Der Weg zurück ins Leben

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Soldat_91
Beiträge: 3
Registriert: 12. Mär 2012, 22:12

Der Weg zurück ins Leben

Beitrag von Soldat_91 »

Hallo an alle,

Ich bin durch stöbern im Internet auf diese Seite gestossen und hoffe nun hier ein wenig Hilfe zu bekommen.

Ich erzähle euch erstmal ein wenig über meine Vergangenheit.
Ich bin 20 Jahre alt, seit ca 2 Jahren bin ich mein Hobby, den Sport, zum Beruf machen dürfen. Was anfangs als wahres Glück schien wurde im letzten Jahr von den Schattenseiten des Leostungssports überschattet. Die Angst vor dem Versagen, Angst alles zu verlieren, den geliebten Sport und die Anerkennung und Wertschätzung der Mitmenschen nich mehr zu erfahren und vor allem die Angst davor, sch selbst zu antäuschen machten mir die letzten Monate sehr schwer. Auf Anraten meines Mentaltrainers ging ich zu einem Psychologen, der dann eine Depression diagnostizierte. Ein Schock, nicht nur für mich. Ich entschied gemeinsam mit meinem Heimtrainer dies soweit wie nötig bekannt zu machen. Anschliessend haben wor beschlossen vorerst keine Wettkampfe zu bestreiten, worüber ich sehr froh war. Vor kurzem dann die erfreuliche Nachricht, wieder gesund zu sein. Zuerst war ich einfach erleichtert und hatte wieder Hoffnung. Die letzten zwei Wochen aber, kommt es mir so vor, als ginge alles wieder los. Ich dachte kurzfristig auch daran mir das Leben zu nehmen, was ich aber dank meines Umfeldes nicht getan habe. Nun wollte ich wissen, ob euerer Erfahrung nach eine Depression wieder voll heilbar ist, oder ob man einen Weg finden muss damit umzugehen?

Ich danke euch jetzt schonmal für Euere Hilfe

Liebe Grüsse
Soldat_91
MissSunshine
Beiträge: 81
Registriert: 28. Mai 2008, 21:16

Re: Der Weg zurück ins Leben

Beitrag von MissSunshine »

Hallo Soldat_91,

willkommen im Forum - ich bin auch noch relativ neu hier. Ein Weg zurück ist auf jeden Fall schon mal, dass du Hilfe gesucht und angenommen hast. Ich finde - egal für wen - das ist schon ein großer Schritt, den man nehmen muss, eine Hürde, um beim Sport zu bleiben. Diese Hürde hast du also schon geschafft.

Um die Depression zu bekämpfen, ist es wichtig die Ursache(n) zu finden. Trau dich eine Therapie anzsutreben, denn es hilft in jedem Fall seine Probleme oder an was man so denkt mit einer neutralen Person zu besprechen.

Ich hatte heute wieder ein gutes Therapiegespräch und mir geht es um einiges besser als vorher. Das kann manchmal auch andersrum sein, aber das dient vor allem zum Lernen und Kennenlernen von sich selbst - ist meine Meinung.

Du solltest an deinem Sport auf jeden Fall Spaß haben. Ein Beispiel ist für mich Magdalena Neuner. Sie hat Spaß und auch Erfolg und weiß aber auch, wann der Spaß zum Druck wird und hört wohl rechtzeitig auf und hat erkannt, dass es auch noch was anderes im Leben gibt, was einen erfüllen kann und lebenswert macht.

Wenn es zuviel ist, mach eine Pause. Mal ganz ohne deine Sportart. Ich habe auch jahrelang eine Sportart ausgeübt. Fast jeden Tag Training, an den Wochenenden Turniere oder Punktspiele. Irgendwann hat der Körper gestreikt. Danach die Psyche. Habe von einem Tag auf den anderen aufgehört. Allerdings war es bei mir noch kein Leistungssport, wie bei Dir.

Was würde Dir sonst noch Spaß machen? Zu arbeiten, ausser dem Sport...Nimm dir Zeit und lerne dich kennen.

Ich will nicht sagen, du sollst aufhören, aber es wäre eine Möglichkeit. Am besten besprich deine Probleme mit deinem Hausarzt. Er kann dich an einen Facharzt überweisen.
Vielleicht lösen sich die Probleme auf oder zu kannst zumindest damit besser leben (wie beispielsweise 1 Wettkampf weniger oder so).

Weißt du wie ich meine? Reduziere vorher, um nachher noch besser zu sein

Um deine Hauptfrage zu beantworten bin ich noch nicht lange genug krank. Hier im Forum gibt es Leute, die schon Jahre damit kämpfen...Ich würde aber trotzdem sagen, dass Depression heilbar ist. Muss halt richtig behandelt werden und man muss sie auch selbst annehmen und bewusst damit umgehen.

Dazu gehört auch Rückschläge einzustecken. Ich habe im Job die Kündigung bekommen und war zutiefst enttäuscht - vor allem wie das Ganze vonstatten ging. Im Nachhinein hat es aber wahrsch. meine Gesundheit gerettet.

Auf jeden Fall gut, dass du anderen davon erzählt hast. Das Umfeld ist wichtig und sollte informiert sein. Bei meiner Therapeutin habe ich auch mal ein Heftchen mitgenommen, wo es um Angehörige ging und deren Umgang mit einem depressiv Erkrankten. Ein Leitfaden...

Wünsche dir eine gute Nacht, piwi
wütend

Re: Der Weg zurück ins Leben

Beitrag von wütend »

He Soldat

ja, es ist möglich, das sich eine Depression vollkommen zurückbildet.
Vorraussetzung ist, das du die Gründe warum die depressiv bist erfolgreich in einer Psychotherapie bearbeitest.
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Der Weg zurück ins Leben

Beitrag von ben1 »

Hallo Soldat

erst mal herzlich Willkommen!
Und ein großes Lob, wie Du mit der Situation umgehst. Du holst Dir Hilfe, Du bleibst aktiv - das ist sehr wichtig!

Das Hobby zum Beruf machen, da träumen wohl viele davon. Und genau dann, wenn man erreicht hat, was man wollte, kippt die ganze Konstellation häufig. Nun muss ich machen, was ich will. Dass, was vorher Ausgleich war, das Lebensfeld, in dem ih auftanken konnte, wird plötzlich zum Energiefresser. Ich denke, es könnte eine Aufgabe sein, Dir wieder Sachen zu suchen, die den Akku aufladen. Und da kann eine Begleitung sehr hilfreich sein.

Nur ein paar Gedanken von

Ben
lae
Beiträge: 188
Registriert: 14. Feb 2012, 12:37

Re: Der Weg zurück ins Leben

Beitrag von lae »

Hallo,
meine klare Antwort:jein! Es hängt von der Stärke der Depression ab. Hast du eine depressive Verstimmung/burnout findest du bestimmt durch achtsamen Umgang mit dir selbst (eventuell unterstützt durch eine Psychotherapie) und der (vorübergehenden)Einnahme von Psychopharmaka wieder einen Weg zurück ins Leben. Hast du deinen "point of no return" überschritten, bleibt nur das Arrangieren mit der Krnkheit.Das heraus zu finden, wird deine Aufgabe in der nächsten Zeit sein. Dabei geht es einerseits darum, die Hoffnung nicht zu schnell aufzugeben, andererseits aber auch nicht zu lange an unerfüllbaren Hoffnungen fetzuhalten. Ganz, ganz am Ende wird dein Körper dir sagen, wie es bei dir ist. Nach meiner Erfahrung kann das von außen niemand - auch die sogenannten "Experten" nicht - beurteilen.
Ich wünsche dir, wo auch immer dein Weg hinführt, ein gutes Leben.
laetitia
elas
Beiträge: 2102
Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Re: Der Weg zurück ins Leben

Beitrag von elas »

Guten Morgen miteinander,


Laetizia schreibt vom

>point of no return<

an welchem es nur noch gilt sich mit der Krankheit zu arrangieren.

Um Himmels Willen, laetizia, Soldat ist jung, und selbst ich als ältere Dame würde nie so etwas sagen, und vorallem ist es auch nicht wissenschaftlich erwiesen, dass es diesen ominösen point of no return gebe.

Soldat, Du bist grad mal 20 Jahre und hast gute Aussichten auf Heilung, auf gute Umgehensweise mit der Erkrankung.
Ergreif nur alles, was Dir sinnvoll erscheint.

Holger Reimers wird im Video gezeigt, hier im Kompetenznetz Depression unter "Betroffene". Und das Video zeigt einen älteren Mann, der nach 20 Jahren schweren Depressionen auch einen Weg heraus gefunden hat.

Also bitte keine Verunsicherungen von vorallem jungen Usern/Userinnen hier.


Herzlich
Selas
________________________________

Der Weg ist das Ziel



Lebensringe sind auch Themenringe
Soldat_91
Beiträge: 3
Registriert: 12. Mär 2012, 22:12

Re: Der Weg zurück ins Leben

Beitrag von Soldat_91 »

Hallo Ihr,

Vielen lieben Dank für euere Ratschläge und Meinungen. Ich denke/hoffe dass ich so schon mal ein gutes Stück weiter bin.

Vielen Dank und durchhalten
Soldat_91 schrieb:
> Hallo an alle,
>
> Ich bin durch stöbern im Internet auf diese Seite gestossen und hoffe nun hier ein wenig Hilfe zu bekommen.
>
> Ich erzähle euch erstmal ein wenig über meine Vergangenheit.
> Ich bin 20 Jahre alt, seit ca 2 Jahren bin ich mein Hobby, den Sport, zum Beruf machen dürfen. Was anfangs als wahres Glück schien wurde im letzten Jahr von den Schattenseiten des Leostungssports überschattet. Die Angst vor dem Versagen, Angst alles zu verlieren, den geliebten Sport und die Anerkennung und Wertschätzung der Mitmenschen nich mehr zu erfahren und vor allem die Angst davor, sch selbst zu antäuschen machten mir die letzten Monate sehr schwer. Auf Anraten meines Mentaltrainers ging ich zu einem Psychologen, der dann eine Depression diagnostizierte. Ein Schock, nicht nur für mich. Ich entschied gemeinsam mit meinem Heimtrainer dies soweit wie nötig bekannt zu machen. Anschliessend haben wor beschlossen vorerst keine Wettkampfe zu bestreiten, worüber ich sehr froh war. Vor kurzem dann die erfreuliche Nachricht, wieder gesund zu sein. Zuerst war ich einfach erleichtert und hatte wieder Hoffnung. Die letzten zwei Wochen aber, kommt es mir so vor, als ginge alles wieder los. Ich dachte kurzfristig auch daran mir das Leben zu nehmen, was ich aber dank meines Umfeldes nicht getan habe. Nun wollte ich wissen, ob euerer Erfahrung nach eine Depression wieder voll heilbar ist, oder ob man einen Weg finden muss damit umzugehen?
>
> Ich danke euch jetzt schonmal für Euere Hilfe
>
> Liebe Grüsse
> Soldat_91
Wueste
Beiträge: 35
Registriert: 28. Feb 2012, 16:21

Re: Der Weg zurück ins Leben

Beitrag von Wueste »

Hallo Soldat_91,

von mir ebenfalls ein herzliches Willkommen! Auch ich bin neu hier und habe rasch "Anschluß" gefunden.

Vielleicht hast Du es bemerkt, dass das Schreiben hier befreiend wirken kann (besser, als z.B. seine Sorgen und Ängste in einer mit Wasser gefüllten Schüssel zu sprechen und diese in den Ausguß zu kippen).

Wann mich die Depression heimgesucht hat, weiß ich nicht genau. Das kann schon vor einem Jahr gewesen sein oder noch früher.
Es ist auf jeden Fall wichtig, Dir nur Gutes zu tun und Dich so anzunehmen, wie Du gerade bist. Das ist nicht immer leicht. Ich bin Optimist und bleibe es auch! An jeder negativen Erfahrung finde ich immer - wenn auch nicht sofort - etwas Positives. Wenn es mir einigermaßen gut geht denke ich daran, dass die Krankheit auch eine Chance sein kann, mich selber kennenzulernen.

Ein Therapeut wird von Nöten sein. Und ganz wichtig: Du musst Dich ihm öffnen können! Klappt es nicht beim Ersten, dann probiere einen Zweiten oder Dritten aus und sei ehrlich zu Dir.

Weiter bin ich bis jetzt noch nicht gekommen, ich warte noch auf einen Platz in der Klinik bzw. beim Therapeuten.

Und wie Selas schon geschrieben hat: Du bist erst 20 Jahre alt, hast fast Dein ganzes Leben noch vor Dir.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!

Liebe Grüße
ein empfindliches Schaf
wütend

Re: Der Weg zurück ins Leben

Beitrag von wütend »

>>Um Himmels Willen, laetizia, Soldat ist jung, und selbst ich als ältere Dame würde nie so etwas sagen, und vorallem ist es auch nicht wissenschaftlich erwiesen, dass es diesen ominösen point of no return gebe.<<


Das sehe ich genau so.
Die chronische Depression ist die Dysthymia. Sie ist eine leichtere Depression und besteht oftmals bereits seit der Jugend.

Der Schweregrad einer Depressiven Episode liegt zwischen leicht, mittel, schwer und schwer mit psychotischen Symptomen.
http://www.dimdi.de/static/de/klassi/di ... 30-f39.htm

Das Wort Episode besagt bereits das diese Krankheitsstadium vorübergeht.
Die meisten Depressivn leiden an der depressiven Episode die einmal oder mehrmals im Leben auftreten. Ein depressive Episode kann zwischen einigen Wochen aber auch bis zu 2 Jahren andauern.

Ich habe beide Diagnosen, Dysthymia und widerkehrende depressive Episoden, also ein double Depression. Z.Zt. geht es mir sehr gut. Ich bin voll berufstätig, 50 Std/Woche. Ich hoffe es bleibt so. Aber, wenn nicht, kann ich auch damit umgehen, denn ich hab die Dysthymia seit meiner Kindheit und habe auch schon mehrfach schwere bis mittelgradige Episoden überwunden.
Wueste
Beiträge: 35
Registriert: 28. Feb 2012, 16:21

Re: Der Weg zurück ins Leben

Beitrag von Wueste »

Hallo Parson,

interessant, die gleiche Diagnose stand auch auf meinem Bericht. Auch ist mein Mann der Meinung, dass ich innerhalb eines Monats sehr labil wäre (hoch - tief - hoch- tief usw.).

Vor (rechne, rechne, rechne) knapp 25 Jahren, also 1/4 Jahrhundert!, hatte ich einen SV. Meine Familie war so geschockt, es hatte angeblich keiner gemerkt, wie schlecht es mir ging (naja, bei 4 Mädchen). Damals wurde alles unter den guten alten Teppich gekehrt, es kam einer von der Kirche und wollte mit mir sprechen, ich aber nicht mit ihm. Es wurden mir damals genug Vorwürfe seitens meiner Familie gemacht. Und somit trage ich seit jener Zeit ein weiteres Stigma mit mir herum.

Muss ich mich eigentlich Fragen, ob alle Erwachsenen in dieser Zeit so ungebildet waren? Ja, ich mache meinen Eltern Vorwürfe. Meine Geschwister und ich sind alle so "klein" gehalten worden, wir hatten null Chance, etwas Selbstbewusstsein in uns aufzunehmen. Alle 4 mussten wir Handball spielen (ich war viel zu "weich" für diese Sportart), für mich gab es keine Extrawurst.

Achherrje, jetzt habe ich mal wieder so viel über mich geschrieben.

Parson, bei 50 Stunden die Woche glaube ich, dass Dir das Arbeiten gut tut - positiver Stress als Ausgleich? Bei mir ist es jedenfalls so.

Liebe Grüße

das empfindliche Schaf
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