Ausbildung Altenpfleger bei Vorgeschichte mit Depression

[rmueller2]

Hallo zusammen,

kurz zu meinem Hintergrund: Ich bin 28 Jahre und habe mein Studium im Fach Gesundheitswissenschaften letztes Jahr abgeschlossen. Zu Beginn meines Studiums hatte ich eine mittelschwere depressive Episode. In der Mitte des Studiums eine schwere Episode mit dreimonatigen stationären Aufenthalt. Danach habe ich eine Verhaltenstherapie absolviert. Das ist jetzt 6 Jahre her. Seitdem geht es mir gut. Während meiner Masterarbeit hatte ich das Gefühl, dass die Depression wieder anfängt. Mein Psychiater gab jedoch Entwarnung und meinte, solche Symptome sind normal, wenn man eine Abschlussarbeit schreibt. Außerdem waren die Symptome, wie Antriebslosigkeit und Grübeln nie dauerhaft. Ich nehme derzeit Lithium und Venlafaxin zur Phasenprophylaxe.

Bereits gegen Ende meines Studiums habe ich gemerkt, dass ich nicht in der Wissenschaft oder Verwaltung arbeiten möchte. Vielmehr möchte ich direkt Menschen in ihrem Alltag unterstützen. Mehrere Bewerbungsgespräche, in diesen Bereichen haben mich in dem Wunsch bestätigt. Vor meinem Studium habe ich meinen Zivildienst in der Altenpflege absolviert. Die Tätigkeit hat mir sehr viel Spaß gemacht, besonders der Umgang mit dementiell Erkrankten. Ich überlege nun eine Ausbildung als Altenpfleger zu absolvieren und mich dann in dem Bereich auf Pflegeberatung zu spezialisieren.

Mir stellt sich aber die Frage, ob das mit meiner Erkrankungsgeschichte sinnvoll ist, da Altenpflege ja ein sehr stressiger Job sein kann. Andererseits empfand ich als Zivildienstleistender meine Tätigkeit im Pflegeheim manchmal zwar als stressig, aber ich konnte immer gut damit umgehen.

Was ist Eure Meinung, würdet ihr mir wegen der Erkrankung von diesem Schritt zur Ausbildung abraten?
Hat vielleicht schon jemand von Euch Erfahrungen mit eigenen Depressionen in dem Job als Altenpfleger gemacht?

Ich freue mich auf Eure Antworten!:)
Dogen

[bibo]

Hallo Dogen,

also ich denke, dass es nicht möglich ist für einen anderen Menschen so eine wichtige Entscheidung zu treffen.
Das du Dich hin- und hergerissen fühlst, kann ich gut nachvollziehen. Du kannst sehr stolz auf dich sein, dass du dein Studium trotz der Disposition zu dieser Erkrankung erfolgreich abgeschlossen hast. Herzlichen Glückwunsch!
Zahlreiche Erfahrungen mit alten Menschen hast du ja schon im Zivildienst gemacht, also eigentlich müsste dir das schon genug Auftrieb geben. Schön das du ein Ziel vor Augen hast und warum solltest du daran nicht festhalten?

Viele Grüße
bibo

[ghm]

Hallo Dogen,

zum einen hast Du (etwas veraltete) Erfahrungen in Deinem Zivildienst gemacht.

Aber das Arbeitsumfeld ändert sich.

Wäre es Dir möglich etwas Deiner Zeit zu investieren, z.B. im Rahmen des Bundesfreiwilligen Dienstes, um nochmals in dem Bereich neuere Erfahrungen zu machen?

[DYS-]

Ich selber komme aus der (Kranken) Pflege und möchte Dich ermutigen deinen geplanten Weg zu gehen. Ich weiß wie hart die Arbeit in der Altenpflege sein kann.

Aber…. Du möchtest nach der Ausbildung als Berater tätig sein. Das bedeutet, selbst wenn es dann mal anstrengend wird kannst Du Dir sagen „ Diesen Job mache ich nicht dauerhaft“.

Außerdem hast Du mit dem abgeschlossenen Studium immer die Möglichkeit doch noch in die Verwaltung abzuwandern und die Ausbildung ruhen zu lassen.. Das sollte etwas Druck von deinen Schultern nehmen.

Besteht durch Dein Studium nicht evtl. die Möglichkeit die Ausbildung zu verkürzen?

Jedenfalls sehe ich mit der geplanten Doppelqualifikation enormes Potenzial um nie ohne Arbeit da zu stehen.

Alles Gute Dir
dys

[FönX]

Hallo Dogen,

den obigen Aussage möchte ich mich anschließen. Wenn du deinen Abschluss gemeistert hast, hast du doch eine gewisse Belastungsprobe erfolgreich überstanden. Und wenn dich die Depression gelehrt hat, auf dich zu achten, solltest du das in dem Beruf, den du anstrebst, einfach beherzigen. Also achte immer gut auf dich, sorge für dich, gönne dir Ruhe, sag nein, wenn du nein meinst usw.. Auf jeden Fall wünsche ich dir eine gute Entscheidung und viel Freude an deinem/deiner Beruf/ung!

Liebe Grüße

[rmueller2]

Viele Dank für Eure tollen Rückmeldungen. Ich werde das ganze so anpacken wie ich mir das gedacht habe. Der Tipp mit dem Praktikum ist gut. Viele von den Pflegediensten, wo ich mich bewerben will, bieten auch so was an. Passt also alles in allem ganz gut

[Hannah70]

Wie schon geschrieben, es ist eine Entscheidung, die Dir niemand abnehmen kann. Aber wenn Du es wirklich willst, was sollte Dich daran hindern.

Es ist hinlänglich bekannt, dass besonders bei dieser Berufsgruppe die Burn Out Rate recht hoch ist, aber Du scheinst ein gutes Gefühl für Dich und Deinen Körper zu haben und schlussendlich weißt nur Du, ob Du frühzeitig die Bremse treten kannst