Mein schwarzer hund und ich

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Vollmond
Beiträge: 156
Registriert: 10. Jul 2005, 19:17

Mein schwarzer hund und ich

Beitrag von Vollmond »

Hallo hier,

ich schreibe nicht oft aber lesen tue ich regelmässig.

Am mittwoch habe ich nach rücksprache mit meinem arzt das medik.nortrilen ausgeschlichen,abgesetzt.Ich hatte 3 monate lang nur heftigste nebenwirkungen.Wie schon mit anderen medis aus der selben gruppe.Ich vertrage sie einfach nicht.Lamotrigen nehme ich weiter obwohl ich keinerlei wirkung spüre.12 medis habe ich bisher ausprobiert !!!

Es geht mir aber weniger um die medis,als um das,was dann geschah.
N.d.absetzen hatte ich 3 zufriedene tage.Kein angstgefühl mehr.Kein gefühl der einsamkeit mehr.Freude kam wieder auf(mein lebenselixier).
Und vor allem kein morgentief.

Da ich aber um die heimtücke des schwarzen hundes wusste,war ich weder euphorisch noch habe ich gejubelt.
Ich konnte es kaum fassen wieder im leben zu stehen.Auch mein lieblingshobby,das tanzen(freude pur)habe ich wieder ganz vorsichtig angedacht.In der dpri ging nix mehr,das tat unglaublich weh.
Am freitagabend habe ich im internet nach portraits von künstlern geschaut,die ich(wie früher auch) ausgedruckt und mit kohlestift malen will(mein 2.geliebtes hobby,habe schon 3 ausstellungen gemacht).Auch das geht in der depri nicht mehr.

Dabei ist es passiert.Unverhofft aus heiterem himmel,ohne jeglichen grund hat mich der schwarze hund heimgesucht.Unfassbar.

3 tage ins leben zurück hat mir der schwarze hund erlaubt,dann hat er mich wider in die depession gebissen.Ihr könnt euch sicher vorstellen,wie es mir jetzt geht,wenn man wieder am boden angelangt ist.Nicht mal weinen kann ich.Das sind sehr gefährliche momente!!

Ich lebe seit 11 jahren alleine(bin an 2 ehen gescheitert,(werfe aber nicht den ersten stein)mit meinen 2 wohlgeratenen,längst erwachsenen kindern in meinem elternhaus.(Bin zum hausmann mutiert).
Meine gefühle,enttäuschungen,hoffnungslosigkeit will ich mit ihnen nur sehr vorsichtig besprechen.Ich möchte nicht,dass sie mitleiden.

Ein paar bekannte habe ich,mit denen ich nicht oft telefoniere.Mein anteil an diesen gesprächen ist höchstens 20%.Meistens werde ich vollgelabert.Jammern getraue ich mich nicht.Dabei würde ich auch gerne mal meinen seelenmüll auskotzen.Selbst in der therapie halte ich mich zurück,um nicht abgelehnt zu werden.

Geht jetzt wieder alles von vorne los?

Da muss ich an ein lied von groenemeyer denken,der darin singt:Das leben ist nicht fair!

Und churchill hat gesagt:Wenn du feststellst,dass du durch die hölle gehst-geh weiter-!

Oh,hab ich viel geschrieben.
Hoffentlich hab ich euch nicht gelangweilt.
Es ist nur die wahrheit!

Liebe grüsse,günther
niederländer

Re: Mein schwarzer hund und ich

Beitrag von niederländer »

Hallo Günther,

Das mit deine Medis ist natürlich keine schöne Sache. Das Nortrilen kenne ich gut , denn ich habe es selber 1 Jahr genommen.
Die Nebenwirkungen bei mir waren Mundtrockenheit und Verstopfung, aber geholfen hat das Mittel.

Wie schnell hast du denn das Nortrilen abgesetzt ? Normalerweise geschieht das langsam.
Alle Anti Depressivas haben eine Halbwertszeit. Das heißt bis es halb ausgewirkt ist.
Scheinbar brauchst du ein einigermaßen verträgliches Medikament, denn ganz ohne geht es auch nicht.

Ich hoffe das du bald ein gutes Medikament findest und dass es dir wieder besser geht.
Hast du denn eine Psychotherapie im Moment ?

Wenn du magst können wir uns auch per Mail austauschen. Mein Profil ist offen.

Machts gut,

Gruß

Benny
wütend

Re: Mein schwarzer hund und ich

Beitrag von wütend »

>>Selbst in der therapie halte ich mich zurück,um nicht abgelehnt zu werden.<<

He günther

das könntest Du ändern. Der Psychotherapeut wird dich trotzdem nicht ablehnen, denn die Therapie ist für dich da und nicht umgekehrt.
jonesy
Beiträge: 546
Registriert: 25. Feb 2011, 17:42

Re: Mein schwarzer hund und ich

Beitrag von jonesy »

Lieber Günter,
es ist sooo heftig, wenn man mal kurz Oberwasser hatte und dann wieder zurück auf den Grund sinkt. Dann fühlt man, was man alles verpasst an schönen Gefühlen durch diese Scheiß-Depri.
Als ich das von den Telefonaten gelesen habe, musste ich grinsen. So ähnlich geht es mir auch. Es wird selten gefragt, wie es mir geht, sondern vorwiegend Müll abgeladen.
Aber ich bin dabei, das zu ändern. Es fällt mir aber furchtbar schwer, anderen Menschen ins Wort zu fallen und zu sagen: Hallo, ich bin auch noch da!
Ich kann dir nicht versprechen, dass es besser wird. Das Einzige, dass ich dir versprechen kann, ist, dass dir hier immer jemand zuhört und Mut zuspricht.
Das ist, finde ich, schon einmal eine ganze Menge.
Mit Jammern hat das hier, was du schreibst, gerade mal gar nichts zu tun.
Ich kann deine Enttäuschung gut verstehen und ich glaube, jeder, der jahrelang mit den Depressionen rum laviert, kann das nach vollziehen.
Fühl dich umarmt und ich schicke dir gedanklich einen Sack voll Stärke und Mut.
Liebe Grüße von Pauline
Secret
Beiträge: 1424
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: Mein schwarzer hund und ich

Beitrag von Secret »

Hallo Günther,

die Überschrift von Deinem Thread hat mich sehr berührt, auch ich hatte einen Rückfall nach Absetzten der Medis, allerdings ging es nicht so schnell, das mit den 3 Tagen wundert mich, denn so viel wie mir die Ärtze mitteilten hat Antidepressiva doch erst nach 2 - 3 Wochen Wirkung und beim Absetzten auch?? Aber ich habe auch andere Medis genommen.

Vielleicht brauchst du noch Medis und zwar verträglichere, ich würde den Arzt mel darauf ansprechen. Ich habe zwar zugenommen, doch diese Nebenwirkung nehme ich halt im Kauf.

Ich kann Dich nur ermutigen, Dich mehr dem Therapeuten anzuvertrauen, wie schon meine Vorredner geschrieben haben. Es ist ja Sinn und Zweck der Therapie dass er sich deine Probleme und dein Befinden anhört, da brauchst Du Dir wirklich keine Gedanken um Ablehnung zu machen. Entweder stimmt die Chemie zwischen Therapeut und Patient oder nicht, dass hat dann aber nichts mit dem sich öffnen und sich nicht verstellen zu tun.

Und wenn es Dir gut tut schreib ruhig öfter mal in diesem Forum, ich habe da bis heute nur gute Erfahrungen mit gemacht. Es ist wirklich nicht langweilig oder nervig wenn man hier schreibt!!

Und das mit dem Malen: ich male auch gerne, es ist nur schwierig sich zu überwinden wenn man keine feste Termine hat wie z.Bsp. bei Sport im Verein, vielleicht kannst Du einen Kurs in der VHS oder ähnliches besuchen?? Ich selber skizziere gerne Blumen oder male mit Acryl.

LG
Secret
LG

Secret
Vollmond
Beiträge: 156
Registriert: 10. Jul 2005, 19:17

Re: Mein schwarzer hund und ich

Beitrag von Vollmond »

Hallo benny,

danke für die antwort.
Das nortrilen habe ich 4 wochen ausgeschlichen.Seit gestern nehme ich fluoxetin,einschleichend.(medi nr.12).Sollte es schon früher nehmen,habe aber gezögert.Mal sehen,ob das was taugt?
Eine therapie mache ich bei einer frau,seit einem dreifiertel jahr.
Wir sind uns sympatisch.

Hallo parson,

Danke für deinen tipp.Ich werde ganz offen mit meiner therapeutin sprechen.Es ist richtig,es geht um mich.

Hallo pauline,

Danke für deine aufmunternde antwort und dein mitgefühl.Das mit den telefonaten habe ich gerade gestern praktiziert.
Ja,zuspruch ist wirklich eine ganze menge.
Deine umarmung hat gut getan.(ein mittel gegen einsamkeit?).

Euch allen einen lieben gruss,
günther
Vollmond
Beiträge: 156
Registriert: 10. Jul 2005, 19:17

Re: Mein schwarzer hund und ich

Beitrag von Vollmond »

Hallo secret,

Dein beitrag ist gerade während meiner obigen antworten gekommen.
Danke dafür.
Einige antworten treffen auch bei deinem beitrag zu.
Schön,dass du auch malst.Du hast es erkannt,wie schwer es ist,sich zu überwinden,gerade weil man das so sehr liebt.

Lieben gruss.
günther
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Mein schwarzer hund und ich

Beitrag von anna54 »

Lieber Günther
Kennst du das Buch: Mein schwarzer Hund-und ich.
Für dein neues Medikament Fluoxetin wünsche ich dir gutes Gelingen.
Bei mir war es auch ein "letzter Versuch",und es hat geholfen,spät aber immerhin.
Was spielt dir deine Psyche vor,ist es eine Achterbahn durch den Medikamentenwechsel?
Schlimm,sich nach ein paar guten Tagen,wiederzufinden im Nebel der Depression.
Ich schicke dir ganz viele Sonnenstrahlen und vor allem Hoffnung,es geht immer vorbei,immer.
Alle guten Wünsche
anna54
Vollmond
Beiträge: 156
Registriert: 10. Jul 2005, 19:17

Re: Mein schwarzer hund und ich

Beitrag von Vollmond »

Hallo anna,

danke für deine antwort u.deine guten wünsche.

Das buch hab ich.Es spiegelt ja so alles wieder,was viele von uns kennen.
Ich hoffe,dass fluoxetin auch mein letzter versuch ist.Von dem lamotrigin
spüre ich nix.Schon über 3 monate.Was soll ich dann mit dem zeug??

Ja anna,die psyche u.die achterbahn.War es der mediwechsel.Wenn es so wäre,würde ich ja langsam nach oben kommen.So war es auch im mai letzten jahres.Nach dem absetzen von saroten u.lithium (hatte damit einen radunfall)ging es mir plötzlich fast 4 wochen gut.Keine depressiven symptome mehr.Das war wie fliegen.
Dann hat mich eine reaktion (eine frau beim tanzen)wieder ins loch gehauen.Hab mich seit dem nicht mehr getraut tanzen zu gehen.Es kommt sicher wieder!

Am meisten macht mir das "morgengrauen" zu schaffen.Es ist einfach deprimierend.Das auszuhalten bis zum abend,(da wirds besser)ist manchmal eine mords kraftanstrengung!!

Die hoffnung verliere ich nicht.Meine anderen episoden habe ich ja auch überwunden.Danach war ich ja wieder gesund.

Deine mir geschickten sonnenstrahlen spüre ich schon!!Scheinbar weisst du,dass ich ein sommermensch bin.

Liebe grüsse,
günther
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