neu hier...

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1010
Beiträge: 4
Registriert: 11. Apr 2012, 18:11

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Beitrag von 1010 »

Hallo,

lese mich jetzt seit ein paar Tagen durch die verschiedenen Threads und habe mich nun entschlossen, auch etwas zu schreiben.

Weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Aber ich schreibe jetzt einfach mal "von de Leber weg". Entschuldigt, wenn es etwas durcheinander ist...

Habe seit langer Zeit immer wieder depressive Episoden. Mal mehr, mal weniger stark. Bin pausenlos müde, mache mir endlose Gedanken über alles mögliche und unmögliche, morgens beim Aufstehen dreht sich das Gedankenkarussel schon, habe Angst vor fast allem, ziehe mich zurück, vernachlässige meine Ernährung und meine Fitness, lasse mich nur berieseln von TV oder Computer, um mich von meinen permanenten diffusen Gedanken abzulenken. Mein Antrieb lässt zu wünschen übrig.

Da ich einen langen Arbeitsweg habe und abends spät heimkomme, bleibt mir weder Zeit noch Energie, etwas für mich zu tun, geschweige denn, nochmal rauszugehen. Duschen, essen, Couch, Fernseher oder Laptop an. Ich habe einen Bürojob, d.h. ich sitze eh schon den ganzen Tag und abends sitze ich auch nur rum.

Habe seit meiner Jugend immer wieder Schwindel. Zeitweise war er so stark, dass ich mich nicht mehr nach draußen getraut habe. Ich blieb also meistens zu Hause und das verstärkte die Antriebslosigkeit und den Schwindel und die Selbstzweifel, dass ich nicht gut genug sei. Meine Eltern wussten nicht, warum ich mich plötzlich so verkroch... Hatte eine tolle Kindheit, mit allem drum und dran, wurde viel gelobt und unterstützt. Habe aber das meiste abgebrochen, sei es Sport oder Musik... Habe nichts durchgezogen, weil ich mich schnell bei Aktivitäten unwohl fühlte.

Jetzt bin ich 29 und die allgemeine getrübte Stimmungslage hat sich bis heute durchgezogen. Ich kann Veränderungen nicht leiden, behalte lieber das ungeliebte Bekannte, als mich dem geliebten Unbekannten zu stellen.

Anfang des Jahres hat mein Freund mit mir Schluss gemacht, aus mehr oder weniger heiterem Himmel. Ich mache mir große Vorwürfe, dass ich daran schuld bin und überlege die ganze Zeit, wann es angefangen hat, zu Ende zu gehen. Hatte noch nie eine gut funktionierende, beständige Beziehung, in der ich NICHT das Gefühl hatte, alles falsch zu machen.

Hatte vor einigen Jahren schonmal eine Kurzzeittherapie (Gesprächstherapie), aber das hatte nur zur Folge, dass ich mich wieder auf einen Mann eingelassen habe, der nur mein Mitleid wollte aufgrund körperlicher Probleme und der mir sehr geschadet hat. Meine damalige Therapeutin hat mich regelrecht dazu ermutigt, diese Beziehung einzugehen.

Nun bin ich krank geschrieben und hatte wieder mal ein Erstgespräch bei einem Psychologen. Habe mich bei ihm sehr wohl gefühlt und überlege nun sogar, in eine psychosomatische Klinik zu gehen für ein paar Wochen. Dort gibt es auch Bewegungs- und Kunsttherapie, was für mich sehr gut wäre.

Diese Telefonate zu führen mit Krankenkasse, Klinik, Ärzten, das fällt mir sehr schwer. Telefonieren ist mir schon immer sehr schwer gefallen. Ich bin nervös, ich schwitze und hinterher habe ich Kopfschmerzen...

Baustellen über Baustellen

Lina
channe84
Beiträge: 4
Registriert: 12. Apr 2012, 21:50

Re: neu hier...

Beitrag von channe84 »

Hallo Lina,

was du beschreibst kann ich absolut nachvollziehen.
Bin 27 Jahre alt und habe soeben mal wieder einen Job verloren, weil ich ständig krankgeschrieben war/bin (Depression und Angstattacken).
Meine Hausärztin möchte mich SOFORT in einer KLinik sehen (Notfall-Überweisung), jedoch nimmt mich keine Klinik auf- alles voll.
Ich bin so wütend und verzweifelt.
Mein Partner und Freunde flüchten auch zunehmend vor mir und ich kann es verstehen...

Ich habe gestern und heute um die 30 Neurologen und Psychiater angerufen, aber entweder nehmen die keine Neupatienten mehr auf oder man hat ewig lange Wartezeiten... würde so gern zur Überbrückung (als Krücke) wenigstens Medikamente bekommen...ohne schaffe ich es nicht- ich verliere mich selbst

Telefonate schaffe ich auch nur selten, geschweige denn Behördegänge-müsste Arbeitslosengeld beantragen oder wenn ich weiter krankgeschrieben werde Krankengeld. Habe keine Ahnung und sehe schon wie ich am Ende des Monats ohne Geld da stehe -.-

Dieser Parasit soll abhauen- hast du Tipps zur Bekämpfung?

Lieben Gruß,
Chantal
1010
Beiträge: 4
Registriert: 11. Apr 2012, 18:11

Re: neu hier...

Beitrag von 1010 »

Hallo Chantal,

zum Glück habe ich einen sehr verständnisvollen Chef und wundervolle Kollegen. Sie sind immer zu einem Gespräch bereit. Aber lange kann ich ihnen das auch nicht zumuten, vor allem, weil meine Stelle ja unbesetzt ist und mein Chef planen muss. Im Prinzip will ich die Stelle wechseln, weil mir mein Arbeitsweg viel zu lang ist. Das Pendeln belastet mich sehr. Im Prinzip will ich schon lange in der Nähe arbeiten, damit diese Belastung endlich wegfällt. Aber mein Schatten, über den ich springen muss, ist einfach zu groß. Ich denke einfach so negativ, dass ich sage "Es könnte finanziell ja schlechter werden" und was mach ich dann?

Bei meinem Psychologen habe ich Glück, ich darf mich jederzeit bei ihm melden, um einen neuen Termin zu vereinbaren. Und heute habe ich einen Termin für ein Vorgespräch in einer Psychosomatischen Klinik gemacht. Allerdings ist dieser erst am 5. Juni. Und wie lange ich dann auf einen Platz warten muss, werde ich wohl nach dem Gespräch erfahren.

Ich würde mich an deiner Stelle auf alle Wartelisten setzen lassen. Kann ja sein, dass es doch schneller geht, weil spontan ein Platz frei wird.

Um das Telefonat bei Arbeitsamt und Krankenkasse wirst du nicht herumkommen. Das ist halb so schlimm, schließlich bekommst du ja dann finanzielle Unterstützung. Wenn das auch noch dazu kommt, dass du kein Geld bekommst, dann verschlechtert sich dein Allgemeinzustand noch mehr!! Finanzielle Probleme verstärken eine Depression. Also, fass dir ein Herz, und ruf an. Ich weiß, wie du dich fühlst, ich telefoniere ja wie gesagt auch sehr ungern. Aber was sein muss, muss sein

Leider habe ich noch nicht wirklich einen Plan, wie man diesen "Parasiten" (ist eine sehr gute Beschreibung) in die Flucht jagen kann. Das gelingt wohl fast nur mit fachärztlicher Hilfe - also bleib dran und versuche weiter, einen Therapieplatz zu bekommen! Wenn deine Ärztin dich so dringend überweisen möchte, dann muss sie dich bei der Suche unterstützen. Nerv sie ein bisschen. Achja, du schreibst, dass du auch Neurologen angerufen hast... ich denke, bei denen bist du an der falschen Adresse, oder? Du bräuchtest einen psychologischen Nervenarzt. Kann mich aber auch täuschen...

Ich nehme seit ca. 2 Wochen 10 mg Citalopram, aber merke noch keine positive Wirkung. Laut Psychologe ist die Dosis zu gering...

Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass du einen Therapieplatz bekommst und dass es dir bald besser geht!

Lina
1010
Beiträge: 4
Registriert: 11. Apr 2012, 18:11

Re: neu hier...

Beitrag von 1010 »

Chantal, frag deine Ärztin, ob sie dir ein leichtes Antidepressivum verschreiben kann. Welches das sein wird, muss man herausfinden. Die wirken bei jedem unterschiedlich. Und man muss viel Geduld mitbringen, bis es wirkt. Oder man muss zwischen verschiedenen wechseln und probieren, was zu einem passt...
channe84
Beiträge: 4
Registriert: 12. Apr 2012, 21:50

Re: neu hier...

Beitrag von channe84 »

Hi Lina,

wie geht es dir heute?
Meine Ärztin würde mir sofort Medis verschreiben, aber sie hat eben keine Ahnung davon. Hatte schon zig verschiedene und auch teilweise recht hohe Dosen, aber nichts brachte wirklich Besserung.
Würde gern mal RICHTIG eingestellt werden.

Was sagt man den Krankenkassen? ich schäme mich so sehr, länger als 6 Wochen krank zu sein und wie schnell läuft so ein Antrag durch?

Ich hoffe du hast ein einigermaßen nettes Wochenende
1010
Beiträge: 4
Registriert: 11. Apr 2012, 18:11

Re: neu hier...

Beitrag von 1010 »

Hallo Chantal,

heute geht es mir eigentlich ganz okay. Meine Schwester hat heute Geburtstag und ich war mit ihr und meinen Eltern was essen und danach im Eiscafé. Rausgehen tut immer gut, wenn man mal den Schweinehund überwunden hat. Oft gelingt mir das aber nicht...

Hast du schonmal daran gedacht, den Hausarzt zu wechseln? Ich kann dir leider nicht zu einem bestimmten Medikament raten, da ja jeder unterschiedlich reagiert. Wenn du doch einen Psychologen finden solltest, bei dem du recht bald eine Therapie beginnen kannst, kann er dir auch etwas verschreiben.

Zum Krankengeld:
Wenn du deine Krankmeldungen immer schön brav zur Krankenkasse und zu deinem Arbeitgeber schickst, dann wissen die ja eh schon Bescheid, wo du gerade stehst. Du musst also nicht extra einen Antrag stellen, das Krankengeld schließt dann automatisch nach 6 Wochen Krankheit an die Lohnfortzahlung deines Arbeitgebers an. Du wirst NICHT ohne Geld dastehen, da musst du dir keine Sorgen machen!!

Die Krankenkasse steht natürlich in engem Kontakt mit deinem behandelnden Arzt und wenn die beiden sich einig sind, dass du wieder arbeiten gehen kannst, dann können die die Zahlung wieder einstellen. Deshalb ist es megawichtig, dass du einen Arzt findest, der dir helfen kann und der dich angemessen unterstützt. Aber du kannst natürlich trotzdem mal bei deinem persönlichen Berater bei deiner Krankenkasse anrufen und dich erkundigen, wie das ganze genau abläuft. Arbeitslosengeld ist ja dann unwichtig, wenn du Krankengeld bekommst. Bin mir nicht sicher, aber ich glaube, das Krankengeld beträgt 65 oder 60 % deines Bruttolohns. Aber das kannst du auch bei deiner Kasse fragen. Oder hast du die Möglichkeit, direkt mal einen Termin bei deinem Berater zu machen?
Du wirst sehen, das ist alles halb so schlimm!

Wichtig ist: Du musst dich für rein gar nichts schämen!!!! Wenn du einen komplizierten Beinbruch hättest, bräuchtest du auch eine entsprechende Therapie, die viel Zeit in Anspruch nimmt. Und die Seele kann genauso krank sein und Hilfe brauchen. Es zu verdrängen und sich "zusammenzureißen",
wie man es oft gesagt bekommt, ist der falsche Weg. Ich verstehe dich, ich habe auch oft ein schlechtes Gewissen, aber das hilft einem nicht! Im Gegenteil, man legt sich noch zusätzlich Steine in den Weg.

Ich hoffe, du hast auch ein angenehmes Wochenende

Liebe Grüße
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