Bin ich wirklich eine psychisch schwer beeinträchtigte Frau

Antworten
elas
Beiträge: 2102
Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Bin ich wirklich eine psychisch schwer beeinträchtigte Frau

Beitrag von elas »

Guten Abend an alle,



bevor ich jetzt wirklich durchdrehe, setze ich das mal hier ins Forum rein und hoffe auf Unterstützung.


VORSICHT ETWAS LÄNGER


Für alle, die mich hier über das Forum und meine Beiträge nicht so gut kennen.
Ich bin fast 58 Jahre alt, war sehr lange Hauptschullehrerin, und bin seit einigen Jahren frühpensioniert. Der Pensionierungsgrund war damals meine Depression.
Die bereits vorhandenen
Körpererkrankungen wurden gar nicht berücksichtigt.

Regelmäßig muss ich zu einem Amtsarzt des hiesigen Gesundheitsamtes , der erneut meine Dienstunfähigkeitbe bestätigen muss.

Und heute war erneut so ein Termin. Erst dachte ich , weil im Vorfeld soviel Papierkram zu erledigen war, der alte Amtsarzt sei längst in Pension, ich hatte schon die ganze NACHT nicht geschlafen, hatte Angst, wie ich wohl den neuen Arzt davon überzeugen könnte, dass ich nicht mehr dienstfähig bin, und vor Schülern, Hauptschülern stehen kann.

Dann war es doch der ehemalige Amtsartz.
Nun, den Vorgang kenne ich.

Und es war wieder so, es ging nur um meine psychische Verfassung. Meine Körpererkrankungen, und meine diesbezügliche genehmigte Reha, davonn wusste er nichts, etc. etc.

Nun gut, es war nicht ganz so schwer, ihm zu vermitteln, dass ich nicht ganz so frei von psychischen Störungen sei, etc. et.

Eine ganze Stunde Gespräch. Er sagte, er würde mich nicht mehr in den Schuldienst schicken, was ich ja selber auch nicht mehr will.

Und in diesem Zusammenhang sagte er, er wolle alles so formulieren in dem Gutachten ans KM, dass die mich in Ruhe lassen mit weiteren Begutachtungen. etc.

In diesem ganz langen Gespräch sagte er
dann auch, ich sei ja wirklch eine psychisch schwer beeinträchtigte Frau.

Erst dachte ich, das ist mir alles egal, was der so sagt und abdrückt. Hauptsache ich muss nicht mehr in den Schuldienst.

Nach dem Termin war ich mit einer Freundin essen und habe mich auch trösten lassen, dass der Amtsarzt so auf meinem geringen Übergewicht rumgeritten war,und mir Angst gemacht hat mit metabolischem Syndrom etc. etc.

So, Freunde haben sich noch erkundigt, ich war noch ganz froh, dass doch alles ganz gut gelaufen sei etc. et.

"Sie sind eine psychisch schwer beeinträchtigte Frau". Das darf der Amtsarzt in dieses Gutachten schreiben, weil ich mir mit 58 wirklich den Strick geben würde, müsstte ich noch einmal vor schwierigen Hauptschülern stehen.

Freunde, Freundinnen, Bruder alle erkundigten sich, wie es gelaufen sei, ich war noch ganz zufrieden.....
....und wie immer kommt es versetzt bei mir.

Ich fühle mich gar nicht als eine so sehr psychisch schwer beeinträchtigtte Frau.
Ich fahre Auto, ich gebe NACHHILFE: ich bin hier im Stadtteil ehrenamtlich tätig.
Ich bin für eine demente Mutter zuständig.........
Ich habe und pflege Freundschafte.

Ich zittere, während ich das alles schreibe, und muss jedes dritte Wort korrigieren, weil meine Finger nicht die richtigen Tasten treffen.

Bin ich denn wirklich so eine Frau , die man, frau in die Tonne stopfen muss.

Hat der Amtsarzt das wieder hingekriegt, mir mein letztes Zipfelchen Würde wegzunehmen.

Kopf sagt
was Anders.Kopf ist klug.

Mein Gefühl könnte nur noch schreien.

Ganz laut __für jeden hörbar ganz laut schreien_____meine Dienstunfähigkeit war nicht das alleinige Resultat meiner unmöglichen innerseelischen Verfassung.
Eine unerträgliche Schulleiterin, die allen das Leben zur Hölle gemacht hatte, hat auch ihren Teil dazu beigetragen.

SchulleiterInnen sind auf Lebenszeit berufen. Da können sich Hunderttausende von Lehrpersonen beim Amt
beschweren....

Ich sehe so einen ganzen Strauß an Bedingungen innerlich und äußerlich.


Die wenigen Begutachtungen durch diesen Arzt, aber eben nötig, damit ich nicht wieder in den Schuldienst muss, haben mich eigentlich jedesmal in einem ziemlich desolaten Zustand hinterlassen.

Ich zittere hier, fühl mich scheiße, weiß, dass ich heute NACHT wieder nicht schlafen kann.

Wo und wie kann ich denn ein doch noch gutes Gefühl für mich hinkriegen.


Dies fragt sich alles
Selas




Ich sehe so einen ganzen Str
________________________________

Der Weg ist das Ziel



Lebensringe sind auch Themenringe
elas
Beiträge: 2102
Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Re: Bin ich wirklich eine psychisch schwer beeinträchtigte Frau

Beitrag von elas »

Niemand da, der was sagen mag.

Auweia.
________________________________

Der Weg ist das Ziel



Lebensringe sind auch Themenringe
rosecottage
Beiträge: 378
Registriert: 22. Dez 2011, 18:58

Re: Bin ich wirklich eine psychisch schwer beeinträchtigte Frau

Beitrag von rosecottage »

Hallo Selas,

Ich habe durch meinen Beruf zahlreiche Einstellungsuntersuchungen bei Amtsärzten "ertragen" müssen und kann ein Lied davon singen, dass man dabei meist nicht auf die empathischsten aller Ärzte trifft...

Trotzdem frage ich mich, warum du diese beiden Sätze GLEICH setzt:

"In diesem ganz langen Gespräch sagte er
dann auch, ich sei ja wirklch eine psychisch schwer beeinträchtigte Frau."

und

"Bin ich denn wirklich so eine Frau , die man, frau in die Tonne stopfen muss."

Nein, du bist keine Frau, die man/frau in die Tonne stopfen muss - aber genau das machts du gerade gedanklich mit dir selbst!
Warum?

Dieser Arzt hat eine sachliche Aussage gemacht - du hast sie als sehr neagtiv gewertet aufgefasst.
Schau mal, es ist seine Aufgabe dich nach deiner Arbeitsfähigkeit zu beurteilen und du kannst aufgrund deiner Depression nicht mehr arbeiten. Alles was dich belastet beeinträchtigt dich psychisch - und du bist eine Frau. Mehr hat der Arzt nicht gesagt.

Du zählst in deinem Beitrag auf, was du alles kannst und leistest! Das ist eine riesen Leistung - trotzdem gibt es Bereiche, in denen deine Handlungsfähigkeit beeinträchtigt ist. Du darfst das nicht auf deine komplette Person und Persönlichkeit beziehen.

Der Arzt betrachtet dich nicht wie ein Freund oder ein Therapeut - er hatte seinen Fokus auf die psychische Belastbarkeit gerichtet, weil genau das in diesem Gespräch seine Aufgabe war. Dass er nicht nett ist, nicht ganzheitlich betrachtet, dich nicht lobt für das was du leistest... was interessiert's dich - du hast Freunde, die diesen Part übernehmen .

Lass dich davon nicht runterziehen... stell' dir vor, er hätte dich für voll belastbar erklärt - dann hättest du vielleicht selbst erklären müssen, wie beeinträchtigt du bist...
Er hat seinen Job gemacht und du hast dein Ziel erreicht.

Viele Grüße
mosaic
rosecottage
Beiträge: 378
Registriert: 22. Dez 2011, 18:58

Re: Bin ich wirklich eine psychisch schwer beeinträchtigte Frau

Beitrag von rosecottage »

sorry. doppelt gepostet...
elas
Beiträge: 2102
Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Re: Bin ich wirklich eine psychisch schwer beeinträchtigte Frau

Beitrag von elas »

mosaik,

hab Dank für Deinen Beitrag.


Jetzt rinnen mir nur noch meine Tränen runter, Tränen der Anspannug, Tränen der Traurigkeit..

Natürlich bin ich froh, dass ich nicht mehr in den Schuldienst muss.

Andererseits wäre ich sooooo gerne die perfekte Lehrperson geblieben, die ich immerhin mehr als 20 Jahre nach außen hin abgeben konnte.

Ich bin einfach unglücklich gerade.

Soooo unglücklich.
Ich wäre gerne dienstfähig geblieben. Ich habe das alles nicht verdient.

Und nun ist dieses Gefühl wieder da, dass so Menschen wie ich das Leben einfach nicht verdient haben. Weil nicht tüchtig , niccht dienstfähig.....könnte ich das alles mal abschalten.

Auweia, feste im Tief.

Selas
________________________________

Der Weg ist das Ziel



Lebensringe sind auch Themenringe
rosecottage
Beiträge: 378
Registriert: 22. Dez 2011, 18:58

Re: Bin ich wirklich eine psychisch schwer beeinträchtigte Frau

Beitrag von rosecottage »

Hallo Selas,

Ich weiß wie schwer das ist, seinen Beruf nicht mehr ausüben zu können - ich habe meinen durch eine körperliche Erkrankung verloren. Nach einer längeren AU, habe ich dann den Neuanfang gewagt und nocheinmal eine Ausbildung gemacht... leider bin ich jetzt arbeitslos, weil wahrscheinlich zu alt als Berufseinsteigerin in diesem Bereich .

Ja, du steckst gerade im Tief - so eine Vorstellung beim Amtsarzt führt einem den Verlust der Arbeitsfähigkeit nocheinmal in allen Einzelheiten vor Augen.
Wenn du es kannst, dann trauere jetzt - lass es raus! Es IST ein großer Verlust und du darfst darüber traurig sein!

Aber ich möchte dich nocheinmal zitieren :

"Ich fahre Auto, ich gebe NACHHILFE: ich bin hier im Stadtteil ehrenamtlich tätig.
Ich bin für eine demente Mutter zuständig.........
Ich habe und pflege Freundschafte."

Weißt du, wenn du dich jetzt hinsetzt und diese Liste weiterführst, kommen sicher noch viele Eigenschaften und Fähigkeiten hinzu, die dich ausmachen und darauf kannst du stolz sein!

Liebe Grüße
mosaic
Herd04
Beiträge: 1361
Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: Bin ich wirklich eine psychisch schwer beeinträchtigte Frau

Beitrag von Herd04 »

Hallo Selas,

ich bin auch noch da, und ich möchte dir sagen, dass ich dich sehr,sehr gut verstehen kann. Auch, wenn du weißt, dass dir der Amtsarzt sehr dabei hilft, dass du nicht mehr vor Schülern stehen und mit all den vielen Belastungen des Lehrerberufs zurechtkommen musst, tut die Einschätzung sehr weh.

Ich weiß, wovon ich spreche. Ich bin auch Lehrerin (in der Grundschule). Nachdem ich wegen Depressionen schon mal ein Jahr Rente bekommen hatte, ging es mir immer besser, ich konnte 4Jahre arbeiten und hielt auch alle Belastungen aus. Ich war und bin auch noch richtig stolz auf mich.
Aber die Depressionen kamen wieder. Ich bin jetzt 17 Monate krank und habe wieder Rente beantragt.
Zwei Wiedereingliederungsversuche scheiterten
und die Stabilität nach einer Reha hielt nicht an.

Aber das ist nicht so das Thema.
Mein Psychiater, der mich schon lange kennt, sagte mir bereits nach dem ersten missglückten Arbeitsversuch, dass ich psychisch überhaupt nicht mehr belastbar bin.
Ich habe protestiert, ihm erzählt, dass sei nur eine kurze Phase und das habe ich auch geglaubt. Ich konnte auch wieder Auto fahren, habe trotz Krankschreibung mit an Bildungsempfehlungen gearbeitet usw.
Ich war auch noch beleidigt, als er nach dem 2.wieder nicht geglückten Arbeitsversuch
dringend empfahl, Rente zu beantragen, weil ich psychisch überhaupt nicht stabil wäre und seiner Meinung nach keine Besserung zu erwarten wäre.
Ich fühlte mich absolut wertlos, habe auch immer wieder meinem Mann und meinen Kindern erzählt, was ich doch alles noch kann und dass ich es bestimmt schaffe zu arbeiten. Es ist auch jetzt noch so, dass ich oft ein schlechtes Gewissen habe und dass ich oft traurig darüber bin, weil ich nicht arbeiten gehen kann. Letztendlich ist es aber so, dass mir vor allem das Loslassen sehr schwerfällt.
Aber ich kenne ja meine desolate Psyche, und weiß jetzt einfach, mir würde es mit Arbeiten bald wieder ganz schlecht gehen, ich würde den Druck nicht mehr aushalten.
Nimm die Einschätzung des Amtsarztes nicht so tragisch. Würde er es anders sehen, müsstest du wieder arbeiten.
Diese Einschätzung heißt doch aber nicht, dass du nicht stolz auf dich sein kannst. Du machst sehr viel, und deine Verwandten und Freunde erkennen es auch an Das ist doch toll.

Übrigens, keiner von uns hat die Krankheit und alle damit verbundenen Einschränkungen verdient.
Ich muss aber immer wieder an eine Schulfreundin denken, die vor einem Jahr an Brustkrebs getorben ist. Sie hat das auch nicht verdient. Sie kann nicht erleben, dass nun bald ihr erstes Enkelchen zur Welt kommt.
Ich denke,wir-und ich schließe mich da voll mit ein-sollten nicht immer so mit unserem Schicksal hadern, vor allem dann nicht, wenn wir noch Dinge tun können, die uns ein bisschen Erfüllung bringen.

Sei froh, dass der Arzt so eine Einschätzung getroffen hat. Vielleicht ist sie ja aus deiner Sicht nicht 100%ig richtig. Aber er hat dir damit Gutes getan.

Nun sei nicht mehr ganz so traurig und versuche, entspannt zu schlafen.

Gute Nacht sagt KE
FrauRossi
Beiträge: 3165
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

-

Beitrag von FrauRossi »

elas
Beiträge: 2102
Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Re: Bin ich wirklich eine psychisch schwer beeinträchtigte Frau

Beitrag von elas »

Guten Morgen miteinander,

danke, dass Ihr mich habt gestern Abend nicht hängen lassen, und Euch auch noch spät nachts zu einer Antwort aufgerafft habt.

Die letzten Antworten habe ich erst vorhin gelesen. "Dank Chemie" hab ich doch ziemlich fest geschlafen heute Nacht.

Ja, dieser Termin ist mir sehr an die Substanz gegangen, und weil ich soviele Fragebögen im Vorfeld schon ausfüllen musste, dachte ich ja, der Gutachter ist neu.
Und dann ist soviel wieder hochgekommen, warum und wie was passiert ist etc. etc.

Ich bin immer noch traurig, nach Jahren !!!!
meinen ehemals so geliebten Beruf nicht mehr ausführen zu können. Ich war oft so stolz auf mich, dass ich mit diesen schwierigen Pubertierenden so gut umgehen konnte.

Aber es ist eine Tatsache, dass ich nicht mehr belastbar bin. Es ist de facto so.
Oft schäme ich mich deswegen, und meine auch, ich sei weniger Wert als Andere.
Gesunde, körperlich Kranke.

Und vorallem meine ich auch oft, dass ich deswegen wahrscheinlich auch keinen Partner mehr finden werde. Wer will schon eine Frau, die eine "Begabung für Depressionen" hat.

Mein Selbstbild. Fragil. Manchmal mag ich mich selber so, freu mich riesig an mir, an Anderen, find mich richtig gut in manchen Situationen.
Und dann der Amtsarzttermin, der eben schonungslos mich konfrontiert, für den Schuldienst psychisch nicht mehr belastbar zu sein. Eben auf der ganzen Linie angeschlagen zu sein.

Selbstannahme. Rudimentär.

Trauern und Loslassen. Das wäre schön.


Habt Dank, dass Ihr mich nicht alleine gelassen habt gestern Abend.


Selas, innerseelisch noch auf wackligen Beinchen.
________________________________

Der Weg ist das Ziel



Lebensringe sind auch Themenringe
Regenwolke
Beiträge: 2214
Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Bin ich wirklich eine psychisch schwer beeinträchtigte Frau

Beitrag von Regenwolke »

Liebe Selas,

ich kann dir das sehr gut nachfühlen, mir geht es ganz ähnlich und mich haben auch Aussagen von Ärzten sehr deprimiert, auch, wenn sie wohlwollend waren.

Ich finde es schwer, sich innerlich vom gesellschaftlichen Ideal des erfolgreich berufstätigen Menschen zu lösen und eigene Einschränkungen zu akzeptieren - und manchmal sind die Einschränkungen ohne Berufstätigkeit ja auch weniger spürbar, und dann kommen - bei mir zumindest - Schuldgefühle hinzu.

Aufbauendes haben dir schon die anderen gesagt, ich kann mich nur anschließen: Du bist keine Frau für die "Tonne", nur weil du nicht mehr in den Schuldienst zurück kannst!!

Alles Gute,
Wolke
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Bin ich wirklich eine psychisch schwer beeinträchtigte Frau

Beitrag von anna54 »

Liebe Selas
Es gibt nicht nur solche Tage,aber es gibt sie,wo man in den "Spiegel" schauen soll,und einer zwingt uns zur Bestandsaufnahme.

Ich kann das auch nicht aushalten,reagiere auch zeitversetzt,aber dann heftig.
Jetzt gilt es heile machen,was da gestern wieder so weh getan hat.Nur gutes für dich aussuchen,bloß nicht weitermachen mit der Negativschiene.
Was kannst du heute für dich tun?
Die Wunde kenn ich nur zu gut,ich glaube bei mir wird das nie wirklich heilen,aber ich gehe an diesen Schmerz nicht mehr "freiwillig" heran.
Berentung,Dienstunfähigkeit sind Pflichttermine,sie müssen ausgehalten werden,sie sichern unseren Alltag,mehr aber auch nicht.

Den Satz mit der Tonne--- das war schon heftig,aber es ist auch ein Gradmesser der Verwundung.
Eine wirklich tolle Mutter,4Kinder hat mir mal gesagt,als eines ihrer Kinder die Diagnose eines Krampfleidens bekam:

Wird auch so ein Kind,um in die Tonne zu hauen.
Ich war geschockt,aber sie war als Polizistin täglich "an der Front",sie hatte einen anderen Blick auf die "Lebensläufe".

So konnte ich die Erstreaktion verstehen,und danach hat sie gekämpft,für ihr Kind.
Schick dir viele Wintersonnenstrahlen,eine Frühlingsblüte, und viel Aufwind!
anna54
elas
Beiträge: 2102
Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Re: Bin ich wirklich eine psychisch schwer beeinträchtigte Frau

Beitrag von elas »

Hi miteinander,


Danke für die neuen Beiträge, Wolke, Anna54 und Norbert.

Gott sei Dank hat sich die Abwärtsspirale unterbrochen, durch die Chemie heute Nacht, durch eine schöne Mail einer meiner Freundinnen heute Morgen und die vielen Antworten von Euch.

Obwohl zerknautscht und wackelig hab ich mich schön gemacht, durch den Winter meine Einkäufe zu Fuß gemacht, mit den Verkäuferinnen geredet, mich vorhin wieder hingelegt.

Dieser Amtsarzt_Termin war schon heftig.
In allem hat er rumgebohrt, aufgewühlt, mit dem Thema Mutter, mit dem Thema meiner Liaison, sogar ins Sexuelle wollte dieser Arzt gehen, aber da hab ich ihm definitiv ein Stopp_Schild gezeigt.
Auch hat er mir mit meinen Körpererkrankungen so Angst gemacht, mit dem Bluthochdruck, mit meinem Übergewicht, vielleicht hätte ich ja schon eine Fettleber etc. etc.
Er meinte ja nur, als ich ein wenig angemüfft war, und er sagte, es sei mein Leben.
Das hat mich runtergezogen.

Ich habe, während er so auf meinem Übergewicht rumgeritten hatte, überlegt, warum das denn so wichtig ist für ihn. Und dann stellte ich doch glatt fest, dass er ordentlich abgespeckt hat. Was hatte der die letzten Male für einen Kugelbauch, ein Brauereigeschwür. Nun, und jetzt müssen alle anderen auch abnehmen....

Mosaic, Du hast es gesagt in Deinem Beitrag, es war ja keine psychotherapeutische Sitzung, in der auch Schmerzvolles angesprochen wird, aber auch oft gelöst wird innerlich, oder anders eingeordnet.

Es war lediglich eine Begutachtung.

Und es war auch kein fürsorgliches und liebevolles Gespräch unter Freundinnen.

Aber jedes Mal kriegt es dieser Arzt so hin, dass ich mich so schlecht fühle.

Jetzt kann ich schon wieder eher denken.
DANN BIN ICH HALT PSYCHISCH UND KÖRPERLICH BEEINTRÄCHTIGT:
Dies ist ja auch genau der Grund, warum mich der Schuldienst überfordert hatte in den letzten Jahren dann, und warum ich unter keinen Umständen mehr rein möchte.

Irgendjemand hats von Euch geschrieben.
Da wurde ich in der Begutachtung auf meine Krankheiten reduziert. Die sind da, de facto.
Aber____jetzt kann ichs schon wieder eher so sehen: ich bin auch noch viel mehr als diese Krankheiten.
Ja, meine Seele ist sehr brüchig und fragil.
Darauf gilt es zu achten.

Aber diese Situation zeigt mir haargenau wieder und wieder meinen depressiven Verarbeitungsmodus. Nämlich in die Selbstabwertung zu gehen, in die Minderwertigkeit, in die Wertlosigkeit.
Und das ist eben meine depressive Struktur.

ICH SAGS JETZT GANZ LAUT: JA ICH HABE IMMER WIEDER DEPRESSIONEN UND BIN DESWEGEN NICHT MEHR DAUERHAFT EINSETZBAR IM SCHULDIENST:
ABER--ICH WILL MICH TROTZDEM LIEBHABEN KÖNNEN:

Schön, dass ich Menschen an meiner Seite habe, und durch so Scheiß Situationen und Gefühle nicht so ganz alleine durchgehen muss.

Irgendjemand, warst Du das, Anna, hat auch geschrieben, sich auch von Idealen aus der Arbeitswelt verabschieden können....

Ich wäre immer gerne ideal , perfekt gewesen, habe immer ideale Bedingungen angestrebt, im Beruf, privat, von mir selber soviel abverlangt, weil ich ideal/perfekt sein wollte.

Aber ich bin überhaupt nicht perfekt oder ideal. Sovieles kann ich nicht (mehr).
Es fällt mir in aller Regelmäßigkeit schwer zu glauben, ich könnte trotzdem liebenswert sein.
Einfach so mit allen Krankheiten, Macken, Ecken und Kanten.

Heute Abend sind wir bei einer meiner netten Nachbarinnen eingeladen, und wir machen uns einen gemütlichen Mädels_Abend.
Das wird mir bestimmt ganz gut tun.


Ich drück Euch jetzt mal alle fest, sodenn ichs darf.
Selas
________________________________

Der Weg ist das Ziel



Lebensringe sind auch Themenringe
PerryRhodan
Beiträge: 329
Registriert: 9. Apr 2011, 14:14
Kontaktdaten:

Re: Bin ich wirklich eine psychisch schwer beeinträchtigte Frau

Beitrag von PerryRhodan »

Hallo Selas,

> Regelmäßig muss ich zu einem Amtsarzt des hiesigen Gesundheitsamtes , der erneut meine Dienstunfähigkeit bestätigen muss.>... es war nicht ganz so schwer, ihm zu vermitteln, dass ich nicht ganz so frei von psychischen Störungen sei, etc. et.>... er wolle alles so formulieren in dem Gutachten ans KM, dass die mich in Ruhe lassen mit weiteren Begutachtungen. etc.>In diesem ganz langen Gespräch sagte er dann auch, ich sei ja wirklch eine psychisch schwer beeinträchtigte Frau.
Eigenlich würde der Amtsarzt dir damit einen riesen Gefallen tun, wenn er für dich erreicht, dass du nicht zu weiteren Begutachtungen musst, oder?
Was ich für mich aber denke: Damit stellst du für dich zugleich deine "eigene Untauglichkeit" für das eigene Leben aus.
Doch du hast schon soviele Möglichkeiten genannt, was du sinnvolles für dich tun kannst, wie z.B. Nachhilfeunterricht. Dabei hast du die wunderbare Möglichkeit jedesmal aufs Neue für dich zu entscheiden, was das Richtige für dich ist. Du kannst jederzeit etwas beenden, was dir dafür nicht guttut, was dir schadet.
Das ist dein Recht! Du kannst dafür deine Energien dafür einsetzen, was dir wichtig ist und wirst damit noch vielen anderen helfen können. Dabei bist du keiner Leiterin oder Chef mehr ausgeliefert, du bist deine eigene Herrin über deine Resourcen. Und Ehrenamtliche Arbeit ist auch fordernd und ein unbezahlbarere Beitrag für unsere Gesellschaft!
Frau Rossi schrieb es eigentlich sehr gut mit den Schuhen: Du musst nicht jeden Schuh anziehen, den man dir hinstellt!

Gruss,
PR
--

"Wozu ist das?" "Das ist blaues Licht." "Und was macht es?" "Es leuchtet blau."
bibel
Beiträge: 494
Registriert: 20. Okt 2011, 14:45

Re: Bin ich wirklich eine psychisch schwer beeinträchtigte Frau

Beitrag von bibel »

hallo,

man muss das Ganze auch mal von der positiven Seite aus sehen. Dieser Amtsarzt muss es ja so in das Attest reinschreiben, damit du nicht mehr arbeiten gehen musst.

Du lebst, wir alle leben in einem Land, wo das noch möglich ist. Und als Beamtin bekommst du eine höhere Rente wie die anderen Arbeitnehmer, in der freien Wirtschaft.

Das ist doch gar nicht mal so schlecht.......

Als Beamtin ist man ja auch Privatpatient beim Arzt, in den ganzen Therapien, hat nicht so viele Wartezeiten, wird bevorzugt behandelt.

Du musst keine Familie versorgen, alles gehört dir.

Schaue mal mehr auf das Gute, was du bisher vom Leben geschenkt bekommen hast............


ein kleiner Löffel.
CHF
Beiträge: 172
Registriert: 9. Feb 2012, 20:04

Re: Bin ich wirklich eine psychisch schwer beeinträchtigte Frau

Beitrag von CHF »

Liebe Seals,

ich bin zwar neu hier, möchte dir aber trotzdem gerne antworten.

Ich weiss wie zwiespältig man sich fühlen kann. Auch ich war früher in Topfrom. Habe einen guten Job erledigt, den ich gerne gemacht habe. War nebenbei in ganz vielen anderen Organisationen tätig. Hatte Kraft, Schwung und wusste immer was zu tun war. Konnte Entscheidungen treffen, sowohl im Arbeitsbereich, in den Organisatinen und auch privat.

Dann plötzlich das genaue Gegenteil. Depri. Nervenzusammenbruch. Aus. Ich kam mir vor als sei mein Leben nix mehr wert.

Wurde dann durch mehrere Kuren geschickt. Und auch Kontrolle durch Arzt, Kontrollarzt, Arbeitsarzt. Diese haben mir dann alle drei bestätigt, dass ich nicht mehr ganztags arbeiten gehen dürfe und auch jobmàssig umdenken muss.

Es gibtauch bei mir immer wieder mal Tage, wo ich mich frage, wie es soweit hat kommen können. Oftmals beschuldige ich mich selbst. Denke, dass ich mir das alles selber zuzuschreiben habe.

Ich bin krank geworden, ich habe mir Krankenscheine geben lassen, ich bin in verschiedenen Kuren gewesen. Habe ich nicht genug gemacht? Bin ich gar ein Schwächling?

Sogar nach 5 Jahren habe ich immer noch oft genug Schuldgefühle.

Du bist nicht alleine, drücke dich ganz lieb und sende dir ein Köfferchen Kraft

Lg
Chantal
CHF
elas
Beiträge: 2102
Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Re: Bin ich wirklich eine psychisch schwer beeinträchtigte Frau

Beitrag von elas »

Guten Abend @all,

PR, Löffel und Chantal, auch Euch Dank für Eure Beiträge.
So allmählich habe ich mich wieder beruhigt und kann mich wieder so annehmen wie ich bin, und vorallem ja auch das Positive und Angenehme an meiner Situation sehen.

Aber. Dieser Amtsarzttermin hat wirklich , schon im Vorfeld auch, alte Wunden aufgerissen.
Ich merke es auch an meinen körperlichen Reaktionen.
Nach einem schönen Abend gestern mit meinen Mädels hier im Haus und eigentlich auch nach einer ganz guten Nacht bin ich mit Schmerzen in fast allen Gelenken in meinem Körper aufgewacht.

Die Dinge von damals an meinem Arbeitsplatz sind nicht spurlos an mir vorübergegangen.
Der Körper vergisst nichts.

Aber mein Focus ist Gott sei Dank wieder auf dem eher Positiven.

@Chantal , ich habe Dir in Deinem Thread "Neu hier" im Forum "Arbeit, Renten ..." geschrieben.


Herzlich
Selas
________________________________

Der Weg ist das Ziel



Lebensringe sind auch Themenringe
Herbstblume
Beiträge: 45
Registriert: 10. Nov 2010, 18:17

Re: Bin ich wirklich eine psychisch schwer beeinträchtigte Frau

Beitrag von Herbstblume »

Hallo, Selas. las gerade dein posting und möchte auch was dazu sagen. Ich bin jetzt 60 Jahre alt geworden, und nach 40 Jahren Krankenschwestern-Dasein in die Frauenrente gegangen im Dezember. Ich bin seit einigen Jahren auch ein Depressionspatient, war in Klinik, Kuren und habe Antidepressiva genommen. Die bin ich jetzt zum Glück wieder los. Nehme aber wegen Schmerzen nach einer Hüft-OP ständig Tilidin ( ein Opioid ) und Lyrica, was ja auch gegen Angststörungen verordnet wird. Bekomme es aber wegen Nervenschmerzen.
Seit 2008 habe ich 40 % Schwerbehinderung wegen Hüfte und Depressionen. Da steht drin: Seelische Minderbelastbarkeit wegen Depressionen. So, dazu meinte meine Hausärztin und Therapeutin mal bei einer Sitzung: Sie sind eine schwer traumatisierte Frau. Ich hatte auch Mühe, das alles zu schlucken, weil ich im Job immer dachte, ich bin voller power, muss professionell cool sein. Dann wurde mir auch von einer Kollegin unterstellt, dass ich es nur "fake". Die Aussage meiner Ärztin und der Bescheid des Amtes mit den Prozenten der Behinderung macht es aber klar: Ich bin auf Grund meiner Lebensgeschichte und ERkrankung wirklich beeinträchtigt und wenig belastbar. Ich bin nun vorzeitig in Rente gegangen, GOTT-SEI-Dank!, aber schlucke öfter an dem Gefühl, dass ich nicht mehr viel ab kann. Kleinigkeiten bringen mich schnell aus dem Tritt und dann fühle ich mich schlecht, will stärker sein. Muss aber akzeptieren, dass ich es nicht bin. Es ist gut, dass man es mir gesagt hat, dass ich nicht mehr die psychische Kraft habe, die man normal hat(te). Ja, ich verstehe Dich, fühle mich auch öfter abgewertet, weil ich denke, Mensch, warum bist Du so? Aber es ist gut, wenn andere das merken, erst recht Ärzte, auf deren Hilfe man angewiesen ist. Habe meiner zu verdanken, dass ich ein 3/4 Jahr krankgeschrieben war und dann in Frührente gehen konnte dank ihrer Hilfe. Es ist nur manchmal so, dass ich mich doof fühle, weil ich`s im Job nicht mehr mental gebracht habe. Möchtest Du mir vielleicht per mail schreiben? Meine addy ist: dpelikan2010@live.de. Falls Du nicht magst, ist es aber auch okay. Gruss, Herbstblume
elas
Beiträge: 2102
Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Re: Bin ich wirklich eine psychisch schwer beeinträchtigte Frau

Beitrag von elas »

Guten Tag @all,


BertaMarianne, hab Dank für Deinen Beitrag. Irgendwie fühlt es sich so ähnlich an, wie bei mir.

Leider haben mich keine "Engel" begleitet, als ich zu Schuldienstzeiten in diese 2 schweren Depressionen gerutscht war.

Beim 2.Mal verweigerte die PKV jegliche Stationäre Behandlung, weder über Kllinikeinweisung noch als Reha.
Ich selber hatte keinerlei Kraft zu kämpfen, und hatte ganz einfach auch eine schlechte Hausärztin.

Nach erfolgreicher Behandlung der 1.schweren Depression, habe ich von Kolleginnen ein ganz fieses Mobbing erlebt. Da haben mir doch tatsächlich auch Einige unterstellt, ich hätte nur auf Tango und Fango gemacht, und sie hätten arbeiten müssen.
Es gab ne Krankheitsvertretung damals für mich.

Einen Vorteil habe ich, der eben auch zum Nachteil gereicht.
Ich wirke so sympathisch, kann so gut mit Menschen umgehen, etc. dass eigentlich keine Mensch auf die Idee kommt, ich könnte schon mit Depressionen zu tun gehabt haben.

Es hat ja einen Vorteil. Aber es wird auch zum Nachteil, wenn niemand merkt, merken will, wie schlecht es einem eigentlich geht.

Nun, alles ist eine Weile her. Und ich möchte den Deckel auf diese ungünstige Lebensphase wieder draufsetzen.



Ich möchte nie mehr in den Schuldienst, und ich muss es auch nicht mehr.
Heute habe ich eine Mehrfertigung des Amtsärztlichen Gutachtens in meinen Händen. "Es kann mit einer Dienstfähigkeit auf Dauer ausgegangen werden. Nachuntersuchungen sind prinzipiell entbehrlich."
Na, dann hoffe ich dass sich das Regierungspräsidium Schule und Bildung auch an diese letzte Empfehlung hält.

Es sagte auch der Amtsarzt, meine "Brüchigkeit", also meine Neigung zu Depressionen würde man erst erkennen, wenn man mich besser kennen würde.
Deswegen will er, wenn er in Pension geht, auch erreichen, dass ich nicht mehr begutachtet werde. Er sagte, er kenne ja meine Vorgeschichte.


Heute hat alles wieder seine Richtigkeit für mich. Ja, ich bin beeinträchtigt, körperlich und seelisch. Zu beeinträchtigt, um noch dauerhaft dienstfähig zu sein als Hauptschullehrerin.

Es ist so wie es ist.

Vieles in meinem Erwachsenen_Leben war nicht leicht.
Ganz zu schweigen von meiner traumatischen Kindheit und Jugend.

Nie wollte ich mich darauf ausruhen, habe eigentlich immer gekämpft dafür, ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu sein etc.

Eure Beiträge hier in meinem Thread haben mir wieder geholfen, mich und meinen ureigenen Lebensweg so anzunehmen.
Mit zuviel Selbstkritik und Hadern und Zweifeln an mir und an der Vergangenheit komme ich nicht weiter.

Besser für mich ist, das alles so zu akzeptieren. Dann fühl ich mich friedlicher.


Herzlich
Selas
________________________________

Der Weg ist das Ziel



Lebensringe sind auch Themenringe
Antworten