Was die Krankheit aus mir macht

ChristianeL.

Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von ChristianeL. »

Liebe Rosalie,

das mit der Bindung ist so eine Sache.
Mir ist es nie gelungen über einen langen Zeitraum von z.B. 10 Jahren eine Bindung zu nur einem Menschen aufzubauen, also eine Partnerschaft mit allem, was dazu gehört.
Ich bin sehr konservativ und ziemlich rassistisch und männerdominant aufgewachsen, also von Beginn an eigentlich daran gewöhnt, dass es immer nur um die Zweierbeziehung Mann/Frau ging und das als selbstverständlich und auch als einzig anerkennswert angesehen wurde.

Ich bin sehr froh, dass ich mich vom Tag meiner Geschäftsfähigkeit an sofort aus dem Staub gemacht habe und auf die lange Suche nach mir selber ging. Diese Totalverweigerung gegenüber allen Regeln hat leider dazu geführt, dass ich damals zwar viele kurze, aber keine wirklich gute und beständige Beziehung aufbauen konnte. Sobald es eng wurde, bin ich abgehauen. Ich hatte und habe teilweise noch Angst vor bestimmten Männern.

Ist auch logisch irgenwie. Einmal aus dem Käfig raus, lief ich viele Jahre rastlos und die Freiheit auskostend herum. Jede engere Bindung empfand ich als Fessel.
Dazu passt überhaupt nicht die 27-jährige sehr stabile Berufstätigkeit in einem Unternehmen.
Mein Therapeut denkt, die Firma war meine Ersatzfamilie.
Leistung bringt Anerkennung, und sie fühlt sich gut an und kann süchtig machen.
Diese grosse Diskrepanz zwischen privatem und beruflichem Leben habe ich nie richtig verstanden, vor allem über einen so langen Zeitraum.

Du hast Recht mit dem, was Du sagst über die Depression. Weisst Du, jetzt bin ich ganz froh, dass mein "Lebens-Gebäude" über mir zusammen gekracht ist. Aber fairerweise sage ich auch, dass ich das nie wieder erleben möchte.
Man wird ja geradezu demütig, wenn man erlebt, was das aus einem macht, es ist zu existenziell.

Mich nervt oft Kurzsichtigkeit und Intoleranz, gar nicht mal, dass Depressionen nicht verstanden werden. Im Gegenteil ,ich spreche nicht darüber, ein durchschnittlicher Mensch kommt von selbst darauf, wenn die Tochter, Schwester oder Freundin immer mal wieder in Kliniken geht und letztlich mit Mitte vierzig berentet wird.
Ich glaube zu ahnen, was das alles ist mit den Schwierigkeiten gerade. Sie vermissen die alte Christiane einfach, mich als Beschützerin, immer präsent und gesund.
Ich aber auch.

Liebe Grüsse

Christiane
Rosenkranz
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Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo liebe Chrissi

Bei mir werden es nächstes Jahr auch 25 Jahre im Betrieb, war nicht der Traumjob, hatte sich damals so ergeben weil wir umgezogen sind, auf der einen Seite bin ich froh drüber das ich dabei bin auf der anderen seite ist es ein sehr anstrengender Job körperlich und psysisch, weil viel leistungsdruck dahintersteht. Das einzige gute ist, er ist gut bezahlt, ich komme aus den neuen Bundesländern und da sehen die Löhne oft miserabel aus, ich sehs ja bei meinen Mann und den Kindern, aber Geld ist eben nicht alles, bloß mit Ende 40 und den Depris ist es ja aussichtlos was zu finden und wo man hinhört sieht es auch nicht viel besser aus. Da mein Mann öfters gewechselt hat und auch arbeitslos war, habe ich auch die Sicherheit gesehen, eben auch wegen der Kinder, ich bin eben so das ich nicht von heute auf morgen lebe, sondern eine gewisse Sicherheit brauche, übervorsichtig bin bei Veränderungen, wäge alles genau ab, entscheidungen treffen dauert ewig bei mir, das ganze gegenteil von meinen Mann.

Wir sind zwar nächstes Jahr 25 Jahre verheiratet, glaub aber ja nicht das es immer rosig war, habe auch schon mehrmals über Trennung nachgedacht. Ich denke es war auch nicht leicht mit mir, durch meine depressiven Phasen, die ich schon in sehr jungen Jahren hatte, damit meine ich aber eben nicht nur Verstimmungen, sondern schwere Phasen. Ich habe mich ja nahezu eingemauert. Da bleiben auch die Gefühle auf der Strecke. Das habe ich aber auch gemacht um das Leben überhaupt aushalten zu können sozusagen eine Schutzmauer, aber die bröckelt nun auch langsam. Aber mein Mann ist auch nicht gerade einfach.

Kann dir dein Therapeuth nicht erklären warum das mit deinen Beziehungen so ist, hab da mal was gelesen, kann dir aber nicht sagen wie das jeweils begründet war, hat aber mit deinen Erlebnissen in der Kindheit und Jungend zu tun. Du hast dich zumindest nicht unterbuttern lassen und hast deine eigenen Erfahrungen gemacht und auch gelernt dabei und darauf kommt es doch an oder?

Ich rede auch mit niemanden über die Krankheit, versuche nach außen hin immer stark zu sein und mir nichts anmerken zu lassen, aber das kostet unheimlich viel Kraft und die habe ich nicht mehr. Ich meinte das mit dem reden eher so, wie wir uns hier austauschenm, also auf gleicher Wellenlänge. Ist eben nicht wie bei einer anderen Krankheit, die wird behandelt und ist dann gut, meistens zumindest, ist aber bei der Depression anders, das ist ja oft eine ganze Lebensgeschichte und Leidensgeschichte, bei jeden anders und nicht greifbar und wie du schreibst, was die Krankheit aus einem macht mit all seinen Folgen.

Hast du dich mal gefragt, wie es gekommen wäre, wenn es nicht über dir zusammengebrochen wäre, ich glaube das da eben auch ein Sinn dahintersteht.

Wünsch dir noch einen schönen Abend
liebe Grüße Rosalie
ChristianeL.

Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von ChristianeL. »

Liebe Rosalie,

ich verstehe Dich gut, Geld ist zwar nicht alles, jedoch ohne geht es schlichtweg nicht.
Das Sicherheitsbedürfnis empfinde ich auch nicht als übertrieben, sondern normal und menschlich.
Das ist doch ein Grundbedürfnis von uns Menschen, besonders wenn Kinder da sind.
Und dieses Gefühl erlebt eine unendliche Bedrohung, wenn man nicht mehr für sich und andere sorgen kann durch Arbeitslosigkeit zum Beispiel.
Dann noch krank zu werden, so empfand ich es, war ein völliges Versagen.
War, nun empfinde ich es nicht mehr so, aber ich werde gerne von Mitmenschen hin und wieder daran erinnert wie gestern zufällig durch meinen Bruder.
Möglicherweise bilde ich gerade eine gute Zielscheibe für seine Unzufriedenheit und Frust in Arbeit und Beziehung, dem entziehe ich mich aber komplett, weil ich zu wütend und verletzt bin und unwiderrufliche Dinge sagen könnte, die den Kontakt beenden könnten.
Das ist ziemlich ambivalent, aber eine bewusste Entscheidung. Ich weiss, wieso er ist wie er ist, und er hat den „kleinen Bruder Bonus“. Er ist irgendwie unglücklich, mag aber nicht sprechen, er macht es auf seine Weise. Er hasst diese gefühlsmässigen Gespräche und Erklärungen, wie meine Stiefschwester, seine Halbschwester, es macht. Ich glaube, ich verstehe ihn, er ist ein toller Mann, vermisst auch seinen Vater, mit dem er jeden Samstag Streit haben konnnte. Auch Liebe irgendwie und sich selber spüren im Kampf mit Papa. Er fehlt unglaublich, da drehen wir alle ein bisschen durch und kommen untereinander nicht klar. Das bin nicht nur ich.

Der Austausch mit Dir ist wirklich schön, ich schreibe immer vor in word, weil ich manchmal zerstreut bin oder die Katze gerade über die Tasten springt, und dann wäre der Text futsch
Es interessiert mich auch sehr, was Du von Dir erzählst, eigentlich ist es ein ganz anderes Leben, aber dann doch wieder nicht. Sehr menschlich eben.

Ich hatte ein bisschen nasse Augen, als Du von Deinem Vater erzähltest. So eine Mischung aus Trauer, die ich ja selber spüre durch meinen eigenen Verlust, und irgendwie Freude. Du hast das auch sehr ruhig beschrieben, es wirkte so, als wärest Du eins mit Dir, und Du warst dabei, als Dein Vater ging.
Mir fehlen da etwas die Worte, um das zu beschreiben, es ist wunderschön einfach.

Was die Therapie betrifft, ja klar, ich weiss exakt, woher die „Störung“ kommt.
Es ist auch keine Bindungsangst an sich, sondern Angst vor dem Verlassenwerden, für mich persönlich ist das jedesmal eine Katastrophe, in meinem Gehirn
Das Wissen darum nützt zunächst nichts, es muss in der Seele ankommen bzw. integriert werden.
Also dieses verletzte Kind in sich selber nicht mehr abzutrennen gefühlsmässig, sondern anzunehmen. Es ist ein sehr schmerzhafter Prozess, weil es bedeutet, die Trauer zuzulassen, die Wut, all den verdrängten Schmerz. Das „innere Kind“ zu versorgen und ihm Zuneigung und Sicherheit verschaffen.
Den Job selber machen also, den früher die Erwachsenen hätten machen müssen, als ich ein Säugling war.

Wenn wir auf die Welt kommen, werden wir, müssen wir, Wärme und Nähe spüren und sofort in unserer ganzen grossen Abhängigkeit als Baby versorgt werden. Es ist sofort eine Kommunikation zwischen Mutter und Kind da, Augen, Berührungen, Nahrung, Sicherheit usw. Baby weint, Mama reagiert, damit sich das Kind nicht alleine fühlt. Du kannst ja noch nicht sprechen und bist komplett angewiesen.
Wenn das ausbleibt, stirbt das Kind nicht unbedingt, aber es könnte passieren.
Es entstehen unglaubliche Ängste und sowas wie ein Überlebensmechanismus bei diesen Kindern.
Sie lernen unbewusst, dass niemand da ist und später, wenn sie älter sind, fehlt das absolut Wichtigste, das Urvertrauen. Es ist einfach nicht da und kommt auch nicht mehr.

Rosalie, ich habe Dich hoffe ich nicht belastet jetzt. Ich wollte es erklären einfach, diesen Mechanismus bei Kindern, wie er sein kann.

Ich bin realistisch, gebe keinem die Schuld mehr, weil ich alle Umstände der damaligen Zeit kenne, und meinen Eltern habe ich schon lange verziehen. Das habe ich für mich gemacht, weil ich inneren Frieden suchte.

Man lebt mit der „Macke“ so wie andere mit ihren und entwickelt andere Fähigkeiten.
Ich reagiere auf Kritik und Missfallen naher Menschen empfindlicher als manchmal angemessen, weil ich nach wie vor in solchen Situationen Adrenalin pumpe und mich schlecht fühle.
Aus diesem Grund setze ich mich so wenig wie möglich diesen Situationen aus, ist ja, wie Du auch sagst, Selbstschutz, ich finde das absolut richtig.

Das wird immer länger hier, beim nächstenmal wieder kürzer, der Abschnitt Kind lag mir sehr am Herzen, da habe ich natürlich einiges zu sagen und ich danke Dir für Deine Frage.

Liebe Grüße

Christiane
Rosenkranz
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Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo liebe Chrissi

Eigentlich hasse ich ja so lange Texte, aber meine eigenen sind in diesem traed von mal zu mal auch immer länger geworden, ich freue mich auch immer wenn du zurückschreibst würde sagen wir unterhalten uns, wenn auch unterschiedliche Leben, auf gleicher Wellenlänge .

Gebe dir recht was du von dem Urvertrauen schreibst, aber wir alle können nicht ändern was wir für Eltern hatten und wie wir aufgewachsen sind. Es ist so das ich heute viele anders sehe, weil ich eben auch die Erfahrung selber gemacht habe Kinder zu haben.

Selber habe ich heute noch manchmal ein schlechtes Gewissen meinen Kindern gegenüber. Manchmal sage ich, wäre es besser gewesen, wenn ich mich gegen Kinder entschieden hätte, weil ich ihnen nie die Liebe geben konnte, die sie gebraucht hätten, besonders bei meinen Sohn, meine Tochter hat sie gewissermaßen eingefordert. Bei uns war es ja noch so, das wir beide arbeiten gingen, damals noch ein Stück Feld hatten und ständig am Haus was gemacht wurde, weil es schon älter ist, da war auch nicht die Zeit da, wenn ich so die heutigen Mütter sehe, die beziehen ihr Geld, lassen teils noch die Männer den Haushalt machen, hab ja nichts dagegen wenn die Männer einbezogen werden aber manchmal ist das schon affig.

Meine Kinder haben nur den Hauptschulabschluss, in der Grundschule habe ich ständig geübt mit ihnen, aber als der o.g. völlige Zusammenbruch kam, war ich fast ein halbes Jahr außer Gefecht gesetzt, da war ich auf Hilfe angewiesen und da haben sie den Anschluß nicht mehr geschafft, da habe ich erstmal erfahren, was die Krankheit aus einen macht. Mein Sohn war auch mehrmal zwischendurch krank, war mehrmals im Krankenhaus bis in Uniklinik und das schlimme daran, körperliche Ursachen konnten nicht festgestellt werden, bedarf wohl keine Worte diesbezüglichhabe eben auch Angst, das sie selber depressiv werden, deshalb rede ich mit ihnen auch nicht drüber, weil ich sie nicht noch zusätzlich belasten will. Hatte ja mit 17 den langen Krankenhausaufenthalt, danach ging es aber einige Jahre ganz gut, das was mir nicht gut tat, darauf habe ich verzichtet und konnte damit einigermaßen gut leben. Selbst damals wußte ich zwar das ich Depressionen habe, aber was wirklich alles dahintersteckt hat mir niemand erklärt, es gab viele Medikamente aber keine Therapiegespräche mit mir.

Bin zwar froh das ich sie jetzt habe und wir uns gut verstehen, aber das schlechte Gewissen bleibt, weil sie was die beruflichen Möglichkeiten anbetrifft, nicht gerade viele Möglichkeiten hatten und haben sich zu verändern und der Verdienst ist dementsprechend niedrig.

Dennoch bin ich stolz darauf, das sie bodenständig geblieben sind, konnten sich als Kind noch über eine Schokolade freuen und andere Kleinigkeiten, mittlerweile muss es bei den meisten schon mit 18 ein Auto sein, geschenkt natürlich, wie soll da die Arbeit noch wertgeschätzt werden. Meine Kinder wissen, das wenn sie etwas haben wollen, sich das Geld verdienen müssen, da lernen sie auch das einteilen und die Pflicht arbeiten zu gehen, ist leider auch nicht mehr selbstverständlich, manche haben sich mittlerweile ganz gut mit Harz 4 eingerichtet und wissen wo sie überall noch zusätzlich was bekommen, sind natürlich nicht alle so - zum Glück. Ich erlebe es ja tagtäglich, wer Bewerbungen schreibt. Meine Kinder habe ich zwar auch beim Autokauf unterstützt, um wenigstens die Zinsen zu sparen, aber das zahlen beide zurück in Raten, sind kleine gebrauchte. Aber bei uns unerlässlich um auf Arbeit zu kommen.

Das mit der Mauer aufbauen hat eben auch Vor- und Nachteile. Der Selbstschutz zum einen - weil (wir) ich sehr sensibel und ängstlich vielen Dingen gegenüber sind. Da kommen aber auch keine Gefühle durch, weder rein von außen, noch von innen nach außen, das hab eben auch Nachteile, wie eben Liebe erleben und weitergeben, das was ich eben auch mit den Kindern meine. Das ist aber glaub auch ein Teil der Depression mit dem Gefühlen bzw. der Gefühllosigkeit bis zur Leere, wo dann die grauen und schwarzen Gedanken kommen.

So jetzt höre ich endlich auf, wenn wir weiter so viel schreiben, können wir das bald als Buch veröffentlichen. Tut aber auch gut wenn man sich versteht.

Liebe Grüße Rosalie
ChristianeL.

Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von ChristianeL. »

Liebe Rosalie,

in anderen threads gehts ja genauso intensiv zu, und wenn man Austausch möchte, wieso auch nicht.
Mir ist aufgefallen, dass wir beide dazu neigen uns für unsere langen Texte zu entschuldigen:-) Müssen wir gar nicht,ich lasse mir z.B. immer Zeit beim Lesen und Schreiben, mache es wirklich nur, wenn ich Lust habe und aufnahmefähig bin. Es gibt ja auch andere Tage, das wechselt ständig.

Es berührt mich, wenn Du von Deinen Kindern schreibst, Du siehst und weiss sehr viel über sie. Wenn ich von mir und meiner Kindheit erzähle, dann meine ich auch eher die Eltern unserer Generation -wir sind ja gleichaltrig, glaube ich-, also die Generation Zweiter Weltkrieg.
Ich beginne heute oder morgen ein Buch mit dem Titel "Seelische Trümmer". Es beschreibt die in den 50er und 60er-Jahren Geborenen im Schatten des Kriegstraumas.
Ich habe schon lange dieses Thema im Kopf und ein grosses Bedürfnis meine Eltern zu verstehen. Doch die letzten Jahre war es nicht möglich, weil das eigene Leid zu gross war.
Ich räume mir aber die Möglichkeit ein das Buch wieder wegzupacken, wenn ich spüre nach ein paar Seiten, dass es mich zu sehr anstrengt o.ä. Mal sehen.

Du hast ein paar Sachen angeschnitten wie Hartz IV, junge Mütter und Väter im Haushalt.
Ich habe die Ansicht, dass es Menschen betrifft, die wiederum eine andere Generation sind.
Und wenn sich junge Frauen und Männer annähern und ganz bewusst die alte Rollenverteilung nicht mehr automatisch akzeptieren, finde ich das gut und richtig.
Ich hätte es mir in den 60ern schon gewünscht, dann wäre vielleicht vieles entspannter und netter verlaufen.

Ich muss aber auch sagen,dass ich froh bin der Hartz IV Maschinerie entkommen zu sein.
Ich habe mich seinerzeit schon über die Begrifflichkeit aufgeregt.Bist Du noch zu gebrauchen, oder bist Du schon Hartz IV, so der Subtext. Geht gar nicht, es ist diskriminierend. Wir brauchen keine weitere Kategorisierung, finde ich.

Meine Mutter ist in Putlitz geboren, kennst Du den Ort ? Das war meine zweite Heimat jeden Sommer zu Besuch.Ich liebte immer die rote Fassbrause, die mein Bruder und ich extra täglich für uns holten in einer kleinen Kneipe nebenan. Und bei der Abreise hatten wir tütenweise Schrippen und Kartoffeln im Kofferraum und bestimmt noch ein paar verbotene Dinge....das gehörte einfach dazu.

Liebe Grüsse

Christiane
Rosenkranz
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Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo chrissi

Mein text war weg, nun muß ich nochmal neu schreiben. Habe mal gegoogelt, wo der Ort liegt, wenn ich den richtigen gefunden habe liegt der in Brandenburg, ich wohne im angrenzenden Sachsen.

Du liegst ganz richtig, meine Eltern sind 35 und 39 geboren, haben den Krieg als Kind miterlebt und danach die Hungersnot. Meine Mutter hat ihre beiden Brüder verloren und ihr Vater kam als Kriegsversehrter wieder, wurde auch nicht alt. Deshalb versuche ich soweit ich kann auch zu verstehen und nicht zu verurteilen.

Das mit dem Harz 4 was ich angesprochen habe meine ich so, deshalb habe ich ja auch geschrieben ich sehe wer Bewerbungen schreibt, viele sehen nicht mehr die Notwendigkeit früh zur Arbeit zu gehen, weil sie sich ganz gut eingerichtet haben mit dem Geld das sie bekommen, da kenne ich viele aus dem Umfeld und wenn ich in ihre Wohnung schaue und dann meine, da frage ich mich hier läuft was schief, das hat nichts mit Neid zu tun. Da gibts aber auch die andere Gruppe, die gern arbeiten würde und nichts findet und sich schämt zur Tafel zur gehen, ist glaub ein politisches Problem, was wir sowieso nicht ändern können.

Sicher, du wärst auch dahingekommen, wenn die Rente angelehnt worden wäre, aber Krankheit ist nun wieder was ganz anderes und so leicht wie das früher war, ist es heute bei weitem nicht mehr. und wenn man krank ist, fehlt auch oft die Kraft, um um die Rente zu kämpfen und so wie du auch geschrieben hast, ist es dir sicher nicht leicht gefallen, Rente zu beziehen.

Was die jungen Mütter betrifft, es ist eine andere Gerneration, es sollte aber zumindest gleichberechtigt sein, viele können heute schon nicht mehr kochen ... und die haben es heute bei weitem um vieles leichter als wir damals. Mußte Windeln noch im Topf kochen, mit der Hand spülen, kennst du ja sicher auch noch, Fertignahrung gab es auch kaum, also wurde es selber gemacht und war obendrein auch viel gesünder. Sicher es wäre leichter für uns gewesen, wenn wir Unterstützung gehabt hätten, die Betonung liegt aber auf Unterstützung, ist zumindest meine Meinung. Jetzt hab ich mich schon wieder gerechtfertig, für das was ich das letzte mal geschrieben habe.

So für heute wars das erstmal bin müde.

lg Rosalie
ChristianeL.

Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von ChristianeL. »

Liebe Rosalie,

ich hoffe sehr, dass keiner von uns irgendwann beginnt sich zu rechtfertigen für eine Ansicht, die man hat.
Dennoch, falls Du Dich unverstanden fühltest von mir, dann sorry bitte.
Ich hatte Dich schon genau verstanden und aufgrund mangelnder persönlicher Erfahrung mit der Materie eher oberflächlich und grundsätzlich geantwortet.
Wenn man wie Du aber direkt damit zu tun hat, ist es schwieriger, Du erlebst die Realität ohne Schnörkel, und das nervt bestimmt oft.
Ich glaube der Grund, weshalb man auch mit wenig Geld teure Sachen haben kann, ist die Möglichkeit alles auf Raten anschaffen zu können. Das ist natürlich fatal, wenn man mit 20 schon ein paar tausend Euro Schulden hat und dann zahlungsunfähig wird.
Ich hatte meinen ersten und einzigen Kredit mit Ende dreissig, naja, und bin leider auch in Zahlungsschwierigkeiten geraten durch Krankheit und Jobverlust, wie ich schon erzählte.
Und die Unbekümmertheit, mit der Banken ganz jungen Menschen hohe Dispos einräumen und Ratenkredite, ist schon bedenklich.
Mir ist aufgefallen in den letzten Jahren, dass die Rechtfertigung der Leute mit Hartz IV grösser
ist als damals, wo es bloss ALG II hiess. Also weswegen man es bekommt, es deckt ja mehrere Bedürfnisse ab. Ich kenne auch Menschen, die mal kurz davor standen Hartz IV beantragen zu müssen und sich deshalb geschämt haben. Sollte eigentlich nicht sein.
Ich hoffe, dass dieses Thema uns nicht verstimmt, es gibt so viele Meinungen dazu, ein Reizthema sozusagen genauso wie die Mann-Frau Sache.

Ich bin ziemlich unruhig und auch bisschen traurig gerade, denn am Samstag findet endlich die offizielle Trauerfeier für meinen Vater statt. Neun Monate nach seinem Tod.
Er war Körperspender der Uniklinik wie ca. 200 Menschen pro Jahr in dieser Stadt, und im Frühsommer gibt es immer zwei Trauerfeiern für alle Angehörigen der Verstorbenen, unabhängig davon, wann sie verstorben sind. Wir sind nun zum 23.06. eingeladen.
Ich weiss in etwa, was auf uns zukommt, es wird sehr schön, musikalisch, man kann sich mit Ärzten unterhalten, und alle Namen der Verstorbenen werden langsam verlesen. Ca. zwei Stunden wird es dauern. Ich nehme viele Taschentücher mit, ich weiss jetzt schon, dass es ganz schwer sein wird.
Aber ich habe die Hoffnung, dass ich mich vielleicht besser fühlen werde danach und meinem Vater so nah sein kann wie es nur geht und es greifbarer wird für mich.
Meine Mutter hatte ca. sechs Wochen nach dem Tod meines Vaters aus der Anatomie die Info bekommen, dass er bereits eingeäschert wurde. Am Samstag gibt es sicherlich viele jüngere Familien, wo das noch nicht der Fall ist beim Angehörigen, also wo noch studiert wird am Toten, das ist viel schwerer, so ein Schwebezustand. Ich bin sehr gespannt.

Keine Rechtfertigung mehr, ok ?

Liebe Grüße

Christiane
Rosenkranz
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Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von Rosenkranz »

liebe Christiane

Ich versuchs!

Das ist wirkliche eine großes Reizthema, glaub das würde hier den Rahmen sprengen, wenn wir uns da weiter auslassen. Mich ärgerts nur, wenn ich mich und viele andere hier auch sich bis zum gehtnichtmehr durchschleppen und die, die gesund sind z.T. gar nicht mehr wollen - aber Ansprüche ans Leben stellen - und wie du auch schreibst, die einen dies beantragen müssen, sich dafür schämen, das sind aber die, die gern arbeiten würden. So nun belasse ichs bei diesen Thema. PS arbeite in keiner Behörde, komme aber mit relativ vielen Menschen in Kontakt, jede Kategorie.

Das mit den Körper spenden für die Wissenschaft habe ich zwar schon gehört, kenne aber niemanden ders schon gemacht hat, bzw. Angehörige, da bist du die erste. Ich nehme an, das das dein Vater vorher schon so entschieden hat. Ich weiß nicht, ob ich das auch könnte. Wenn ich richtig informiert bin, habt ihr dann auch kein Grab, wo ihr mal hingehen könnt, ich meine was greifbares oder bin ich da falsch informiert. Für euch in der Stadt scheint es etwas ganz normales zu sein, aber dennoch mit Respekt und Würde und Offenheit für die Hinterbliebenen. Da hast du ja noch einen schweren Gang vor dir. Ich würde zwar sagen eine einzelne Bestattung ist zwar intensiver und persönlicher, aber in Gemeinschaft zu trauern ist etwas ganz anderes, über so eine Möglichkeit habe ich mir bis jetzt noch nie Gedanken gemacht. Ich denke das hat auch viel mit Aufklärung zu tun und kann mir vorstellen in der Gemeinschaft auch aufgefangen zu werden eben durch die Gespräche. Ich wünsche dir jedenfalls viel Kraft dabei, das alles gut zu überstehen.

Für heute wars das erstmal, bin kaputt von der Arbeit, geh noch Gewächshaus gießen und Hund füttern dann ist das Sofa wieder mein bester Freund.

liebe Grüße Rosalie
ChristianeL.

Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von ChristianeL. »

Liebe Rosalie,

ja, es gibt so eine Art Gemeinschaftsgrab, es ist ein ca. 3m breiter Mamorstein mit der Inschrift "Die Lebenden danken den Toten, Universitätsklinik Sounso", und davor ein breiter Streifen, der für Blumen, Gestecke, Grablichter usw. gedacht ist. Es sind immer frische Blumen da und viele persönliche Gegenstände von Angehörigen wie Fotos, Gedenksteine, neulich stand dort ein kleines rotes Plastikauto.
Die Urnen befinden sich an der Seite unter dem grossen Rasen, über den man läuft. Alles sehr frei und luftig am Ende eines Dorfes ca. 10km von der Stadt entfernt, man kommt prima mit dem Bus hin.

Meine Eltern hatten sich 2002 überlegt, dass sie uns Kinder nicht belasten wollen mit Grabpflege usw.(weil wir alle zerstritten sind) . So machten sie den Vertrag mit der Uni, zahlten beide je € 1250,- und die Sache war erledigt.
Wenn dann der Fall eintritt, wird der Verstorbene in die Anatomie überführt. Dort entscheidet man auch, was mit dem Toten passiert. Die Einzelheiten lasse ich mal weg, kann man sich ja denken.
Mein Vater war 83 und wurde wie gesagt bereits nach 6 Wochen beerdigt.Zu der Zeit war ich noch gar nicht ansprechbar und stand unter Schock, doch war es hilfreich zu wissen, dass er selbst, also sein Leichnam, nicht mehr in der Anatomie ist.
Meine Mutter wird denselben Weg gehen, aber nachdem, was sie nun selbst erlebt hat seelisch, kam sie einige Monate lang ins Wanken, ob sie ihren Vertrag rückgängig machen soll und lieber die "normale" Beerdigung möchte.
Weil sie merkte, wie sehr sie sich quälte und auch ich nicht zur Ruhe kam, weil meine Fantasie mit mir durchging bezüglich der Anatomie in der Uni.
Das ist aber normal, nun, 9 Monate später, bin ich sogar soweit zu sagen, ich mache das auch später.

Ich glaube, es ist sinnvoll, mit den engsten Angehörigen vorher durchzusprechen, wie das alles abläuft.Diese Trauerfeier am Samstag ist für viele Angehörige eine "Beerdigung ohne Leichnam", so wird es auch auf den Internetseiten beschrieben.
Das weicht von allen gängigen Traditionen ab und ist nicht einfach zu verkraften, wenn man Traditionen gewöhnt ist.Es prallen Welten aufeinander, einmal die ganz persönliche Trauer um einen Verlust, auf der anderen Seite die kalte medizinische Seite.Aus diesem Grund hat man hier vor einigen Jahren die Trauerfeier ins Leben gerufen durch die Uni, sie merkten, dass es zu schlimm sein kann für Angehörige.

Ich versuche es morgen mit einiger Distanz zu sehen, habe ich entschieden. Ich möchte mich nicht einlullen lassen von mir unbekannten Menschen, eigentlich begleite ich nur meine Mutter, ich bräuchte das selber nicht mehr.

Nein, ich weiss, dasss Du in keiner Behörde abeitest, Du hattest Deine Tätigkeit umrissen kürzlich, von daher weiss ich das. Aber so dicht an anderen Menschen dran sein, oh man, ich könnte es nicht. Ich würde zu oft wütend werden, glaube ich.

Ich mache nun noch die üblichen Hausarbeiten und Einkäufe, heute abend zum Fussball habe ich Besuch, da müssen Riesensalate her mit Hirtenkäse, der andere mit Thunfisch und natürlich kaltes Bier vorrätig sein.

Bis bald, liebe Grüsse

Christiane
Rosenkranz
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Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo liebe Christiane

Ich hoffe du hast gestern alles einigermaßen gut dem Umständen entsprechend überstanden. Ich finde es jedenfalls gut, das so eine Trauerfeier stattfindest, ich denke es ist gut, das man es mit der Feier sozusagen abschließen kann, diesen teil zumindest und das es eine Stelle gibt wo ihr als Angehörige trotzdem Hingehen könnt, finde sowas wichtig. Kenne gewissermaßen nur das tradionelle. Bei uns hat man sich mittlerweile auch Gedanken gemacht, da die Grabpflege durch die Angehörigen oftmals nicht mehr gegeben ist, weil die Kinder oft weggezogen sind wegen der Arbeit. Da gibt es verschiedene Formen. Es sollte in einem großen Waldgebiet ca. 50 km entfernt von uns ein Friedwald eingerichtet werden, das wurde aber von den Behörden abgelehnt, ich denke aus dem einfachen Grund, das die Friedhöfe der Umgebung ausgelastet werden, da gibt es viele freie Stellen. Unter einen Baum so eine Stelle könnte ich mir auch vorstellen.

Nächste Woche werde ich wahrscheinlich doch zum Arzt gehen und mich krankschreiben lassen, die letzten Tage haben mir ganz schön zugestzt, ich kann kaum noch schlafen ganz abgesehen von den körperlichen Beschwerden. Ich sage eigentlich kaum was auf Arbeit wenn es mir nicht gut geht, habe ein paar kleine Bemerkungen gemacht, da wurde ich von zwein meiner Kollegen nachgeäfft, das muß ich mir glaub nicht auch noch antun, das fand ich unverschämt wenn es einem schon nicht gut geht, es war ja nur "Spaß" ich versteh zwar Spaß, wenn ich aber morgens schon sage, das ich nichtmal eine Stunde geschlafen habe und völlig kaputt bin ist das kein Spaß mehr. Habe langsam das Gefühl da ist Berechnung dahinter. Mit meinen Mann kann ich über so was auch nicht reden also mache ich es wieder mit mir alleine aus, wie immer. Ich habe es so satt. Hoffe das ich dann wenigstens ein bißchen zur Ruhe komme und nicht noch mehr Abstürze, wenn es mir denn alles bewußt wird.


Ich wünsche dir noch einen schönen Sonntag
liebe Grüße Rosalie
ChristianeL.

Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von ChristianeL. »

Liebe Rosalie,

ich glaube, Du tust gut daran Dich für eine Weile krankschreiben zu lassen.
Du klingst sehr unglücklich und erschöpft und dann noch der Schlafmangel. Da fällt einem das Denken schwer, jeder "gutgemeinte Scherz" der Kollegen trifft Dich hart, weil Du Dich gar nicht wehren kannst gerade.
Hast Du einen Arzt Deines Vertrauens ?
Das wäre schön, wenn Du wirklich eine Weile zuhause bleiben und Dich erstmal richtig ausschlafen könntest. Sei es am Nachmittag ein paar Stunden, wenn Du nachts damit Schwierigkeiten hast, nur schlafen eben, damit Du Dich etwas erholst.

Ich hoffe ich bedränge Dich nicht, glaube nur, dass ausreichend Schlaf und Erholung Priorität haben jetzt. Das weisst Du ja bestimmt.
Ich habe das früher manchmal auch ignoriert, durchhalten eben, und eine Weile hält man es auch durch. Wozu eigentlich ? Das fragte ich mich oft, für wen ?
Deine körperlichen und seelischen Beschwerden sind real und werden eher schlimmer. Also, ab zum Doc, liebe Rosalie.

Die Trauerfeier hat mich sehr mitgenommen im positiven Sinn, ich liess mich irgendwann innerlich fallen und konnte die Tränen nicht mehr aufhalten. Da waren Ängste und Schmerzen und gingen wieder.Die Trauerfeier selbst mit rund 350 Menschen war unglaublich schön. Ich werde lange davon zehren und bin dankbar, dass ich nicht gekniffen habe vor der Angst vor dem Unbekannten.

Hier im Norden regnet und windet es seit Stunden, und weil ich im Erdgeschoss wohne, schaue ich ab und zu nach, ob die Haustür dicht ist.Eigentlich unbegründet,aber man hat so seine Macken, und die müssen gepflegt werden.

Liebe Grüsse, ich drücke Dir die Daumen.

Christiane
Rosenkranz
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Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von Rosenkranz »

Liebe Chrissi

Bin froh, das du alles gut überstanden hast, ich denk, dass so eine Feier, egal welcher Art, auch ein Teil der Trauer und des Abschiednehmens ist. So kannst du irgendwann damit abschließen. Das es schön war umsobesser.

Es kostete allerhand Überwindung heute früh auf Arbeit zu sagen, dass ich zum Arzt gehe und morgen nicht auf Arbeit komme, dasselbe mußte ich bei meiner Einsatzstelle machen, die waren alles andere als begeistert, das sind so die Anrufe die ich überhaupt nicht gerne mache, aber ich habe es geschafft. Bin dann heute nachmittag zum Arzt und vorerst die nächsten 14 Tage krankgeschrieben, ist glaub das beste, was ich in dieser Situation machen konnte. Jetzt kann ich endlich mal ausschlafen, vorausgesetzt ich kann schlafen, jedenfalls ist der Leistungsdruck weg. Die Pfronten auf Arbeit sind auch geklärt, meine Kollegin hat sich heute früh entschuldigt bei mir, es geschehen noch Wunder, hab ja auch genug Angrifffläche gegeben und war gereizt, hätts wahrscheinlich gar nicht so weit kommen lassen dürfen, ich hab ja immer den Krankenschein abgelehnt und wer nicht hören will muss fühlen, aber besser so als wenn noch schlimmer gekommen wäre.

Nun heißt es Nerven behalten, es ist so, wenn ich zu Hause bin, bin ich erstmal erleichtert und geht mir einigermaßen gut, wenn ich dann aber alles realisiere dann rutsche uns unheimlich schnell ab und davor habe ich Angst, da erkenne ich mich selber nicht wieder. Obwohl ich gewissermaßen mit beiden Beinen im Leben stehe heute, sieht das morgen ganz anders aus, da traue ich mich kaum noch aus dem Haus, geschweigedenn gehe einkaufen usw. da kenne ich mich selber nicht mehr, da bin ich wie gefangen in mir selber, ich weiß nicht ob du sowas auch kennst.

Sie ist gewissermaßen auch für Krankenhaus, um mal von allen Abstand zu bekommen, konnte mich aber noch nicht durchringen, wenn ich mich dafür entscheiden würde, bräuchte ich bloß anrufen und sie würde sich kümmern, erstmal die nächsten Tage abwarten, lasse da noch alles offen. Ich weiß zwar das es mir nicht gut geht, aber ich finde noch zu gut für Krankenhaus, da ging es mir die letzten beiden Male noch schlimmer und noch dazu im Sommer eingesperrt zu sein, da kann ich mich gar nicht anfreunden (ich weiß faule ausreden).

So bist erstmal auf dem neuesten Stand. wünsch dir noch einen schönen Abend.

lg Rosalie
ChristianeL.

Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von ChristianeL. »

Liebe Rosalie,

was ist da alles passsiert bei Dir innerhalb kurzer Zeit !
Auf der Arbeit und der Einsatzstelle klar gesagt, Du kommst nicht. Deine Kollegin hat sich noch entschuldigt, und Du warst beim Arzt. Wenn das nichts ist.
Sei ruhig stolz auf Dich, es hat Dich sehr viel Mut gekostet, Du hast es dennoch durchgezogen für Dich selbst.

Ich glaube, ich weiss, was Du meinst, wenn Du erstmal alles realisierst, geht es Dir schlechter und schaffst es kaum aus dem Haus. Ich nehme an, es ist viel Angst, die Du fühlst, welche durch die tägliche Arbeit und Ablenkung zeitweilig nicht spürbar ist.
Letztlich bist Du der Mensch, der entscheidet, ob Du z.B. in eine Klinik gehst oder nicht.
Vielleicht fühlst Du Dich auch in zwei Wochen besser und stärker, wer weiss.
Ich denke, Du wirst spüren, was Du brauchst, ich wünsche es Dir.

Ich habe auch sehr oft Angst im täglichen Leben, habe aber natürlich den Vorteil, dass ich sie nun nicht mehr gewaltsam wegdrücken muss, um öffentlich wie im Job funktionieren zu müssen und ständig in Gefahr bin, dass ich „auffliege“, dass man es mir ansieht, dass ich den Umgang mit Menschen und Zahlenkolonnen und Terminanforderungen nicht mehr schaffe.
Manchmal erwischt mich das kalt, gestern noch alles in Ordnung, und einen Tag später bin ich unglücklich und bekomme überhaupt nichts hin. Dann verkrieche ich mich auch.

Ich hoffe Du konntest zwischenzeitlich mal besser schlafen.

Liebe Grüße
Christiane
Rosenkranz
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Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo Christiane

Danke für deine mitfühlenden Worte.
Glaub du trifft es genau auf den Punkt.
Ja es hat unglaublich viel Überwindung gekostet zu sagen, das ich nicht komme, ist eben anders als bei einer anderen Krankheit, den Hintergedanken im Kopft vielleicht gehts noch eine Weile, irgendwie. Aber ich habe mich dennoch durchgerungen, es ist ja nicht nur die Krankheit selber, ich fahre ja täglich mehrere Stunden mit dem Auto und die Gedanken waren oft nicht dort, wo sie sein sollten und es waren Phasen dabei, wo es mir echt schlecht ging und ich nicht wußte was ich machen sollte.

Habe letzte nacht zumindest besser geschlafen, aber nur weil ich wieder anfange Valdoxan zu nehmen, das bringt mich etwas runter, dafür ging es mir heute früh ziemlich schlecht, was ich teilweise auch aufs Medi schiebe, deswegen habe ich es abgesetzt. Aber irgendwie muß ich ja mal zur Ruhe kommen. Momentan falle ich immer wieder in Phasen, wo es mir nicht gut geht, hab obendrein so ein blödes Gefühl im Kopf, kann ich gar nicht richtig beschreiben ist unheimlich, wie gar nicht richtig da sein, dann gehts wieder eine Weile. Versuche immer ein bißchen was zu machen, dann lege ich mich aber auch wieder hin, gestern abend bin ich mit dem Hund eine Runde gegangen, das tat mir gut.

Wenn ich arbeiten bin habe ich sozusagen ein solides Gerüst. Austehen, Duschen, Frühstücken, Arbeit, da ist das selbstverständlich und es steckt das muss dahinter, natürlich kann man auch mit Arbeit die Probleme verdrängen, geht eben nur eine bestimmte Zeit gut, weiß ich alles ja eigentlich. Jetzt ist das muss weg, da kann ich und das fällt mir unheimlich schwer, besonders wenn es einem sowieso nicht gut geht. Die Angst wird jetzt spürbar, das Leben selbstbestimmt Leben und die Zeit sinnvoll ausfüllen, hab das Gefühl, das ich das vor langer Zeit aus der Hand gegeben habe, hab das vor einiger Zeit mal so bezeichnet ich lebe nicht mehr - ich lasse Leben und jetzt muß ich das selber in die Hand nehmen, verstehst du wie ich das meine.
Ich konnte am Montag mit meiner Ärztin einigermaßen gut drüber reden, ist sonst oft anders, bei meinen Neurologen war ich nur ein Häufchen Elend, da habe ich höchstens zwei Sätze rausgestammelt, mehr ging nicht.

Wenn es mir schlecht geht würde ich am liebsten in die klinik gehen, wenn es wieder besser ist, dann doch nicht, da sage ich mir es hilft mir mehr, wenn ich nach und nach die Wohnung wieder in Ordnung bringe und die Türen stehen offen jederzeit, auch wenn ichs nicht nutze rauszugehen, bin die Freiheit ja gewöhnt, zumindest die Möglichkeit ist da. Die Klinik würde mir ja auch wieder das Leben abnehmen. Es ist ja auch so, es ist keine normale Klinik, es ist die Psychiatrie, wie die noch bezeichnet wird muß ich ja nicht extra noch schreiben. So lange ich dort war, hat es mich zumindest nicht gestört, wenn du wieder draußen bisßt, mußt du wieder unter die Leute und auf Arbeit und da gibts zum Teil viele Vorurteile, habs ja schon zweimal durch auch davor habe ich Angst. Bei allen Entscheidungen ist bei mir das für und wieder und _Entscheidungen treffen war noch nie eine große Stärke, da lebe ich immer wieder in einem Zwiespalt, auch das macht mir das Leben schwer. Warum ist denn das Leben so schwer oder besser gesagt, warum mache ich es mir so schwer.

Meinen Mann habe ich erst gestern früh gebeichtet das ich 14 Tage zu Hause bin. Da war erstmal einen Tag Funkstille, Ich wußte nicht, ist er überfordert, das es wieder so weit ist oder kommt er nicht klar, das ich zu Hause bin, heut früh hab ich gesagt, redest du jetzt nicht mehr mit mir, jetzt redet er mit mir zumindest wieder, was in ihm vorgeht weiß ich aber trotzdem nicht.

Freue mich immer, wenn du wieder schreibst, auch weil du mich verstehst, was ich ausdrücken will.

Liebe Grüße Rosalie
ChristianeL.

Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von ChristianeL. »

Liebe Rosalie,

für mich klingt es nach tiefer Erschöpfung, wenn Du schreibst nicht richtig da sein und blödes Gefühl im Kopf usw. Hast Du jemanden wie Psychotherapeuten oder psychosoziale Beratungsstelle in der Nähe ?
Es muss nicht immer gleich Klinik sein, das ist klar.
Ich habe noch nach wie vor gestreckt über viele Monate alle paar Wochen eine Sitzung bei meinem Therapeuten.Ich habe nach diesen Jahren intensiver Therapie zwar nicht mehr das Bedürfnis wöchentlich mit ihm zu sprechen, aber ich kann auch nicht komplett losgelöst von irgendeiner Art psychologischer Betreuung leben. Und das muss ich auch nicht, ich empfinde es als normal ,und es gibt mir mehr Sicherheit im Ganzen.
Verstehst Du, was ich Dir sagen möchte ?
Ich nehme an, Du versuchst vieles ganz allein, tagtäglich stösst Du irgendwo an Deine Grenzen.
Und immer schwebt das Ungeheuer „Klinik“ über Dir. Das muss doch gar nicht sein, es ist nur eine Oprion.

Du hast mehrmals in Deinen Beiträgen Deine Furcht vor dem Eingesperrtsein in der Klinik erwähnt. Das liegt sicherlich an Deiner Erfahrung von damals.
Auf Akutstationen ist es ja auch so, weil die Patienten oft gefährdet sind.
Weisst Du, innerhalb der letzten 11 Jahre habe ich drei Aufenthalte gehabt in verschiedenen Kliniken. Und es war jedesmal anders, weil meine persönliche Situation jedesmal anders war.
Der längste mit 3 Monaten war in Bad Oeynhausen, einer klasse Reahklink, in die ich fuhr, um die grosse Erschöpfung, die zu dem Zeitpunkt schon eine akute Depression war, behandeln zu lassen.
Was ich sagen will ist, dass man keinen Opferstatus hat, wenn man irgendwo hingeht, um sich helfen zu lassen.
Mit Rücken- oder Knieproblemen könnte man genauso gut in die Situation kommen Kliniken aufzusuchen, platt gesagt.
Ich verstehe aber gut, was Du sagst mit Deiner Umgebung. Das erleben leider zu viele psychisch kranke Menschen überall. Eine Furcht oder Ablehnung von den „Anderen“, und mit Depressionen hocherhobenen Hauptes in eine Klinik zu gehen, passt ja sowieso nicht zusammen.
Es ist ein sensibles Thema, und es nervt mich genauso, wenn man die eigene Krankheit oder deren Behandlung erklären muss.
Ich mache das schon lange nicht mehr, es ist zu kompliziert und hilft auch gar nicht, habe ich festgestellt.

Heute abend habe ich Besuch zum Fussball eingeladen, aber nur eine liebe Person, ein anderer traut sich nicht mehr zu kommen, habe ich gehört. Habe keinen Korn da.
Gestern um halb neun abends klingelte es bei mir, und drei Menschen, eine Frau, sie ist Verwalterin des Grundstücks, und zwei Nachbarn, standen angetütert vor meiner Tür und wollten rein und Spanien-Portugal schauen bei mir.
Da habe ich meinen freundlichen Grobian wieder ausgepackt und verwies auf deren Wohnungen, die doppelt so gross sind wie meine, dass sie die vollqualmen können.
Ich bin auch fast pleite am Monatsende, hatte nichts im Haus für die Leute. Sie wollten Bier und Wein, bringen jedoch nichts mit.
Ich hoffe, Du erahnst meinen Humor dahinter, es ist EM, und seit zwei Wochen habe ich das Gefühl, ich lebe in einer WG.
Wahrscheinlich bin ich heute die Böse im Hof. Macht aber nichts, das wechselt ständig hier.

Liebe Grüße
Christiane
Rosenkranz
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Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von Rosenkranz »

Liebe Christiane

Hast du richtig gemacht, mit dem vor der Tür stehen lassen, es sollte immer ein geben und nehmen sein, sie wissen ja sicher um deiner Lage und können sich denken, daß du geldmäßig keine großen Sprünge machen kannst. Bloß gut das das immer wieder wechselt auf euren Hof, damit du nicht immer das schwarze Schaf bist.
Vielleicht schaue ich mir das heute auch an, na mal sehen, bin eh alleine.

Hab mir heute paar kleine Ziele gesetzt, war in der Werkstatt wegen meinem Auto, mo schaffe ich es weg bekomme es aber nachmittags wieder. war in der Apotheke und war einkaufen und habe Benzin für den Rasenmäher geholt, sowas mache ich sonst nebenbei, heute war es ein Alptraum, aber ich habs geschafft. Jetzt bin ich unendlich müde und verbringe die meiste Zeit auf dem Sofa. Hab heut Kallwas, die Psychologin auf Sat 1 geschaut, da kam was von Lebenssinnkrise, komme mir auch so ähnlich vor, keine Freunde, keine Hobbys, keine Perspektive, keine Träume und Perspektiven, vielleicht doch keine Depression?

Zur Zeit bin ich nicht in psychologischer Behandlung, habe letztes mal kurz vor Ende abgebrochen, was sonst eigentlich nicht meine Art ist, aber die Umstände waren nicht gut damals. Hab mir trotzdem heute den Mut gefasst und dort angerufen, habe nächsten Mittwoch nachmittag einen Termin und da reden wir zumindest erstmal drüber, hätte es auch verstanden, wenn er abgelehnt hätte, na mal sehen wie er die Lage einschätzt und ob es Sinn macht weiter zu machen, ist damals ein bißchen unglücklich zu Ende gegangen., muß ehrlicher weise auch sagen, das ich kein einfacher Patient gewesen bin, hab viel zu oft zugemacht und niemanden an mich rangelassen, er hat auch gesagt, das ich viel zu beherrscht bin, konnte keine Gefühle zulassen, war total festgefahren. wie im normalen Leben auch. Habe es bei den vorhergehenden Therapien auch so gehalten wie du erst wöchentlich, dann mit immer größer werdenden Abständen, ich wollte mich gewissermaßen auch nicht abhängig machen davon, habe hier im Forum schon mehrmals gelesen, das die Welt zusammenbricht, wenn mal Urlaub ist oder die Therapie zu Ende ist.
Das wollte ich mir ersparen, es ist aber jeder anders und jeder hat andere Probleme und eine andere Vergangenheit, deshalb akzeptiere ich auch die anderen wie sie sind.

Waren die Klinikaufenthalte bei dir immer Rehakliniken oder auch Psychiatrie. Ich weiß nicht wie es heute da ist, damals war die Hauptbehandlung Medikamente, Einzelgespräche fanden gar keine statt, ein bißchen Ergotherapie und das war es auch schon, ist vielleicht heute anders, würde mir dann nur bedingt helfen. Dort gibt es aber eine Tagesklinik als Anschluß, die soll zumindest gar nicht so schlecht sein. Die Schwester meiner Kollegin war dort, allerdings nur Tagesklinik, da sind aber die Wartezeiten sehr lange. Für mich wäre das richtige ein zwischending zwischen Reha und KH, weiß nicht ob es sowas überhaupt gibt. Intensive Therapie aber auch Ruhepausen, letzteres hatte ich in der reha nicht, ging von früh sieben bis fast zum Abendbrot.


Liebe Grüße Rosalie
Herd04
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Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von Herd04 »

Hallo, liebe Rosalie (und natürlich auch liebe Christiane),
ich lese euren Dialog schon eine Weile mit und erkenne mich in vielen Dingen wieder.

Mein Beitrag hat jetzt nur einen praktischen Charakter, und der bezieht sich auf eine mögliche Klinik für dich, liebe Rosalie.
Wir kommen beide aus dem gleichen Landkreis.Also nehme ich an, dass du von der Klinik sprichst, die ich ziemlich gut kennengelernt habe.Da gehören zu den psychiatrischen Stationen die Tagesklinik und die Institutsambulanz.
Ich fühlte mich schon 2003/04 sehr gut aufgehoben und verstanden, hatte das komplette Programm mit Einzelgesprächen, Gruppengesprächen, Therapien. zwischendurch Tagesklinik, aber da war die Belastung wegen des Fahrweges zu hoch, musste mehrmals umsteigen. Nach meiner Entlassung damals wurde ich noch über 2 Jahre in der PIA betreut.
Das ist aber nicht die Regel.
Als die Krankheit 2010 zurück kam, habe ich nicht lange gezögert und mich einweisen lassen. Es hat mir wieder gut getan, obwohl ich nicht so viele Einzelgespräche, dafür eine spezielle zu mir passende Therapie mit dem Oberarzt hatte.
Ich war auch nicht eingesperrt, durfte nur das Krankenhausgelände nicht verlassen. Das empfand ich nicht so schlimm, da ich spazieren gehen konnte usw.
Ich weiß auch, dass es sehr lange dauert, einen Platz in der Tagesklinik zu bekommen. EVtl. klappt es eher, wenn man erst auf Station war, aber das weiß ich nicht.

Wenn ich mich hier jetzt reingedrängt habe, dann lies einfach drüberweg. Ansonsten kannst du mich auch alles fragen, vorausgesetzt, es ist die Klinik, die ich meine.

LG,E.
Rosenkranz
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Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo liebe KE

hast dich meinerseits nicht reingedrängt, danke dir für deine ausführlichen Zeilen.
Ich nehme an du redest von der Elbl.kl. Rad.
Das wäre die Klinik, wo mein Arzt gesagt hat, das er nur darauf Zugriff hat, was mir aufgrund der Entfernung zumindest auch recht wäre, so wie du die Klinik beschreibst hat sich da wohl einiges überhaupt in der Psychiatrie geändert, als ich das letzte mal in der Klinik war, gabs diese Klinik zumindest die Psychiatrie noch nicht. War im Bezirkskrankenhaus A. Dort war der jetzige Chefarzt der R. Klinik mein behandelder Arzt, also eine vertraute Person zumindest.
War jedesmal auf der geschlossenen, das erste mal hatte ich zumindest den Vorteil, das ich als es mir besser ging die ganzen Botengänge gemacht habe, Post holen, Labor... dort gabs ja mehrere Kliniken. Beim zweiten mal durfte ich nur raus wenn ich jemanden hatte der mit rausgeht und da sah es nicht so rosig aus. Das es Therapie gibt wäre mir zumindest in meinen jetzigen Zustand sehr wichtig und möglich. Hab heute einen Termin beim Psychologen gemacht, da besprechen wir zumindest erstmal wie es weitergeht und welche anderen Möglichkeiten noch in Frage kommen, kennt meinen momentanen Zustand nicht war das letzte mal glaub vor 2einhalb Jahren dort, da gibt es auch noch Klärungsbedarf betreffs ende der letzten Therapie. Wenn es auf ambulande Therapie hinauslaufen sollte, da müßte er einen Schlagbohrhammer mitbringen um an mich heranzukommen und das ist das was er nicht unbedingt will. Im jetzigen Zustand wäre zumindest einiges möglich da meine Fassade ganz schön bröckelt, somit bin ich angreifbarer, verletzlicher aber auch emotionaler und gefühlsmäßig erreichbarer.

lg Rosalie

PS. hab schon gelesen das du aus dem LK meissen kommst, kann du das bißchen eingrenzen, will nicht den konkreten Ort wissen, Anfangsbuchst. des nächstgrößeren Ortes reichen, natürlich nur wenn du willst.
Komme aus einem Dorf in der Nähe von Lo. 23 am ende PLZ.

lg Rosalie
Herd04
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Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von Herd04 »

Liebe Rosalie,

genau die Klinik meine ich. Mit dem Chefarzt hatte ich durch die Visiten auch zu tun. Meine behandelnden Ärzte, der damalige Stationsarzt (leitet jetzt die PIA und ist Oberarzt der Tagesklinik) und der Oberarzt haben mir am meisten geholfen.
Natürlich ist es immer schwer zu raten, denn bestimmt gibt es Patienten, die nicht so gute Erfahrungen wie ich gemacht haben. Aber die gibt es wohl überall. Ich würde jederzeit wieder hingehen, wenn ich wieder in die Klinik müsste.
So, wie du deinen derzeitigen Zustand beschreibst, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass es mit 14 Tagen Krankschreibung getan ist.

Ich wohne von dir aus gesehen auf der anderen Seite der Elbe. Ist dir WACKER ein Begriff?

Ich hab schon überlegt, ob ich mein Profil mal öffne, sodass du Fragen usw.auch per E-mail an mich schicken könntest, wenn du das möchtest.

Wie war es denn beim Psychologen?

LG,E.
ChristianeL.

Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von ChristianeL. »

Liebe Rosalie,

danke. Der Rauswurf hatte sich auch gelohnt, wir haben verloren.
Mich stört, dass in meinem an sich sehr schönen Wohnhaus (nur 19 Mieter auf 16 Wohnungen) der Alkohol manchmal eine zu grosse Rolle spielt, gerade im Sommer. Dennoch ist die kleine bunte Mischung im Haus richtig für mich,ich bin nur allgemein etwas zurückhaltend und keine "Partymaus" mehr wie als junger Mensch.
Aber lebendig ist es allemal, es könnte wirklich schlimmer sein.

Da ich im Norden zuhause bin, war mein erster Aufenthalt 2001 eine grosse Klinik in der Nähe. Ich landete auf einer damals ganz neuen Station, wo überwiegend Depressionskranke waren, es war noch nicht ausgereift und die Abteilung eher klein familiär, mit selber Frühstück, Mittag und Abendbrot herrichten von den Patienten usw. Ich war irritiert und ängstlich und hatte ausser brav die Medis nehmen auch nicht viel mehr erfahren an Hilfe.
Nach sechs Wochen kehrte ich über das Hamburger Modell ins Berufsleben zurück.

Nach fünf weiteren Jahren, also 2006, ging dann nichts mehr bei mir, ich war ein paar Wochen krankgeschrieben, und mit Hilfe der Psychiaterin und der KK schickte man mich nach NRW in eine andere Klinik zur beruflichen Rehabilitation.
Diese Klinik war völlig anders, denn es war keine Psychiatrie. Die Programme waren auf alle Arten psychischer Beschwerden ausgerichtet. Die Klinik ähnelte eher einem Hotel, es war angenehm, sehr professionell und leicht für mich drei Monate dort auszuhalten. Drei Monate deshalb, weil ich nach sechs Wochen um eine Verlängerung bat und sozusagen eine zweite Runde drehte.
Die Therapien waren einzeln, in Gruppen,
und es gab individuelle Dinge wie "Dauerdusche" oder Massagen etc. Ich hatte mich z.B. für Wassertherapie entschieden und ausser der Gestaltungstherapie in der Gruppe viermal wöchentlich für die Einzel-Gestaltungstherapie entschieden.
Das sind nur Bespiele, aber das war der grosse Unterschied zur reinen Psychiatrie.

Der dritte Aufenthalt 2009 war kurz, nur zwei Wochen, ich sah es als Krisenintervention, weil ich zu dieser Zeit heftige Panikattacken hatte. Einen Monat zuvor hatte ich eine Not-OP in der Uni am Unterleib, es war eine knappe Sache, somit hatten die Panikattacken einen handfesten Grund.
Seither geht es besser, doch ich würde nicht zögern in einer seelischen Notsituaion nochmal in eine Klinik zu gehen.

Jetzt hast Du einen Überblick, doch es ist bei jedem anders. Solche Schilderungen sind sehr subjektiv, ich weiss nicht, ob das wirklich hilft.

Ich finde es übrigens auch nicht schlimm, wenn sich jemand einklinkt hier, im Gegenteil !

LG
Christiane
Rosenkranz
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Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo KE

Da können wir uns ja gewissermaßen zuwinken. Weiß wo das ist.

Das das nicht mit 14 Tagen getan ist, glaube ich auch nicht, bin letztes Jahr 3einhalb Monate krank gewesen und dann nochmal 4 Wochen im November. Durch den Arbeitgeber wird unheimlich viel Druck gemacht, wenn du länger krank bist, hab ich glaub oben schon mal geschrieben, wie dann die Vorgehensweise ist. Es wird zunehmend auch zu Hause angerufen und Druck gemacht, hab ich auch schon durch, deshalb ist es auch nicht leicht länger krank zu sein, da stehst du eher als du willst auf der Abschussliste. Dennoch, so wie es jetzt ist kann es auch nicht bleiben. Ist irgendwie kein Leben mehr und auch kein Fortschritt in Sicht.

Ich mußte erstmal selber lesen, was ich geschrieben habe, der _Termin beim Psychologen ist erst nächste Woche.

Es ist für mich zumindest beruhigend was du über die Klinik geschrieben hast, also nicht nur Medis sondern auch konkrete Hilfe angeboten wird. Das war bei mir nicht so. Geb dir recht, das jeder seine eigenen Erfahrungen machen muß. Hab trotzdem vor dem Schritt Angst.

Meine Tochter hat mir vor einiger Zeit den Windows Live Messenger eingerichtet, hast du so was auch?

liebe Grüße Rosalie
Rosenkranz
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Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo Christiane

Hab deshalb auch erstmal geschrieben meinerseits, habe ich nichts dagegen wenn sich jemand einklingt, wollte da erstmal nur für mich sprechen, das du das genauso siehst ist gut.

Weiß nicht ob ich das schon mal geschrieben habe, habe neben Krankenhaus auch Reha 2 mal gehabt, die beiden Rehas waren aber nicht zu vergleichen, die erste tat mir gut, die zweite hat mir nicht viel gebracht. Jetzt wäre es sicher nicht sinnvoll, aufgrund des jetzigen Zustandes, die wartezeit war über ein halbes Jahr bei beiden.

Das schlimmste ist jetzt, das ich viel alleine bin, aber das ist eben auch das, das ich wieder einen Sinn finden muß und endlich loslaufen muss um die Leere zu füllen, von alleine wird da nix. Es ist eben so, ich bin jetzt mit mir selber konfrontiert, sonst habe ich das verdrängt, ist eben keine Lösung.

Versuche jetzt wenigstens die Medis konsequent einzunehmen.

Liebe Grüße Rosalie
Herd04
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Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von Herd04 »

Hallo Rosalie,
nein ,so einen Live Messenger habe ich nicht.
Ich muss jetzt dumm fragen - ich weiß, dumme Fragen gibt es nicht - , ob das so etwas wie skype ist.

Zuwinken wäre keine schlechte Idee..., aber wer weiß, wer dann zurück winkt. Aber wie gesagt, die E-mail-Möglichkeit besteht ja auch noch.

Das, was du da so schilderst über die Situation am Arbeitsplatz und den damit verbundenen Druck, finde ich ungeheuerlich. Und es ist schade, dass ich da keinen Rat weiß. In der Beziehung hatte ich doch noch ziemliches Glück, denn ich wurde nie bedrängt und muste keine Angst vor einer Entlassung haben. Ich vermute nur, was du beruflich machst und denke, dass dieser Bereich auch zum öffentlichen Dienst gehört. Hast du denn einen Grad der Behinderung ? Ich ja - 50%- und die Behindertenvertretung hat mir immer ihre Unterstützung angeboten bzw. gegeben.
Was könnte denn jetzt schlimmstenfalls geschehen, wenn du länger krank wärst ?

Ich finde das so schlimm, dass so ein Druck ohne Rücksicht auf die Menschen ausgeübt wird.

Vor kurzem hattest du geschrieben, dass dein Mann nicht so erfreut auf die Krankschreibung (Ist es nun wieder mal so weit?) reagiert hat. Würde er sich denn mal näher mit der Krankheit beschäftigen, oder blockt er da gleich ab?

Ich bin schon froh, offen über die Depressionen sprechen zu können. Das heißt, wenn es mir schlecht geht, kann ich es sowieso nicht verstecken. Manchmal habe ich mich schon gefragt, wie mein Mann das aushält. Na ja, ich sage mir immer, ich werde für meine erste Ehe mit, in der Jähzorn und Alkohol ständig auf der Tagesordnung standen, mehr als entschädigt. Das ist für mich großes Glück.

Ich will da nichts versprechen, aber so ein Klinikaufenthalt würde doch für dich auch Abstand vom Alltag und Ruhe bedeuten. Ich habe gelesen, dass du auch so viel Arbeit durch Haus, Grundstück...hast.

Mein Eindruck ist der: Wenn du selbst ernsthaft darüber nachdenkst, ist es auch richtig, in die Klinik zu gehen.

LG, auch an dich, liebe Christiane, E.
Rosenkranz
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Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo liebe KE

Also erstmal auf dumme Fragen gibts natürlich auch dumme Antworten. Skype ist glaub so das du siehst mit wem du dich unterhälst bzw. schreibst, dumme Antwort deshalb weil ichs auch nicht so genau weiß. Das was ich habe, da gibts verschiedene formen, bekannteste ist wohl facebook. Das was ich habe hat meine Tochter mir eingerichtet, um Telefonkosten zu sparen, da sie nur Handy haben. Also da kann ich mich mit ihr richtig unterhalten aber in Schriftform und nur wir beide so das keiner mitlesen kann, ist ein hin und her ohne immer was öffnen zu müssen.

Wir waren öffentlicher Dienst und werden weiterhin ähnlich behandelt, mittlerweile sind wir AG und börsennotiert, deshalb auch der Druck, die Aktionäre wollen Rendite.

Habe Schwerbehinderung 30% bin 50 % gleichgestellt, wenn du aber öfter lange krank bist und keine Besserung in Sicht ist können sie dir auch kündigen, das weißt du ja sicher auch eine Alternative gibt es nicht, wenn ich mich auf eine Ausschreibung beworben habe, würde ich schon zweimal vorab rausgesiebt von den Stellen im Verwaltungsbereich gibt es nur noch sehr wenige, habe aber einen Verwaltungsberuf erlernt, müßte zumindest das Computermäßige neu lernen, Hab nach der Wende öfter Lehrgänge gemacht, wo die ersten Computer kamen aber mit heute nicht mehr zu vergleichen, das schlimme, wenn mir meine Tochter was erkärt, hab ich schon nach 2 Minuten wieder vergessen. Schlimmstenfalls könnte passieren, das ich zur Betriebsärztin muss um meine Tauglichkeit für den Beruf zu prüfen, das wäre glaub mein aus. Das wurde mir dieser Tage bereits im anderen Zusammenhang angedroht was zu dem zeitpunkt unbegründet war. War ich schon mal als ich wechseln mußte in die jetzige Arbeit, da war es noch ein anderer Arzt, mit dem ich mich ganz gut unterhalten konnte, der hat damals schon gesagt, wenn ich das reinschreibe, was sie mir gesagt da kann es passieren, das ich von vornherein nicht geeignet bin, also wurde der Bericht so geschrieben das es möglich ist, mit meinem Einverständnis. Da waren noch andere Zeiten. Jetzt würde ich mir genau überlegen was ich sage, so nach dem Motto alles was sie sagen kann gegen sie verwendet werden. Deshalb wäre mir eine erneute Therapie auch wichtig um solche fragen zu klären was ich verpflichtet bin zu sagen. Auch was die Medis betrifft wegen Auto fahren.

Ich denke mein Mann weiß in bestimmten Punkten was eine depression ist, er hat seinen Vater dadurch verloren S. nachdem seine Mutter ein Jahr vorher verstoren ist.
Mein Mann war damals glaub noch nichtmal 20, haben aber die ganze Bandbreite vorher miterlebt, da ist sicher auch Angst dabei, sich damit auseinandersetzen zu müssen.
Muss aber auch sagen es ist nicht einfach mit ihm, ich will ihm auch nicht die Schuld geben, aber es könnte vieles leichter und erträglicher sein. Aber andererseit frage ich mich auch, wie er es mit mir aushält.

Vom Verstand her weiß ich das ich was machen muß, wo die klinik wahrscheinlich momentan die beste Lösung wäre auch um andere Dinge abzuklären, aber ich sehe eben auch das danach ich muß wieder auf Arbeit und muß wieder meinen Kunden gegenübertreten und möchte auch nichts falsch machen, das könnte dann falsch ausgelegt werden und wenn geldmäßig was nicht stimmt, wäre das das sofortige aus, genauso bei einem Unfall, wenn mir Medikamete nachgewiesen werden, die die fahrtüchtigkeit beeinträchtigen, dafür unterschreibe ich bei jeder Belehrung.

Ohje ist das wieder lang geworden, ich mag doch selber diese langen Texte nicht.

liebe grüße Rosalie
Herd04
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Re: Was die Krankheit aus mir macht

Beitrag von Herd04 »

Will mich nur kurz melden.
Hatte heute einen sehr schönen Tag mit meiner Tochter und meinem kleinen Enkel.

Ausführlich schreibe ich Anfang nächster Woche.

LG,E.
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