Wie kommt ihr mit Rückschlägen klar?

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Wolke76
Beiträge: 32
Registriert: 4. Mär 2012, 10:33

Wie kommt ihr mit Rückschlägen klar?

Beitrag von Wolke76 »

Hallo ihr Lieben,

nachdem ich mich nun die letzten 2 Wochen schon für recht stabil gehalten habe, erlitt ich gestern einen Rückfall. Ich bin schon mit einem Angstgefühl und innerer Unruhe aufgewacht. Als wir (mein Lebensgefährte und ich) am Frühstückstische saßen, merkte ich wie die Angst von meinen Beinen nach oben emportstieg. Das Essen blieb mir im Hals stecken und ich habe augenblicklich Durchfall bekommen. Plötzlich habe ich Angst vor allem. Es nicht zu schaffen, nie wieder mein Leben richtig auf die Reihe zu bekommen, arbeiten zu gehen, belastbar zu sein.

Mein Freund nimmt mich in den Arm und tröstet mich. Das tut mir gut. Ich muss weinen. Ich weiß, dass Rückschläge mit zum Krankheitsbild gehören, aber wenn ich sie selbst habe, dann fühlt sich das für mich wie persönliches Versagen an.

Denke, ich habe mir letzte Woche auch einfach zu viel zugemutet. Wie geht ihr mit Rückschlägen um, mit der Angst dass das alles wieder von vorne losgeht?

Liebe Grüße
Wolke
FrauRossi
Beiträge: 3166
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

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Beitrag von FrauRossi »

Wolke76
Beiträge: 32
Registriert: 4. Mär 2012, 10:33

Re: Wie kommt ihr mit Rückschlägen klar?

Beitrag von Wolke76 »

Hallo FrauRossi,

danke für deine Antwort. Werde es auch so machen. Sage alles ab, was nicht unbedingt sein muss und gönne mir Ruhe. Werde heute Mittag auf jeden Fall eine Runde spazieren gehen. Mein Problem ist auch einfach, dass ich immer so ungeduldig mit mir selbst bin.

Wünsche dir noch einen schönen Tag.
Liebe Grüße
Wolke
FönX
Beiträge: 3373
Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: Wie kommt ihr mit Rückschlägen klar?

Beitrag von FönX »

Liebe Wolke76,

ich kenne das mittlerweile zur Genüge, und ich weiß, dass ich aus jedem bisherigen Tief rausgekommen bin. Und ich weiß auch, dass ich, wenn ich mir genügend Ruhe gönne und mir etwas Gutes tue, auch "aus diesem Tief" wieder rauskomme. Ich bemühe mich, meinen hiesigen Nicknamen "FönX" Programm werden zu lassen. Falls du den Vogel noch nicht kennen solltest, such in Bing oder Google nach "Phoenix".

Dann und wann denke ich auch rechtzeitig mal an EFT (auch PEP oder Klopfakupressur) und mache das, und manchmal hilft's.

Auch PMR nach Jacobson hilft mir, und ruhige, langsame Musik hören.

Wenn ich es kann, - das geht leider manchmal gar nicht - mache ich selbst Musik. Das hilft mir ganz schnell, aber nicht so nachhaltig.

Dann habe ich noch eine "Schatzkiste". Das ist eine hübsche, kleine Pappbox, in die ich kleine Zettelchen gepackt habe. Darauf stehen liebe Komplimente, die mir jemand mal ganz unkompliziert auf Schnippsel geschrieben hat. In dieser Schatzkiste liegt auch ein gefalteter Zettel mit meinen guten Eigenschaften, der sukzessive erweitert wird.

Ich will auch nicht verhehlen, dass ich an Gott glaube. Und das Gebet, also das Gespräch mit ihm, hilft mir auch sehr oft und nachhaltig.

Und irgendwas von all diesem hilft mir immer.

Du schaffst das auch!

Liebe Grüße
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Herd04
Beiträge: 1353
Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: Wie kommt ihr mit Rückschlägen klar?

Beitrag von Herd04 »

Liebe Wolke,
auch wenn ich jetzt nichts anderes als Frau Rossi und FönX sagen kann, will ich mich einfach melden und dir sagen, dass du nicht allein bist.
Ich bin immer wieder entsetzt, wenn ein Rückschlag kommt. Aber mir hilft die Erfahrung, die ich nun schon so oft machen musste oder auch durfte, dass es wieder besser wird.
Ich nehme mich auch sehr zurück, versuche daran zu denken, dass im Moment nichts wichtiger ist als ich selbst, dass es gar nichts hilft, nach dem Warum zu fragen.
Ich gestatte mir auch zu weinen. Mir hilft es auch, mit meinem Mann zu sprechen. Früher habe ich versucht, mich so zu verhalten, dass er nichts merkt. Ich wollte ihn nicht belasten. Aber zum Glück eigentlich spürt er sofort, wenn etwas nicht stimmt. Dein Partner hat dich in die Arme genommen. Das ist doch so schön. Versuche, diesen so wichtigen Trost zu genießen. Wie viele haben leider dieses Glück nicht.

LG,E.
Wolke76
Beiträge: 32
Registriert: 4. Mär 2012, 10:33

Re: Wie kommt ihr mit Rückschlägen klar?

Beitrag von Wolke76 »

Ich möchte euch allen ganz herzlich für eure aufmunternden Worte danken.
Es tut gut mit euch zu schreiben. Wünsche euch allen weiterhin ganz viel Kraft!

LG
Wolke
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Wie kommt ihr mit Rückschlägen klar?

Beitrag von ghm »

Hallo Wolke,

für mich ist die Depression zu einem Freund geworden, der mich notfalls auch tritt, wenn ich nicht auf mich Achtsam bin.

So gesehen habe ich keine Rückschläge, sondern ich habe nicht gut auf mich geachtet.

Für mich ist diese Unterscheidung sehr wichtig,
bei einem "Rückschlag" bin ich wehrloses "Opfer",
wenn ich nicht auf mich geachtet habe, ist es die Folge meines "nicht Achtsam seiens", also bin ich "Täter".
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
2304.1900
Beiträge: 260
Registriert: 21. Nov 2010, 00:19

Re: Wie kommt ihr mit Rückschlägen klar?

Beitrag von 2304.1900 »

Hallo Wolke ,


Wie gehe ich mit Rückschlägen um?

Gar nicht, ;o)

Ich mache keinen Unterschied zwischen Fortschritten und Rückschlägen, sowenig wie Positiv oder Negativ.

Ein anfangs negativer Rückschritt, kann sich sehr schnell als positiver Fortschritt entpuppen ,wenn es mir gelingt
seinen Code zu entschlüsseln.
Ein positiver Fortschritt dagegen kann mich auch zurückwerfen ,wenn ich nicht mehr auf die entsprechenden Faktoren achte.

Wenn ich eine Körperwarnung wie bei dir bekommen würde,
würde ich mir sagen ,dass ich die Basis meines Lebens /Erfolges gefährde oder zerstöre und das ich davor
Angst habe.
Meine Reaktion wäre es mich wieder Selbst anzunehmen und zu signalisieren das ich zukünftig besser auf mich achten werde, und
auf Vor oder Warnsignale achte. Ich würde eine mir nahestehende Person bitten ,ebenfalls auf ein solches Verhalten zu achten .

Der Innere Gegenspieler der Angst ,ist nicht der Mut ,sondern Vertrauen.


Viele Grüße,
Stefan
Sieglinde1964
Beiträge: 1267
Registriert: 30. Dez 2006, 19:31

Re: Wie kommt ihr mit Rückschlägen klar?

Beitrag von Sieglinde1964 »

Rückslchläge treffen mich immer wieder wie ein Hammer. Meine einzigste Strategie,die bei mir hilft, ist Rückzug in mein Bett und vor allem Ruhe und abwarten, bis es mir wieder einigermaßen besser geht. Es fühlt sich zwar immer wie ein Versagen an, ist es aber nicht. Mein Therapeut sagte mir bei meiner letzten Sitzung noch, dass es kein Versagen sei sondern die Krankheit ist. Das sollte ich mir vor Augen halten, dass ich mir das nicht als mein Versagen mir in die Schuhe schiebe.
Ich hatte am 30. März wieder einen Rückschlag (es gab einen Auslöser dafür)da habe ich mich mal nicht in mein Bett zurückgezogen, obwohl mir danach sehr stark war. Es ging mir dann aber auch bald wieder besser.
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Wie kommt ihr mit Rückschlägen klar?

Beitrag von ghm »

Hallo Sieglinde,

wenn Du eine Grippe hast, ist dann das Fieber und die Muskelschwerzen (persönliches) Versagen?

.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Hannah70
Beiträge: 25
Registriert: 14. Apr 2012, 10:02

Re: Wie kommt ihr mit Rückschlägen klar?

Beitrag von Hannah70 »

Sehr interessant, eure Aussagen hier zu lesen und ganz besonders dankbar bin ich, dass ich wieder einmal das Gefühl habe, nicht allein zu sein. Mir geht es ganz genauso, wie Dir, Sieglinde. Rückzug ins Bett und komplettes Abschotten von der Umwelt.

Momentan ist das der einzige Weg, der mir offen steht und den ich kenne. Ich hoffe, mit dem Verstehen und Aufarbeiten kommt irgendwann auch das Erkennen anderer Verhaltensweisen.

Mich haut momentan jede Auseinandersetzung noch aus der Bahn.
paco
Beiträge: 310
Registriert: 19. Jan 2011, 11:06

Re: Wie kommt ihr mit Rückschlägen klar?

Beitrag von paco »

Hallo allerseits und danke für die interessanten Beiträge. Das ist ein Thema, das alle angeht.

Ich meine, wenn es zu einem Rückschlag gekommen ist, dann habe ich bereits ein paar Verbots- und Gebotsschilder ignoriert, zu wenig auf mich geachtet (ja, Gregor!), Raubbau mit mir selbst getrieben.

Es braucht Zeit, diese, so mein’ ich, sehr persönlichen Zeichen rechtzeitig deuten zu lernen. Was sind bei Euch die Vorwarnzeichen? Bei mir ist es Erschöpfung nach Überforderung, ein Gefühl der Leere und Unsicherheit, Angst, die in mir hoch kriecht wie bei Wolke.

Und dann muss gehandelt werden. Frau Rossi heult und ruht sich aus im Bett, FönX mach EFT, PEP und PMR, sucht Kontakt zu Gott und hört ruhige Musik, Sieglinde braucht Ruhe im Bett. Ich brauch auch Ruhe und die beruhigende Vorstellung, dass ich bisher in meinem über 50jährigen Leben noch alle Probleme gelöst, Schwierigkeiten überwunden habe. Dass nach der Nacht immer wieder ein Tag kam.

Ich nenn das: mit der ratio die emotio kontrollieren. Ich glaube, ich hab das inzwischen gelernt. Zumindest klappt es seit ein paar Monaten sehr gut. Ich hoffe dabei bleibt’s und auch Euch allen wünsche ich die „Rückschlagsfreiheit".

Schönen Abend.

paco
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Wie kommt ihr mit Rückschlägen klar?

Beitrag von ndskp01 »

Ich fühl mich auch grad nach Rückschlag, aber was wohl geschehen ist? Liegt es nur daran, dass ich jetzt schon seit 14 Tagen nicht mehr über mich sprechen konnte weil ich die Therapeutin nicht gesehen habe? Weil gleichzeitg meine Freundin in Urlaub war? Weil ich mir Sorgen um meine berufliche Zukunft mache? Weil ich die Liebe meines Lebens niemals kriegen werde (ist Familienvater)? Weil das Wochenende blöd war? Weil ich heute meinen Traum leben konnte und hinterher mit meiner Performance nicht zufrieden war? Weil weil weil ...
Jedes einzelne könnte vermutlich reichen.
Aber was kann ich tun? Noch 2 Wochen, bis ich die Therapeutin wieder sehe. Die Freundin frühestens übermorgen.

Schei schei schei...

Ich zieh mir jetzt auch die Decke übern Kopf.
Puk
Herd04
Beiträge: 1353
Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: Wie kommt ihr mit Rückschlägen klar?

Beitrag von Herd04 »

Paco, du fragst: Was sind bei Euch die Vorwarnzeichen?

Ich merke, dass ich bei den einfachsten Dingen in Panik gerate, dass ich denke, wie ich das alles nur schaffen soll.

Ich kann nicht mehr richtig zuhören, wenn die anderen (Familie, Freunde..) reden.

Ich versuche, die Situation durch euphorische Reaktionen, Antworten zu überspielen- alles in der Hoffnung, man merkt mir nicht an, dass es mir schlecht geht und muss keine Angst um mich haben.

Aber alles auch bereits in dem Bewusstsein, dass es mal wieder so weit ist.

Außerdem kündigt sich bei mir jede depressive Phase mit Magen-u.Darmproblemen an.

Na ja, und dann kommt das bekannte Programm, das wir alle kennen : Leere, kein Antrieb, Angst, Angst und nochmal Angst - zum Glück bei mir aber schon recht bald ein Stück Gelassenheit, weil ich weiß, es ist immer wieder besser geworden.

LG,E.
FrauRossi
Beiträge: 3166
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

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Beitrag von FrauRossi »

Wolke76
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Registriert: 4. Mär 2012, 10:33

Re: Wie kommt ihr mit Rückschlägen klar?

Beitrag von Wolke76 »

Bei mir sind es auch immer die Magen-Darmprobleme. Die kommen als erstes. Das mit der Blase, liebe FrauRossi kenne ich auch nur zu gut. Ständige Blasenentzündungen. Es war bei mir übrigens ein Urologe, der das endlich mal erkannt hat und mich zum Psychiater überwiesen hat. Mein Urologe sagt immer: "Frauen weinen über die Blase". Das hatte sich bei mir einen zeitlang so verselbständigt, dass ich, wenn ich eine "normale" Blasenentzündung hatte, darauf mit Ängsten, Traurigkeit und Durchfall reagiert habe.
Da sieht man mal wieder, wie alles zusammengehört, man kann den Körper nicht von der Psyche trennen.

Alles Liebe
Wolke
Flupsi
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Registriert: 11. Mai 2012, 18:19

Re: Wie kommt ihr mit Rückschlägen klar?

Beitrag von Flupsi »

Seit meinem Gespräch mit meiner Übergangstherapeutin geht es mir sehr schlecht und auch den heutigen Tag würde ich als Rückschlag bezeichnen...Bei der Suche bin ich auf den Thread hier gestossen und er hat mir etwas Mut gemacht. Ich bin gleich wieder in Panik verfallen und dachte, dass das alles nicht sein kann, dass ich doch ein paar Wochen stabil war und aus der Klinik raus und jetzt gehts von vorne wieder los. Da haben mich eure Erfahrungen etwas getröstet. Danke!
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