Mein Bruder

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Pechmarie
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Mein Bruder

Beitrag von Pechmarie »

Hallo!

Ich schreibe das einfach einmal auf, weil es mir gerade sehr sehr schlecht geht und ich eigentlich nur die Wand anstarren möchte.
Mein Bruder und ich waren uns noch nie grün. Seit ich meinen Job wegen Mobbing und Depressionen verloren habe, ist es allerdings noch wesentlich schlimmer geworden. Für ihn bilde ich mir die Krankheit nur ein. Ich war in Therapie, er und meine Mutter sind meine einzigen noch lebenden Angehörigen, keiner von Beiden hat je gefragt, ob es mir dadurch besser geht, wie ich mich fühle etc.
Alles, was zählte war: Hast du wieder Arbeit??? Ich habe die Beiden finanziell unterstützt, er ist in der Ausbildung, meine Mutter verschuldet.
Als ich gekündigt wurde, konnte ich das nicht mehr. Schade fand ich das nicht, denn die Beiden haben die Hälfte meines Gehaltes bekommen und ich habe schlechter gelebt als mit Hartz4.
Meine Therapeutin meinte, es sei wichtig, dass ich mir einen Job suche, der mir Spaß macht, den ich auch wirklich machen möchte.
Im Moment habe ich einen Job, der mir jedoch gar nicht gefällt. Ich habe ihn auf Drängen meines Bruders angefangen, er macht absolut keinen Spaß und ist scheiße bezahlt.
Ich habe mich deswegen auf mehrere Stellen beworben, meinem Bruder ist das nicht genug. Er fragt jeden Tag, was meine Bewerbungen machen, ob ich denn da und da schon angerufen hätte, wann ich das denn machen wollte.
Vor ein paar Tagen meinte ich dann, dass mich das nerven würde. Er solle damit aufhören. Er sagte nichts dazu.
Heute fing es wieder an. Er fragte, ob sich denn Firma XY schon gemeldet hätte, ob ich denn da jetzt mal angerufen hätte, wann ich denn anrufen wollte.
Mir ist der Kragen geplatzt, ich habe ihm vor den Latz geknallt, dass er mich in Ruhe lassen soll, dass es mein Leben ist und er da nichts drin rumzuschnüffeln hat.
Da wurde er ziemlich sauer und ging auf mich los. Er meinte, ich würde immer nur auf Konfrontation gehen, ich könne gar nicht anders. Er zeige doch nur Anteilnahme, warum ich ihm nicht gesagt habe, dass mir das auf die Nerven gehen würde…
Er wurde laut, brüllte, warum ich ihm nicht in die Augen sehen würde, riss mir die Kaffeetasse aus der Hand.
Ich habe nichts erwidert. Er schrie etwas von wegen, ich sei total verbittert, ich könne nicht glauben, dass sich jemand für mein mickriges Leben interessiert, innerlich sei ich total verkrüppelt…
Seitdem sitze ich hier rum und starre vor mich hin und fühle eigentlich gar nichts.

Pechmarie
flocke
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Re: Mein Bruder

Beitrag von flocke »

Hallo Pechmarie,

da hast du ja eine Menge einstekcne müssen. Nicht nur heute...

Lebt ihr zusammen? Es gibt verschiedene Möglichkeiten die Situation für dich angenehmer zu machen. Du könntest ausziehen, oder ihr geht zumindest zum Amt und beantragt staatliche Unterstützung. Du musst nicht alleine und auf deine Kosten für deine ganze Familie aufkommen, wenn es dich finanziell überfordert (und wenn ihr nicht zusammelebt quasi garnicht) evtl. stehen euch Leistungen zu.

Dein Bruder hat da die ein oder andere Grenze massiv überrannt, was nicht in Ordnung ist. Anscheinend liegt ihm aber auch etwas an dir.

Vielleicht könnte es helfen ihn in die Therapie mit ei nzubeziehen. Nur wenn du das willst natürlich. SO könntet ihr, unter Aufsicht sozusagen, reden und das verhi ndert hoffentlich dass er so übergriffig und laut wird.


Du bist noch neue hier. Oder liest du schon eine Weile mit? Vielleicht kannst du dich ja im FOrum etwas umschauen. Natürlich geht es hier um Depressionen,aber es gibt auch Threads die man gut zur Ablenkung nutzen kann.So werden immer mal Links zu Musiktiteln gepostet usw.

Lass die negativen Vorwürfe deines Bruders nicht zu nah an dich heran.

Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Secret
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Re: Mein Bruder

Beitrag von Secret »

Hallo Pechmarie,

du schreibst :
"Als ich gekündigt wurde, konnte ich das nicht mehr. Schade fand ich das nicht, denn die Beiden haben die Hälfte meines Gehaltes bekommen und ich habe schlechter gelebt als mit Hartz4."

Da liegt es doch auf der Hand, warum Dein Bruder verärgert reagiert hat.

Es tut mir für Dich leid, dass Du Dich nun nach der Konfrontation schlecht fühlst, aber ich hätte nicht anders gehandelt.

Du entwickelst Dich eben weiter, weil Du nicht mehr die Opferrolle übernimmst und selber entscheidest wann und wo du dich bewirbst.

Ich habe mich in letzter Zeit auch häufiger schlecht nach Auseinandersetzungen gefühlt, früher habe ich mehr den Weg des geringsten Widerstandes genommen.

Doch frage Dich mals selber: Was bringt Dir der Weg des geringsten Widerstandes?? Es wird nur schlimmer dadurch wenn man sich nicht abgrenzen kann.

Du möchtest nicht über deine Bewerbungen diskutieren und fertig!! Das ist auch ein langer Weg, den ich in Verhaltenstherapie gehen musste, und ich wünsche auch Dir viel Erfolg Deinen Weg weiterhin zu gehen.

Weiter so!! Auch wenn wir uns besser von anderen abgrenzen können, die Verletzlichkeit geht leider nicht ganz weg.

Mein Therapeut sagte mir mal dazu dass ich so etwas wie Unverwundbarkeit möchte und das habe halt keiner.

Ich wünsche dir viel Kraft.

Secret
LG

Secret
PerryRhodan
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Re: Mein Bruder

Beitrag von PerryRhodan »

Hallo Glücksmarie,

> Seit ich meinen Job wegen Mobbing und Depressionen verloren habe, ist es allerdings noch wesentlich schlimmer geworden. Für ihn bilde ich mir die Krankheit nur ein.
> ... er und meine Mutter sind meine einzigen noch lebenden Angehörigen, keiner von Beiden hat je gefragt, ob es mir dadurch besser geht, wie ich mich fühle etc.
> Ich habe die Beiden finanziell unterstützt, er ist in der Ausbildung, meine Mutter verschuldet.
Ich lese für mich heraus, du bist der Versorger der Familie. Du bist es, die das Geld verdient und damit eine Elternrolle einnimmst. Ich kann mir vorstellen, ihr wohnt alle noch zusammen.

> Im Moment habe ich einen Job, der mir jedoch gar nicht gefällt. Ich habe ihn auf Drängen meines Bruders angefangen, er macht absolut keinen Spaß und ist scheiße bezahlt.
> Ich habe mich deswegen auf mehrere Stellen beworben, meinem Bruder ist das nicht genug. Er fragt jeden Tag, was meine Bewerbungen machen,
Es macht Angst, wenn die finanzielle Sicherheit der Familie wegfällt. Du hast bisher für diese Sicherheit gesort und das bricht nun weg. Es kommt zur weiteren Unsicherheit. Da ist kein Vater und du als älteste Schwester wirst jetzt dafür zur Verantwortlichkeit gezogen. Das hat bisher geklappt und soll wieder so werden. Die Angst, die Familie könnte zerfallen, schwebt über dir und deinem Bruder wie ein Demoklesschwert. Die Überschuldung der Mutter droht. Dein Bruder fürchet um seine Ausbildung. Es soll wieder so werden wie früher!

> Er meinte, ich würde immer nur auf Konfrontation gehen, ich könne gar nicht anders. Er zeige doch nur Anteilnahme, warum ich ihm nicht gesagt habe, dass mir das auf die Nerven gehen würde…
>Er wurde laut, brüllte, warum ich ihm nicht in die Augen sehen würde, riss mir die Kaffeetasse aus der Hand.
Das musst du dir nicht gefallen lassen. Er wird scheinbar aggresiv dir gegenüber, weil du ncith mehr funktionierst. Weil du nicht mehr das tust, was er gewohnt ist.

> Ich habe nichts erwidert. Er schrie etwas von wegen, ich sei total verbittert, ich könne nicht glauben, dass sich jemand für mein mickriges Leben interessiert, innerlich sei ich total verkrüppelt…
Er sieht dich als Schuldige und will von dir du sollst die Schuld wie gewohnt übernehmen und weitertragen. Doch du bist ihm nichts schuldig! Du bist keine Rechenschaft schuldig! Du bist es bisher gewesen, die die Familie finaziell getragen hat. Dafür gebührt dir Dankbarkeit und nicht Vorwurf! Doch wo ist diese Dankbarkeit. Wo bleibt dein Glück?

> Seitdem sitze ich hier rum und starre vor mich hin und fühle eigentlich gar nichts.
Es gibt nichts schlimmeres als Fremdbestimmung! Nichts schlimmeres als nur zu funtionieren. Und wenn es nur um die Anderen, wie Ängehörige, geht - nur niemals um sich selbst - dann geht es nur um die reine Funktion.

Ich würde mir überlegen, ob es nicht für mich besser ist - denn es geht in erster Linie um mich - mir einen passenden Job zu suchen. Einen Job für mich, der mir entspricht und der Geld einbringt, das für mich alleine bestimmt ist. Für mich eine eigene Wohnung zu finden und auszuziehen. Und ich lasse niemanden in meine Wohnung, wenn ich es nicht will. Es liegt jetzt in der Verantwortung meines Burders und meiner Mutter selbst Verantwortung für sich zu übernehmen.

Gruss,
PR
--

"Wozu ist das?" "Das ist blaues Licht." "Und was macht es?" "Es leuchtet blau."
PerryRhodan
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Re: Mein Bruder

Beitrag von PerryRhodan »

Nachtrag:
Ich bin es, der wissen muss ob ich mir einen neuen Job suche. Welchen Job ich machen will. Was ich dafür tue und was nicht!
Ich bin es der diese Verantwortung beantworten kann und ob ich alles notwendige dafür tue!
--

"Wozu ist das?" "Das ist blaues Licht." "Und was macht es?" "Es leuchtet blau."
Pechmarie
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Re: Mein Bruder

Beitrag von Pechmarie »

Meinen Bruder würde ganz sicher nicht mit in die Therapie einbezogen werden wollen.
Meine Mutter ist sehr krank und schon längere Zeit im Krankenhaus, sie wird nicht mehr lange leben.
Das Haus, in dem wir leben, geht dann an mich und ihn 50:50...
Ich habe mir schon überlegt, auf meinen Anteil zu verzichten und einfach zu verschwinden.
Das ist die Entscheidung, an der ich gerade zu knabbern habe. Denn sonst würde ich mein Leben lang in seiner Nähe sein. Und das erscheint mir gerade unerträglich.
1166
Beiträge: 9
Registriert: 17. Jan 2012, 10:17

Re: Mein Bruder

Beitrag von 1166 »

Hallo Pechmarie,
habe lange überlegt, warum mich die Schilderung des Verhaltens Deines Bruders so wütend macht und bin jetzt drauf gekommen. Jetzt kann ich Dir auch antworten, da ichs für mich sortiert habe.
Wie: "mein Bruder würde nicht wollen, in die Therapie einbezogen zu werden."???
Das ist doch für DEINE Therapie nicht sooo relavant, was Dein Bruder will, oder?
Was Dein Bruder will scheint insgesamt einen großen Stellenwert einzunehmen, das könnte ein Hauptproblem in DEINEM Leben sein???
Sorry wenn das jetzt etwas massiv klingt, liegt es daran, das genau das auch MEIN Hauptproblem bezüglich BRuder und Vater ist/war. Fühl Dir also nicht auf den Schlips getreten, fiel mir eben spontan so extrem auf, weil es eben auch meine Geschichte ist. Grmpf.
Liebe Grüsse wünscht mäxie.
P.S. Du erbst auch 50 Prozent, wenn Du dort nicht lebst. Wir sind ja nicht mehr im Mittelalter - Burg geentert, jetzt isses meins....
Wenn Dein Bruder Dich nicht auszahlen kann muss er Dir für Deinen Teil Miete zahlen. Wenn er das nicht kann, kann
er sich SEIN Leben nicht leisten!!!
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