Moclobemid + alkoholfreies Bier

[Erdgespenst]

Ich hätte mal eine Frage zur Kombination von Moclobemid und alkoholfreiem Bier. Ich nehme derzeit 300 mg Moclobemid/Tag ein, was sehr gut anschlägt. Gleichzeitig bin ich ein großer Liebhaber von alkoholfreiem Bier, das mir einfach körperlich gut tut. Der Konsum liegt an manchen Tagen bei 1-2 Litern.

Jetzt wird in diversen Internetartikeln zu Moclobemid zwar betont, dass man keine besondere Diät einhalten müsse, aber tyraminreiche Lebensmittel trotzdem eher meiden soll, immer wieder taucht da Bier auf, wobei alkoholfreies Bier etwa genausoviel Tyramin enthalten dürfte wie "normales" Bier. Für mich stellt sich da die Frage, inwiefern es da zu Komplikationen kommen kann. Ist die Kombination von Moclobemid mit tyraminhaltigen Nebenwirkungen gesundheitsschädlich, vielleicht auf lange Sicht mit Schäden verbunden oder besteht nur das Risiko von eher harmlosen Nebenwirkungen wie Schwindel oder Schläfrigkeit, bei denen man erst bei Eintritt dieser Symptome einfach durch Verzicht auf bestimmte Lebensmittel beikommen kann?

P.S. Es geht hier ausdrücklich nicht um die Problematik, AD + Alkohol, mein eigener Alkoholkonsum liegt ganz erheblich unter dem deutschen Durchschnitt. Es geht nur um Moclobemid und alkoholfreies Bier.

[Dendrit]

Hallo Erdgespenst,

ich möcht nur einfügen, dass alkoholfreie Biere lediglich unter 0,5 % vol. haben, sie sind also nicht wirklich alkoholfrei. Das ist ein chemischer Vorgang, der das schier unmöglich macht: denn mit der Gärung entsteht der Alkohol. Ohne Gärung ist es kein Bier.

LG, Manuela

[ndskp01]

Hallo Erdgespenst,

ich habe auch keine Ahnung von der Chemie-Sachlage, aber grundsätzlich würde ich sagen, bei Essen wie beim Trinken ist Abwechslungsreichtum geboten. Ich würde 2 Liter Kamillentee oder Pfefferminztee genauso wenig trinken wie 2 Liter Cola, Bionade oder alkoholfreies Bier. Du brauchst ja auf dein geliebstes Getränk nicht verzichten, aber vielleicht wäre es sinnvoll, sich mit, sagen wir mal, 2 Flaschen pro Tag zu begnügen.

Entscheidend dürfte letztlich sein, ob du dich damit wohl fühlst.

Herzliche Grüße und einen schönen Tag, dein Puk

[Erdgespenst]

@ Manuela

der Restalkohol im alkoholfreien Bier wird gemeinhin überschätzt. Damit ein Getränk als alkoholfrei bezeichnet werden darf, liegt der gesetzliche Maximalgehalt bei 0,5% % Vol. Der tatsächliche Alkoholgehalt liegt bei allen marktüblichen Sorten sehr deutlich darunter und ist etwa mit dem Alkoholgehalt vergleichbar, der auch in Obst oder Fruchtsaft anzutreffen ist. Wenn sich jemand auf tatsächlich alkoholfreies Bier beschränkt (und sich nicht ein konventionelles Bier reinkippt um anschliessend zu behaupten, es sei alkoholfrei gewesen), reicht der Alkoholgehalt rein rechnerisch nicht für Gesundheitsschäden oder Ausfallerscheinungen aus. Bei trockenen Alkoholikern ist das Problem des alkoholfreien Bieres, dass der Geschmack alte Suchtmechanismen aktivieren kann, die Gefahr geht nicht vom Restalkohol aus, dessen Anteil ist nämlich in dem Bereich, den auch völlig "unverdächtige" Lebensmittel haben können.

Und was die Ausgeglichenheit der Ernährung angeht: Wäre dieser Kommentar auch gekommen, wenn jemand 2 Liter Apfelsaft am Tag trinkt? (dessen Alkoholwert ist übrigens mit alkoholfreiem Bier der führenden Marken vergleichbar).

Wie gesagt, ich sehe höchstens vom darin enthaltenen Tyramin eine potentielle Gefahr ausgehen, weswegen ich diesen Faden ja eröffnet habe.

[ndskp01]

Hallo Erdgespenst,

ja ich hätte auch bei zwei Litern Apfelsaft Bedenken ... (Ehrlich gesagt, mir wird ganz schlecht und ich kriege fast schon Durchfall, wenn ich daran denke) ...

Aber wie gesagt, von dem konkreten Problem verstehe ich nichts, tut mir leid dass ich nicht weiterhelfen kann.

Liebe Grüße, Puk

[Dendrit]

Hallo Erdgespenst,

Wäre dieser Kommentar auch gekommen, wenn jemand 2 Liter Apfelsaft am Tag trinkt?

nein, weil es nicht um Saft, sondern alk.freies Bier geht (also eine ganz andere chemische "Zusammensetzung" und Reaktionen). Aber ein Kommentar wäre gekommen, wenn es sich um Karamalz bzw. Nährbier gehandelt hätte, weil denen der Alk. zugesetzt wird.

Und wg. den Biersachen: ich könnt Dir mit Leidenschaft mehr erzählen - ich habe in einer Brauerei gelernt, es fasziniert mich. Besonders darüber:

Der tatsächliche Alkoholgehalt liegt bei allen marktüblichen Sorten sehr deutlich darunter und ist etwa mit dem Alkoholgehalt vergleichbar, der auch in Obst oder Fruchtsaft anzutreffen ist.

müsste ich was richtigstellen. Aber das geht ja alles am Thema vorbei. Vllt. im Depri-Forum? Müsste mich aber beim Brauer nochmal erkundigen, ob das, was ich vor 23 y lernte, immer noch den gesetzlichen Bestimmungen entspricht oder obs da Änderungen gibt.

Nur dass ich keinen Alk vertrage und deshalb erkundigen/beschäftigen musste, was (versteckten) Alk enthält (Säfte, Nährbier ...).

LG, Manuela

[Dendrit]

Hallo Erdgespenst,

nachdem Dir niemand auf Deine eigentliche Frage geantwortet hat, mich das aber auch interessiert, hab ich einen Braumeister ("meiner" Brauerei, da redet sich's leichter und die Antworten sind offener) angemailt.

LG, Manuela

[Dendrit]

Erste Antwort:

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Hallo Fr. ***,

interessante Frage, die ich aber nicht aus dem Stegreif beantworten kann. Tyramin resultiert beim Eiweißstoffwechsel der Hefen bei der Gärung aus Tyrosin.

Ich habe Ihre Frage an unsere Abteilung Forschung und Entwicklung weitergeleitet und werde mich, wenn ich ein Ergebnis habe, demnächst wieder bei Ihnen melden.

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Also Deine Frage geht über das "normale" hinaus, was schon in die Forschung geht.

LG, Manuela

[Erdgespenst]

Besten Dank für die Mühe, die Du Dir machst.

Finde ich jetzt richtig lieb von Dir.

[Dendrit]

Gern geschehen.

Zweite Antwort - wohl allgemein aus der Forschung:
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Tyramin gehört wie Histamin zu den so genannten biogenen Aminen.

Manche Menschen reagieren empfindlich auf den Verzehr tyraminreicher Lebensmittel und berichten über Kopfschmerzen, Migräne u.Ä. Der Mediziner nennt diese Beschwerden pseudoallergische Intoleranzreaktionen. Auch bei der Einnahme bestimmter Medikamente (so genannte DAO-Hemmer), kann es erforderlich werden, eine tyraminarme Diät einzuhalten.

Biogene Amine sind als bakterielle Stoffwechselprodukte in Bieren normalerweise nur in geringen Mengen vorhanden. Auf Histamin bezogen gibt die Fachliteratur Normwerte für Bier von unter 0,5 mg/l (< 500 µg/l) an. Bezogen auf Tyramin werden für Bier Normwerte um 2,0 mg/l (2.000 µg/l) angegeben.

Leider werden in der Literatur abweichende Verträglichkeitsgrenzen für Biogene Amine angegeben, wobei das Problem grundsätzlich im menschlichen Körper liegt, der nicht genügend Enzym (DAO – Diaminooxidase) zum schnellen Abbau bereitstellen kann. Viele Medikamente wirken dazu noch als DAO-Hemmer, Alkohol leider auch, ganz gleich in welchem Getränk er enthalten ist. Somit stellt alkoholfreies Bier bei den beschriebenen Nahrungsmittelunverträglichkeiten auch eine mögliche Alternative dar.
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(Jetzt mag er nicht mehr kursiv.)

[Erdgespenst]

OK, danke Dir. Das hat mich jetzt schon ziemlich beruhigt.