und schon wieder...

[flocke]

Hallo an Euch.

Manch einer kann sich vielleicht noch daran erinnern wie es mir letztes Jahr mit meiner Familie ergangen ist. Wie ich mich da in etwas hineingesteigert habe und am Ende total enttäuscht und frustriert war...

Meine Großeltern kamen in den letzten Monaten ganz gut allein zurecht, wir sind aber regelmäßig hingefahren, haben schwere arbeiten erledigt und geputzt und was halt so anfällt.

In der Zwischenzeit gab es verschiedene Anlässe zu denen ich meiner Mutter sagte dass ich aus der Sache raus bin, dass, sollte nochmal die Notwendigkeit bestehen dass jemand dort für längere Zeit hin "muss", ich das nicht noch einmal mache.

Nun ist es so, dass ich meine Großeltern sehr lieb habe und es ihretwegen schon tun würde, aber von meiner Mutter bin ich dermaßen entteuscht, dass mir wichtig war und ist, ihr dies auch zu zeigen und dass sie die Konsequenzen zu tragen hat.

Gestern kam mein Opa ins Krankenhaus, heute die Diagnose: Krebs, bösartig, übermorgen ist OP. Weiterer Heilungsverlauf wird sich evtl. bis in den Sommer ziehen...

Dies habe ich vor etwa einer Stunde erfahren, bei meine Mutter im Wohnzimmer, mein Oma saß neben ihr. Meine Mutter fragte ob ich heute bei Oma schlafe (diese will heute Nacht unbedingt zu Hause schlafen.

Erst war ich geschockt, bin ich auch immernoch, aber dann dachte ich: "Ja, klar!" und kurz darauf "Nein, das passt gerade ganz schlecht, habe daheim einen Auflauf im Ofen, meinen Kater, morgen Arzttermin und abends Nachtdienst..."
Ich sagte nichts, haderte mit mir selbst...


Jetzt habe ich die beiden zu meiner Oma gefahren, nachdem meine Mutter mein Schweigen auf die erneute Frage wohl richtig gedeutet hat. So, kann sie morgen mit Opas Auto fahren, mein Stiefvater hat sein Auto falls es regnet um zur Arbeit zu fahren und ich sitze hier - und mache mir Vorwürfe.

Was nun, was soll ich tun? Oder verrenne ich mich wieder in Gedanken, oder versuche meinen Dickschädel durch zu setzen um nicht darüber nachdenken zu müssen was vielleicht passieren kann...

Flocke

[flora80]

Liebe Flocke,

bitte, bitte keine Selbstvorwürfe! Du hast doch gut für dich gesorgt, indem du du klar gemacht hast, dass deine Grenze erreicht war und du das nicht noch einmal mitmachen wirst. Und jetzt ist der Fall eben eingetreten und ich finde es ausdrücklich gut, dass du die Verantwortung deiner Mutter übergeben hast, die ja nun einmal auch in erster Linie die Verantwortliche ist. Das hat doch nichts damit zu tun, dass du deine Großeltern natürlich lieb hast. Aber: Du hast schließlich auch ein eigenes Leben, in dem es gerade in der jetzigen Situation vorwärts gehen MUSS. Und du kannst das doch nicht mehrmals für jemand anderes opfern! Es gibt immer auch eine andere Lösung und wie man sieht, funktioniert das ja auch. Das ist eine Frage des Akzeptierens von Gegebenheiten. Also, ich würde sagen: Alles richtig gemacht!

Bei mir in der Familie gibt es ganz klare Absprachen zu solchen Dingen. Zum Beispiel übernehme ich immer zwei Wochen lang in meinen Sommerferien die Pflege meiner Oma, damit meine Eltern dann in den Urlaub fahren können. Das ist okay und eben so abgesprochen. Ich habe ganz klar gesagt, dass nur die Sommerferien gehen und mehr eben nicht. Mehr KANN ich nicht. Das ist weder bösartig, noch unwillen. Das ist einfach eine klare Regelung, die alle akzeptieren (müssen), weil ich das auch nicht verhandele. Deshalb habe ich meine Oma aber trotzdem lieb. Und, mit verlaub, mein Bruder würde das niemals auch nur für zwei Wochen übernehmen. Insofern: Du bist auch nicht die einzige in der Familie und kannst durchsetzen, dass deine Grenzen akzeptiert werden. Gut gemacht!

Viele liebe Grüße!

Flora

[Salvatore]

Hallo Flocke,

einen Rat habe ich keinen, will dir aber sagen, dass ich sehr gut mitfühlen kann: Ich habe selbst gerade Probleme mit meiner Mutter, die nicht zum ersten Mal von mir einen riesengroßen Gefallen erbittet (verlangt), ich das auf keinen Fall tun möchte, sie aber andererseits auch nicht im Stich lassen möchte.

Es ist schwer, finde ich, es ist wirklich ein Dilemma. Und mir würde es auch besser gehen, wenn die Bitte anders an mich herangetragen würde. Meine Mitarbeit wird schon vorausgesetzt, bevor ich gefragt werde. Und meine Einwände ("Ich darf das aus gesundheitlich-rechtlichen Gründen nicht" und "Ich kann das aus gesundheitlichen Gründen vielleicht nicht") werden mit einem Wink abgetan ("Muss doch keiner wissen", "Ach, das geht schon, so schwer ist das ja nicht".).

Daher hatte ich beim Lesen deines Posts spontan dasselbe Gefühl, wenn deine Mutter fragt "Schläfst du heute bei Oma und Opa?" sie eigentlich sagt: "Du schläfst doch wohl heute bei Oma und Opa!?".

Lg, Salvatore

[flocke]

Vielen Dank für die Antworten.

Nun, Abgrenzung fällt so schwer. Was ich auf keinen Fall (wieder) sein will, ist die "praktische" Lösung. Mein Leben stroltzt zwar nicht gerade vor Inhalt, aber es kann doch nicht sein dass immer und ausgerechnet ich das alles übernehmen soll. Schon garnicht nachdem mir meine Mutter in den Rücken gefallen ist beim letzten Mal.
Das ist wahrscheinlich nicht das beste Motiv und total egoistisch... So empfinde ich aber gerade.

Sie kamen, mal wieder, ganz selbstverständlich auf mich. Da wurde nicht etwas in der Art gesagt wie: "wir müssen uns mal überlgen wer heute Nacht bei Oma schläft", nein, ich wurde gefragt und zwar nur ich.

Meine Mutter hat es dann gemacht, aber offensichtlich nicht spontan und eher widerwillig. Sie fing an mit, " dann fahre ich eben morgens früh zurrück, damit ich mich fertig machen kann..." und "ich schleppe jetzt nicht meinen ganzen Kram mit..." (sie hatte heute auch einen Termin beim Arzt und "muss" vorher grundsätzlich die Harre nicht nru waschen sondern glätten und sonst nicht was alles... Ok. kann sie ja gerne tun, aber am liebsten hätte ich ihr vor Augen geführt dass ich beim letzten Mal für 3 Monate meine Wohnung verlassen habe, in einem Durchgangszimmer geschlafen und was nicht sonst alles habe...

Klar ist das alles nicht wirklich schlimm, aber mich wie selbstverständlich wieder dem aussetzen zu wollen, wärend sie es schon als besonders belastend empfindet dort Duschen, oder gar sich die Haare machen zu müssen, finde ich ehrlich gesagt dreist.


Klar sie haben alle ein Leben, einen Partner, mein Bruder auch ein Kind und ich habe eben "nur" meinen Kater und diese ein-Zimmer-Wohnung. Irgendwie fühlt sich das noch belangloser, fast schon lächerlich an wenn man mich dann so selbstverständlich wieder einsetzen will. So als hätte ich nichts eigenes, nichts von Belang... Ist ja im Grunde auch so... ach man...

Und jetzt sitze ich hier und verdrücke mir ein paar Tränen, weil ich heute ern nochmal zu Opa gehen will, mich aber nicht traue. Es ist fast schon eine Not-OP sagen sie, immerhin nimmt er ja Blutverdünner und musste selbst fürs Zähne ziehen 2 Wochen warten.... und jetzt innerhalb von zwei Tagen eine OP. 5Jahres-Überlebensrate habe ich mal nachgeschaut, bei ihm so zwischen 60-80% aber er ist so schwach und hat schon ne Menge durch. Hatte ja schonmal Krebs, zweimal Meningitis, den Bandscheibenvorfall... ehrlich gesagt habe ich Angst um ihn. Wir sind uns sehr ähnlich, zwei Dickschädel vor dem Herrn, prinzipientreu und grundehrlich.
Ich habe ihn lieb und statt bei ihm im Krankenhaus zu sein, bocke ich hier rum. Ich mache mir wirklich Vorwürfe, nicht zuletzte weil ich letztes Jahr ALLEN (auch Opa) lautstark vorgeworfen habe, dass sie nicht weit genug denken, dass es auch mal ganz schnell gehen kann... und jetzt wünschte ich es würde viel langsamer gehen.

Flocke

[Rudi-Reiter]

Hallo Flocke

Hast Du gut gemacht, sei mal ein bisschen Stolz auf Dich!

Ich denke, Du solltest schon so bald wie möglich zu Deinem Opa fahren
und auch mit Deiner Oma reden.

Schließlich hast Du die Beiden doch lieb, kannst Du ihnen das sagen?

Ich denke sie werden Deine Lage durchaus verstehen können, wenn sie
nicht nur die Version Deiner Mutter zu hören bekommen, sondern Du
selbst ihnen sagst, was los ist.


Ich drück Dir alle Daumen, schick Dir Mut und Kraft.



Liebe Grüße
Rudi

[Amy1680]

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