Funktionier-Modus

[Vaf-2Gal]

Hsllo Zarra,
danke für deine ehrliche Rückmeldung, ich weiß das sehr zu schätzen! Ich versteh mich zur Zeit ja auch nur sehr begrenzt - von daher ist das, was ich schreibe, wahrscheinlich nicht immer gut verständlich.

Für mich hat das etwas mit Krankheitseinsicht zu tun, wenn mir klar wird, dass meine emotionale Reaktion überhaupt nicht zum Auslöser passt (Bsp. Mail), statt zu sagen, es geht mir so schlecht wegen dieser Mail.

Und ich merke halt, dass ich so überempflindlich und erschöpft bin, dass ich so viel damit zu tun habe, mich selber einigermaßen aufrecht zu halten, dass ich fremdes Leid, Konflikte, Aggressionen grad überhaupt nicht aushalten kann.

Leider besteht ungefähr die Hälfte meines Arbeitsalltags genau daraus: mitfühlen mit Betreuten, Anliegen von MitarbeiterInnen ernstnehmen, Konflikte lösen .....Normalerweise ist das eine meiner starken Seiten.

Im Moment habe ich den Eindruck, ich paddle ziemlich orientierungslos im Sumpf Depression herum und versuche zu begreifen, was mit mir passiert. Deshalb bin ich froh, dass es dieses Forum gibt und man von denen lernen kann, die schon mehr Orientierung gefunden haben.

LG
Lächeln

[Vaf-2Gal]

Hallo loewin,

ich schaffe den Funktioniermodus im Moment nur bei der Arbeit. Mein Chef weiß Bescheid und meinte am Donnerstag, dass niemand auf die Idee käme, ich sei depressiv. Dafür ist mein Privatleben fast nicht mehr vorhanden. Ich gehe kaum mehr weg. Besuche sind mir zu viel und auch im Haushalt mach ich kaum was. Ich schlafe sehr viel. Und dann kommt der Montag und ich funktioniere wieder.

Ich wünsch dir eine gute Woche!
LG
Lächeln

[Loewin]

Liebe lächeln, das wünsche ich dir auch. Es hilft in jedem fall zu sehen, dass es auch andere gibt, die SO leben und dieses meistern - auch wenn wir uns fragen, wie es sein kann, dass keiner merkt, wie viel Kraft das kostet. Glg

[Zarra]

Hallo Lächeln,

>Für mich hat das etwas mit Krankheitseinsicht zu tun, wenn mir klar wird, dass meine emotionale Reaktion überhaupt nicht zum Auslöser passt [...]
Ja, so kann ich das gut nachvollziehen. - Und das paßt eben auch zur Krankheit Depression, inkl. dem, was Du von Überempfindlichkeit und Erschöpfung schreibst. Die Akkus sind einfach leer und es geht eigentlich nicht mehr ...

Paß auf Dich auf! (... sehr viel leichter gesagt als getan!!!) So lebenspraktisch(-gut) das Funktionieren ist ..., die Gefahr besteht einfach darin, daß man sich irgendwann selbst gar nicht mehr fühlt (!), und dann auch gar nicht mehr weiß, wissen kann, was man denn nun will oder bräuchte. Ich weiß von mir selbst, daß es nicht einfach ist, da für sich (und die jeweilige Umgebung) den passenden Weg zu finden, der auch Rückbesinnung auf sich selbst ermöglicht (das muß man nicht in jeder Stunde tun; aber es muß eben auch Platz dafür sein).

Alles Gute! Zarra

[2801]

Hallo Lächeln,

das Thema spricht mich sehr an, ich habe den ganzen Thread gelesen und finde mich dort eben auch wieder.

Zum Funktionier-Modus folgendes: Auf der Arbeit habe ich in den letzten Jahren nur noch funktioniert. Die Kraftreserven gingen irgendwann jedoch zur Neige, das habe ich gemerkt, weil ich Zuhause nichts mehr auf die Reihe gekriegt habe und mich mehr und mehr zurückgezogen habe. Irgendwann ging nichts mehr, ich war nicht mehr in der Lage, irgendwas hinzubekommen. Ich war AU, habe einige Wochen Zuhause gesessen und bin dann stationär in eine Klinik gegangen. Danach Reha, Wiedereingliederung und ein halbes Jahr gearbeitet. Sehr schnell bin ich wieder in diesen "Funktonier-Modus" reingerutscht weil die äußeren Belastungen zu viel für mich waren. Ich habe das einige Monate durchgehalten, im Büro meine Zeit durchgezogen, wenn ich nach Hause kam zu erledigt um irgendwas zu machen. Selbst Essen war eine Last.

Seit Dezember bin ich wieder AU, habe 3 Wochen nur im Bett gelegen und wandle seitdem zwischen Bett und Sofa hin und her. Alles Andere geht nicht mehr. Nächste Woche gehe ich wieder in die Klinik.

Ich möchte dir nur sagen, versuche dich zu entschleunigen und Kräfte zu schonen, bevor dein Körper / deine Seele dich von sich aus "gewaltsam" entschleunigt und du dich dann mühsam von ganz unten im Loch wieder aufrappeln musst. Versuche, dagegen anzugehen bevor deine Kraftreserven ganz aufgebraucht sind. Gehe achtsam mit dir um, und wenn möglich geh raus, hab Spaß, erfreue dich an Hobbys.

Wenn du aber dafür keine Kraft hast, dann scheue dich nicht, dir mal eine Auszeit zu gönnen. Aber hier ganz ehrlich - wenn du die Zeit Zuhause dann nicht genießen kannst und es dir nicht gelingt für dich zu sorgen - vielleicht wäre es dann besser, einen stationären Aufenthalt in Betracht zu ziehen. Ich selber hatte da immer ganz große Angst vor, aber mittlerweile sehe ich es als eine Chance, mich mir selber wieder anzunähern.

Ich kann nicht in dich reinschauen, aber das sind die Gedanken die ich habe, die Schlußfolgerungen, die ich für mich gezogen habe. Daß Kraftreserven eben auch endlich sind.

Pass gut auf dich auf!

Viele Grüße
Anna_J

[Vaf-2Gal]

Liebe Anna,

danke dass du so tief eingestiegen bist in das, was mich bewegt.

Ich habe nicht den Eindruck, "einfach so" wieder gesund zu werden. Am liebsten würde ich wirklich eine stationäre Therapie machen. Aber ich vermute, dass es wohl einige Monate dauert, bis ich einen Platz bekommen würde.
Seit gestern bin ich wieder zu Hause, am Dienstagnachmittag saß ich im Büro und es ging gar nichts mehr. Was ich gelesen hab, konnte ich nicht aufnehmen. Sobald aber jemand am Telefon oder an der Bürotür war - schwupps war der Funktioniermodus angeschaltet.
Ich hab nahcher einen Arzttermin, mal sehen was sich daraus ergibt. Am Dienstagabend hatte ich das Vorgespräch zur Psychotherapie (Start: April) und die Therapeutin wollte mit meinem Hausarzt telfonieren. Da bin ich gespannt.
Für mich klingt es, als ob du relativ rasch einen Klinikplatz bekommen hast, oder?

Wünsch dir einen guten Tag!

LG
Lächeln