lang andauernde Symptome?!

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qwertz
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Registriert: 17. Apr 2012, 22:43

lang andauernde Symptome?!

Beitrag von qwertz »

Hallo,

ich frage jetzt hier nochmal, weil es mich schon etwas beschäftigt. Habt ihr auch Symptome, die ihr nicht loswerdet, obwohl die "eigentliche" Depression überstanden ist? Oder welche, die länger brauchen, bis sie verschwunden sind? Wie geht ihr damit um?
Kommt natürlich auch darauf an, was es ist. Mir geht es zurzeit wieder super, aber meine Konzentration bei der Klausur gestern war quasi nicht vorhanden. Wobei ich schon in der Lage bin, kurze Texte zu lesen und zu schreiben... bilde ich mir da was ein?

Was habt ihr für Erfahrungen gemacht?
FrauRossi
Beiträge: 3165
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

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Beitrag von FrauRossi »

Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: lang andauernde Symptome?!

Beitrag von Lerana »

Hallo Frau Rossi,

ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, dass ich schmunzeln musste:

Du hast Schwierigkeiten mit der "Kinzentration".

Das ist wie:
Dieser Satz kein Prädikat!

Sei mir nicht böse!! Ist wirklich nur nett gemeint, aber irgendwie ein extra passender Tippfehler! (Und ich mache selber sooo viele!!)

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
CHF
Beiträge: 172
Registriert: 9. Feb 2012, 20:04

Re: lang andauernde Symptome?!

Beitrag von CHF »

Hi Qwertz

ich kenne das von mir auch sehr gut.

Mir geht es besser, aber ich kämpfe auch immer wieder mit verschiedenen Symptomen.

Manchmal bin ich überdurchschnittlich müde. Oder ich habe lese- oder schreibschwäche. Schreibschwäche in dem Sinn, dass mir die einfachsten Worte nicht einfallen oder ich nicht weiss wie sie geschrieben werden.

Zur reinen Porblematik mit der Konzentration, sonst konnte ich bevor ich schlief ganz wunderbar noch ein paar Seiten lesen. Kann ich heute zwar auch nur dass ich am Tag danach zumindest die letzten beiden Seiten nochmals lesen muss, weil ich nicht mehr weiss, was da geschrieben stand.

Das heisst einen Schulstoff lesen und verstehen zur Abendzeit eher mühsam. Ab und zu auch tagsüber recht schwierig.

Hängt halt eben immer damit zusammen, was ich schon alles geleistet habe.

Und da merke ich dann natürlich auch ganz klar, dass ich immer noch kämpfen muss. Und hier bemerke ich dann, dass die Leistung halt eben doch noch nicht ganz da ist und ich noch nicht so ganz auf beiden Füssen stehe.

Aber ich glaube fest daran, dass es immer besser wird und hoffe, dass jeder der diesen Thread doch ein bisschen Mut wieder erlangt.

LG
CHF
FrauRossi
Beiträge: 3165
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

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Beitrag von FrauRossi »

FönX
Beiträge: 3370
Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: lang andauernde Symptome?!

Beitrag von FönX »

Hallo qwertz,

die Kinzentration ist bei mir auch beeinträchtigt. Besonders wenn ich angespannt bin. Und das bin ich extrem viel schneller als vor dem Zusammenbruch. Ja, danach und nach den stationären Therapien, in denen ich viel geschafft habe, hat sich allmählich einiges - ich will nicht sagen "verschlechtert" - aber so verändert, dass ich es als Beeinträchtigung empfinde:

Einige Beispiele (vorher - nachher/heute):

* Vorher habe ich fast in jeder Woche öffentliche Reden gehalten, war mit bestimmten Vorträgen sogar auf Reisen. Das geht seit Jahren nicht.

* Vorher habe ich ganz viele Termine gehabt. Heute empfinde ich mehr als einen Termin am Tag als riesigen Druck.

* Unter Druck kann ich heute überhaupt nicht arbeiten. Ich klappe schnell zusammen und muss weinen (ja, ich oute mich. Auch Männer müssen weinen!).

* Vorher habe ich jahrzehntelang beruflich in verantwortlicher Stellung, über lange Strecken auch unter extremem Zeitdruck gearbeitet. Heute muss ich alles, der Depression angepasst, sehr sehr langsam machen. Die o.g. eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit (durch ADS eh schon sehr eingeschränkt) verschlimmert das noch sehr.

* Vorher habe ich meine Familie dreißig Jahre allein ernährt. Heute versorgt meine Frau mich. Und das wird wohl auch bis auf Weiteres so bleiben. Beim Jobcenter (ARGE) sind wir "Aufstocker".

* Mir wird heute schnell "alles" zuviel. Und dann stellen sich körperliche Symptome ein. Ich habe nicht nur schnell Kopfschmerzen. Mir geht es schnell schlecht. Dann fällt mir das Gehen schwer (etwa wie beim Versuch, im brusthohen Wasser zu gehen). Ich gehe dann vornübergebeugt, was eher von meiner Frau gesehen als von mir gemerkt wird.

* Ich brauche viel Ruhe und viel Zeit vor und nach irgendwelchen Ereignissen.

Soweit einige Veränderungen. Wie gehe ich damit um?

Es bleibt mir nicht viel anderes übrig, als das zu akzeptieren. Und ich musste vor allem lernen, MICH so zu akzeptieren. Mich nicht fertigzumachen, dass ich damals doch "so viel" konnte und heute "gar nichts mehr". Ich musste lernen, dass das, was ich heute kann, in Wirklichkeit ganz viel ist. Und ich musste lernen, meinen Selbstwert zu erkennen und an mir als Mensch festzumachen, nicht an irgendwelchen Leistungen. Denn egal, wie gut man etwas oder wie viel man kann. Es gibt immer jemanden, der mehr kann oder besser ist. Ich habe Zufriedenheit lernen müssen und gelernt. Schnell ging es, mit wenigen finanziellen Mitteln zufrieden zu sein. Die Zufriedenheit mit mir selbst ist schwieriger, zwar schon fortgeschritten, aber noch in Arbeit und ausbaufähig.

Das mag für den einen oder anderen, vielleicht auch für dich desillusionierend sein. Aber wenn ich einmal Bilanz ziehe, ist das für mich so okay. Und wenn man ehrlich ist - Depression wird oft dadurch ausgelöst, dass der Bogen lange Zeit überspannt war. Dass das Leben danach anders aussehen wird, ist klar. Ich hatte sehr früh Kontakt zu einem seit über 20 Jahren schwer depressiven Freund. Der bereitete mich darauf vor, dass nach so einem Zusammenbruch nichts so sein würde wie davor. Es war gut, dass ich so vorbereitet war. Mir fiel es dadurch leichter, es anzunehmen.

Liebe Grüße
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: lang andauernde Symptome?!

Beitrag von Lerana »

Liebe qwertz (du bist ein Mädchen oder?) und fieber FönX!

Klar, dass man nach einem Zusammenbruch einiges umstellen und sich mit einigem anders arrangieren muss.

Auch mir sind nach einer ungefähr ein Jahr dauernden Episode Symptome geblieben. Aber oft weiß ich gar nicht, ob ich die nicht vorher auch schon hatte und bloß nicht als Symptome wahrgenommen habe (weiche Knie, Herzstolpern bei Stress, innere Unruhe, Angst ...).
Ich versuche diese heute als Frühwarnzeichen zu nehmen und dann besonders auf mich zu achten.

@FönX:
Ich finde es bewundernswert, wie du mit deinen Depressionen umgehst. Es ist reflektiert, selbstfürsorglich und es klingt, als hättest du trotz Erkrankung eine oft hohe Lebensqualität erreicht.
Quertz ist, glaube ich jedoch, noch keine 20 und ich denke, dein Beitrag macht schon erstmal Angst!
Es muss nicht so sein, dass du (qwertz) einen großen Teil deiner Leistungsfähigkeit langfristig einbüßt. Ich denke jedoch, dass du Leistungsfähigkeit vor und nach der Depression anders definieren wirst! Die Moderation hat vor kurzem noch eingeworfen, dass viele Betroffene nur ein oder zwei depressive Episoden in ihrem Leben erleben. Also: Nur Mut!!

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Flupsi
Beiträge: 47
Registriert: 11. Mai 2012, 18:19

Re: lang andauernde Symptome?!

Beitrag von Flupsi »

"Die Moderation hat vor kurzem noch eingeworfen, dass viele Betroffene nur ein oder zwei depressive Episoden in ihrem Leben erleben. Also: Nur Mut!!"


Das macht mir in der Tat auch Mut! Weisst du noch, wo der Beitrag zu finden ist?
Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: lang andauernde Symptome?!

Beitrag von Lerana »

Hallo Flupsi,

habe es gefunden! Hier:

http://www.deutsche-depressionshilfe.de ... 1335705686

Herzliche Grüße
Lerana
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FönX
Beiträge: 3370
Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: lang andauernde Symptome?!

Beitrag von FönX »

Liebe Lerana,

> ich denke, dein Beitrag macht schon erstmal Angst!
Da hast du möglicherweise recht, aber das nehme ich in Kauf. Und er macht auch Mut. Denn wenn du den Beitrag von Dr. Niedermeier unter die Lupe der Wahrscheinlichkeitsrechnung legst, kommt doch eine eher ernüchternde Erkenntnis zustande. Und davon war ich ausgegangen.

Lieben Gruß
FönX

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