Zukunft

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danluni
Beiträge: 8
Registriert: 23. Dez 2011, 03:18

Zukunft

Beitrag von danluni »

Hallo,

ich weiß gar nicht wie ich anfangen soll... Mein Papa hat sich am 30. November 2011 das Leben genommen. Er hatte schon seit 2007 die Diagnose einer schweren Depression, war aber in psychotherapeutischer Behandlung und auch medikamentös eingestellt. Eigentlich hatten wir das Gefühl, dass er relativ stabil war in letzter Zeit und Bekannte, die ihm nicht so nahe waren haben auch nichts von der Depression bemerkt. Außerdem ist er im Mai 2011 Opa geworden und ich hatte das Gefühl, dass ihm diese neue Rolle sehr viel Kraft gegeben hat - leider nicht genug.
Ich lebe seit diesem Tag wie einem Albtraum. Irgendwie funktioniere ich und bewältige den Alltag - zum Glück gibt mir meine Kleine ganz viel Trost - aber immer wieder kommen die Momente in denen ich denke, dass das alles einfach nicht wahr sein kann und darf. Wir waren uns sehr nahe gestanden, haben uns häufig gesehen, viel miteinander gesprochen - einfach aneinander teilgenommen und uns sehr lieb gehabt; wie das eben bei Papa und Tochter ist.
Und jetzt ist er einfach nicht mehr da. Mich quälen soviele Fragen - hätte ich etwas merken müssen/können, was hat ihn an diesem Morgen so sehr verzweifeln lassen, warum hat er uns hier so allein gelassen, warum hat er nicht angerufen, warum hat seine Therapeutin, bei der er zwei Wochen vorher war nichts bemerkt, war es für ihn schlimm oder war es die Erlösung, wie soll ich jetzt "normal" weiterleben ...?
Danke für`s Lesen
Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: Zukunft

Beitrag von Guinevere »

Tut mir leid, mein Mitgefühl!!!

Ich weiß gerade nicht, was ich Dir - auch zum Trost - schreiben könnte, aber, die vielen Fragen im Kopf kenn ich noch ganz gut vom S***** meiner Schwägerin, und meiner Nichtakzeptanz gegenüber ihrer Entscheidung.

Ich denk mir auch jetzt noch manchmal, schade, dass sie ihre Enkelkinder nicht mehr aufwachsen sehen kann. Ihre Tochter meinte letztens dazu, sie würde ja herabsehen...

Es wird wohl seine Zeit an Trauerphase brauchen, aber, irgendwann "muss" das Leben wieder weitergehn...

Ich hab sehr geklammert damals, wollte nicht loslassen...
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Zukunft

Beitrag von ghm »

Hallo danluni,

egal wie ein Angehöriger stirbt (bei mir, beide Eltern an Erkrankungen), das was trifft ist (für mich) die Endgültigkeit.

Sie sind nicht mehr da, kein "Neustart" möglich.

Das schmerzt nd macht Angst.

Aber, wenn Du Trauer, Wut und Angst zulassen kannst, verlieren sie an Macht.
Es tritt wohl eine Form der "Gewöhnung" ein.

Also bitte nimm Dir die Zeit, Deine Trauer zuzulassen.

Ich habe in meinem Wohnzimmer einen Bereich für das Gedenken an meine Eltern eingerichtet.

(2 Steinscheiben mit ihren Namen)

Das nimmt meiner Trauer die Kraft und sie sind weiterhin Teil meines Lebens.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
jonesy
Beiträge: 546
Registriert: 25. Feb 2011, 17:42

Re: Zukunft

Beitrag von jonesy »

Hallo danluni,
das ist alles für dich sehr schwer zu verstehen und es tut mir sehr leid, dass du so was durch machen musst.
Ich kann dir nur von mir sagen, wenn ich so ein Ende wirklich gewollt hätte, hätte es auch bei mir niemand gemerkt oder aufhalten können.
Also denk nicht über " hätte, könnte, wäre.."
nach.
Für manche Menschen ist das Leben einfach zu schwer und der Tod scheint der einzige Ausweg zu sein. Vielleicht war einfach seine Kraft dagegen an zu kämpfen, verbraucht.
Momentan stehst du noch unter Schock und dann kommt die Trauer, die ihren Raum braucht und irgend wann einmal auch die Wut.
Lass dir Zeit und pass gut auf dich auf.
Ich nehme dich gedanklich mal feste in den Arm.
Pauline
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Zukunft

Beitrag von anna54 »

Hallo Danluni
dein Beitrag hat mich stark berührt.
Ich wünsche dir so sehr,dass du deinen Frieden mit der Entscheidung deines Papaś finden kannst.
Ich bin in akuten Phasen meiner Depression auch gefährdet,empfinde das als Katastrophe,die nicht sein darf.Meine Lebenserfahrung,seit über 40 Jahren in einem Beruf,wo ich mit der Tat selbst,wie auch mit den fassungslosen Angehörigen,immer wieder erlebte,wie schlimm die Fragen quälen,die dann unbeantwortet bleiben.
Wer gehen will,der geht,da gibt es keine Verbindung mehr,die das aufhalten könnte,weil das ist der einsamste Weg,den der Mensch da geht.
Mir haben Mitpatienten erzählt,das Schlimmste sei das Aufwachen auf der Intensivstation, Ich wollte es nicht glauben.
Du fragst nach der Zukunft,du trägst sie in deinen Händen,du hast ihr das Leben geschenkt.
Dein Papa wird in dir und in deiner Kleinen weiterleben,wenn es für dich geht,erzähl ihr von ihm,er ist noch in eurem Leben,seine Liebe stirbt nicht.
Such dir viel Unterstützung,du darfst trauern,wütend sein,alles braucht seine Zeit.
Aber eins kann ich dir ganz sicher sagen,du wirst viel in der Zukunft erkennen,wo deine Kleine dir zeigt,wie die Liebe in einer Familie weiterlebt,immer!!!
Ganz viele Umarmungen für dich,mir tut es so leid,aber lass dir deine Zeit nicht stehlen,die Zukunft ist schon da,und wird dich retten.
Alles Liebe
anna54
danluni
Beiträge: 8
Registriert: 23. Dez 2011, 03:18

Re: Zukunft

Beitrag von danluni »

Hallo Guinevere,
vielen Dank für dein Mitgefühl.
Dass deine Schwägerin sich das Leben genommen hat, tut mir sehr leid.
Gut dass ihre Tochter einen Weg/Gedanken gefunden hat, die ihr ein wenig helfen.
Wie hast du es denn geschafft loszulassen?
Alles Liebe
danluni
Beiträge: 8
Registriert: 23. Dez 2011, 03:18

Re: Zukunft

Beitrag von danluni »

Lieber Gregor,
auch dir vielen Dank für dein Mitgefühl und dafür dass du mich ein bisschen an deiner Trauerbewältigung teilhaben hast lassen.
Ich habe ein Bild von meinem Papa im Wohnzimmer, neben dem ich jeden Abend eine Kerze anzünde. So habe ich ein bisschen mehr das Gefühl, dass er bei mir ist.
Alles Liebe
danluni
Beiträge: 8
Registriert: 23. Dez 2011, 03:18

Re: Zukunft

Beitrag von danluni »

Hallo Pauline,
vielen Dank für deine Antwort.
Deine Worte haben mich sehr berührt und mir auch ein wenig geholfen.
Ich habe beim Lesen gedacht, dass du wohl sehr gut kurz zusammengefasst hast, was in einem Menschen vorgehen muss bevor er diesen Weg geht.
Vielen Dank und dir alles Liebe!
Anja
danluni
Beiträge: 8
Registriert: 23. Dez 2011, 03:18

Re: Zukunft

Beitrag von danluni »

Liebe Anna,
ich danke dir für deine liebe Antwort, die mir sehr nahe geht, wenn ich sie lese!
Mir fehlen grad irgendwie die richtigen Worte...
Ich werde schon versuchen meiner Tochter irgendwann von ihrem Opi zu erzählen, und von seinem Weg. Ich erzähle ihr auch jetzt schon ganz viel von ihm, aber sie ist ja erst acht Monate - das ist für mich eine sehr schwierige Vorstellung, dass sie ihn einfach nicht "kennen" wird, wo er doch für mich so ein naher, wichtiger, lieber Bestandteil meines Lebens war und ist.
Ich hoffe auch, dass ich die Entscheidung meines Papa`s irgendwann von Herzen akzeptieren kann. Momentan fehlt er mir einfach zu sehr...
Ich wünsche dir alles Liebe,
Anja
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Zukunft

Beitrag von anna54 »

Liebe Anja
wenn du mit deiner Tochter sprichst,dann kannst du ihr ja noch nicht den Weg deines Vaters erklären.
Aber ganz sicher kann sie auch mit 8Monaten erfassen,dass du traurig bist,und deshalb würde ich als Mutter es ihr immer wieder sagen,Säuglinge verstehen die Worte noch nicht,aber die Gefühle.
Ich habe das oft erlebt,gerade auch in meinem Beruf.
Ich umarme dich,alles Liebe
anna54
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