner und ich meine wirklich keiner bei mir. Es sind alles nur noch Grussbekanntschaften.

Ich habe ein paar "Freunden" von der Krankheit erzählt und sie haben sich abgewandt so dass ich mich nicht traue weiteren Leuten davon zu erzählen. Ich rede also auch nicht permanent davon wie schlecht es mir geht.

Sagt jetzt bitte nicht ich soll rausgehen und neue Freunde suchen, auch das versuche ich. Im Verein, bei der Arbeit ... aber außer anfänglichen Kontakten ergibt sich nichts. Ich muss leider immer wieder feststellen, dass auch die Tatsache, dass ich keinen Alkohol trinken mich schon mal bei vielem ausschließt.

Wie geht ihr damit um alleine zu sein (wenn ihr denn alleine seid)?

Danke.
Sunny88
Beiträge: 98
Registriert: 20. Feb 2012, 11:38

Re: Freunde

Beitrag von Sunny88 »

Hallo Depripseudo,

ich weiß so gut wie du dich fühlst.

Vor kurzem hat mich so gar mein Freund wegen der Depression verlassen weil ich Angst hatte (mit ihm) zu telefonieren und ich als ich eine schlechte Episode hatte mich nicht mit ihm treffen wollte.

Am Anfang als sich die ersten paar Freunde wegen der Depression von mir abgewand hatten war ich schon sehr verletzt.

Doch jetzt z.B. nach der Trennung meines Freundes dachte ich mir nurnoch: Wer mich im Stich lässt weil es mir schlecht geht, hat mich nicht verdient. Die Dame in Schwarz ist nunmal Teil meines Lebens.

Ich versuche mittlerweile schon garnicht mehr neue Bekanntschaften zu finden da mir das auch sehr schwer fehlt. Wenn ich neue Leute kennenlerne dann meist ganz zufällig.

Ich habe mich gestern z.B. mit meinem neuen Friseur angefreundet.

Also mein Rat an dich: Wenn du zu sehr suchst, kannst du auch nicht gefunden werden.

Gruß Lotusblüte
kaitain
Beiträge: 819
Registriert: 13. Jan 2007, 23:31

Re: Freunde

Beitrag von kaitain »

Hai,

Freunde sind toll, wenn man welche hat. Wenn man keine hat, so fehlt was. Meine Erfahrungen dazu sind, dass die Menschen auf die ich gestoßen bin, solange meine Freunde waren, wie ich ihnen zugehört habe, mit ihnen mitgelitten habe, sie in schwierigen Zeiten begleitet habe, mit Rat und Tat zur Stelle war usw. usw. Wenn ich Trost, Zuwendung oder Aufmerksamkeit, Rücksicht oder ähnliches brauchte, war niemand da. Das ist nicht nur einmal so gewesen, sondern viele Male. Jetzt könnte ich locker sagen, das lag an den anderen. Dem war sicher nicht so, hab ja auch meine Kanten und Ecken. Nur war keiner meiner vermeintlichen Freunde dazu bereit, mich "zu und meine Bedürftigkeit zu sehen. Das würde auch nicht in das Bild von mir passen. Zusätzlich bin ich leider jemand der ein Nähe-/Vertrauensproblem hat. Naja, ich bin mein Leben lang zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen. Also auch vollkommen falsch in meinem Leben. Einfach falsch abgebogen und niemand war bereit mir zu folgen um mir zu sagen, komm hier rum, da geht's lang.

Sorry, das ich nichts aufmunternderes Schreibe, meine Erfahrungen sind durch die Bank weg so. Positive Beziehungserfahrungen sollen bei Depression Wunder wirken. Ich warte noch auf meins.

Wünsche euch, dass alle die Wunder geschehen, die ihr euch wünscht. Vielleicht ist heute ein Wundererfülltag.

Kaitain
kaitain
Beiträge: 819
Registriert: 13. Jan 2007, 23:31

Re: Freunde

Beitrag von kaitain »

Nochmal ich, mein heutiges Problem ist, dass ich aufgegeben habe, in allen Bereichen kapituliere. Wenn du auch nur den kleinsten Anhaltspunkt hast, der Einsamkeit zu entfliehen, dann nimm ihn an und versuch ihn zu halten. Es gibt einen Unterschied zwischen Einsamkeit und alleine sein, das eine ist man unfreiwillig und das andere freiwillig.

Versuch nicht aufzugeben, dann hat die Depri gewonnen. Leicht gesagt, glaub mir ich weiß das. Der Mensch ist nun mal ein Herdentier und nicht zur Einsamkeit gemacht, nur sortiert eine Herde gnadenlos aus. Da unterscheiden sich die Menschen nicht von den Tieren. Wiederaufnahme ist nie ausgeschlossen, jedoch schwierig.

Zur Zeit sitzte ich seit Monaten alleine zu Hause, Termine die ich mache, sage ich kurzfristig ab, gehe nur raus, wenn sich absolut nicht vermeiden lässt. Das ist genauso beschissen, wie mit unehrlichen Menschen zusammen zu sein, also Wahl zwischen Pest und Cholera.

Sorry, für die negativen Beiträge, sie sind nicht hilfreich. Vermutlich werde ich sie eh bald wieder löchen, wie alle meine Beiträge.

Cu Kaitain
Salvatore
Beiträge: 3868
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Re: Freunde

Beitrag von Salvatore »

Hallo Ihr,

das Thema Freunde oder auch das Unverständnis der anderen - wie es gerade in einem anderen Thread Thema ist - taucht bei uns Depris immer wieder auf und ich möhcte so weit gehen zu sagen: bei (fast) allen.

Ich finde, Kaitan hat etwas sehr Wichtiges gesagt: Wir haben auch unseren eigenen Anteil daran, wenn es nicht funktioniert.
Klar, einige Menschen sind einfach Ar...löcher, das bestreite ich nicht. Und in manchen haben wir uns schlicht getäuscht und sind dann entsprechend ent-täuscht, wenn sie sich abwenden. Habe ich auch schon erlebt, ist schon zehn Jahre her und tut immer noch weh.

Aber Kaitan hat auch noch etwas Wichtiges gesagt: Wir neigen auch dazu, sehr schnell aufzugeben. Und dazu, "Alles" oder "Nichts" zu wollen. Also, wenn unsere Erwartungen nicht erfüllt werden, ziehen wir uns frustriert zurück.

Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass sich Nachfragen und Offenheit lohnen kann. Bei manchen ist es schlicht Unsicherheit und auch Angst - meine Freundin z.B. wollte mich nicht nach Treffen fragen weil sie dachte, sie überfordert mich damit.
Und dann gibt es auch Freundschaften verschiedener Art, nicht jede Freundschaft kann tief und innig sein.
Und so habe ich auch Leute in meinem Umfeld, mit denen ich gerne ausgehe und mit denen ich dann auch einen schönen Abend habe, aber zu mehr als das reicht es halt nicht.
Ist für mich auch in Ordnung - lieber das als gar nichts.

Das bedeutet manchmal auch, selbst die Initiative zu ergreifen. Ich bin auch enttäuscht, wenn sich niemand mal nach mir erkundigt.
Nur manchmal ist es auch hilfreich, dass anzusprechen. Wenn man den Menschen mag und die Treffen schön sind, ist es dann nicht diesen Aufwand wert, auch mal öfter als man eigentlich möchte selbst auf den anderen zuzugehen statt zu warten, dass derjenige auf mich zukommt?

Nachdenkliche Grüße,
Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Freunde

Beitrag von bigappel »

Hallo;

aus Angehörigensicht würde ich gerne meine Sichtweise aufzeigen:

der Umgang mit psychisch erkrankten Menschen bringt erstmal viele Unsicherheiten mit sich.

Jeder hat so seine eigenen Probleme und die Problematiken, die sich aus dem Umgang möglicheweise mit einem psychisch erkrankten Menschen ergeben, sind erstmal so schwer nachzuvollziehen und gar nicht klar, weil aus "gesunder" Sichtweise vieles beim besten Verstehen-Wollen, eben nicht gefühlt und somit schwer nachvollzogen werden kann.

Wenn ich hier von gesunden und erkrankten Menschen schreibe, so bitte ich dies ausschließlich meinem beschränkten Wortvermögen zuzurechnen und keinem Willen der Beleidigung.

Du hast aufgeführt, dass Du bei vielen Menschen allein deshalb ausscheidest, weil Du keinen Alkohol selber magst.
Das kenne ich zur Genüge als "Nichterkrankte" auch.

Allerdings mußte ich im Laufe der Zeit feststellen, dass genau diese Menschen sowieso nicht zu mir passen, weil a) nur alkoholisiert lustig sein, mh. Danke nein und b) wenn man mir nicht zugesteht, nichts zu trinken, läuft was schief.
Alkohol als Grundlage der Gemeinsamkeit:
Danke nein!

Also könnte der Schlüssel darin liegen, dass Du schaust, mit welchen Menschen Du Dich umgibst, die ähnlich gelagerte Interessen, Werte usw. haben.

Dort kann sich dann mit zunehmender Zeit alles andere ergeben.

Echte Freunde lernen mit dieser Erkrankung umzugehen.
Mein erkrankter Partner mußte im Laufe der Jahre verdammt viel Unvermögen und Unverständnis von meiner Seite wegstecken; weil es einfach sehr unterschiedliche Ängste und Sichtweisen im Umgang miteinander gibt.

Aber es gibt Wege. Dafür müssen beide Seiten aufeinander zu gehen.

Vielleicht kannst Du erstmal lose Kontakte aufbauen, ohne den Freundschaftsanspruch, bei aller verständlichen Sehnsucht Deinerseits danach. Aber Freundschaft wächst mit der Zeit und dann kann ein Freund auch damit umgehen, wenn er geraume Zeit nichts von dem anderen oder wenig hört oder eben Rückzug angesagt ist.

Alles Liebe
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
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