Besserung über Nacht?

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qwertz
Beiträge: 27
Registriert: 17. Apr 2012, 22:43

Besserung über Nacht?

Beitrag von qwertz »

Hallo an alle,

ich bin neu hier und habe eine Frage zu Venlafaxin.
Kurz mal etwas zu mir: Ich bin 19 und seit ca. einem Jahr depressiv. Am Anfang hieß es, ich bin "in ein Loch gefallen", weil ich kurz vorher in meine erste eigene Wohnung gezogen bin. Zum Hintergrund nur so viel, meine Eltern sind beide schwer psychotisch und ich wurde mit 17 vom Jugendamt untergebracht. Das nur als Überblick. Jedenfalls bin ich dann nach 9 Monaten Jugend-WG ausgezogen und hab jetzt eine eigene Wohnung. Ich hab mich unglaublich darauf gefreut, aber es scheint wohl nicht so das wahre zu sein. War nicht wirklich glücklich, aber es war für mich eine Phase, die keine größere Bedeutung hat. Im Sommer ging es mir ca. 3 Monate richtig gut, ich hab viel Sport gemacht, abgenommen, gesund gegessen, viel unternommen, nicht zu viel, aber ich war aktiv und glücklich. Warum auch immer, seit Oktober ist es immer schlimmer geworden. Ich war kaum noch in der Schule, im Januar 5 Tage insgesamt. Nachdem meine Zulassung zum Abitur auf dem Spiel stand, bin ich so halb zu meiner Tante gezogen (ich mache schon seit Sommer Therapie und habe noch eine Betreuerin übers Jugendamt, die mir sehr nahe steht). So habe ich es geschafft, oft genug in der Schule zu sein, um die Zulassung zu bekommen, aber besser ging es mir eigentlich nicht. Weil ich in den Klausuren eigentlich garkeine Konzentration mehr hatte, habe ich vor drei Wochen Venlafaxin 75mg/täglich verschrieben bekommen. In den ersten zwei Aprilwochen war ich für ein Praktikum am anderen Ende Deutschlands, worauf ich mich schon seit Monaten gefreut hatte. Tja, ich war aber nur 4 Tage arbeiten, hatte morgens große Probleme, aufzustehen und auch nachmittags kaum was gemacht. Am Freitag bin ich zurückgekommen und die letzten Tage waren viel schlimmer, als alles vorher. Wobei ich es nicht wirklich als "schlimm" wahrgenommen habe, ich war einfach nur gleichgültig und leer. Ich konnte an nichts anderes mehr denken, als "Ich werde das Abi nicht schaffen, ich werde keine Ausbildungsstelle finden, ich werde nie wieder etwas schaffen, alles ist zu spät". Aber es war mir egal, ob ich das Abi schaffe oder nicht, ich hatte garkeine Hoffnung mehr für irgendwas und war mir sicher, dass eh alles sinnlos ist. Gestern nachmittag hatte ich einen Termin beim Arzt, der die Venlafaxin-Dosis auf 150g täglich erhöht hat. Also habe ich gestern abend direkt 75g genommen, gestern morgen waren es noch 37,5g. Und es ging mir wirklich schlecht. Aber als ich heute morgen wachgeworden bin, habe ich mich irgendwie erleichtert gefühlt, ohne Druck und ich konnte wieder "normal" denken. Habe das Gefühl, dass es sich über Nacht stark gebessert hat, kann das sein, nur weil ich gestern abend zwei Kapseln genommen habe? Insgesamt nehme ich das jetzt seit 3 Wochen. Klar ist nicht direkt alles weg, aber ich bin nicht mehr so angespannt und hoffnungslos. Ich bin etwas überrascht und traue dem Braten noch nicht so ganz. Bin auch weiterhin antriebslos... Hat jemand schon einmal so etwas gehabt? Und entschuldigt, dass ich ein bisschen ausgeholt habe.

Anna
uff
Beiträge: 129
Registriert: 11. Sep 2010, 17:19

Re: Besserung über Nacht?

Beitrag von uff »

Hallo Anna!
Zunächst einmal meine Hochachtung,wie Du kämpfst.Ich drücke Dir alle Daumen,dass Du das Abi schaffst!!!
Bei mir hat die erste Tbl Venlafaxin wie eine Explosion gewirkt:ich nehme schon länger Lithium,dann ging es im November tief bergab,ich konnte es körperlich und seelisch nicht mehr aushalten,nicht eine Sekunde länger.Mein Mann hat mich zum Neurologen gefahren und er hat mir nach der Untersuchung das Venlafaxin gegeben.
Ich sollte sofort eine nehmen und schon 3 Std später merkte ich,wie ich wieder "ich" wurde.Ich kam komplett raus aus der Tiefe des Lochs und war völlig überrascht,dass ein Medikament so wirken kann.
Nun nehme ich seitdem eben zusätzlich das Venlafaxin,es reichen 75 mg und zusätzlich zur Psychotherapie bin ich jetzt seitdem stabil.
Also,vertrau dem Medikament!
Ich drück Dich fest und wünsche alles Gute!
LG
tt
Sieglinde1964
Beiträge: 1267
Registriert: 30. Dez 2006, 19:31

Re: Besserung über Nacht?

Beitrag von Sieglinde1964 »

Nach langer Antriebslosigkeit bei mir habe ich im Sommer 2008 noch zusätzlich neben damals 45 mg Mirtazapin 150 mg Venlafaxin bekommen. Erst 75 mg dann 150 mg. Und ich muss sagen, es hat mich aus dem Loch und der Antriebslosikgkeit geholt. Venlafaxin hat eine antriebsteigernde Wirkung. Ich nehme immer noch 150 mg davon ein und bin recht stabil damit.
qwertz
Beiträge: 27
Registriert: 17. Apr 2012, 22:43

Re: Besserung über Nacht?

Beitrag von qwertz »

Danke für eure Antworten, ich weiß das wirklich zu schätzen!
Die Besserung war leider nur für ein paar Stunden, abends ging es mir noch schlechter als sonst. Man denkt immer, man wär schon ganz unten und dann stellt man fest, dass es noch schlimmer geht... ich habe zwei Klausuren verpasst, die Nachschreibtermine sind im Mai. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich das alles noch schaffen soll... aber ich habe heute vom Arzt Lorazepam 1mg bekommen für die nächsten Tage und grade gehts.
Es kommt mir so vor, als würde die Hoffnung sich irgendwo in der Ferne vor mir verstecken. Im Moment bin ich nah genug dran, um einen Blick auf sie werfen zu können und ich merke, dass sie nicht unerreichbar ist.
Grade geht es mir einigermaßen "gut"; auch wenn ich noch nicht weiß, wie, kann ich mir vorstellen, dass es irgendwann wieder bergauf geht. Das ist auf jeden Fall ein Fortschritt. Mal sehen, was die neue Woche bringt. Aber bergauf ist ja immer anstrengender als bergab.
Viele Grüße
Anna
uff
Beiträge: 129
Registriert: 11. Sep 2010, 17:19

Re: Besserung über Nacht?

Beitrag von uff »

Hallo Anna!
Ich kenne das auch nur zu gut,aber wie Du schreibst:die Hoffnung ist zu sehen und irgendwann knnst Du sie fassen und festhalten.
Gib nicht auf!!!
LG
tt
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