Gnadenloser Rückfall

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Lebensdurst
Beiträge: 18
Registriert: 12. Okt 2010, 20:05

Gnadenloser Rückfall

Beitrag von Lebensdurst »

Hallo lieber Leser, liebe Leserin,

vor 1 1/2 Wochen holte mich meine Depression wieder ein. Meine Konzentrationfähigkeit in der Arbeit sank stetig bis ich mich in Fehlern wieder fand und meine Teamleitung mich darauf aufmerksam machte. Fast besinnungslos versuchte ich meine Fehler zu korrigieren. Irgendwann ging ich für längere Zeit auf die Toilette, um für mich zu sein bzw. wieder zu Kräften zu kommen. Ich dachte, dieser schreckliche Tag würde nie enden. Ich war bleich, habe geschwitzt und fühlte mich elend.

Als ich endlich zu Hause war, fiel der ganze Tag (und vielleicht noch mehr) in Tränen von mir ab. Ich konnte mich fast nicht mehr beruhigen...

Zum Glück blieb ich am nächsten Tag zu Hause. Am Beginn meiner Depression vor einigen Jahren wäre mir das nie in den Sinn gekommen. Ich hätte mich weiter gequält...

Seitdem bin ich krank geschrieben, um mich wieder zu stabilisieren. In einer Woche will ich wieder arbeiten, ich hoffe, es geht alles gut. Einige Ängste verfolgen mich täglich...

Leider erlitt meine Psychotherapeutin letzes Jahr einen schlimmen Schicksalsschlag, so dass Sie nun zum 2. Mal pausieren muss. Jetzt muss ich mir wohl oder übel eine neue Therapeutin suchen, weil sie frühestens im April wieder arbeiten kann.

Wie geht ihr mit Rückfällen um?

Liebe Grüße, Sarafia
"Die Depression ist gleich einer Dame in Schwarz.

Tritt sie auf, so weise sie nicht weg,

sondern bitte sie als Gast zu Tisch und höre,

was sie zu sagen hat."

(C. G. Jung)

rosecottage
Beiträge: 378
Registriert: 22. Dez 2011, 18:58

Re: Gnadenloser Rückfall

Beitrag von rosecottage »

Hallo Sarafia,

Eigentlich findest du die Antwort auf deine Frage nach dem Umgang mit den Rückfällen selbst - in deiner Signatur von C.G. Jung.

Genau so gehe ich mit meiner Depression und den dazugehörigen Tiefs um.

Zur Zeit gibt es mehrere Threads zu deinem Thema:

http://www.diskussionsforum-depression. ... 1326442839

und

http://www.diskussionsforum-depression. ... 1326484448

Da findest du schon einige Antworten.

Ansonsten finde ich es gut, dass du jetzt für dich sorgst und erst einmal zu Hause bleibst, etwas zur Ruhe kommst und dich um deine Therapie kümmerst.

Es ist immer doof, wenn man warten muss bis die Therapie beginnt oder weitergeht, aber vielleicht kannst du solange mit deinem Arzt sprechen?

Und hier findest du auch Austausch und wirst sehen, du bist nicht allein.

Liebe Grüße
mosaic
wütend

Re: Gnadenloser Rückfall

Beitrag von wütend »

>>Wie geht ihr mit Rückfällen um?<<

He Sarafia

ich suche so schnell wie möglich meinen Psychiater und zusätzlich einen/meinen Psychotherapeuten auf.
FrauAhnungslos
Beiträge: 84
Registriert: 19. Dez 2011, 13:20

Re: Gnadenloser Rückfall

Beitrag von FrauAhnungslos »

Hallo Sarafia,

einen genau solchen Tag habe ich vor ein paar Wochen auch auf der Arbeit gehabt und kann gut nachvollziehen, wie schlimm das für dich gewesen sein muss.
Du beschreibst dein Tief als einen Rückfall, was bedeutet, dass du schonmal eine schlimme Phase durchlebt hast. Und die scheinst du gemeistert zu haben... denk immer daran, dass das auch wieder vorbei geht und du mit Hilfe auch diese schwere Zeit hinter dich bringen kannst.

Ich finde es ganz toll, dass du sofort für dich erkannt hast, dass du deine Grenzen überschritten hast und erstmal zu Hause geblieben bist. Ich habe das anfangs nicht gemacht, bin aber nun auch seit einer Woche krangeschrieben und merke, dass mir diese Zeit sehr gut tut und mir hilft, die Depression besser zu verstehen und damit umzugehen.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und hoffe, du wirst schnell einen neuen verständnisvollen Therapeuten finden.

Alles Gute!!
FrauRossi
Beiträge: 3165
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

-

Beitrag von FrauRossi »

Secret
Beiträge: 1424
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: Gnadenloser Rückfall

Beitrag von Secret »

Hallo Sarafia,

du schreibst:

"Zum Glück blieb ich am nächsten Tag zu Hause. Am Beginn meiner Depression vor einigen Jahren wäre mir das nie in den Sinn gekommen. Ich hätte mich weiter gequält...

Seitdem bin ich krank geschrieben, um mich wieder zu stabilisieren. In einer Woche will ich wieder arbeiten, ich hoffe, es geht alles gut. Einige Ängste verfolgen mich täglich."

Ich hab da mal eine Frage and Dich oder auch andere Forumsmitglieder: Was sagt ihr dann den Arbeitgeber? Ich hatte in solchen Fällen immer furchtbare Angst, dass der Arbeitgeber mir das so auslegt, dass ich mich einfach krankschreiben lasse weil er mich auf Fehler hingewiesen habe, weil ich beleidigt sei und ihm eins auswischen wolle. Daher habe ich meist gesagt, ich habe Magen-Darm oder so etwas oder ich habe mich weiterhin zur Arbeit gequält. Ich lese häufiger dass manche AG damit umgehen könnten wenn man ihnen sagte man habe Depressionen, ich habe dann aber gefürchtet aus diesem Grunde gekündigt zu werden.
Aber trotzdem habe ich nie lange einen Arbeitsplatz behalten können, obwohl ich es nie sagte....

Secret
LG

Secret
taipan
Beiträge: 18
Registriert: 6. Jan 2012, 21:16

Re: Gnadenloser Rückfall

Beitrag von taipan »

Hallo Sarafia,

Dein Beitrag liest sich wie meine eigene Geschichte.
Auch mir geht es seit ca.5 Wochen wieder richtig schlecht. War letztes Jahr von Februar bis mitte Oktober krank geschrieben wegen Depressionen.Habe Medis genommen und war auch beim Psychologen. Im Oktober noch begann ich wieder zu arbeiten. Habe nicht lange durchgehalten. Noch vor Weihnachten hat es mich wieder schlimm erwischt. Seitdem bin ich AU geschrieben. Irgendwie kommt es mir vor, als würden die Abstände immer kürzer und die Symptome immer schlimmer. Würde auch gern wissen, wie andere Forianer mit so etwas umgehen. So langsam verzweifle ich daran.
Herzlichst taipan
Lebensdurst
Beiträge: 18
Registriert: 12. Okt 2010, 20:05

Re: Gnadenloser Rückfall - DANKE

Beitrag von Lebensdurst »

Erstmal vielen lieben Dank an alle für die Antworten zu meinem Beitrag.

@mosaic

Vielen Dank für deinen Hinweis, das habe ich gar nicht bemerkt. In erster Linie sollte man in sich hineinhorchen und die Signale seines Körpers bzw. der Psyche versuchen zu deuten. Erst wenn man die Gründe aufdeckt, beginnt man es zu verstehen und kann an sich selbst arbeiten oder an der Situation etwas verändern. Ich habe bereits mit meinem Psychater gesprochen - er hat mich zunächst einmal krank geschrieben. Bevor meine AU ausläuft, werde ich wieder zu ihm gehen und sehen, wie es weiter geht.

@Frau Rossi
Meine Therapeutin hat mir von der Theorie eines Kollegen erzählt. Er glaubt, dass eine Depression so viel Zeit in Anspruch nimmt, wie der Prozess bis zur entgültigen Depression gedauert hat. Wenn ein Depressiver also vor 10 Jahren die ersten Anzeichen einer Depression aufwies, dauert die Heilung auch etwa 10 Jahre. Ich habe erst durch die Psychotherapie gemerkt, wo die wunden Punkte in meinen Leben sind bzw. waren. Erst wenn man klarer sieht, kann man an seinem Verhalten bzw. an seinen Lebensumständen etwas ändern. Mir persönlich hilft es auch, die Menschen in meiner Umgebung besser zu verstehen, weil ich vielleicht dann negative Äußerungen nicht mehr so ernst nehme wie vorher. Als ich einmal sehr unzufrieden über meine Fortschritte war, hat meine Therapeutin mir aufgezählt, welche wesentlichen Veränderungen in meinem Leben bereits stattgefunden haben. Vielleicht ist das auch ein kleiner Ratschlag an mich selbst und natürlich an Mitleidene, die einen Rückfall erlitten haben. Nicht desto trotz muss man erst den Rückfall überstehen, bevor man sich überhaupt mit seinen Fortschritten beschäftigen kann. In der Zeit war und ist mir mein Partner eine sehr große Stütze und (leider) Valium. Liebe Frau Rossi, ich wünsche dir ganz viel Kraft für deine weitere Genesung. Versuche an dich zu glauben. Ich tues!

@Secret
Gut, dass du das ansprichst. Vor dieser Frage stehe ich immer wieder. Also diesmal habe ich gesagt, dass ich schlimme Kreislaufprobleme habe. Ich hatte aber auch schon mal Grippe oder einen Magen-Darm-Virus angegeben. Ich kann deine Ängste gut verstehen, ich bin dahingehend ein schlimmer Grübler. Es liegt vermutlich auch einfach daran, dass Depressionen leider immer noch ein Tabuthema sind und viele Menschen es nich verstehen oder auch nicht verstehen wollen. Ich glaube nicht, dass man dich aufgrund dessen kündigen kann. Meine Beobachtungen darin haben ergeben, dass die Menschen dich plötzlich anders ansehen. Allein eine Arzthelferin ging schon direkt anders mit mir um.

@taipan
Ich fühle mit dir. Es ist so schlimm, wenn man seinen Alltag nicht aufnehmen kann. Ich hoffe sehr, dass diese Auszeit dir helfen wird, dich zu stabilisieren. Wäre eine psychosomatische Klinik für dich eventuell eine Hilfe?
"Die Depression ist gleich einer Dame in Schwarz.

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sondern bitte sie als Gast zu Tisch und höre,

was sie zu sagen hat."

(C. G. Jung)

taipan
Beiträge: 18
Registriert: 6. Jan 2012, 21:16

Re: Gnadenloser Rückfall

Beitrag von taipan »

Hallo Sarafia,

hatte 2000 schonmal eine Kur über 6 Wochen. Danach ging es mir sehr lange Zeit gut.
Ich denke schon, daß es wohl ganz gut für mich wäre. Leider ist dies aber nicht so einfach.

Kurzfristig bekommt man keine Termine, wohin mit meinem Schnuffi und das Geschäft meines LAG.
Lebensdurst
Beiträge: 18
Registriert: 12. Okt 2010, 20:05

Re: Gnadenloser Rückfall

Beitrag von Lebensdurst »

@taipan

Das kann ich gut verstehen. Ich selbst kann mich nicht zu einer Klinik durchringen. Es ist nicht einfach, sein Leben für ca. 6 Wochen einfach auf Eis zu legen, um sich zu erholen. Ich weiß nicht, wie es dir oder anderen dabei geht, aber mich würde es sehr große Überwindung kosten in eine Klinik zu gehen. Das hat auch sicherlich mit der Krankheit selbst zu tun. Ich selbst hoffe nun, dass meine Lebensumstände mir den Gang dorthin irgendwann erleichtern werden. Bis dahin versuche ich mich über andere Wege zu stärken wie z. B. Psychotherapie.
Liebe Grüße, Sarafia
"Die Depression ist gleich einer Dame in Schwarz.

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was sie zu sagen hat."

(C. G. Jung)

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